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3. Akt - Welcker-online.de

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ERZHERZOG FRIEDRICH (ablesend): — — Und so — schließe ich mit <strong>de</strong>n Worten: Seine Majestät<br />

unser Oberster Kriegsherr lebe hoch hoch — (umblätternd) hoch. (Hochrufe. Nach einer Pause,<br />

in welcher er, feixend und die Zähne bleckend, die vor ihm stehen<strong>de</strong> Reihe junger Offiziere mustert,<br />

an <strong>de</strong>ren einem sein Blick haften bleibt) Ah — das is — <strong>de</strong>r Buquoy! Der — hat schon — eine<br />

Auszeichnung! (Nach einer Pause, in <strong>de</strong>r sein Blick weitergeht, um an einem an<strong>de</strong>rn haften zu bleiben)<br />

Und — das da — is auch — ein Buquoy! Der — hat auch eine Auszeichnung! (Pause <strong>de</strong>s<br />

Nach<strong>de</strong>nkens) Jetzt — ham — zwei Buquoys — — eine Auszeichnung!<br />

DER ADJUTANT (geht auf <strong>de</strong>n Armeeoberkommandanten zu und mel<strong>de</strong>t) : Kaiserliche Hoheit, <strong>de</strong>r<br />

Rektor <strong>de</strong>r Wiener Universität mit <strong>de</strong>m Dekan und Pro<strong>de</strong>kan <strong>de</strong>r philosophischen Fakultät warten<br />

untertänigst auf die Erlaubnis, Euer kaiserlichen Hoheit das Ehrendoktorat <strong>de</strong>r philosophischen Fakultät<br />

verleihen zu dürfen.<br />

(Verwandlung.)<br />

24. Szene<br />

Zwei Verehrer <strong>de</strong>r Reichspost treten auf.<br />

DER ERSTE VEREHRER DER REICHSPOST: Hast schon das Buch glesen "Unsere Dynastie im<br />

Fel<strong>de</strong>"? Da muß man tulli sagen! Es zeigt <strong>de</strong>n unmittelbaren Anteil, <strong>de</strong>n die Mitglie<strong>de</strong>r unseres angestammten<br />

Herrscherhauses an diesem Kriege nehmen, in einer Reihe anmutiger Bil<strong>de</strong>r führt es<br />

uns alle die fürstlichen Soldaten vor, die draußen im Fel<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m einfachen Manne Mühsal und<br />

Gefahr kameradschaftlich teilen. Mit <strong>de</strong>m allerhöchsten Kriegsherrn fängt die Reihe an.<br />

DER ZWEITE VEREHRER DER REICHSPOST: Hörst net auf, Seine Majestät unser erhabener<br />

—?<br />

DER ERSTE: Weilst mich nicht ausre<strong>de</strong>n lassen tust. Wohl verbieten ihm Alter und gesundheitliche<br />

Rücksichten, hoch zu Roß bei seinen Feldgrauen zu weilen, wie er es in früheren Jahren so gern<br />

—<br />

DER ZWEITE: Hörst net auf — wann <strong>de</strong>nn?<br />

DER ERSTE: Weilst mich nicht ausre<strong>de</strong>n lassen tust. Wie er es in früheren Jahren so gern im Manöver<br />

tat. Aber inniger kann niemand mit diesem Kriege verwoben sein als dieser höchste und erste<br />

Soldat <strong>de</strong>s Reiches, <strong>de</strong>ssen Liebe und Sorge bei Tag und Nacht draußen im Feldlager weilt, bei seiner<br />

Armee, die in all ihrer Herrlichkeit und Schlagkraft vornehmlich seine Schöpfung ist. Von diesem<br />

Bewußtsein sind aber auch alle seine Soldaten, seine Braven, durchdrungen, mitten im<br />

Schlachtenbraus spüren sie die segnen<strong>de</strong> Nähe seiner väterlichen Fürsorge. Also verstehst, also teilt<br />

er doch mit <strong>de</strong>m einfachen Manne draußen im Fel<strong>de</strong> kameradschaftlich Mühsal und Gefahr? No<br />

bist vielleicht ein Tepp, daß d' das nicht verstehst?<br />

DER ZWEITE: No und was is nacher mit'm Thronfolger? Was weiß <strong>de</strong>r Verfasser von höchst<strong>de</strong>mselben<br />

zu berichten?<br />

DER ERSTE: Überaus anziehen<strong>de</strong> Episo<strong>de</strong>n. Kaltblütig verweilte er auf einer vom Feuer <strong>de</strong>r feindlichen<br />

Artillerie bestrichenen Anhöhe, lächelnd sprach er mit <strong>de</strong>n Soldaten, studierte er die Karte.<br />

DER ZWEITE: Sein Humor und seine gute Laune wirkt wie elektrisierend auf seine Umgebung.<br />

DER ERSTE: In <strong>de</strong>r Kriegsstimmung <strong>de</strong>r Feuerlinie verzehnfacht sie sich. Ein Starkstrom, vor<br />

<strong>de</strong>m's keine Stimulanten gibt.<br />

DER ZWEITE: Was is <strong>de</strong>nn mit unserem Generalissimus Erzherzog Friedrich?<br />

DER ERSTE: Der Schlachten<strong>de</strong>nker? <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Generalstabschef Baron Conrad 1 lange Nächte<br />

über die Karten gebückt sitzt? Unbegrenztes Vertrauen haben die Truppen zu ihm. "Unser Feldmarschall<br />

wird's schon machen!" sagen sie.<br />

DER ZWEITE: Natürlich, er wird's schon machen.<br />

DER ERSTE: Weißt wie sie ihn nennen?<br />

DER ZWEITE: Ihren SoIdatenvater nennen s' in halt, wie <strong>de</strong>nn sonst?<br />

DER ERSTE: So is. Der Verfasser <strong>de</strong>s Buches "Unsere Dynastie im Fel<strong>de</strong>" — du, <strong>de</strong>r hat dir was<br />

erlebt! Ich stand zufällig in <strong>de</strong>r Nähe, sagt er, in einer durch einen Hügel ge<strong>de</strong>ckten kleinen Gruppe<br />

1 Conrad - Conrad von Hötzendorf, vgl. II. <strong>Akt</strong> 24. Szene<br />

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