Ärzteblatt Dezember 2011 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Interventionelle Therapieverfahren bei<br />
Pankreatitiskomplikationen<br />
Jörn Bernhardt 1,2 , Sylke Schneider-Koriath 2 , Holger Steffen 1,2 , Ingolf Beutner 1 ,<br />
Kaja Ludwig 2<br />
Einleitung<br />
Interventionelle Therapiekonzepte vereinigen minimale Zugangswege<br />
mit einem geringen Traumatisierungsgrad und<br />
mit maximalen Therapieerfolgen. Dies kommt besonders<br />
deutlich in der Behandlung von Komplikationen der akuten<br />
und chronischen Pankreatitis zum Ausdruck. Das Pankreas ist<br />
zwar durch seine retroperitoneale Lage weit von der Körperoberfläche<br />
entfernt, jedoch im Kopfbereich in engem<br />
Kontakt zum Duodenum mit der Mündung seiner Gänge und<br />
an der Ventralseite mit der Hinterwand des Magens. Somit<br />
ist es von zwei Hohlorganen umgeben, die endoskopisch gut<br />
zu erreichen sind. Ohne in diesem Artikel auf die Ätiologie<br />
und Pathogenese der Pankreatitisformen eingehen zu können,<br />
zeigt Tabelle 1 die einer interventionellen Therapie zugänglichen<br />
Pankreatitiskomplikationen.<br />
Tab. 1: Indikationen für eine interventionelle Therapie<br />
Akute Pankreatitis<br />
Postentzündliche<br />
Pseudozysten<br />
Pankreasabszesse<br />
Nekrosen<br />
Fisteln<br />
Chronische Pankreatitis<br />
(Gallengangsstenosen)<br />
Pankreasgangstenosen<br />
Pankreasgangkonkremente<br />
Pseudozysten<br />
Tab. 2: Zugangswege und Zielläsionen<br />
Läsion / Zugang Perkutan Endoskopisch<br />
transpapillär<br />
Pankreasstenosen<br />
X<br />
Pankreatholithiasis<br />
X<br />
Pankreasfisteln<br />
X<br />
Pseudozysten X X X<br />
Nekrosen X X (umschrieben) X<br />
Abszesse X X<br />
1<br />
Abt. für Diagnostische & Interventionelle Endoskopie, 2 Klinik für Chirurgie, Klinikum Südstadt Rostock<br />
Ob eine Komplikation einer interventionellen Therapie zugängig<br />
ist oder eher einer operativen Sanierung zugeführt<br />
werden sollte, ist eine interdisziplinär zu treffende Entscheidung.<br />
Bildgebende diagnostische Verfahren in der Entscheidungsfindung<br />
sind vor allem die CT und die Sonographie. In<br />
speziellen Fragestellungen, wie z. B. der Pankreatikolithiasis,<br />
können eine MR (CP) oder eine Endosonographie hilfreich<br />
sein.<br />
Die Zielstellung eines interventionellen Eingriffes ist die Kuration,<br />
es kann jedoch auch sein, daß es ihr nur gelingt, eine<br />
akute Situation zu überbrücken und eine definitive Therapie<br />
vorzubereiten. Neben der perkutanen Therapieoption fokusiert<br />
dieser Artikel insbesondere auf den endoskopischen<br />
Zugangsweg. Die verschiedenen in der Therapie möglichen<br />
Zugangswege sind für die einzelnen Läsionen in Tabelle 2<br />
aufgezeigt.<br />
Die Darstellung der einzelnen Behandlungsoptionen erfolgt<br />
läsionsbezogen.<br />
Peripankreatische Flüssigkeit: Pseudozysten,<br />
Nekrosen und Abszesse<br />
Die gemeinsame Auflistung dieser verschiedenen Entitäten<br />
erscheint zunächst willkürlich, jedoch hängen sie in ihrer Entstehung<br />
und Kausalität eng zusammen. Für die therapeutischen<br />
Konsequenzen ist die Darstellung und Einteilung der<br />
verschiedenen Flüssigkeitsansammlungen notwendig. Die<br />
erste einheitliche Einteilung der Pseudozysten erfolgte 1992<br />
durch die Atlantaklassifikation, diese unterschied:<br />
1. Akute, meist peripankreatische Flüssigkeit ohne Kapsel in<br />
der Initialphase einer akuten Pankreatitis, welche sich bei<br />
der ödematösen Verlaufsform meistens spontan zurückbildet<br />
und nur selten als Pseudozyste abkapselt.<br />
2. Akute Pseudozysten nach akuter<br />
Pankreatitis, die mehr als sechs<br />
Wochen bestehen und eine<br />
Endoskopisch/endosonographisch<br />
transmural<br />
Wand aus komprimiertem extrazellulären<br />
Gewebe besitzen.<br />
3. Chronische Pseudozysten im<br />
Rahmen einer chronischen Pankreatitis,<br />
ebenfalls von einer<br />
Wand umgeben.<br />
4. Pankreasabszesse<br />
Diese Einteilung wurde mittlerweile<br />
für die heutigen Anforderungen<br />
überarbeitet. In den Guidlines der<br />
AUSGABE 12/<strong>2011</strong> 21. JAHRGANG<br />
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