Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen - Amadeu Antonio ...
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Deutschland verantwortlich waren,<br />
versuchen immer wieder, ihre antisemitischen<br />
Taten als »Kritik« an <strong>Israel</strong><br />
zu tarnen 20 . Hinzu kommt, dass sich<br />
nicht »nur« antisemitische Gewalttäter<br />
durch diesen Diskurs ermutigt<br />
sehen, sondern dass große Teile der<br />
Gesellschaft antisemitische Gewalt<br />
nicht als solche wahrnehmen oder<br />
wahrnehmen wollen.<br />
»Antisemitismus? – aber das Opfer<br />
war doch ein <strong>Israel</strong>i«<br />
Wie antisemitische Gewalt nicht als<br />
solche wahrgenommen <strong>wird</strong>, wenn<br />
sie sich gegen <strong>Israel</strong>is richtet, lässt sich<br />
an einem Vorfall vom April 2010 veranschaulichen:<br />
In Laucha, Sachsen-<br />
Anhalt wurde ein Jugendlicher zusammengeschlagen.<br />
Die Täter waren<br />
Neonazis. Sie riefen dabei immer »Du<br />
Scheiß-Jude, verpiss dich« und ähnliches.<br />
Darauf fragte eine Journalistin<br />
in einem Interview die Vorsitzende<br />
der <strong>Amadeu</strong> <strong>Antonio</strong> Stiftung: »Nun,<br />
Frau Kahane, was meinen Sie? Ist das<br />
Heinz Galinski vorm Jüdischen Gemeindehaus in Berlin<br />
(1967)<br />
© Deutsches Bundesarchiv , B 145 Bild-P094007<br />
schon Antisemitismus?« »Schon? Ja klar, was denn sonst?!« antwortete Kahane. »Na<strong>ja</strong>«,<br />
meinte die Journalistin, »aber das Opfer war doch ein <strong>Israel</strong>i«.<br />
Ein die Wahrnehmung betreffend ähnliches Szenario spielte sich 2010 in Hannover ab.<br />
Bei einem Stadtteilfest wurde eine jüdische Tanzgruppe antisemitisch beleidigt und mit<br />
Steinen beworfen. Einige lokale Akteure vor Ort konnten in der Tat keinen Antisemitismus<br />
erkennen, sondern sahen darin lediglich ein Nachspielen des Nahostkonfliktes.<br />
Es zeigt sich, dass selbst, wenn eindeutige Begriffe wie »Scheiß Jude« im Kontext einer<br />
Gewalttat gegen einen Juden fallen, dies nicht notwendig als antisemitisch wahrgenom-<br />
20 So marschierten beispielsweise zeitgleich am 3. Juni 2003 mit einer Veranstaltung mit dem damaligen<br />
Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, anlässlich der Ausstellung »Rassismus in<br />
Deutschland« rund 60 Neonazis aus der Region unter der verhöhnenden Losung »Der Rassismus ist<br />
ein Meister aus <strong>Israel</strong>«. Einer der Redner, ein Mitglied des NRW-Landesvorstands der NPD, skandiert<br />
über das Mikro die Parole »Internationale Völkermordzentrale <strong>Israel</strong>«.<br />
Diese und viele weitere Beispiele für Aktionen, nicht nur von Neonazis, ihren Antisemitismus als Kritik<br />
an <strong>Israel</strong> zu tarnen, findet sich in der von der <strong>Amadeu</strong> <strong>Antonio</strong> Stiftung seit 2002 betriebenen Chronik<br />
antisemitischer Vorfälle. Online: http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung-aktiv/gegen-as/<br />
antisemitismus-heute/chronik-antisemitischer-vorfaelle/.<br />
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