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Trauer in der systemischen Supervision – Oder: Der Tod ... - DGSF

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Ulrich Pfeifer-Schaupp<br />

werden muss. »Was hat dir geholfen, mit dieser schwierigen Situation fertig zu<br />

werden? Suche dir dafür e<strong>in</strong> Symbol und lege es an den passenden Platz auf <strong>der</strong><br />

Lebensflussl<strong>in</strong>ie.« Damit werden auch die entsprechenden Ressourcen und Bewältigungsformen<br />

stärker erlebbar. Mit <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>fahrung, von <strong>der</strong> Markus<br />

geprägt ist, würde es vermutlich ke<strong>in</strong>en großen Unterschied machen, die <strong>Trauer</strong><br />

und das Schwere zu repräsentieren. <strong>Der</strong> Supervisor schlägt deshalb vor, stattdessen<br />

die Ressourcen anwesend zu machen. Nach dem Pr<strong>in</strong>zip des »Anwesendmachens<br />

von Nichtanwesenden« (Weiss, 1989) werden hier nicht Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n eigene Fähigkeiten <strong>in</strong> den Raum geholt. Nach dem Auslegen<br />

aller Ressourcen auf <strong>der</strong> Timel<strong>in</strong>e geht <strong>der</strong> Supervisor mit Markus an <strong>der</strong> Lebensl<strong>in</strong>ie<br />

entlang, Markus sammelt die Ressourcen e<strong>in</strong>, die vom Supervisor jeweils<br />

nochmals wertschätzend kommentiert werden. Beim Gegenwartspunkt<br />

angekommen, wird Markus aufgefor<strong>der</strong>t, kçrperlich zu spüren, wie es sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gegenwart anfühlt. Bei <strong>der</strong> Lebensflussmethode kommt es darauf an, über<br />

Ressourcen o<strong>der</strong> Ereignisse nicht nur zu sprechen, son<strong>der</strong>n sie erfahrbar zu<br />

machen. Hier kann die Methode des Focus<strong>in</strong>g sehr hilfreich se<strong>in</strong>. »E<strong>in</strong>er kçrperlichen<br />

Wirkung nachzuspüren, erweist sich als e<strong>in</strong> nicht willkürlicher Prüfste<strong>in</strong>.<br />

Damit kann <strong>der</strong> Therapeut nutzen, was die verschiedenen Ansätze zu bieten<br />

haben <strong>–</strong> und rasch alles fallen lassen, das ke<strong>in</strong>e Auswirkung auf das kçrperliche<br />

Erleben hat« (Gendl<strong>in</strong>, 1998, S. 24). Markus schaut dann mit se<strong>in</strong>en Ressourcen<br />

im Arm <strong>in</strong> die Zukunft und spürt, wie sich das anfühlt. »Es fühlt sich gut und leicht<br />

an, ah, wirklich gut!« Zum Schluss geht Markus mit dem Berater noch e<strong>in</strong>ige<br />

Schritte <strong>in</strong> die Zukunft, verweilt e<strong>in</strong>en Moment an dem Ort, bis zu dem er gehen<br />

mçchte, und schaut dann von dort aus zurück auf se<strong>in</strong> bisheriges Leben, erfüllt<br />

von Stolz und Dankbarkeit darüber, was er alles geschafft hat.<br />

6 Fazit<br />

<strong>Trauer</strong> und Abschied s<strong>in</strong>d existenzielle Grun<strong>der</strong>fahrungen, sie brauchen auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Supervision</strong> und Beratung Zeit und Raum: im Leben von<br />

Klienten und Supervisanden ebenso wie im Leben von Supervisoren und Beratern<br />

und <strong>in</strong> den Ritualen und Abläufen helfen<strong>der</strong> Institutionen. <strong>Trauer</strong> zuzulassen<br />

und zu transformieren setzt schçpferische Kräfte frei, das sagen (nicht nur) die<br />

Dichter uns immer wie<strong>der</strong>. Beson<strong>der</strong>s prägnant hat es William Blake formuliert:<br />

»Joys impregnate. Sorrows br<strong>in</strong>g forth.<br />

Freude zeugt. Leid gebiert.«<br />

(William Blake, Die Hochzeit von Himmel und Hçlle)<br />

48<br />

KONTEXT 39,1, S. 31 <strong>–</strong> 50, ISSN 0720-1079<br />

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçtt<strong>in</strong>gen 2008

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