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Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen - Amadeu Antonio ...

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man durchschaue die politischen Strategien <strong>Israel</strong>s<br />

nicht, abgewehrt werden. Diese Immunisierungstaktik<br />

führt zu einer Bewertung <strong>Israel</strong>s, die sich von<br />

Urteilen über andere Staaten unterscheidet: Wenn<br />

Berlin mit seiner Gay-Community Werbung<br />

macht, würde man vermutlich zunächst von mehr<br />

oder minder gelungener Standortpolitik sprechen.<br />

<strong>Israel</strong> hingegen führe einen »gay propaganda war«.<br />

Die israelische Eigenwerbung <strong>wird</strong> nach anderen<br />

Kriterien bewertet, die scheinbare, verborgene<br />

Machtpolitiken entblößen würden. <strong>Israel</strong> ist nach<br />

diesem Vorgehen immer schuldig, unabhängig von Eine Parade, unterschiedliche Positionen<br />

seiner realen Politik.<br />

© flickr.com/photos/loozrboy<br />

Das Frappierende der Thesen Puars und des Pinkwashingvorwurfs<br />

ist die Tatsache, dass zahlreiche Argumente nicht belegt werden müssen,<br />

sondern sie sich in einem Diskurs bewegen, in dem die Klassifizierungen <strong>Israel</strong>s als brutale<br />

(Neo-) Kolonialmacht, Apartheidsregime oder imperialistischer Aggressor als sicheres<br />

Wissen gelten. Hier zeigt sich auch, dass es sich bei den Argumenten nicht um eigenständig<br />

queere Argumente oder gar um einen queeren Antisemitismus handelt, sondern<br />

Einschätzungen und Analysen aus der antiimperialistischen Theoriebildung übernommen<br />

werden.<br />

Diese Attribuierungen unterstellen, <strong>Israel</strong> allein sei für die Probleme und Konflikte in<br />

der Region verantwortlich, und erklären <strong>Israel</strong> zur Inkarnation eines Feindes, für dessen<br />

Bekämpfung selbst tödliche Attentate auf die israelische Zivilbevölkerung als legitimer<br />

Widerstand ausgegeben werden. Die Kritik an solchen terroristischen Handlungen <strong>wird</strong><br />

hingegen als rassistisch abgetan und <strong>Israel</strong> somit das Recht auf Selbstverteidigung und<br />

Schutz seiner Bevölkerung abgesprochen.<br />

Außerdem <strong>wird</strong> durch die Unterstellung der Instrumentalisierung der LSBTI-Belange<br />

ein eigenständiges Handeln der Gay-Community in <strong>Israel</strong>, die sich für ihre Rechte eingesetzt<br />

hat, ausgeschlossen.<br />

Zwar ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass LSBTIs rassistische Einstellungen haben<br />

können, und zu diskutieren, wie z.B. die schwulenfreundliche Politik von rechtspopulistischen<br />

Bewegungen, beispielsweise des Niederländers Geert Wilders, zu bewerten ist.<br />

Eine solche Auseinandersetzung hat jedoch zunächst nichts mit <strong>Israel</strong> zu tun. Sicherlich<br />

ist auch die Frage zu stellen, welche Verbindung zwischen Nationalismus, Herrschaft und<br />

Sexualität besteht oder ob und wie sich ein islambezogener Rassismus entwickelt hat.<br />

Allerdings muss dies unter der Prämisse geschehen, so<strong>wohl</strong> Rassismus als auch Antisemitismus<br />

zu thematisieren und eigene Zuschreibungen und Verdächtigungen zu reflektieren.<br />

Nina Rabuza studierte Politikwissenschaft und Philosophie in Halle/ Saale und in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte<br />

sind Kritik des historischen und aktuellen Antisemitismus, Geschlechtertheorien<br />

und Geschichte und Gegenwart des Nationalsozialismus.<br />

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