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BESCHWERDE IN ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN ... - AvenirSocial

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10<br />

b) Analoges ergibt sich auch aus Art. 8 EMRK. Der EGMR hat aus dieser Bestimmung<br />

die Notwendigkeit hergeleitet, dass die Bearbeitung und Speicherung<br />

einer gesetzlichen Grundlage bedürfe, welche auch einen ausreichenden<br />

Schutz der Integrität und Vertraulichkeit der Daten sicherstelle. In einem Entscheid<br />

aus dem Jahre 2008 führte er wörtlich aus, qu'il était "essentiel de fixer<br />

des règles claires et détaillées régissant la portée et l'application des mesures<br />

et imposant un minimum d'exigences concernant, notamment, la durée, le<br />

stockage, l'utilisation, l'accès des tiers, les procédures destinées à préserver<br />

l'intégrité et la confidentialité des données et les procédures de destruction de<br />

celles-ci" (Urteil EGMR S. und Marper c. Grossbritannien [GC] vom 4. Dezember<br />

2008, Req. 30562/04, par. 98 s.). Art. 8 EMRK verlangt nach dieser<br />

Rechtsprechung geeignete Garantien zur Verhinderung von Missbräuchen bei<br />

der Bearbeitung personenbezogener Daten (so auch schon Amann c.<br />

Schweiz [GC], vom 16. Februar 2000, Recueil 2000-II, par. 69).<br />

c) Ebenso klar ergibt sich die Anforderung an die staatliche Bearbeitung von<br />

Personendaten aus Art. 18 Abs. 2 KV BE. Danach dürfen Behörden „Personendaten<br />

nur bearbeiten, wenn eine gesetzliche Grundlage besteht und die<br />

Daten für die Erfüllung ihrer Aufgabe geeignet und notwendig sind“. Ausserdem<br />

haben die Behörden dafür zu sorgen, dass diese Daten richtig sind, und<br />

sie haben sie vor missbräuchlicher Verwendung zu sichern. Die Bearbeitungsgrundsätze<br />

sind nicht als subjektive Rechte ausgestaltet, sondern richten<br />

sich schon nach ihrem Wortlaut an den Gesetzgeber. Dieser hat „in allgemeinen<br />

Datenschutzgesetzen und den jeweiligen Sachgesetzen zu bestimmen,<br />

wofür Daten verwendet werden dürfen, indem er den Verwendungszweck<br />

der Daten möglichst genau festlegt und die staatlichen Behörden daran<br />

bindet“ (Gächter, ebenda, Ziffer 41). Ferner habe der Gesetzgeber zu regeln,<br />

„welche Daten und Informationen eine staatliche Stelle im konkreten Fall benötigt,<br />

um eine Aufgabe vollständig und rechtmässig wahrnehmen zu können“<br />

(ebenda, Ziffer 45).<br />

2. Eingriffscharakter staatlicher Bearbeitung von Personendaten<br />

a) Als strukturelle Garantie geben Art. 13 Abs. 2 BV und Art. 18 Abs. 2 KV somit<br />

verfassungsrechtliche Leitlinien für den Gesetzgeber vor: Der Gesetzgeber<br />

hat dafür zu sorgen, „dass der Umgang mit Personendaten nicht weitgehend<br />

ungebunden, unbegrenzt, undurchschaubar und an den Betroffenen vorbei<br />

verläuft. Staatliches Bearbeiten von Personendaten ist als grundrechtsrelevant<br />

und daher regelungsbedürftig anzuerkennen“ (Gächter, ebenda, Ziffer<br />

39). Staatliches Bearbeiten von Personendaten muss also sachgerecht und<br />

transparent gestaltet sein, individuelle Kenntnismöglichkeiten gewährleisten<br />

und adäquate Einflussmöglichkeiten sicherstellen. Dieser sachgerechte und<br />

transparente Umgang mit Personendaten setzt eine konkrete Verknüpfung mit<br />

der staatlichen Aufgabenerfüllung voraus. „Nur soweit eine staatliche Stelle<br />

die in Frage stehenden Daten zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zur Ausübung<br />

ihrer Befugnisse benötigt, darf sie diese Daten bearbeiten.“ (Gächter, ebenda,<br />

Ziffer 40).

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