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Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...

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20 Jahre <strong>AIDS</strong> - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e. V.<br />

1988 - 2008


Angebote der Aids -<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />

<strong>AIDS</strong> - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e. V.<br />

Frankfurter Straße 48<br />

63065 <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Telefon: (069) 88 36 88<br />

Fax: (069) 88 10 43<br />

eMail: info@offenbach.aidshilfe.de<br />

Homepage: www.offenbach-aidshilfe.de<br />

Offene Sprechstunden:<br />

Mo, Do 10.00 Uhr - 12.30 Uhr, 13.30 Uhr - 16.00 Uhr<br />

Di 16.00 Uhr -20.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Spendenkonto:<br />

Städtische Sparkasse <strong>Offenbach</strong><br />

Konto Nr. : 590 25 25<br />

BLZ: 505 500 20<br />

Spenden <strong>sind</strong> steuerlich absetzbar!<br />

Offenes Plenum für Mitglieder und Interessierte: jeden<br />

zweiten Dienstag im Monat in der Geschäftsstelle, Beginn:<br />

20.00 Uhr<br />

Gruppenangebote:<br />

Brunch: jeden letzten Sonntag im Monat, 11.00 Uhr, mit den<br />

Teams <strong>von</strong> Dietmar & Achim / Burkhard & Sven;<br />

Spendenbeitrag ab € 3,- erwünscht.<br />

Positivencafé: jeden zweiten Freitag im Monat, 14.00 Uhr<br />

mit Robert und Freddy<br />

Frauengruppe plus+: jeweils erster, dritter und ggfs. fünfter<br />

Montag im Monat, ab 16.00 Uhr<br />

Frauenberatung: zweiter und vierter Dienstag im Monat, ab<br />

14.00 Uhr<br />

Mahlzeit - kochen - gut, günstig und gesund - dritter<br />

Mittwoch im Monat, 18.30 Uhr - 21.00 Uhr<br />

Buddy - Gruppe, Termine nach Vereinbarung<br />

Malgruppe "Mal Mal" im Atelier der Künstlerin Christa<br />

Ernst, dienstags ab 17.00 Uhr<br />

1988 Im September<br />

wird <strong>von</strong> der evange­<br />

lischen Jugend<br />

durch einen hand­<br />

schriftlichenfotoko­ pierten Flyer zu<br />

einer Veranstaltung<br />

„Ausgestoßen und al­<br />

lein?“ in die Johan­<br />

nesgemeinde<br />

eingeladen.<br />

Hans Peter Hau­<br />

schild <strong>von</strong> der <strong>AIDS</strong>­<br />

<strong>Hilfe</strong> Frankfurt und<br />

Impressum<br />

20 Jahre <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />

die Pro Familia Offen­<br />

bach regen die Grün­<br />

1988-2008 Festschrift, zugleich Jahresbericht<br />

1980 Bei Patient Null, einem Flugbegleiter aus Quebec wird Kaposi Sarkom diagonstiziert, das später<br />

ALSL Aids definierenden Krankheit erkannt wird<br />

2007<br />

Hrsg: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

Frankfurter Straße 48<br />

63065 <strong>Offenbach</strong><br />

Konzeption: Bernd Aretz<br />

Texte, soweit nicht anders angegeben:<br />

Bernd Aretz, Kalle Ohnemus<br />

Grafiken und Fotos: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> -<br />

Archiv, Foto Woehl, privat<br />

Layout, erstellt mit Scribus: Kalle Ohnemus<br />

Lektorat: Franz Frank, Michael Lämmert<br />

ViSdPG: Kalle Ohnemus<br />

Druck: Druckerei Imprenta, Obertshausen,<br />

Auflage: 1.250<br />

November 2008<br />

Wir danken allen Personen, die sich bereit<br />

zeigten, sich in <strong>uns</strong>erer Festschrift abbilden zu<br />

lassen und das Erscheinen dieser Ausgabe mit<br />

großzügigen Spenden unterstützen.<br />

Nachschrift: Der Layouter dieser Festschrift<br />

entschuldigt sich für eventuell falsch<br />

transkribierte Namen und möglicherweise<br />

falsch zugordnete Bildunterzeilen.<br />

dung der <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Offenbach</strong> an.<br />

Am 25. 11.1988<br />

findet die Grün­<br />

dungsversamm­<br />

lung der Aids­<strong>Hilfe</strong><br />

statt.


Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

liebe Aktive der <strong>AIDS</strong>- <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong>,<br />

Liebe, Blut und Warnung vor Gefahr – das <strong>sind</strong> die gängigen Assoziationen zur Farbe des weltweiten Symbols<br />

der Solidarität mit HIV-Infizierten und <strong>AIDS</strong>-Kranken: der Roten Schleife.<br />

Die <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> beschäftigt sich seit nunmehr zwanzig Jahren mit all denjenigen Aspekten der<br />

Krankheit <strong>AIDS</strong>, die sich hinter diesen Schlagwörtern verbergen: Sie tut dies engagiert, couragiert, kreativ – und<br />

deshalb erfolgreich und zum Nutzen Betroffener gleichermaßen wie zum Wohl der gesamten sozialen<br />

Stadtgemeinschaft.<br />

Sie schafft individuelles und öffentliches Bewusstsein, klärt auf und betreibt Vorsorge. Sie hilft, berät,<br />

unterstützt und kümmert sich. Sie bietet den HIV-Antikörpertest und die Untersuchung auf sexuell<br />

übertragbare Krankheiten in Zusammenarbeit mit einem benachbarten Labor an.<br />

Die Gründung der <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> erfolgte in einer Zeit, als viele noch fassungslos <strong>von</strong> einer<br />

mysteriösen Seuche sprachen, die medizinische Forschung am Anfang stand und es kaum<br />

Behandlungsmöglichkeiten gab. Dies hat sich geändert, aber heilbar ist <strong>AIDS</strong> deshalb immer noch nicht.<br />

Umso erschreckender, dass die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Schutz<br />

vor <strong>AIDS</strong>, trotz einer in Deutschland steigender Anzahl <strong>von</strong> Neuinfektionen, wieder nachlassen. Deshalb halte<br />

ich es für eine zentrale Aufgabe, beständig den Tendenzen einer Verharmlosung entgegenzutreten. Die <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> leistet dies, denn neben den qualifizierten Beratungsangeboten tragen die Präsenz und die<br />

Aktionen des Vereins wirkungsvoll dazu bei, dass das Thema <strong>AIDS</strong> im öffentlichen – und städtischen –<br />

Bewusstsein bleibt. Die Schutzwirkung dieser Leistung, insbesondere für <strong>uns</strong>ere Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Noch bedeutungsvoller ist die Arbeit mit und für Betroffene. Hier geht es um lebenspraktische<br />

Angelegenheiten der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>-Infizierten am öffentlichen Leben, <strong>von</strong> der Beschäftigung bis zur<br />

Partnersuche. Um „Positiv Denken“ - im wahrsten Sinne des Wortes! Stärkung <strong>von</strong> Selbsthilfepotenzialen auf<br />

der einen und politische Interessenvertretung auf der anderen Seite gehen im Engagement der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> eine<br />

„heilvolle Allianz“ ein. Dadurch leistet der Verein als Bestandteil des sozialen Netzes in <strong>uns</strong>erer Stadt einen<br />

beachtlichen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität der <strong>von</strong> der Krankheit Betroffenen und ihrer<br />

Angehörigen.<br />

Mit den Glückwünschen des <strong>Offenbach</strong>er Magistrates zum 20-jährigen Bestehen verbinde ich deshalb meinen<br />

persönlichen, herzlichen Dank an alle, die aktiv mitgearbeitet und sich für die genannten Ziele stark gemacht<br />

und engagiert haben. Ihr zumeist ehrenamtlich und unter großem privatem Einsatz geleistetes Engagement<br />

zeigt nachhaltig Wirkung. Die Stadt <strong>Offenbach</strong> wird auch in Zukunft ein verlässlicher Partner in der Umsetzung<br />

und Weiterentwicklung der gemeinsamen Ziele sein. Dem Vorstand wünsche ich weiterhin viel Freude, Kraft<br />

und Erfolg bei der Bewältigung zukünftiger Aufgaben.<br />

Birgit Simon<br />

Bürgermeisterin


Nouvelle Espérance<br />

eines <strong>uns</strong>erer Partnerprojekte<br />

Inhalt<br />

2<br />

1 Grußwort <strong>von</strong> <strong>Offenbach</strong>s Bürgermeisterin Birgit Simon<br />

3 Grußwort des Vorstandes der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

4 <strong>Offenbach</strong> ist klasse!<br />

7 Aids global<br />

8 Aids lokal: Zahlenzauberei und was sich dahinter verbirgt<br />

9 Reisen mit HIV<br />

10 Unser Präventionsprojekt 'Cruising Coop' - Prävention im Busch<br />

11 Die schwul-lesbische Stiftung - Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />

12 Safer Sex Empfehlungen<br />

14 Hepatitis C - die unterschätzte Gefahr<br />

16 Unsere Testangebote<br />

18 Pro Familia <strong>Offenbach</strong><br />

19 Therapie war vier Monate langer Horrorfilm<br />

20 Tätigkeitsbericht 2007<br />

21 Rechenschaftsbericht 2007<br />

22 <strong>Zwei</strong> <strong>von</strong> <strong>uns</strong> <strong>sind</strong> <strong>gestorben</strong><br />

24 Wie schön, ein Jubiläum<br />

25 Neunzig Minuten am Mittwoch morgen außerhalb der Bürozeit<br />

26 Klein, aber fein und sichtbar<br />

28 Linkempfehlungen<br />

28 Am Redaktionstisch<br />

30 <strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />

31 "Lebens-K<strong>uns</strong>t" durch Spender-G<strong>uns</strong>t<br />

32 Sans papier darf nicht heißen sans sanitaire<br />

35 Gastfreundlich, hilfsbereit und interkulturell ein Vorbild<br />

36 Aids und wir Afrikaner in Deutschland<br />

38 Wir <strong>sind</strong> alle Menschen! - HOKISA -<br />

40 HIV und Aids - Grundinformationen<br />

44 "Ich mach den <strong>Offenbach</strong>er" - Damit aus Armut keine Verelendung wird<br />

50 SOS Alltag e.V. - Schuldnerberatung<br />

51 Luise 34 - Das soziale Kaufhaus wächst<br />

52 "Vollkommen gemischt" - der Sonntagsbrunch in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

54 Wie die Bärchen zu den Menschen kommen<br />

56 Seidenbuch, meine persönliche Möglichkeit zum Tiefgang<br />

58 Interessenvertretung der Selbsthilfe in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

59 Suchthilfe Zentrum Wildhof<br />

60 Aufruf zur Mithilfe<br />

61 Der Paritätische und die Selbsthilfe<br />

62 Geburtstagsglückwünsche <strong>von</strong> Dietlinde<br />

1981 Erste Berichte über Häufung <strong>von</strong> Lungenentzündungen<br />

und Pilzinfektionen bei homosexuellen Männern in Amerika<br />

1988 Uli Matthies, Holger<br />

Wiltard und Beate Gehrig bilden<br />

den ersten Vorstand.<br />

Damit wird das<br />

Beratungsangebot über Stadt­<br />

und Kreisgesundheitsamt hinaus<br />

erweitert.


Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Zum zwanzigjährigen Jubiläum legen wir <strong>uns</strong>ere Festschrift vor. Wir möchten damit einen kleinen Einblick in<br />

<strong>uns</strong>ere Arbeit aber auch in die Angebote befreundeter Beratungsstellen und Hilfsangebote geben. Statt<br />

Grußworten finden Sie daher Selbstdarstellungen einiger Beratungseinrichtungen der Region.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> war am Anfang sehr da<strong>von</strong> geprägt, dass so viele Menschen starben. Das war eine starke<br />

Motivation, sich zu engagieren, Kranke zu begleiten und über die Infektion und Möglichkeiten zu ihrer<br />

Vermeidung aufzuklären. Die Forschung hat entscheidende Fortschritte gemacht, das Krankheitsbild hat sich<br />

verändert, so dass es heute weniger um Sterbebegleitung geht als um die langfristige Begleitung <strong>von</strong> HIVinfizierten<br />

Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu bewältigen.<br />

Schwierigkeiten mit den Ämtern, mit der Therapietreue, starke Beeinträchtigungen in der Sexualität, manchmal<br />

erhebliche Nebenwirkungen der Therapien, immer noch stattfindende Ausgrenzungen <strong>sind</strong> auch heute noch<br />

gute Gründe, in den Präventionsbemühungen nicht nach zu lassen.<br />

Dabei werden wir <strong>von</strong> vielen ehrenamtlich Tätigen unterstützt. Sie <strong>sind</strong> zusammen mit <strong>uns</strong>eren sehr engagierten<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern die Seele des Vereins. Im für jeden offenen monatlichen Plenum wird die Arbeit<br />

immer wieder kritisch beleuchtet, werden neue Projekte geplant. Dort wurde auch der Richtungsstreit geführt,<br />

ob <strong>von</strong> Drogenabhängigen Abstinenz verlangt werden kann. Es hat sich auch bei <strong>uns</strong> ein akzeptierender Ansatz<br />

durchgesetzt.<br />

Wir haben wunderbare Mitarbeiter und Ehrenamtliche. Unsere Themen haben entwickeln sich ständig fort. So<br />

hat in den letzten Jahren Arbeit mit infizierten Frauen ein starkes Gewicht im Verein bekommen. Bei <strong>uns</strong><br />

engagieren sich MigrantInnen für ihre Communities. Die Frage ihres Zugangs zum Medizinsystem wird <strong>uns</strong><br />

dauerhaft beschäftigen. Schwierig ist nach wie vor die Schwulenarbeit in <strong>Offenbach</strong>. Da stehen wir doch im<br />

Schatten <strong>von</strong> Frankfurt. Hier haben wir realistisch nur die Möglichkeit, an den Cruisingorten und im Internet zu<br />

intervenieren.<br />

Auch wenn wir unverändert unter Finanznöten leiden, freuen wir <strong>uns</strong> über und danken für die breite<br />

Unterstützung, die wir <strong>von</strong> den Menschen aus Stadt und Kreis erfahren. Die Fotoaktion zur Finanzierung dieser<br />

Festschrift legt da<strong>von</strong> Zeugnis ab, wie sehr sich in den letzten zwanzig Jahren die Gesellschaft weiter entwickelt<br />

hat.<br />

Da auch in Zukunft unvermeidlich Infektionen stattfinden werden, wird die Aids-<strong>Hilfe</strong> trotz aller medizinischen<br />

Erfolge dauerhaft gebraucht. Mit der Danksagung für die bisherige Unterstützung verbinden wir den W<strong>uns</strong>ch,<br />

dass Sie <strong>uns</strong> auch in Zukunft gewogen bleiben.<br />

Uli Matthies, 1. Vorsitzender<br />

Egilde Ulrich, Kassenwartin<br />

Bernd Aretz, 2. Vorsitzender<br />

1982 Erster Bericht im Spiegel „Schreck <strong>von</strong> drüben“ Namensgebung <strong>AIDS</strong> für die neue Krankheit,<br />

erster Aids Patient im Uniklinikum Frankfurt<br />

Frankfurter Rundschau 10.05.1991<br />

3<br />

<strong>Offenbach</strong> Post, 09.05.1991


Unsere "<strong>Offenbach</strong> ist geil " ­<br />

Postkarten erhalten Sie gegen Spende<br />

<strong>von</strong> € 1,­ pro Stück in <strong>uns</strong>erer<br />

Geschäftsstelle und im Buchladen am<br />

Markt, am Wilhelmsplatz<br />

4<br />

<strong>Offenbach</strong> ist klasse!<br />

Im Rahmen der Interkulturellen Wochen hing das Banner „Ich weiß wo ich<br />

herkomm´, ich weiß was ich tu“, übersetzt in zweiundzwanzig Sprachen über<br />

die gesamte Breite der Frankfurter Straße vor <strong>uns</strong>erer Geschäftsstelle. Möglich<br />

war das nur durch die großzügige Unterstützung durch die Firma Berthold<br />

Druck in <strong>Offenbach</strong>, die die Herstellung für und übernommen hat und<br />

durch die <strong>Hilfe</strong> der EVO und ihrer freundlichen Mitarbeiter, die die Aufhängung<br />

vorgenommen haben. Zusammengekommen waren Verein und Spender<br />

beim «Markt der Möglichkeiten», einer Aktion des Freiwilligen Zentrums<br />

<strong>Offenbach</strong>, und einiger anderer Träger unterstützt <strong>von</strong> der IHK und mehreren<br />

Verbänden der Wirtschaft, in der Vereine und Unternehmer ins gemeinsame<br />

Gespräch über Unterstützungsmöglichkeiten gebracht wurden. Dieser<br />

Veranstaltung verdanken wir auch, dass wir in <strong>uns</strong>eren Räumen die nach<br />

zwanzig Jahren doch reichlich abgenutzten und durchgesessenen Stühle austauschen<br />

konnten. Die Firma Siemens hat <strong>uns</strong> mit bei ihr ausrangierten Stühlen<br />

versorgt. Damit ist gesichert, dass in den nächsten Jahren jeder bei<br />

<strong>uns</strong>erem monatlichen Plenum oder <strong>uns</strong>eren kulinarischen Angeboten einen<br />

festen Platz erhält. Aus allen Schichten der Bevölkerung und auch <strong>von</strong> befreundeten<br />

auswärtigen Wissenschaftlern, Künstlern und Einzelpersonen haben<br />

wir Bilder für <strong>uns</strong>ere Fotoaktion erhalten. Vielen der in Aids-<strong>Hilfe</strong><br />

Engagierten haben sich unauslöschlich Ausgrenzungserfahrungen aus den<br />

80er Jahren in die Seele eingebrannt. Zu erleben, dass <strong>von</strong> der Bäckereiverkäuferin<br />

mit ihren Töchtern über den Sexualwissenschaftler bis hin zum Senator<br />

des OKV und Prinzen <strong>von</strong> Lederanien viele Menschen wie Du und<br />

Ich aus unterschiedlichsten Zusammenhängen zeigen, dass sie jedenfalls kein<br />

Problem im Umgang mit HIV-infizierten Menschen haben und gleichzeitig<br />

einen Beitrag leisten, Prävention und Unterstützung in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

weiterhin möglich zu machen, tut der Seele gut. Dank geht hier<br />

auch an Foto Woehl, dessen ganze Belegschaft <strong>uns</strong> mit der kostenfreien Aufnahme<br />

Teilnahmewilliger unterstützt hat.<br />

Die Damen vom Strickkreis um das Wollfädchen haben wieder ihre Nadeln<br />

klappern lassen um mit ihren farbenfrohen Erzeugnissen Geld einzutreiben.<br />

Im Laufe der Jahre wurden wir an <strong>uns</strong>erem Stand auf dem Mainuferfest unterstützt<br />

<strong>von</strong> den Masseuren Andreas Heusel und Werner Wisker, bei Dieter<br />

Hau und seinem Team ließen viele BesucherInnen ihre Haare. Immer wieder<br />

wurden wir <strong>von</strong> den Geschäftsleuten am Wilhelmsplatz unterstützt. Christoph<br />

und Markus Schuke zeigten, wie jedes Jahr, einen unermüdlichen erfolgreichen<br />

Einsatz, <strong>uns</strong>ere Solidaritätsbärchen unter das Volk zu bringen.<br />

Sie wurden dabei unterstützt durch die SPD Fraktion Neu-Isenburg und<br />

durch die Rathäuser Neu-Isenburg und <strong>Offenbach</strong>. In diesem Zusammenhang<br />

ist auch Petra Tursky-Hartmann zu erwähnen, die als SPD-Landtagskandidatin<br />

nur mit Bärchen bekleidet für <strong>uns</strong> in der Bildzeitung posierte. Sie<br />

musste dafür Schelte ertragen. Uns hat die kreative Aktion sehr gefallen. Im<br />

1983 erstmaliger Nachweis des Virus gelungen, Artikel im Spiegel:<br />

„Tödliche Seuche Aids – die rätselhafte Krankheit, Klaus Nomi stirbt.<br />

Ab Dezember 1988 finden<br />

zweiwöchentliche Treffen in<br />

der Johannesgemeinde zum<br />

Aufbau einer Telefonberatung<br />

und einer Beratungsstelle<br />

statt.


letzten Jahr hatten wir das Vergnügen einer Lesung des Jugendbuchautors Andreas<br />

Steinhöfel durch die Unterstützung des Buchladen am Markt, in dem es<br />

auch, wie übrigens im Wollfädchen im November und Dezember wieder Solidaritätsbärchen<br />

gibt. Zum <strong>Deutsche</strong>n Ledermuseum hat sich eine enge<br />

Freundschaft entwickelt. Dazu gibt es in diesem Heft einen Beitrag <strong>von</strong> Dr.<br />

Rosita Nenno. In diesem Zusammenhang auch Dank an die Künstler, die dort<br />

aufgetreten <strong>sind</strong>: Peter Peschke und das Trio Infernal.<br />

Unser Partnerprojekt Nouvelle Esperance wurde großzügig <strong>von</strong> Christa Orth<br />

gefördert. Darüberhinaus gab es in Hannover eine Sammlung des Ethnomedizinischen<br />

Zentrums, der Aids-<strong>Hilfe</strong> und des Aktionsbündnisses gegen Aids<br />

für diese Nothilfestation in Burundi. Der Erlös <strong>von</strong> fast 400,00 € wurde über<br />

<strong>uns</strong> weitergeleitet. Wir haben in der Tradition des Teilens ein Projekt in der<br />

<strong>Offenbach</strong>er Partnerstadt Orjol mit einer Zuwendung für Milchpulver unterstützt,<br />

da infizierte Mütter nicht stillen dürfen, wenn sie ihre Kinder nicht gefährden<br />

wollen. Viele Kirchengemeinden haben für <strong>uns</strong> gesammelt.<br />

Besonders hervorzuheben ist die Stadtkirchengemeinde mit Pfarrer Joachim<br />

Bundschuh, mit der wir jedes Jahr zusammen einen Gottesdienst im Gedenken<br />

an die <strong>AIDS</strong>-Toten begehen.<br />

Nachdem im letzten Jahr Christa Ernst statt Geburtstagsgeschenken um Spenden<br />

an <strong>uns</strong>ere Einrichtung bat, hat dies in der letzten Zeit Harald Hagedorn<br />

gemacht. Auch an Feiern eingetragener Lebenspartnerschaften <strong>sind</strong> wir beteiligt<br />

worden, so <strong>von</strong> Dirk Wolk-Poehlman und anläßlich der Verpartnerung eines<br />

<strong>uns</strong>erer Mitarbeiter mit einem Vorstandsmitglied.<br />

Die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Bader, Förster, Schubert aus <strong>Offenbach</strong><br />

haben <strong>uns</strong> ermöglicht eine Grundausstattung für die wechselnden K<strong>uns</strong>tausstellungen<br />

<strong>uns</strong>erer Gruppe "mal mal" zu besorgen. Der Frankfurter<br />

Tigerpalast hat für <strong>uns</strong>ere ehrenamtlich Tätigen wieder Freikarten gespendet.<br />

Auf <strong>uns</strong>eren letzten Jahresbericht hin gab es einige Spenden, unter anderem<br />

aus der Hessischen Staatskanzlei unter Stefan Grüttner. Und dann gab es<br />

noch viele Groß- und Kleinspenderinnen, wobei <strong>uns</strong> ganz besonders gefreut<br />

hat, dass eine Nutzerin der Aids-<strong>Hilfe</strong>, die schon vor Jahren <strong>von</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

wegzog, <strong>uns</strong> bedacht hat, als sie durch eine Erbschaft unverhofft dazu in die<br />

Lage versetzt wurde. Es gab Benefizveranstaltungen, die in der Fußleiste <strong>uns</strong>erer<br />

Festschrift in Erinnerung gerufen werden.<br />

Die Kreisstiftung „Miteinander Leben“ hat <strong>uns</strong>ere Migrationsarbeit gefördert,<br />

der Landkreis und die Umlandgemeinden Rodgau, Neu-Isenburg und Dreieich<br />

haben <strong>uns</strong> in unterschiedlicher Höhe bedacht. Auf taube Ohren <strong>sind</strong> wir<br />

<strong>sind</strong> wir mit der Begründung, sie sei nur für Langener Bürger zuständig, bei<br />

der Stadt Langen gestoßen, die offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen will,<br />

dass wir auch dort Menschen vor Ort betreuen.<br />

1983: Gründung der ersten <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong>n<br />

1989 Beginn der Förderung<br />

durch die Stadt <strong>Offenbach</strong> mit<br />

DM 10.000,00.<br />

Erstmalige Teilnahme am<br />

Mainuferfest, dem Fest der<br />

Vereine, eine Tradition die<br />

lückenlos bis heute anhält...<br />

1990 Aufnahme der<br />

Betreuungsarbeit. Der<br />

Vorstand wird gebildet <strong>von</strong> Uli<br />

Matthies, Eckhard Biederbick<br />

und Egilde Ulrich. Beginn der<br />

Förderung durch das Land<br />

Hessen.<br />

5<br />

Bild 1: Horst Herkommer, Praxis<br />

Psychosoziale Beratung, Frankfurt<br />

Bild 2: Alfons Nesbigall<br />

Wir danken der Energieversorgung<br />

<strong>Offenbach</strong> (EVO) für die<br />

freundliche Zusammenarbeit und<br />

ihre Unterstützung mit menschlicher<br />

Energie und technischem Gerät<br />

beim Aufhängen <strong>uns</strong>eres<br />

Banners "Ich weiß, wo ich herkomm,<br />

ich weiß, was ich tu" über<br />

die Frankfurter Straße


6<br />

Dank gebührt auch der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Frankfurt, nicht<br />

nur für gemeinschaftliche Sammelaktionen, sondern<br />

auch für die Überlassung ihres alten Zeitschriftentitels<br />

Infact, unter der das <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n Magazin posT inzwischen<br />

weitergeführt wird.<br />

Mit Ausstellungen durften wir zu Gast sein in den Rathäusern<br />

<strong>Offenbach</strong> und Neu Isenburg, in der Bibliothek<br />

Dreieich und im Kreishaus Dietzenbach.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Aidsstiftung hat in beachtlichem Umfang<br />

Einzelfallhilfen gewährt, um individuelle Notlagen<br />

abzumildern und darüber hinaus Projekte<br />

gefördert, die der Krankheitsbewältigung dienten. Die<br />

Frankfurter Neele Stiftung ermöglicht einer <strong>uns</strong>erer<br />

ehrenamtlich tätigen Frauen die Ausbildung zur Ernährungsberaterin.<br />

Die Danksagung wäre unvollständig, wenn sie sich<br />

nur auf das Materielle beschränkte. Das Franziskushaus<br />

in Frankfurt hat für <strong>uns</strong>er langjähriges Mitglied<br />

Hans Fuchs Unglaubliches geleistet. Die MitarbeiterInnen<br />

haben ihm einen schönen und lebendigen Lebensabend<br />

ermöglicht und sein Sterben in Würde<br />

begleitet. Dank geht auch an die Menschen des Haus<br />

68 an der Uniklinik Frankfurt, des Bürgerhospitals<br />

und der Schwerpunktpraxen und <strong>uns</strong>eres Partnerlabors.<br />

Unser Dank gilt den bei <strong>uns</strong> engagierten Menschen,<br />

die zuverlässig Brunch und Positivencafe und<br />

als neuestes Angebot Mahlzeit organisieren, Buddyfunktionen<br />

übernehmen, den Geburtstagskartenservice<br />

aufrechterhalten, Präventionsarbeit in Schulen,<br />

für MigrantInnen und für Männer die Sex mit Männern<br />

haben, leisten, Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

bestreiten und die vielen helfenden Hände im<br />

Hintergrund. Vieles da<strong>von</strong> finden sie in <strong>uns</strong>erer Geschichtsleiste.<br />

Die <strong>Offenbach</strong> Post begleitet <strong>uns</strong> seit<br />

Jahren mit ihrer zuverlässigen und wertschätzenden<br />

Berichterstattung. Wir schulden Frau Weil und dem<br />

Fotografenehepaar Georg Dank. Und der Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

und ihren Menschen. Wir leben und arbeiten gerne<br />

hier und fühlen <strong>uns</strong> in der Stadtgemeinschaft gut<br />

aufgehoben.<br />

Bild 1: Grillfest bei Christina und Peter Heusel:<br />

Ahmad, Edith, Christina, Bob, Dietlinde, Peter,<br />

Ilina, Marica,Thomas<br />

Bild 2: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

<strong>AIDS</strong> ­ <strong>Hilfe</strong> Fulda e. V., Friedrichstraße 4,<br />

36037 Fulda<br />

Öffnungszeiten: Mo, Di, Do 11­ 13 h u. 14­ 16 h<br />

Bild 3: Dr. Christiane König, Ärztin für ÖGW<br />

mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom FD 37,<br />

Gefahrenabwehr­ und Gesundheitszentrum im<br />

Kreis <strong>Offenbach</strong>, Dietzenbach<br />

Bild 4: Tuntonia Marburg e.V. ­ Verein für<br />

homosexuelle Kultur und Emanzipation<br />

gratuliert anlässlich des eigenen 15jährigen<br />

Jubiläums der AH <strong>Offenbach</strong> zum 20 sten<br />

besonders herzlich<br />

1<br />

d


Aids global<br />

International ist HIV immer noch eine der großen gesundheitlichen<br />

Bedrohungen. UN-Aids, eine Abteilung<br />

der Vereinten Nationen, versucht weltweit den<br />

Überblick über Zahlen, Behandlungen und Präventionsstrategien<br />

zu erhalten. Alle zwei Jahre wird ein<br />

umfangreicher Bericht veröffentlicht und ins Netz gestellt.<br />

Da nicht alle Länder überhaupt Zahlen erheben<br />

und melden, z.B. fehlen Zahlen aus dem<br />

Vatikanstaat und aus Österreich, ist man auf Schätzungen<br />

angewiesen. Der Bericht aus dem Jahre 2008<br />

geht weltweit <strong>von</strong> etwa 30 bis 36 Millionen HIV-Infizierten<br />

und Aids-Kranken aus, <strong>von</strong> denen lediglich<br />

ein Drittel Zugang zu Behandlung hat. Gegenwärtig<br />

sterben jährlich etwa 2 Millionen Menschen an den<br />

Folgen <strong>von</strong> HIV. Diese Zahl ist gegenüber früheren<br />

Berichten leicht zurückgegangen, weil durch weltweite<br />

Hilfsaktionen immerhin etwa 10 Millionen Menschen<br />

Therapien erhalten, was einen unmittelbaren<br />

Einfluss auf die Sterblichkeit hat. Mit den <strong>Hilfe</strong>n<br />

<strong>sind</strong> umfangreiche Präventionsprogramme verbunden.<br />

Es wirkt sich auf den Verlauf der Pandemie<br />

auch aus, dass Behandelte ihre Infektion kaum weitergeben<br />

können. Wichtige Faktoren für die Verbreitung<br />

<strong>sind</strong> Kriege, Armut, Diskriminierung und eine<br />

häufig zögerliche Präventionspolitik. Die kann, da<br />

<strong>sind</strong> sich die ExpertInnen einig, nur erfolgreich sein,<br />

wenn offen über Sexualität aufgeklärt wird, ein diskriminierungsfreies<br />

Klima gegenüber Schwulen, Drogengebrauchern,<br />

SexarbeiterInnen und<br />

HIV-Infizierten geschaffen wird. Daran mangelt es<br />

in vielen Teilen der Welt. Tabus, fatalistische Vorstellungen<br />

<strong>von</strong> Krankheiten, die statt durch Medizin<br />

durch Anrufung der jeweiligen Götter bekämpft werden,<br />

tragen zur Verbreitung bei. Folge <strong>sind</strong> etwa 12<br />

Millionen Waisen unter 18 Jahren in Subsahara/Afrika.<br />

Weltweit gibt es, etwa 2,7 Millionen Neuinfektionen<br />

jährlich. Der Anteil <strong>von</strong> Frauen liegt bei etwa<br />

50%, in Subsahara Afrika bei etwa 60%, was damit<br />

zu tun hat, dass Frauen dort nicht als gleichgebechtigt<br />

anerkannt werden und Schutzwünsche schlechter<br />

durchsetzen können.<br />

Die Infektionen <strong>sind</strong> weltweit sehr unterschiedlich<br />

verteilt. Besonders stark betroffen ist das südliche<br />

Afrika, wo etwa 2/3 der HIV - Infizierten leben und<br />

wo etwa ¾ der HIV-bedingten Todesfälle stattfinden<br />

Je nach Staat schwanken die Infektionsraten<br />

<strong>von</strong> 2 bis 15 % der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich:<br />

in der BRD liegt sie bei etwa 0,1 %, die sich<br />

dann aber noch sehr unterschiedlich auf Männer die<br />

Sex mit Männern haben mit etwa 2,5 bis 5% und<br />

Heterosexuellen mit etwa 0,02% verteilen.<br />

Unterschiedlich <strong>sind</strong> auch die Gründe für regionale<br />

Epidemien. Während in Subsahara Afrika die Sexualität<br />

ein entscheidende Rolle spielt, ist es in Teilen<br />

Asiens und Osteuropas eher der gemeinsame Gebrauch<br />

<strong>von</strong> Spritzbestecken. Die Forderungen <strong>von</strong><br />

UN-Aids <strong>sind</strong> eindeutig: Zugang zu sauberen Spritzbestecken<br />

für alle DrogengebraucherInnen. In Haftanstalten<br />

ist dies bisher nur in wenigen Ländern<br />

gesichert. Deutschland gehört nicht dazu. Verzicht<br />

auf alle Maßnahmen, die Diskriminierung und Tabus<br />

befördern. Dazu gehört auch der Verzicht auf<br />

strafrechtliche Sanktionen bei der nicht absichtlichen<br />

Übertragung <strong>von</strong> HIV, vorurteilsfreie Sexualaufklärung<br />

und Akzeptanz homosexueller<br />

Lebensstile. Zentral ist auch die Einbindung <strong>von</strong> Betroffenenorganisationen<br />

(in der BRD <strong>sind</strong> dies die<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong>n), denen UN-Aids eine zentrale Rolle bei<br />

der Prävention zuweist und großzügige Förderung<br />

verlangt. Wer sich näher informieren will, findet global<br />

Informationen unter www.unaids.org für Europa<br />

unter www.eurohiv.org und Deutschland unter<br />

www.rki.de.<br />

1984 Patient Null und Michel Foucault, sterben. Gründung der <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong> Schweiz. In San Franzisco wird<br />

die CSD Demo den Menschen mit <strong>AIDS</strong> gewidmet. Der HIV­Antikörpertest wird in Frankfurt klinisch getestet.<br />

1991 1.3. Einstellung<br />

<strong>von</strong> Peter Even als Halb­<br />

tagskraft. Drei mal wö­<br />

chentlich offene<br />

Sprechstunde. 7. 5. Er­<br />

öffnung der Geschäfts­<br />

stelle als Untermieter<br />

des Paritätischen.<br />

7<br />

Johannes Kahlen & Ursula<br />

Winter, die gute Seele des<br />

Paritätischen <strong>Offenbach</strong><br />

Peter Iden (li) und Uli Matthies


Aids lokal<br />

Zahlenzauberei - und was sich dahinter verbirgt<br />

<strong>Zwei</strong>mal jährlich veröffentlicht<br />

das Robert Koch Institut die<br />

Anzahl der Meldungen über positive<br />

HIV-Antikörpertests. Regelmäßig<br />

ist in der Presse <strong>von</strong><br />

einem nicht hinzunehmenden<br />

Anstieg der Neuinfektionen zu<br />

lesen. Dabei weist das RKI<br />

selbst deutlich darauf hin, dass<br />

dieser Rückschluss aus den Zahlen<br />

nicht gezogen werden<br />

kann. Sie besagen nämlich<br />

nichts darüber aus, wann die<br />

positiv Getesteten sich tatsächlich<br />

infiziert haben. Etwa ein<br />

Viertel der Testergebnisse wird<br />

erst bei vorliegen ernsthafter<br />

Krankheitssymptome erhoben,<br />

also etwa 8 bis 12 Jahre nach<br />

der tatsächlichen Infektion. Es<br />

verbergen sich hinter den Meldungen<br />

also Menschen mit frischen<br />

bis zu 12 Jahre alten<br />

Infektionen. Das RKI geht da<strong>von</strong><br />

aus, dass etwa 20 bis 30 %<br />

der in der BRD lebenden Infizierten<br />

ungetestet <strong>sind</strong>, also<br />

nichts <strong>von</strong> ihrer Infektion wissen<br />

müssen. Dies ist gefährlich,<br />

weil nur eine rechtzeitige<br />

Therapie eine gute Chance bietet,<br />

dass HIV sich nicht zu einer<br />

tödlichen Krankheit<br />

entwickeln wird. Etwa drei Viertel<br />

der HIV bedingten Todesfälle,<br />

stammt aus der Gruppe,<br />

derjenigen, die erst etwa 8 bis<br />

12 Jahre nach der Infektion da<strong>von</strong><br />

erfahren. Das restliche Viertel<br />

ist auf Therapieversagen im<br />

Einzelfall zurückzuführen oder<br />

häufiger darauf, dass manche<br />

1991 Erstmalige Teil­<br />

nahme an Kreisge­<br />

sundheitswoche.<br />

Beginn der ersten Po­<br />

sitivengruppe.Be­ ginn der Förderung<br />

durch den Landkreis<br />

mit DM 3.000,00.<br />

Menschen nicht in der Lage<br />

<strong>sind</strong>, ihre Therapien über Jahre<br />

hinweg konsequent einzuhalten.<br />

Deswegen rufen die Aids-<br />

<strong>Hilfe</strong>n seit Jahren insbesondere<br />

schwule Männer dazu auf,<br />

sich regelmäßig (spätestens alle<br />

zwei Jahre) testen zu lassen.<br />

Wenn in dieser Gruppe die<br />

Testbereitschaft steigt, werden<br />

zunehmend alte Infektionen<br />

aufgedeckt. Dies führt zu einem<br />

Anstieg der positiven Testergebnisse,<br />

sagt aber kaum<br />

etwas darüber aus, wie viele<br />

Menschen sich denn zurzeit<br />

tatsächlich mit HIV infizieren.<br />

Steigende Zahlen können also,<br />

auch wenn es paradox klingt,<br />

Erfolg der Prävention sein,<br />

weil sie Menschen rechtzeitig<br />

in eine Behandlung bringen,<br />

die gleichzeitig den Nebeneffekt<br />

hat, dass ihre Infektiosität<br />

soweit abnehmen kann, dass<br />

sie mit ihren PartnerInnen guten<br />

Gewissens vereinbaren<br />

können, auf Kondome zu verzichten.<br />

Dies gilt jedenfalls<br />

dann, wenn keine symptomatischen<br />

weiteren Geschlechtskrankheiten<br />

vorliegen und die<br />

Therapien nicht nur regelmäßig<br />

eingehalten werden sondern<br />

auch die Blutwerte alle<br />

paar Monate kontrolliert werden.<br />

Wegen der nicht auszuschließenden<br />

Restrisiken muss<br />

das mit den PartnerInnen kommuniziert<br />

werden.<br />

Das Risiko wird unter einer gu-<br />

1985 Erste HIV­Diagnose in der DDR, Das erste Medikament, AZT, wird in klinischen Studien getestet.<br />

Rock Hudson stirbt, Elisabeth Taylor engagiert sich.<br />

Foto 1: Barbara und Ralf Thomas,<br />

Frankfurt am Main<br />

Foto 2: Uta Jung & Oda Schreiber,<br />

Buchladen am Markt, OF<br />

Foto 3: Ingrid & Heinz Lemaire,<br />

Neustadt / Wied<br />

Foto 4: Johannes Winstel & Jasmin<br />

Stein, Marburg an der Lahn<br />

8


ten Therapie inzwischen als so gering<br />

eingeschätzt, dass bei Paaren<br />

mit Kinderw<strong>uns</strong>ch, bei denen einer<br />

der zukünftigen Elternteile HIV infiziert<br />

ist, empfohlen wird, einfach<br />

den Trieben nachzugeben. Die<br />

Übertragungswahrscheinlichkeit zwischen<br />

einer HIV-infizierten Mutter<br />

und ihrem Kind bei der Geburt liegt<br />

unter 2 %. Diese 2 % <strong>sind</strong> darauf<br />

zurückzuführen, dass in diesen Fällen<br />

die Mütter unbehandelt waren.<br />

Ihnen ist sträflicherweise kein HIV-<br />

Antikörpertest bei der Schwangerschaft<br />

nahegelegt worden.<br />

Unbehandelt ist HIV nach wie vor<br />

eine Katastrophe für die Betroffenen.<br />

Sei es, weil ihre Seele regelmäßigen<br />

Medikamenteneinnahmen im<br />

Wege steht, sei es, weil im Einzelfall<br />

die Nebenwirkungen unerträglich<br />

<strong>sind</strong>, oder sei es, weil wie in weiten<br />

Teilen der Welt kein Zugang zu medizinischer<br />

Versorgung besteht.<br />

Dies alles vorbemerkt, gibt das RKI<br />

für den Kreis <strong>Offenbach</strong> einschließlich<br />

der Stadt für das Jahr 2007 insgesamt<br />

9 HIV-Neudiagnosen an,<br />

<strong>von</strong> denen zwei Drittel zweifelsfrei<br />

dem Bereich der Männer, die Sex<br />

mit Männern haben, zugeordnet<br />

werden können. Im Jahr 2006 waren<br />

es 12 Neudiagnosen. Zum Vergleich:<br />

2007 wurden 12 Syphilisfälle,<br />

7 Hepatitis B und 30 Hepatitis C<br />

Fälle gemeldet. Insgesamt entsprechen<br />

die Zahlen den Trends in<br />

Großstadtregionen und liegen deutlich<br />

über dem Landesdurchschnitt<br />

in Hessen. Die Zahlen für 2008 liegen<br />

noch nicht vor.<br />

Reisen und HIV<br />

In 102 Ländern gibt es Einreisebeschränkungen<br />

für Menschen mit HIV.<br />

Wer sich darüber näher informieren<br />

will, findet in mehreren Sprachen zum<br />

Download den Quickfinder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Aids <strong>Hilfe</strong> unter:<br />

http://www.hiv-wechselwirkungen.de/index_5357_de.html.<br />

Wer sich über Impfungen, notwendige<br />

Bescheinigungen etc informieren will<br />

wird fündig unter http://deutschland.hiv-facts.net.<br />

In Österreich ist zu beachten, dass für<br />

HIV-Infizierte der sexuelle Verkehr ohne<br />

Kondome auch bei Zustimmung<br />

der PartnerInnen und auch unter einer<br />

guten Therapie strafbar ist. Auf die<br />

Frage, ob denn eine Übertragung überhaupt<br />

möglich ist, kommt es für die österreichischen<br />

Gerichte nicht an.<br />

Insgesamt ist darauf hinzuweisen, dass<br />

sich in fast allen Ländern die epidemiologische<br />

Situation wesentlich schlechter<br />

darstellt als in Deutschland. Die<br />

Wahrscheinlichkeit auf infizierte PartnerInnen<br />

zu treffen ist für Heterosexuelle<br />

und für schwule Männer weltweit<br />

wesentlich höher als in Deutschland.<br />

Deswegen gilt auch für Urlaubsflirts<br />

unabhängig <strong>von</strong> der sexuellen Präferenz<br />

<strong>uns</strong>ere Empfehlung, Kondome<br />

zu benutzen.<br />

1985: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wendet sich mit einer Postwurfsendung<br />

“<strong>AIDS</strong> ­ Was Sie über <strong>AIDS</strong> wissen sollten” an alle 27 Millionen Haushalte in Deutschland.<br />

Erstmalige<br />

Teilnahme am<br />

Tag der Selbst­<br />

hilfegruppen.<br />

1992 Vorlage des ersten Jah­<br />

resberichtes. Im Januar fin­<br />

det ein Wochenendseminar<br />

des ganzen Vereins (20 Mit­<br />

glieder) in Bad Orb zur Le­<br />

benssituation schwuler<br />

Männer und i.v. Drogenge­<br />

braucher statt.<br />

9<br />

Bild 1: Laura Halding­Hoppenheit,<br />

Stuttgart<br />

Bild 2: Annette Piecha, Flörsheim<br />

Bild 3: Hans ­ Jürgen Bernhard,<br />

Aßlar<br />

Bild 4: Hans Hengelein, Hannover


Unser Präventionsprojekt "Cruising Coop"<br />

Prävention im Busch<br />

Mehrmals im Monat trifft man die Männer der Cruising<br />

Coop auf den Autobahnparkplätzen des<br />

Rhein–Maingebiets an. Kondome und Gleitgel gibt es<br />

bei ihnen, ebenso wie mal einen Kaffee, Broschüren<br />

und viele Gespräche. Robert Beckmann, 50, schwul<br />

und seit Jahren HIV-positiv sprach mit Bernd Aretz<br />

Du lebst in <strong>Offenbach</strong>. Viel soll da ja nicht los<br />

sein.<br />

Das täuscht. Ich fühle mich mit Frankfurt vor der<br />

Haustür hier sehr wohl. Es ist nicht so gelackt. Hier<br />

ist man zwar rau, aber doch ganz herzlich. Nicht nur<br />

die Hoffeste <strong>von</strong> Foerster-Media und die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

bereichern die schwule Welt, sondern es gibt auch ein<br />

paar schöne Cruisingplätze an der Autobahn, das Internet,<br />

ein Pornokino und vor allem die passenden<br />

Männer dazu.<br />

Wen triffst du denn bei Euren Präventionseinsätzen<br />

so an?<br />

Das geht <strong>von</strong> 18 bis 80, <strong>von</strong> der Kulturhusche bis<br />

zum Lederkerl – manchmal auch in einer Person vereint.<br />

Da <strong>sind</strong> Familienväter darunter – Kindersitze im<br />

Wagen und der Ehering <strong>sind</strong> da verräterisch. Alle Nationalitäten<br />

<strong>sind</strong> vertreten. Manche machen nur einen<br />

kurzen Spaziergang durch den Wald, andere haben<br />

den Parkplatz als sozialen Ort ohne Verzehrzwang,<br />

kommen <strong>von</strong> der anderen Seite des Geländes mit<br />

dem Fahrrad oder dem Bus und verbringen einen ganzen<br />

Nachmittag in der freien Natur. Da finden Verabredungen<br />

statt, kurze Begegnungen und manchmal ist<br />

es der Beginn langer Freundschaften.<br />

Worüber redet ihr denn so?<br />

Über die Liebe und die Schwierigkeiten zu Hause –<br />

da habe ich viel Verständnis für, weil auch ich einmal<br />

ein verheirateter Familienvater war. Natürlich reden<br />

wir auch über die Fragen der sexuellen Gesundheit.<br />

Mir ist es ein Anliegen, bekannter zu machen, dass<br />

man sich als sexuell Umtriebiger unbedingt gegen Heapatitis<br />

A und B impfen lassen sollte. Das ist wirklich<br />

keine schöne Krankheit und sie ist so leicht ohne jede<br />

Einschränkung im Sexuellen vermeidbar.<br />

Ist HIV ein Thema?<br />

Manchmal schon. Ich höre immer wieder, dass Positi-<br />

ve als Sexpartner abgelehnt<br />

oder rausgeklickt werden Natürlich<br />

nicht <strong>von</strong> allen oder<br />

auch nur der Mehrheit. Aber<br />

ärgerlich ist das schon, weil<br />

den Männern häufig überhaupt<br />

nicht klar ist, dass ein<br />

negatives Testergebnis nichts<br />

anderes aussagt, als dass man<br />

vor drei Monaten jedenfalls<br />

nicht infiziert war. Bei einem<br />

offenen Positiven weiß man<br />

wenigstens, woran man ist und kann ein Spielfeld abchecken,<br />

in dem keiner der Beteiligten Angst hat. Hinzu<br />

kommt: Es zeichnet sich ja ab, dass eine<br />

erfolgreiche HIV-Therapie die Viruslast so senken<br />

kann, dass HIV beim Sex eigentlich nicht mehr das<br />

Problem ist. Und das kann ja durchaus ein Grund<br />

sein, die Tabletten diszipliniert zu nehmen. Wenn<br />

man nicht vertrauensvoll miteinander spricht, dann<br />

ist natürlich das Kondom für Bumsen der Goldstandard,<br />

zumal es auch noch vor weiteren unerfreulichen<br />

Krankheiten schützt. Inzwischen ist, wenn man nicht<br />

ausschließlich safe lebt, ein gelegentlicher HIV-Test<br />

schon deswegen angebracht, um eine sinnvolle Therapiemöglichkeit<br />

nicht zu verfehlen.<br />

Sind die Leute begeistert <strong>von</strong> Eurem Stand?<br />

Manche hatten am Anfang vielleicht Angst, wir wollten<br />

Ihnen den Sex vermiesen. Aber wenn man <strong>uns</strong><br />

dann so sieht und erlebt, dann legt sich das schnell.<br />

Wir gehen bei dieser Gelegenheit ja auch nicht ins<br />

Gebüsch. Inzwischen haben wir sozusagen Stammkunden,<br />

die bei <strong>uns</strong> vorbeischauen, das macht richtig<br />

Spaß.<br />

Ein W<strong>uns</strong>ch zum Schluss?<br />

Bei <strong>uns</strong>eren Aufräumaktionen auf dem Parkplatz<br />

Buchrain zweimal im Jahr finden wir immer Unmengen<br />

<strong>von</strong> Kondomen. Das ist ja schön und erstrebenswert,<br />

wenn dort so viele Männer ohne schlechtes<br />

Gewissen ihre Lust finden Aber es wäre schon schön,<br />

wenn sie ihren Dreck mal selber wegmachen würden.<br />

Erstveröffentlicht in: ADAM 7/2007, Seite 43<br />

1986 Die WHO startet ihr Programm Global <strong>AIDS</strong>, Bayern und die DDR arbeiten zusammen, DAH und<br />

der Bundesverband Homosexualität veranstalten einen Aktionstag gegen Zwangsmaßnahmen der<br />

1992 fing die individuelle Einzel­<br />

betreuung durch Buddys an.<br />

Das war aber etwas problema­<br />

tisch, weil die Zwangsläufigkei­<br />

ten eines Helfersyndroms nicht<br />

immer mit den Bedürfnissen der<br />

<strong>Hilfe</strong>bedürftigen zusammenpass­<br />

ten.<br />

10<br />

Da fehlte es trotz Supervision an<br />

grundlegender Ausbildung. Dem<br />

begegnete der Verein durch Fort­<br />

bildung und durch Informations­<br />

veranstaltungen, z.B. mit dem<br />

Abend „Kinder und Aids“ und<br />

dem Beginn der Reihe OFFEN­<br />

bach für SCHWULE THEMEN, ei­


Die schwul-lesbische Stiftung - Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />

Schwule und Lesben haben in<br />

den letzten vierzig Jahren zwar<br />

viel erreicht, aber es gibt immer<br />

noch Vieles, gegen das sich zu<br />

kämpfen lohnt: die oftmals homophobe<br />

Situation auf dem Schulhof,<br />

die einsame Lage älterer<br />

Lesben und Schwuler, die antischwule<br />

Gewalt an vielen Orten.<br />

Hier gilt es zu helfen,<br />

Projekte zu initiieren, schwule<br />

und lesbische Aktivitäten zu fördern.<br />

Zwar ist es natürlich ein Erfolg,<br />

dass heute vielerorts<br />

lesbische und schwule Projekte<br />

durch öffentliche Mittel gefördert<br />

werden, aber ebenso wichtig ist<br />

es, dass sich die schwul-lesbische<br />

Gemeinschaft für die eigenen Belange<br />

einsetzt, weil Erfolge Rückwirkungen<br />

auf das<br />

Selbstbewusstsein haben und gesellschaftliche<br />

Diskriminierung in<br />

den Hintergrund treten lassen.<br />

Um diese Idee umzusetzen,<br />

ist die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />

(hms) ins Leben gerufen worden.<br />

Die hms ist derzeit die<br />

größte Stiftung zur Förderung<br />

schwuler und lesbischer Projekte.<br />

Sie wurde 1991 <strong>von</strong> Prof. Dr. Andreas<br />

Meyer-Hanno gegründet.<br />

Durch seine Ersparnisse und<br />

durch weitere Zustiftungen hat<br />

die hms derzeit ein Vermögen<br />

<strong>von</strong> etwa 850.000 €. Die Zinsen<br />

aus diesem Vermögen und die<br />

Spenden an die hms dienen dazu,<br />

ein breites Spektrum an Projekten<br />

zu fördern. Bis heute konnte<br />

die hms knapp 200 Anträge bewilligen;<br />

250.000 € wurden ausbezahlt.<br />

Ohne die Unterstützung<br />

der hms hätten viele dieser Projekte<br />

nicht realisiert werden können.<br />

Manche da<strong>von</strong>, wie die Ausstellung<br />

über die Geschichte homosexuellen<br />

Lebens in Deutschland<br />

oder die Errichtung eines Gedenksteins<br />

für die schwulen Opfer in<br />

Buchenwald haben für bundesweites<br />

Aufsehen gesorgt.<br />

Damit möglichst viel Geld bei<br />

den Projekten ankommt, arbeitet<br />

die Stiftung ausschließlich ehrenamtlich.<br />

Geleitet wird sie <strong>von</strong> einem<br />

fünfköpfigen Vorstand.<br />

Dieser wird kontrolliert <strong>von</strong> einem<br />

Beirat, der sich aus Persönlichkeiten<br />

aus der<br />

Schwulenbewegung und dem<br />

Vorstand der Homosexuellen<br />

Selbsthilfe zusammen setzt. Da<br />

die hms eine rechtsfähige Stiftung<br />

bürgerlichen Rechtes ist, unterliegt<br />

sie der Stiftungsaufsicht.<br />

Mit steigendem Selbstbewusstsein<br />

<strong>von</strong> Lesben und Schwulen<br />

gibt es eine wachsende Zahl und<br />

Vielfalt an Projekten, die unterstützungswürdig<br />

<strong>sind</strong>. Leider <strong>sind</strong><br />

staatliche Fördermöglichkeiten<br />

durch Sparmaßnahmen weniger<br />

vorhanden. Damit die hms ihre<br />

Arbeit weiter ausbauen kann,<br />

<strong>sind</strong> Spenden und weitere Zustiftungen<br />

erwünscht!<br />

Zusätzliche Informationen über<br />

die hms finden sich unter<br />

www.hms-stiftung.de<br />

Dr. Klaus Müller & Dr. Karen Nolte, HMS<br />

bayerischen Regierung. In Stockholm wird ein HIV­infizierter in Quarantäne interniert.<br />

ner monatlichen Veranstal­<br />

tungsreihe über zwei Jahre<br />

mit dem ersten Thema Ho­<br />

mosexuelle + Ehe.<br />

Sehr erfolgreich ist für die<br />

Vereinsfinanzen „Freitag,<br />

der 13“, ein Benefiz mit Rai­<br />

ner Bielfeld im Dezember.<br />

11<br />

1993 Seit Juni findet der<br />

Sonntagsbrunch, begründet durch Petra<br />

Schickedanz, weitergeführt durch<br />

Hanne Kabuth und Monika Juhe, statt.


Empfehlungen und Warnungen der schweizerischen Aids-Kommission (EKAF)<br />

zum HIV - Übertragungsrisiko<br />

Empfehlungen<br />

Negociated Safety:<br />

Wissen ist Macht<br />

Sehr viele Infektionen<br />

finden in festen Paarbeziehungen<br />

statt, bei<br />

MSM (Männer, die Sex<br />

mit Männern haben)<br />

<strong>sind</strong> es rund ein Viertel<br />

aller Infektionen. In der<br />

Paarbeziehung weiterhin Kondome zu verwenden,<br />

ist sinnvoll in einer offenen Beziehung oder solange<br />

keine Abmachungen getroffen wurden. Das richtige<br />

Vorgehen beinhaltet die Einigung auf Negociated Safety,<br />

3 Monate Safer Sex, HIV-Tests der Partner, eine<br />

explizite Vereinbarung zu Safer Sex außerhalb der festen<br />

Beziehung(en) und eine explizite Vereinbarung<br />

zum Vorgehen bei Pannen: Informieren, 3 Monate Safer<br />

Sex, Test.<br />

Testen:<br />

Ja, gern. Wer sich in riskantem Umfeld riskant verhalten<br />

hat, soll sich an eine Teststelle wenden und bis<br />

zum Ergebnis die Safer-Sex-Regeln befolgen. Eine<br />

Einschätzung des Risikos ermöglicht www.checkyour-lovelife.ch.<br />

Kein Klient mit hohem Risiko oder<br />

riskanter Umgebung darf zurückgewiesen und auf<br />

das Abwarten der 3-Monats-Frist vertröstet werden.<br />

Regelmäßiges Testen alle 3-6 Monate ist eine häufig<br />

verfolgte Strategie. Sie senkt das individuelle Risiko<br />

nicht, weil das Hauptaugenmerk auf dem HIV-Status<br />

statt auf dem Schutzverhalten liegt.<br />

Zur Einschätzung des Risikos gehört auch das Beachten<br />

<strong>von</strong> Symptomen nach ungeschütztem Kontakt in<br />

riskantem Umfeld. Grippeartige Symptome (Fieber,<br />

Muskelschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Halsschmer-<br />

zen, Kopfschmerzen, Durchfall, geschwollene<br />

Lymphknoten), Ausschläge oder Geschwüre können<br />

eine (HIV) Infektion anzeigen. Sehr wichtig ist das<br />

Erkennen einer frischen HIV-Infektion (Primoinfektion),<br />

in deren Zeitraum ein infizierter Mensch selber<br />

hoch ansteckend ist.<br />

STD-Kontrolle:<br />

schützen, impfen, Symptome beachten. Für HIV-negative<br />

Menschen bedeutet eine sexuell übertragbare<br />

Infektion (STI) eine größere Anfälligkeit für eine<br />

HIV-Infektion. Umgekehrt können STI's für Menschen<br />

mit HIV die Folge haben, dass die Infektiösität<br />

auch unter Therapie zunimmt. Alle STI's <strong>sind</strong> im<br />

Vergleich zu HIV gut therapierbar, die meisten heilbar.<br />

Unsere Empfehlungen: Kondome schützen vor<br />

vielen STI's, Impfen, was imfpbar ist und bei Symptomen<br />

(siehe oben: Testen) eine Teststelle aufsuchen.<br />

Für Sexworker/innen, Freier und Menschen<br />

mit wechselnden Partnern ist es vorteilhaft, mindestens<br />

1 x jährlich die wichtigsten STI's zu testen.<br />

Wirksame antiretrovirale Therapie (ART):<br />

für feste Paare. Die wirksame ART ist keine HIV-<br />

Präventionsmaßnahme im üblichen Sinn, sie hat vielmehr<br />

den erwünschten Effekt, durch die Unterdrückung<br />

der Virenlast Übertragungen im<br />

serodifferenten, festen Paar zu verhindern. Gleichzeitig<br />

muss mit ihrem Einsatz die Warnung verbunden<br />

werden, dass HIV-negative Menschen ausserhalb fester<br />

Beziehungen nicht auf den präventiven Effekt<br />

der wirksamen ART bei Gelegenheitspartnern mit<br />

HIV setzen können, weil sie nicht wissen können,<br />

ob ihr Gegenüber tatsächlich unter einer wirksamen<br />

ART steht.<br />

Postexpositionsprophylaxe (PEP):<br />

im Notfall Therapie. Nach riskantem Verhalten in einer<br />

riskanten Umgebung soll unverzüglich eine Stelle<br />

zur freiwilligen HIV-Beratung und Testung<br />

1987 Prinzessin Di eröffnet in Landon die erste Aidsstation und schüttelt Betroffenen ohne Handschuhe<br />

die Hände. In der BRD gibt es das erste Strafverfahren wegen einen HIV­Infizierten. ACT UP wird in<br />

1993 Erstmalig und in<br />

Folge jedes Jahr wird ein<br />

Gottesdienst zum Welt<br />

Aids Tag gehalten.<br />

Joachim Bundschuh<br />

tritt für Eckhard<br />

Biederbick in den<br />

Vorstand ein.<br />

12<br />

1994 14. 10, Lesung mit Markus Commer­<br />

con, die wie alle Autorenlesungen in Zusam­<br />

menarbeit mit dem Buchladen am Markt<br />

stattfindet.<br />

11. 11. Benefiz im Isenburger Schloß mit<br />

Daniel Cretien und dem Einpersonenstück:<br />

Quentin Crisp – aus dem Leben eines Ex­<br />

zentrikers.


aufgesucht werden. Bei einer ungeschützten HIV-Exposition<br />

kann eine ART in Anspruch genommen<br />

werden zur Verhinderung einer chronischen Infektion.<br />

Die PEP-Therapie ist keine Präventionsstrategie,<br />

sondern eine Notfallmaßnahme. Später als 72<br />

Stunden nach der Risikoexposition ist die Wirksamkeit<br />

der PEP stark eingeschränkt.<br />

Warnungen<br />

Beschneidung:<br />

für MSM wenig Wirkung. Von der Beschneidung<br />

geht für den Mann beim insertiven Verkehr eine<br />

Schutzwirkung <strong>von</strong> ca. 60% aus. Für Frauen und<br />

für MSM in der passiven Rolle ist die Beschneidung<br />

als Präventionsmaßnahme bedeutungslos. HIV-nega-<br />

tive Männer, die eine Beschneidung erwägen, sollten<br />

bedenken, dass die Beschneidung sie in der passiven<br />

Rolle beim Sex mit einem Mann nicht vor HIV<br />

schützt, dass sie irreversibel ist und auch niemanden<br />

vor STI's schützt. Wer damit leben kann und viele<br />

wechselnde Partner hat, tut mit der Beschneidung<br />

nichts sinnloses. Für Männer mit HIV macht die Be-<br />

schneidung keinen präventiven Sinn.<br />

Serosorting:<br />

nur für HIV-Positive! Viele Menschen kennen ihren<br />

Serostatus und den ihrer Partner nicht und ein negativer<br />

HIV-Test ist erst 3 Monate nach einer Risikoexposition<br />

zuverlässig. Für HIV-negative Menschen ist<br />

Serosorting deshalb keine taugliche Präventionsstrategie.<br />

HIV-negative Menschen <strong>sind</strong> für ihren Schutz<br />

bei sexuellen Kontakten selbst verantwortlich. Umgekehrt<br />

verhält es sich beim «positiven» Serosorting.<br />

Entscheiden sich Menschen mit HIV, nur mit anderen<br />

HIV-positiven Menschen sexuelle Beziehungen<br />

einzugehen, dann ist das eine wirksame HIV-Präventionsmaßnahme.<br />

Gleichzeitig gehen HIV-Positive dabei<br />

zwei Risiken ein. STI's <strong>sind</strong> für Menschen mit<br />

HIV meist folgenreicher als für HIV-Negative und<br />

ungeschützter Sex mit Gelegenheitspartnern birgt<br />

diesbezüglich ein hohes Risiko.<br />

Dipping:<br />

wenig Freude, großes Risiko. Dipping (dt. Eintunken)<br />

ist der Coitus Interruptus der HIV-Prävention<br />

und bezeichnet das ungeschützte Eindringen kombiniert<br />

mit dem rechtzeitigen Herausgehen. Das<br />

Vermeiden der Spermaübertragung bedeutet eine<br />

Senkung des Infektionsrisikos für den passiven Partner.<br />

Ob Dipping funktioniert, ist abhängig <strong>von</strong> der<br />

sexuellen Selbstbeherrschung des aktiven Partners<br />

und diese ist bei Gelegenheitspartnern nicht einzuschätzen.<br />

Ausserdem können beim Dipping STI's<br />

durch beide Partner übertragen werden. Dipping<br />

ist umso riskanter, je regelmäßiger es anstelle <strong>von</strong><br />

Kondomen eingesetzt wird. Dennoch ist es für den<br />

passiven Partner besser als nichts.<br />

Stratetic Positioning:<br />

scharf überlegen. Da die Spermaübertragung das<br />

HIV-Infektionsrisiko erhöht, macht es einen Unterschied,<br />

ob ein HIV-negativer Mensch gegenüber<br />

Partnern mit HIV oder unbekanntem Serostatus<br />

die aktive (eindringende, insertive) oder die passive<br />

(empfangende, rezeptive) Rolle einnimmt, da er/sie<br />

in der passiven Rolle für HIV empfänglicher ist.<br />

Stratetic Positioning (dt. strategische Positionswahl,<br />

SP) ist unter MSM bekannt, es ist aber riskant , weil<br />

es, wie Serosorting, häufig <strong>von</strong> Menschen praktiziert<br />

wird, die weder ihren eigenen Serostatus noch<br />

den ihrer Partner kennen. Ein epidemiologischer<br />

Effekt <strong>von</strong> SP konnte, vermutlich aus diesem<br />

Grund, nicht nachgewiesen werden. Ausserdem<br />

können STI's beim SP leicht übertragen werden. Ist<br />

aber der Serostatus den Partnern/innen tatsächlich<br />

bekannt, dann lieber Stratetic Positioning als gar<br />

nichts. Der HIV-negative Partner übernimmt in diesem<br />

Fall immer die aktive Rolle.<br />

Erstveröffentlicht in: © Swiss Aids News (SAN) Ausgabe<br />

2 April 2008, Seite 9<br />

New York gegründet. Der Bayerische Maßnahmenkatalog tritt in Kraft. Der <strong>Deutsche</strong> Bundestag<br />

beschließt die Einrichtung der Enquete­Kommission “Gefahren <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und wirksame Wege<br />

26. 11. – 8. 12.<br />

13<br />

K<strong>uns</strong>tausstellung in<br />

der Stadtkirche<br />

„Zwischen Leben<br />

und Tod – Aids­<br />

Kranke und HIV­In­<br />

fizierte zeigen ihre<br />

Bilder<br />

1995 10. 5. Lesung mit Elisabeth<br />

Brockmann: „Weinen kannst Du, wenn ich<br />

tot bin.“ Helmut Sanders löst Egilde Ulrich<br />

im Vorstand ab. 27. 6. Gedenktag zur<br />

Verfolgung Homosexueller Ausstellung und<br />

Gottesdienst in der Stadtkirche,<br />

Filmvorführung „Verzaubert“. Teilnahme am<br />

Frankfurter Gottesdienst zum CSD.


Hepatitis - die unterschätzte Gefahr<br />

Die Schätzungen schwanken, aber gesichert<br />

ist, dass mindestens 1 % der<br />

Bevölkerung der BRD mit einer Virus<br />

Hepatitis C lebt. MSM und Drogengebraucher<br />

<strong>sind</strong> stärker<br />

betroffen. Bei HIV-Infizierten liegt<br />

die Quote bei 10% mit steigender<br />

Tendenz. Die meisten Betroffenen<br />

wissen nicht, dass sie infiziert <strong>sind</strong>,<br />

denn die Symptome <strong>sind</strong> eher unauffällig.<br />

Die Leber schmerzt nicht.<br />

Man fühlt sich zwar häufig abgespannt,<br />

müde, unkonzentriert, gereizt,<br />

in der Leistung geschwächt,<br />

depressiv etc. und hat außerdem vielleicht<br />

immer wieder Druckgefühle<br />

im Oberbauch - doch diese Anzeichen<br />

einer möglichen Erkrankung<br />

können auch andere Ursachen haben.<br />

Eine Behandlung wäre zwar in<br />

vielen Fällen möglich, sollte aber,<br />

um erfolgreich zu sein, möglichst wenige<br />

Monate nach der Infektion beginnen.<br />

Je später eine Behandlung<br />

beginnt, desto geringer <strong>sind</strong> die Heilungschancen,<br />

und dann drohen bei<br />

etwa 30 % der chronisch verlaufenden<br />

Infektionen Leberzzirrhose und<br />

häufig Leberkrebs. Die Wartelisten<br />

für eine dann notwendige Lebertransplantation<br />

<strong>sind</strong> lang.<br />

Eine Impfung gibt es anders als bei<br />

der Hepatitis A und B, die hier noch<br />

einmal jedem dringlich ans Herz gelegt<br />

sei, nicht. Die Übertragungswege<br />

<strong>sind</strong> bekannt. Das Virus überträgt<br />

sich durch Blut. Verletzungsrelevan-<br />

1995 1.8. Michael Läm­<br />

mert löst Peter Even als<br />

hauptamtlicher Mitarbei­<br />

ter ab. 6.11. Gad Beck<br />

liest in der Stadtkirche<br />

aus seinen Erinnerungen<br />

als jüdischer schwuler Wi­<br />

derstandskämpfer.<br />

te Praktiken, wie Fisten oder gemeinsamer<br />

Röhrchengebrauch beim<br />

Sniefen und gemeinsamer Spritzengebrauch<br />

<strong>sind</strong> die Hauptübertragungswege.<br />

Während im<br />

allgemeinen eine sexuelle Übertragung<br />

der Hepatitis C bisher für wenig<br />

wahrscheinlich gehalten wurde,<br />

mehren sich die Anzeichen, dass bei<br />

insbesondere bei HIV-Infizierten sexuelle<br />

Übertragungen nicht ausgeschlossen<br />

werden können, wenn<br />

(unter Unständen nicht wahrnehmbare)<br />

Entzündungen und kleinere<br />

Verletzungen vorliegen.<br />

Die Empfehlungen zum Schutz <strong>sind</strong><br />

eindeutig: Beim Fisten Handschuhe<br />

benutzen, bei Partnerwechsel Hände<br />

waschen und neue Handschuhe nehmen.<br />

Jeder sollte sein eigenes Gleitmittel<br />

haben, das nur für ihn selbst<br />

benutzt wird. Spielzeuge, wie Dildos,<br />

nur für einen Partner benutzen oder<br />

bei Wechsel vorher desinfizieren.<br />

Einfach Abspülen reicht nicht. Im<br />

Zusammenhang mit Fisten nicht nur<br />

Handschuhe, sondern beim Ficken<br />

immer Kondome benutzen, auch<br />

wenn eine HIV-Übertragung nicht<br />

möglich ist. Wer ein erhöhtes Risiko<br />

hat (Fister, Kokser, intravenös Drogengebrauchende)<br />

und sexuell häufiger<br />

unterwegs ist, sollte sich alle<br />

sechs Monate auf Hepatitis C untersuchen<br />

lassen, wer weniger umtriebig<br />

ist, einmal jährlich. Sollte sich<br />

Ihr Arzt auf nicht vertretbare Kos-<br />

zu ihrer Eindämmung". 1988 Die WHO bestimmt den 1. 12. zum Welt Aids Tag. Die anonyme Laborberichtspflicht<br />

wird eingeführt. Positiv e.V., das Betroffenentreffen im Waldschlösschen bei Göttingen organi­<br />

Bild 1: Rainer Schilling, Berlin<br />

Bild 2: Dietmar Muth,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 3: Martina Holzäpfel,<br />

Foto Woehl, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 4: Peter Heusel, Sinntal<br />

14


ten der Untersuchung berufen, weisen<br />

Sie ihn darauf hin, dass die Untersuchung<br />

außerhalb seines<br />

Laborbudgets abgerechnet werden<br />

kann, da es sich bei der Hepatitis um<br />

eine meldepflichtige Krankheit handelt.<br />

Das gilt übrigens auch bei der<br />

routinemäßig empfohlenen Syphilisuntersuchung.<br />

Die DAH hat unter<br />

www.queer.de/hepatitis einen Text<br />

eingestellt, in dem es weitere Informationen<br />

gibt. Die <strong>von</strong> den Usern zu<br />

diesem Text dort abgegeben Kommentare<br />

<strong>sind</strong> teilweise erschreckend,<br />

belegen eine kaum fassbare Ahnungslosigkeit<br />

und Intoleranz. Die um Prävention<br />

Bemühten haben <strong>uns</strong>er<br />

Mitgefühl, bei ihrer Aufgabe Aufklärung<br />

gegen Verdrängung und als Moral<br />

verkaufte Dummheit zu leisten.<br />

Im Übrigen empfehlen wir das Buch<br />

Virus Hepatitis der DAH, das gerade<br />

in einer aktualisierten Auflage erschienen<br />

ist und einen Besuch der Internetseitenhttp://www.kompetenznetz-hepati-<br />

tis.de, http://hepatitis-c.de,<br />

http://www.hepatitis-bw.de und<br />

http://www.hepatitisandmore.de.<br />

Also: Lassen Sie Sich bitte gegen Hepatitis<br />

A und B impfen, regelmäßig<br />

auf Hepatitis C und Syphilis checken,<br />

machen Sie als MSM gelegentlich<br />

einen HIV Test; auch wenn Sie<br />

keinen Infizierten kennen, suchen<br />

Sie bei Veränderungen an Penis oder<br />

Anus oder anhaltenden Rachenbeschwerden<br />

nach Oralverkehr einen<br />

Arzt auf, informieren Sie bei positiven<br />

Befunden Ihre Partner und<br />

schützen Sie Sich, wenn sie keine<br />

Lust auf belastende, teilweise lebenslange<br />

Medikamenteneinnahme haben.<br />

siert, wird gegründet. In München findet die Europäische Positivenkonferenz „Mut gehört dazu“ statt.<br />

1996<br />

15. 5. Lutz van Dijk liest aus „Anders als Du<br />

denkst.“<br />

21. 5. Beginn des Kurses „Body and Soul“ mit<br />

Petra Schickedanz.<br />

15<br />

29. 6. Tarek Al­Wazir spendet die<br />

Diätenerhöhung, gegen die die Grünen im<br />

Landtag gestimmt hatten, an die <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong>.<br />

Bild 1: Michael Steinbrecher,<br />

Hannover ­ Nürnberg<br />

Bild 2: Michael Stoeppler,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 3: Gerhard Anderi, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 4: Corrado Di Benedetto,<br />

Vorsitzender der Hessischen<br />

Aidsländerbeiräte


Unsere Testangebote<br />

1989 Robert Mapplethorpe stirbt. Der Papst verurteilt die Benutzung <strong>von</strong> Kondomen. Anlässlich eines<br />

Seminars der DAH in Hamburg wird JES als solidarisches Bündnis <strong>von</strong> Junkies, Ex­Usern und<br />

Bild 1: Dr. Rosita Nenno,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bild 2: Taffesse Belachew,<br />

Schlüchtern<br />

Bild 3: Bettina Beck, Bad Vilbel<br />

Bild 4: Günther Altmann,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

16<br />

Unsere Testangebote, die wir in<br />

kollegialer Zusammenarbeit mit dem<br />

dem Labor Walther, Weindel und<br />

Kollegen in der Löwenstrasse 1<br />

durchführen, bieten wir anonym und<br />

selbstverständlich vertraulich an.<br />

Wenn Sie zum Beispiel einen HIV­<br />

Test durchführen wollen, kommen Sie<br />

zu <strong>uns</strong>eren Geschäftszeiten in <strong>uns</strong>erer<br />

Geschäftsstelle in der Frankfurter<br />

Straßer 48 vorbei und holen sich einen<br />

Vermittlungsschein fürs Labor ab.<br />

Hierfür brauchen Sie sich nicht vorab<br />

telefonisch anzumelden, denn <strong>uns</strong>ere<br />

Einrichtung arbeitet niedrigschwellig.<br />

Sie erleichtern <strong>uns</strong> aber <strong>uns</strong>ere Arbeit<br />

und vermeiden Wartezeiten, wenn Sie<br />

den Termin für ein Beratungsgespräch<br />

telefonisch mit <strong>uns</strong> vereinbaren: [Tel.:<br />

(069) 88 36 88]<br />

Zur Blutabnahme für den jeweiligen<br />

Test gehen Sie mit <strong>uns</strong>erem<br />

Vermittlungsschein in der Zeit<br />

zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr ins<br />

Labor in die Löwenstraße. Hierfür<br />

müssen Sie nicht wie etwa beim<br />

Blutspenden nüchtern sein, denn für<br />

die Tests ist nur eine kleine Menge<br />

Blut <strong>von</strong>nöten. Je nach Art des Test<br />

dauert die Blutuntersuchung zwischen<br />

ein und drei Tagen; beim HIV­<br />

Antikörpertest liegt das Ergebnis<br />

meist innerhalb 24 Stunden vor. Der<br />

HIV Antikörpertest, der ­ wie der<br />

Name besagt ­ nach Antikörpern<br />

gegen das HI­Virus im Blut sucht,<br />

lässt eine sichere Aussage erst drei<br />

Monate nach dem letzten<br />

Risikokontakt zu.<br />

Das Testergebnis holen Sie persönlich<br />

wieder in <strong>uns</strong>erer Geschäftsstelle ab,<br />

wir dürfen es Ihnen nicht telefonisch<br />

oder schriftlich mitteilen. Wenn Sie<br />

ALG II beziehen oder Sozialhilfe<br />

1996 1. 8. Günther Altmann<br />

beginnt als hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter Beginn des<br />

betreuten Einzelwohnens in<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

Landeswohlfahrtsverband.<br />

26. 10. Benefizrockkonzert<br />

WIWIFA Obertshausen.<br />

beziehen und im Stadtgebiet <strong>von</strong><br />

<strong>Offenbach</strong> wohnen, können wir Ihnen<br />

die Testgebühren gegen Nachweis<br />

Ihrer Bedürftigkeit erstatten. Da in<br />

diesem Falle die Anonymität nicht<br />

mehr gegeben wäre, schwärzen wir in<br />

den Nachweisunterlagen Ihrer<br />

Bedürftigkeit ihren Namen.<br />

Zu jedem der angebotenen Tests<br />

bieten wir Ihnen die Möglichkeit<br />

eines Beratungsgesprächs an, wenn<br />

Sie dies wünschen. Und gerne geben<br />

wir Ihnen Information zu Infektionen,<br />

die auf sexuellem Wege übertragbaren<br />

<strong>sind</strong>. Dieses Infomaterial liegt sowohl<br />

auf deutsch, als auch in<br />

verschiedenen Fremdprachen vor.<br />

Das Beratungsgespräch bietet die<br />

Möglichkeit, im geschützen Raum<br />

eigene Ängste anzusprechen und zu<br />

thematisieren. Wir fragen Sie nicht<br />

nach Ihrer sexuellen Orientierung,<br />

Ihren Gewohnheiten oder nach Ihren<br />

sexuellen Vorlieben; zur realistischen<br />

Einschätzung eines eventuell<br />

gegebenen Übertragungsrisikos kann<br />

es jedoch hilfreich sein, wenn Sie <strong>uns</strong><br />

im vertraulichen Beratungsgespräch<br />

über tatsächlich eingangene Risiken<br />

informieren. Es ist <strong>uns</strong> daran gelegen,<br />

Sie zur eigenen Gesundheitsfürsorge<br />

zu ermutigen, nicht Ängste zu<br />

schüren.


Substituierten und überregionales Netzwerk gegründet. Das Memorandum “Aktuelle Erfordernisse im<br />

Umgang mit <strong>AIDS</strong> in der DDR” der gerade im Aufbau befindlichen <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong> DDR wird verabschiedet.<br />

1996 12. 12. Benefizsammlung<br />

der Geschäftsleute des Wilhelms­<br />

platzes. Dezember Dr. Jan van Lun­<br />

zen informiert über die neuen<br />

Kombitherapien, den ersten<br />

großen Durchbruch der Pharmafor­<br />

schung für die Betroffenen. Mit<br />

Unsere Testangebote<br />

HIV – Antikörpertest:<br />

€ 15,00<br />

HIV – PCR<br />

(Direktnachweis <strong>von</strong><br />

Virusprotein zur<br />

Bestimmung der<br />

Viruslast):<br />

€ 145,72<br />

CD4/ CD8<br />

(Bestimmung der<br />

Helferzellen):<br />

€ 86,73<br />

Hepatitis A<br />

(Antikörpernachweis):<br />

€ 13,99<br />

Hepatitis Bs<br />

(Antikörpernachweis):<br />

€ 13,99<br />

Hepatitis Bc<br />

(Antikörper / Nachweis<br />

der Frischinfektion):<br />

€ 17,49<br />

Hepatitis C<br />

(Antikörpernachweis):<br />

€ 23,31<br />

Lues (Syphilis)<br />

Screening TPHA:<br />

€ 10,50<br />

Lues (Syphilis)<br />

Bestätigungstest:<br />

€ 29,73<br />

Lues (Syphilis)<br />

Nachweis d.<br />

Frischinfektion:<br />

€ 57,12<br />

Gonokokken (Tripper)<br />

KBR:<br />

€ 14,57<br />

Chlamydien (PCR<br />

Abstrich, Spezialgefäß):<br />

€ 64,12<br />

Trichomonaden:<br />

17<br />

€ 9,33<br />

Herpes Virus<br />

Serologie (Typ I u. II):<br />

€ 139,90<br />

Testosteron:<br />

€ 20,40<br />

PSA (Prostataspezifisches<br />

Antigen):<br />

€ 17,49<br />

Impftiter fürTetanus:<br />

€ 20,40<br />

Diphterie:<br />

€ 20,40<br />

Polio Typ I-III:<br />

€ 52,47<br />

Für die anonymen Tests<br />

im Landkreis <strong>Offenbach</strong><br />

<strong>sind</strong> <strong>uns</strong>ere KollegInnen<br />

vom Gesundheitsamt in<br />

Dietzenbach zuständig.<br />

Gesundheitsamt<br />

Dietzenbach, Kreishaus<br />

Werner-Hilpert-Straße 1<br />

63128 Dietzenbach<br />

Telefon: (06074) 18 08<br />

18 0<br />

Weitere Informationen<br />

zu Beratungs- und<br />

Testmöglichkeiten in<br />

Hessen finden Sie auf<br />

der Internetseite<br />

www.aids-hilfe-hessen.de<br />

zwei Malgruppen wird der Schwer­<br />

punkt „mehr Selbstbewußtsein<br />

durch künstlerische Arbeit“ gesetzt<br />

Bild 1: Lutz van Dijk,<br />

Schriftsteller, Kapstadt<br />

(Südafrika)<br />

Bild 2: Bob Degen, Jazz<br />

Musiker & Composer,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bild 3. Oliver Andres,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main


Pro Familia<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Wir <strong>sind</strong>:<br />

- Ansprechpartner für Mädchen und Jungen, Frauen<br />

und Männer, die Fragen haben, Informationen benötigen,<br />

Rat suchen oder medizinische oder<br />

psychologische <strong>Hilfe</strong> brauchen.<br />

- eine staatlich anerkannte Beratungsstelle und <strong>sind</strong><br />

zur Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Schwangerschaftskonfliktberatung nach § 219 StGB<br />

befugt<br />

- ein Team <strong>von</strong> Diplompädagoginnen, Sozialarbeiter(inne)n,<br />

einer Ärztin und einer Verwaltungskraft.<br />

Wir ergänzen <strong>uns</strong> in <strong>uns</strong>erer beraterischen und medizinischen<br />

Kompetenz und sichern durch regelmäßige<br />

Supervision und Fortbildung die Qualität <strong>uns</strong>erer<br />

Arbeit.<br />

Alle Mitarbeiter(innen) stehen unter Schweigepflicht.<br />

Unsere Themenschwerpunkte<br />

Familienplanung und medizinische Dienstleistungen<br />

- Beratung zur Familienplanung und Empfängnisregelung<br />

- Anpassung oder Verordnung <strong>von</strong> Verhütungsmitteln<br />

- Beratung zur Frauengesundheit<br />

- Beratung zu unerfülltem Kinderw<strong>uns</strong>ch<br />

Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

Wir führen staatlich anerkannte Beratung durch und<br />

<strong>sind</strong> berechtigt zur Ausstellung der Beratungsbescheinigung<br />

bei einem Schwangerschaftskonflikt (§ 219<br />

StGB).<br />

Sozialrechtliche Fragen<br />

- Informationen und Beratung zu allen Aspekten<br />

<strong>von</strong> Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft,<br />

auch im Hinblick auf soziale <strong>Hilfe</strong>n, sowie bei Trennungs-<br />

und Scheidungsfragen<br />

- Antragstellung für die Gelder aus der Bundesstiftung<br />

„Mutter und Kind“<br />

- Informationen zu alleiniger Sorge – gemeinsamer<br />

Sorge, Kindesunterhalt und mehr<br />

Psychologische Beratung für Männer und Frauen<br />

- Partnerschaftsberatungen<br />

- Beratung in persönlichen Krisen<br />

- Beratung in Trennungssituationen<br />

- Sexualberatungen<br />

Sexualpädagogik<br />

- Beratungsnagebote für Gruppen oder Einzelpersonen<br />

- Jugendgruppen oder Schulklassen haben die<br />

Möglichkeit, sich in <strong>uns</strong>eren Räumen zu treffen und<br />

zu informieren<br />

- Sexualpädagogische Weiterbildungen und Veranstaltungen<br />

für Multiplikatoren und Eltern<br />

- Offene Jugendsprechstunde<br />

Beratung bei sexueller Gewalt – Frauennotruf<br />

- Beratung für vergewaltigte oder <strong>von</strong> sexueller Gewalt<br />

bedrohte Frauen und Jugendliche<br />

- Erste Anlaufstelle in Krisensituationen<br />

- Information für Multiplikatoren oder Angehörige,<br />

die mit dem Thema in Berührung kommen<br />

Wir über <strong>uns</strong><br />

Die pro familia, <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Familienplanung,<br />

Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.,<br />

ist ein gemeinnütziger, konfessionell und politisch<br />

unabhängiger Verband, Mitglied des DPWV (<strong>Deutsche</strong>r<br />

Paritätischer Wohlfahrtsverband). Auf internationaler<br />

Ebene <strong>sind</strong> wir der IPPF (International<br />

Planned Parenthood Federation) angeschlossen. Unsere<br />

Beratungsstelle in <strong>Offenbach</strong> gibt es seit 1970.<br />

pro familia, Bahnhofstraße 37,<br />

63067 <strong>Offenbach</strong>, Tel: 069 – 81 77 62,<br />

offenbach@profamilia.de<br />

1990 Gestützt auf die Ottawa­Charta der WHO entwickelt die DAH das Konzept der<br />

“strukturellen Prävention”. Die erste‘ Bundesversammlung für Menschen mit HIV und Aids’<br />

Eine Delegation des Global Fund zu<br />

Gast bei <strong>uns</strong>erem Partnerprojekt<br />

"Nouvelle Espérance"<br />

18<br />

1997 Christina Heusel und Egilde Ulrich<br />

folgen Joachim Bundschuh und Helmut<br />

Sanders im Vorstand. Franz Frank erhält<br />

einen Minijob in der Verwaltung. Beginn<br />

der regelmäßigen Unterstützung des Not­<br />

hilfestation Nouvelle Esperance in Burun­<br />

di. Beginn der K<strong>uns</strong>tgruppe Mal Mal mit<br />

der Künstlerin Christa Ernst. Beginn ei­


<strong>Offenbach</strong> Post, 05.06.2008<br />

Ober-Rhoden (lö) Vier Monate hatte Dieter<br />

Stadtmüller das Gefühl, „mit Freddy Krueger<br />

in einem Horrorfilm unterwegs zu sein.“ Der<br />

44 jährige hat Aids und schilderte gestern an<br />

der Nell-Breuning-Schule seinen Weg <strong>von</strong> der<br />

Intensivstation zurück ins halbwegs normale<br />

Leben. Selten wohl haben in jüngster Zeit<br />

Neunt- und Zehntklässler so gebannt in Richtung<br />

Lehrerpult geblickt.<br />

Der Leichtsinn beim Sex nimmt zu, gleichzeitig<br />

hält nur noch jeder dritte <strong>Deutsche</strong> Aids<br />

für eine gefährliche Krankheit. Und 16 Prozent<br />

der Jugendlichen glauben, einen HIV-Infizierten<br />

(Human Immunodeficiency Virus) an<br />

seinem Äußeren zu erkennen. Angesichts<br />

solch erschreckender Tatsachen hatte Ulrike<br />

Stiehl-Wiege, die Fachbereichsleiterin Naturwissenschaften<br />

auch an der NBS Aufklärungsbedarf<br />

gesehen.<br />

Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> und das Kreisgesundheitsamt<br />

unterstützten den Aktionstag<br />

mit Referenten, Filmen und Kondomen.<br />

Dieter Stadtmüller durchlebte – wie viele Aidskranke<br />

– den Horror doppelt. Zum einen waren<br />

da natürlich die körperlichen Folgen, die<br />

er dank 86 Infusionen innerhalb des ersten<br />

Therapiemonats und noch heute vier starken<br />

Medikamenten pro Tag in den Griff bekam.<br />

Aber Kampfsport oder einen Halbmarathon<br />

wie früher kann er vergessen. Außer der Leistungsfähigkeit<br />

brach auch sein soziales Umfeld<br />

zusammen. „Von meiner Familie kam bald<br />

nur noch ein Anruf an Weihnachten – nach<br />

dem Motto: Was, Du lebst ja auch noch!, erzählte<br />

Stadtmüller. Wollte er sich mit Bekannten<br />

verabreden, wimmelten die ihn am<br />

Telefon ab.<br />

Seine Arbeit in einem Restaurant verlor er, weil der Chef<br />

den Gästen keinen Küchenchef mit Aids zumuten wollte.<br />

Der Kampf gegen Vorurteile ist eines <strong>von</strong> Dieter Stadtmüllers<br />

Hauptanliegen: Aids wird weder durch Händeschütteln<br />

oder Küssen noch durch das Trinken aus dem gleichen Glas,<br />

sondern meist durch Blut und Sperma übertragen. Womit<br />

Stadtmüller auch gleich bei der Prävention war. „Ungeschützter<br />

Sex ist die größte Ansteckungsquelle“, warnte er die Rödermärker<br />

Schüler. Und zwar nicht nur der zwischen<br />

Männern – Aids wird ja gerne als „Schwulenseuche“ apostrophiert<br />

-, sondern der zwischen Mann und Frau.<br />

Daher redete er auch nicht um den heißen Brei herum. Wer<br />

mit einem neuen Partner ins Bett steigt, muss sich mit einem<br />

Kondom schützen. Punkt, Schluss und keine Ausnahme.<br />

Dr. Jutta Wiesner vom Kreisgesundheitsamt informierte gestern<br />

über den richtigen Gebrauch <strong>von</strong> Präservativen., die<br />

nicht nur Aids, sondern auch Schwangerschaften verhüten.<br />

Viel Halbwissen und so manche dubiose Vorstellung fielen<br />

ihr auf. Deshalb warnte sie besonders eindringlich vor so genannten<br />

Scherzkondomen mit all ihren Farben, Formen und<br />

Geschmacksrichtungen: „Mehr als Spaß bringt das nicht!“<br />

Da helfe auch kein noch so oft geprüftes Qualitätskondom<br />

als Unterzieher unterm Überzieher.<br />

Erstveröffentlicht: © <strong>Offenbach</strong> Post, 05.06.2008<br />

(Bundespositivenversammlung) findet in Frankfurt statt. Die <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong>n der DDR treten in die D.A.H. ein.<br />

Keith Hearing und Jim Henson sterben an den Folgen <strong>von</strong> Aids.<br />

nes Freizeitprogram­<br />

mes „Kultur im An­<br />

gebot“ mit gemein­<br />

samen Fahrten über<br />

die Landesgrenze in<br />

den Palmengarten<br />

und die Frankfurter<br />

Museen.<br />

1997 Veranstaltungsreihe „Zu­<br />

rückfinden zur eigenen Sprache<br />

­Betroffene und Nichtbetroffene<br />

berichten.“ Erste <strong>von</strong> vier Ausga­<br />

ben <strong>von</strong> IMPULS als Gemein­<br />

schaftsprojekt mit der Selbsthilfe<br />

HIV und <strong>AIDS</strong> Frankfurt mit Le­<br />

bensberichten Betroffener.


Tätigkeitsbericht 2007<br />

Im Durchschnitt fand monatlich eine K<strong>uns</strong>tausstellung,<br />

Lesung oder sonstige allgemeine Veranstaltung statt, insgesamt<br />

also zwölf. 19 mal waren wir unterwegs, um Bildungsveranstaltungen<br />

rund um HIV <strong>uns</strong> Sexualität<br />

abzuhalten, da<strong>von</strong> 5 für Multiplikatoren. Vieles da<strong>von</strong><br />

wurde in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Da sich mehr<br />

als die Hälfte <strong>uns</strong>erer Mitglieder über bloße Zahlungen<br />

hinaus engagiert, konnten wir auch Internetberatung, die<br />

160 Mal angefragt war, anbieten. Die restlichen rund<br />

1400 Anfragen erfolgten brieflich, am Telefon oder im direkten<br />

Gespräch. Insgesamt gab es je Arbeitstag fünf bis<br />

sechs Anfragen <strong>von</strong> Menschen, die nicht zu <strong>uns</strong>eren Klienten<br />

zählen. Im Bereich des betreuten Wohnens, mit 16<br />

Plätzen und der sonstigen Betreuung gab es 1807 Anfragen<br />

oder Arbeitsaufträge, je Arbeitsag also etwas mehr<br />

als 7. Das ging <strong>von</strong> einfachen Anfragen über die Begleitung<br />

zu Ämtern, Beseitigung <strong>von</strong> Obdachlosigkeit, Organisation<br />

<strong>von</strong> Versorgung, Schwierigkeiten bei der<br />

Aufenthaltserlaubnis, medizinische Fragen bis hin zum<br />

seelischen Beistand. In der Beratung, Betreuung und Begleitung<br />

liegt der Frauenanteil etwa bei einem Drittel, im<br />

Betreuten Wohnen fast bei der Hälfte. In diesen Bereichen<br />

beträgt der Anteil <strong>von</strong> Menschen mit Migrationshintergrund<br />

etwa 40%. Etwa ein Drittel ist jünger als 25,<br />

und nur wenige <strong>sind</strong> älter als 65.<br />

Die Betreuung erfordert häufig Hausbesuche im gesamten<br />

Kreisgebiet und Begleitung zu Behörden. Unsere Mitarbeiter<br />

nehmen an den unterschiedlichsten<br />

Arbeitskreisen teil und leisten das ganze Verwaltungsund<br />

Berichtswesen. Nebenher werden das zweimonatliche<br />

Magazin Infact erstellt, die Homepage gepflegt, Fortbildungsveranstaltungen<br />

besucht und das Vereinsleben<br />

mit seinem monatlichen Plenum organisiert. <strong>Zwei</strong>einhalb<br />

Vollzeitstellen und zwei Minijobs, die der Verein hat <strong>sind</strong><br />

dafür im Grunde zu wenig. Die Leistung <strong>uns</strong>erer MitarbeiterInnen<br />

geht weit über das hinaus, was man bei<br />

Dienst nach Vorschrift verlangen könnte.<br />

1991 Bei der Verleihung der Tony Awards trägt Jeremy Irons erstmals das Red Ribbon als Zeichen der<br />

Verbundenheit mit Menschen mit HIV & <strong>AIDS</strong>.<br />

Bild 1: Tarek Al­Wazir, MdL,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 2: Egilde Ulrich, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 3: Uli Matthies, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 4: Mechthild Gunkel,<br />

Pfarrerin für Friedensarbeit<br />

der EKHN <strong>Offenbach</strong><br />

20<br />

1998 Vortrag zur medizini­<br />

schen Fortbildung <strong>von</strong><br />

Prof. Dr. Rockstroh, Unikli­<br />

nik Bonn, Beginn der<br />

Selbsthilfewochenenden<br />

(bis 2000) für Menschen<br />

mit HIV<br />

Bild 1: Silvia Urban,<br />

Dresden, DAH ­ Vorstand<br />

Bild 2: Stephan Roth,<br />

Kelsterbach<br />

Bild 3: Ursula Chmelik,<br />

Heusenstamm


Ausgaben 2007<br />

1.1 Sächliche Verwaltungsausgaben<br />

Titel<br />

Geschäftsbedarf/Büro<br />

Investitionen<br />

Bücher/Zeitschriften<br />

Telefon<br />

Postgebühren<br />

Miete und Nebenkosten<br />

Supervision<br />

Reisekosten<br />

Einzelfallhilfe<br />

Bankgebühren<br />

Beiträge<br />

Veranstaltung/Prävention<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Regiekosten<br />

Diverses<br />

Projekt Beschäftigung<br />

Projekt Burundi<br />

Sachausgaben<br />

Defizit aus Vorjahr<br />

Sachausgaben insgesamt<br />

1.2 . Sachausgaben Personal<br />

Titel<br />

Löhne + Gehälter<br />

Kollektive Geschäftsführung<br />

Honorare<br />

Berufsgenossenschaft<br />

TZ-Reinigung<br />

Fortbildung<br />

Persönlicher Sachaufwand ges.<br />

Summe 1.1<br />

Summe 1.2<br />

Ausgaben insgesamt<br />

IST 2007<br />

1.401,74<br />

3.676,50<br />

408,16<br />

1.630,63<br />

1.399,03<br />

14.104,24<br />

2.376,19<br />

3.982,54<br />

1.868,90<br />

66,50<br />

2.588,83<br />

9.193,23<br />

5.272,26<br />

202,04<br />

374,63<br />

2.971,00<br />

1.840,68<br />

53.357,10<br />

53.357,10<br />

IST 2007<br />

125.988,72<br />

16.240,71<br />

1.262,59<br />

1.039,89<br />

306,72<br />

855,40<br />

145.694,03<br />

53.357,10<br />

145.694,03<br />

199.051,13<br />

Rechenschaftsbericht 2007<br />

Einnahmen 2007<br />

Titel<br />

Zuschuss Land Hessen<br />

Zuschuss Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

Zuschuss Stadt OF für HIV Tests<br />

Zuschuss Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

Zuschuss Stadt Neu-Isenburg<br />

Zuschuss Rodgau/Dreieich<br />

LWV Beiträge Betreutes Wohnen<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Spenden<br />

Ersatz <strong>von</strong> Ausgaben<br />

Einnahmen aus Veranstaltungen<br />

Zuschuss Krankenkassen<br />

Bußgelder<br />

FZ OF, Förd. Qualifikationskurse<br />

Projektförd. Homosex. Selbstthilfe<br />

Eingl. Zuschuss ARGE Hannover<br />

Projektmittel DAH<br />

Projektmittel LV Hessische Aids-<strong>Hilfe</strong>n<br />

Projektmittel Hannöversche Aids-<strong>Hilfe</strong><br />

Einnahmen aus Anzeigen<br />

Überschuss aus Vorjahr<br />

Summe: Einnahmen<br />

Summe Ausgaben 1<br />

Summe: Einnahmen 2<br />

Saldo Überschuß / Defizit<br />

24.800,00<br />

14.113,00<br />

0,00<br />

2.100,00<br />

1.200,00<br />

1.150,00<br />

109.569,98<br />

690,00<br />

19.571,49<br />

2.249,08<br />

30,00<br />

2.424,32<br />

400,00<br />

1.400,00<br />

500,80<br />

855,64<br />

3.717,80<br />

6.000,00<br />

3.000,00<br />

2.415,60<br />

2.090,78<br />

198.278,49<br />

199.051,13<br />

198.278,49<br />

Zu den oben aufgeführte Zahlen möchten wir einige Hinweise geben. Dank der zweckgebundenen Unterstützung durch<br />

den Landesverband der Hessischen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> und einer Kostenbeteiligung der<br />

-772,64<br />

Hannöverschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, war es <strong>uns</strong> möglich die Zeitschrift posT herauszugeben. Dies erklärt die hohen Kosten für die<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Hinsichtlich der Kosten für Veranstaltungen und Prävention erfolgte eine Teilfinanzierung durch<br />

zweckgebundene Mittel der Homosexuellen Selbsthilfe und im Rahmen eines für die DAH, finanziert durch die<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, durchgeführten Modellprojektes zur Prävention auf Autobahnparklätzen<br />

und an weiteren Cruisingorten. Der Kondomhersteller Mapa hat <strong>uns</strong> mit Give - aways unterstützt. Die Reisekosten <strong>sind</strong> zu<br />

einem wesentlichen Teil in der Betreuungsarbeit begründet, die immer wieder Hausbesuche im gesamten Kreisgebiet<br />

erforderlich macht. Zu den Personalkosten ist anzumerken, dass <strong>uns</strong>ere Sozialarbeiter nach BAT IVb mit einer Zulage für<br />

die Geschäftsführung eingestuft <strong>sind</strong>. Es greift hier bei der erfolgenden Umstellung auf TÖD noch die<br />

Besitzstandswahrung.<br />

21


<strong>Zwei</strong> <strong>von</strong> <strong>uns</strong> <strong>sind</strong> <strong>gestorben</strong><br />

Manchmal scheint <strong>uns</strong> alles falsch und traurig,<br />

Wenn wir schwach und müd in Schmerzen liegen,<br />

Jede Regung will zur Trauer werden,<br />

Jede Freude hat gebrochne Flügel,<br />

Und wir lauschen sehnlich in die Weiten<br />

Ob <strong>von</strong> dorther neue Freude käme.<br />

Aber keine Freude kommt, kein Schicksal<br />

Je <strong>von</strong> außen <strong>uns</strong>. Ins eigene Wesen<br />

Müssen wir, vorsichtige Gärtner, lauschen,<br />

Bis <strong>von</strong> dort mit Blumengesichtern<br />

Neue Freuden wachsen, neue Kräfte.<br />

Wir trauern in der Aids - <strong>Hilfe</strong> um<br />

H a n s u n d M o h a m e d


1 9 9 2<br />

U d o<br />

E l H a d i<br />

C l a u d i a<br />

U w e<br />

E d w i n<br />

1 9 9 3<br />

U l r i c h<br />

J o s e f<br />

E d d i<br />

E r w i n<br />

M a r c u s<br />

B e r n d<br />

W a l t e r<br />

L u c y<br />

R o s e<br />

H e i n e r<br />

H o l g e r<br />

1 9 9 4<br />

P e t e r<br />

Wo l f g a n g<br />

K l a u s<br />

G e r h a r d<br />

H e r i b e r t<br />

N o r b e r t<br />

P e t e r<br />

F r i t z<br />

M i c h a e l<br />

K i r s t e n<br />

1 9 9 5<br />

H a n s J ü r g e n<br />

U l r i c h<br />

N o r b e r t<br />

J ü r g e n<br />

M a t t h i a s<br />

We r n e r<br />

H e l m u t<br />

1 9 9 9 2 0 0 0<br />

P e t e r<br />

T h o m a s<br />

L u c i a<br />

J ü r g e n<br />

2 0 0 1 2 0 0 2<br />

A n d r e a s<br />

W a l t h e r<br />

2 0 0 3 2 0 0 4<br />

L i a n a<br />

G i o v a n n a<br />

M a n f r e d<br />

2 0 0 5 2 0 0 6<br />

S a s i p a<br />

S t e p h a n<br />

Die letzten zwanzig Jahre waren fürchterlich. Viele <strong>uns</strong>erer Freunde,<br />

Weggefährtinnen und Mitstreiter haben <strong>uns</strong> mit verletzter Seele,<br />

Ängsten und dünner Haut hier zurückgelassen. Und jeder, Freunde,<br />

Partner, Ärztinnen und Pfleger, Seelsorgerinnen und Helfer haben<br />

ihre ureigenen Verluste erlitten. Die Hoffnung, die Fortschritte in<br />

den Therapien würden Grundlegendes ändern, ist natürlich trügerisch,<br />

denn <strong>gestorben</strong> wird weiterhin. Nicht mehr in dieser Schnelligkeit,<br />

nicht mehr notwendig mit der Frage verbunden: wann kann<br />

ich selbst nicht mehr standhalten? Manche der Toten wurden während<br />

ihrer Krankheit weißhaarig. Das hoffen wir auch für <strong>uns</strong> oder<br />

<strong>sind</strong> es gar schon. Und wir merken auf einmal, dass die Behauptung,<br />

der oder die Liebste habe ein erfülltes Leben gehabt, ein<br />

schwacher Trost ist. Verlust bleibt Verlust. Das leere Bett, das Verschwinden<br />

lange bewährter Rituale im Umgang, die Schlaflosigkeit,<br />

plötzliche Tränen an banalen Alltagsorten erinnern immer wieder<br />

daran.<br />

Was hilft? Sicher die Erfahrung, dass Trauer ihre Zeit braucht. Das<br />

wissen wir vom Liebeskummer, das wissen wir <strong>von</strong> den vielfältigen<br />

kleinen Trennungen und Abschieden.<br />

Wie geht man mit der Hinterlassenschaft um, mit Kleidung, Büchern,<br />

Briefen, den Kindheitsfotos, Träumen? Radikale Trennung,<br />

museale Aufbewahrung, Selbstgespräche, Zwiesprache mit dem,<br />

den wir im inneren bewahren? Flucht oder Aussetzen? Oder alles<br />

gleichzeitig, in der Hoffnung, wir mögen die Erinnerung mit allen<br />

Widersprüchlichkeiten in <strong>uns</strong>eren Alltag integrieren? So dass wir in<br />

wohlwollender Erinnerung in Sabines Lieblingssessel sitzen, Jörgs<br />

selbst geschneiderten Anzug tragen Dietmars CDs hören und Michaels<br />

Bilder sehen können. Dann ohne Trauerflor, vielleicht mit<br />

Wehmut aber auch wieder mit leichtem Spott, der die lebende Beziehung<br />

geprägt hat.<br />

Die letzten zwanzig Jahre waren wunderbar. Wir haben nicht nur<br />

gelitten. Wir haben gekämpft, geliebt und gelebt und <strong>sind</strong> Menschen<br />

begegnet, die <strong>uns</strong>er Leben bereichern. Wir haben <strong>uns</strong> Orte<br />

geschaffen, in denen die Würde Drogen gebrauchender Menschen<br />

gewahrt wird, in denen infiziertes Leben selbstverständlich möglich<br />

ist, in denen schwulen Männern mit Respekt begegnet wird. Der<br />

Schandparagraph 175 wurde durch die schwule Partnerschaft ersetzt.<br />

Unsere Aids - <strong>Hilfe</strong> hat mit <strong>uns</strong> für gesellschaftliche Änderungen<br />

gestritten und gibt <strong>uns</strong> einen verlässlichen Ort, an dem wir der<br />

Unterstützung sicher <strong>sind</strong>. Das Medizinsystem in Frankfurt hat<br />

Maßstäbe gesetzt. Das geht vom schwulen Allgemeinmediziner<br />

über die lesbische Zahnärztin, die Schwerpunktpraxen, der 68 bis<br />

zum Bürgerhospital. Das begleitende Umfeld der Pflegerinnen und<br />

Pfleger, der Ärztinnen und Ärzte, all der ehrenamtlich engagierten<br />

Frauen und Männer bis hin zu <strong>uns</strong>eren Seelsorgerinnen, hat <strong>uns</strong><br />

mit Menschen zusammengebracht, für deren Unterstützung und<br />

Zuneigung wir alle nur danken können. Sie haben entscheidenden<br />

Anteil daran, dass wir unter den lähmenden Bildern und den ganz<br />

konkreten Folgen <strong>von</strong> Aids <strong>uns</strong>ere Lebensgeister und <strong>uns</strong>ere Lebensfreude<br />

nicht verloren haben. Und auch bei ihnen führt, wie bei<br />

<strong>uns</strong>, der Weg manchmal in eine andere Richtung, so dass der Alltag<br />

nicht mehr <strong>von</strong> Aids beherrscht wird. Und dann ist man traurig,<br />

aber vielleicht hilft auch hier das Wissen weiter, dass sie ihren Platz<br />

in <strong>uns</strong>eren und wir <strong>uns</strong>eren Platz in ihren Herzen behalten.


Wie schön, ein Jubiläum<br />

Zu 20 Jahren <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

e.V. <strong>von</strong> mir die besten,<br />

solidarischsten und<br />

herzlichsten Glückwünsche!<br />

Als bei meinem früheren Arbeitgeber,<br />

der Hannöverschen<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V., im Jahr 2000<br />

die Idee zum lokalen Aidshilfemagazin<br />

posT geboren wurde,<br />

ahnte wohl niemand, dass daraus<br />

im Laufe der Zeit ein so informatives,<br />

abwechslungsreiches und breites<br />

bundesweites Format wie<br />

die jetzige Infact der <strong>Offenbach</strong>er<br />

Redaktion entstehen würde.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>von</strong> Hannover<br />

aus mit den <strong>Offenbach</strong>ern<br />

während der<br />

Kooperationsphase der posT<br />

war mir immer eine Bereicherung,<br />

und ein großes Vergnügen<br />

obendrein.<br />

Bemerkenswert daran fand ich<br />

die Wechselwirkungen, die<br />

sich aus der Interaktion zweier<br />

Aidshilfen aus unterschiedlichen<br />

Landesverbänden ergaben.<br />

Die eine die "größte" in<br />

Niedersachsen, die andere, eine<br />

"kleine" in Hessen; die eine<br />

an der Leine, die andere am<br />

Main. In den unterschiedlichen<br />

Artikeln, Interviews und<br />

Beiträgen aus Niedersachsen<br />

und Hessen spiegelte sich die<br />

ganze Vielfalt der Aidshilfearbeit,<br />

mosaikartig setzte sich<br />

ein Gesamtbild zusammen.<br />

Hinzu kommen die Erinnerungen<br />

an kommunikative, spannende<br />

und innovative<br />

Präventions- veranstaltungen<br />

mit Bernd Aretz als Autor, Leser<br />

und Diskussionspartner in<br />

Hannover. Für diese gute Zusammenarbeit<br />

bedanke ich<br />

mich recht herzlich!<br />

Und als neuer Kollege bei der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Nürnberg-Erlangen-Fürth<br />

e.V. freue ich mich<br />

wieder auf spannende Möglichkeiten<br />

der Diskussion und<br />

Kooperation. Dem ganzen<br />

Team der <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> wünsche ich weiterhin<br />

viel Kraft, Mut und Spaß an<br />

der Sache!<br />

Michael Steinbrecher<br />

Hannover – Nürnberg<br />

1991 ACT UP­Aktivisten protestieren mit einer Stör­Aktion im Dom zu Fulda lautstark gegen die<br />

Positionen der katholischen Kirche zu Aids. Freddy Mercury (Queen) stirbt am 24. November.<br />

Bild 1: Peter & Jürgen Alt, Birstein<br />

Bild 2: Luis Escobar de Pinzón, Berlin<br />

Bild 3: Christian und Cornelia Luetkens,<br />

Wiesbaden<br />

Bild 4: Karin Gasch, das wollfädchen,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

24


90 Minuten am Mittwoch Morgen außerhalb der Bürozeit<br />

Günther hat seinen Urlaub um einen<br />

Tag verschoben, weil es weder Montag<br />

noch Dienstag möglich war, eine<br />

Übergabe für die nächsten zwei Wochen<br />

zu machen. Dringliche plötzliche<br />

Außentermine bei einem<br />

ohnehin dicht gedrängten Terminkalender<br />

warfen die Planung durcheinander.<br />

Das Telefon klingelt. Michael<br />

muss kurz mit einer Krankenhausärztin<br />

wegen einer Klientin sprechen,<br />

die eine Ausgangserlaubnis für eine<br />

Klärung der Unterbringung nach der<br />

Entlassung braucht. Kalle und<br />

Bernd nutzen die Zeit, einen Werkvertrag<br />

mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

für die Erstellung der nächsten Infact<br />

zu überprüfen. Günther geht seine<br />

Betreuungsakten durch. Klient<br />

eins ist psychisch relativ stabil. Aber<br />

ein Abfluss in seiner Wohnung ist<br />

so verstopft, dass eine Fachfirma ran<br />

muss. Die Kostenfragen <strong>sind</strong> mit<br />

dem Sozialamt zu klären. Es steht eine<br />

darlehnsweise Vorfinanzierung<br />

im Raum. Die Übernahme der Heizkosten<br />

konnte mit dem Sozialamt geklärt<br />

werden, was dem Klienten<br />

noch mitgeteilt werden muss. Klient<br />

zwei: Die Aufnahme ins Betreute<br />

Wohnen ist beantragt. Mögliche behördliche<br />

Nachfragen werden besprochen.<br />

Der Rentenantrag ist gestellt,<br />

die Schwerbehinderung inzwischen<br />

anerkannt. Kurze Unterbrechung, jemand<br />

holt sein HIV Testergebnis ab,<br />

glücklicherweise negativ, sonst wäre<br />

jetzt statt weiterer Besprechung Krisenintervention<br />

geboten gewesen. Klientin<br />

drei braucht für gelegentliche<br />

Marktstände einen Aufsteller und<br />

ein Plakat. Die Bitte kann an eine eh-<br />

1998 Jubiläum im Bü­<br />

singpalais mit OB<br />

Grandtke und einem<br />

Theaterstück der Grup­<br />

pe Hebebühne.<br />

Veranstaltungsreihe<br />

„Diagnose und Thera­<br />

pie <strong>von</strong> HIV in verschie­<br />

denen deutschen<br />

renamtlich Engagierte weitergegeben<br />

werden. Wegen rechtlicher<br />

Probleme wurde ein Termin beim<br />

Anwalt vereinbart. Dazu braucht sie<br />

ebenso wie für einen Arzttermin im<br />

Rahmen einer Therapieumstellung<br />

Begleitung. Da muss abgestimmt<br />

werden, welche Medikamente mit<br />

den verordneten Psychopharmaka<br />

kompatibel <strong>sind</strong>. Telefon: die <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> Frankfurt bittet, Ihre Stimmrechte<br />

auf der Mitgliederversammlung<br />

der DAH nächstes<br />

Wochenende wahrzunehmen und<br />

gibt Anweisungen zum Stimmverhalten<br />

bezüglich einiger Anträge. Klient<br />

vier hat einen vereinbarten<br />

Hausbesuch abgesagt. Er verbaselt<br />

seine Arzttermine. Hier scheint psychisch<br />

etwas zu entgleiten. Klient<br />

fünf: Gelegentlich auftauchende Probleme<br />

beim Take Home im Rahmen<br />

der Substitution und Schwierigkeiten<br />

bei der Therapiedisziplin werden<br />

besprochen, der Antrag an die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>AIDS</strong>-Stiftung wegen der Kosten<br />

einer Besuchsfahrt zur<br />

Heimatfamilie ist Thema. Klient<br />

sechs: eine Auseinandersetzung wegen<br />

Telefonkosten eskaliert gerade.<br />

Die Eltern haben Schwierigkeiten<br />

mit der GEZ. Telefonanruf: Kontaktdaten<br />

einer Klientin, die stationär<br />

aufgenommen wurde, werden<br />

durchgegeben. Die Bitte der Klientin,<br />

sie mit ihrem schwer verletzten<br />

Arm nicht tagelang bezüglich des<br />

Operationstermins im Unklaren zu<br />

lassen, wird nachgegangen. Ein Operationstermin<br />

kann 30 Minuten später<br />

mit dem Oberarzt gefunden und<br />

an die Klientin weitergegeben wer-<br />

Behandlungszentren“.<br />

Lesung Hans Scherer:<br />

Remeurs Sünden.<br />

25<br />

1992 Wegen des Einreiseverbotes für Positive in die USA wird die interantionale Aidskonferenz<br />

<strong>von</strong> San Franzisco nach Amsterdam verlegt.<br />

Bild 1: Manuela Achats,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 2: Wolfgang Fey,<br />

Redaktion ADAM, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

Bild 3: Katja Mittermüller,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 4: Michael Bochow, Berlin


den. Klient sieben: Rechtliche Probleme,<br />

in der laufenden Insolvenz erneute<br />

Telefonschulden, um die sich ein<br />

Anwalt kümmern muss. Telefon: Anruf<br />

eines Engagierten, der eine Information<br />

zu einer Betreuten durchgibt.<br />

Klientin acht: Kosten für zwei Sitzungen<br />

einer laufenden Schmerztherapie<br />

wurden darlehensweise vorgelegt. Dazu<br />

muss noch eine schriftliche Vereinbarung<br />

getroffen werden und ein<br />

Antrag bei einer Frankfurter Stiftung<br />

gestellt werden. Wegen der Kosten<br />

für eine VHS-Rückenschule muss<br />

noch ein Antrag bei der Krankenkasse<br />

gestellt werden. Es gibt Probleme<br />

mit einer Telefonrechnung, in die ein<br />

Nachbar der Klientin verwickelt wurde.<br />

Hier müssen die vereinbarten Ratenzahlungen<br />

überwacht werden. Im<br />

Übrigen gibt es augenblicklich einen<br />

großen Bedarf an Händchenhalten.<br />

Das kann Kalle teilweise übernehmen.<br />

Klient neun: taucht immer wieder<br />

mit Katastrophen auf und dann<br />

wieder ab. Braucht gelegentlich <strong>Hilfe</strong><br />

bei Bewerbungen. Lebenslauf etc<br />

<strong>sind</strong> in der Akte vorhanden. Klient<br />

zehn: braucht eine Zuzugsgenehmigung<br />

nach <strong>Offenbach</strong>, da er als Afrikaner<br />

wegen ständiger Anfeindungen<br />

nicht mehr in Sachsen leben will. Für<br />

den Umzug und die Kaution läuft ein<br />

Antrag bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung.<br />

Probleme bei der Jobsuche. Es<br />

wird noch kurz das erfolgreiche Treffen<br />

der neuen ehrenamtlichen Buddygruppe<br />

besprochen. Hier gibt es<br />

einen steigenden Bedarf. Die Aufhängung<br />

des Banners „Ich weiss wo ich<br />

herkomm´, ich weiss was ich tu“ in<br />

Dietzenbach muss vereinbart werden.<br />

Der Rest der Urlaubsvertretung<br />

bleibt hoffentlich Routine. Michael<br />

führt noch ein paar Telefonate, Kalle<br />

arbeitet weiter am Layout der Festschrift,<br />

die Sie jetzt in Händen halten,<br />

Günther arbeitet noch einige Akten<br />

ab. Eventuelle Termine beim Landesverband<br />

der Hessischen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />

und die Vertretung auf der Mitgliederversammlung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Aids-<br />

<strong>Hilfe</strong> wird Bernd wahrnehmen. Insgesamt<br />

also die ganz übliche Palette der<br />

täglich im Büro anfallenden Arbeiten.<br />

Klein, aber fein und<br />

sichtbar<br />

1992 Mit Unterstützung der Deuschen Aidsstiftung installiert Tom Fecht "Denkraum ­ Namen und<br />

Steine" im Rahmen der Dokumenta IX in Kassel.<br />

Bild 1: Michael Beseler,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 2: Peter Boeck, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

Bild 3: Dieter Hau, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

Bild 4: Astrid Ost, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

26<br />

Wer sich, wie die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

als kleiner Verein in einem Feld<br />

bewegt, das gerne ausgeblendet wird,<br />

muss sich einiges einfallen lassen. Ein<br />

Glück, dass wir bei <strong>uns</strong>eren Hauptund<br />

Ehrenamtlichen eine gute Mischung<br />

aus Fachkunde, Kreativität<br />

und Bereitschaft zum Engagement<br />

haben. Stichworte vor Ort dazu <strong>sind</strong>:<br />

K<strong>uns</strong>tausstellungen, Schulprävention,<br />

Präsenz in der Internetberatung, aufsuchende<br />

Arbeit vor Ort in den Crusinggebieten,<br />

Prävention <strong>von</strong><br />

Migrantinnen und Migranten für ihre<br />

Communities, Infostände beim<br />

Selbsthilfetag, den Kreisgesundheitstagen,<br />

zum Weltaidstag und beim<br />

Mainuferfest.<br />

Dazu gehört <strong>uns</strong>ere Zeitschrift Infact<br />

(früher posT) das einzige bundesweit<br />

erscheinende Aidshilfemagazin, das<br />

freundlicherweise <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>AIDS</strong> -<strong>Hilfe</strong> und der BZgA gefördert<br />

wird. Auftritte im Radio (Radio Fortuna,<br />

Heusenstamm, Radio X, Frankfurt),<br />

Fernsehen (ZDF-Infokanal)<br />

und Presseberichte (Frankfurter<br />

Rundschau, <strong>Offenbach</strong> Post, ADAM,<br />

GAB, Dhiva, Gigi). Teilnahme an der<br />

Nacht der Museen Frankfurt /<strong>Offenbach</strong>,<br />

Teilnahme an Ausstellungser-<br />

1999 Beginn des K<strong>uns</strong>tprojektes mit<br />

dem Schülerrat <strong>Offenbach</strong> an allen<br />

weiterführenden Schulen „Das ganze<br />

Leben ist ein K<strong>uns</strong>twerk“.<br />

Plakataktion in Stadt, Kreis und mit<br />

Unterstützung der OVB in den<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln, mehrere<br />

Ausstellungen.


öffnung und Finissage der Ausstellung<br />

Macht Leder Lust im<br />

DLM. Teilnahme am "mach’s -<br />

mit" Parcours der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung.<br />

Mit Netzstrümpfen<br />

versehen <strong>sind</strong> die Beine einer <strong>uns</strong>erer<br />

Mitarbeiterinnen auf einem<br />

<strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n Aids -<br />

<strong>Hilfe</strong> hergestellten Plakates des<br />

Frauennetzwerkes zu bewundern.<br />

Überregional <strong>sind</strong> wir eingebunden<br />

in die Kampagne<br />

IWWIT der <strong>Deutsche</strong>n Aids<br />

-<strong>Hilfe</strong> mit der konzeptionellen<br />

Mitgestaltung <strong>von</strong> Seminaren<br />

für Freie Radios, in den Diskurs<br />

zur Prävention bei Migranten,<br />

Beim Deutsch -<br />

Österreichischen Aids Kongress<br />

waren wir mit einem Vortrag<br />

zu Armut und ebenso wie<br />

bei der Ethikkonferenz an der<br />

Goethe - Universität in Frankfurt<br />

an juristischen Diskussionen<br />

auf dem Podium beteiligt.<br />

Die Erfahrungen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Offenbach</strong> flossen ein in die<br />

Festschrift zum 25jährigen Jubiläum<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

und in manche ihrer<br />

Publikationen. Einladungen zu<br />

Diskussionsveranstaltungen<br />

mit regionaler oder bundesweiter<br />

Bedeutung <strong>sind</strong> keine Seltenheit.<br />

Beim bundesweiten<br />

Positiventreffen im Waldschlösschen<br />

bei Göttingen <strong>sind</strong> wir immer<br />

wieder mal als Referenten<br />

tätig wie auch bei der ersten<br />

schweizerischen Positivenkonferenz.<br />

Hessenweit <strong>sind</strong> wir in vielfältigen<br />

Arbeitskreisen zur<br />

Qualitätssicherung und Fortentwicklung<br />

der Arbeit vertreten.<br />

1993 Weltaidskonferenz in Berlin: Forscher zeigen sich sehr pessimistisch. Der Balletttänzer<br />

Nureyev stirbt an den Folgen <strong>von</strong> Aids.<br />

Start der <strong>von</strong> Markus Thum<br />

erarbeiteten und <strong>von</strong><br />

Thomas Samsel<br />

weiterbetreuten Homepage<br />

www.offenbach.aidshilfe.de<br />

27<br />

Unser 1. Vorsitzender vertritt<br />

<strong>uns</strong> im Aktionsbündnis gegen<br />

Aids und hat eine telefonische<br />

Aidsseelsorge mit aufgebaut.<br />

Auch <strong>uns</strong>ere Ehrenamtlichen<br />

bringen ihre Erfahrungen auf<br />

Tagungen zur Fortbildung und<br />

zum Austausch immer wieder<br />

ein. Wir alle greifen dabei auf<br />

<strong>uns</strong>ere Erfahrungen aus <strong>uns</strong>eren<br />

Leben, aus dem Beratungsalltag<br />

und den verschiedenen<br />

Gruppen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> zurück.<br />

Vereinsintern bieten das<br />

monatliche für jeden offene<br />

Plenum und das einmal jährlich<br />

stattfindende Gartenseminar<br />

den Rahmen für das Konzipieren<br />

<strong>von</strong> Projekten und der Weiterentwicklung<br />

der Arbeit.<br />

Gestützt wird das durch Supervision<br />

für die in der Beratung<br />

Tätigen.<br />

Zitat aus einem <strong>Offenbach</strong>er<br />

Beitrag für<br />

einen Kongress<br />

Gesund ist, wer noch nicht hinreichend<br />

auf Regelwidrigkeiten<br />

untersucht wurde, soweit der<br />

klassische Medizinbegriff, gesund<br />

ist, wer kreativ mit sich<br />

und seiner Umwelt umgeht. Soweit<br />

die neueren Überlegungen.<br />

Ist ein unglücklicher Mensch ohne<br />

medizinische Befunde gesünder<br />

als ein glücklicher mit einer<br />

langen Liste Diagnosen? Ist ein<br />

arbeitender Rollstuhlfahrer gesund<br />

oder krank? Hängt das<br />

Ganze <strong>von</strong> der Verwertbarkeit<br />

im Arbeitsleben oder im sexuellen<br />

Alltag ab? Ist die Krankheit,<br />

mit der wir <strong>uns</strong> heute hier be-<br />

Bild 1: Christoph & Markus Schuke,<br />

Bundeshauptdorf Berlin<br />

Bild 2: Volker Behrens, Buchladen am<br />

Markt <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Gabi Petras, Optik Guck <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 3: Martin Dannecker, Berlin<br />

Bild 4: Anita Johannes und Herr<br />

Johannes, <strong>Offenbach</strong>


1994 In den USA erscheint eine Werbeanzeige <strong>von</strong> Benneton, in der der US­Präsident Ronald<br />

Reagan mit Kaposi­Läsionen dargestellt wird. Derek Jarman stirbt.<br />

Bild 1: Cordula Ernst, Grafikerin,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 2: Michael Lämmert,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 3: Dorette Nesbigall<br />

28<br />

schäftigen vielleicht nur ein geraffter<br />

Alterungsprozess, real oder aber in<br />

der Phantasie? Ist ein HIV-infizierter<br />

Mensch, der nicht getestet ist, gesünder<br />

als ein positiv getesteter? Oder ist<br />

es umgekehrt, da ja der Mensch, der<br />

um seine Infektion weiß, gesundheitliche<br />

Risiken besser vermeiden kann<br />

und – wenigstens in <strong>uns</strong>eren Breiten -<br />

Zugang zu Gesundheit erhaltenden<br />

Therapien hat.<br />

Linkempfehlungen<br />

Zahlen Fakten und Einschätzungen<br />

zum Gesundheitswesen in der BRD finden<br />

sich auf www.rki.de. Eine interaktive<br />

Seite beschäftigt sich mit Fragen des<br />

Gesundheitssystems und der Migration<br />

mighealth.net/de, Zu Fragen der Suchterkrankungen<br />

empfehlen wir die Seite<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Hauptstelle für Suchtfragen<br />

dhs.de, Eltern drogengebrauchender<br />

Kinder empfehlen wir<br />

www.test.akzeptierende-eltern.de. Ein<br />

Blick lohnt auch in die Seite der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

bzga.de. Die <strong>Deutsche</strong> Aidshilfe findet<br />

sich unter aidshilfe.de, Beratung erhalten<br />

Sie unter aidshilfe-beratung.de., ein<br />

interaktives Portal für Männer, die Sex<br />

mit Männern haben ist iwwit.de. Medizinische<br />

Fragen einschließlich des aktuellen<br />

Standardwerkes <strong>von</strong> Hoffmann,<br />

Rockstroh und Kamps zum Download<br />

<strong>sind</strong> unter hiv.net zu finden. In der<br />

Frankfurter Uniklinik betreut Horst<br />

Herkommer die Seite praxis- psychosoziale-beratung.de,<br />

zu medizinischen Fragen<br />

kommen Sie weiter unter<br />

deutschland.hiv-facts.net. Der <strong>uns</strong>erer<br />

Meinung nach spannendste Blog<br />

zu Leben mit HIV und schwulem<br />

Leben mit vielen weiterführenden<br />

links ist ondamaris.de. Die hessischen<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong>n finden Sie über<br />

aids-hilfe-hessen.de. Dort gibt es<br />

auch Hinweise auf Test- und Behandlungsmöglichkeiten<br />

in Hessen.<br />

Unsere Seite, die unter<br />

Aktuelles/Journal auch <strong>uns</strong>ere<br />

Zeitschrift Infact zum Download<br />

enthält ist offenbach.aidshilfe.de.<br />

Am Redaktionstisch<br />

Dienstag Abend. Die am Geschick<br />

des Vereins näher Interessierten<br />

trudeln ein. Ein paar Unterschriften<br />

müssen geleistet, Probleme aus<br />

dem Alltag des Vereins besprochen<br />

werden. Unsere Lohnsklaven beklagen<br />

die Zähigkeit der Verhandlungen<br />

mit den Geldgebern des<br />

betreuten Wohnens. Es ist Irrsinn,<br />

eine niedrigschwellige Beratungseinrichtung<br />

unterhalten zu sollen und<br />

wollen, und andrerseits die Hürden<br />

zum Zugang durch einen Wust <strong>von</strong><br />

Papier, Rechenschaftspflichten hier,<br />

da und dort ständig zu erhöhen.<br />

Statt der Kontroll- und Begründungssucht<br />

bezüglich der Sinnhaftigkeit<br />

jeder Arbeitsminute sollten<br />

doch einfach die legitimen Aufsichtsinteressen<br />

über die Verwendung<br />

der Gelder schlicht dadurch<br />

wahrgenommen werden, dass die<br />

Damen und Herren einfach mal<br />

einen halben Tag Arbeitsalltag bei<br />

<strong>uns</strong> mitbekommen. Diese Mischung<br />

aus beratender Tätigkeit<br />

<strong>von</strong> Schuldenkrisen über Behandlungsschwierigkeiten<br />

oder Störun-<br />

2000 Beginn des Beschäftigungs­<br />

projektes für Menschen mit HIV.<br />

Gegen Aufwandsentschädigung<br />

werden Arbeit in der Prävention<br />

geleistet oder Gruppenangebote<br />

organisiert und betreut. Fortbil­<br />

dungstag für alle Vereinsmitglie­<br />

der zu Aids in Afrika, betreute


gen des Sexuallebens, der Sicherstellung<br />

<strong>von</strong> Versorgung – auch durch sozialen<br />

Beistand - gepaart mit Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Finanzierungskämpfen, Veranstaltungen<br />

Fortbildung und Supervision<br />

geht schon ohne den kontrollierenden<br />

Papierkrieg an die Grenzen. Und da stehen<br />

Vorstand und die Redaktion der<br />

posT auch gerne mal als Klagemauer<br />

zur Verfügung.<br />

Gespräch über die Ausstellung „Hautkontakt“<br />

und „Körperwegaktion“ <strong>von</strong><br />

Andreas Hoffmann im deutschen Ledermuseum<br />

Offenach (www.hoffmannk<strong>uns</strong>t.de,<br />

www.ledermuseum.de).<br />

Nichts für Menschen, die bei jeder neuen<br />

Falte gleich eine Nervenkrise überfällt.<br />

Andreas Hoffmann lässt durch<br />

eine Videokamera, die langsam vom<br />

Fuß zum Kopf hochfährt und wieder<br />

zurück den sich auf einer Scheibe drehenden<br />

nackten Körper abscannen.<br />

Das Bild wir gleichzeitig auf die Leinwand<br />

des Rundes projeziert, die die Aufnahmetechnik<br />

umschließt.<br />

Anschließend gibt es vom Ganzen eine<br />

DVD und eine bearbeitete Fotografie einer<br />

Hautpartie des Künstlers. Nichts<br />

für schwache Nerven sondern für Menschen<br />

die sich sich selbst aussetzen wollen.<br />

Unbedingt empfehlenswert, wie<br />

auch die Ausstellung der Arbeiten und<br />

Fotos <strong>von</strong> Monika Golla, die auf eine<br />

unglaublich erotische Weise nackte Schuhe<br />

fotografiert und Schabernack mit<br />

den Pumps <strong>von</strong> Barbie treibt. „Die<br />

Wandlung der Unschuld.“ (www.monikagolla.de).<br />

In diesem Zusammenhang Gespräch<br />

über das Alter. Ich lobe meine<br />

physiotherapeutische Domina und jammere<br />

ein bisschen über die Macken in<br />

Rücken Knie und Armen. Verständnis-<br />

volle Anmerkung aus der Frauenecke,<br />

dass das im Alltag doch sehr behindert.<br />

Mitgefühl. Ich widerspreche. Im Alltag<br />

kann man sich ja ganz gut behelfen<br />

aber beim Sex!!!!!! Ralf König hat das<br />

sehr treffend in seinem neuen Comic<br />

»Trojanische Hengste« gezeigt. Einwurf,<br />

ob denn nicht das Alter weise<br />

und genügsam mache? Heftiger Protest<br />

sowohl <strong>von</strong> Frauen als <strong>von</strong> Männern.<br />

Aber es stimmt schon. Altern heißt<br />

auch, zu lernen, kreativer mit den noch<br />

nutzbaren Resten umzugehen.<br />

Auf dem Tisch liegen ein paar Eintrittskarten<br />

vom Frankfurter Varietétheater<br />

Tigerpalast. Johnny Klinke, Margareta<br />

Dilliger und ihre Truppe machen damit<br />

ehrenamtlich in Aids-<strong>Hilfe</strong>n Engagierten<br />

der Region ein Geschenk. Atemberaubende<br />

Artistik, Chansons und<br />

Magie werden <strong>uns</strong> verzaubern. (www.tigerpalast.de)<br />

Danke für einen außergewöhnlichen<br />

Abend. - Gespräche über<br />

die posT. Die nächsten sechs Ausgaben<br />

<strong>sind</strong> dank des Landesverbandes der<br />

Hessischen Aids-<strong>Hilfe</strong>n, der Hannöverschen<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong> der ARGE Jobcenter<br />

Hannover und <strong>uns</strong>erer Inserierenden<br />

gesichert. Wir überlegen, wie wir nach<br />

und nach alle beteiligten Vereine vorkommen<br />

lassen können, das Lighthouse<br />

in Hannover, das GesundheitsdolmetscherInnenprojekt<br />

in Kassel, Safeway<br />

für die DrogengebraucherInnen<br />

in Marburg, und und und. Wir freuen<br />

<strong>uns</strong> in <strong>Offenbach</strong>, zukünftig Kalle näher<br />

bei <strong>uns</strong> zu haben.<br />

Und erneut ein Herzensanliegen der<br />

Redaktion: Sexuell Umtriebige jedweden<br />

Geschlechtes sollten ihren Impfschutz<br />

gegen Hepatitis A und B<br />

überprüfen.<br />

Erstveröffentlichung: posT Juni 2007<br />

1994 Tom Hanks erhält einen Oscar für seine Rolle eines schwulen, HIV positiven<br />

Rechtsanwalts, der im Film 'Philadelphia' um seine Rechte kämpft.<br />

Arbeit und Geschichte des<br />

Selbstverständnisses <strong>von</strong><br />

Aids­<strong>Hilfe</strong> im Garten am Lohr­<br />

berg. Robert und Freddy star­<br />

ten das Positivencafe, das<br />

sich bis heute großer Beliebt­<br />

heit erfreut.<br />

29<br />

Bild 1: Christian Bergmann,<br />

Berlin<br />

Bild 2: Kalle Ohnemus,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 3: Bernd Aretz, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main


<strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />

Alles hatte begonnen mit einer simplen Anfrage zur<br />

Raumvermietung: die Aids <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> suchte eine<br />

Location für ihre Benefiz-Veranstaltung mit Lesung<br />

und Gesang. Der Abend in der Cafeteria des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Ledermuseums entpuppte sich als unterhaltsame<br />

Mischung aus „Frivol-Wissenschaft“ in Sachen<br />

Sexualität und Hundehaltung im Wechsel mit<br />

eingängig-klug umgedichteten Schlagern zu Apfeldiät<br />

und Paarproblemen, vorgetragen <strong>von</strong> einem bärtigen<br />

Museumskollegen im Fummel. Das Publikum hatte<br />

sich – ob aus Gewohnheit oder als Tribut an den Ort<br />

– zum Teil zünftig in schwarzes Leder gekleidet, ein<br />

sich in seiner Rolle sichtlich wohlfühlender Sklave<br />

bot seine Dienste als Schuhputzer an. Die Frage, ob<br />

diese „Fremdveranstaltung“ in <strong>uns</strong>er Haus passte,<br />

war schnell positiv beantwortet.<br />

Seit vier Jahren kooperieren DLM und AH <strong>Offenbach</strong><br />

nun zum gegenseitigen Nutzen und für alle Beteiligten<br />

mit viel Freude. Die AH hat im Museum eine<br />

Plattform gefunden, die ihre Informationen in einem<br />

Klima der Offenheit und Akzeptanz sowie – ich wage<br />

das zu sagen – Seriosität zu verbreiten hilft. Die<br />

Mitarbeiter der AH <strong>sind</strong> gern gesehene Gäste bei Veranstaltungen<br />

des DLM, manch eine(r) hat sich für<br />

den ehrenamtlichen Thekendienst zu den Fetischnächten<br />

des Hauses mit Lederkorsage und Harness ausgestattet.<br />

Bei der Eröffnung der Ausstellung MACHT<br />

LEDER LUST (in der auch Plakate und Broschüren<br />

der AH gezeigt werden), trafen dann ganz selbstver-<br />

ständlich der gepiercte Gay Leatherman auf den gutbürgerlichen<br />

Anzugträger vom Förderkreis des<br />

Museums. Berührungsängste gab es nicht, aber viel<br />

Begeisterung!<br />

Ich wünsche der Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. weiterhin<br />

eine erfolgreiche Arbeit und viele offene Ohren für<br />

die Aufklärung, die sie leistet.<br />

Dr. Rosita Nenno, stellvertretende Direktorin DLM<br />

Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Deutsche</strong>s Schuhmuseum<br />

Frankfurter Straße 86, 63067 <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Öffnungszeiten: täglich 10 - 17 Uhr, samstags bis 22<br />

Uhr<br />

Homepage: www.ledermuseum.de,<br />

E-mail: info@ledermuseum.de<br />

1995 In einem Interview teilt der Olympiasieger Gregg Louganis mit, dass er mit HIV<br />

infiziert ist. Louganis’ Geschichte wurde verfilmt.<br />

2001 Stand auf dem Hessen­<br />

tag in Dietzenbach, Ausstel­<br />

lung mit dem Schülerrat.<br />

Angebot des HIV­Antikörper­<br />

testes.<br />

Start des monatlichen Positi­<br />

vencafes.<br />

Fortbildungswochenende auf<br />

dem Lohrberg zur Fortentwick­<br />

lung der Angebote der Aids­Hil­<br />

fe.<br />

30<br />

Die Aids­<strong>Hilfe</strong> erhält <strong>von</strong> Mar­<br />

kus Thum ein neues Logo


"Lebens-K<strong>uns</strong>t" durch Spender-G<strong>uns</strong>t<br />

Zum Profil der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

gehört es, die Kreativität <strong>von</strong><br />

Menschen, die an Aids leiden oder<br />

durch Infektionen bedroht <strong>sind</strong><br />

durch <strong>uns</strong>er langfristiges Projekt „Lebens-K<strong>uns</strong>t“<br />

zu fördern. Denn gerade<br />

auch der Lebensgestaltung und<br />

der gelebten Sexualität derer, für die<br />

<strong>uns</strong>ere Einrichtung da ist, aber auch allen,<br />

die sich mit Kenntnissen und<br />

Phantasie bei <strong>uns</strong> engagieren, tut die<br />

Pflege der eigenen Kreativität in vielfacher<br />

Hinsicht gut. Die Arbeit in der<br />

Gruppe – auch an gemeinsamen Projekten<br />

– gibt immer wieder einen Rahmen<br />

sich mit ganz unterschiedlichen<br />

Menschen auseinander zu setzen. Sie<br />

verbindet der W<strong>uns</strong>ch, Belastungen<br />

nicht einfach in sich hineinzufressen<br />

sondern über künstlerische Gestaltung<br />

Ausdrucksformen zu finden, wo<br />

Sprache zunächst zu versagen<br />

scheint. Das geschieht über Mal- und<br />

Zeichnengruppen, Bildhauer-Workshops,<br />

die Förderung <strong>von</strong> Kochkünsten,<br />

die Gestaltung <strong>von</strong> Plakaten – ja<br />

im Grunde über die Förderung jedweder<br />

neu oder wieder entdeckten Lust<br />

am Gestalten. Daraus ergeben sich immer<br />

wieder Ausstellungen, die sich zunehmend<br />

auch in den Dienst der<br />

Prävention stellen. Zunächst waren es<br />

einzelne Ausstellungen in den <strong>Offenbach</strong>er<br />

und Neu-Isenburger Rathäusern,<br />

inzwischen wandern sie durch<br />

das Kreisgebiet. In Dietzenbach waren<br />

wir im Kreishaus zu Gast, auch<br />

die Bevölkerung <strong>von</strong> Neu-Isenburg<br />

und Dreieich hatten die Möglichkeit,<br />

mit <strong>uns</strong>eren Künstlerinnen und Künstlern<br />

ins Gespräch zu kommen. Dabei<br />

finden dann Begegnungen zwischen<br />

Betroffenen, Politik und interessierter<br />

Bürgerschaft statt. Schulklassen<br />

haben die Gelegenheit, anlässlich <strong>von</strong><br />

vereinbarten Führungen das Gespräch<br />

mit Menschen zu finden, die<br />

gelernt haben, Aids-<strong>Hilfe</strong> mit einem<br />

Gesicht zu verbinden. Das macht das<br />

Thema Aids begreifbar und fördert<br />

den freieren und unbefangeneren<br />

Umgang. Über die künstlerische Betätigung<br />

wird manchem auch das offenere<br />

Sprechen wieder möglich. Sich<br />

der Öffentlichkeit auszusetzen, heißt<br />

auch, mehr persönliche Sicherheit zu<br />

finden. Das wiederum bereichert <strong>uns</strong>ere<br />

Einrichtung und ihre Möglichkeiten.<br />

Dass wir Kreativität so vielfältig<br />

fördern und buchstäblich die Rahmen<br />

für die Ausstellungen stellen<br />

können, liegt nicht zuletzt an denen,<br />

die <strong>uns</strong> diese Angebote finanzieren.<br />

Dazu gehören insbesondere das <strong>Offenbach</strong>er<br />

Steuerbüro Bader, Förster<br />

und Schubert, die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>-<br />

Stiftung oder auch das große Engagement<br />

<strong>von</strong> Markus und Christoph<br />

Schuke beim Projekt- Management.<br />

Auch Christa und Cordula Ernst, die<br />

<strong>uns</strong> ihr großes künstlerisches Wissen<br />

weitgehend ehrenamtlich zur Verfügung<br />

stellen, gehören zu diesem<br />

Kreis. Ihnen allen <strong>uns</strong>eren herzlichen<br />

Dank! Zum Gelingen trägt auch bei,<br />

dass die Pressestellen der Rathäuser<br />

viel dazu beitragen, <strong>uns</strong>ere über die<br />

Ausstellungen vermittelten Anliegen<br />

in die Öffentlichkeit zu tragen. Auf<br />

dass wir weiterhin für <strong>uns</strong>ere Anliegen<br />

so viel Verständnis und Unterstützung<br />

finden!<br />

Michael Lämmert<br />

1996 Optimismus bei der Weltaidskonferenz (One world, one hope) in Vancouver: Erstmals<br />

<strong>sind</strong> HIV Therapien erfolgreich.<br />

2002 Erweiterung des<br />

Testangebotes auf alle<br />

sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten,<br />

Ausstellung zum 60.<br />

Geburtstag <strong>von</strong> Hans<br />

Fuchs.<br />

31<br />

Bild 1: Christina Heusel, Sinntal<br />

Bild 2: Leo, <strong>Offenbach</strong>,<br />

Mittwochssuppe & Freitagscafé<br />

im Haus 68 Frankfurt am Main<br />

Bild 3: Anna Pierri, Wölfersheim


Sans papier darf nicht heißen sans sanitaire<br />

Etwa 300.000 Bundesbürger leben<br />

ohne Krankenversicherungsschutz.<br />

Dazu gehören<br />

Selbstständige, die ihre Beiträge<br />

nicht mehr zahlen konnten, Studenten,<br />

die wegen Alters oder<br />

zu langer Studiendauer aus der<br />

studentischen Krankenversicherung<br />

hinausfallen und Menschen,<br />

die mit den ganzen<br />

Formalia der Bürokratie nicht<br />

klarkommen. Für Asylbewerber<br />

sieht das Asylbewerber-Leistungs-Gesetz<br />

im Grunde nur eine<br />

Notversorgung vor, Dazu<br />

kommen hunderttausende bis<br />

zu einer Million Menschen, die<br />

sich im Sinne des Ausländergesetzes<br />

illegal im der BRD aufhalten<br />

und Touristen ohne<br />

Versicherungsschutz.<br />

Alle in der Flüchtlingsarbeit Tätigen,<br />

also auch die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n,<br />

wissen, wie schwierig es ist, im<br />

Einzelfall die Versorgung Kranker<br />

sicherzustellen. Klar die<br />

Schwerpunktpraxen und viele engagierte<br />

Ärztinnen und Ärzte<br />

versorgen auch mal einen Menschen<br />

kostenfrei, aber Laboruntersuchungen,<br />

Gerätemedizin<br />

und gar Krankenhausaufenthalte<br />

werfen immer wieder Finanzierungsprobleme<br />

auf. Anders<br />

als zum Beispiel in Frankreich,<br />

wo es staatliche Zentren zur Versorgung<br />

nicht Versicherter gibt,<br />

steht in der BRD die immerwährende<br />

Suche nach Lösungen<br />

im Einzelfall an. In einigen<br />

Städten haben die Flüchtlingsorganisationen<br />

Notambulanzen<br />

eingerichtet, die Obdachlosenhilfe<br />

engagiert sich und die Malteser<br />

unterhalten in mehreren<br />

Städten überwiegend ein mal<br />

wöchentlich geöffnete Ambulanzen,<br />

in denen Menschen untersucht<br />

betreut und mit<br />

gespendeten Medikamenten versorgt<br />

werden.<br />

Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> hat<br />

im Rahmen der interkulturellen<br />

Wochen Herrn Dr. Kauder aus<br />

Darmstadt eingeladen, der sich<br />

vorstellte, er stehe nach dreißig<br />

Jahren internistischer Tätigkeit,<br />

zuletzt als leitender Kliniksarzt<br />

auf der Rentnerliste der KV<br />

Hessen. „Das war für mich<br />

aber kein Schlussstrich, sondern<br />

die Gelegenheit, jetzt meinen<br />

Traum verwirklichen, nach<br />

jahrzehntelanger strukturierter<br />

Kassenarzttätigkeit endlich einmal<br />

humanitäre Medizin zu betreiben.<br />

Auf diese Art und<br />

Weise ist zunächst als Plan und<br />

dann als Realität die Anlaufstelle<br />

Malteser Migranten Medizin<br />

(MMM) am Marienhospital<br />

Darmstadt entstanden.“ Getragen<br />

ist das Projekt <strong>von</strong> seiner<br />

„felsenfesten Überzeugung aller<br />

1996 <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>­Stiftung, Positiv Leben und Nationale <strong>AIDS</strong>­Stiftung schließen sich zur<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>­Stiftung zusammen.<br />

Bild 1: Anita Johannes und Angela<br />

Sluyter, <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 2: Michael Bohl, Frankfurt am Main<br />

bei einem Heimspiel des FSV Mainz 05<br />

Bild 3: Stefan Gehrmann & Joachim<br />

Bundschuh, <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 4: Silvia Pulvrich Physiotherapeutin,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

2002 Dietlinde Ankenbrandt star­<br />

tet ihren Geburtstagskartenser­<br />

vice. Etwa 50 Positive jährlich<br />

erhalten <strong>von</strong> Ihr im Auftrag des<br />

Vereines handgeschriebene Ge­<br />

burtstagsglückwünsche, eine Tra­<br />

dition, die bis heute fortgeführt<br />

wird.<br />

32


Beteiligten, dass jeder Mensch Zugang zu medizinischer<br />

Versorgung haben sollte“ Dazu benötigt man<br />

als zentrale Funktionseinheit einen Träger der Einrichtung,<br />

geeignetes ärztliches und Assistenzpersonal sowie<br />

Praxisräume. Erforderlich <strong>sind</strong> eine<br />

medizintechnische Infrastruktur, ein Netzwerk <strong>von</strong><br />

Konsiliarärzten und eine Personalreserve.<br />

Es werden quasi als Schutzschicht<br />

Förderer und Gönner benötigt. Für<br />

einen reibungslosen Betrieb muss der<br />

Kontakt zu Behörden und Einrichtungen<br />

hergestellt werden. Und dann bedarf<br />

es einer Öffentlichkeitsarbeit, mit<br />

der sowohl die Bevölkerung als natürlich<br />

auch die Patienten über die Existenz des<br />

Projektes informiert werden. Dr. Kauder<br />

schildert: „Von Anfang an bestand<br />

Klarheit, dass wir eine qualifizierte, zeitgemäße<br />

Versorgung <strong>uns</strong>erer Patienten<br />

gewährleisten und nicht nur eine Barfußmedizin<br />

betreiben wollten. Dankenswerterweise<br />

erklärte sich das Krankenhaus<br />

bereit, seine Infrastruktur kostenfrei zur<br />

Verfügung zu stellen. Ich kann also bei<br />

Bedarf und das sogar sofort vor Ort La-<br />

bor-, Röntgen- und Endoskopiediagnostik<br />

betreiben. Blutzucker- und<br />

Harnuntersuchungen machen wir in der<br />

Praxis selbst, außerdem verfügen wir<br />

dort über ein eigenes, jeweils gespendetes<br />

EKG, Spirometer und Sonographiegerät.<br />

Um den Betrieb der Ambulanz rechtlich und organisatorisch<br />

abzusichern, muss sie nicht nur öffentlich akzeptiert,<br />

sondern institutionell und behördlich<br />

abgesichert sein. Nur so ist zu erreichen, dass sie später<br />

nicht mehr angegriffen oder infrage gestellt wird.<br />

Unseren Flyer für Nicht-<br />

Versicherte finden Sie auch<br />

auf <strong>uns</strong>erer Homepage<br />

www.offenbach.aidshilfe.de<br />

unter Aktuelles eingestellt<br />

Wir haben deswegen zu zahlreichen Stellen Kontakt<br />

aufgenommen und dort sowohl <strong>uns</strong> persönlich als<br />

auch <strong>uns</strong>er Projekt vorgestellt. Die übliche Praxis-Eröffnungsanzeige<br />

in der Tageszeitung oder im Radio<br />

schied a priori aus, da wir einerseits keine Trittbrettfahrer<br />

anziehen wollten, andererseits <strong>uns</strong>ere Botschaft<br />

kaum <strong>uns</strong>ere Zielgruppe<br />

erreicht hätte. Welcher illegale Migrant<br />

liest schon das Darmstädter<br />

Echo oder hört den Hessischen<br />

Rundfunk? Die Information musste<br />

also durch Mund-zu-Mund Propaganda<br />

weitergegeben werden. Wichtigster<br />

Multiplikator war für <strong>uns</strong> hierbei<br />

das Interkulturelle Büro beim Sozialamt<br />

der Stadt Darmstadt, das regelmäßigen<br />

Kontakt zu fast 140<br />

strukturierten Migrantenvereinigungen<br />

in Darmstadt hält. Glücklicherweise<br />

wurden wir dort mit offenen<br />

Armen empfangen, <strong>uns</strong>er Vorhaben<br />

sogar materiell unterstützt und <strong>uns</strong>ere<br />

Flyer an die Zielgruppen verteilt.“<br />

Nach Anlaufschwierigkeiten, in denen<br />

mehr deutsche nicht Versicherte<br />

die <strong>Hilfe</strong> der Ambulanz in Anspruch<br />

nahmen, <strong>sind</strong> inzwischen etwa zwei<br />

Drittel der bis zu zwanzig Patienten<br />

wöchentlich Ausländer. Das Arbeitsspektrum<br />

ist weit. Es geht <strong>von</strong> der Begleitung<br />

Schwangerer bis hin zur<br />

Sterbebegleitung krebskranker Menschen. In der<br />

dem Vortrag sich anschließenden regen Diskussion<br />

berichtete die Ärztin der MMM Frankfurt am Bürgerhospital<br />

<strong>von</strong> ihren Schwierigkeiten, Urlaubsvertretungen<br />

zu finden, <strong>von</strong> der Angst der Patienten, wenn<br />

vor der Klinik ein Polizeiauto steht. Es kam zur Spra-<br />

1997 Die US­amerikanischen Center of Desease Conrol (CDC) berichten, dass erstmals die<br />

Zahl der jährlichen <strong>AIDS</strong>­Toten gesunken ist.<br />

2002 Start des Projektes "Aus erster<br />

Hand" zur Prävention in Schulen.<br />

Benifizkonzert im Bogside <strong>Offenbach</strong>.<br />

Die Grünen Obertshausen spenden<br />

ihr letztes Sitzungsgeld. Lesung<br />

Markus Brühl Henningstadt.<br />

33<br />

2003 Benefiz im Kellertheater<br />

Frankfurt für die Aids­<strong>Hilfe</strong> Offen­<br />

bach, vielfältige Ausstellungen<br />

durch die Gruppe „Mal mal“ und an­<br />

dere Initiativen.<br />

Beginn einer begleiteten ehrenamtli­<br />

chen Betreuungsgruppe.


che die Angst mancher Ärzte, sie machten sich ausländerechtlich<br />

strafbar, wenn sie <strong>Hilfe</strong> leisten. Dazu hat<br />

der Berliner Innensenator Körting klargestellt: „Ich<br />

bin der Meinung, dass die Verpflichtung zur Datenübermittlung<br />

in Fällen unerlaubten Aufenthalts gern.<br />

§ 76 Abs 2 Nr. 1 AuslG abschließend und hinreichend<br />

in der bundesweit verbindlichen Vewaltungsvorschrift<br />

zum Ausländergesetz vom 28. Juni 2000 ...<br />

geregelt ist. Unabhängig da<strong>von</strong>, ob es sich um die Gewährleistung<br />

medizinischer Versorgung, vorschulische<br />

oder schulische Bildung, soziale Betreuung oder<br />

ähnliches handelt, <strong>sind</strong> öffentliche Stellen im Sinne<br />

des § 2 Abs. 1-3 und 4 S.2 BDSG übermittlungspflichtig.<br />

Diese Pflicht trifft hier - also in allen Einrichtungen<br />

in städtischer Trägerschaft oder Behörden - die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über die Aufnahme<br />

und Gewährung <strong>von</strong> Leistungen entscheiden<br />

und sich in diesem Zusammenhang über die Anschrift<br />

und damit auch den Aufenthaltsstatus des Betroffenen<br />

unterrichten müssen. Sonstiges Personal,<br />

das lediglich im Rahmen der Tätigkeit <strong>von</strong> dem illegalen<br />

Aufenthalt erfährt (etwa Ärzte, Erzieherinnen,<br />

Lehrer, Sozialarbeiter etc.) <strong>sind</strong> nicht übermittlungspflichtig.<br />

Nicht öffentliche Stellen - Einrichtungen in<br />

privater Trägerschaft, in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände<br />

und der Kirchen - <strong>sind</strong> nicht zur Datenübermittlung<br />

gem. § 76 Abs. 2 AuslG verpflichtet. Das<br />

gilt auch, wenn sie aus öffentlichen Mitteln finanziert<br />

oder bezuschusst werden.“<br />

Mitteilen kann man nur, was man weiß. Und das<br />

hängt da<strong>von</strong> ab, was man fragt. Ein lebenspraktisch<br />

leicht lösbares Problem. Dennoch, die Ängste gibt<br />

es. Dies wird auch deutlich aus einer Entschließung<br />

des 108. <strong>Deutsche</strong> Ärztetages im Jahre 2005, in der<br />

festgestellt wird, dass Deutschland nicht den erforderlichen<br />

medizinischen Standards entspricht, die Versorgung<br />

durch gesetzliche Regelungen behindert. wird.<br />

Die Entschließung fordert, die politisch Verantwortlichen<br />

auf, „die medizinische Behandlung <strong>von</strong> in<br />

Deutschland lebenden Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus<br />

zu gewährleisten. Dazu gehört die<br />

Rechtssicherheit für Behandelnde. Es muss klargestellt<br />

werden, dass ärztliche <strong>Hilfe</strong> nicht die Tatbestandsmerkmale<br />

der Beihilfe für illegalen Aufenthalt<br />

erfüllen. Die Gleichsetzung <strong>von</strong> Ärzten mit z. B.<br />

Schleppern, Schleusern und Menschenhändlern, wie<br />

aus § 96 AufenthG gefolgert werden kann, ist nicht<br />

akzeptabel. Aufzuheben ist die "Übermittlungspflicht"<br />

für öffentliche Krankenhäuser an die Ausländerbehörden.<br />

Die Übermittlung <strong>von</strong> Daten gemäß §<br />

87 AufenthG hat in der Regel die Abschiebung zur<br />

Folge. Die Verpflichtung zur ärztlichen Verschwiegenheit<br />

wird damit unterlaufen. Oft wird eine lebensnotwendige<br />

stationäre Behandlung aus Angst vor<br />

Abschiebung vermieden. Erforderlich ist eine Kostenregelung<br />

für die Behandlung <strong>von</strong> Menschen ohne<br />

Papiere. Die bisher übliche Praxis, die auf der kostenlosen<br />

<strong>Hilfe</strong> einzelner Ärztinnen und Ärzte oder <strong>von</strong><br />

Krankenhäusern beruht, ist nicht ausreichend und<br />

auf Dauer finanziell nicht durchführbar. Eine Kostenübernahme<br />

durch die Sozialämter, die dann aber<br />

die Abschiebung zur Folge hat, ist keine realistische<br />

Lösung. Es ist vielmehr eine staatliche Aufgabe, allen<br />

hier lebenden Menschen eine angemessene medizinische<br />

Versorgung zu ermöglichen. “<br />

Das fordert nicht nur die Humanität, sondern ergibt<br />

sich schon daraus, dass es sträflich ist, Menschen mit<br />

zum Teil ansteckenden Krankheiten unversorgt zu<br />

lassen. Daher die Bitte, unterstützen Sie im Rahmen<br />

Ihrer Möglichkeiten die Ambulanzen und machen<br />

Sie ihren Einfluss geltend, dass Kranke in Deutschland<br />

fachgerecht versorgt werden, ohne aus diesem<br />

Grunde eine Abschiebung befürchten zu müssen.<br />

1998 Der ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius wird wegen früherer dubioser<br />

Methoden bei der Untersuchung <strong>von</strong> Blutproben vor Gericht gestellt. Er wird <strong>von</strong> der politischen<br />

34<br />

2004 Christina Heusel erhält einen Minijob<br />

für die Frauenarbeit. Beginn des<br />

Frauencafes. Benefiz ‚Sexualkatastrophen in<br />

Lack und Leder’ mit Bernd Aretz und dem<br />

Trio Infernal im DLM. Benefiz <strong>von</strong> Miss Pearl<br />

und Naomi im Jugend­ und Kulturzentrum<br />

Sandgasse. Teilnahme an der Woche der<br />

Toleranz in Neu­Isenburg.


Gastfreundlich, hilfsbereit und interkulturell ein Vorbild<br />

So haben die Mitglieder des Netzwerks<br />

Afroleben+ die Aids-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Offenbach</strong> <strong>von</strong> 16. –18 März<br />

2007 erlebt. Und hoffen, dass es<br />

so in Zukunft bleibt und senden<br />

der Aids-<strong>Hilfe</strong> herzliche Gluckwünsche<br />

zu den 20 Geburtstagen.<br />

Gastfreundlich: Wir wurden<br />

vom Vorstand und zwei Mitarbeitern<br />

persönlich empfangen und haben<br />

<strong>uns</strong> zwei Tage lang<br />

miteinander ausgetauscht. Nach<br />

Begrüßung und Organisatorisches<br />

stellten <strong>uns</strong> Vorstand und<br />

Mitarbeiter spezielle Informationsangebote<br />

und entsprechende Unterstützungshilfen<br />

der<br />

Einrichtung in einer gemütlichen<br />

familiären Atmosphäre vor. Der<br />

Vorstand teilt <strong>uns</strong> auch seine Sorge<br />

und Bedenken über die Erreichbarkeit<br />

<strong>von</strong> Migrant(inn)en mit,<br />

und die Schwierigkeit; tragfähige<br />

Gruppen zu bilden, um die Vereinzelung<br />

zu durchbrechen. Es gab<br />

einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />

über die Möglichkeiten,<br />

Präventionsarbeit und Beratungsangebote<br />

noch attraktiver zu machen,<br />

nicht nur für HIV+<br />

Menschen, sondern für HIV-Positive<br />

und HIV-Negative. Wie gibt<br />

man Information weiter, wohin<br />

kann man sich wenden, wenn<br />

man über HIV und Migration etwas<br />

wissen will? Wie findet man<br />

über das Internet z.B. Informationen,<br />

den Zugang zu Aids-<strong>Hilfe</strong>n<br />

und zu den unterschiedlichsten<br />

Netzwerken und so weiter. Für <strong>uns</strong>eren<br />

Aufenthalt in <strong>Offenbach</strong><br />

war alles im Vorfeld gründlich geplant,<br />

ausreichend wurden alkohol-<br />

freie Getränke und Obst<br />

bereitgestellt. Aber <strong>uns</strong>ere Erwartungen<br />

wurden noch sehr übertroffen,<br />

als wir am Samstag ein<br />

warmes, afrikanisches Essen serviert<br />

bekamen.<br />

Hilfsbereit: Obwohl es vor Ort<br />

noch keine feste Migrant(inn)en<br />

Selbsthilfegruppe gibt (außer der<br />

gemischten Frauengruppe), fühlt<br />

sich jede/r einzelne hilfesuchende/r<br />

Migrant/in richtig beraten<br />

und kommt gern immer wieder<br />

mit sein Anliegen hier her (laut<br />

Frauen und Männer die wir vor<br />

Ort getroffen haben). Erfahrene<br />

und kompetente ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter/in für Übersetzung,<br />

Begleitung und Betreuung stehen<br />

zu Verfügung. Oft werden Selbsthilfegruppen<br />

als potentielle Konkurrenz<br />

betrachtet und behindert,<br />

aber <strong>Hilfe</strong>suchende aus <strong>Offenbach</strong><br />

und Umgebung müssen diese<br />

Hindernisse nie erleben. Die<br />

AH <strong>Offenbach</strong> ist laut Vorstandsmitglied<br />

Bernd Aretz bereit, die<br />

Räume der Einrichtung für Treffen<br />

zu Verfügung zu stellen, nicht<br />

nur für Migrant(inn)en aus <strong>Offenbach</strong>,<br />

sondern auch aus Nachbachstädten.<br />

Ein interkulturelles Vorbild:<br />

Seit 2000/2001 treffen sich zugewanderte<br />

Afrikanerinnen und Afrikaner<br />

im Afroleben+ Netzwerk<br />

in verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands, um sich miteinander<br />

bekannt zu machen, Schweigen<br />

zu brechen, Mut zu machen,<br />

Selbsthilfegruppen vor Ort ins Leben<br />

zu rufen und neue Mitglieder<br />

zu finden. Es war <strong>uns</strong> erst Mal<br />

sehr viel Freude zu erfahren, dass<br />

ein Migrant im Vorstand der AH<br />

<strong>Offenbach</strong> sitzt 1) Ist dies nicht eine<br />

sehr vorbildliches Beispiel,<br />

nicht nur für alle Aids-<strong>Hilfe</strong>n,<br />

sondern auch für alle Organisationen<br />

und Projekte, die im Migrationsbereich<br />

in Deutschland tätig<br />

<strong>sind</strong>?<br />

Übrigens ist das Netzwerk Afro-<br />

Leben+ ein Zusammenschluss<br />

<strong>von</strong> Vertreter/innen <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen<br />

und Communities<br />

<strong>von</strong> HIV positiven (afrikanischen)<br />

Migrant(inn)en aus verschieden<br />

deutschen<br />

Bundesländern. AL+ ist ein Forum,<br />

in welchem sich Delegierte<br />

für die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

<strong>von</strong> Migrantinnen<br />

und Migranten in Deutschland<br />

einsetzen, als Ansprechpartner/innen<br />

für Migrant(inn)en mit<br />

HIV und Aids zur Verfügung stehen<br />

und sich an der HIV-Prävention<br />

beteiligen. Auf regionaler<br />

Ebene treffen sich die Leute, um<br />

Erfahrungen und Ideen auszutauschen;<br />

Isolation, Diskriminierung<br />

und Stigmatisierung zu bekämpfen.<br />

Zusammen mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> bietet das<br />

Netzwerk Präventions- und Fortbildungsseminare<br />

und Informationsmaterialien<br />

an.<br />

Alphonsine Bakambamba, Mitarbeiterin<br />

des Migrationsreferates<br />

der DAH<br />

1) Das afrikanische Vorstandsmitglied<br />

der AH OF ist inzwischen zurückgetreten,<br />

weil es einen Minijob<br />

bei der Einrichtung angenommen<br />

hat, was satzungsgemäß eine Vorstandstätigkeit<br />

ausschließt.<br />

Verantwortung freigesprochen. Gugu Diamini, südafrikanische <strong>AIDS</strong>­Aktivistin, wird <strong>von</strong><br />

Nachbarn erschlagen, nachdem sie im Fernsehen erzählt hat, dass sie HIV­positiv ist.<br />

2004 Mitbegründung des<br />

schwulen Stammtischs im<br />

Moustache/Amtsgericht.<br />

Präventionsveranstaltung<br />

im Moustache. Teilnahme<br />

an der ‚Nacht der Solidari­<br />

tät’ in Kelsterbach.<br />

35<br />

Benefiz „<strong>Offenbach</strong> ist überall“ im Switchboard<br />

Frankfurt, das im Frankfurter Jahresbericht<br />

merkwürdigerweise umbenannt wurde in<br />

„Bizarres <strong>Offenbach</strong>“. Erstmalige Teilnahme<br />

am Lichterfest im Büsingpark. Ausstellung<br />

„<strong>Offenbach</strong> ist überall“ im Rathaus <strong>Offenbach</strong>.<br />

Start des Beratungsprofils der AH <strong>Offenbach</strong><br />

bei Gayromeo.


Aids und wir Afrikaner in Deutschland<br />

Viele der eingewanderten Menschen mit HIV aus Afrika<br />

leiden unter zwei Dingen: Unter dem, was ein Tabu<br />

darstellt und unter den Erwartungen ihrer<br />

Familien zu Hause in Afrika.<br />

Was ist ein Tabu eigentlich genau? Im Lexikon (Duden<br />

1996) steht: „Ein Tabu ist das Verbot, bestimmte<br />

Handlungen auszuführen, besonders geheiligte Personen<br />

oder Gegenstände zu berühren, sie anzublicken<br />

oder sie zu benennen. Ein Tabu ist ein ungeschriebenes<br />

Gesetz, das auf Grund bestimmter Anschauungen<br />

innerhalb einer Gesellschaft verbietet, bestimmte<br />

Dinge zu tun.“<br />

Über <strong>AIDS</strong> zu sprechen, ist für viele Menschen aus<br />

Afrika ein solches Tabu. Insbesondere unter Landsleuten<br />

darüber zu sprechen. Die Ausnahme, das Tabu zu<br />

brechen, ist nur denkbar, wenn man dadurch seine<br />

Versorgung sichern kann. HIV und <strong>AIDS</strong> bleibt deshalb<br />

sehr oft nur ein Thema zwischen Arzt und Patient.<br />

Wie kam es dazu, dass <strong>AIDS</strong> ein Tabu wurde?<br />

Ein Tabu wird gemacht. Auf Grund bestimmter Interessen.<br />

Zum Beispiel, weil eine Regierung oder Behörden<br />

nicht wollen, dass das Land sein gutes Image<br />

verliert. Zum Beispiel, damit Touristen das Land<br />

nicht meiden. Und Tourismus ist immer noch eines<br />

der sichersten Mittel in vielen afrikanischen Ländern,<br />

damit wenigstens ein bisschen Geld <strong>von</strong> außen in das<br />

Land kommt. Deshalb existiert die Krankheit in der<br />

Öffentlichkeit nicht. Das bedauerlichste Land war Südafrika,<br />

wo es lange Zeit <strong>AIDS</strong> „nicht gab“. Dabei<br />

wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass 70 % der Südafrikaner<br />

infiziert <strong>sind</strong> und selbst Mandelas Sohn ist an <strong>AIDS</strong><br />

<strong>gestorben</strong>.<br />

60% aller weltweit infizierten Menschen leben in der<br />

Sub-Sahara. Durch die weit verbreitete Tuberkulose<br />

wird aus einer HIV-Infektion sehr schnell <strong>AIDS</strong>. Nur<br />

10% <strong>sind</strong> in Behandlung. Und bei diesem Elend ist<br />

nur 11% der Menschen bekannt, dass es einen HIV-<br />

Test gibt. War hier das Tabu erfolgreich? Ist hier politischer<br />

Wille mit im Spiel?<br />

Wenn ein Tabu erst einmal existiert, heißt das bei <strong>uns</strong><br />

für viele aber, man hat heimliche Vermutungen dar-<br />

36<br />

über, wer „es“ hat. Die, die „es“ haben, bekommen<br />

ein Stigma, das bedeutet ein Merkmal. Ob das Merkmal,<br />

das man bei einer Peson zu erkennen glaubt,<br />

wirklich „es“ ist, ist oft wieder <strong>von</strong> reinen Vermutungen<br />

anderer und dem eigenen Wissen abhängig. Das<br />

Alles bedeutet: Niemals auch nur ein bisschen in die<br />

Vermutungen und in die Ausgrenzung danach kommen!<br />

Das bedeutet, das Tabu kann immer größer<br />

werden.<br />

Zu einem zweiten großen Leiden: Die Erwartungen<br />

<strong>von</strong> „zu Hause“ an diejenigen Menschen, die als<br />

„Bootspeople“, „Flüchtlinge“, „Arbeitsmigranten“<br />

oder was auch immer in Zeitungen steht, hierher<br />

kommen. Wer auch immer diese Menschen <strong>sind</strong>, Europa<br />

wurde ihnen zu Hause als „irdisches Paradies“<br />

vorgestellt.<br />

Afrika ist viel größer als Europa, aber gleichzeitig der<br />

ärmste Kontinent. Kontinent der Armut nennt man<br />

ihn. Aber es wird nicht ehrlich <strong>von</strong> dem Ursprung genau<br />

dieser Armut gesprochen.<br />

Durch Missionare und durch die Kolonisation ist der<br />

Kontinent ruiniert worden. Ein unglaubliches Töten<br />

der Menschen, die sich dagegen wehrten. Die Sklaverei<br />

folgte. Alles wurde abtransportiert.<br />

Auch wenn die Kolonisation für manche ein paar Errungenschaften<br />

mit sich gebracht hat. Europa konnte<br />

sich bestens entwickeln! Und eine <strong>von</strong> den Folgen<br />

ist, dass es heute auf dem Kontinent nicht mehr regnet<br />

wie vorher, wobei doch die Mehrheit der Menschen<br />

bei <strong>uns</strong> in Afrika <strong>von</strong> Landwirtschaft lebt.<br />

Manche merken dann, dass in Bezug auf Europa das<br />

Leben in Afrika eigentlich nicht schön ist. Da kein<br />

Mensch einfach so sterben will, versuchen Menschen<br />

ihr Leben zu retten, auch unter größten Gefahren.<br />

Wer würde das nicht? Man erklärt sich sogar für den<br />

Tod bereit für diesen Versuch. Obwohl man gar<br />

nicht weiß, ob das Leben in Europa einfach oder einfacher<br />

oder sonst etwas ist. Man hofft einfach, dass<br />

man in diesem „irdischen Paradies“ etwas zu essen<br />

bekommt oder die Medikamente, ohne die man<br />

sonst stirbt.<br />

Wenn man aber es geschafft hat und hier ist trotz al-<br />

1999 Vom 2. bis 5. Juni findet der 7. <strong>Deutsche</strong>r <strong>AIDS</strong>­Kongreß in Essen statt; erstmals<br />

<strong>sind</strong> Community­Vertreter an Planung und Durchführung direkt beteiligt.<br />

2005 Start der Zeitschrift posT als<br />

Gemeinschaftsprojekt mit der<br />

Hannöverschen Aids­<strong>Hilfe</strong>.<br />

Postkartenaktion „<strong>Offenbach</strong> ist geil“.<br />

Bildhauerworkshop. Benefiz Miss Pearl<br />

im Anker. Christina Heusel wird im<br />

Vorstand durch Bernd Aretz abgelöst.<br />

Ausstellung „Mal mal“ im Rathaus Neu­


len Schwierigkeiten, überwiegen plötzlich die Gefühle<br />

der Solidarität mit der ganzen Familie und man fühlt<br />

sich gezwungen, sie zu unterstützen und in der Heimat<br />

zu helfen.<br />

Außerdem ist man wiederum in der Familie Vorbild dafür,<br />

dass man besser leben sollte. Und man sieht ja im<br />

Fernsehen bei den Bildern <strong>von</strong> Europa, wie man leben<br />

sollte oder man sieht auch die Europäer, die in Afrika<br />

als Touristen reisen. Wenn man da so reich werden<br />

kann, wie die aussehen, dann kann der, der <strong>von</strong> <strong>uns</strong>erer<br />

Familie es nach Europa geschafft hat, für <strong>uns</strong> auch<br />

durch seine Arbeit dort viel Geld machen. So denken<br />

die Familienangehörigen und dann machen sie Schulden.<br />

Weil der Gedanke, dass man im Westen Arbeit findet,<br />

die Köpfe <strong>von</strong> der Not befreit. Und so gerät man<br />

hier unter immer größeren Druck, Geld zu schicken.<br />

Ob es für Essen ist oder für Medikamente, schließlich<br />

für alle Probleme, die man nun vom Ausland aus lösen<br />

soll, da man vor Ort nicht weiter weiß. Man hat ein Bild<br />

<strong>von</strong> dem reichen Europa, aber dass Alles nicht so einfach<br />

ist, wenn man hier vielleicht sogar <strong>von</strong> Sozialhilfe<br />

leben muss oder wenn man krank ist, das stellt man sich<br />

nicht vor.<br />

Ein Freund <strong>von</strong> mir hat auf einer Veranstaltung in <strong>Offenbach</strong><br />

es so gesagt: „Du wirst zur Sozialversicherung<br />

der Familie zu Hause“.<br />

Jeder <strong>von</strong> <strong>uns</strong> Einwanderern hat andere Strategien, die<br />

Probleme der Familie in der Heimat zu lösen. Aber dass<br />

man zu Hause unterstützen muss, belastet fast alle. Vor<br />

allem, wenn Du Verantwortung hast, die Du wegen<br />

Krankheit oder, weil keine Arbeit da ist, gar nicht tragen<br />

kannst.<br />

Du hast das immer im Kopf, immer. Du hast den<br />

Kopf nie frei. Du hast keine innere Ruhe, obwohl die<br />

Entfernung zwischen der Heimat und Europa doch<br />

sehr groß ist. Und man will auch nicht immer hören,<br />

dass es denen zu Hause nicht gut geht.<br />

Das Tabu und dieser Druck durch die Verantwortung<br />

gegenüber denen zu Hause: Das ist die Lage <strong>von</strong> vielen<br />

Afrikanern, die in Deutschland mit <strong>AIDS</strong> leben.<br />

<strong>Offenbach</strong>, den 25.9.2008<br />

Deged Konan, Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

Isenburg. Qualifizierungskurs<br />

zu Grundlagen der <strong>AIDS</strong>­<br />

<strong>Hilfe</strong>narbeit für Ehrenamtliche.<br />

Start der Parkplatz­ und<br />

Pornokinoprävention mit dem<br />

Projekt Cruising COOP in<br />

Zusammenarbeit mit der AH<br />

Hanau.<br />

37<br />

2000 Fünf große Pharmakonzerne haben den Vereinten Nationen zugesagt, Staaten Afrikas den<br />

Zugang zu HIV­Medikamenten günstiger zu ermöglichen.<br />

Bild 1: Florian Schmidt & Bettina Witte de<br />

Galbassani & Sunny Caliskan, Pro Familia<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Bild 2: Franz Haag & Stefan Hübner, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

Bild 3: Maritsa & Heike & Jasmin Schmauderer,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main


Wir <strong>sind</strong> alle Menschen!<br />

HOKISA - ein Zuhause für <strong>von</strong> Aids betroffene Kinder und Jugendliche in Südafrika<br />

"Akzeptiere <strong>uns</strong> - wir <strong>sind</strong> alle Menschen!"<br />

Diese Worte stammen <strong>von</strong> dem elfjährigen südafrikanischen<br />

Jungen Nkosi Johnson, als er im Juli 2000<br />

auf der Welt-Aids-Konferenz vor über 12.000 Teilnehmern<br />

eine Rede hielt, die zu minutenlangem Beifall<br />

führte 1) . Kurz zuvor noch war Südafrikas Staatspräsident<br />

Thabo Mbeki ausgebuht worden, weil er den Zusammenhang<br />

zwischen HIV und Aids geleugnet<br />

hatte und - schlimmer noch - weiter öffentlichen Kliniken<br />

untersagte, lebensverlängernde Antiretroviral -Medikamente<br />

an Patienten auszugeben, die sie sonst<br />

nicht selbst bezahlen können. Wenige Monate später<br />

starb der kleine Nkosi an den Folgen <strong>von</strong> Aids, kurz<br />

nach seinem 12. Geburtstag. Erst im Jahr 2004<br />

zwang die Mehrheit des Parlaments die Gesundheitsministerin,<br />

endlich die kostenlose Ausgabe <strong>von</strong> ARV-<br />

Medizin im öffentlichen Gesundheitswesen, so auch<br />

in Kinderheimen, vorzubereiten. Unser Kinderhaus<br />

HOKISA besteht bereits seit dem Welt-Aids-Tag<br />

2002, damals feierlich eröffnet im Beisein <strong>von</strong> hunder-<br />

38<br />

© HOKISA<br />

ten Township-Bewohnern und dem berühmten Erzbischof<br />

und Friedensnobelpreisträger Desmond<br />

Tutu. Gegen die staatliche Vorgabe entschieden wir<br />

<strong>uns</strong> damals gemeinsam im Team mit <strong>uns</strong>eren südafrikanischen<br />

Erzieherinnen und Erziehern, ARV-Medikamente<br />

an jene Babies und Kleinkinder auszugeben,<br />

deren Viruslast damals so hoch war, dass sie nur<br />

noch eine außerst geringe Lebenserwartung hatten.<br />

Alle diese Kinder leben heute, gehen in den Kindergarten,<br />

die ersten sogar in die Schule. Wer <strong>uns</strong> heute<br />

besucht, kann die Kinder, die ARV-Medikamente<br />

nehmen, nicht <strong>von</strong> jenen unterschieden, die diese<br />

nicht brauchen. Neben dem HOKISA Kinderhaus,<br />

in dem <strong>uns</strong>er jüngstes Kind heute gerade 9 Monate<br />

ist und der älteste bereits 17, gibt es seit 2005 auch<br />

das HOKISA Friedenshaus für Jugendliche, junge<br />

Erwachsene und einen Teil <strong>uns</strong>erer Erzieherinnen,<br />

die dort mit ihren Familien wohnen. Die Gemeinschaft<br />

hat viele der jungen Leute selbstbewusster und<br />

mutiger gemacht. Sie sowie einige <strong>uns</strong>erer Erziehe-<br />

2000 Am 10. Mai erlässt US­Präsident Bill Clinton eine Verfügung, nach der die USA nicht<br />

mehr mit Maßnahmen gegen afrikanische Länder vorgehen, die die Spielräume internationa­


Innen gehörten zu den ersten im <strong>uns</strong>erem Township<br />

(einer Armensiedlung am Rande <strong>von</strong> Kapstadt, wo<br />

rund 30.000 Menschen wohnen), die offen über ihre<br />

Infektion reden. Dazu gehört leider tatsächlich noch<br />

immer Mut angesichts <strong>von</strong> nach wie vor weit verbreiteter<br />

Diskriminierung. Bei HOKISA gibt es außerdem<br />

eine Frauengruppe (mit überwiegend sehr<br />

jungen Müttern) und eine Jugendgruppe, die ebenfalls<br />

HIV-Präventionsarbeit machen. So schrecklich<br />

wie die jüngsten fremdenfeindlichen Übergriffe in<br />

Südafrika (vor allem gegenüber anderen armen Afrikanerinnen<br />

und Afrikanern) waren, so bedeutet es doch<br />

eine Ermutigung, dass die Jugendlichen und Mitarbeiter<br />

<strong>von</strong> HOKISA zu den ersten gehörten, die sich in<br />

<strong>uns</strong>erem Township vor die diskriminierten Ausländer<br />

stellten und dafür sorgten, dass gestohlenes Gut zurückgegeben<br />

wurde und viele zurückkehren konnten.<br />

Ein Mädchen sagte auf einer grossen Versammlung<br />

zutreffend: "Wer einen anderen Menschen diskrimi-<br />

39<br />

© HOKISA<br />

niert, diskriminiert alle Menschen!" Unwillkürlich<br />

musste ich an Nkosi Johnson denken. Wir <strong>sind</strong> froh<br />

zu wissen, dass es überall auf der Welt, so auch bei<br />

Euch in <strong>Offenbach</strong>, Menschen gibt, die sich gegen jede<br />

Form der Benachteiligung und für Menschen mit<br />

HIV/Aids engagieren.<br />

Lutz van Dijk, Kapstadt, Südafrika<br />

Nähere Informationen über HOKISA auch unter:<br />

www.hokisa.co.za<br />

1) Der Redetext <strong>von</strong> Nkosi Johnson kann auch nachgelesen<br />

werden in: van Dijk, Lutz: Die Geschichte<br />

Afrikas, Campus Verlag 2008, S. 195-197. Über die Situation<br />

<strong>von</strong> Jugendlichen und Aids in Südafrika berichten<br />

Lutz van Dijks Romane "Township Blues"<br />

(2000) und "Themba" (2006).<br />

ler Abkommen wie des TRIPS ausnutzen, um die Gesundheitsversorgung <strong>von</strong> HIV­Infizierten<br />

und <strong>AIDS</strong>­Kranken zu verbessern.<br />

2006 Teilnahme an der Nacht der Muse­<br />

en im DLM durch das Thekenteam und<br />

durch eine Lesung <strong>von</strong> Bernd Aretz.<br />

Nach mehr als einem Jahrzehnt zuver­<br />

lässiger Gestaltung des Brunches geben<br />

Hanne Kabuth und Monika Juhe die<br />

Kochlöffel ab an zwei Brunchteams Diet­<br />

mar und Achim sowie Sven und Burk­<br />

hard. Kalle Ohnemus wird als


40<br />

HIV und Aids - Grundinformationen<br />

Was ist HIV?<br />

HIV steht für Humanes Immundefekt-Virus.<br />

Dieses Virus schwächt das Imm<strong>uns</strong>ystem,<br />

mit dem der Körper Krankheiten<br />

abwehrt. Für eine bestimmte Zeit – oft<br />

mehrere Jahre – kann der Körper HIV unter<br />

Kontrolle halten. In dieser Zeit fühlen<br />

sich Menschen mit HIV meist völlig gesund.<br />

Oft aber braucht der Körper Medikamente,<br />

um das Virus unter Kontrolle<br />

halten zu können.<br />

Was ist Aids?<br />

Aids steht für Acquired immune deficiency<br />

syndrome. Wer mit HIV infiziert ist,<br />

kann die Krankheit Aids bekommen. Das<br />

Imm<strong>uns</strong>ystem ist dann so schwach, dass<br />

es zu schweren Infektionen, Allergien und<br />

Krebs kommt. Mit Medikamenten gegen<br />

HIV kann man das Ausbrechen <strong>von</strong> Aids<br />

für lange Zeit, wenn möglich lebenslang,<br />

verhindern. Wenn die Krankheit schon ausgebrochen<br />

ist, kann sie sich durch diese<br />

Medikamente wieder zurückbilden.<br />

Was macht HIV im Körper?<br />

HIV befällt weiße Blutkörperchen, die so<br />

genannten CD4-Zellen. Diese Zellen <strong>sind</strong><br />

sehr wichtig, weil sie andere Zellen des Imm<strong>uns</strong>ystems<br />

bei der Abwehr <strong>von</strong> Krankheiten<br />

steuern. HIV dringt in die CD4-Zellen<br />

ein und vermehrt sich in ihnen. Die neuen<br />

Viren befallen dann weitere CD4-Zellen.<br />

Nach und nach gibt es immer weniger<br />

CD4-Zellen und immer mehr Viren. Je weniger<br />

CD4-Zellen und je mehr Viren im<br />

Körper <strong>sind</strong>, desto leichter bekommen<br />

HIV-infizierte Menschen andere Krankheiten.<br />

Wie wird HIV übertragen und wie<br />

nicht?<br />

HIV bekommt man nicht durch Berührungen<br />

oder über die Luft. Bei alltäglichen<br />

Kontakten besteht daher kein Infektionsrisiko.<br />

Wer mit HIV-infizierten Menschen<br />

zusammenarbeitet oder zusammenwohnt,<br />

braucht also keine Angst vor Ansteckung<br />

zu haben. Zu alltäglichen Kontakten gehören:<br />

Händedruck, Umarmen, Streicheln,<br />

Anhusten oder Anniesen, Benutzen <strong>von</strong><br />

Toiletten, Bädern oder Saunen, gemeinsames<br />

Benutzen <strong>von</strong> Tellern, Gläsern und<br />

Besteck, Betreuen und Pflegen <strong>von</strong> HIVinfizierten<br />

Menschen, Insektenstiche.<br />

HIV bekommt man auch nicht durch<br />

Speichel, Tränen, Schweiß, Urin oder Kot.<br />

Ansteckend <strong>sind</strong> Blut, Sperma (Samen),<br />

Vaginalflüssigkeit, Muttermilch.<br />

HIV wird vor allem beim Sex und beim<br />

Injizieren (Spritzen, Drücken) <strong>von</strong> Drogen<br />

mit einer Spritze/Nadel, die schon jemand<br />

anders benutzt hat übertragen.<br />

Infizierte Mütter können HIV an ihre Kinder<br />

während der Geburt und beim Stillen<br />

weitergeben.<br />

Wie kann man sich und andere schützen?<br />

HIV kann beim Sex übertragen werden,<br />

wenn der Penis in die Vagina oder in den<br />

Anus eindringt und kein Kondom benutzt<br />

wird. Mit einem Kondom können Sie verhindern,<br />

dass Sie sich mit HIV anstecken<br />

oder das Virus an Ihren Sexpartner oder<br />

Ihre Sexpartnerin weitergeben. Kondome<br />

schützen auch vor anderen Krankheiten,<br />

die man sich beim Sex holen kann.<br />

Beim Lecken oder Saugen des Penis: Sie<br />

2000 Die Vereinten Nationen beschliessen auf einer Sondersitzung die<br />

Gründung des ‘Global Funds to Fight <strong>AIDS</strong>,' Tuberculosis and Malaria.<br />

Mitarbeiter für die posT, die Homepa­<br />

gepflege und für Testberatung einge­<br />

stellt. Start der Wanderausstellung<br />

„Das verborgene Aids“ durch Offen­<br />

bach, Neu­Isenburg, Dietzenbach<br />

und Dreieich. Benefiz im Ledermuse­<br />

um „Schnurzel, Purzel & Co“ mit Pe­<br />

ter Peschke.<br />

Qualifizierungskurs zu Fragen der Mi­<br />

gration. Gartenseminar zu Fragen<br />

des Umgangs mit Krankheit. Gastver­<br />

anstaltung im Franziskushaus<br />

Frankfurt: „Das Marzipanschwein“.<br />

Teilnahme an der Partyreihe „Tu­<br />

ckenalarm“ im Rotari. Versuch der<br />

Etablierung eines Unternehmennetz­<br />

werkes www.regenbogen­of.de


HIV und Aids - Grundinformationen<br />

können sich mit HIV anstecken, wenn Ihr<br />

Partner in Ihren Mund abspritzt. Beim Lecken<br />

der Vagina ist das Infektionsrisiko<br />

sehr niedrig, weil nur eine kleine Menge Vaginalflüssigkeit<br />

in den Mund kommt. Hat<br />

die Frau ihre Periode ist das Risiko allerdings<br />

hoch.<br />

Kondome schützen aber nur, wenn man sie<br />

richtig benutzt!<br />

Wenn Sie die Spritze/Nadel <strong>von</strong> jemand anderem<br />

benutzen, können Sie sich sehr<br />

leicht mit HIV (und anderen Krankheiten<br />

wie Hepatitis B und C) anstecken.<br />

Wie können Sie sich und andere beim<br />

Drogenkonsum schützen?<br />

Benutzen Sie immer nur Ihre eigene Spritze/Nadel<br />

und Ihr eigenes Zubehör und geben<br />

Sie sie nicht an andere weiter.<br />

Wenn eine Frau HIV hat, kann sie ihr Baby<br />

damit anstecken – bei der Geburt und<br />

wenn sie ihm die Brust gibt. Das HIV-Risiko<br />

für das Kind kann man aber erheblich reduzieren,<br />

wenn die Frau in der<br />

Schwangerschaft Medikamente gegen HIV<br />

einnimmt. wenn das Kind vor Einsetzen<br />

der Wehen durch einen Kaiserschnitt aus<br />

dem Bauch der Mutter geholt wird, wenn<br />

das Kind nach der Geburt für kurze Zeit<br />

Medikamente gegen HIV bekommt und<br />

wenn die Frau darauf verzichtet, ihrem<br />

Kind die Brust zu geben.<br />

Wie weiß man, ob man HIV-infiziert<br />

ist?<br />

Wenn Sie glauben, dass Sie sich mit HIV infiziert<br />

haben, können Sie bei der Aids-<strong>Hilfe</strong>,<br />

einer Arztpraxis oder bei vielen<br />

Gesundheitsämtern einen HIV-Test ma-<br />

chen. Der Test zeigt, ob Sie HIV haben<br />

oder nicht. Bevor Sie sich testen lassen,<br />

sollten Sie immer den Anspruch auf eine<br />

Beratung haben. Nach einer Ansteckung<br />

mit HIV dauert es in der Regel ein bis drei<br />

Monate, bis Antikörper gegen HIV gebildet<br />

werden.<br />

Wie wirken die Medikamente gegen<br />

HIV?<br />

Die Medikamente gegen HIV hindern das<br />

Virus, sich im Körper zu vermehren, und<br />

stabilisieren so das Imm<strong>uns</strong>ystem. Die Therapie<br />

wirkt aber nicht bei jedem gleich gut,<br />

und sie kann das Virus auch nicht aus dem<br />

Körper entfernen. Außerdem kann sie<br />

(teilweise schwere) Nebenwirkungen haben.<br />

Im optimalen Fall senkt sie dauerhaft<br />

die sogenannte Viruslast unter die Nachweisgrenze<br />

und lässt die CD4-Zellen wieder<br />

auf wesentlich mehr als 300 ansteigen.<br />

Ein Ausbruch <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und eine Ansteckung<br />

anderer ist dann nahezu unmöglich.<br />

Wenn Sie sich krank fühlen …<br />

... dann gehen Sie möglichst bald zu einem<br />

„Arzt für Allgemeinmedizin“ oder zum<br />

„praktischen Arzt“. Sie können sich bei<br />

Hemmungen oder Unsicherheiten auch<br />

<strong>von</strong> der Aids-<strong>Hilfe</strong> vorher beraten lassen.<br />

Ein Arzt wird Sie untersuchen und, wenn<br />

nötig, zu einem Facharzt überweisen.<br />

Normalerweise <strong>sind</strong> Sie krankenversichert.<br />

Wenn Sie einen sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsvertrag abschließen, werden Sie<br />

in jedem Fall krankenversichert. Die Kosten<br />

für den Arzt und die Behandlungen,<br />

aber auch für Aufenthalte im Krankenhaus<br />

zahlt dann die Krankenversicherung. Soll-<br />

In den Niederlanden wird Prostitution als Beruf anerkannt.<br />

41


HIV und Aids Grundinformationen<br />

ten Sie nicht krankenversichert sein,<br />

hilft Ihnen die Aids-<strong>Hilfe</strong> mit geeigneten<br />

Adressen weiter.<br />

Wenn Sie Sozialhilfe bekommen,<br />

<strong>sind</strong> Sie gesetzlich krankenversichert<br />

(falls Sie nicht freiwillig versichert<br />

<strong>sind</strong>). Sie erhalten dann die gleichen<br />

Leistungen wie alle anderen gesetzlich<br />

Versicherten.<br />

Bei Fragen zu Gebühren, die Sie aus<br />

der eigenen Tasche bezahlen müssen<br />

bzw., wie Sie <strong>von</strong> diesen Gebühren befreit<br />

werden können, wenden Sie<br />

sich an die Aids-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Wenn Sie Asylbewerber <strong>sind</strong>, <strong>sind</strong><br />

Sie nicht gesetzlich krankenversichert<br />

und müssen deshalb keine Praxisgebühr<br />

und keine Zuzahlungen für Medikamente<br />

usw. zahlen. Manche<br />

Ärzte und Apotheker wissen das<br />

aber nicht und verlangen Geld.<br />

Wenn Ihnen so etwas passiert, sollten<br />

Sie nichts bezahlen, sondern zur<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong> oder zum Sozialamt gehen,<br />

wo Sie <strong>Hilfe</strong> bekommen.<br />

Vielleicht <strong>sind</strong> Sie privat krankenversichert.<br />

Falls die Versicherung sich weigert,<br />

Ihren Vertrag zu verlängern<br />

oder Leistungen zu erstatten, können<br />

Sie ab dem 1.1.2009 in die gesetzliche<br />

Krankenversicherung wechseln.<br />

Wenn Sie nicht aus Deutschland kommen<br />

und in keiner Krankenversicherung<br />

<strong>sind</strong>, dann aber eine Ehe oder<br />

eine „eingetragene Partnerschaft“<br />

(für gleichgeschlechtliche Paare) mit<br />

einer Person eingehen, die einen deutschen<br />

Pass oder eine Aufenthaltsberechtigung<br />

hat und gesetzlich<br />

krankenversichert ist, werden Sie in<br />

die Familienversicherung aufgenommen.<br />

Die Kosten für die Medikamente für<br />

eine <strong>AIDS</strong>-Erkrankung oder auch<br />

andere sexuell übertragbaren Erkrankungen<br />

werden <strong>von</strong> der Krankenversicherung<br />

in voller Höhe übernommen.<br />

Von den Rezeptgebühren<br />

können Sie befreit werden. Fragen<br />

sie Ihre Krankenkasse oder die Aids-<br />

<strong>Hilfe</strong>.<br />

HIV-positiv: Wo bekomme ich<br />

<strong>Hilfe</strong>?<br />

Wenn Sie HIV-positiv <strong>sind</strong>, haben<br />

Sie sicher viele Fragen und wollen<br />

mit anderen Menschen reden, um<br />

nicht allein zu sein. Es tut gut, wenn<br />

Sie in dieser Situation Menschen haben,<br />

denen Sie vertrauen. Das kann<br />

zum Beispiel der beste Freund oder<br />

die beste Freundin sein oder ein Berater<br />

<strong>von</strong> der Aids-<strong>Hilfe</strong> oder einer<br />

anderen Beratungsstelle.<br />

Die Aids-<strong>Hilfe</strong><br />

Die Aids-<strong>Hilfe</strong>-Mitarbeiter haben<br />

viel Erfahrung mit Menschen, die in<br />

der gleichen Situation <strong>sind</strong> wie Sie.<br />

In der Aids-<strong>Hilfe</strong> müssen Sie nicht<br />

Ihren Namen nennen. Wenn Sie <strong>Hilfe</strong><br />

brauchen, hört man Ihnen zu,<br />

auch wenn Sie nur wenig Deutsch<br />

können. Es gibt dort auch Broschüren<br />

in Sprachen, die Sie besser verstehen.<br />

Keine Angst: Was Sie<br />

miteinander sprechen, bleibt geheim,<br />

keine andere Person erfährt da<strong>von</strong>.<br />

Denn in Deutschland <strong>sind</strong> Berater<br />

2001 Am 1. Juni 2001 stirbt Nkosi Johnson im Alter <strong>von</strong> 12 Jahren an den Folgen <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>. Weltweit<br />

bekannt geworden war der südafrikanische Junge während der Welt­ <strong>AIDS</strong>­Konferenz in Durban, als<br />

Bild 1: Michael T. Wright, Berlin<br />

Bild 2: Anita Anna Mwambasi,<br />

Maweni e.V . Frankfurt am Main<br />

Bild 3: Johannes Kahlen,<br />

Nürnberg<br />

Bild 4: Michelle Meyer,<br />

Präsidentin <strong>von</strong> LHIVE Schweiz<br />

2007 Start des Migra­<br />

tionsprojektes „Peer­<br />

Group­Arbeit“, finan­<br />

ziert durch die<br />

Stiftung ‚Miteinander<br />

Leben’.<br />

Start der Teilnahme<br />

42<br />

an der neuen Internet­<br />

beratung der DAH.<br />

Benefiz <strong>von</strong> Bernd<br />

Aretz und dem Trio<br />

Infernal im DLM „Als<br />

Erna einst vom frem­<br />

den Teller aß“.<br />

Teilnahme an der Ak­<br />

tion „Schwellen run­


HIV und Aids Grundinformationen<br />

per Gesetz zum Schweigen verpflichtet.<br />

Die Berater können Ihnen auch<br />

Adressen <strong>von</strong> Ärzten geben, die sich<br />

auf HIV spezialisiert haben. Und sie<br />

helfen Ihnen, wenn Sie beim Arzt etwas<br />

nicht verstanden haben: sie werden<br />

dann versuchen, Ihnen die Sache<br />

zu erklären.<br />

Andere Beratungsstellen<br />

Es gibt es noch viele andere Beratungsstellen,<br />

wo Sie <strong>Hilfe</strong> bekommen, zum<br />

Beispiel bei Beziehungs- oder bei Drogenproblemen.<br />

Sehen Sie dazu in diesem<br />

Heft nach oder fragen Sie bei der<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong> - Stiftung<br />

Wenn Sie Unterstützung brauchen, können<br />

Sie <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung<br />

einen Zuschuss bekommen, zum<br />

Beispiel für einen Kühlschrank oder eine<br />

Waschmaschine. Sie unterstützt Sie<br />

auch, wenn Sie einen Sprachkurs, den<br />

Führerschein oder einen Computerkurs<br />

machen möchten.<br />

Dazu müssen Sie bei der <strong>Deutsche</strong>n AI-<br />

DS-Stiftung einen Antrag stellen; Ihre<br />

lokale Aids-<strong>Hilfe</strong> hilft Ihnen dabei.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-Stiftung prüft Ihren Antrag,<br />

und wenn er in Ordnung ist, bekommen<br />

Sie das Geld.<br />

Anti-HIV-Therapie und andere Medikamente:<br />

Worauf sollten Sie achten?<br />

. Ihre Medikamente <strong>sind</strong> nur für Sie allein<br />

bestimmt. Am besten halten Sie<br />

sich genau an die Anweisungen Ihres<br />

Arztes. Wenn Sie zu viel oder zu wenig<br />

nehmen, wirken die Medikamente<br />

43<br />

nicht und Sie können sehr krank werden.<br />

. Bewahren Sie Ihre Medikamente sicher<br />

auf, damit niemand anderes – vor<br />

allem keine Kinder! – sie nehmen<br />

kann.<br />

. Wenn Sie verreisen, sollten Sie genügend<br />

Medikamente mitnehmen, und<br />

zwar in neutraler Verpackung. Die bekommen<br />

Sie in der Apotheke. Besprechen<br />

Sie Ihre Reisepläne mit Ihrem<br />

Arzt und lassen Sie sich immer ein Attest<br />

mitgeben, das Sie bei Bedarf vorlegen<br />

können.<br />

. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn<br />

Sie Heilkräuter oder traditionelle Medizin<br />

aus Ihrer Heimat nehmen. Zusammen<br />

mit Ihren anderen<br />

Medikamenten können diese Mittel<br />

schwere Nebenwirkungen haben.<br />

Benutzte Text - Quellen:<br />

Christine Höpfner, Holger Sweers. In<br />

Zusammenarbeit mit VIA Regionalverband<br />

© <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>. e.V., 2005,<br />

Wilhelmstr. 138, 10963 Berlin<br />

er mit seiner Botschaft ans Mikrofon trat “Wir <strong>sind</strong> normale menschliche Wesen. Wir können<br />

laufen, wir können sprechen.”<br />

Daphe <strong>von</strong> S. (Trio<br />

Infernal) im DLM<br />

ter“ des Jugendamtes<br />

<strong>Offenbach</strong>. Teilnah­<br />

me an der interkultu­<br />

rellen Woche durch<br />

eine Veranstaltung<br />

zu Migrantenmedizin<br />

und Erstellung eines<br />

Flyers mit Hilfsangebo­<br />

ten. Gartenseminar<br />

zur Bedeutung <strong>von</strong><br />

Therapien für das Ab­<br />

sinken der Infektiosi­<br />

tät. Der Vorstand<br />

wird um Edmond<br />

Dagba erweitert.<br />

Bild 1: Master Pukkh, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 2: Auch das<br />

Streichholzkarlchen hat für die<br />

Festschrift gespendet!<br />

Bild 3: Heinz Lothar Rupp &<br />

Michael Uzar & Zizi, Frankfurt<br />

am Main


"Ich mach den <strong>Offenbach</strong>er" -<br />

Damit aus Armut keine Verelendung wird<br />

Die Stadt <strong>Offenbach</strong> war bis zur Wiedervereinigung 1989 die Stadt mit dem niedrigsten<br />

Pro-Kopf-Einkommen der BRD. Gleichzeitig ist sie bis heute die Großstadt<br />

mit dem höchsten Anteil nicht deutsch-stämmiger Bevölkerung (Anteil mit<br />

und ohne deutschen Pass bei ca. 52 %). Folgen <strong>von</strong> Armut verschärfen sich natürlich,<br />

wo sie einhergehen mit Verständnis- und Verständigungsproblemen.<br />

Folgerichtig ist <strong>Offenbach</strong> darüber hinaus die Großstadt in Hessen mit der höchsten<br />

Verschuldungsrate privater Haushalte. Nicht zufällig hat sich in der ganzen<br />

Rhein-Main-Region der Ausdruck „Ich mach’ den <strong>Offenbach</strong>er“ als Synonym für<br />

die Notwendigkeit, den Offenbarungs-Eid zu leisten, eingebürgert. Wen wundert’s,<br />

dass sich Merkmale einer Art Kummersdorf der Rhein-Main-Region auch in der<br />

Realität eines Beratungsalltags der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. wiederfinden und<br />

diesen prägen.<br />

Probleme mit der Armut – objektive und subjektiv – machen in der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. 80 – 90 % der Beratungs- und Betreuungsanlässe unter<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> aus.<br />

Von <strong>uns</strong>eren KlientInnen mit HIV und <strong>AIDS</strong> – und über ihre Armut möchte<br />

ich im Folgenden berichten - haben zur Verfügung<br />

41 % Grundsicherung, ca. 345,00 € als <strong>Hilfe</strong> zum Lebensunterhalt<br />

32 % Erwerbsunfähigkeits-Rente unter 900,00 €, da<strong>von</strong> 18 % mit ergänzender<br />

Grundsicherung<br />

22 % Arbeitslosen-Geld II<br />

3 % Einkommen im ersten Arbeitsmarkt<br />

2 % mehr als 1300,00 € netto. Nach der WHO ist arm, wer monatlich weniger<br />

als die Hälfte des aus der Einkommensverteilung seines Landes berechneten<br />

Medians zur Verfügung hätte<br />

Nach der Europäischen Union lag die Armutsgrenze in Deutschland (60 %<br />

des mittleren Einkommens) für einen Alleinstehenden im Jahr 2003 bei einem<br />

monatlichen Einkommen <strong>von</strong> 938 Euro.<br />

Thomas <strong>von</strong> Aquin definierte im Mittelalter alle diejenigen als arm, die keine<br />

Rücklagen hatten, also „<strong>von</strong> der Hand in den Mund lebten“.<br />

Nach allen drei Definitionen <strong>sind</strong> ca. 95 % <strong>uns</strong>erer Beratenen und Betreuten<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> arm.<br />

Um die „gefühlte Armut“ zu erfassen, die nicht immer dem realen Vergleich zu<br />

Mitbetroffenen entspricht, ist es vor Allem auch sinnvoll, sich anzuschauen, ob es<br />

vor der Erkrankung Berufstätigkeit gab oder nicht.<br />

Denn der schnelle Fall in die Armut oder die Angst vor ihr wird als wesentlich heftiger<br />

wahrgenommen, wenn die Armut im Vergleich zu einem vorher ausgefüllten<br />

Berufsleben mit einem für die Bedürfnisse ausreichendem Einkommen stand.<br />

Unter den oben genannten KlientInnen standen<br />

- 62 % vor der Erkrankung in einem Berufsleben, in einer Ausbildung oder<br />

zumindest in einer als kurzes Zwischenstadium wahrgenommenen Phase<br />

ohne Beschäftigung<br />

- 25 % hatten schon sehr lange keine Beschäftigung mehr und<br />

- 13% hatten noch nie im Leben eine Beschäftigung außerhalb der Schule<br />

2001 Im Juni 2001 befassen sich die Vereinten Nationen (UN) auf einer eigens hierfür<br />

einberufenen Vollversammlung ausschließlich mit der HIV­Infektion und den weltweiten Folgen.<br />

Bild 1: Christiane Gohlke, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 2: Franz Frank, <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 3: Claudia Weidlich, <strong>Offenbach</strong><br />

44<br />

Elke Griesinger<br />

kam durch eine<br />

Betreuung eines<br />

Klienten zu <strong>uns</strong>.<br />

Seitdem erfreut sie<br />

<strong>uns</strong> immer wieder<br />

mitvorzüglichen<br />

Backwerken.


Das bedeutet, dass für 62 % <strong>uns</strong>erer KlientInnen mit HIV<br />

und <strong>AIDS</strong> zum einen das Leben in der Armut völlig neu akzeptiert<br />

und erlernt werden muss. Gleichzeitig leiden viele<br />

unter der Kränkung, nach einem erfüllten Berufsleben, vielfältig<br />

<strong>Hilfe</strong> zu benötigen und unter der Belastung, sich mit<br />

den diversen Ämtern und Hilfssystemen überhaupt zurecht<br />

zu finden.<br />

Bei beiden Gruppen, in denen Menschen zumindest seit<br />

Langem keine Arbeit haben, bestimmt nicht selten eine Sozialisation<br />

in das Grundgefühl „Ich bin ein Mensch, der im<br />

Leben immer zu kurz gekommen ist“ viele Inhalte der Beratung.<br />

Gleichzeitig kommt bei vielen zur eigentlichen Armut<br />

die Sozialisation zum/r <strong>Hilfe</strong>empfängerIn, verbunden<br />

mit einem schwach ausgebildeten Selbstbewusstsein, eigene<br />

Interessen selbst vertreten zu können.<br />

Nimmt man alle drei Gruppen zusammen, zeigt sich, dass<br />

„Armutsberatung“ qualitativ und quantitativ in <strong>uns</strong>erer Aids<br />

-<strong>Hilfe</strong> einen besonders hohen Stellenwert haben muss.<br />

Unter den äußerst vielfältigen Problemlagen der armutsspezifischen<br />

Beratung möchte ich die vier häufigsten<br />

Armutsprobleme hervorheben:<br />

- über 70 % der als arm zu bezeichnenden Menschen<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> in <strong>uns</strong>erer <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> geraten unterschiedlich<br />

häufig in finanzielle Notlagen und bitten<br />

um <strong>Hilfe</strong><br />

- über 50% dieser Menschen <strong>sind</strong> kontinuierlich oder<br />

zeitweise verschuldet<br />

- nahezu alle dieser Menschen beklagen Gefühle der<br />

Überforderung, der Hilflosigkeit und der Demütigung<br />

durch die bestehende Armut<br />

- über die Hälfte suchen inmitten dieser Schwierigkeiten<br />

sinnvolle Beschäftigung zur Verbesserung der Lebensqualität<br />

Wenn Armut in die Verelendung führt, kann sich das<br />

zeigen in:<br />

- Zunehmender Verschuldung verbunden mit Formen<br />

des „Abtauchens“<br />

- drohender Obdachlosigkeit, ungeordneter Ernährung<br />

und Kleidung<br />

- Kontakt-Abbruch zu Ambulanzen und Arztpraxen,<br />

Kontakt-Abbruch zu anderen Hilfseinrichtungen<br />

- Isolation und Selbstisolation auf Grund nicht mehr<br />

bezahlbarer früherer sozialer Verhältnisse<br />

- abnehmende Gesundheitspflege<br />

45<br />

- Compliance-Probleme innerhalb der Behandlung<br />

- abnehmende Umsetzung eigener Vorhaben<br />

- weniger Beziehungspflege<br />

- Strukturlosigkeit des Alltages<br />

- Sozialisation zur devoten Bittsteller-Haltung in Gesprächen<br />

Die Begriffe das „Neue <strong>AIDS</strong>“ (eine gut behandelbare,<br />

wenn auch nicht heilbare, schwere chronische Erkrankung)<br />

und das „Alte <strong>AIDS</strong>“ (eine kaum behandelbare,<br />

letztlich in absehbarer Zeit tödliche Erkrankung) spielen<br />

in der heutigen Fach-Diskussion eine zunehmende Rolle.<br />

In <strong>uns</strong>erer <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> lässt sich beobachten, dass das<br />

„Neue <strong>AIDS</strong>“ mit der Abnahme <strong>von</strong> Einkommen, Bildungschancen,<br />

Selbstwert und folglich auch mit der Abnahme<br />

<strong>von</strong> Gesundheitsbewusstsein proportional wieder<br />

zum „Alten <strong>AIDS</strong>“ zu werden droht. Der Einfluss des<br />

Faktors Armut auf das Infektionsgeschehen und den<br />

Krankheitsverlauf wird in Zukunft noch <strong>von</strong> weit größerem<br />

Gewicht werden als er es ohnehin schon war und ist.<br />

Dieser Einfluss ökonomischer und sozialer Benachteiligung<br />

wird inhaltlich und didaktisch in die Präventions-, Beratungs-<br />

und Bildungsarbeit aufzunehmen sein, während<br />

sich dieser Beitrag im Folgenden mit der Armutsfrage unter<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> beschäftigt, soll hier zur<br />

Präventionsarbeit nur soviel vermerkt sein: Auch in der<br />

Prävention müssen wir das stabile Management <strong>von</strong> Armutssituationen<br />

unter Wahrung der persönlichen Würde<br />

in das didaktische Gesamtkonzept mit aufnehmen.<br />

Der genannte Zusammenhang zwischen dem Infektionsund<br />

Krankheitsverlauf <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und Armut gilt lokal<br />

wie global.<br />

Dass in der näheren Zukunft Formen des „Alten <strong>AIDS</strong>“<br />

für Millionen <strong>von</strong> Menschen in vielen Regionen Afrikas<br />

vorherrschend sein werden, das „Neue <strong>AIDS</strong>“ aber in den<br />

Großstädten Westeuropas vorherrschen wird, bestreitet<br />

wohl niemand.<br />

Aber auch in <strong>uns</strong>erem Beratungsalltag hat eine kleine Auswertung<br />

ergeben: Von den 14 der <strong>von</strong> <strong>uns</strong> begleiteten<br />

Menschen, deren Krankheits- oder Therapieverlauf ich als<br />

anhaltend kompliziert und immer wieder auch lebensgefährlich<br />

bezeichnen würde, hängt das bei 12 <strong>von</strong> ihnen unmittelbar<br />

mit einer Biografie und einem allgemeinen<br />

Gesundheitszustand zusammen, die viel weniger mit HIVspezifischen<br />

Aspekten zu tun haben als mit einem (Vor-)<br />

Leben in Armut, Instabilität und einem Mangel an persön-<br />

Alle 198 UN­Mitgliedsstaaten erklären, eigene Programme gegen die weitere Verbreitung<br />

<strong>von</strong> HIV zu entwickeln und zu finanzieren.<br />

2007 Lesung An­<br />

dreas Steinhöfel<br />

("Die Mitte der<br />

Welt") in Zusam­<br />

menarbeit mit dem<br />

Buchladen am<br />

Markt in Winter's<br />

Hotel <strong>Offenbach</strong>


Bild<br />

Bild<br />

1:<br />

1:<br />

Peter<br />

Peter<br />

Peschke,<br />

Peschke,<br />

Berlin<br />

Bild<br />

Künstler,<br />

2: Christa<br />

Berlin<br />

Ernst, Künstlerin,<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Bild 2: Christa<br />

am Main<br />

Ernst,<br />

Bild<br />

Künstlerin,<br />

3: Klaus Stehling,<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Frankfurt<br />

am<br />

Bild<br />

Main<br />

3: Klaus Stehling,<br />

Bild<br />

Frankfurt<br />

4: Mario<br />

am<br />

Ferranti,<br />

Main<br />

Marburg<br />

an<br />

Bild<br />

der<br />

4:<br />

Lahn<br />

Mario Ferranti,<br />

Marburg an der Lahn<br />

licher Anerkennung. Nur zwei <strong>von</strong> diesen<br />

14 zeigen keinerlei Bezug <strong>von</strong> Armutsfaktoren<br />

zur Problematik ihres Krankheitsund/oder<br />

Therapieverlaufs.<br />

Also muss in <strong>uns</strong>erer Beratungs- und Betreuungsarbeit<br />

die Auswirkung <strong>von</strong> Armut in allen<br />

Erscheinungsformen auf die<br />

persönliche Risiko- bzw. Krankheitssituation<br />

einen besonders wichtigen Stellenwert<br />

einnehmen.<br />

In vielen Gegenden der Welt spielen allein<br />

Mangelernährung, mangelnde objektive Verfügbarkeit<br />

geeigneter und bezahlbarer Therapien,<br />

Verhütungsmittel usw. eine<br />

entscheidende Rolle. In <strong>uns</strong>eren Breitengraden<br />

spielen die Gefahren der subjektiven<br />

und in der Folge auch körperlichen Verelendung<br />

als Folgen <strong>von</strong> Armut eine besonders<br />

große Rolle.<br />

Um der Entwicklung <strong>von</strong> Armut hin zur<br />

Verelendung entgegen zu wirken, verfolgen<br />

<strong>uns</strong>ere Armutsberatungen vor Allem folgende<br />

3 Ziele:<br />

A Die monetäre Besserstellung als Gegengewicht<br />

zu den zunehmenden Kürzungen<br />

<strong>von</strong> Sozialleistungen und<br />

Dumping-Löhnen durch Politik, Wirtschaft<br />

und öffentliche Meinung<br />

B Die Sicherstellung bzw. Wiederherstellung<br />

<strong>von</strong> Würde<br />

C Die Stärkung kreativer Potentiale und<br />

persönlicher Qualifikationen<br />

A Monetäre Besserstellung<br />

Das Leben mit <strong>AIDS</strong> enthält neben dem Einbruch<br />

<strong>von</strong> wichtigen Einnahmequellen und<br />

–möglichkeiten Kostenpunkte, die arme<br />

Menschen überdurchschnittlich hart treffen:<br />

- zusätzliche Medikamente, Pflegesalben<br />

und Heilmittel bei finanzieller Auszehrung<br />

- Kosten für Aktivitäten und Unternehmungen,<br />

um depressive Grundstimmungen<br />

durch einen belastenden<br />

Erkrankungsalltagaufzufangen(Urlaubswünsche,<br />

Kosten eines Hobbys)<br />

- Kosten durch Schulden auf Grund der<br />

verschiedenen instabilen Wechselsituationen<br />

<strong>von</strong> einem Einkommenssystem<br />

in ein anderes (vom Arbeitsalltag in die<br />

Rente, <strong>von</strong> Alo-Geld II in die Grundsicherung<br />

etc.)<br />

- Höhere Kosten im Bereich des Konsums<br />

illegaler Drogen auf Grund krankheitsbedingter<br />

geringerer Beweglichkeit<br />

- Ratenzahlungen auf Grund <strong>von</strong> Schulden<br />

und Darlehen<br />

Die finanzielle Besserstellung ist eines der<br />

drei wichtigen Ziele zur Vermeidung <strong>von</strong><br />

Verelendungstendenzen.<br />

Sie kann erfolgen durch<br />

- Die Beratung und <strong>Hilfe</strong> zur Durchsetzung<br />

finanzieller Rechtsansprüche und<br />

zur Entschuldung<br />

Hilfsanträge bei Stiftungen in besonderen<br />

Notlagen, insbesondere bei der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung (DAS)<br />

- Einzelfallhilfen und Darlehen aus<br />

Spendenmitteln der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

e.V. (AHOF) als Krisenintervention<br />

- Vermittlung <strong>von</strong> Vereinsaufgaben, je<br />

nach Neigung, Eignung und Möglichkeiten,<br />

für die kleinere Aufwandsentschädigungen<br />

gezahlt werden können.<br />

Für den zuletzt genannten Arbeitsbereich<br />

haben wir einen besonderen Schwerpunkt<br />

mit einem eigenen Etat entwickelt (derzeit<br />

insgesamt ca.7500, 00 €), <strong>von</strong> dem noch die<br />

Rede sein wird.<br />

Wir bekennen <strong>uns</strong> ausdrücklich zur finanziellen<br />

Besserstellung in akuten Verelendungskrisen,<br />

auch wenn wir wissen, dass <strong>uns</strong>ere<br />

Arbeit diesbezüglich gelegentlich mit Argwohn<br />

betrachtet wird. Natürlich wird die<br />

Einrichtung da auch mal getäuscht, natürlich<br />

kann ein Darlehen auch mal nicht zurückgezahlt<br />

werden. Natürlich muss <strong>von</strong><br />

den Beratenden aufmerksam agiert und reagiert<br />

werden. Aber führt auf den besser gestellten<br />

Etagen <strong>uns</strong>erer Gesellschaft die<br />

Tatsache, dass es Korruption und Betrug<br />

gibt, zur Abschaffung oder zum Verbot, Geschäfte<br />

überhaupt zu machen? Bei <strong>uns</strong> <strong>sind</strong><br />

arme und sozial Benachteiligte in gewisser<br />

2002 Die frühere Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth, <strong>von</strong> 1988 bis 1998 auch<br />

Bundestagspräsidentin, wird am 17.2.2002 65 Jahre alt. Als Bundesgesundheitsministerin prägte sie<br />

46


Hinsicht Geschäftspartner und ich glaube, dass es um die<br />

Geschäfte des Gebens und Nehmens zwischen der Unterstützung<br />

für Bedürftige und der daraus umgekehrt folgenden<br />

Unterstützung <strong>uns</strong>erer Vereinsarbeit gut bestellt ist. Ja,<br />

ich glaube, dass die gelungene Kooperation mit armen und<br />

sozial benachteiligten Menschen die wesentliche Existenzberechtigung<br />

<strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> in Zukunft überhaupt ausmachen<br />

wird.<br />

Natürlich gibt es für die Vergabe <strong>von</strong> <strong>Hilfe</strong>n oder für die<br />

Sondierung und Begleitung einer Aufgabenübertragung ein<br />

Regelwerk, dessen Darstellung hier aber zu weit führen würde.<br />

Dass ein großer Teil solcher <strong>Hilfe</strong>n auch zu <strong>uns</strong>eren Partnerprojekten<br />

in Burundi, Südafrika und Südrussland gehen,<br />

zeigt im Übrigen auch <strong>uns</strong>eren „Armen“ nur, dass<br />

auch unter den Armen noch gerecht verteilt werden muss.<br />

Die leider nicht selten anzutreffende Grundhaltung in der<br />

Öffentlichkeit und der Verwaltung, dass „diese Leute, <strong>uns</strong>er<br />

hart verdientes Geld sorglos verbrauchen“ und auch<br />

die entsprechenden juristischen Vorgaben auf Verwaltungsebene<br />

führen dazu, dass arme Menschen unentwegt noch<br />

darauf achten müssen, keinerlei Verbotsüberschreitungen<br />

hinsichtlich auch kleinster weiterer Einkünfte zu begehen.<br />

An dieser Stelle würde ich deshalb gerne – mangelte es<br />

nicht an der Zeit – in differenzierter Weise für ein bedingungsloses<br />

Grundeinkommen eintreten.<br />

B. Die Sicherstellung bzw. Wiederherstellung <strong>von</strong> Würde<br />

Sowohl die Erfahrung jahrelanger Verarmung und Arbeitslosigkeit<br />

als auch die abrupt erlebte Verarmung nach einem<br />

oft arbeitsreichen Leben zeigen zahlreiche Gefühlslagen<br />

der Leere, der empfundenen eigenen Nutzlosigkeit und<br />

den Verlust an Lebenssinn. Und dass oft in einer Krankheitslage,<br />

in der die Perspektive einer Rückkehr zu früherer<br />

Einsatzkraft ausgeschlossen ist.<br />

Wenn zu dieser Lage das allzu oft als entwürdigend empfundene<br />

Kämpfen um diese oder jene Sozialleistung, das Sitzen<br />

in immer anderen Wartezimmern über viele Stunden,<br />

ja vielleicht der Zwang, eine <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> überhaupt aufsuchen<br />

zu müssen, hinzu kommt, liegt oft der Schritt zur<br />

Selbstaufgabe nahe. Ein zweiter wichtiger Aspekt <strong>uns</strong>erer<br />

Armutsberatung liegt deshalb in der systematischen Wiederherstellung<br />

<strong>von</strong> Würde und Selbst-Bewusstsein.<br />

Das fängt beim Beratungssetting an und endet bei der direkten<br />

Teilhabe an Telefonaten zur Interessenvertretung in<br />

komplizierten Fällen, bei denen miterlebt werden soll: Meine<br />

Person ist es wert, dass man sich für sie streitet.<br />

Zum Setting: Ein würdevolles Umgehen mit armen KlientInnen<br />

heißt:<br />

Wenn es irgend geht, nicht noch eine lange Wartezeit zumuten.<br />

Heißt, die gleiche Augenhöhe ständig suchen. Sprich leise<br />

mit einem Unterlegenen und laut mit einem Überlegenen,<br />

hat Heinrich Böll einmal sinngemäß gesagt. Gerade im Fall<br />

<strong>von</strong> nicht-deutschen Armen erlebt man so häufig die paradoxe<br />

Wirkung <strong>von</strong> „Helfern“, die meinen, Sprachprobleme<br />

durch Lautstärke ersetzen zu können. Ein besonders<br />

demütigendes und entwürdigendes Erlebnis.<br />

Auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren, kann heißen,<br />

mehr Zeit als üblich dem Gespräch einzuräumen, einen<br />

Spracharmutsbonus, einen Ausdrucksarmutsbonus,<br />

schlicht Armutsbonus, einzuräumen, der, natürlich in<br />

Grenzen, dem armen Klienten bewusst deutlich macht:<br />

„Poor people welcome, Bei <strong>uns</strong> bist Du Privatpatient“.<br />

Würde fördern, kann heißen, jemanden nicht mit einem<br />

„Da <strong>sind</strong> andere zuständig“ dort oder dort hin weiter zu<br />

schicken, sondern den gleichen Gang als die Bitte um Mithilfe<br />

bei einem mir selbst wichtigen Vorgang deutlich werden<br />

zu lassen.<br />

Kann heißen, mich selbst in die Rolle des Beauftragten zu<br />

begeben, kann heißen, eigene Subalternität in dosierten<br />

und sehr bewussten Grenzen selbst herzustellen und auszuhalten.<br />

Unsere Grundhaltungen zur Pflege der Würde armer<br />

Menschen heißen:<br />

- Wer durch Infektion, Erkrankung und Armut Selbstwert<br />

verloren hat, benötigt mehr als andere die Erfahrung<br />

<strong>von</strong> Respekt und Wertschätzung<br />

- Bevorteiligte teilen mit Benachteiligten<br />

- Gestaltete Armut leben schafft Selbstbewusstsein<br />

und Stolz<br />

Das <strong>sind</strong> die Grundhaltungen, die <strong>von</strong> armen KlientInnen<br />

erlebbar sein sollten, und zwar nicht nur im Rahmen der<br />

Beratung, sondern auch in <strong>uns</strong>erer aktiven Interessenvertretung,<br />

<strong>uns</strong>eren Ausstellungen, politischen Positionen und<br />

in der Atmosphäre des Vereinslebens insgesamt und im<br />

Umgang untereinander. Sie dienen der Stärkung <strong>von</strong> Stolz<br />

und Selbstbewusstsein im Rahmen einer gestalteten Armut.<br />

C. Die Stärkung kreativer Potentiale und persönlicher<br />

Qualifikationen<br />

Eine gute Bilanz der Stärkung kreativer Potentiale und per-<br />

wesentlich die <strong>AIDS</strong>­Politik der BRD. Auch heute noch ist sie internatinal als Expertin<br />

gefragt.<br />

47<br />

Seit 1991 beteiligt sich<br />

die Aids­<strong>Hilfe</strong> Offen­<br />

bach am Tag der<br />

Selbsthilfegruppen in<br />

der Fussgängerzone<br />

der Frankfurter Straße.


sönlicher Qualifikationen wirken sich auf Punkt 1 (finanzielle<br />

Besserstellung <strong>von</strong> KlientInnen mit HIV und <strong>AIDS</strong>)<br />

und Punkt 2 (die Stärkung und Wiederherstellung der Würde<br />

armer KlientInnen) unmittelbar aus. Wir haben in der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. zahlreiche Bereiche aufgebaut,<br />

in denen sich Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>, die über wenig<br />

Einkommen verfügen, kreativ engagieren und selbst verwirklichen<br />

können.<br />

Hierzu gehören folgende Projekte. In ihnen <strong>sind</strong> zurzeit ausschließlich<br />

einkommensschwache Menschen mit und ohne<br />

<strong>AIDS</strong> in der Leitungsfunktion, in der zumeist auch eine gewisse<br />

Aufwandsentschädigungen gezahlt wird.<br />

- Die Gruppe „Mal mal!“, deren Kurse seit Jahren <strong>von</strong> einem<br />

HIV-Positiven ohne eigenes Einkommen gemanagt<br />

werden.<br />

- Das Projekt Cruising Coop (Streetwork für Männer, die<br />

Sex mit Männern haben) und die Internet-Chat-Beratung,<br />

Leitung unter und Beteiligung <strong>von</strong> Menschen mit HIV und<br />

<strong>AIDS</strong> mit Einkommen im Bereich der Armutsgrenze<br />

-Catering durch betroffene, einkommensschwache Frauen<br />

aus afrikanischen Staaten bei zahlreichen Bewirtungsgelegenheiten<br />

- Arme Menschen mit HIV und Aids, die über die Teilnahme<br />

an K<strong>uns</strong>t-Workshops an der künstlerischen Gestaltung<br />

<strong>uns</strong>erer Präventions-Wander-Ausstellungen<br />

arbeiten.<br />

- Die Präventionsgruppe „Aus Erster Hand“ für Schulklassen<br />

und andere Gruppen wird zurzeit ganz wesentlich<br />

<strong>von</strong> einem Menschen mit HIV getragen, der <strong>von</strong> Grundsicherung<br />

lebt, unter Unterstützung anderer infizierter<br />

und/oder erkankter Menschen.<br />

- <strong>Zwei</strong> eingewanderte Frauen mit Aids mit eigener Einwanderungserfahrung<br />

werden zur Zeit als Fachkräfte für Präventionsarbeit<br />

unter Migrantinnen ausgebildet und<br />

hatten erste viel versprechende Einsätze.<br />

- Auf zahlreichen Wegen wird gefördert, unterstützt und geschult,<br />

um im „<strong>Zwei</strong>ten Arbeitsmarkt“ Verkaufsstände einzurichten,<br />

selbst gemalte Bilder, hergestellte Grußkarten<br />

etc. zu vertreiben. <strong>Zwei</strong> <strong>uns</strong>erer Meschen mit HIV nutzen<br />

<strong>uns</strong>ere Logistik, um auf dem <strong>Offenbach</strong>er Flohmarkt die<br />

Ausflugskasse der Positivengruppe „Frauen+“ aufzufüllen.<br />

- Beim Brunch für Menschen mit und ohne HIV und<br />

beim Café Positiv gestalten und verwalten Menschen mit<br />

HIV und Aids diese Angebote durchweg selbstständig.<br />

- Die Leitung <strong>uns</strong>erer Frauengruppe liegt in den Händen<br />

einer Frau mit Aids mit geringer EU-Rente.<br />

- Die Anlaufstelle für Anliegen und Beschwerden <strong>von</strong><br />

Ehrenamtlichen liegt ebenfalls in den Händen dieser Frau:<br />

48<br />

- Über die Erlebnis- und Arbeitsberichte im monatlich<br />

stattfindenden Plenum besteht die Möglichkeit, das Geschaffene<br />

und Geleistete anderen vorzustellen<br />

Notwendige qualifizierende Kurse und Fortbildungen werden<br />

<strong>von</strong> <strong>uns</strong> durchweg gefördert, unterhalb der Armutsgrenze<br />

auch voll finanziert.<br />

Das Aufsuchen der Möglichkeiten zur Förderung <strong>von</strong><br />

Kreativität und Qualifikation kann unterschieden werden<br />

nach Gelegenheiten, die für Personen geschaffen werden<br />

und solchen, die selbst gesuchte und geschaffene Möglichkeiten<br />

unterstützen.<br />

Verbunden mit der Förderung der aktiven Teilhabe im Vereinsleben<br />

ist auch das Angebot einer gewissen sozialen Heimat.<br />

In Phasen der Umbrüche hin zu ärmeren<br />

Lebensverhältnissen ist das Vorhanden-Sein einer sozialen<br />

Heimat wichtiger als in Zeiten, in denen ohnehin mit Allem<br />

allein zurecht kommt.<br />

Natürlich <strong>sind</strong> diese Angebote selbst nicht armutsspezifisch<br />

ausgerichtet. Armutsspezifisch an ihnen ist, dass sie<br />

bei 95 % einkommensschwacher KlientInnen fast ausschließlich<br />

armen Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> zur Mitarbeit<br />

angeboten werden.<br />

Ziel ist es Armut mit Struktur, Inhalt und Stil zu gestalten,<br />

und damit eben jeder Verelendungstendenz vorzubeugen.<br />

In der Armut muss sich die Gelegenheit bieten, sich mit<br />

Stolz zu präsentieren und die persönliche Würde dabei zu<br />

schützen. Nicht zuletzt erhält das auch die Stärkung zur<br />

Vertretung eigener Interessen<br />

Abschließend sei hier ein besonders gelungenes Beispiel gegeben: Als<br />

alter Rallye-Fahrer war für Karl die Fahrerei seine ganze Leidenschaft.<br />

Als seine Gebrechlichkeit zu groß wurde, um selbst einen Wagen<br />

zu fahren, begann er nach neuen Reisemöglichkeiten zu suchen,<br />

was in Folge seiner Armut – 810 Euro Rente – sehr schnell auf<br />

Grenzen stieß. Schließlich vergrub er sich in den vielen Wartezimmern,<br />

in denen er sitzen musste, mit Vorliebe in Zeitschriften, in denen<br />

Reiserätsel vorkamen. Schon bald gab es ein, zwei Reisegewinne.<br />

Wir begannen die Aktivität dadurch zu stützen, dass wir <strong>uns</strong>er gesamtes<br />

Umfeld einschalteten, Zeitschriften mit noch aktuellen Rätseln<br />

bei Karl abzuliefern. Er lief zur Hochform auf, brachte es auf<br />

6 bis 8 kostenlosen Reisen pro Jahr, mehr oder weniger lang, mehr<br />

oder weniger weit. Gleichzeitig stützten wir, als er gebrechlicher wurde,<br />

mit Handy-Notkontakten, nötigen Hilfsmitteln und ärztlichen<br />

Absicherungen; soweit es ging; seinen zähen Willen, trotz Armut<br />

und Einschränkungen reisen zu können. Ärztlicherseits stand man<br />

so manches Mal Kopf, wenn er kurz nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

mit schlitzohrigem Lächeln seine nächste Osteuropa-Tour ankündigte.<br />

Schließlich hatte er ein so raffiniertes und routiniertes<br />

2003 Zahlreiche Pharmakonzerne reduzieren die Preise ihrer HIV Medikamente für weniger<br />

entwickelte Staaten. Dennoch bleiben sie Millionen Positiver weltweit unerschwinglich.<br />

Frankfurter Neue Presse 05.07.2007


System, dass er die gewonnenen Reisen nicht<br />

mehr selbst „abreisen“ konnte, und anderen Bedürftigen<br />

manche Gewinne zur Verfügung stellen<br />

konnte. Heute ist er verstorben, er kann er<br />

nicht mehr reisen, aber er hat anderen ein Vorbild<br />

und die Motivation gegeben, gefundene Leidenschaften<br />

zäh zu verteidigen.<br />

Die dargestellten armutsspezifischen Bemühungen<br />

dieser Art führen heute dazu,<br />

dass mit Sicherheit etwa 70% <strong>uns</strong>erer<br />

KlientInnen stetig oder gelegentlich<br />

durch ihre Kompetenzen und Neigungen<br />

das Vereinsleben und seine Aufgaben<br />

mit gestalten. Ein gutes Geschäft<br />

für beide Seiten. Wenn auch diese Strategie<br />

bei <strong>uns</strong> zu Abläufen führt, die unter<br />

professionellen“ Blicken Auswärtiger gelegentlich<br />

auch ein gütiges Lächeln hervorrufen,<br />

so fühlen wir <strong>uns</strong> dem Ziel,<br />

Armut mit Würde und Stärke leben zu<br />

können, besonders nahe.<br />

Michael Lämmert Auch die MEDI-AG an der Leibnizschule in Heusenstamm<br />

unterstützte <strong>uns</strong>ere Festschrift mit einem Spendenbeitrag.<br />

Belgische Forscher berichten HIV sei schon in den 1940er Jahren in Guinea­Bissau<br />

nachweisbar.<br />

49


Bild 1: Claudio und Robert<br />

Bild 2: Magister Erik Pfefferkorn, Aids­<br />

<strong>Hilfe</strong> Oberösterreich Linz<br />

Bild 3: Andreas Thurm,<br />

Kundenbeziehungsmanager, Frankfurt<br />

am Main<br />

Bild 4: Dr. Helmut Graupner,<br />

Rechtsanwalt, Wien<br />

Alltag e.V.<br />

Schuldnerberatung<br />

SOS Alltag e.V. wurde im Jahr<br />

1994 gegründet. Zunächst betreute<br />

der Verein ausschließlich<br />

die zu beratenden Frauen der<br />

Anlaufstelle für straffällig gewordene<br />

Frauen der Arbeiterwohlfahrt,<br />

Kreisverband Frankfurt.<br />

Im Laufe der Zeit entstand seitens<br />

der Ratsuchenden ein stetig<br />

zunehmender<br />

Beratungsbedarf. Es sprachen<br />

vor allem Personen vor, die entweder<br />

aufgrund ihres Wohnortes<br />

oder aufgrund ihrer<br />

Lebenssituation bei anderen Beratungsstellen<br />

keinen Zugang<br />

zur Beratung finden konnten.<br />

Es handelt sich bis heute hierbei<br />

um Selbstständige, Gewerbetreibende<br />

und ehemalige<br />

Selbstständige, um Straffällige<br />

und Personen in besonderen<br />

Notlagen. Im Jahr 1999 trat das<br />

neue Insolvenzrecht in Kraft,<br />

das natürlichen Personen im Wege<br />

eines gerichtlich geregelten<br />

Verfahrens einen Zugang zu einem<br />

gerichtlich verfügten Schulderlass<br />

ermöglicht. SOS Alltag<br />

e.V. hat hier sehr frühzeitig die<br />

Weichen gestellt um den Ratsuchenden<br />

einen raschen und möglichst<br />

unbürokratischen Zugang<br />

zum Verfahren bzw. zur möglichen<br />

Restschuldbefreiung zu verschaffen.<br />

Als Mitglied im Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz und Baden-<br />

Württemberg beraten wir heute<br />

all jene Menschen, die sich in<br />

der problematischen Situation<br />

der Verschuldung oder Überschuldung<br />

befinden. Wir orientieren<br />

<strong>uns</strong>er Hilfsangebot an<br />

der jeweils individuellen Lage<br />

der Ratsuchenden und arbeiten<br />

passende Lösungswege heraus.<br />

Dabei <strong>sind</strong> wir als Einrichtung<br />

nicht gewerblich und arbeiten<br />

nicht profitorientiert.<br />

Mit <strong>uns</strong>erer nunmehr vierzehnjährigen<br />

Erfahrung und über<br />

1500 Betreuungen in Insolvenzverfahren<br />

(privat und gewerblich)<br />

bieten wir <strong>von</strong> Frankfurt<br />

aus bundesweit jenes Knowhow<br />

und jene Kompetenz, wie<br />

sie aktuell <strong>von</strong> einer zunehmenden<br />

Zahl Betroffener nachgefragt<br />

werden.<br />

Unsere Beratungsstelle befindet<br />

sich zentral gelegen im Frankfurter<br />

Nordend, Schwarzburgstraße<br />

10, 60318 Frankfurt.<br />

Zwecks Terminvereinbarung erreichen<br />

Sie <strong>uns</strong> montags bis freitags<br />

<strong>von</strong> 09.30 – 12.30 unter<br />

069 – 441 553 oder im Internet<br />

unter www.sos-alltag.de.<br />

2004 Fünf bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt werden in Libyen zum<br />

Tod verurteilt. In einem seit 2000 laufenden umstrittenen Verfahren wird ihnen vorgeworfen,<br />

50


Luise 34 - das soziale Kaufhaus - wächst<br />

Luise 34 – Das Kaufhaus Luisenstr. 34, 63067 <strong>Offenbach</strong><br />

Seit nun 1,5 Jahren werden in der Luisenstraße,Langzeitarbeitslosebeschäftigt,<br />

qualifiziert und wieder in den<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt integriert.<br />

Dies ist die Hauptaufgabe des über<br />

1400qm großen Möbelhauses der Caritastochter,<br />

CariJob gGmbH.<br />

Die <strong>von</strong> ALG II lebenden Beschäftigten<br />

fühlen sich hier wieder gebraucht<br />

und gestärkt. So leiten erfahren Handwerker<br />

oder Bürokräfte Kollegen, insbesondere<br />

Jugendliche an, die noch<br />

keinen Schulabschluss oder Ausbildungsplatz<br />

haben.<br />

Die Kunden finden hier preiswerte,<br />

gut erhaltene, gebrauchte Möbel und<br />

Haushaltswaren, die <strong>von</strong> den ca. 60<br />

Beschäftigten besichtigt, aufgearbeitet,<br />

verkauft und auch wieder ausgeliefert<br />

und montiert werden.<br />

Dies schafft nicht nur Beschäftigung<br />

und holt die Menschen oft aus ihrer<br />

sozialen Isolation, sondern ist auch<br />

ökologisch.<br />

51<br />

Seit diesem Sommer bildet der Betrieb<br />

auch zum ersten Mal in Kooperation<br />

mit der MainArbeit GmbH<br />

aus.<br />

Vier Junge Menschen durchlaufen<br />

hier sämtliche Arbeitsfelder um nach<br />

2 Jahren ihre Ausbildung als Verkäufer/in<br />

erfolgreich abzuschließen.<br />

Das nächste große Projekt ist schon<br />

in der Mache. Zu Beginn des kommenden<br />

Jahres wird in der Kaiserstraße<br />

38 HH ein Bekleidungshaus<br />

eröffnen. Die Umbauarbeiten <strong>sind</strong><br />

schon im vollen Gange und auch<br />

Kleiderspenden werden jetzt schon<br />

gerne angenommen.<br />

Wenn auch sie das Projekt mit Sachspenden<br />

unterstützen möchten, rufen<br />

sie an: 069-66968919 oder schicken<br />

sie eine E-mail mit Foto an:<br />

luise34@carijob.de<br />

CariJob gemeinnützige GmbH<br />

bewusst die Infektion libyscher Kinder mit HIV in Kauf genommen zu haben. Erst 2006<br />

kommen sie nach internationalen Interventionen frei.<br />

Bild 1: Sybille Stallmann­Beseler,<br />

Der Paritätische <strong>Offenbach</strong><br />

Bild 2: Petra Tursky­Hartmann,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bild 3: Landrat Peter Walter,<br />

Dietzenbach<br />

Bild 4: Joachim Strack, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main


"Vollkommen gemischt" -<br />

der Sonntagsbrunch in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Der Sonntagsbrunch besteht ja schon sehr lange. Das<br />

jetzige Brunchteam besteht aus zwei Paaren, die sich<br />

monatlich abwechseln. Burkhard und Sven und wir, also<br />

Achim und ich. Das funktioniert sehr gut, wir sprechen<br />

auch untereinander oft darüber wie es lief und<br />

können <strong>uns</strong> auch mal vertreten, wenn die anderen<br />

mal nicht können.<br />

Wer da nun beim Brunch auftaucht, ist zum Teil<br />

schon sehr verschieden. Es gibt wohl gewisse Stammgäste,<br />

mit denen man fast immer rechnen kann. Aber<br />

ansonsten wechselt es auch sehr. Grundsätzlich kann<br />

man sagen ist das Publikum vollkommen gemischt.<br />

Positive und Negative, Frauen und Männer. Schwule,<br />

Heteros, Lesben, ohne, aber auch mal mit Kind, Gäste<br />

mitbringend, die gerade zu Besuch <strong>sind</strong>, Freundinnen<br />

und Freunde, Gäste <strong>von</strong> der Basis der<br />

Frankfurter <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, die <strong>uns</strong>eren Brunch auch<br />

mal probieren möchten, Vegetarier und Fleisch essende,<br />

Leute denen Salate, Leute, denen Gebratenes<br />

mehr schmeckt, gelegentlich ist auch ein Hund dabei.<br />

Halt vollkommen gemischt!<br />

Viele kommen auch neu dazu, weil sie in anderen eh-<br />

52<br />

renamtlichen Bereichen tätig <strong>sind</strong> und <strong>uns</strong> <strong>von</strong> dort<br />

kennen. Manchmal haben wir zu viel gemacht, das ist<br />

nicht immer leicht einzuschätzen. Beim Einkaufen<br />

gucken wir natürlich hin: Was ist günstig, aber was<br />

schmeckt auch. Manchmal lernt man auch: Ah, das<br />

kommt besonders gut an! Jedenfalls schaffen wir es,<br />

kostendeckend mit dem Beitrag <strong>von</strong> 3,00 € hinzukommen.<br />

Natürlich muss man schon eine ziemliche Zeit rechnen.<br />

Als erstes müssen wir in der AH OF die Schlüssel<br />

für die Räume holen. Dann die ganze Einkauferei.<br />

Dann das ganze Zubereiten zu Hause. Natürlich<br />

lernt man auf die Dauer verschiedene Dinge nebeneinander<br />

zuzubereiten. Wie gut das läuft, hängt auch<br />

da<strong>von</strong> ab, in welcher Stimmung man an dem Sonntag<br />

gerade ist. Aber gemacht werden muss es ja. Dann<br />

dauert es auch noch eine Weile, bis man Alles vor<br />

Ort hat. Die ganze Vorbereiterei in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

dauert auch noch mal eine gute Stunde. Na ja, dann<br />

<strong>von</strong> 11.00 – etwa 14.00 das gesellige Miteinander-<br />

Sein. Viele haben Fragen zum Büffet, nach manchen<br />

muss man schauen, wenn sie neu <strong>sind</strong>, dass sie ein<br />

wenig Ansprache haben. Im Anschluss hat man noch<br />

mal 2 Stunden mit dem Aufräumen zu tun. So um<br />

vier Uhr <strong>sind</strong> wir etwa wieder zu Hause.<br />

Schön ist, dass bei <strong>uns</strong> beiden als Team Alles ziemlich<br />

unabgesprochen läuft. Aber es gibt auch Heikles,<br />

was auf die Stimmung drückt. Zum Beispiel, wenn<br />

Du Dir wirklich viel Mühe gemacht hast und dann<br />

kommen nicht gerade viele Leute. Wenn dann noch<br />

jemand kommt und sagt: „Du hast ja viel zu viel gemacht!“,<br />

dann langt es auch mal. Oder umgekehrt:<br />

Wenn sich jemand den Teller voll lädt und gar nicht<br />

guckt, ob alle etwas abbekommen. Ich meine, wenn<br />

Dinge übrigbleiben, <strong>sind</strong> wir immer großzügig. Fast<br />

immer können sich Leute, die den Kühlschrank zu<br />

Hause nicht sehr voll haben, auch noch etwas mitnehmen.<br />

Wenn ich Wünsche äußern darf: Die PR für <strong>uns</strong>eren<br />

Brunch, oder diese oder jene Mitteilung über den<br />

Brunch - wenn sich da ehrenamtliche Leute finden<br />

würden, die das betreiben, wäre das schon gut. Ich<br />

fände es auch gut, wenn alle anderen Ehrenamtlichen<br />

aus den anderen Arbeitsbereichen öfter kommen. Damit<br />

sich die untereinander auch mehr kennen lernen.<br />

Dietmar Muth<br />

2005 Nelson Mandela gibt bekannt, dass sein Sohn Makgatho im Alter <strong>von</strong> 54 Jahren an<br />

den Folgen <strong>von</strong> Aids <strong>gestorben</strong> ist.


© BILD Mainz Wiesbaden<br />

04. 12.2007<br />

Die Aids-<br />

Teddybären 2008<br />

<strong>sind</strong> da. Sie <strong>sind</strong> in<br />

vielen Geschäften<br />

der Stadt und in<br />

<strong>uns</strong>eren<br />

Büroräumen gegen<br />

Spende <strong>von</strong> € 6,erhältlich.<br />

2006 In den USA wird mit Atripla die erste einmal tägliche Dreierkombination in einer Pille<br />

als Gemeinschaftsarbeit zweier Pharmakonzerne zugelassen.


«Wie die Bärchen zu den Menschen kommen ...»<br />

Spendenakquise mit der Bären-Benefiz-Aktion der AH <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />

Im Jahr 2001 haben wir <strong>uns</strong> ein Herz für die Aids-<br />

Teddys gefaßt. Aufgrund der allgemeinen Beliebtheit<br />

<strong>von</strong> Teddys dachten wir <strong>uns</strong>, dass die kleinen Sammlerbären,<br />

die jedes Jahr zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag neu kreiert<br />

werden, eine gute Möglichkeit <strong>sind</strong>, mit<br />

Menschen in Kontakt zu kommen, mehr Spendengelder<br />

zu sammeln und gleichzeitig dabei auf <strong>uns</strong>ere<br />

wichtige Arbeit hinzuweisen. Von etwa 100 Aids-Teddys<br />

im Jahr 2001 hat sich die Zahl der Bärchen, die<br />

wir an die Frau/den Mann bringen, auf mittlerweile<br />

fast 1500 erhöht. Dies haben wir mit neuen Ideen<br />

zur Bärchenpräsentation, dem Ausbau wichtiger Kontakte<br />

und kreativem Marketing für den kleinen Sympathieträger<br />

erreicht.<br />

Die jährliche Bärchenaktion ist für <strong>uns</strong> ein gelungenes<br />

Beispiel für Spendenakquise der anderen Art.<br />

Der Aids-Teddy<br />

Der Teddy als Symbol der Menschlichkeit geht zurück<br />

auf die Anfangsjahre <strong>von</strong> Aids, als der Bürgermeister<br />

<strong>von</strong> San Francisco als plakatives Zeichen<br />

gegen die damals vorherrschende Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung den Aids-Patienten der Stadt – in<br />

Anlehnung an das Stadtwappen – persönlich einen<br />

kleinen Teddybären überreichte. Der Züricher "Aids-<br />

Pfarrer" Heiko Sobel brachte den Teddy vor 10 Jahren<br />

mit nach Europa und etablierte ihn auch hier als<br />

ein Symbol der Solidarität mit Menschen mit HIV<br />

und Aids.<br />

Die Aids-Teddys werden <strong>von</strong> der Herstellerfirma (derzeit<br />

Fa. Clemens Spieltiere) jährlich neu hergestellt.<br />

In jedem Jahr sieht das Bärchen anders aus und ist somit<br />

ein Sammlerstück. Alle Bären <strong>sind</strong> mit der entsprechenden<br />

Jahreszahl und dem Zertifikat „Original<br />

<strong>AIDS</strong> Teddy“ versehen. Die Aids-Teddys werden<br />

<strong>von</strong> <strong>uns</strong> und natürlich auch anderen Aids-<strong>Hilfe</strong>n gegen<br />

eine Spende ab 6 € abgegeben. Natürlich freuen<br />

wir <strong>uns</strong> auch sehr über jeden höheren Spendenbetrag!<br />

Über den Bärchenverkauf kommt man sehr leicht<br />

mit den Menschen ins Gespräch. Hier wird häufig<br />

54<br />

auch direkt nachgefragt, was mit den Spenden passiert.<br />

Der Gewinn fließt immer ohne Abzüge direkt<br />

in <strong>uns</strong>ere örtliche Aids-<strong>Hilfe</strong>-Arbeit. Einige kleine<br />

Projekte, die direkt den Betroffenen zugute kommen,<br />

lassen sich mit dem Bärchenerlös über das Jahr<br />

fördern.<br />

Unsere Erfahrungen mit der Spendenakquise über<br />

die Aids-Teddys geben wir im Kreis der Ehrenamtlichen<br />

untereinander weiter und regen <strong>uns</strong> gegenseitig<br />

zu neuen Aktionen an. Im Jahr 2008 gibt es in der<br />

AH <strong>Offenbach</strong> zwei Workshops zum Thema für interessierte<br />

Ehrenamtler. Zudem plant Markus Schuke<br />

in Zusammenarbeit mit Heiko Sobel aus Zürich<br />

und der Herstellerfirma Clemens ein Handbuch, welches<br />

auch anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern kleinerer<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong>n einen Ansporn geben soll, sich des<br />

sympathischen Kommunikationsmittels „Aids-Teddy“<br />

zu bedienen.<br />

Haben Sie ein Herz für Bären und damit für <strong>von</strong><br />

HIV und Aids betroffene Menschen, denen Ihre<br />

Spende direkt zugute kommt. Machen Sie mit!<br />

Markus Schuke, Oktober 2008<br />

2006 Rock­Sänger Bono (U2) kündigt die Gründung einer neuen Marke an. ‘Product Red’<br />

soll helfen über Merchandise­Programme Geld für den Globalen Fonds zur Bekämpfung


55<br />

<strong>Offenbach</strong> Post 10.05.1991<br />

<strong>von</strong> Aids, Malaria und Tuberkulose zu sammeln. Informationen über google unter global<br />

fund + product red.


Seidenbuch, meine persönliche<br />

Möglichkeit zum Tiefgang<br />

Wie gehe ich damit um, wie fühle ich<br />

mich dabei, wer fragt mich...?<br />

Als Ehemann meiner in allen Belangen<br />

sehr positiven Frau Maria suche<br />

auch ich ein Forum für meine Bedürfnisse.<br />

Kein Thema für den Alltag, zumal<br />

wir <strong>uns</strong>ere Ehe für die Zukunft<br />

ausgelegt haben, und dadurch nur selten<br />

darüber sprechen. So sollte <strong>uns</strong>ere<br />

<strong>Zwei</strong>samkeit jetzt schon so lange dauern<br />

wie die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> besteht.<br />

Nach wechselnden<br />

Seminarhäusern, <strong>sind</strong> Maria und ich,<br />

in Verbindung mit der AH <strong>Offenbach</strong><br />

und der Selbsthilfe HIV und <strong>AIDS</strong><br />

Frankfurt, zweimal im Jahr über das<br />

Wochenende in Seidenbuch gelandet.<br />

Schon Freitags habe ich immer 1 Tag<br />

Urlaub genommen, um rechtzeitig meinen<br />

persönlichen Relaxingvorgang einzuleiten.<br />

Den Koffer für das<br />

Wochenende gepackt, geht es mit Maria<br />

im Auto schon am frühen Nachmittag<br />

in Richtung Odenwald, obwohl<br />

das eigentliche Seminar erst um 18:30<br />

Uhr mit dem Abendessen beginnt.<br />

Warum nicht schon am Nachmittag<br />

die Ruhe und das freundliche Personal<br />

des Hauses genießen und bei Kaffee<br />

und Kuchen die Seele baumeln lassen.<br />

Wenn nur das Wetter wieder mitspielt<br />

... !?<br />

Leider hat der Odenwald dem Eintreffen<br />

eine sehr kurvenreiche Strecke vorausgestellt.<br />

Es wird zunehmend ländlich, mit<br />

dunklen Wäldern, in denen große Felsbrocken<br />

verstreut liegen, als hätten Riesen<br />

Bowling gespielt und vergessen<br />

die Kugeln wegzuräumen. Also alles<br />

in Allem ... hier sagen sich nun wirklich<br />

Hase und Fuchs eine gute Nacht.<br />

Der liebe Empfang entschädigt <strong>uns</strong><br />

sofort. Hauswirtin Anita und Koch<br />

Thomas begrüßen <strong>uns</strong> herzlich und<br />

wir bekommen <strong>uns</strong>ere Zimmer zugewiesen,<br />

die immer sauber und schön<br />

hell <strong>sind</strong>. Schon beim Auspacken<br />

fühlst du dich wie Zuhause.<br />

Aber jetzt schnell ins Erdgeschoss,<br />

um ja mitzubekommen, wenn die anderen<br />

Teilnehmer so nach und nach<br />

eintreffen. Viele Teilnehmer als Betroffene<br />

und teilweise deren Lebensgefährten<br />

aus der AH <strong>Offenbach</strong> und<br />

Frankfurt, kennt man über die langen<br />

Jahre sehr gut und mit vielen <strong>sind</strong> wir<br />

befreundet. Auch <strong>uns</strong>ere „Gurus“ Michael<br />

und Horst treffen immer kurz<br />

vorm Abendessen ein, froh, gut<br />

durch den Berufsverkehr gekommen<br />

zu sein.<br />

Wer denkt, jetzt klingt der Abend so<br />

langsam aus, hat sich getäuscht.<br />

Schon am Abend geht der erste Teil<br />

des Seminars los. Vorstellungsrunde<br />

der Teilnehmer, da immer neue Teilnehmer<br />

dabei <strong>sind</strong> und eine erste Einstimmung<br />

auf das Thema, das im<br />

vorhergehenden Seminar <strong>von</strong> den<br />

Teilnehmern für das nächste Wochenende<br />

kreiert wurde. Bequemes Liegen<br />

auf Matratzen in praktischen Seminarräumen,<br />

was das eine oder andere Mal<br />

zum Einschlafen angeregt hat. Aber<br />

wie alle Aktionen die <strong>von</strong> Horst und<br />

Michael hier angeboten werden lautet<br />

das Motto: „Alle können, keiner<br />

muss“ an den einzelnen Punkten teilnehmen.<br />

Für mich <strong>sind</strong> die aufgestellten Räucherstäbchen<br />

und das Zimbeln, welches<br />

die Phasen des ruhigen<br />

Nachdenkens ein- und ausläutet,<br />

schon gewöhnungsbedürftig, aber viele<br />

Teilnehmer können dabei besser<br />

2007 In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden in Europa ruft der Pharmakonzern Roche<br />

den PI Nelfinavir (Viracept) zurück, nachdem chemische Verunreinigungen festgestellt wurden. Die<br />

Bild 1: Eugen Emmerling,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bild 2: Nadia Tuschoff­Ziadi,<br />

Rechtsanwältin, Marburg<br />

Bild 3: Sigrid Isser, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

Bild 4: Senator Harald W.<br />

Hagedorn, <strong>Offenbach</strong> am Main ­<br />

Prinz <strong>von</strong> Lederanien 2006<br />

56<br />

<strong>Offenbach</strong> Post 22.06.2008<br />

Sie können <strong>uns</strong> auch<br />

unterstützen durch:<br />

Mitarbeit, Eintritt in den<br />

Verein und Spenden.<br />

Städtische Sparlkasse<br />

<strong>Offenbach</strong> Kto. 590 25 25<br />

BLZ 505 500 20


entspannen. Da viele Gespräche<br />

in der Runde doch sehr tief<br />

gehen, obwohl die Themenüberschrift<br />

dies oft nicht vermuten<br />

lässt, fließen schon einmal die<br />

Tränen oder ein Teilnehmer verlässt<br />

den Raum, um später wieder<br />

einzusteigen, als wäre nichts<br />

geschehen.<br />

Für viele <strong>von</strong> <strong>uns</strong> eine der seltenen<br />

Gelegenheiten, mit dem<br />

Thema HIV und Aids sich wirklich<br />

auseinander zu setzten und<br />

für <strong>uns</strong> selbst zu erkunden, was<br />

es mit <strong>uns</strong> physisch wie psychisch<br />

anstellt.<br />

Als wäre bisher noch nicht genug<br />

gequasselt worden, geht<br />

das am Ende des Seminarteils<br />

im Gastraum bei einem Absacker<br />

nahtlos weiter. Dieser gestaltet<br />

sich vom Ingwertee (brrrr)<br />

bis hin zum recht ordentlichen<br />

Tropfen Rotwein.<br />

So die richtige Bettschwere erreicht,<br />

geht es aufs Zimmer für<br />

einen absolut ruhigen Schlaf ohne<br />

Verkehrslärm. Auch einen<br />

Wecker zu stellen ist nicht notwendig,<br />

außer man möchte<br />

nicht <strong>von</strong> den zwitschernden Vögeln<br />

geweckt werden.<br />

Der Samstag beginnt für <strong>uns</strong><br />

mit einem ausgedehnten Frühstück,<br />

da es mit <strong>uns</strong>erem Seminar<br />

erst um 10:00 Uhr startet.<br />

Sämtliche Mahlzeiten lassen keine<br />

Wünsche offen. Ob Vegetarier<br />

oder Fleischfresser wie ich,<br />

kommen bei liebevoll gekochten<br />

und angerichteten Mahlzeiten<br />

voll auf Ihre Kosten. Am<br />

Schluss des Seminars können viele<br />

leider ihren One- bis Sixpack<br />

deutlicher spüren.<br />

Auch am Samstag Nachmittag<br />

erhalten wir ausreichend Gelegenheit<br />

<strong>uns</strong> zu entspannen. Je-<br />

57<br />

der geht damit anders um. Sei<br />

es ein Spaziergang oder ein gepflegtes<br />

Nickerchen. Oft haben<br />

wir über den Nachmittag Zeit,<br />

u.a. dafür, notwendiges Zubehör<br />

für einen weiteren Seminarteil<br />

zu sammeln. Und schon<br />

geht es ab 16:00 Uhr weiter,<br />

und mit Spannung wird <strong>von</strong><br />

<strong>uns</strong> die praktisch kreative Aufgabenstellung<br />

erwartet. Da <strong>sind</strong><br />

in Bezug auf das Seminarthema<br />

in den letzten Jahren <strong>von</strong> einfachen,<br />

aber auf die eigene Situation<br />

deutlich andere Symbole<br />

„gebastelt“ worden, bis hin zu<br />

wahnsinnigen filigranen K<strong>uns</strong>twerken<br />

entstanden. Was sich<br />

für mich anfangs einfach angehört<br />

hat, wurde dann im Laufe<br />

der Gestaltung richtig anstrengend,<br />

weil ich mich dadurch oft<br />

das erste Mal mit bestimmten<br />

Themen auseinandergesetzt habe.<br />

Durch eine super Unterstützung<br />

<strong>von</strong> Horst und Michael<br />

bleibt nicht ein einziger Teilnehmer<br />

ohne Ansprache. Jeder hat<br />

Gelegenheit sich in der Gruppe<br />

zu äußern, obwohl immerhin<br />

10 bis 14 Teilnehmer anwesend<br />

<strong>sind</strong>. Wenn dann viel zu schnell<br />

der Sonntag Vormittag erreicht<br />

ist, freut sich schon jeder auf<br />

die traditionelle Märchenlesung<br />

nach dem Frühstück, mit Zerpflückungen<br />

und Deutungen<br />

aus dem Text in Richtung <strong>uns</strong>eres<br />

Wochenendthemas.<br />

Abschlussrunde, Packen, Mittagessen,<br />

<strong>uns</strong> <strong>von</strong>einander Verabschieden<br />

und schon <strong>sind</strong> wir<br />

wieder unterwegs in den Alltag,<br />

nicht ohne <strong>uns</strong> gleich wieder<br />

für das nächste Seminar anzumelden.<br />

Peter<br />

USA, Kanada und Japan <strong>sind</strong> <strong>von</strong> dem Rückruf nicht betroffen (dort wird die Substanz <strong>von</strong><br />

Pfizer produziert).<br />

2008 Teilnahme an der Aktion<br />

„Schwellen runter“ des Jugendamtes<br />

<strong>Offenbach</strong>.<br />

Start des Migrationsprojektes „Peer­<br />

Group­Arbeit“, finanziert durch die<br />

Stiftung ‚Miteinander Leben’.<br />

Start an Teilnahme an der neuen<br />

Internetberatung der DAH.<br />

Bild 1: Michael Manns, Stahnsdorf<br />

Bild 2: Rainer Podstatny, <strong>Offenbach</strong> am<br />

Main<br />

Bild 3: Nikolaus Heyduck, Künstler,<br />

Darmstadt & Monika Golla, Künstlerin,<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Bild 4: Gerda Behnert, Freigericht & Anne ­<br />

Kathrin Schiller, <strong>Offenbach</strong> & Harro<br />

Läpple, Erfurt


Interessenvertretung der Selbsthilfe in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

<strong>von</strong> Rainer Marx (Vorsitzender der AG–SHGiG)<br />

Im Jahr 1985 wurde die Arbeitsgemeinschaft<br />

der Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich<br />

in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

(AG-SHGiG) gegründet.<br />

Anlass hierfür war ein Beschluss der <strong>Offenbach</strong>er<br />

Stadtverordneten, die eine Zusammenarbeit<br />

im Bereich der Selbsthilfe<br />

vereinfachen wollten und für diesen Bereich<br />

eine zentrale Interessenvertretung<br />

wünschten.<br />

Hauptauftrag für die AG-SHGiG besteht<br />

seitdem darin, die Zusammenarbeit der lokalen<br />

Selbsthilfegruppen und Vereine im Gesundheitsbereich<br />

im Stadt- und Kreisgebiet<br />

zu fördern, zu koordinieren und deren Interessen<br />

in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.<br />

In der Praxis unterstützt sie auch bei<br />

Gruppenneugründungen oder bei Problemen<br />

in der Alltags- u. Vereinsarbeit. In der<br />

Vergangenheit wurde auch bei der Moderation<br />

<strong>von</strong> Info-Veranstaltungen ihrer Mitglieder<br />

geholfen.<br />

Temporär erfährt die AG-SHGiG personell<br />

<strong>Hilfe</strong> durch Mitarbeiter im Selbsthilfebüro<br />

beim PARITÄTISCHEN in <strong>Offenbach</strong>. Gemeinsam<br />

mit diesem veranstaltet sie seit<br />

dem Gründungsjahr jährlich den „<strong>Offenbach</strong>er<br />

Selbsthilfegruppentag“. Die teilnehmenden<br />

Selbsthilfegruppen und Vereine<br />

stellen in der Fußgängerzone in <strong>Offenbach</strong><br />

in Info-Ständen der Bevölkerung ihre fachlichen<br />

Angebote und Leistungen vor. Ebenso<br />

wird in persönlichen Gesprächen, ihr<br />

wertvolles, oft auf eigene Erfahrungen gestütztes<br />

Spezialwissen über viele Gesundheitsthemen<br />

weitervermittelt.<br />

Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> zählt zu den regelmäßigen<br />

Teilnehmern des Selbsthilfegruppentages<br />

und erreicht auf diesem<br />

unmittelbaren Wege etliche Betroffene.<br />

Grundsätzlich unterstützt die AG-SHGiG<br />

unabhängig und<br />

neutral, ohne in<br />

die Kompetenzen<br />

und Zuständigkeiten<br />

ihrer Mitglieder<br />

einzugreifen<br />

und wird in der<br />

Regel auf deren<br />

Antrag tätig.<br />

Sie ist vom ihrem<br />

Charakter her als<br />

neutral helfende Dachorganisation anzusehen.<br />

Neben der Initiierung <strong>von</strong> Fachschulungen<br />

stellt sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zur<br />

Orientierung der Bevölkerung einen aktuellen<br />

„Selbsthilfegruppenwegweiser“ zur Information<br />

über die lokal tätigen und<br />

aktiven Selbsthilfegruppen und Organisationen<br />

im Gesundheitsbereich zur Verfügung.<br />

Er wird in Behörden,<br />

Gesundheitsämtern, Krankenkassen, Arztpraxen,<br />

Kliniken, Selbsthilfeorganisationen<br />

pp. platziert und ermöglicht <strong>Hilfe</strong>suchenden<br />

problembezogen den geeigneten Ansprechpartner<br />

zu finden.<br />

Im Internet ist die AG-SHGiG zu finden<br />

unter: www. ag-shgig.de<br />

Zu dem 20-jährigen Jubiläum der Aids-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Offenbach</strong> möchten wir recht herzlich<br />

gratulieren und danken vor allem den Mitarbeitern<br />

der Beratungsstelle, die zwei Jahrzehnte<br />

lang mit ihrem persönlichen<br />

Engagement eine gute und wertvolle Selbsthilfearbeit<br />

geleistet haben.<br />

Wir wünschen weiterhin die nötige Ausdauer,<br />

Qualität und Kontinuität in der Unterstützungsarbeit<br />

für Aidserkrankte.<br />

Ihre AG-SHGiG<br />

2008 In Frankfurt am Main findet die <strong>von</strong> der Universität Frankfurt und <strong>Deutsche</strong>r Aids­<strong>Hilfe</strong><br />

gemeinsam veranstaltete “Ethik­Konferenz” statt. Senat und Repräsentantenhaus unterzeichnen ein<br />

Bild 1: Farmusch<br />

Helm, <strong>Offenbach</strong> am<br />

Main<br />

Bild 2: Bernd Aretz,<br />

<strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Bild 3: Heike<br />

Hollerbach, <strong>Offenbach</strong><br />

am Main<br />

2008 Teilnahme<br />

an der Nacht der<br />

Museen und der<br />

Ausstellungseröffnung<br />

„Macht Leder<br />

Lust“ im<br />

DLM durch das<br />

Thekenteam.<br />

58


Die <strong>Offenbach</strong>er Arbeitsgruppe<br />

Wildhof ist ein vom Land Hessen<br />

anerkannter Suchthilfeträger und<br />

größter Träger der Suchthilfe für<br />

die Stadt und den Kreis <strong>Offenbach</strong>.<br />

Die Mitglieder des Vereins<br />

<strong>sind</strong> ausschließlich kommunale Gebietskörperschaften.<br />

Der Verein betreibt unter dem Namen<br />

Suchthilfezentrum Wildhof<br />

sechs verschiedene Fachdienste<br />

mit den entsprechenden Einrichtungen,<br />

die inhaltlich unterschiedliche<br />

Schwerpunkte haben, wie<br />

zwei Psychosoziale Beratungsund<br />

Behandlungsstellen mit ambulanter<br />

Therapiemöglichkeit, eine<br />

Fachstelle für Suchtprävention<br />

und Öffentlichkeitsarbeit, eine<br />

Fachstelle für Betriebliche Suchtarbeit,<br />

ein Krisenzentrum für Drogenabhängige,<br />

ein Arbeits- und<br />

Qualifizierungsprojekt und ein Projekt<br />

für Betreutes Wohnen. Die Finanzierung<br />

erfolgt über<br />

Mitgliedsbeiträge der Mitgliedskommunen,<br />

das Land Hessen, Mittel<br />

des europäischen Sozialfonds,<br />

Leistungsvereinbarungen mit anderen<br />

Kostenträgern, die Refinanzierung<br />

über eigene Projekte sowie<br />

über Bußgelder und Spenden.<br />

Die Angebote des Suchthilfezentrums<br />

Wildhof richten sich an Personen<br />

mit substanzbezogenen<br />

Störungen <strong>von</strong> schädlichem Konsum<br />

bis zur Abhängigkeitserkrankung<br />

bei Alkohol, illegalen<br />

Drogen und Medikamenten sowie<br />

an Personen mit einer pathologi-<br />

59<br />

schen Glückspielsucht. Angehörige<br />

und Bezugspersonen können<br />

ebenfalls Beratung und <strong>Hilfe</strong>n in<br />

Anspruch nehmen. Die Beratungs-<br />

und Behandlungsangebote<br />

des Suchthilfezentrums Wildhof<br />

können wohnortnah für die Bürger/innen<br />

aus Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

in den Standorten<br />

<strong>Offenbach</strong> und Dietzenbach wahrgenommen<br />

werden.<br />

Information, psychosoziale Beratung,<br />

Begleitung und Behandlung<br />

...<br />

* bei stoffgebundener Abhängigkeit<br />

(Alkohol, Drogen, Medikamente)<br />

und pathologischem<br />

Glücksspiel<br />

* in Einzel-, Paar-, Familienberatung<br />

* für Jugendliche und Erwachsene<br />

ohne Altersbegrenzung<br />

* für Betroffene, Angehörige und<br />

weitere Bezugspersonen<br />

* Alltags- und Krisenmanagement<br />

Vermittlung<br />

* in Fachkliniken, stationäre und<br />

teilstationäre Alkohol- und Drogeneinrichtungen<br />

* in Entgiftung<br />

* in Einrichtungen der schulischen<br />

oder beruflichen Rehabilitation<br />

* in Schuldnerberatung<br />

* in Rechtsberatung<br />

Vorbereitung zur Medizinisch-<br />

Psychologischen Untersuchung<br />

(MPU)<br />

* bei Führerscheinverlust durch<br />

Missbrauch <strong>von</strong> Drogen, Alkohol<br />

und Medikamenten, ebenso wie<br />

zur Erhaltung der Fahrerlaubnis<br />

oder gar Erlangung der Fahrerlaubnis<br />

Ambulante Rehabilitation<br />

* Entwöhnungsbehandlung gemäß<br />

der Empfehlungsvereinbarung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Rentenversicherer DRV<br />

* am Standort Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

und Dietzenbach<br />

Kontaktladen Bella Vista - Kontaktcafé<br />

und niedrigschwellige Beratung<br />

zu<br />

* Fragen oder Problemen mit<br />

Drogenkonsum<br />

* Problemen mit der Justiz (Gerichtsauflagen,<br />

Geldstrafen, Gerichtsverhandlungen,<br />

etc.)<br />

* Problemen mit Ämtern<br />

* für Substituierte, Drogenkonsumenten<br />

und Klient/innen im Rahmen<br />

der Nachsorge<br />

* zeitnahe Beratungsgespräche ohne<br />

Terminvereinbarung<br />

* Vermittlung in Entgiftung und<br />

Therapie, in Übergangseinrichtungen<br />

oder Betreutes Wohnen,<br />

* Substitutionsvermittlung und<br />

psychosoziale Betreuung<br />

* Spritzentausch zur HIV-Prophylaxe<br />

und Kondomvergabe<br />

Frühintervention und Prävention<br />

* FreD Gruppenprogramm für<br />

drogenabhängige Jugendliche und<br />

junge Erwachsene<br />

* AC DC Gruppenprogramm für<br />

junge Cannabiskonsumenten<br />

* Realize it! Kurzintervention<br />

PEPFAR­Gesetz (President’s Emergency Plan for AODS Relief), in dem auch die Aufhebung<br />

des Einreiseverbots für HIV­Positive in die USA enthalten ist.


ei Cannabismissbrauch und -abhängigkeit<br />

* Reflex - Gruppenprogramm zum reflektierten Umgang<br />

mit Drogen und Alkohol für Jugendliche und<br />

junge Erwachsene im Rahmen <strong>von</strong> beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

(in Kooperation mit den SGB<br />

II – Trägern <strong>von</strong> Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong>)<br />

* Informationsveranstaltungen für Schulklassen,<br />

Lehrer und Eltern<br />

Betreutes Wohnen<br />

für Personen mit einer Suchterkrankung im Bereich illegale<br />

Drogen aus Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />

SGB II - Eingliederungshilfen<br />

· Holzwerkstatt Bauhof - Arbeits- und Qualifizierungsprojekt<br />

für erwerbsfähige arbeitslose Menschen<br />

in Kooperation mit den SGB II - Trägern in Stadt<br />

und Kreis <strong>Offenbach</strong> - Arbeitsgelegenheiten nach §<br />

16, Abs. 3<br />

· Clearing und Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement<br />

im Auftrag der MainArbeit GmbH<br />

· Integrierte Beratungszentren / BZ West – Mitte<br />

– Ost - Suchtberatung und Clearing<br />

Telefonische Erreichbarkeit in <strong>Offenbach</strong>:<br />

Mo - Fr 9:00 – 18:00 Uhr<br />

Telefonische Erreichbarkeit in Dietzenbach:<br />

Mo - Do 9:00 - 17:00 Uhr, Fr 9:00 - 14:00 Uhr<br />

Suchthilfezentrum Wildhof<br />

Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />

Offenthaler Str. 75<br />

63128 Dietzenbach<br />

06074 - 69 49 616<br />

dietzenbach@shz-wildhof.de<br />

www.shz-wildhof.de<br />

Suchthilfezentrum Wildhof<br />

Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />

Löwenstrasse 4 - 8<br />

63067 <strong>Offenbach</strong><br />

069 – 98 19 53 - 0<br />

offenbach@shz-wildhof.de<br />

www.shz-wildhof.de<br />

60<br />

Aufruf zur Mithilfe<br />

Wir brauchen Auskunft über soziale Angebote<br />

für Menschen in Not.<br />

Wir möchten einen Flyer mit Hilfsangeboten aus<br />

der Region für Menschen in Not machen. Ein<br />

paar Adressen haben wir ja schon, aber sicher<br />

gibt es viel mehr, als wir vermuten. Wenn Angebote<br />

für kostenlose oder günstige Kleidung, Ernährung,<br />

Einrichtung und medizinische<br />

Hilfsangebote haben, dann teilen sie <strong>uns</strong> das bitte<br />

mit unter:<br />

hilfsangeboteoffenbach@t-online.de. Wir suchen<br />

Adressen und Bezugsbedingungen <strong>von</strong><br />

Kleiderkammern, Tafel- und Essensangeboten,<br />

für Möbel und Elektrogeräte.<br />

Hier nur ein paar Hinweise: Das Kaufhaus Luise<br />

hat sich in <strong>uns</strong>erer Festschrift ja schon selbst vorgestellt.<br />

Viele ALG II oder Sozialhifeempfänger<br />

wissen nicht, wie sie ihre Haustiere weiter versorgen<br />

können. Hier bietet die Tiertafel e.V:.<br />

(www.tiertafel.de) <strong>Hilfe</strong>, In Frankfurt samstags<br />

<strong>von</strong> 11.00 bis 16.00 Uhr in der Ludwig-Landmann-Straße<br />

206 (U-Bahn Stephan-Heise-Str.)<br />

Eine kostenlose Lebensmittelabgabe gibt es bei<br />

der Tafel e.V. mit Ausgabestellen in Dietzenbach,<br />

Langen und Frankfurt (www.Ortsname.tafel.de).<br />

Die ökumenische Initiative „soziale Not in <strong>Offenbach</strong>“<br />

bietet in den Wintermonaten Essen<br />

und Wärme - Angebote, sich trotz eines geringen<br />

Einkommens günstig und gut zu versorgen.<br />

Auskunft darüber erteilen die Kirchengemeineden.<br />

Angebote zur medizinischen Versorgung<br />

für Nichtversicherte finden Sie auf <strong>uns</strong>erer Homepage<br />

http://offenbach.aidshilfe.de unter Aktuelles.<br />

Bitte versorgen Sie <strong>uns</strong> fortlaufend mit<br />

Daten. Wir sorgen dann für die Weiterverbreitung.<br />

2008 Die Eidgenösische Kommision für Aidsfragen, das höchste Beratergremium der<br />

Schweizer Regierung erklärt, gut Therapierte (Viruslast dauerhaft unter der Nachweisgrenze,<br />

2008 Teilnahme an der<br />

interkulturellen Woche durch<br />

Hängung eines vielsprachigen<br />

Banners „Ich weiss wo ich<br />

herkomm´, ich weiss, was ich tu.“<br />

Edmond Dagba scheidet wegen<br />

Aufnahme eines Minijobs aus dem<br />

Vorstand aus.


Der Paritätische und die Selbsthilfe<br />

Vor über 18 Jahren wurde im Rahmen der Kreisgeschäftsstelle<br />

das Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong> initiiert.<br />

Diese regionale Selbsthilfekontaktstelle bildet seitdem<br />

einen wichtigen Baustein im Rahmen der infrastrukturellen<br />

Förderung der Gesundheitsselbsthilfe<br />

in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong>. Vielfältige Unterstützung<br />

bei Gruppengründung, aber auch Veranstaltungen<br />

wie der jährliche <strong>Offenbach</strong>er Selbsthilfegruppentag<br />

und viele Aus- und Fortbildungsangebote<br />

für Mitglieder <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen und Mitarbeiter<br />

<strong>von</strong> Fachdiensten geben da<strong>von</strong> Zeugnis. (1)<br />

Betracht man sich insbesondere die jüngere Historie<br />

des PARITÄTISCHEN wird seine große Nähe zur<br />

Selbsthilfebewegung deutlich. Wie alle Verbände der<br />

freien Wohlfahrtspflege war und ist er seit jeher Veränderungsprozessen<br />

ausgesetzt. Neue Formen bürgerschaftlichen<br />

Engagements, neue Trägerstrukturen<br />

und nicht zuletzt die Einbindung betriebswirtschaftlicher<br />

Steuerungsinstrumente in das Verbandsgeschehen<br />

bilden Herausforderungen und fordern<br />

Positionierungen im Alltagshandeln. (2) Mitte der<br />

80er Jahre wurden die sechs großen Spitzenverbände<br />

der freien Wohlfahrtspflege herausgefordert durch<br />

den Versuch, einen siebten Dachverband für „…alternative<br />

Gesundheits- und Sozialprojekte…“ (3) zu<br />

gründen. Letztendlich wurde dies nicht realisiert. Diese<br />

Bestrebungen zielten nicht zuletzt darauf hin, den<br />

damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen gerade<br />

auch im Hinblick auf die Selbsthilfebewegung gerecht<br />

zu werden; bildeten doch die Selbsthilfe- und<br />

Ini- tativgruppen einen neuen Typus <strong>von</strong> Trägern sozialer<br />

Arbeit. (4)<br />

Heute ist der PARITÄTISCHE ein Verband, der bestrebt<br />

ist, …“sowohl traditionelle Formen sozialer Arbeit<br />

als auch progressive Bewegungen, die auf<br />

gesellschaftliche Veränderung dringen… (5) zu unterstützen.<br />

Pluralität stellt für den PARITÄTISCHEN eine<br />

bedeutende sozialpolitische Ressource dar die<br />

61<br />

letztendlich das Bild der freien Wohlfahrtspflege mitgestaltet.<br />

Der PARITÄTISCHE vertritt auf Bundes- und Landesebene<br />

die Interessen der ihm angeschlossenen<br />

Mitgliedsorganisationen <strong>von</strong> denen ein Großteil der<br />

Gesundheitsselbsthilfe zuzuordnen <strong>sind</strong>.<br />

Auf regionaler Ebene unterstützt er, beispielsweise<br />

durch die Trägerschaft <strong>von</strong> Selbsthilfekontaktstellen,<br />

wie dem Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>, die örtlich aktiven<br />

Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich und<br />

trägt dazu bei das „Prinzip Selbsthilfe“ zu verbreiten<br />

und auch im Raum <strong>Offenbach</strong>/Main. im sozialen Gefüge<br />

der Region zu implementieren. Dies gelingt auf<br />

sozialpolitischer Ebene durch die langjährige gute<br />

Der PARITÄTISCHE Hessen<br />

Regionalgeschäftsstelle <strong>Offenbach</strong><br />

Frankfurter Str. 48<br />

63065 <strong>Offenbach</strong><br />

Telefon (0 69) 82 41 62 Telefax: (0 69) 82 36 94 79<br />

mailto:paritaet.offenbach@paritaet-hessen.org<br />

Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft der<br />

Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich in Stadt<br />

und Kreis <strong>Offenbach</strong>“ (AG-SHGiG).<br />

Selbsthilfe und professionelle soziale Arbeit im<br />

Dienste ihrer Adressaten kann nicht bestehen ohne<br />

ein partnerschaftliches Miteinander auf den verschiedensten<br />

Ebenen. Dies wird u.a. in der langjährigen<br />

guten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit zwischen<br />

Aids-<strong>Hilfe</strong> und Paritätischen in <strong>Offenbach</strong> gelebt<br />

und praktiziert.<br />

20 Jahre Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> bedeuten 20 Jahre Engagement<br />

und Verzahnung <strong>von</strong> Professioneller <strong>Hilfe</strong><br />

und Selbsthilfe. Dies wirkt sich gerade im Hinblick<br />

auf die Sicherung und Verwirklichung <strong>von</strong> Teilhabechancen<br />

für Menschen mit HIV aus.<br />

Der Paritätische <strong>Offenbach</strong>, die MitarbeiterInnen der<br />

Regionalgeschäftsstelle und des Selbsthilfebüros<br />

keine symptomatischen Geschlechtskrankheiten) seien nicht infektiös. Wegen theoretischer<br />

Restrisiken müsse diese Frage jedoch mit Sexualpartnern kommuniziert werden.<br />

2008 Die posT erscheint in alleiniger<br />

Herausgeberschaft der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />

bundesweit und wird in INFACT umbenannt.<br />

Der Verein hat mehr als 40 Mitglieder.<br />

Einrichtung einer neuen Buddygruppe.<br />

Start des Angebotes Mahlzeit Essen gut und günstig<br />

<strong>von</strong> Monika Juhe.


schließen sich den Gratulanten für das 20 jährige Jubiläum<br />

an und wünschen für die Zukunft viel Kreativität<br />

und weiterhin viel Energie zur Bewältigung der<br />

vielfältigen Herausforderungen.<br />

Thomas Schüler, Paritätische Projekte gGmbH<br />

-Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>-<br />

Lit.: (1) vgl. Paritätischer Wohlfahrtsverband Regionalgeschäfts-<br />

stelle <strong>Offenbach</strong> – Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>: 15 Jahre Selbsthilfe-<br />

büro <strong>Offenbach</strong> am Main – 20 Jahre Arbeitsgemeinschaft der<br />

Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich in Stadt und Kreis Of-<br />

fenbach – Jubiläumsfestschrift; <strong>Offenbach</strong>; 2005<br />

(2) vgl. Schuhen, A.: Franchising: Organisationsstrategie für den<br />

Nonprofit-Sektor? in: Mission Impossible? Strategien im Dritten<br />

Sektor; Frankfurt/M., 2003<br />

(3) „Kritik an Wohlfahrtsverbänden“ in: Frankfurter Rundschau;<br />

Ausg. 5.6.85; Frankfurt/M.; 1985<br />

(4) vgl. Merchel, J.: Trägerstrukturen in der Sozialen Arbeit; Wein-<br />

heim; 2003; S. 122<br />

(5) Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />

(Hrsg.): Die Freie Wohlfahrtspflege – Profil und Leistungen; Frei-<br />

burg 2002; S. 172<br />

Aids - eine globale Angelegenheit<br />

Das Bewusstsein für Aids wird immer schwächer<br />

und in vielen Ländern fehlen nach wie vor Gelder<br />

und Medikamente.<br />

Jedes Jahr am 1. Dezember soll der Weltaidstag das<br />

globale Bewusstsein für die Imm<strong>uns</strong>chwäche stärken.<br />

Die Zahl der weltweit Infizierten nimmt stetig zu.<br />

Doch nicht nur in den Entwicklungsländern, auch in<br />

den Industrieländern nimmt das öffentliche Interesse<br />

ab. Derzeit <strong>sind</strong> etwa 44.000 Menschen in Deutschland<br />

mit dem tödlichen Virus infiziert.<br />

Trotz des weltweiten Anstiegs der Neuinfizierten<br />

schwindet das Wissen über die unheilbare Krankheit<br />

in Deutschland. Das Thema wird hierzulande tabuisiert.<br />

Die Ansicht, dass Aids eine homosexuelle oder<br />

Erwachsenenkrankheit ist, ist falsch. Die richtige Prävention<br />

ist heute nötiger als je zuvor, denn nur ein<br />

Mittel hilft gegen Aids – man sollte es nicht bekommen.<br />

Doch sollte es zu einer Ansteckung kommen,<br />

ist die Forschung weit entwickelt, um den Ausbruch<br />

des HI-Virus herauszuzögern. Mit <strong>Hilfe</strong> der Medizin<br />

ist es möglich, noch ein langes Leben zu führen und<br />

seine Zukunft zu gestalten. Auch ist eine weltweit po-<br />

62<br />

sitive Entwicklung bei Jugendlichen zu verzeichnen,<br />

was zeigt, dass dem Rat Kondome zu benutzen,<br />

durchaus Folge geleistet wird.<br />

Die Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

(SPD) macht Deutschland 2007 mit 400<br />

Millionen Euro – 100 Millionen mehr als zuvor – für<br />

die Bekämpfung gegen Aids und andere Viren mobil.<br />

Kofi Annan hat in seinem Aufruf zum Weltaidstag<br />

2006 alle Politiker zum Kampf gegen Aids aufgerufen.<br />

Laut den Vereinten Nationen fehlen die Gelder,<br />

um den Kampf zu gewinnen. Derzeit leiden über 40<br />

Millionen Menschen an dem Virus, und die Tendenz<br />

ist steigend. Schon in den ersten Wochen gibt es Anzeichen<br />

für eine Ansteckung, wie z. B. Lymphknotenschwellungen,<br />

Durchfall, Appetitlosigkeit, Fieber<br />

und starker Nachtschweiß – man sollte sich beim<br />

Auftreten dieser Symptome sofort an den Arzt seines<br />

Vertrauens wenden und froh sein, wenn es nicht<br />

mehr als eine Grippe ist. Um solchen Ängsten vorzubeugen,<br />

gilt Safer Sex und Safer Use. (eigenes<br />

Spritzbesteck und Zubehör bei Drogenmissbrauch)<br />

- Aids ist nicht übertragbar durch:<br />

- Umarmen, streicheln, küssen, Händchen halten eines<br />

HIV-Infizierten, gemeinsames Spielen.<br />

- Den gemeinsamen Besuch <strong>von</strong> Schule oder Kindergarten.<br />

- Das gemeinsame Benutzen <strong>von</strong> Tellern, Gläsern,<br />

Besteck, Kleidung, Zahnbürsten, Toiletten, und Bädern<br />

mit HIV-Infizierten.<br />

- Das Anfassen <strong>von</strong> Türklinken, Telefonhörern,<br />

Lichtschaltern, Spielzeug und anderen Gegenständen<br />

Anhusten, Anniesen, Tränen<br />

Die größten Risiken sich mit HIV zu infizieren:<br />

- ungeschützter Sex<br />

- gemeinsamer Gebrauch <strong>von</strong> Spritzen und Nadeln<br />

Für weitere Fragen zum Thema kann man sich an<br />

die örtliche Beratungsstellen wenden, womit wir <strong>uns</strong><br />

auch bei der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V., Frankfurter<br />

Straße 48, 63065 <strong>Offenbach</strong> (Tel.: 069-88 36 88 /<br />

www.offenbach.aidshilfe.de) für die freundliche Unterstützung<br />

und das kleine große Extra bedanken<br />

möchten.<br />

Ramona Poltrock<br />

© Schülerzeitung Gottfried, <strong>Offenbach</strong> 2007<br />

2008 Die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>­<strong>Hilfe</strong> feiert ihr 25 jähriges Jubiläum. Die Mitgliederversammlung<br />

wählt einen politischen Vorstand.<br />

2008 Start der<br />

regelmäßigen<br />

Unterstützung des<br />

Waisenhauses<br />

HOKISA in Südafrika.


2008 In Berlin startet die Kampagne "Ich weiss, was ich tu" (www.iwwit.de), eine<br />

Präventionskampagne für Männer, die Sex mit Männern haben.


... und auch <strong>von</strong> Dietlindes Geburtstagskarten - Service für <strong>uns</strong>ere Klientinnen<br />

und Klienten trafen Glückwünsche an die Aids - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> ein!<br />

65<br />

Frankfurt, den 30. Oktober 2008<br />

Ihr Lieben,<br />

zum 20. Geburtstag der <strong>AIDS</strong> -<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> sende ich euch<br />

die herzlichsten Glückwünsche!<br />

Talfahrten und Höhenflüge im<br />

Umgang mit Menschen<br />

hinterlassen gleichermaßen ihre<br />

Spuren. Sie <strong>sind</strong> es aber auch, die<br />

euch alle so wundervoll<br />

unverwechselbar machen. Bleibt<br />

so, wie ihr seid, im Team, stark,<br />

und gut! Lasst euch nicht<br />

unterkriegen, aber verliert eueren<br />

Humor nicht beim Kampf um<br />

und für Menschen, die euere<br />

<strong>Hilfe</strong> brauchen! Alle guten<br />

Wünsche für die Zukunft!<br />

Dietlinde<br />

Wenn Sie mehr zur Geschichte <strong>von</strong> HIV und Aids wissen möchten, besuchen Sie im Internet<br />

www.ondamaris.de. Wir <strong>sind</strong> dem Betreiber des Blogs für viele Nachrichten zu Dank verpflichtet.

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