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COCO CHANEL - SUR Kultur

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SuR: Welche Rolle spielen Ausstellungsformate?<br />

H.B.: Verhandlungsräume globaler Kunst sind heute vor allem die<br />

Biennalen, ein Ausstellungsformat, das in zweijährlichem Turnus,<br />

verschiedene Kuratoren nach Künstlern und Konzepten befragt.<br />

Mit der neuen Ausrichtung hat die Biennale in Venedig, die Mutter<br />

aller Biennalen, durch Kuratoren in den neunziger Jahren die Wende<br />

von der Moderne zur globalen Ära vollzogen. Während die Moderne<br />

sich als Geschichte der Ausstellungen zeigt und von westlicher<br />

Kunstkritik getragen wurde, reagieren heute die Ausstellungshäuser<br />

und Museen auf die Impulse, die von Biennalen ausgehen.<br />

Es sind Ereignisse, auf denen die Gegenwartskunst globalisiert<br />

wurde. Hier zeigen Starkuratoren die internationale Gegenwartskunst<br />

an einem neuen Standort und führen dem kosmopolitischem<br />

Kunstpublikum, das jeweils eingeflogen wird, neue Künstler vor.<br />

Das ist die Ursituation der Globalisierung. Anfänglich waren die<br />

Biennalen in der Hand westlicher Kuratoren. Inzwischen gibt es<br />

eine globale Riege von Kuratoren, die schon Gegenstand einer eigenen<br />

Sekundärliteratur geworden ist.<br />

SuR: Wie reagieren Sie als Kunstwissenschaftler?<br />

H.B.: Mit dem Global Art Museum, einer Plattform des Zentrums<br />

für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, gehen wir den<br />

Verflechtungen globaler Kunstströme nach. Das Projekt »Global<br />

Art Museum« verfolgt die Beziehungen einer weltweit vernetzen<br />

<strong>Kultur</strong>. »Where is Art Contemporary?«, war die Fragestellung eines<br />

Symposiums, das vom Global Art Museum initiiert wurde. In<br />

Zusammenarbeit mit dem ZKM in Karlsruhe wird 2011 eine Ausstellung<br />

gezeigt, die den Titel »Global Art: eine kritische Bilanz«<br />

trägt. Es muss auch möglich sein, ohne die Slogans der Selbstpromotion<br />

zu reden und die Forschung in Angriff zu nehmen, bevor<br />

uns die Ereignisse andernorts zuvorkommen, denn, »we are all in<br />

this together«.<br />

www.globalartmuseum.de<br />

Erinnerung im Kollektiv<br />

In Argentinien geboren, im israelischen Kibbutz Amir aufgewachsen,<br />

Fotografie an der Bezalel Art Academy studiert, Lehrerin gewesen<br />

und derzeit Doktorandin im Fach <strong>Kultur</strong>elle Studien und<br />

Hermeneutik an der Bar Ilan Universität in Ramat Gan bei Tel Aviv:<br />

Norma Musih (M) hat einen bewegten Lebenslauf. Doch der Grund,<br />

warum sie bereits Schlagzeilen machte ist, dass Musih 2002 das<br />

Zochrot-Projekt mitgründete. Dieses will die Geschichte der Palästinenser<br />

in Israel vermitteln. Für die Zochrot-Galerie kuratiert Musih<br />

auch Ausstellungen, ihre hoch gelobte Schau »Postkarten für Gaza«<br />

zeigte die Stuttgarter Künstlerin Barbara Karsch-Chaïeb (K-C) im<br />

Bunker unter dem Schlossplatz. Petra Mostbacher-Dix hat mit den<br />

beiden über die Kunst, Wahrheit und Verantwortung gesprochen.<br />

SuR: Warum die Beschäftigung mit palästinensischer Geschichte?<br />

M: Während des Militärdiensts in Israel und als Assistentin an einer<br />

Schule für Friedensforschung merkte ich, dass wir die Geschichte<br />

Israels nur einseitig erzählt wird. Wir sind immer die Opfer, das Volk<br />

ohne Land, das nach Israel in ein Land ohne Menschen kam und die<br />

Wüste fruchtbar machte. Das ist unwahr. Es gab dort bereits ein Volk,<br />

die Palästinenser. Wir sind nicht nur Opfer, wir sind auch Täter.<br />

SuR: Und die Folgen?<br />

M: In Israel sieht man überall Schilder, die an 2000 Jahre jüdischisraelischer<br />

Geschichte erinnern, nirgends aber palästinensische<br />

Denkmale. Die meisten jüdischen Einwohner in Israel wissen nicht<br />

oder verleugnen die Geschichte der Palästinenser, das Desaster<br />

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