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COCO CHANEL - SUR Kultur

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Vertreter von Städten und Gemeinden kennen das Problem. Die<br />

kulturelle Vielfalt nehme zu in Alteneinrichtungen, sagt Harald<br />

Burkhart, Pressesprecher des Gemeindetags Baden-Württemberg.<br />

»Das muss mit den vorhandenen Strukturen abgedeckt werden,<br />

spezielle Einrichtungen für Migranten wären der Integration nicht<br />

dienlich.« Das wird beim Städtetag ähnlich gesehen. »Das Thema<br />

demografischer Wandel und Integration ist in der Agenda nach<br />

oben gerückt«, so Pressesprecher Manfred Stehle. Vor allem auf<br />

aktivierende Integrationspolitik wird gesetzt. Statt Hilfeempfänger,<br />

heißt es, könnten ältere Ausländer Hilfeleistende werden, sich bürgerschaftlich<br />

engagieren, um jüngere Migranten als Lotse zu unterstützen.<br />

(pam)<br />

Vielfalt als Chance<br />

Neuer Ausbildungszweig in der Altenpflege<br />

Die Menschen werden im Durchschnitt immer älter, der Pflegebedarf<br />

immer größer und auch der Anteil an pflegebedürftigen Menschen<br />

mit Migrationshintergrund nimmt zu. Dazu kommen neue<br />

Formen des Seniorenwohnens – herkömmliche Pflege- und Altenheime<br />

haben nahezu ausgedient, Wohngemeinschaften und Betreutes<br />

Wohnen sind gefragt. Die neuen Wohnformen erschließen neue<br />

Berufsfelder. Indes bleibt der Run auf die Ausbildung zum Altenpfleger<br />

oder zur Altenpflegerin aus. Mit ein Grund dürfte die Hürde<br />

für Ausbildungsanwärter sein. Die müssen seit dem 1. August<br />

2003 bundesweit einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss<br />

in Verbindung mit einer Ausbildung zum Krankenpflegehelfer<br />

oder ähnlichem vorweisen. Gute Deutschkenntnisse sind<br />

sowieso Voraussetzung, um am Unterricht überhaupt teilnehmen<br />

zu können. Die Ausbildung zum Altenpflegehelfer oder zur -helferin,<br />

die oft das Sprungbrett für den weiteren Weg zur Altenpflege<br />

ist, ist hingegen landesweit geregelt. Hier war bislang in Baden-<br />

Württemberg lediglich der Hauptschulabschluss und etwa ein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr oder eine ähnliche Tätigkeit Voraussetzung.<br />

Dennoch fielen durch dieses Raster bislang zahlreiche jugendliche<br />

Hauptschulabsolventen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund,<br />

da die Deutschkenntnisse nicht ausreichen. Das soll sich<br />

mit einem neuem Modellversuch, der bereits im Herbst starten und<br />

vom Sozialministerium, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />

sowie von der Robert Bosch Stiftung gefördert wird, ändern.<br />

Der neue Ausbildungsweg, den es ab 1. Oktober an der Berufsfachschule<br />

für Altenpflege des Eigenbetriebs Leben und Wohnen geben<br />

soll, spricht ganz explizit diese zwei Gruppen an. Für die Bewerbung<br />

werden neben den üblichen Bewerbungsunterlagen lediglich<br />

ein Hauptschulabschluss sowie eine Aufenthaltsbewilligung oder<br />

Ausbildungsgenehmigung benötigt. Der Clou: Die einjährige Altenpflegehilfe-Ausbildung<br />

wird kombiniert mit einem Deutschkurs<br />

des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sowie zusätzlichen<br />

sogenannten <strong>Kultur</strong>pflegestunden, in denen in die Besonderheiten<br />

anderer <strong>Kultur</strong>en (auch in die der deutschen) eingeführt wird. Im<br />

Ganzen ist die Ausbildung zweijährig. Hernach gibt es für die Absolventen,<br />

die einen Notenschnitt von 2,5 oder besser erreicht haben,<br />

die Möglichkeit, direkt ins zweite Jahr der dreijährigen Altenpflegeausbildung<br />

einzusteigen. Genau diese Chance sehen auch die<br />

Initiatoren des Modellversuchs. »Auch wir lernen von den anderen<br />

<strong>Kultur</strong>en,« sagt Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch.<br />

Gerade im Pflegeberuf, wo es immer mehr Klientel aus anderen<br />

<strong>Kultur</strong>kreisen gebe, seien Pfleger mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert,<br />

meint auch Walter Kohler vom Ministerium für Arbeit<br />

und Soziales. Sie könnten »ein anderes Denken in die Einrichtungen<br />

mit einbringen,« hofft er.<br />

Das Projekt ist bundesweit einzigartig. Oder vielleicht auch Stuttgart-spezifisch.<br />

Immerhin leben in der Landeshauptstadt Menschen<br />

aus rund 180 Nationen. Mehr als 22,5 Prozent besitzen keinen<br />

deutschen Pass. (eva)<br />

www.leben-und-wohnen.de/berufsfachschule<br />

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