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3. Akt - Welcker-online.de

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Mit Büchsenkolben die Serbenbrut!<br />

Steirische Jäger, trefft mir glatt<br />

Den russischen Zottelbären aufs Blatt!<br />

Steirische Winzer, preßt mir fein<br />

Aus Welschlandfrüchtchen blutroten Wein!<br />

DER ERSTE: Es ist nichts Neues, aber es reißt immer von Neuem fort. Der Augenblick ist da.<br />

Wenn wir ihn jetzt beim Wort nehmen und ihm als schwärmerische Jünglinge unsere Stammbücher<br />

hinhalten, so wär's eine Erinnerung fürs Leben.<br />

DER ZWEITE: Fürwahr, das wollen wir!<br />

(Verwandlung.)<br />

3<strong>3.</strong> Szene<br />

Bei einem Abschnittskommando.<br />

DIE SCHALEK: Als wir vom Kriegspressequartier gestern in die Stellungen kamen, erlebte ich etwas<br />

Seltsames. Allnächtlich marschieren die alten Arbeiter mit ihren Tragtieren durch die Feuerlinie,<br />

um <strong>de</strong>n Proviant zu <strong>de</strong>n Stellungen zu bringen. Ich war gera<strong>de</strong> in diesen Anblick versunken. Da<br />

unterbrach <strong>de</strong>r Kommandant meine andächtige Bewun<strong>de</strong>rung durch <strong>de</strong>n kräftigen Zuruf: "Ihr Hornviecher,<br />

ihr gottverdammten! Werds auseinan<strong>de</strong>rrücken! Müßt ihr von einer Granate alle gleichzeitig<br />

hin wer<strong>de</strong>n?" Das alt natürlich nicht uns vom Kriegspressequartier, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n alten Arbeitern,<br />

und er entschuldigte sich auch gleich darauf, <strong>de</strong>nn er begrüßte uns lachend mit <strong>de</strong>n Worten: "Entschuldigen<br />

Sie <strong>de</strong>n temperamentvollen Empfang!" Ich kann nur bei allem Mitleid mit jenen armen<br />

alten Hel<strong>de</strong>n konstatieren, daß ich <strong>de</strong>r Schneid und <strong>de</strong>r Liebenswürdigkeit <strong>de</strong>r Offiziere meine Anerkennung<br />

nicht versagen kann. Ein unvergeßliches Bild bot sich uns. Alle Herren waren zu unserem<br />

Empfange versammelt. Sonst hockt je<strong>de</strong>r wohlge<strong>de</strong>ckt o<strong>de</strong>r er schläft, je<strong>de</strong>nfalls hütet er sich<br />

sehr, hier offen spazieren zu gehen. Aber weil <strong>de</strong>r erste Kriegsberichterstatter angekündigt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, sitzen die Herren gemütlich wie im Rathauskeller beisammen und erwarten uns. Mehr als das.<br />

Man hatte mit <strong>de</strong>r Beschießung gewartet, bis wir oben angelangt waren, weil sonst das Vergeltungsschießen<br />

uns <strong>de</strong>n Weg recht unangenehm hätte gestalten können. Dieses Verfahren hatte also<br />

nicht nur für uns von <strong>de</strong>r Presse, son<strong>de</strong>rn auch für die Offiziere die Annehmlichkeit, daß sie sich<br />

einmal im Freien zeigen konnten, und es hätte schließlich auch <strong>de</strong>n armen alten Arbeitern einen gefahrlosen<br />

Marsch gesichert, wenn sie gleichen Schritt mit <strong>de</strong>m Kriegspressequartier gehalten hätten<br />

und mit <strong>de</strong>m Proviant nicht später angekommen wären als wir. Ich kann aber daraus <strong>de</strong>n Schluß<br />

ziehen, daß es ihnen bei einiger Einteilung ganz gut ginge, nämlich wenn je<strong>de</strong>n Tag Pressebesuch<br />

bei <strong>de</strong>n Stellungen wäre, und daß dann die Gefahren <strong>de</strong>r Kriegführung für die Offiziere, für die<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kriegspressequartiers und last not least für <strong>de</strong>n einfachen Mann wesentlich abgeschwächt<br />

wären.<br />

(Verwandlung.)<br />

14. Szene<br />

Berlin, Tiergarten. Ein Austauschprofessor und ein nationalliberaler Abgeordneter treten auf.<br />

DER AUSTAUSCHPROFESSOR: Wir führen einen Verteidigungskrieg. Moltke 1 hat zu 'nem<br />

amerikanischen Aushorcher gesagt, daß unser Generalstab niemals irgendwelche raubgierige militärische<br />

Eroberungspläne gehegt hat, von <strong>de</strong>nen unsere Fein<strong>de</strong> immerzu schwatzen. Wie hätten wir<br />

einen Krieg gegen so überlegene Kräfte, sagte er, wie diejenigen unserer mächtigsten Militär- und<br />

Seenachbarn es sind, in frivoler Weise herbeiwünschen können!<br />

DER NATIONALLIBERALE ABGEORDNETE: Sehr richtig, und wir haben <strong>de</strong>n festen Willen,<br />

1 Moltke - Helmuth Graf von Moltke, es gibt zwei Personen dieses Namens. a) preuß. Generalfeldmarschall,<br />

† 1891. b) dt. Generalstabschef bis 1914, † 1916<br />

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