Ausgabe 10/2013 - Bürgermeister Zeitung
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30 AKTUELLES<br />
Thomas Böhm<br />
„Das Parlament der Tiere“<br />
Zum Kuckuck, welch ein tierisches<br />
Erlebnis! Der Journalist<br />
Thomas Böhm, der aus einer<br />
bekannten Komiker-Familie<br />
stammt, aber ein durchaus ernster,<br />
von den Politisch Korrekten<br />
gefürchteter Herausgeber<br />
der kritischen Internetseite<br />
http:// journalistenwatch.com<br />
ist, galoppiert durchs Reich der<br />
Tiere, nachdem die Menschheit<br />
„den Löffel abgegeben“ hat.<br />
Doch nach der Jubelparty über<br />
das Ableben der Menschheit<br />
brechen Chaos und Anarchie<br />
aus. Dann will der Platzhirsch<br />
die Demokrattier einführen. Ein<br />
veritables Affentheater!<br />
An dieser Stelle nimmt der Autor<br />
den Faden auf und spinnt ein<br />
Netz feinsinnigen Humors, der zuweilen<br />
nachdenklich macht, aber<br />
auch zum herzhaften Lachen verführt.<br />
Eine fiktive Geschichte, in<br />
der unglaubliche Fabelwesen und<br />
menschliche Tiere den Umgang<br />
mit und gegeneinander üben –<br />
ganz wie im richtigen Leben.<br />
Faszinierend an dieser Lektüre<br />
sind vor allem der ungeheure<br />
Wortreichtum und die Wortspielereien,<br />
mit denen die menschliche<br />
und die Tierwelt miteinander<br />
verknüpft werden. Böhms Phantasie<br />
scheint manchmal mit ihm<br />
durchzugehen, aber mitten im<br />
Galopp bremst er sich und kehrt<br />
zurück auf den Boden parlamentarischer<br />
Usancen, in denen eben<br />
die Tiere die Politiker sind – oder<br />
heißt es besser „…die Tiere wie<br />
Politiker sind“?<br />
Da gibt es das Frontschwein<br />
und die Rampensau, aber natürlich<br />
auch die Friedenstaube, den<br />
Pleitegeier und den Geldhahn.<br />
Hier ein Beispiel Böhmscher Fabulierkunst<br />
(S. 126):„Das Stinktier<br />
verteilte kostenlos Flakons<br />
mit dem Duft der Hirschkalbdrüse<br />
und schwängerte damit die ohnehin<br />
schon dicke Luft in Balzheim.<br />
Links von der Bühne hatten<br />
sich der Unglücksrabe, der<br />
Pechvogel, der Schmierfink und<br />
der Dreckspatz einen eigenen<br />
Stand aufgebaut. Rechts von der<br />
Bühne waren der Spaßvogel, die<br />
Lachmöve, die Schnapsdrossel<br />
und der Schluckspecht zu<br />
Gange…“<br />
Die 247 Seiten dieses Buches<br />
sind reich und köstlich garniert<br />
mit lustigen Zeichnungen von<br />
Werner Kirner, die in ihrer Originalität<br />
den Texten Böhms nicht<br />
nachstehen. Eine erfrischende,<br />
lehrreiche Lektüre zum Selbstlesen<br />
und Verschenken, Verlag tredition,<br />
Hamburg 12,99 €. Bestellung<br />
auch bei: bestellung@dasparlament-der-tiere.de<br />
(plus 2,- €<br />
Versandkosten).<br />
Helmut Mödlhammer<br />
Mein Lebensweg für die Gemeinden<br />
Pünktlich zum heuer bereits 60. Österreichischen<br />
Gemeindetag (11.-13. September in Linz) blickt der<br />
„Oberbürgermeister“ der österreichischen Kommunen,<br />
Helmut Mödlhammer, auf sein bisheriges Wirken<br />
und Engagement als heimischer Präsident des<br />
Gemeindebundes zurück.<br />
Auch in Anbetracht der bevorstehenden Nationalratswahl<br />
spielen Österreichs Gemeinden eine entscheidende<br />
Rolle. Nur zu oft wird auf kommunaler<br />
Ebene anders gewählt, als auf bundesweiter. Gemeinden<br />
sind die Orte der Wahrheit. Es sind Orte, wo<br />
man Politik nicht nur aus den Medien kennt, sondern<br />
wo Entscheidungen greifbar sind. Wo man auch jene,<br />
die diese Entscheidungen treffen, noch persönlich<br />
kennt. Gemeinden geben Halt, aber auch Perspektive,<br />
vor allem in Zeiten gravierender Veränderungen.<br />
Helmut Mödlhammer glaubt an die Kraft, die im<br />
„Kleinen“, im Überschaubaren liegt, dort wo Politik<br />
noch sehr unmittelbar empfunden wird. Haltung,<br />
Haftung und Hingabe brauche es, um Herz und Hirn der Bevölkerung<br />
zu erreichen. Mödlhammer ist ein Mann, dessen Handschlag und dessen<br />
Meinung etwas gelten und der die Wahrheit<br />
nicht scheut. Hier schreibt er über sein Leben, darüber,<br />
welche politischen Tabus gebrochen werden<br />
müssen und warum die Politik in Österreich einen<br />
Neustart braucht. Ein Buch mit vielen persönlichen<br />
Zugängen, Ansichten und politischen Ideen, das Sie<br />
nicht versäumen sollten – egal in welcher Gemeinde<br />
SIE selbst leben!<br />
Der Autor:<br />
Helmut Mödlhammer, geb. 1951 in Salzburg, ist<br />
seit 1999 Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.<br />
Der gelernte Journalist war mehr als 30<br />
Jahre lang bei Salzburger Medien in verschiedenen<br />
Funktionen tätig.<br />
Seit 1986 ist er <strong>Bürgermeister</strong> von Hallwang, einer<br />
Gemeinde vor den Toren der Mozartsstadt, seit<br />
mehr als zwei Jahrzehnten zudem Chef des Salzburger<br />
Gemeindeverbandes.<br />
Mödlhammer gilt als kraftvoller und bei Bedarf<br />
auch lauter Kämpfer für die Anliegen der Gemeinden,<br />
egal ob in ländlichen Gebieten oder in Ballungsräumen.<br />
Bei seinem Buch ist der Titel Programm!“.Styria premium,<br />
ISBN 978-3-222-13425-8, 216 Seiten, Hardcover, € 24,99<br />
Vor mehr als 70 Jahren in Bruck/Glocknerstraße<br />
geboren, hat mich das Buch von Rudolf<br />
Leo „Der Pinzgau unterm Hakenkreuz“ (Verlag<br />
Otto Müller, Salzburg <strong>2013</strong>, 256 Seiten;<br />
Preis: € 18,-) interessiert. Mein Heimatort liegt<br />
im Herzen des Bezirks Zell/See, mit 28 Gemeinden<br />
der größte im Land Salzburg. Geografisch<br />
grenzt er im Osten an den Pongau,<br />
im Norden an Bayern, im Westen an Tirol und<br />
im Süden an Südtirol und Kärnten. Heute ist<br />
der Pinzgau eine bedeutende Region für den<br />
Tourismus, wobei die Wasserfälle in Krimml<br />
(385 Meter) die größten in Europa sind. Der<br />
Aufstieg zum Großglockner, mit 3.798 Meter<br />
höchster Berg in Österreich, erfolgt in der Regel<br />
über meinen Heimatort Bruck.<br />
Rudolf Leo, in Bramberg geboren, promovierte<br />
mit seiner Analyse über die politische<br />
Situation im Pinzgau während der NS-Zeit<br />
2012 am Institut für Zeitgeschichte an der<br />
POLITISCHES BUCH DES MONATS (<strong>10</strong>)<br />
Der Pinzgau in der NS-Zeit<br />
Universität Wien. Seit 2008 ist er als Pressesprecher<br />
in der Oberösterreichischen Landesregierung<br />
tätig. Der Autor hat gründlich recherchiert,<br />
viele Dokumente ausgewertet und<br />
so ein Buch verfasst, das über Land und Leute<br />
interessant und mit Quellen belegt über die<br />
NS-Zeit im Pinzgau informiert. Am 30. März<br />
1931, sieben Jahre vor Hitlers Einmarsch in<br />
Österreich, finden im Land Salzburg Gemeinderatswahlen<br />
statt. Im Pinzgauer Kur- und<br />
Zentralort Zell/See votieren bereits 30 Prozent<br />
für die Nationalsozialisten. Rudolf Leos Dokumenten<br />
ist zu entnehmen, wie früh schon die<br />
„Hitlerbewegung“ im Pinzgau Erfolge verzeichnete.<br />
In 12 Kapiteln beschreibt der Autor<br />
Auswirkungen und Akzeptanz des NS-Regimes,<br />
ebenso aber die beachtliche Widerstandsbewegung<br />
gegen die Diktatur in der<br />
Provinz, die vor allem von der Arbeiterbewegung<br />
und den Eisenbahnern geprägt wurde.<br />
Die Verfolgung der Juden, Roma und Sinti,<br />
das Schicksal der Zwangsarbeiter, die Rolle<br />
bekannter Schlösser (Fischhorn in meinem<br />
Heimatort, Lichtenberg und Mittersill) wird<br />
ausführlich beschrieben und auch der politischen<br />
Lage im Pinzgau nach der NS-Ära breiter<br />
Raum gewidmet. Im Schloss Fischhorn<br />
wurde 1945 der von den Amerikanern festgenommene<br />
Hermann Göring untergebracht.<br />
Nicht wenige Nachkommen von Menschen,<br />
die der Historiker Rudolf Leo im Opferregister<br />
anführt, waren mir auch persönlich bekannt.<br />
Obwohl das Buch vermutlich nur für Bewohner<br />
in der Region von Interesse ist, kann es<br />
aber als Beispiel, wie eine dunkle Epoche unseres<br />
Landes historisch aufzuarbeiten ist, einem<br />
größeren Leserkreis empfohlen werden.<br />
Prof. Dr. Gerhard Poschacher<br />
<strong>Bürgermeister</strong> <strong>Zeitung</strong> <strong>10</strong>/<strong>2013</strong>