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Jahresbericht als PDF - Vergiss mich nicht

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<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V.<br />

❄<br />

Hier möchten wir die Gelegenheit nutzen einen obdachlosen Besucher unserer Tagesstätte,<br />

der zwischen Kottbusser Tor und unserer Wärmestube pendelt, zu Wort kommen zu lassen. Er<br />

besucht täglich unsere Tagesstätte, um unter anderem nach seiner Post zu schauen. Zudem<br />

„versorgt“ er uns mit den neusten Informationen der Szene, so dass wir immer ein aktuelles Bild<br />

des Hilfebedarfes zeichnen können.<br />

„Ich lebe auf der Straße, seitdem ich aus`m Knast bin …wegen Dealens… Ich bin Metadonzombi,<br />

seit 25 Jahren drogenabhängig. Mit Heroin angefangen hab ich wegen `ner Frau, gescheiterte<br />

Liebe. … Ich steh früh auf… Nachdem ich meine Magentablette genommen habe, nachdem ich<br />

meine 3 Bier getrunken habe, nehm ich meinen Ersatzstoff und dann geht’s einigermaßen. Ich<br />

renn den ganzen Tag durch die Gegend, Winter, Sommer, Feiertag, Sonntag – alles gleich. Assis<br />

wie ich haben kein frei. Das ist ein 24 Stunden Job. Ich guck mir die Leute an. Ich interessiere<br />

<strong>mich</strong> für ihr Leben und versuche Ihnen irgendwie weiterzuhelfen.… Ich hab Jura studiert und<br />

bin zweimal durchs Examen gefallen. Ich hab die Logik <strong>nicht</strong> verstanden. Und hab jetzt nach 20<br />

Verurteilungen, hab ich sie immer noch <strong>nicht</strong> verstanden. … Mit Kindern und Hunden komm ich<br />

gut klar… Ich lese gern. Das ist sone Mauer, son Schutz.“<br />

■<br />

Gero W. ist ohne festen<br />

Wohnsitz, seitdem er vor 5<br />

Jahren aus der Haftanstalt<br />

entlassen wurde<br />

Notübernachtung für obdachlose Frauen (Kältehilfe)<br />

In diesem Winter richtete das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte e.V. die Notübernachtung<br />

für Frauen im Rahmen der Kältehilfe in den Räumen der Tagesstätte für Wohnungslose am<br />

Wassertor ein.<br />

Von November 2012 bis März 2013 können 10 Frauen in der Tagesstätte einen Schlafplatz in der<br />

Zeit von 19.30 Uhr bis 7.30 Uhr am nächsten Morgen in Anspruch nehmen. Zwei Betreuerinnen<br />

sind nachts rund um die Uhr ansprechbar. Die Besucherinnen bekommen auch in diesem Jahr<br />

ein warmes hochwertiges Abendessen, ein Frühstück und haben die Möglichkeit zu duschen<br />

und ihre Wäsche zu waschen. Durch die Vielzahl an privaten Kleiderspenden war es möglich<br />

den Frauen das Wechseln ihrer Wäsche zu ermöglichen und vor allem sie mit warmer winterfester<br />

Kleidung zu versorgen. Darüber hinaus war die Vermittlung an Stellen, die unbürokratisch<br />

medizinische Hilfen anbieten Teil des Hilfebedarfes. Durch die Anbindung an die Tagesstätte für<br />

Wohnungslose nutzen viele Frauen das Angebot der Tagesstrukturierung (Aufenthalt und Mahlzeiten<br />

während des Tages).<br />

Ab Mitte November 2012 waren täglich 10 Schlafplätze, ab Januar 15 Schlafplätze belegt, so<br />

dass nachkommende Frauen an andere Notunterkünfte weitervermittelt wurden. Es besteht eine<br />

enge Zusammenarbeit mit dem Kältehilfetelefon und dem Kältebus der Berliner Stadtmission<br />

bzw. dem Wärmebus des DRK. Die Besucherinnen rekrutieren sich aus allen Altersstufen und<br />

unterschiedlichster Nationalitäten. Sprachbarrieren stellten eine Herausforderung an die Betreuerinnen<br />

dar, konnten aber durch eine häusliche und entspannte Atmosphäre überwunden<br />

werden. Zu den Hilfesuchenden gehörten in diesem Jahr auch erstmalig Kinder, die erfolgreich<br />

in das zuständige Hilfesystem vermittelt werden konnten.<br />

Die Gründe für die Inanspruchnahme eines Notübernachtungsplatzes sind vielseitig und individuell.<br />

Häufig jedoch wird die NÜ von Frauen aufgesucht, die an unterschiedlichen Formen<br />

psychischer Erkrankungen und dem damit einhergehenden Verlust sozialer Strukturen und<br />

Beziehungen leiden oder <strong>als</strong> Migrantinnen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus ohne Einkünfte<br />

und feste Unterkunft sind. Trotz nur einem Schlafraum und dem Übernachten auf Isomatten,<br />

setzen die Betreuerinnen ihr Anliegen den Frauen einen geschützten Raum zu bieten, der es ihnen<br />

ermöglicht zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu tanken, mit viel Empathie und herzlicher<br />

Atmosphäre jede Nacht um.<br />

In diesem Jahr bestand ein hoher Bedarf an sozialer Beratung. Durch die Niedrigschwelligkeit<br />

des Angebotes, einer vertrauten Atmosphäre und der Anbindung an die Wärmestube nutzen viele<br />

Frauen die soziale Beratung der Tagesstätte um mögliche Alternativen zu ihrer momentanen<br />

Situation zu prüfen und die Schwelle in weiterführende Angebote des bestehenden Hilfesystems<br />

zu überwinden.<br />

■<br />

MAE-Projekt im Bereich Sucht<br />

Im Jahr 2012 sind alle MAE-Projekte im Suchtbereich des Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte<br />

e.V. neu bewilligt und teilweise nochm<strong>als</strong> erweitert worden. Insgesamt standen 66 Teilnehmerplätze<br />

im Jahr 2012 zu Verfügung. 21 Teilnehmerplätze fielen auf den Bezirk Berlin-Mitte und 45<br />

Teilnehmerplätze auf den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Es handelt sich um Arbeitsgelegenheiten<br />

nach § 16, Abs. 3 SGB II für Arbeitslosengeld II EmpfängerInnen mit einer Alkohol- bzw.<br />

Drogenabhängigkeit. Durch die Maßnahmen sollen die Vermittlungshemmnisse, die bei dieser<br />

Zielgruppe aufgrund der Abhängigkeit und den Folgeerscheinungen des Suchtmittelkonsums<br />

bestehen, gemindert oder beseitigt werden, so dass eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

möglich wird.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen ist die wöchentlich stattfindende Suchtgruppe im<br />

Rahmen der Arbeitszeit. Hierzu besuchen alle MAE-Kräfte verbindlich die Beratungsstelle für<br />

Alkoholkranke und Medikamentenabhängige des Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte e.V.<br />

in Kreuzberg. In Berlin-Mitte wird diese Suchtgruppe von unserem Kooperationspartner der<br />

Caritas-Suchthilfe durchgeführt.<br />

Darüber hinaus werden alle TeilnehmerInnen in gemeinnützigen sozialen Einrichtungen des<br />

Diakonischen Werks oder bei Kooperationspartnern im Bezirk mit max. 6 Std/täglich eingesetzt.<br />

Die Fähigkeiten und Wünsche unserer TeilnehmerInnen werden beim Einsatzort besonders<br />

berücksichtigt um das Selbstwertgefühl zu stärken. Durch die gute Vernetzung innerhalb des<br />

Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte. e.V. sowie mit externen Kooperationspartnern konnten<br />

2012 19 Teilnehmer direkt in den 1. Arbeitsmarkt bzw. in Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen<br />

vermittelt werden.<br />

Besondere Ereignisse 2012:<br />

■■ Monatliche Arbeitstreffen mit 40 TN aus den Basismaßnahmen<br />

■■ Im April 2012 Start der Instrumentenreform von Seiten des Gesetzgebers mit<br />

erheblichen Veränderungen bei den Teilnahmebedingungen<br />

■■ Start des Aufbauprojekts Berlin-Mitte im Juli 2012<br />

■■ Sommerfest mit 66 TN und FallmanagerInnen der JobCenter im August 2012<br />

■■ Weihnachtsfeier mit 66 TN und FallmanagerInnen der JobCenter 2012<br />

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