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Trauer in der systemischen Supervision – Oder: Der Tod ... - DGSF

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Ulrich Pfeifer-Schaupp<br />

s<strong>in</strong>d ihm die Gefühle <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong> suspekt o<strong>der</strong> machen sie ihm Angst, werden sich<br />

die Supervisanden hüten, entsprechende Anliegen zu formulieren.<br />

4 <strong>Trauer</strong>phasen und <strong>Trauer</strong>aufgaben<br />

4.1 Theorie und die Grundhaltung des Nicht-Wissens<br />

Welche Bedeutung hat Theorie für die Thematisierung von <strong>Trauer</strong>prozessen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Supervision</strong>? E<strong>in</strong> Verständnis von <strong>Trauer</strong> wird erleichtert, wenn man den<br />

typischen <strong>–</strong> o<strong>der</strong> besser: den mçglichen <strong>–</strong> Ablauf von <strong>Trauer</strong>prozessen kennt o<strong>der</strong><br />

wenn man (mçglichst mehrere) Modelle dafür hat, die helfen kçnnen, Ordnung <strong>in</strong><br />

das Chaos zu br<strong>in</strong>gen, das häufig mit <strong>Trauer</strong> und Verlust verbunden ist. Aus<br />

systemischer Sicht geht es darum, we<strong>der</strong> zu viel noch zu wenig über <strong>Trauer</strong> zu<br />

wissen. Wer zu viel weiß und se<strong>in</strong> Wissen für »die Realität« hält, kann leicht den<br />

Blick auf den beson<strong>der</strong>en Menschen verlieren, <strong>der</strong> Hilfe braucht. Wer zu wenig<br />

weiß, kann Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren und (zu viel) Angst entwickeln,<br />

die es ihm erschwert, hilfreich zu se<strong>in</strong>. Deshalb gew<strong>in</strong>nt im Umgang mit<br />

<strong>Trauer</strong> und Abschied die Grundhaltung des Nicht-Wissens beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

(vgl. Pfeifer-Schaupp, 2002a).<br />

E<strong>in</strong>en angemessenen Umgang mit <strong>Trauer</strong> und Abschied zu f<strong>in</strong>den erfor<strong>der</strong>t<br />

das Offense<strong>in</strong> für das jeweilige Gegenüber, dabei kann (zu viel) Theorie h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich<br />

se<strong>in</strong>. Empathie und Echtheit s<strong>in</strong>d grundsätzlich wichtig als Voraussetzung<br />

für Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Beratung und Therapie (Hubble, Duncan u. Miller, 2001). Es<br />

kann nützlich se<strong>in</strong>, von mir selbst zu erzählen und mich, soweit es angemessen ist<br />

und den Prozess unterstützt, mit eigenen Gefühlen zu zeigen. Inzwischen ist es<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>systemischen</strong> Praxis »salonfähig« geworden, auf Gefühle von Klient<strong>in</strong>nen<br />

nicht nur mit zirkulären Fragen zu antworten, son<strong>der</strong>n Mitgefühl zu zeigen.<br />

Spätestens seit Lynn Hoffman davon berichtet hat, dass sie mit Klient<strong>in</strong>nen<br />

auch we<strong>in</strong>t (Hoffman, 2000), kann von e<strong>in</strong>er »Renaissance <strong>der</strong> Gefühle« <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>systemischen</strong> Praxis gesprochen werden. Garry Prouty, e<strong>in</strong> Schüler von Carl<br />

Rogers, <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Prä-Therapie, spricht von »Mit-Se<strong>in</strong>« (Prouty, Pçrtner<br />

u. van Werde, 1996). Es geht also darum, we<strong>der</strong> zu viel noch zu wenig Theorie <strong>in</strong><br />

die Begegnung mit Klienten o<strong>der</strong> Supervisanden e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>–</strong> o<strong>der</strong> den eigenen<br />

theoretischen Grundannahmen und dem eigenen theoretischen Vorwissen mit<br />

<strong>der</strong> gleichen Respektlosigkeit zu begegnen wie Mustern und Symptomen im<br />

Klientensystem.<br />

Theorie hat im besten Fall die Funktion, Komplexität s<strong>in</strong>nvoll zu reduzieren,<br />

sie kann Ordnung <strong>in</strong> die Vielfalt von <strong>Trauer</strong>mçglichkeiten br<strong>in</strong>gen. Welche<br />

Theoriekonzepte s<strong>in</strong>d für den supervisorischen Umgang mit <strong>Trauer</strong> hilfreich? Ich<br />

mçchte hier exemplarisch zwei Modelle kurz vorstellen, die me<strong>in</strong>es Erachtens gut<br />

geeignet s<strong>in</strong>d, das Verständnis von <strong>Trauer</strong>prozessen zu fçr<strong>der</strong>n <strong>–</strong> wenn man sie<br />

nicht dogmatisiert o<strong>der</strong> mit »<strong>der</strong> Wirklichkeit« verwechselt. Die beiden Modelle<br />

36<br />

KONTEXT 39,1, S. 31 <strong>–</strong> 50, ISSN 0720-1079<br />

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçtt<strong>in</strong>gen 2008

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