Gerettete Worte - Verlagsgruppe Droemer Knaur

nungen geholfen. Nach seinem Tod wurde der von ihm durchgesetzte
Räuberkodex, Hu zufolge, von allen Banden in der
Region beibehalten; einige dieser Banden waren sogar noch
während der von der Volksbefreiungsarmee in den sechziger
Jahren durchgeführten Kampagne gegen das Banditentum aktiv.
Danbin Jianzans Kodex war, Hu Feibao zufolge, wesentlich
strenger als die von den Nationalisten, von Ma Bufang oder
der Kommunistischen Partei gepredigten moralischen Grundsätze.
Sein ganzes Leben lang habe er sich an diese Grundsätze
gehalten, und auch nach jahrzehntelanger Gefängnishaft weigerte
er sich einzugestehen, dass die Raubüberfälle, die er und
seine Kumpane begangen hatten, verbrecherisch waren. »Meine
Leute haben schon immer so gelebt. Wie hätten unsere
Frauen und Kinder überleben können, wenn wir nicht an der
Geldstraße gestohlen hätten? Wie hätten die Dörfer in der Region
an Handelsware herankommen sollen? Durch die Jahrhunderte
und die Dynastien hindurch waren wir die Einzigen,
die sich um diese Menschen kümmerten. Wir haben sie nie gezwungen,
für uns zu arbeiten, und wir haben ihnen auch nie
Lebensmittel oder Vieh gestohlen. Und wir haben niemals bereits
verlobte oder verheiratete Frauen mit Kindern entführt.
Wir nahmen uns nur die ledigen Mädchen und behandelten sie
viel besser als die Männer in den Dörfern. Bei uns durften
Frauen und Kinder nicht geschlagen werden. Die Dörfler haben
ihre Töchter zur Straße geschickt, damit sie dort auf uns
warteten, und ließen sie dort oft tagelang allein. Manche dieser
Mädchen sind sogar verhungert oder erfroren. Und schließlich
– woher hätten die Söhne für die Bande kommen sollen, wenn
wir keine Frauen gehabt hätten?«
Es war unser letztes Zusammentreffen. Ich weiß noch, dass
wir uns im Fabrikbereich des Lagers unterhielten, wo gerade
Lastwagen beladen wurden. Hu Feibao bündelte Handschuhe
und packte sie in Kisten. Seine Hände zitterten – eine Alters-
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