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Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen - Amadeu Antonio ...

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kleine Kinder umbrächten, mit dem Argument, es würde doch nicht jeder Jude Kinder<br />

umbringen, statt diese Äußerung komplett zurückzuweisen. Mit dieser Intervention begibt<br />

sich die Pädagogin in die vermeintliche Logik der Argumentation über das, was »über<br />

Juden« behauptet wurde. Sie verbleibt dabei sprachlich innerhalb der antisemitischen<br />

Differenzkonstruktion vom »Juden als dem Anderen«. Statt diese zu verlassen, erfährt<br />

die Konstruktion vielmehr eine Bestätigung. Etwas strukturell Ähnliches passiert, wenn<br />

ein Pädagoge auf die Behauptung, es gäbe eine jüdische Weltverschwörung, reagiert, indem<br />

er darauf verweist, dass nicht jeder Jude die amerikanische Politik bestimme. Auch<br />

wenn Informationen und Wissensvermittlung eine differenziertere Einschätzung komplexer<br />

Problemlagen ermöglichen können, zeigt sich, dass Argumentationen »über Juden«<br />

innerhalb der antisemitischen Differenzkonstruktion verbleiben. Jüdinnen und Juden<br />

gelten weiterhin als »die Anderen«, deren Jüdischsein entscheidend für ihr Verhalten ist.<br />

Dieses Problem zeigt sich auch im Umgang mit Aussagen zum Nahostkonflikt. Häufig<br />

erfolgt durch Jugendliche eine Gleichsetzung von »den <strong>Israel</strong>is« mit »den Juden«. Fordern<br />

Pädagoginnen und Pädagogen nun abstrakt ein, anstelle von »Juden« die Bezeichnung<br />

»<strong>Israel</strong>is« zu verwenden, so kann es auch hier zu einem Verbleib innerhalb antisemitischer<br />

Differenzkonstruktionen kommen. Ein Austauschen von Bezeichnungen führt nicht zu<br />

einem grundsätzlichen Hinterfragen der zugrundeliegenden Differenzkonstruktion, sie<br />

erfährt vielmehr eine Bestätigung.<br />

Wie jedoch ist ein Aussteigen aus antisemitischen Differenzkonstruktionen möglich?<br />

In einzelnen Interviews lassen sich verschiedene Wege erkennen. Als sinnvoll zeigen sich<br />

eine fragende Haltung von Pädagoginnen und Pädagogen, mit der nach einer möglichen<br />

Funktion derartiger Aussagen für die Jugendlichen gesucht <strong>wird</strong>, sowie ein anerkennungspädagogischer<br />

Umgang, mit dem die verschiedenen Erfahrungshintergründe von Jugendlichen<br />

in den Blick geraten und emanzipatorische Überlegungen im Vordergrund stehen.<br />

Zentral ist dabei ein dialogisches Vorgehen, mit dem Aussagen von Jugendlichen zur Diskussion<br />

gestellt werden.<br />

Handlungsoptionen zeigen sich, wenn Pädagoginnen und Pädagogen in Reaktion auf<br />

antisemitische Äußerungen universalistisch argumentieren und auf diesem Wege aus der<br />

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