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3. Akt - Welcker-online.de

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völlig ausreichen<strong>de</strong>r und vorbildlicher Weise gesorgt wird. Sogar das Wolffbüro muß zugeben, daß<br />

unsere Krankenhäuser im Kriege weit weniger belegt sind als in Frie<strong>de</strong>nszeiten und daß die vereinfachte<br />

Lebensweise für viele Personen direkt gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirkungen gehabt hat. Und nun<br />

ge<strong>de</strong>nke ich in <strong>de</strong>r 66. Generalversammlung <strong>de</strong>s Vereines <strong>de</strong>r Spiritusfabrikanten Deutschlands<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen, daß wir diesen Erfolg zuvör<strong>de</strong>rst <strong>de</strong>r Mineralnährhefe zu verdanken haben.<br />

(Stellt sich in die Positur <strong>de</strong>s Redners.) Der Eiweißgehalt <strong>de</strong>r Mineralnährhefe, <strong>de</strong>r ihren Nährwert<br />

bestimmt, wird vorzugsweise durch die Verwendung von Harnstoff gewonnen. Meine Herrn! Wir<br />

erleben hier einen Triumph <strong>de</strong>s reinen Geistes über die rohe Materie. Die Chemie hat das Wun<strong>de</strong>r<br />

bewirkt! Eine schon 1915 begonnene Arbeitseinrichtung wur<strong>de</strong> aufs neue mit großem Erfolge aufgenommen:<br />

die Ersetzung <strong>de</strong>s schwefelsauren Ammoniaks bei <strong>de</strong>r Erzeugung <strong>de</strong>r Hefe durch Harnstoff.<br />

Meine Herrn! Ist aber <strong>de</strong>r Harnstoff so zu verwen<strong>de</strong>n, so liegt auch die Möglichkeit vor, in<br />

<strong>de</strong>rselben Richtung <strong>de</strong>n Harn und die Jauche heranzuziehen. (Ab.)<br />

(Verwandlung.)<br />

11. Szene<br />

Vereinssitzung <strong>de</strong>r Cherusker in Krems.<br />

POGATSCHNIGG, GENANNT TEUT: — Wodan ist mein Schwurzeuge, nicht mehr fern sind die<br />

Tage, wo wie<strong>de</strong>r Speise und Trank reichlich vorhan<strong>de</strong>n sein wer<strong>de</strong>n, wo uns wie<strong>de</strong>r vom feisten,<br />

knusperigen Schwein ein artig Len<strong>de</strong>nstücklein erfreuen wird, mit zartgebräunten Erdäpfeln, in<br />

wirklicher und wahrhaftiger Butter duftig gebraten, kleine zierliche Gurken, wie sie Znaims Wonnegefil<strong>de</strong>n<br />

holdselig entsprießen, dazu ein dunkler Gerstensaft aus Kulmbachs bajuwarischen Gauen<br />

(Heil-Rufe. Es klingt wie "Hedl!") — ein herzhaft Brot, aus Roggen schmackhaft geknetet und<br />

gebacken, und ein leckerer Salat! Stolze Vindobona 1 am alten Nibelungenstrom 2 , bis dahin heißt<br />

es durchhalten! (Rufe: Wacker!) Der herrliche Angriff auf die Welschen, <strong>de</strong>r diese Abruzzenschufte<br />

aus Tirols ewigen Bergen hoffentlich für immerdar hinausbeför<strong>de</strong>rt, ist uns gelungen! (Rufe: Hedl!)<br />

Zuversichtlich erwarten wir, daß auch <strong>de</strong>r moskowitische Bär mit bluten<strong>de</strong>n Pranken weidwund<br />

heimschleicht! Und ihm nach die Knoblauchduften<strong>de</strong>n, unsere Kohnnationalen! Heil! (Rufe: Bravo!<br />

Hedl! Hoch Teut! Hoch Pogatschnigg!)<br />

EINE STIMME: Ji<strong>de</strong>lach! (Heiterkeit.)<br />

FRAU POGATSCHNIGG (ergreift das Wort): Nicht rasten und nicht rosten, lautet ein gutes <strong>de</strong>utsches<br />

Wort. Wie sagt doch Barbara Waschatko, die Deutscheste unter <strong>de</strong>n Deutschen, in <strong>de</strong>r Ost<strong>de</strong>utschen<br />

Post: Strickend haben wir das alte Jahr been<strong>de</strong>t, strickend fangen wir das neue wie<strong>de</strong>r an.<br />

Nie sind unsere Gedanken mehr bei <strong>de</strong>nen draußen im Fel<strong>de</strong> als jetzt, wo Schnee mit Regen und<br />

Glatteis abwechselt und wo wir uns fragen, was für unsere tapferen Krieger das Härteste ist: die<br />

rote Sonnenkugel, die Hornungs an einem kalten Himmel hängt, o<strong>de</strong>r das Wasser, das unaufhörlich<br />

und trübselig in die Schützengräben rinnt — tuk tuk tuk. (Rufe:Hedl! Wacker!) Aber bei uns Frauen<br />

mischt sich nun einmal das Lächeln gern unter die Tränen, und selbst im Schmerz zeigen wir noch<br />

das Bedürfnis, schön zu sein. Schmückte sich nicht auch Kleopatra zum Sterben? (Rufe: So ist es!<br />

Wacker! Hedl Resitant!)<br />

WINFRIED HROMATKA i. a. B.: Ehrenfeste Bun<strong>de</strong>sbrü<strong>de</strong>r und Bun<strong>de</strong>sschwestern! Als Vertreter<br />

<strong>de</strong>r Jungmannschaft ist es nicht nur meine Pflicht, <strong>de</strong>n Treuschwur zu erneuern, wonach wir <strong>de</strong>n<br />

uns aufgezwungenen Kampf bis zum siegreichen En<strong>de</strong>, scilicet bis zum letzten Hauch von Mann<br />

und Roß durchführen wer<strong>de</strong>n. (Rufe: Hedl!) Denn, Ehrenfeste, ein <strong>de</strong>utscher Frie<strong>de</strong> ist, wie unser<br />

Altmeister Hin<strong>de</strong>nburg so treffend gesagt hat, kein weicher Frie<strong>de</strong>. (Rufe: Hurra!) Nein, es ist auch<br />

unsere Pflicht, unserer Walküren zu ge<strong>de</strong>nken, welche <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n trostreich beistehen und als <strong>de</strong>ren<br />

vornehmste Vertreterin ich meine ehrenfeste Vorrednerin begrüßen möchte. (Hedl!) Dem Fein<strong>de</strong><br />

Trutz, aber <strong>de</strong>m schönen Geschlechte Schutz! Die Resitant lebe hoch! (Rufe: Hurra! Hedl Resitant!)<br />

KASMADER (erhebt sich) : Meine ehrenfesten Bun<strong>de</strong>sbrü<strong>de</strong>r und Bun<strong>de</strong>sschwestern! Wir haben<br />

1 Vindibona - Wien in <strong>de</strong>r Römerzeit<br />

2 Nibelungenstrom - die Donau<br />

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