COCO CHANEL - SUR Kultur
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Schönheit braucht viel Zeit<br />
Nachruf auf den Galeristen, Utopisten und Menschen Hans-Jürgen Müller<br />
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Hans-Jürgen Müller hat es einem oft nicht leicht gemacht, ihn zu<br />
mögen. Seine Worte waren hart, laut und teils ungerecht. Er war<br />
ein Kämpfer und hat Vieles erreicht. In seine 1958 in Stuttgart eröffnete<br />
Galerie hat der gelernte Schriftsetzer, bei der Galeriegründung<br />
gerade mal 22 Jahre alt, Künstler wie Cy Twombly, Morris<br />
Louis und Robert Mangold geholt. 1967 war er Mitbegründer des<br />
»1. Kölner Kunstmarkts«, der ersten europäischen Kunstmesse.<br />
Mit der Ausstellung »europa 79«, konzipiert zusammen mit Max<br />
Hetzler und Ursula Schurr, hat er Kunstgeschichte geschrieben.<br />
Die Kunstsammler Rolf Krauss und Rudolf Scharpff und das Hessische<br />
Landesmuseum Darmstadt haben ihrer Zusammenarbeit mit<br />
Müller das hohe Niveau ihrer Sammlungen zu verdanken.<br />
Manchmal kämpfte Hans-Jürgen Müller aber auch gegen Windmühlen.<br />
Die auf Kommerz ausgerichteten Köpfe vieler Menschen<br />
und die behäbige Bürokratie machten es ihm schwer, sein Projekt<br />
»Atlantis« zu verwirklichen. 1993 begannen die Bauarbeiten für<br />
das Zukunftsprojekt, inzwischen »Mariposa« getauft, am Rande<br />
des Städtchens Arona auf Teneriffa. Mindestens drei Monate im<br />
Jahr verbrachte Müller selbst dort, um Künstlern, Wissenschaftlern,<br />
Politikern und Bankern das offensichtlich verloren gegangene Gefühl<br />
für Schönheit und Harmonie beizubringen. Wer ihn dort besucht<br />
hat, konnte ihn beim Bemalen von Mauerfugen beobachten.<br />
»Schönheit hat einen großen Nachteil, sie braucht unheimlich viel<br />
Zeit«, sagte er dann. Von seinem Ziel, »die Welt auf einen anderen<br />
Kurs zu bringen«, war Müller noch ein paar Meter entfernt, die<br />
Verwandlung des einst unwirtlichen Geländes in einen poetischen<br />
Skulpturengarten ist aber geglückt. Am 27. Mai 2009 ist Hans-Jürgen<br />
Müller im Alter von 73 Jahren gestorben. Auf der Homepage www.<br />
mariposa-projekt.de hat er einen Neujahrsgruß hinterlassen. Seine<br />
Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt ist intelligent,<br />
zynisch und witzig – so wie Müller selbst war. Darin konstatiert er:<br />
»Die Welt braucht Menschen mit viel Mut! Wichtig ist, dass man<br />
was tut«. Und Mut hatte Hans-Jürgen Müller, bis zum Schluss.<br />
Von Marko Schacher<br />
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