COCO CHANEL - SUR Kultur
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Klänge aus dem Werkzeugkasten<br />
Arbeiten von John Cage in der Stihl-Galerie<br />
Kann das Rauschen der Blätter im Wind Musik sein? Selbstverständlich,<br />
wenn man dem US-amerikanischen Komponisten John<br />
Cage folgt. John Cage war Sound-Demokrat. Ob Schlüsselanhänger,<br />
Schraube oder Karotte – jeder Gegenstand war potentiell geeignet,<br />
die erste Geige in seiner Symphonie experimenteller Musik<br />
zu spielen. In der Stihl-Galerie in Waiblingen zeigen 72 Objekte<br />
Cages Schaffen. Bis in das Todesjahr 1992 arbeitete er daran, Musik<br />
nicht als harmonisches Regelwerk zu betrachten, sondern<br />
Grenzbereiche des Kompositorischen auszuloten. Erstaunlich ist<br />
im ersten Moment, dass nicht nur Videos, Hörstücke und Kompositionsskizzen<br />
präsentiert werden, sondern auch bildende Kunst:<br />
Spuren von Metallringen, die sich auf Papierbahnen abgedrückt<br />
haben oder Plastikscheiben, die mit typografischen Versatzstücken<br />
versehen sind. Doch schnell wird klar, dass Cages Geräusch-Expeditionen<br />
stark mit der Arbeit zeitgenössischer Künstler verwoben<br />
sind. Mit den Protagonisten der Fluxus-Bewegung, darunter Nam<br />
June Paik, teilte er nicht nur die Lust an Happenings und Performances,<br />
sondern auch das Ziel, die Gesetze der jeweiligen Gattung<br />
zu überschreiten. So sind zwar seine Musikstücke als Sonaten oder<br />
Nocturnes betitelt, wer jedoch eine Melodie oder einen ¾-Takt erwartet,<br />
wird enttäuscht. Auf dem Flügel prangt zwar das Qualitätssiegel<br />
Bösendorfer, drinnen befinden sich jedoch Metallstifte und<br />
Schreibgeräte, die zwischen die Saiten gesteckt sind. Das Instrument<br />
ist nur der Ausgangspunkt für einen Prozess des Musizierens.<br />
Kunst ist gleich Leben, lautet der Titel der Schau. Besser wäre, wie<br />
es Cage selbst formulierte: »Kunst ist das Labor, indem man das<br />
Leben ausprobiert.« (val)<br />
Bis 20.09., »Kunst = Leben. John Cage«,<br />
www.galerie-stihl-waiblingen.de<br />
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