Forschung in allen Lebensphasen - KOPS - Universität Konstanz
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Titel<br />
men von Gewalt unter Jugendlichen wie physische, verbale<br />
oder soziale Gewalt etwa <strong>in</strong> der Schule. »Die Bloßstellung<br />
im Internet ist oftmals nur die Spitze des Eisbergs«, so<br />
Sticca. Wer im Internet gemobbt wird, wurde wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
auch bereits auf dem Schulhof angefe<strong>in</strong>det.<br />
Doch wer wird angefe<strong>in</strong>det? Und wer s<strong>in</strong>d die Täter?<br />
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Jugendliche, die<br />
depressive Symptome aufweisen, öfter gemobbt werden<br />
und dass gemobbte K<strong>in</strong>der wiederum e<strong>in</strong> höheres Risiko<br />
haben, depressive Symptome zu entwickeln. E<strong>in</strong> Teufelskreis.<br />
Aber nicht alle Opfer von Mobb<strong>in</strong>g und Cyber-Mobb<strong>in</strong>g<br />
neigen zu depressivem Verhalten. Manche Jugendliche<br />
gehen seelisch unbeschadeter aus e<strong>in</strong>er solchen Situation<br />
heraus als andere. Was schützt sie? Das <strong>Forschung</strong>steam um<br />
Sonja Perren untersucht derzeit die Hypothese, dass Jugendliche,<br />
welche die Schuld ihrer misslichen Lage nicht<br />
bei sich selbst, sondern bei den Tätern suchten (<strong>in</strong>dem<br />
sie sich selbst sagten »Er/Sie ist neidisch auf mich«<br />
oder beispielsweise »Er/Sie macht das mit <strong>allen</strong>«),<br />
weniger anfällig für depressive Symptome s<strong>in</strong>d.<br />
Auch die <strong>Forschung</strong>sergebnisse zum moralischen<br />
Verhalten der Täter s<strong>in</strong>d überraschend. So neigen<br />
Jugendliche mit niedrigen moralischen<br />
Vorstellungen eher dazu, Täter zu werden,<br />
der Akt des Mobbens – im Internet oder<br />
auf dem Schulhof – führt allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
zu e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>kenden Moralbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Des Weiteren können Täter auch zu<br />
Opfern von virtueller Gewalt werden<br />
und umgekehrt.<br />
Mit der »netTEEN«-Studie ist e<strong>in</strong> erster,<br />
wichtiger Schritt bei der Erforschung<br />
der komplexen Zusammenhänge von Gruppenverhalten<br />
und Cybermobb<strong>in</strong>g gemacht worden,<br />
s<strong>in</strong>d sich Perren und Sticca sicher. Ihre Ergebnisse<br />
machen sie Schulen und Verbänden für die Präventionsarbeit<br />
zugänglich. »Es gibt ke<strong>in</strong> Allheilmittel,<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor Cyber-<br />
Mobb<strong>in</strong>g zu schützen«, sagt Sticca, »e<strong>in</strong>e<br />
frühe Sensibilisierung für die Gefahren des<br />
Hochladens und Freigebens von privaten<br />
Daten, aber auch für die Ernsthaftigkeit<br />
von Cyber-Mobb<strong>in</strong>g und dessen Konsequenzen<br />
s<strong>in</strong>d wichtig.«<br />
❱ pba.<br />
Fabio Sticca ist Mitarbeiter an der Professur Entwicklung und Bildung <strong>in</strong> der<br />
frühen K<strong>in</strong>dheit an der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> und der Pädagogischen Hochschule<br />
Thurgau sowie Doktorand an der <strong>Universität</strong> Zürich. Se<strong>in</strong>e Dissertation<br />
zum Thema »Differential Correlates of Bully/Victim Problems <strong>in</strong> School<br />
and Cyberspace: The Role of Cognitive Interpretation for Psychosocial<br />
Adjustment« wird von Prof. Dr. Sonja Perren betreut. Zuvor arbeitete Sticca<br />
als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der <strong>Universität</strong> Zürich, wo er se<strong>in</strong>en<br />
Master <strong>in</strong> Psychologie absolvierte.<br />
49|2013<br />
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