Magazin 197704
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Neue Waffe:<br />
Marschflugkörper<br />
Die Entwicklung neuer Waffen geht<br />
in Ost und West weiter. Die neueste<br />
Schöpfung der Rüstungsindustrie:<br />
Crulse Missiles, Marschflugkörper<br />
im Unterschallbereich. Sie können<br />
geballte Ladungen aufnehmen, die<br />
dann mit größter Präzision ins Ziel<br />
gebracht werden.<br />
In den USA konnte die Miniaturisierung<br />
so vervollkommnet werden,<br />
daß nukleare Gelechtsköpfe kaum<br />
mehr als ein Kilo wiegen. Bei den<br />
großen Reichweiten, die Marschflugkörper<br />
erzielen, sind die Abwehrmöglichkeiten<br />
gering. Die erste amerikanische<br />
Cruise Missile-Version soll<br />
von Flugzeugen aus eingesetzt werden;<br />
die Reichweiten liegen zwischen<br />
1200 und 1800 Kilometern. Dies gemessen<br />
nach dem Start vom Trägerflugzeug,<br />
welches selbst durch irgendwelche<br />
Abwehrreaktionen nicht<br />
gefährdet werden kann.<br />
Nach den Vorversuchen steht fest,<br />
daß die neuen Flugkörper ihr Ziel<br />
im Tiefflug ansteuern können. Ein<br />
automatischer Flugregler sorgt dafür,<br />
daß es keine KOllisionen mit Hindernissen<br />
gibt. Radar kann die Flugkörper<br />
im Tiefflug nicht erfassen.<br />
(VIP, Bonn)<br />
Kurzsichtigkeit - oder?<br />
Ober die Gefahren, die der Einsatz<br />
von Entlaubungsmitteln mit sich<br />
bringt, gibt es nach den Ereignissen<br />
yon Seveso sicher kaum noch Zweifei.<br />
Die Leichtfertigkeit, mit der<br />
trotzdem noch Immer gefährliche<br />
Unkrautvernlchtungsmittel - jetzt<br />
sogar mit richterlicher Billigung -<br />
eingesetzt werden, ist bestürzend.<br />
Wenn im Hochsommer die Waldbeeren<br />
reifen, will Graf Nesselrode -<br />
er besitzt im Rheinland, in Westfalen<br />
und in Österreich Güter und Forsten<br />
in der Größe von 20000 Morgen -<br />
vom Hubschrauber aus das Unkrautbekämpfungsmittel<br />
" Tormona" einsetzen.<br />
"Tormona", das ungesättigte<br />
Kohlenwasserstoffe und Essigsäure<br />
enthält, ist amtlich zugelassen und<br />
kann vom Boden aus eingesetzt werden.<br />
Bei einer Versprühung aus der<br />
Luft muß jedoch die Zustimmung<br />
des Ministers für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten eingeholt<br />
werden.<br />
Dies, weil nach Untersuchungen der<br />
Forschungsanstalt Baden-Württemberg<br />
und der Chemischen Untersuchungsanstalten<br />
Karlsruhe und Sigmaringen<br />
"Tormona" unzulässig<br />
hohe Giftrückstände - z. B. in Waldhimbeeren<br />
- hinterläßt. Gerade in<br />
der Zeit, in der Tausende von Großstädtern<br />
in die Wälder fahren , aber<br />
wirkt das Gift am stärksten. - Doch<br />
das OVG Münster jedenfalls läßt "allgemeine<br />
gesundheitliche Bedenken<br />
sowie Gründe der Forstästhetik und<br />
der Landschaftshygiene" als Ablehnungsgründe<br />
für den Abwurf des<br />
Giftes aus Flugzeugen nicht gelten.<br />
(Kölner Stadt-Anzeiger)<br />
Erdbeben am Rhein?<br />
Die niederrheinische Bucht mit Ihren<br />
vielen Industrieanlagen kann jeder.<br />
zeit von einem Erdbeben in den<br />
Ausmaßen wie Friaul oder Bukarest<br />
heimgesucht werden. Riesige GesteinsscholIen<br />
werden auch hier<br />
gegeneinandergedrückt und könnten<br />
Erdstöße von einer solchen Intensität<br />
auslösen; der Leiter der Erdbebenwarte<br />
Bensberg der Universität<br />
Köln spricht vom " wichtigsten Erdbebengebiet<br />
Mitteleuropas".<br />
Ein Vorwarnsystem soll eine mögliche<br />
Katastrophe mildern. " Hier kann es<br />
jederzeit knallen", fürchtet der Bebenforscher<br />
Ludwig Ahorner, und<br />
dies durchaus in dem Ausmaße der<br />
Erdstöße von Friaul, die im Mai und<br />
September 1976 über 100000 Menschen<br />
obdachlos machte.<br />
In den letzten 200 Jahren gab es in<br />
der niederrheinischen Bucht mehr<br />
als 55 Beben bis zur Mercalli-Stufe<br />
VII (Schäden an Gebäuden) und 14<br />
Beben bis zur Stärke VIII. Alle 500<br />
Jahre, so schließt Ahorner aus Häufigkeit<br />
und Zeitabständen, ist am<br />
Niederrhein ein Friaul-Beben fällig.<br />
Weil sich in diesem Gebiet " Millionen<br />
Menschen, Industriegebiete mit empfind<br />
lichen Anlagen wie Erdöl-, Erdgas-<br />
und Wasserstoffpipelines und<br />
Chemiewerke sowie ein Drittel der<br />
deutschen Elektrizitätsversorgung"<br />
konzentrieren, will der FDP-Landtagsabgeordnete<br />
Wolfgang Heinz<br />
von der Landesregierung in Düsseldorf<br />
wissen , ob sie ein von Ahorner<br />
befürwortetes Vorsorge-Warn system<br />
finanzieren wol le. Firmensprecher<br />
Bremshey, Rheinbraun: " Drei Meßstationen<br />
gehören zu unseren Auflagen,<br />
wir werden sie auch finanzieren ."<br />
(Wirtschaftswoche, Frankfurt)<br />
Was tun im Katastrophenfall?<br />
Ein Stadtrat In Ulm hat nachgedacht!<br />
Er möchte nun von der Verwaltung<br />
wissen, wie sich die Bewohner der<br />
Stadt in einem Katastrophen- oder<br />
Verteidigungsfalle verhalten sollen.<br />
Insgesamt elf Fragen stellt der<br />
Stadtrat zu diesem Komplex an die<br />
Verwaltung.<br />
Stadtrat Betzler macht sich Sorgen<br />
um die Sicherheit der Ulmer Bevölkerung<br />
beim Eintritt eines Katastrophen-<br />
oder Verteidigungsfalles. Aus<br />
diesem Grunde hat er einen elf<br />
Pun kte umfassenden Fragenkatalog<br />
zusammengestellt:<br />
1. Würde in Ulm eine ausreichende<br />
Lebensmittelreserve vorhanden sein?<br />
2. Wäre die Energie-Versorgung in<br />
Ulm gesichert?<br />
3. Ist ein ausreichender, unabhängiger<br />
Wasservorrat vorhanden?<br />
4. Gibt es genügend Krankenbetten<br />
und ist die ärztliche Versorgung im<br />
Katastrophen- bzw. Verteidigungsfall<br />
gesichert?<br />
5. Gibt es in Ulm eine ausreichende<br />
Anzahl von Katastrophenschutz-Helfern<br />
und ist ihre Ausrüstung für eine<br />
Stadt von ca. 100000 Einwohnern<br />
ausreichend.<br />
6. Gibt es einen organisatorischen<br />
Aufbau von Selbstschutz und Eigenhilfe<br />
der Bevölkerung in Ulm?<br />
7. Gibt es öffentliche Schutzräume<br />
in Ulm?<br />
8. Ist eine Sicherung der städtischen<br />
Archive vorgesehen?<br />
9. Ist die Weiterführung der Stadtverwaltung<br />
im V-Fall gesichert?<br />
10. Welche Vorkehrungen wurden<br />
in Ulm zum Schutz des Kulturgutes<br />
getroffen?<br />
11 . Inwieweit trägt der Gesamtgemeinderat<br />
Mitverantwortung in Katastrophenfällen?<br />
(Schwäbische Zeitung, Ulm)<br />
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