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PDF-Ausgabe - Berliner Mieterverein e.V.

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Grundstück hegt und pflegt und<br />

seine Mieterschaft persönlich kennt.<br />

Es gibt aber auch welche, die weit<br />

weg wohnen und sich wenig um ihren<br />

Besitz kümmern. Mietrechtliche<br />

Auseinandersetzungen, so Dr. Häberles<br />

Erfahrungen, sind bei diesem<br />

Typus nicht so häufig, aber wenn es<br />

zum Streit kommt, fliegen die Fetzen:<br />

„Vieles wird persönlich genommen,<br />

und der Streit geht dann bis unter<br />

die Gürtellinie.“<br />

Beim kleinen Hausbesitzer<br />

wird es schnell persönlich<br />

Viele Häuser dieses Eigentümer­Typs<br />

wurden in den vergangen Jahren von<br />

Investmentfonds aufgekauft, wobei<br />

die Hausbesitzer regelrecht umwor­<br />

schung seiner Mieterschaft erreichen<br />

kann, aber das ist eher die Ausnahme“,<br />

sagt Quartiersmanager Thomas<br />

Helfen.<br />

In der Regel kümmern sich die Fondsgesellschaften<br />

weder um eine vernünftige<br />

Instandhaltung noch haben<br />

sie einen Bezug zum Gebiet. Während<br />

sich private Hausbesitzer häufig<br />

um eine verantwortungsvolle Vermie ­<br />

tung ihrer Gewerberäume bemühen,<br />

vermieten die Fondsgesellschaften<br />

an Spielcasinos oder Kneipen – Hauptsache<br />

die Kasse stimmt. Die Eigen tü ­<br />

merstruktur, so Helfen, habe daher<br />

durchaus einen Einfluss auf die Entwicklung<br />

eines Stadtteils. Genaue<br />

Zahlen über diesen Wandel der Eigentümerstruktur<br />

gibt es nicht.<br />

Birgit Leiß<br />

Gute Instandhaltung<br />

und schnelle<br />

Erreichbarkeit<br />

ist bei privaten<br />

Vermietern Glückssache,<br />

bei den börsennotierten<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Fehlanzeige – das<br />

bringt sie in der<br />

Mietergunst auf<br />

die hinteren Plätze<br />

Fotos: Christian Muhrbeck<br />

Täuschen, tricksen, abtauchen?<br />

ben werden. „Viele werden gezielt<br />

angeschrieben, dass in ihrer Nähe<br />

ein Haus für drei oder vier Millionen<br />

verkauft wurde“, berichtet Thomas<br />

Helfen, Quartiersmanager im Gebiet<br />

Flughafenstraße in Neukölln. Für die<br />

Mieter bedeutet das: Sie haben nach<br />

der Veräußerung als Vermieter plötz ­<br />

lich eine anonyme Fondsgesellschaft,<br />

die in Luxemburg oder London sitzt,<br />

ihr Haus vielleicht noch nie gesehen<br />

hat und der es nur um eines geht:<br />

Rendite für die Kapitalanleger. Häufig<br />

werden die Wohnungen im Paket<br />

erworben und werden nach ein paar<br />

Jahren wieder abgestoßen. Durch<br />

den häufigen Wechsel der Hausverwaltung<br />

haben die Mieter keinen<br />

richtigen Ansprechpartner. „Wir<br />

hatten zwar auch mal einen norwegischen<br />

Investor, der sich bei uns<br />

erkundigt hat, wie er eine gute Mi­<br />

Foto: wikipedia<br />

Stefan Schetschorke,<br />

Leiter<br />

der Rechtsabteilung<br />

beim <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Mieterverein</strong><br />

zu seinen Erfahrungen<br />

mit „Vermietertypen“<br />

Foto: Nils Richter<br />

MieterMagazin: Unterlaufen professionellen<br />

Wohnungsunternehmen<br />

weniger Fehler, etwa bei Betriebskostenabrechnungen?<br />

Schetschorke: Den Städtischen kann<br />

man zumindest nicht vorwer fen,<br />

dass sie bewusst täuschen wollen.<br />

Fehler kommen vor, aber eher aus<br />

Schludrigkeit. Bei privaten Unternehmen<br />

kann es dagegen passieren,<br />

dass man bewusst über den<br />

Tisch gezogen wird. Sehr beliebt<br />

sind eigene Firmen, die dann beispielsweise<br />

mit dem Hausmeister­<br />

Service beauftragt werden und üppige<br />

Rechnungen ausstellen. Für die<br />

Unternehmen ist das eine zusätzli<br />

che Einnahmequelle. Manche Einzel<br />

eigentümer sind mit der korrekten<br />

Erstellung der Abrechnung wiederum<br />

schlicht überfordert. Manch ­<br />

mal sind sie zu geizig, um eine professionelle<br />

Hausverwaltung damit<br />

zu beauftragen und schicken den<br />

Mietern einfach die Wohngeldabrechnung<br />

der Eigentümergemeinschaft<br />

zu. Darin sind aber auch Kosten<br />

enthalten, die gar nicht auf die<br />

Mieter umgelegt werden dürfen,<br />

etwa Verwaltungsanteile.<br />

MieterMagazin: Wie sind die Erfahrungen<br />

mit den großen, renditeorientierten<br />

Wohnungsunternehmen?<br />

Schetschorke: Bei der Deutschen<br />

Annington beispielsweise funktioniert<br />

oft gar nichts mehr. Selbst<br />

grobe Wohnungsmängel werden<br />

nicht mehr beseitigt, auf schriftliche<br />

Män gelanzeigen bekommen<br />

die Mieter häufig keine Antwort,<br />

und für Be schwerden gibt es nur ein<br />

Call­Cen ter. Ich habe schon Schreiben<br />

bekom men, die einen ganz anderen<br />

Mieter betreffen oder die<br />

mitten im Satz abbrechen.<br />

Interview: Birgit Leiß<br />

MieterMagazin 10/2013<br />

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