31.12.2013 Aufrufe

Trauer in der systemischen Supervision – Oder: Der Tod ... - DGSF

Trauer in der systemischen Supervision – Oder: Der Tod ... - DGSF

Trauer in der systemischen Supervision – Oder: Der Tod ... - DGSF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ulrich Pfeifer-Schaupp<br />

lungen zu se<strong>in</strong>, wo dem F<strong>in</strong>den immer wie<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Aspekt des Sichtrennen-müssens,<br />

des Verlassen-müssens folgt« (S. 69). Das »<strong>in</strong>nere Zwiegespräch<br />

mit dem Verstorbenen« kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong> »externalisiert« werden,<br />

zum Beispiel mit e<strong>in</strong>em leeren Stuhl. Auch <strong>in</strong> Form von »Haus-Aufgaben«<br />

kçnnen die Themen dieser Phase aufgegriffen werden, beispielsweise als<br />

Anregung, dem Verstorbenen e<strong>in</strong>en Brief zu schreiben o<strong>der</strong> Örtlichkeiten<br />

aufzusuchen, die für das geme<strong>in</strong>same Erleben bedeutsam waren und dort<br />

Abschied zu nehmen.<br />

4.3 <strong>Trauer</strong>aufgaben<br />

Das Modell <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong>aufgaben nach William Worden kann ebenfalls hilfreich<br />

se<strong>in</strong> zum Verständnis und zum Umgang mit <strong>Trauer</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong> und hat<br />

viele Berührungspunkte zum Modell von Verena Kast. Worden (1987) beschreibt<br />

vier <strong>Trauer</strong>aufgaben:<br />

<strong>–</strong> Erste Aufgabe: Den Verlust als Realität akzeptieren<br />

»Die erste <strong>Trauer</strong>aufgabe besteht dar<strong>in</strong>, es wirklich als Realität zu akzeptieren,<br />

dass <strong>der</strong> Betreffende tot ist und nicht zurückkehren wird. Dazu gehçrt auch,<br />

dass man die Überzeugung gew<strong>in</strong>nt, dass e<strong>in</strong> Wie<strong>der</strong>sehen mit dem Verstorbenen<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesem Leben nicht mçglich ist. Es besteht e<strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Lçsung dieser Aufgabe und dem Suchverhalten,<br />

das Bowlby und Parkes umfassend beschrieben haben […] Das<br />

Gegenteil davon, den Verlust als Realität zu akzeptieren, ist das nicht wahrhaben<br />

Wollen <strong>–</strong> <strong>der</strong> Verlust wird geleugnet. Manche Menschen weigern sich, zu<br />

glauben, dass <strong>der</strong> Betreffende wirklich tot ist, und bleiben im <strong>Trauer</strong>prozess<br />

schon bei <strong>der</strong> ersten Aufgabe stecken« (Worden, 1987, S. 19). Das Leugnen des<br />

Verlusts kann, so Worden, verschiedene Formen annehmen: Sie reichen von<br />

leicht verzerrter Wahrnehmung bis h<strong>in</strong> zu voll erblühten Wahnvorstellungen.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Leugnung ist die »Mumifizierung«: Es werden Besitztümer<br />

des Verstorbenen <strong>in</strong> mumifiziertem Zustand aufbewahrt, damit sie zur<br />

Verfügung stehen, wenn er zurückkehrt (S. 19). Für die <strong>Supervision</strong> heißt das,<br />

dass es wichtig ist, Anregungen zu geben, den Verlust »wirklich« werden zu<br />

lassen, ihn nicht zu leugnen o<strong>der</strong> zu umgehen.<br />

<strong>–</strong> Zweite Aufgabe: Den <strong>Trauer</strong>schmerz erfahren<br />

Worden bezieht sich bei dieser Aufgabe auf das deutsche Wort »Schmerz«, das<br />

se<strong>in</strong>er Ansicht nach e<strong>in</strong> besserer Term<strong>in</strong>us ist als das englische »pa<strong>in</strong>«. Er sagt<br />

dazu: »Dank se<strong>in</strong>es breiteren Bedeutungsspektrums umfasst dieser Begriff<br />

sowohl die tatsächlich physischen Schmerzen, die viele Menschen nach e<strong>in</strong>em<br />

Verlust erdulden, als auch das emotionale und verhaltensspezifische Leid, das<br />

er mit sich br<strong>in</strong>gt. Dieser Schmerz muss anerkannt und durchgearbeitet werden,<br />

sonst wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Symptom o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Form von abwei-<br />

38<br />

KONTEXT 39,1, S. 31 <strong>–</strong> 50, ISSN 0720-1079<br />

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçtt<strong>in</strong>gen 2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!