COCO CHANEL - SUR Kultur
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Vielfalt als Chance<br />
In Stuttgart begreife man diese Vielfalt auf allen Ebenen als Chance,<br />
so wird betont. Im November 2007 unterzeichnete Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Schuster daher die »Charta der Vielfalt«. Sie ist<br />
Teil der Aktion »Vielfalt als Chance« der Bundesbeauftragten für<br />
Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer. Böhmer hat<br />
in diesem Zusammenhang die Initiative »Orte der Vielfalt« initiiert,<br />
um Städte, Gemeinden und Kreise in Deutschland in ihrem Engagement<br />
für Toleranz, Vielfalt und Demokratie anzuspornen. Am 25.<br />
Mai 2009 wurde die Landeshauptstadt mit dem Titel »Ort der Vielfalt«<br />
ausgezeichnet.<br />
Auch für seine Integrationspolitik bekam Stuttgart, die Stadt mit<br />
dem zweithöchsten Ausländeranteil knapp nach Frankfurt, einen<br />
Preis: 2005 wurde ihr von der Bertelsmann Stiftung der Integrationspreis<br />
verliehen. Experten loben, dass Stuttgart die Möglichkeiten,<br />
die sich durch Zuwanderer für die Wirtschaft ergeben,<br />
ergreift. Im Jahr 2001 wurde in Stuttgart die Stabsabteilung für<br />
Integrationspolitik eingerichtet, ein Gesamtkonzept für Partizipation<br />
und Integration entwickelt. Sprachkurse etwa, die mit dem<br />
Zuwanderungsgesetz 2005 Pflicht wurden, gibt es beim »Stuttgarter<br />
Modell« seit über acht Jahren. »Sprachförderung unterstützt<br />
Migrantenkinder beim Schulstart«, so der Integrationsbeauftragte<br />
der Landeshauptstadt, Gari Pavkovic. Gezielt werden ausländische<br />
Eltern über Schule und Elternarbeit informiert. Die Gymnasial-<br />
quote der Migrantenkinder stieg: Von ihnen machen in Stuttgart<br />
laut Pavkovic 10 Prozent Abitur, im Landesdurchschnitt nur fünf<br />
Prozent; bei deutschen Schülern sind es 40 Prozent. »Angesichts<br />
des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sind wir<br />
auf die Zuwanderer angewiesen«, so Pavkovic.<br />
Internationaler Flair zählt<br />
Stuttgarts Integrationspolitik ist daher besser als die von Baden-<br />
Württemberg, wo immerhin der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund<br />
an der Bevölkerung mit 25 Prozent über dem<br />
Bundesdurchschnitt von knapp 19 Prozent liegt. Nach einer aktuellen<br />
Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung<br />
schneidet das Land aber in Sachen Integration nur mittelmäßig ab.<br />
Ausländer sind vom wirtschaftlichen Strukturwandel in der Regel<br />
stärker betroffen, sie sind öfter arbeitslos und ohne Berufsausbildung,<br />
denn bislang gab es für unqualifizierte Arbeiten Stellen und<br />
gutes Geld. Daher hätten, so die Wissenschaftler, die Migranten<br />
im Südwesten Deutschlands ein niedriges Bildungsniveau. Nur 28<br />
Prozent machen in Baden-Württemberg das Abitur, der Prozentsatz<br />
der Akademiker mit Migrationshintergrund ist mit 19 Prozent das<br />
Schlusslicht in Deutschland – allein das Saarland ist schlechter.<br />
Dabei ist Internationalität längst ein Standortfaktor, das gilt gerade<br />
auch für Baden-Württemberg, eine der exportstärksten Region Europas.<br />
Stuttgarter Unternehmen haben über 1.500 Zweigbetriebe und<br />
Repräsentanzen in 175 Ländern. So werden Städte zunehmend auch<br />
aufgrund ihres internationalen Flairs, ihrer Innovationsbereitschaft<br />
und ihrer Offenheit gegenüber modernen interkulturellen Lebensformen<br />
beurteilt. Wie sagte noch der einstige ifa-Generalsekretär, Kurt-<br />
Jürgen Maaß? »Was für Stuttgarts Topadresse der <strong>Kultur</strong> wie Ballett<br />
oder Oper, was für Orchester oder Musicals seit jeher eine Selbstverständlichkeit<br />
ist, nämlich die besten Kräfte auch aus dem Ausland zu<br />
gewinnen, gilt – weniger öffentlich sichtbar für den Bürger – immer<br />
stärker für Wirtschaft und Industrie.« Man möchte ergänzen: oder<br />
gut ausgebildete Ausländer im eigenen Land heranziehen.<br />
Von Petra Mostbacher-Dix<br />
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