PDF-Ausgabe - Berliner Mieterverein e.V.
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Panorama<br />
DEutSchE WohnEn Will GSW üBErnEhMEn<br />
Größe statt Qualität<br />
„Die Interessen E<br />
der Eigentümer<br />
und Mitarbeiter<br />
im Blick“: Und wo<br />
bleiben bei der<br />
GSW die Mieter?<br />
Ende August hat die Deutsche Wohnen<br />
AG bekannt gegeben, dass sie<br />
die <strong>Berliner</strong> Wohnungsbaugesellschaft<br />
GSW per Aktientausch übernehmen<br />
will. Damit würde ein Wohnungsriese<br />
mit knapp 150 000 Wohnungen<br />
entstehen, der „auch im<br />
europäischen Maßstab führend“<br />
sein soll, so DeutscheWohnen<br />
Vor stand Michael Zahn.<br />
Nach einer Fusion wäre der Konzern<br />
in Berlin mit rund 100 000 Wohnungen<br />
der bei weitem größte Vermieter.<br />
Die GSW hat zurzeit 58 000 Wohnungen.<br />
Zur Deutschen Wohnen<br />
zählen unter anderem die Bestände<br />
der einst städtischen Gehag und der<br />
vormals gewerkschaftlichen Bau<br />
BeCon.<br />
Die GSW erklärt, ein Zusammenschluss<br />
mit der Deutschen Wohnen<br />
könne „operativ und industrie<br />
logisch grundsätzlich sinnvoll sein“,<br />
deshalb prüfe sie das Angebot intensiv.<br />
Sie werde dabei „sowohl die<br />
Interessen der Eigentümer als auch<br />
der anderen betroffenen Stakeholder,<br />
insbesondere der Mitarbeiter,<br />
fest im Blick behalten“. Über die Interessen<br />
der Mieter verliert die GSW<br />
kein Wort.<br />
Foto: Christian Muhrbeck<br />
„Der geplante Zusammenschluss erfüllt<br />
uns mit Sorge“, erklärt der Geschäftsführer<br />
des <strong>Berliner</strong> Mieter vereins<br />
(BMV), Reiner Wild. „Wir befürchten,<br />
dass bei einem derart großen<br />
Unternehmen die Kundennähe<br />
leidet.“ Der Service der GSW hatte<br />
sich nach der Privatisierung schon<br />
deutlich verschlechtert.<br />
Auch die Deutsche Wohnen macht<br />
sich bei den <strong>Berliner</strong> Mietern nicht<br />
gerade beliebt. Mit ihr befinden sich<br />
derzeit viele im Streit um Miet erhöhungen.<br />
Das Unternehmen will eine<br />
im Mietspiegel 2013 festgeleg te<br />
neue Berechnungsart nicht akzeptieren<br />
und verlangt Mieten, die deutlich<br />
über dem Oberwert der Spanne<br />
liegen. Der BMV befürchtet, dass<br />
sich dieses inakzeptable Vermieterverhalten<br />
noch ausbreiten wird, wenn<br />
die Deutsche Wohnen die GSW<br />
schluckt. Jens Sethmann<br />
BEtriEBSKoStEn<br />
Städtische fordern MehrwertsteuerErmäßigung<br />
Die Betriebskosten machen in Berlin<br />
rund ein Drittel der Warmmiete aus.<br />
2013 ist zum Beispiel der durchschnittliche<br />
Strompreis im Vergleich<br />
zum Vorjahr um rund 13 Prozent<br />
gestiegen. Bei einem Verbrauch<br />
von 2500 Kilowattstunden im Jahr<br />
resultiert daraus für einen Mieterhaushalt<br />
eine Mehrbelastung von<br />
etwa 52 Euro pro Jahr – so das Ergebnis<br />
der Preisdatenbank des Vermieterverbandes<br />
BBu.<br />
Der Preis für Fernwärme stieg 2013<br />
in Berlin gegenüber dem Vorjahr<br />
um 2,5 Prozent. Zum Vergleich: Die<br />
allgemeine Inflationsrate lag bei nur<br />
2,2 Prozent. Ein Musterhaushalt mit<br />
60 Quadratmeter Wohnfläche zahlt<br />
zurzeit im Jahr rund 612 Euro für<br />
Heizung und Warmwasser.<br />
Maren Kern, Vorstand beim Verband<br />
BerlinBrandenburgischer Wohnungsunternehmen<br />
(BBU), macht für die<br />
Preisexplosion vor allem die Energie<br />
Stadt<br />
Berlin<br />
Frankfurt/Main<br />
hamburg<br />
Köln<br />
München<br />
Potsdam<br />
Stuttgart<br />
Mischpreis je kWh<br />
(Stand 1.1.2013)<br />
in Euro<br />
0,3058<br />
0,3129<br />
0,3032<br />
0,2835<br />
0,2614<br />
0,3035<br />
0,2924<br />
wende verantwortlich. „Gegen die<br />
Strompreisentwicklung kann auch<br />
die weitere Modernisierung von<br />
Wohnungen nichts ausrichten“, betonte<br />
sie bei der Vorstellung der aktuellen<br />
BBUPreisdatenbank.<br />
Bisher konnten Preissteigerungen<br />
zumindest teilweise noch durch Energieeinsparungen<br />
nach energetischen<br />
Modernisierungen relativiert werden.<br />
Bei einem Modernisierungsstand<br />
von fast 90 Prozent in den Beständen<br />
der BBUMitgliedsunternehmen<br />
ließen sich jedoch weitere Modernisierungen<br />
kaum noch wirtschaftlich<br />
durchführen. Der BBU fordert deshalb<br />
von der Politik, für die Energiekosten<br />
von Privathaushalten den ermäßigten<br />
Mehrwertsteuersatz von<br />
7 Prozent anzuwenden.<br />
Nach wie vor ist Wasser bundesweit<br />
in Berlin am teuersten. Moderat stiegen<br />
dagegen laut BBUPreisdatenbank<br />
im Berichtszeitraum die Kosten<br />
der Müllentsorgung. Hier liegt Berlin<br />
im Vergleich der deutschen Großstädte<br />
noch am günstigsten. Nach<br />
wie vor ist der Grundsteuerhebesatz<br />
in Berlin im Vergleich zu allen anderen<br />
79 der untersuchten Städte am<br />
höchsten. Die umgelegten Grundsteuerkosten<br />
sind zum Beispiel in<br />
Berlin doppelt so hoch wie im benachbarten<br />
Potsdam. Auch hier ist<br />
die Politik gefragt. Rainer Bratfisch<br />
Preisanstieg<br />
seit 1.1.2012<br />
in Prozent<br />
13,0<br />
21,2<br />
12,0<br />
9,1<br />
2,2<br />
12,0<br />
2,6<br />
Preisvergleich für<br />
Mieterstrom in<br />
Städten bei einem<br />
Stromverbrauch<br />
von 2500 kWh<br />
pro Haushalt im<br />
Modellhaus je Jahr<br />
Quelle: BBU<br />
8 MieterMagazin 10/2013