Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...
Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...
Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...
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20 Jahre <strong>AIDS</strong> - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e. V.<br />
1988 - 2008
Angebote der Aids -<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />
<strong>AIDS</strong> - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e. V.<br />
Frankfurter Straße 48<br />
63065 <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Telefon: (069) 88 36 88<br />
Fax: (069) 88 10 43<br />
eMail: info@offenbach.aidshilfe.de<br />
Homepage: www.offenbach-aidshilfe.de<br />
Offene Sprechstunden:<br />
Mo, Do 10.00 Uhr - 12.30 Uhr, 13.30 Uhr - 16.00 Uhr<br />
Di 16.00 Uhr -20.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Spendenkonto:<br />
Städtische Sparkasse <strong>Offenbach</strong><br />
Konto Nr. : 590 25 25<br />
BLZ: 505 500 20<br />
Spenden <strong>sind</strong> steuerlich absetzbar!<br />
Offenes Plenum für Mitglieder und Interessierte: jeden<br />
zweiten Dienstag im Monat in der Geschäftsstelle, Beginn:<br />
20.00 Uhr<br />
Gruppenangebote:<br />
Brunch: jeden letzten Sonntag im Monat, 11.00 Uhr, mit den<br />
Teams <strong>von</strong> Dietmar & Achim / Burkhard & Sven;<br />
Spendenbeitrag ab € 3,- erwünscht.<br />
Positivencafé: jeden zweiten Freitag im Monat, 14.00 Uhr<br />
mit Robert und Freddy<br />
Frauengruppe plus+: jeweils erster, dritter und ggfs. fünfter<br />
Montag im Monat, ab 16.00 Uhr<br />
Frauenberatung: zweiter und vierter Dienstag im Monat, ab<br />
14.00 Uhr<br />
Mahlzeit - kochen - gut, günstig und gesund - dritter<br />
Mittwoch im Monat, 18.30 Uhr - 21.00 Uhr<br />
Buddy - Gruppe, Termine nach Vereinbarung<br />
Malgruppe "Mal Mal" im Atelier der Künstlerin Christa<br />
Ernst, dienstags ab 17.00 Uhr<br />
1988 Im September<br />
wird <strong>von</strong> der evange<br />
lischen Jugend<br />
durch einen hand<br />
schriftlichenfotoko pierten Flyer zu<br />
einer Veranstaltung<br />
„Ausgestoßen und al<br />
lein?“ in die Johan<br />
nesgemeinde<br />
eingeladen.<br />
Hans Peter Hau<br />
schild <strong>von</strong> der <strong>AIDS</strong><br />
<strong>Hilfe</strong> Frankfurt und<br />
Impressum<br />
20 Jahre <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />
die Pro Familia Offen<br />
bach regen die Grün<br />
1988-2008 Festschrift, zugleich Jahresbericht<br />
1980 Bei Patient Null, einem Flugbegleiter aus Quebec wird Kaposi Sarkom diagonstiziert, das später<br />
ALSL Aids definierenden Krankheit erkannt wird<br />
2007<br />
Hrsg: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
Frankfurter Straße 48<br />
63065 <strong>Offenbach</strong><br />
Konzeption: Bernd Aretz<br />
Texte, soweit nicht anders angegeben:<br />
Bernd Aretz, Kalle Ohnemus<br />
Grafiken und Fotos: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> -<br />
Archiv, Foto Woehl, privat<br />
Layout, erstellt mit Scribus: Kalle Ohnemus<br />
Lektorat: Franz Frank, Michael Lämmert<br />
ViSdPG: Kalle Ohnemus<br />
Druck: Druckerei Imprenta, Obertshausen,<br />
Auflage: 1.250<br />
November 2008<br />
Wir danken allen Personen, die sich bereit<br />
zeigten, sich in <strong>uns</strong>erer Festschrift abbilden zu<br />
lassen und das Erscheinen dieser Ausgabe mit<br />
großzügigen Spenden unterstützen.<br />
Nachschrift: Der Layouter dieser Festschrift<br />
entschuldigt sich für eventuell falsch<br />
transkribierte Namen und möglicherweise<br />
falsch zugordnete Bildunterzeilen.<br />
dung der <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Offenbach</strong> an.<br />
Am 25. 11.1988<br />
findet die Grün<br />
dungsversamm<br />
lung der Aids<strong>Hilfe</strong><br />
statt.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
liebe Aktive der <strong>AIDS</strong>- <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong>,<br />
Liebe, Blut und Warnung vor Gefahr – das <strong>sind</strong> die gängigen Assoziationen zur Farbe des weltweiten Symbols<br />
der Solidarität mit HIV-Infizierten und <strong>AIDS</strong>-Kranken: der Roten Schleife.<br />
Die <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> beschäftigt sich seit nunmehr zwanzig Jahren mit all denjenigen Aspekten der<br />
Krankheit <strong>AIDS</strong>, die sich hinter diesen Schlagwörtern verbergen: Sie tut dies engagiert, couragiert, kreativ – und<br />
deshalb erfolgreich und zum Nutzen Betroffener gleichermaßen wie zum Wohl der gesamten sozialen<br />
Stadtgemeinschaft.<br />
Sie schafft individuelles und öffentliches Bewusstsein, klärt auf und betreibt Vorsorge. Sie hilft, berät,<br />
unterstützt und kümmert sich. Sie bietet den HIV-Antikörpertest und die Untersuchung auf sexuell<br />
übertragbare Krankheiten in Zusammenarbeit mit einem benachbarten Labor an.<br />
Die Gründung der <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> erfolgte in einer Zeit, als viele noch fassungslos <strong>von</strong> einer<br />
mysteriösen Seuche sprachen, die medizinische Forschung am Anfang stand und es kaum<br />
Behandlungsmöglichkeiten gab. Dies hat sich geändert, aber heilbar ist <strong>AIDS</strong> deshalb immer noch nicht.<br />
Umso erschreckender, dass die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Schutz<br />
vor <strong>AIDS</strong>, trotz einer in Deutschland steigender Anzahl <strong>von</strong> Neuinfektionen, wieder nachlassen. Deshalb halte<br />
ich es für eine zentrale Aufgabe, beständig den Tendenzen einer Verharmlosung entgegenzutreten. Die <strong>AIDS</strong>-<br />
<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> leistet dies, denn neben den qualifizierten Beratungsangeboten tragen die Präsenz und die<br />
Aktionen des Vereins wirkungsvoll dazu bei, dass das Thema <strong>AIDS</strong> im öffentlichen – und städtischen –<br />
Bewusstsein bleibt. Die Schutzwirkung dieser Leistung, insbesondere für <strong>uns</strong>ere Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />
Noch bedeutungsvoller ist die Arbeit mit und für Betroffene. Hier geht es um lebenspraktische<br />
Angelegenheiten der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>-Infizierten am öffentlichen Leben, <strong>von</strong> der Beschäftigung bis zur<br />
Partnersuche. Um „Positiv Denken“ - im wahrsten Sinne des Wortes! Stärkung <strong>von</strong> Selbsthilfepotenzialen auf<br />
der einen und politische Interessenvertretung auf der anderen Seite gehen im Engagement der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> eine<br />
„heilvolle Allianz“ ein. Dadurch leistet der Verein als Bestandteil des sozialen Netzes in <strong>uns</strong>erer Stadt einen<br />
beachtlichen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität der <strong>von</strong> der Krankheit Betroffenen und ihrer<br />
Angehörigen.<br />
Mit den Glückwünschen des <strong>Offenbach</strong>er Magistrates zum 20-jährigen Bestehen verbinde ich deshalb meinen<br />
persönlichen, herzlichen Dank an alle, die aktiv mitgearbeitet und sich für die genannten Ziele stark gemacht<br />
und engagiert haben. Ihr zumeist ehrenamtlich und unter großem privatem Einsatz geleistetes Engagement<br />
zeigt nachhaltig Wirkung. Die Stadt <strong>Offenbach</strong> wird auch in Zukunft ein verlässlicher Partner in der Umsetzung<br />
und Weiterentwicklung der gemeinsamen Ziele sein. Dem Vorstand wünsche ich weiterhin viel Freude, Kraft<br />
und Erfolg bei der Bewältigung zukünftiger Aufgaben.<br />
Birgit Simon<br />
Bürgermeisterin
Nouvelle Espérance<br />
eines <strong>uns</strong>erer Partnerprojekte<br />
Inhalt<br />
2<br />
1 Grußwort <strong>von</strong> <strong>Offenbach</strong>s Bürgermeisterin Birgit Simon<br />
3 Grußwort des Vorstandes der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
4 <strong>Offenbach</strong> ist klasse!<br />
7 Aids global<br />
8 Aids lokal: Zahlenzauberei und was sich dahinter verbirgt<br />
9 Reisen mit HIV<br />
10 Unser Präventionsprojekt 'Cruising Coop' - Prävention im Busch<br />
11 Die schwul-lesbische Stiftung - Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />
12 Safer Sex Empfehlungen<br />
14 Hepatitis C - die unterschätzte Gefahr<br />
16 Unsere Testangebote<br />
18 Pro Familia <strong>Offenbach</strong><br />
19 Therapie war vier Monate langer Horrorfilm<br />
20 Tätigkeitsbericht 2007<br />
21 Rechenschaftsbericht 2007<br />
22 <strong>Zwei</strong> <strong>von</strong> <strong>uns</strong> <strong>sind</strong> <strong>gestorben</strong><br />
24 Wie schön, ein Jubiläum<br />
25 Neunzig Minuten am Mittwoch morgen außerhalb der Bürozeit<br />
26 Klein, aber fein und sichtbar<br />
28 Linkempfehlungen<br />
28 Am Redaktionstisch<br />
30 <strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />
31 "Lebens-K<strong>uns</strong>t" durch Spender-G<strong>uns</strong>t<br />
32 Sans papier darf nicht heißen sans sanitaire<br />
35 Gastfreundlich, hilfsbereit und interkulturell ein Vorbild<br />
36 Aids und wir Afrikaner in Deutschland<br />
38 Wir <strong>sind</strong> alle Menschen! - HOKISA -<br />
40 HIV und Aids - Grundinformationen<br />
44 "Ich mach den <strong>Offenbach</strong>er" - Damit aus Armut keine Verelendung wird<br />
50 SOS Alltag e.V. - Schuldnerberatung<br />
51 Luise 34 - Das soziale Kaufhaus wächst<br />
52 "Vollkommen gemischt" - der Sonntagsbrunch in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
54 Wie die Bärchen zu den Menschen kommen<br />
56 Seidenbuch, meine persönliche Möglichkeit zum Tiefgang<br />
58 Interessenvertretung der Selbsthilfe in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
59 Suchthilfe Zentrum Wildhof<br />
60 Aufruf zur Mithilfe<br />
61 Der Paritätische und die Selbsthilfe<br />
62 Geburtstagsglückwünsche <strong>von</strong> Dietlinde<br />
1981 Erste Berichte über Häufung <strong>von</strong> Lungenentzündungen<br />
und Pilzinfektionen bei homosexuellen Männern in Amerika<br />
1988 Uli Matthies, Holger<br />
Wiltard und Beate Gehrig bilden<br />
den ersten Vorstand.<br />
Damit wird das<br />
Beratungsangebot über Stadt<br />
und Kreisgesundheitsamt hinaus<br />
erweitert.
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Zum zwanzigjährigen Jubiläum legen wir <strong>uns</strong>ere Festschrift vor. Wir möchten damit einen kleinen Einblick in<br />
<strong>uns</strong>ere Arbeit aber auch in die Angebote befreundeter Beratungsstellen und Hilfsangebote geben. Statt<br />
Grußworten finden Sie daher Selbstdarstellungen einiger Beratungseinrichtungen der Region.<br />
Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> war am Anfang sehr da<strong>von</strong> geprägt, dass so viele Menschen starben. Das war eine starke<br />
Motivation, sich zu engagieren, Kranke zu begleiten und über die Infektion und Möglichkeiten zu ihrer<br />
Vermeidung aufzuklären. Die Forschung hat entscheidende Fortschritte gemacht, das Krankheitsbild hat sich<br />
verändert, so dass es heute weniger um Sterbebegleitung geht als um die langfristige Begleitung <strong>von</strong> HIVinfizierten<br />
Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu bewältigen.<br />
Schwierigkeiten mit den Ämtern, mit der Therapietreue, starke Beeinträchtigungen in der Sexualität, manchmal<br />
erhebliche Nebenwirkungen der Therapien, immer noch stattfindende Ausgrenzungen <strong>sind</strong> auch heute noch<br />
gute Gründe, in den Präventionsbemühungen nicht nach zu lassen.<br />
Dabei werden wir <strong>von</strong> vielen ehrenamtlich Tätigen unterstützt. Sie <strong>sind</strong> zusammen mit <strong>uns</strong>eren sehr engagierten<br />
hauptamtlichen Mitarbeitern die Seele des Vereins. Im für jeden offenen monatlichen Plenum wird die Arbeit<br />
immer wieder kritisch beleuchtet, werden neue Projekte geplant. Dort wurde auch der Richtungsstreit geführt,<br />
ob <strong>von</strong> Drogenabhängigen Abstinenz verlangt werden kann. Es hat sich auch bei <strong>uns</strong> ein akzeptierender Ansatz<br />
durchgesetzt.<br />
Wir haben wunderbare Mitarbeiter und Ehrenamtliche. Unsere Themen haben entwickeln sich ständig fort. So<br />
hat in den letzten Jahren Arbeit mit infizierten Frauen ein starkes Gewicht im Verein bekommen. Bei <strong>uns</strong><br />
engagieren sich MigrantInnen für ihre Communities. Die Frage ihres Zugangs zum Medizinsystem wird <strong>uns</strong><br />
dauerhaft beschäftigen. Schwierig ist nach wie vor die Schwulenarbeit in <strong>Offenbach</strong>. Da stehen wir doch im<br />
Schatten <strong>von</strong> Frankfurt. Hier haben wir realistisch nur die Möglichkeit, an den Cruisingorten und im Internet zu<br />
intervenieren.<br />
Auch wenn wir unverändert unter Finanznöten leiden, freuen wir <strong>uns</strong> über und danken für die breite<br />
Unterstützung, die wir <strong>von</strong> den Menschen aus Stadt und Kreis erfahren. Die Fotoaktion zur Finanzierung dieser<br />
Festschrift legt da<strong>von</strong> Zeugnis ab, wie sehr sich in den letzten zwanzig Jahren die Gesellschaft weiter entwickelt<br />
hat.<br />
Da auch in Zukunft unvermeidlich Infektionen stattfinden werden, wird die Aids-<strong>Hilfe</strong> trotz aller medizinischen<br />
Erfolge dauerhaft gebraucht. Mit der Danksagung für die bisherige Unterstützung verbinden wir den W<strong>uns</strong>ch,<br />
dass Sie <strong>uns</strong> auch in Zukunft gewogen bleiben.<br />
Uli Matthies, 1. Vorsitzender<br />
Egilde Ulrich, Kassenwartin<br />
Bernd Aretz, 2. Vorsitzender<br />
1982 Erster Bericht im Spiegel „Schreck <strong>von</strong> drüben“ Namensgebung <strong>AIDS</strong> für die neue Krankheit,<br />
erster Aids Patient im Uniklinikum Frankfurt<br />
Frankfurter Rundschau 10.05.1991<br />
3<br />
<strong>Offenbach</strong> Post, 09.05.1991
Unsere "<strong>Offenbach</strong> ist geil " <br />
Postkarten erhalten Sie gegen Spende<br />
<strong>von</strong> € 1, pro Stück in <strong>uns</strong>erer<br />
Geschäftsstelle und im Buchladen am<br />
Markt, am Wilhelmsplatz<br />
4<br />
<strong>Offenbach</strong> ist klasse!<br />
Im Rahmen der Interkulturellen Wochen hing das Banner „Ich weiß wo ich<br />
herkomm´, ich weiß was ich tu“, übersetzt in zweiundzwanzig Sprachen über<br />
die gesamte Breite der Frankfurter Straße vor <strong>uns</strong>erer Geschäftsstelle. Möglich<br />
war das nur durch die großzügige Unterstützung durch die Firma Berthold<br />
Druck in <strong>Offenbach</strong>, die die Herstellung für und übernommen hat und<br />
durch die <strong>Hilfe</strong> der EVO und ihrer freundlichen Mitarbeiter, die die Aufhängung<br />
vorgenommen haben. Zusammengekommen waren Verein und Spender<br />
beim «Markt der Möglichkeiten», einer Aktion des Freiwilligen Zentrums<br />
<strong>Offenbach</strong>, und einiger anderer Träger unterstützt <strong>von</strong> der IHK und mehreren<br />
Verbänden der Wirtschaft, in der Vereine und Unternehmer ins gemeinsame<br />
Gespräch über Unterstützungsmöglichkeiten gebracht wurden. Dieser<br />
Veranstaltung verdanken wir auch, dass wir in <strong>uns</strong>eren Räumen die nach<br />
zwanzig Jahren doch reichlich abgenutzten und durchgesessenen Stühle austauschen<br />
konnten. Die Firma Siemens hat <strong>uns</strong> mit bei ihr ausrangierten Stühlen<br />
versorgt. Damit ist gesichert, dass in den nächsten Jahren jeder bei<br />
<strong>uns</strong>erem monatlichen Plenum oder <strong>uns</strong>eren kulinarischen Angeboten einen<br />
festen Platz erhält. Aus allen Schichten der Bevölkerung und auch <strong>von</strong> befreundeten<br />
auswärtigen Wissenschaftlern, Künstlern und Einzelpersonen haben<br />
wir Bilder für <strong>uns</strong>ere Fotoaktion erhalten. Vielen der in Aids-<strong>Hilfe</strong><br />
Engagierten haben sich unauslöschlich Ausgrenzungserfahrungen aus den<br />
80er Jahren in die Seele eingebrannt. Zu erleben, dass <strong>von</strong> der Bäckereiverkäuferin<br />
mit ihren Töchtern über den Sexualwissenschaftler bis hin zum Senator<br />
des OKV und Prinzen <strong>von</strong> Lederanien viele Menschen wie Du und<br />
Ich aus unterschiedlichsten Zusammenhängen zeigen, dass sie jedenfalls kein<br />
Problem im Umgang mit HIV-infizierten Menschen haben und gleichzeitig<br />
einen Beitrag leisten, Prävention und Unterstützung in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
weiterhin möglich zu machen, tut der Seele gut. Dank geht hier<br />
auch an Foto Woehl, dessen ganze Belegschaft <strong>uns</strong> mit der kostenfreien Aufnahme<br />
Teilnahmewilliger unterstützt hat.<br />
Die Damen vom Strickkreis um das Wollfädchen haben wieder ihre Nadeln<br />
klappern lassen um mit ihren farbenfrohen Erzeugnissen Geld einzutreiben.<br />
Im Laufe der Jahre wurden wir an <strong>uns</strong>erem Stand auf dem Mainuferfest unterstützt<br />
<strong>von</strong> den Masseuren Andreas Heusel und Werner Wisker, bei Dieter<br />
Hau und seinem Team ließen viele BesucherInnen ihre Haare. Immer wieder<br />
wurden wir <strong>von</strong> den Geschäftsleuten am Wilhelmsplatz unterstützt. Christoph<br />
und Markus Schuke zeigten, wie jedes Jahr, einen unermüdlichen erfolgreichen<br />
Einsatz, <strong>uns</strong>ere Solidaritätsbärchen unter das Volk zu bringen.<br />
Sie wurden dabei unterstützt durch die SPD Fraktion Neu-Isenburg und<br />
durch die Rathäuser Neu-Isenburg und <strong>Offenbach</strong>. In diesem Zusammenhang<br />
ist auch Petra Tursky-Hartmann zu erwähnen, die als SPD-Landtagskandidatin<br />
nur mit Bärchen bekleidet für <strong>uns</strong> in der Bildzeitung posierte. Sie<br />
musste dafür Schelte ertragen. Uns hat die kreative Aktion sehr gefallen. Im<br />
1983 erstmaliger Nachweis des Virus gelungen, Artikel im Spiegel:<br />
„Tödliche Seuche Aids – die rätselhafte Krankheit, Klaus Nomi stirbt.<br />
Ab Dezember 1988 finden<br />
zweiwöchentliche Treffen in<br />
der Johannesgemeinde zum<br />
Aufbau einer Telefonberatung<br />
und einer Beratungsstelle<br />
statt.
letzten Jahr hatten wir das Vergnügen einer Lesung des Jugendbuchautors Andreas<br />
Steinhöfel durch die Unterstützung des Buchladen am Markt, in dem es<br />
auch, wie übrigens im Wollfädchen im November und Dezember wieder Solidaritätsbärchen<br />
gibt. Zum <strong>Deutsche</strong>n Ledermuseum hat sich eine enge<br />
Freundschaft entwickelt. Dazu gibt es in diesem Heft einen Beitrag <strong>von</strong> Dr.<br />
Rosita Nenno. In diesem Zusammenhang auch Dank an die Künstler, die dort<br />
aufgetreten <strong>sind</strong>: Peter Peschke und das Trio Infernal.<br />
Unser Partnerprojekt Nouvelle Esperance wurde großzügig <strong>von</strong> Christa Orth<br />
gefördert. Darüberhinaus gab es in Hannover eine Sammlung des Ethnomedizinischen<br />
Zentrums, der Aids-<strong>Hilfe</strong> und des Aktionsbündnisses gegen Aids<br />
für diese Nothilfestation in Burundi. Der Erlös <strong>von</strong> fast 400,00 € wurde über<br />
<strong>uns</strong> weitergeleitet. Wir haben in der Tradition des Teilens ein Projekt in der<br />
<strong>Offenbach</strong>er Partnerstadt Orjol mit einer Zuwendung für Milchpulver unterstützt,<br />
da infizierte Mütter nicht stillen dürfen, wenn sie ihre Kinder nicht gefährden<br />
wollen. Viele Kirchengemeinden haben für <strong>uns</strong> gesammelt.<br />
Besonders hervorzuheben ist die Stadtkirchengemeinde mit Pfarrer Joachim<br />
Bundschuh, mit der wir jedes Jahr zusammen einen Gottesdienst im Gedenken<br />
an die <strong>AIDS</strong>-Toten begehen.<br />
Nachdem im letzten Jahr Christa Ernst statt Geburtstagsgeschenken um Spenden<br />
an <strong>uns</strong>ere Einrichtung bat, hat dies in der letzten Zeit Harald Hagedorn<br />
gemacht. Auch an Feiern eingetragener Lebenspartnerschaften <strong>sind</strong> wir beteiligt<br />
worden, so <strong>von</strong> Dirk Wolk-Poehlman und anläßlich der Verpartnerung eines<br />
<strong>uns</strong>erer Mitarbeiter mit einem Vorstandsmitglied.<br />
Die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Bader, Förster, Schubert aus <strong>Offenbach</strong><br />
haben <strong>uns</strong> ermöglicht eine Grundausstattung für die wechselnden K<strong>uns</strong>tausstellungen<br />
<strong>uns</strong>erer Gruppe "mal mal" zu besorgen. Der Frankfurter<br />
Tigerpalast hat für <strong>uns</strong>ere ehrenamtlich Tätigen wieder Freikarten gespendet.<br />
Auf <strong>uns</strong>eren letzten Jahresbericht hin gab es einige Spenden, unter anderem<br />
aus der Hessischen Staatskanzlei unter Stefan Grüttner. Und dann gab es<br />
noch viele Groß- und Kleinspenderinnen, wobei <strong>uns</strong> ganz besonders gefreut<br />
hat, dass eine Nutzerin der Aids-<strong>Hilfe</strong>, die schon vor Jahren <strong>von</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
wegzog, <strong>uns</strong> bedacht hat, als sie durch eine Erbschaft unverhofft dazu in die<br />
Lage versetzt wurde. Es gab Benefizveranstaltungen, die in der Fußleiste <strong>uns</strong>erer<br />
Festschrift in Erinnerung gerufen werden.<br />
Die Kreisstiftung „Miteinander Leben“ hat <strong>uns</strong>ere Migrationsarbeit gefördert,<br />
der Landkreis und die Umlandgemeinden Rodgau, Neu-Isenburg und Dreieich<br />
haben <strong>uns</strong> in unterschiedlicher Höhe bedacht. Auf taube Ohren <strong>sind</strong> wir<br />
<strong>sind</strong> wir mit der Begründung, sie sei nur für Langener Bürger zuständig, bei<br />
der Stadt Langen gestoßen, die offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen will,<br />
dass wir auch dort Menschen vor Ort betreuen.<br />
1983: Gründung der ersten <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong>n<br />
1989 Beginn der Förderung<br />
durch die Stadt <strong>Offenbach</strong> mit<br />
DM 10.000,00.<br />
Erstmalige Teilnahme am<br />
Mainuferfest, dem Fest der<br />
Vereine, eine Tradition die<br />
lückenlos bis heute anhält...<br />
1990 Aufnahme der<br />
Betreuungsarbeit. Der<br />
Vorstand wird gebildet <strong>von</strong> Uli<br />
Matthies, Eckhard Biederbick<br />
und Egilde Ulrich. Beginn der<br />
Förderung durch das Land<br />
Hessen.<br />
5<br />
Bild 1: Horst Herkommer, Praxis<br />
Psychosoziale Beratung, Frankfurt<br />
Bild 2: Alfons Nesbigall<br />
Wir danken der Energieversorgung<br />
<strong>Offenbach</strong> (EVO) für die<br />
freundliche Zusammenarbeit und<br />
ihre Unterstützung mit menschlicher<br />
Energie und technischem Gerät<br />
beim Aufhängen <strong>uns</strong>eres<br />
Banners "Ich weiß, wo ich herkomm,<br />
ich weiß, was ich tu" über<br />
die Frankfurter Straße
6<br />
Dank gebührt auch der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Frankfurt, nicht<br />
nur für gemeinschaftliche Sammelaktionen, sondern<br />
auch für die Überlassung ihres alten Zeitschriftentitels<br />
Infact, unter der das <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n Magazin posT inzwischen<br />
weitergeführt wird.<br />
Mit Ausstellungen durften wir zu Gast sein in den Rathäusern<br />
<strong>Offenbach</strong> und Neu Isenburg, in der Bibliothek<br />
Dreieich und im Kreishaus Dietzenbach.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Aidsstiftung hat in beachtlichem Umfang<br />
Einzelfallhilfen gewährt, um individuelle Notlagen<br />
abzumildern und darüber hinaus Projekte<br />
gefördert, die der Krankheitsbewältigung dienten. Die<br />
Frankfurter Neele Stiftung ermöglicht einer <strong>uns</strong>erer<br />
ehrenamtlich tätigen Frauen die Ausbildung zur Ernährungsberaterin.<br />
Die Danksagung wäre unvollständig, wenn sie sich<br />
nur auf das Materielle beschränkte. Das Franziskushaus<br />
in Frankfurt hat für <strong>uns</strong>er langjähriges Mitglied<br />
Hans Fuchs Unglaubliches geleistet. Die MitarbeiterInnen<br />
haben ihm einen schönen und lebendigen Lebensabend<br />
ermöglicht und sein Sterben in Würde<br />
begleitet. Dank geht auch an die Menschen des Haus<br />
68 an der Uniklinik Frankfurt, des Bürgerhospitals<br />
und der Schwerpunktpraxen und <strong>uns</strong>eres Partnerlabors.<br />
Unser Dank gilt den bei <strong>uns</strong> engagierten Menschen,<br />
die zuverlässig Brunch und Positivencafe und<br />
als neuestes Angebot Mahlzeit organisieren, Buddyfunktionen<br />
übernehmen, den Geburtstagskartenservice<br />
aufrechterhalten, Präventionsarbeit in Schulen,<br />
für MigrantInnen und für Männer die Sex mit Männern<br />
haben, leisten, Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
bestreiten und die vielen helfenden Hände im<br />
Hintergrund. Vieles da<strong>von</strong> finden sie in <strong>uns</strong>erer Geschichtsleiste.<br />
Die <strong>Offenbach</strong> Post begleitet <strong>uns</strong> seit<br />
Jahren mit ihrer zuverlässigen und wertschätzenden<br />
Berichterstattung. Wir schulden Frau Weil und dem<br />
Fotografenehepaar Georg Dank. Und der Stadt <strong>Offenbach</strong><br />
und ihren Menschen. Wir leben und arbeiten gerne<br />
hier und fühlen <strong>uns</strong> in der Stadtgemeinschaft gut<br />
aufgehoben.<br />
Bild 1: Grillfest bei Christina und Peter Heusel:<br />
Ahmad, Edith, Christina, Bob, Dietlinde, Peter,<br />
Ilina, Marica,Thomas<br />
Bild 2: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
<strong>AIDS</strong> <strong>Hilfe</strong> Fulda e. V., Friedrichstraße 4,<br />
36037 Fulda<br />
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do 11 13 h u. 14 16 h<br />
Bild 3: Dr. Christiane König, Ärztin für ÖGW<br />
mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom FD 37,<br />
Gefahrenabwehr und Gesundheitszentrum im<br />
Kreis <strong>Offenbach</strong>, Dietzenbach<br />
Bild 4: Tuntonia Marburg e.V. Verein für<br />
homosexuelle Kultur und Emanzipation<br />
gratuliert anlässlich des eigenen 15jährigen<br />
Jubiläums der AH <strong>Offenbach</strong> zum 20 sten<br />
besonders herzlich<br />
1<br />
d
Aids global<br />
International ist HIV immer noch eine der großen gesundheitlichen<br />
Bedrohungen. UN-Aids, eine Abteilung<br />
der Vereinten Nationen, versucht weltweit den<br />
Überblick über Zahlen, Behandlungen und Präventionsstrategien<br />
zu erhalten. Alle zwei Jahre wird ein<br />
umfangreicher Bericht veröffentlicht und ins Netz gestellt.<br />
Da nicht alle Länder überhaupt Zahlen erheben<br />
und melden, z.B. fehlen Zahlen aus dem<br />
Vatikanstaat und aus Österreich, ist man auf Schätzungen<br />
angewiesen. Der Bericht aus dem Jahre 2008<br />
geht weltweit <strong>von</strong> etwa 30 bis 36 Millionen HIV-Infizierten<br />
und Aids-Kranken aus, <strong>von</strong> denen lediglich<br />
ein Drittel Zugang zu Behandlung hat. Gegenwärtig<br />
sterben jährlich etwa 2 Millionen Menschen an den<br />
Folgen <strong>von</strong> HIV. Diese Zahl ist gegenüber früheren<br />
Berichten leicht zurückgegangen, weil durch weltweite<br />
Hilfsaktionen immerhin etwa 10 Millionen Menschen<br />
Therapien erhalten, was einen unmittelbaren<br />
Einfluss auf die Sterblichkeit hat. Mit den <strong>Hilfe</strong>n<br />
<strong>sind</strong> umfangreiche Präventionsprogramme verbunden.<br />
Es wirkt sich auf den Verlauf der Pandemie<br />
auch aus, dass Behandelte ihre Infektion kaum weitergeben<br />
können. Wichtige Faktoren für die Verbreitung<br />
<strong>sind</strong> Kriege, Armut, Diskriminierung und eine<br />
häufig zögerliche Präventionspolitik. Die kann, da<br />
<strong>sind</strong> sich die ExpertInnen einig, nur erfolgreich sein,<br />
wenn offen über Sexualität aufgeklärt wird, ein diskriminierungsfreies<br />
Klima gegenüber Schwulen, Drogengebrauchern,<br />
SexarbeiterInnen und<br />
HIV-Infizierten geschaffen wird. Daran mangelt es<br />
in vielen Teilen der Welt. Tabus, fatalistische Vorstellungen<br />
<strong>von</strong> Krankheiten, die statt durch Medizin<br />
durch Anrufung der jeweiligen Götter bekämpft werden,<br />
tragen zur Verbreitung bei. Folge <strong>sind</strong> etwa 12<br />
Millionen Waisen unter 18 Jahren in Subsahara/Afrika.<br />
Weltweit gibt es, etwa 2,7 Millionen Neuinfektionen<br />
jährlich. Der Anteil <strong>von</strong> Frauen liegt bei etwa<br />
50%, in Subsahara Afrika bei etwa 60%, was damit<br />
zu tun hat, dass Frauen dort nicht als gleichgebechtigt<br />
anerkannt werden und Schutzwünsche schlechter<br />
durchsetzen können.<br />
Die Infektionen <strong>sind</strong> weltweit sehr unterschiedlich<br />
verteilt. Besonders stark betroffen ist das südliche<br />
Afrika, wo etwa 2/3 der HIV - Infizierten leben und<br />
wo etwa ¾ der HIV-bedingten Todesfälle stattfinden<br />
Je nach Staat schwanken die Infektionsraten<br />
<strong>von</strong> 2 bis 15 % der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich:<br />
in der BRD liegt sie bei etwa 0,1 %, die sich<br />
dann aber noch sehr unterschiedlich auf Männer die<br />
Sex mit Männern haben mit etwa 2,5 bis 5% und<br />
Heterosexuellen mit etwa 0,02% verteilen.<br />
Unterschiedlich <strong>sind</strong> auch die Gründe für regionale<br />
Epidemien. Während in Subsahara Afrika die Sexualität<br />
ein entscheidende Rolle spielt, ist es in Teilen<br />
Asiens und Osteuropas eher der gemeinsame Gebrauch<br />
<strong>von</strong> Spritzbestecken. Die Forderungen <strong>von</strong><br />
UN-Aids <strong>sind</strong> eindeutig: Zugang zu sauberen Spritzbestecken<br />
für alle DrogengebraucherInnen. In Haftanstalten<br />
ist dies bisher nur in wenigen Ländern<br />
gesichert. Deutschland gehört nicht dazu. Verzicht<br />
auf alle Maßnahmen, die Diskriminierung und Tabus<br />
befördern. Dazu gehört auch der Verzicht auf<br />
strafrechtliche Sanktionen bei der nicht absichtlichen<br />
Übertragung <strong>von</strong> HIV, vorurteilsfreie Sexualaufklärung<br />
und Akzeptanz homosexueller<br />
Lebensstile. Zentral ist auch die Einbindung <strong>von</strong> Betroffenenorganisationen<br />
(in der BRD <strong>sind</strong> dies die<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong>n), denen UN-Aids eine zentrale Rolle bei<br />
der Prävention zuweist und großzügige Förderung<br />
verlangt. Wer sich näher informieren will, findet global<br />
Informationen unter www.unaids.org für Europa<br />
unter www.eurohiv.org und Deutschland unter<br />
www.rki.de.<br />
1984 Patient Null und Michel Foucault, sterben. Gründung der <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong> Schweiz. In San Franzisco wird<br />
die CSD Demo den Menschen mit <strong>AIDS</strong> gewidmet. Der HIVAntikörpertest wird in Frankfurt klinisch getestet.<br />
1991 1.3. Einstellung<br />
<strong>von</strong> Peter Even als Halb<br />
tagskraft. Drei mal wö<br />
chentlich offene<br />
Sprechstunde. 7. 5. Er<br />
öffnung der Geschäfts<br />
stelle als Untermieter<br />
des Paritätischen.<br />
7<br />
Johannes Kahlen & Ursula<br />
Winter, die gute Seele des<br />
Paritätischen <strong>Offenbach</strong><br />
Peter Iden (li) und Uli Matthies
Aids lokal<br />
Zahlenzauberei - und was sich dahinter verbirgt<br />
<strong>Zwei</strong>mal jährlich veröffentlicht<br />
das Robert Koch Institut die<br />
Anzahl der Meldungen über positive<br />
HIV-Antikörpertests. Regelmäßig<br />
ist in der Presse <strong>von</strong><br />
einem nicht hinzunehmenden<br />
Anstieg der Neuinfektionen zu<br />
lesen. Dabei weist das RKI<br />
selbst deutlich darauf hin, dass<br />
dieser Rückschluss aus den Zahlen<br />
nicht gezogen werden<br />
kann. Sie besagen nämlich<br />
nichts darüber aus, wann die<br />
positiv Getesteten sich tatsächlich<br />
infiziert haben. Etwa ein<br />
Viertel der Testergebnisse wird<br />
erst bei vorliegen ernsthafter<br />
Krankheitssymptome erhoben,<br />
also etwa 8 bis 12 Jahre nach<br />
der tatsächlichen Infektion. Es<br />
verbergen sich hinter den Meldungen<br />
also Menschen mit frischen<br />
bis zu 12 Jahre alten<br />
Infektionen. Das RKI geht da<strong>von</strong><br />
aus, dass etwa 20 bis 30 %<br />
der in der BRD lebenden Infizierten<br />
ungetestet <strong>sind</strong>, also<br />
nichts <strong>von</strong> ihrer Infektion wissen<br />
müssen. Dies ist gefährlich,<br />
weil nur eine rechtzeitige<br />
Therapie eine gute Chance bietet,<br />
dass HIV sich nicht zu einer<br />
tödlichen Krankheit<br />
entwickeln wird. Etwa drei Viertel<br />
der HIV bedingten Todesfälle,<br />
stammt aus der Gruppe,<br />
derjenigen, die erst etwa 8 bis<br />
12 Jahre nach der Infektion da<strong>von</strong><br />
erfahren. Das restliche Viertel<br />
ist auf Therapieversagen im<br />
Einzelfall zurückzuführen oder<br />
häufiger darauf, dass manche<br />
1991 Erstmalige Teil<br />
nahme an Kreisge<br />
sundheitswoche.<br />
Beginn der ersten Po<br />
sitivengruppe.Be ginn der Förderung<br />
durch den Landkreis<br />
mit DM 3.000,00.<br />
Menschen nicht in der Lage<br />
<strong>sind</strong>, ihre Therapien über Jahre<br />
hinweg konsequent einzuhalten.<br />
Deswegen rufen die Aids-<br />
<strong>Hilfe</strong>n seit Jahren insbesondere<br />
schwule Männer dazu auf,<br />
sich regelmäßig (spätestens alle<br />
zwei Jahre) testen zu lassen.<br />
Wenn in dieser Gruppe die<br />
Testbereitschaft steigt, werden<br />
zunehmend alte Infektionen<br />
aufgedeckt. Dies führt zu einem<br />
Anstieg der positiven Testergebnisse,<br />
sagt aber kaum<br />
etwas darüber aus, wie viele<br />
Menschen sich denn zurzeit<br />
tatsächlich mit HIV infizieren.<br />
Steigende Zahlen können also,<br />
auch wenn es paradox klingt,<br />
Erfolg der Prävention sein,<br />
weil sie Menschen rechtzeitig<br />
in eine Behandlung bringen,<br />
die gleichzeitig den Nebeneffekt<br />
hat, dass ihre Infektiosität<br />
soweit abnehmen kann, dass<br />
sie mit ihren PartnerInnen guten<br />
Gewissens vereinbaren<br />
können, auf Kondome zu verzichten.<br />
Dies gilt jedenfalls<br />
dann, wenn keine symptomatischen<br />
weiteren Geschlechtskrankheiten<br />
vorliegen und die<br />
Therapien nicht nur regelmäßig<br />
eingehalten werden sondern<br />
auch die Blutwerte alle<br />
paar Monate kontrolliert werden.<br />
Wegen der nicht auszuschließenden<br />
Restrisiken muss<br />
das mit den PartnerInnen kommuniziert<br />
werden.<br />
Das Risiko wird unter einer gu-<br />
1985 Erste HIVDiagnose in der DDR, Das erste Medikament, AZT, wird in klinischen Studien getestet.<br />
Rock Hudson stirbt, Elisabeth Taylor engagiert sich.<br />
Foto 1: Barbara und Ralf Thomas,<br />
Frankfurt am Main<br />
Foto 2: Uta Jung & Oda Schreiber,<br />
Buchladen am Markt, OF<br />
Foto 3: Ingrid & Heinz Lemaire,<br />
Neustadt / Wied<br />
Foto 4: Johannes Winstel & Jasmin<br />
Stein, Marburg an der Lahn<br />
8
ten Therapie inzwischen als so gering<br />
eingeschätzt, dass bei Paaren<br />
mit Kinderw<strong>uns</strong>ch, bei denen einer<br />
der zukünftigen Elternteile HIV infiziert<br />
ist, empfohlen wird, einfach<br />
den Trieben nachzugeben. Die<br />
Übertragungswahrscheinlichkeit zwischen<br />
einer HIV-infizierten Mutter<br />
und ihrem Kind bei der Geburt liegt<br />
unter 2 %. Diese 2 % <strong>sind</strong> darauf<br />
zurückzuführen, dass in diesen Fällen<br />
die Mütter unbehandelt waren.<br />
Ihnen ist sträflicherweise kein HIV-<br />
Antikörpertest bei der Schwangerschaft<br />
nahegelegt worden.<br />
Unbehandelt ist HIV nach wie vor<br />
eine Katastrophe für die Betroffenen.<br />
Sei es, weil ihre Seele regelmäßigen<br />
Medikamenteneinnahmen im<br />
Wege steht, sei es, weil im Einzelfall<br />
die Nebenwirkungen unerträglich<br />
<strong>sind</strong>, oder sei es, weil wie in weiten<br />
Teilen der Welt kein Zugang zu medizinischer<br />
Versorgung besteht.<br />
Dies alles vorbemerkt, gibt das RKI<br />
für den Kreis <strong>Offenbach</strong> einschließlich<br />
der Stadt für das Jahr 2007 insgesamt<br />
9 HIV-Neudiagnosen an,<br />
<strong>von</strong> denen zwei Drittel zweifelsfrei<br />
dem Bereich der Männer, die Sex<br />
mit Männern haben, zugeordnet<br />
werden können. Im Jahr 2006 waren<br />
es 12 Neudiagnosen. Zum Vergleich:<br />
2007 wurden 12 Syphilisfälle,<br />
7 Hepatitis B und 30 Hepatitis C<br />
Fälle gemeldet. Insgesamt entsprechen<br />
die Zahlen den Trends in<br />
Großstadtregionen und liegen deutlich<br />
über dem Landesdurchschnitt<br />
in Hessen. Die Zahlen für 2008 liegen<br />
noch nicht vor.<br />
Reisen und HIV<br />
In 102 Ländern gibt es Einreisebeschränkungen<br />
für Menschen mit HIV.<br />
Wer sich darüber näher informieren<br />
will, findet in mehreren Sprachen zum<br />
Download den Quickfinder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Aids <strong>Hilfe</strong> unter:<br />
http://www.hiv-wechselwirkungen.de/index_5357_de.html.<br />
Wer sich über Impfungen, notwendige<br />
Bescheinigungen etc informieren will<br />
wird fündig unter http://deutschland.hiv-facts.net.<br />
In Österreich ist zu beachten, dass für<br />
HIV-Infizierte der sexuelle Verkehr ohne<br />
Kondome auch bei Zustimmung<br />
der PartnerInnen und auch unter einer<br />
guten Therapie strafbar ist. Auf die<br />
Frage, ob denn eine Übertragung überhaupt<br />
möglich ist, kommt es für die österreichischen<br />
Gerichte nicht an.<br />
Insgesamt ist darauf hinzuweisen, dass<br />
sich in fast allen Ländern die epidemiologische<br />
Situation wesentlich schlechter<br />
darstellt als in Deutschland. Die<br />
Wahrscheinlichkeit auf infizierte PartnerInnen<br />
zu treffen ist für Heterosexuelle<br />
und für schwule Männer weltweit<br />
wesentlich höher als in Deutschland.<br />
Deswegen gilt auch für Urlaubsflirts<br />
unabhängig <strong>von</strong> der sexuellen Präferenz<br />
<strong>uns</strong>ere Empfehlung, Kondome<br />
zu benutzen.<br />
1985: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wendet sich mit einer Postwurfsendung<br />
“<strong>AIDS</strong> Was Sie über <strong>AIDS</strong> wissen sollten” an alle 27 Millionen Haushalte in Deutschland.<br />
Erstmalige<br />
Teilnahme am<br />
Tag der Selbst<br />
hilfegruppen.<br />
1992 Vorlage des ersten Jah<br />
resberichtes. Im Januar fin<br />
det ein Wochenendseminar<br />
des ganzen Vereins (20 Mit<br />
glieder) in Bad Orb zur Le<br />
benssituation schwuler<br />
Männer und i.v. Drogenge<br />
braucher statt.<br />
9<br />
Bild 1: Laura HaldingHoppenheit,<br />
Stuttgart<br />
Bild 2: Annette Piecha, Flörsheim<br />
Bild 3: Hans Jürgen Bernhard,<br />
Aßlar<br />
Bild 4: Hans Hengelein, Hannover
Unser Präventionsprojekt "Cruising Coop"<br />
Prävention im Busch<br />
Mehrmals im Monat trifft man die Männer der Cruising<br />
Coop auf den Autobahnparkplätzen des<br />
Rhein–Maingebiets an. Kondome und Gleitgel gibt es<br />
bei ihnen, ebenso wie mal einen Kaffee, Broschüren<br />
und viele Gespräche. Robert Beckmann, 50, schwul<br />
und seit Jahren HIV-positiv sprach mit Bernd Aretz<br />
Du lebst in <strong>Offenbach</strong>. Viel soll da ja nicht los<br />
sein.<br />
Das täuscht. Ich fühle mich mit Frankfurt vor der<br />
Haustür hier sehr wohl. Es ist nicht so gelackt. Hier<br />
ist man zwar rau, aber doch ganz herzlich. Nicht nur<br />
die Hoffeste <strong>von</strong> Foerster-Media und die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
bereichern die schwule Welt, sondern es gibt auch ein<br />
paar schöne Cruisingplätze an der Autobahn, das Internet,<br />
ein Pornokino und vor allem die passenden<br />
Männer dazu.<br />
Wen triffst du denn bei Euren Präventionseinsätzen<br />
so an?<br />
Das geht <strong>von</strong> 18 bis 80, <strong>von</strong> der Kulturhusche bis<br />
zum Lederkerl – manchmal auch in einer Person vereint.<br />
Da <strong>sind</strong> Familienväter darunter – Kindersitze im<br />
Wagen und der Ehering <strong>sind</strong> da verräterisch. Alle Nationalitäten<br />
<strong>sind</strong> vertreten. Manche machen nur einen<br />
kurzen Spaziergang durch den Wald, andere haben<br />
den Parkplatz als sozialen Ort ohne Verzehrzwang,<br />
kommen <strong>von</strong> der anderen Seite des Geländes mit<br />
dem Fahrrad oder dem Bus und verbringen einen ganzen<br />
Nachmittag in der freien Natur. Da finden Verabredungen<br />
statt, kurze Begegnungen und manchmal ist<br />
es der Beginn langer Freundschaften.<br />
Worüber redet ihr denn so?<br />
Über die Liebe und die Schwierigkeiten zu Hause –<br />
da habe ich viel Verständnis für, weil auch ich einmal<br />
ein verheirateter Familienvater war. Natürlich reden<br />
wir auch über die Fragen der sexuellen Gesundheit.<br />
Mir ist es ein Anliegen, bekannter zu machen, dass<br />
man sich als sexuell Umtriebiger unbedingt gegen Heapatitis<br />
A und B impfen lassen sollte. Das ist wirklich<br />
keine schöne Krankheit und sie ist so leicht ohne jede<br />
Einschränkung im Sexuellen vermeidbar.<br />
Ist HIV ein Thema?<br />
Manchmal schon. Ich höre immer wieder, dass Positi-<br />
ve als Sexpartner abgelehnt<br />
oder rausgeklickt werden Natürlich<br />
nicht <strong>von</strong> allen oder<br />
auch nur der Mehrheit. Aber<br />
ärgerlich ist das schon, weil<br />
den Männern häufig überhaupt<br />
nicht klar ist, dass ein<br />
negatives Testergebnis nichts<br />
anderes aussagt, als dass man<br />
vor drei Monaten jedenfalls<br />
nicht infiziert war. Bei einem<br />
offenen Positiven weiß man<br />
wenigstens, woran man ist und kann ein Spielfeld abchecken,<br />
in dem keiner der Beteiligten Angst hat. Hinzu<br />
kommt: Es zeichnet sich ja ab, dass eine<br />
erfolgreiche HIV-Therapie die Viruslast so senken<br />
kann, dass HIV beim Sex eigentlich nicht mehr das<br />
Problem ist. Und das kann ja durchaus ein Grund<br />
sein, die Tabletten diszipliniert zu nehmen. Wenn<br />
man nicht vertrauensvoll miteinander spricht, dann<br />
ist natürlich das Kondom für Bumsen der Goldstandard,<br />
zumal es auch noch vor weiteren unerfreulichen<br />
Krankheiten schützt. Inzwischen ist, wenn man nicht<br />
ausschließlich safe lebt, ein gelegentlicher HIV-Test<br />
schon deswegen angebracht, um eine sinnvolle Therapiemöglichkeit<br />
nicht zu verfehlen.<br />
Sind die Leute begeistert <strong>von</strong> Eurem Stand?<br />
Manche hatten am Anfang vielleicht Angst, wir wollten<br />
Ihnen den Sex vermiesen. Aber wenn man <strong>uns</strong><br />
dann so sieht und erlebt, dann legt sich das schnell.<br />
Wir gehen bei dieser Gelegenheit ja auch nicht ins<br />
Gebüsch. Inzwischen haben wir sozusagen Stammkunden,<br />
die bei <strong>uns</strong> vorbeischauen, das macht richtig<br />
Spaß.<br />
Ein W<strong>uns</strong>ch zum Schluss?<br />
Bei <strong>uns</strong>eren Aufräumaktionen auf dem Parkplatz<br />
Buchrain zweimal im Jahr finden wir immer Unmengen<br />
<strong>von</strong> Kondomen. Das ist ja schön und erstrebenswert,<br />
wenn dort so viele Männer ohne schlechtes<br />
Gewissen ihre Lust finden Aber es wäre schon schön,<br />
wenn sie ihren Dreck mal selber wegmachen würden.<br />
Erstveröffentlicht in: ADAM 7/2007, Seite 43<br />
1986 Die WHO startet ihr Programm Global <strong>AIDS</strong>, Bayern und die DDR arbeiten zusammen, DAH und<br />
der Bundesverband Homosexualität veranstalten einen Aktionstag gegen Zwangsmaßnahmen der<br />
1992 fing die individuelle Einzel<br />
betreuung durch Buddys an.<br />
Das war aber etwas problema<br />
tisch, weil die Zwangsläufigkei<br />
ten eines Helfersyndroms nicht<br />
immer mit den Bedürfnissen der<br />
<strong>Hilfe</strong>bedürftigen zusammenpass<br />
ten.<br />
10<br />
Da fehlte es trotz Supervision an<br />
grundlegender Ausbildung. Dem<br />
begegnete der Verein durch Fort<br />
bildung und durch Informations<br />
veranstaltungen, z.B. mit dem<br />
Abend „Kinder und Aids“ und<br />
dem Beginn der Reihe OFFEN<br />
bach für SCHWULE THEMEN, ei
Die schwul-lesbische Stiftung - Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />
Schwule und Lesben haben in<br />
den letzten vierzig Jahren zwar<br />
viel erreicht, aber es gibt immer<br />
noch Vieles, gegen das sich zu<br />
kämpfen lohnt: die oftmals homophobe<br />
Situation auf dem Schulhof,<br />
die einsame Lage älterer<br />
Lesben und Schwuler, die antischwule<br />
Gewalt an vielen Orten.<br />
Hier gilt es zu helfen,<br />
Projekte zu initiieren, schwule<br />
und lesbische Aktivitäten zu fördern.<br />
Zwar ist es natürlich ein Erfolg,<br />
dass heute vielerorts<br />
lesbische und schwule Projekte<br />
durch öffentliche Mittel gefördert<br />
werden, aber ebenso wichtig ist<br />
es, dass sich die schwul-lesbische<br />
Gemeinschaft für die eigenen Belange<br />
einsetzt, weil Erfolge Rückwirkungen<br />
auf das<br />
Selbstbewusstsein haben und gesellschaftliche<br />
Diskriminierung in<br />
den Hintergrund treten lassen.<br />
Um diese Idee umzusetzen,<br />
ist die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung<br />
(hms) ins Leben gerufen worden.<br />
Die hms ist derzeit die<br />
größte Stiftung zur Förderung<br />
schwuler und lesbischer Projekte.<br />
Sie wurde 1991 <strong>von</strong> Prof. Dr. Andreas<br />
Meyer-Hanno gegründet.<br />
Durch seine Ersparnisse und<br />
durch weitere Zustiftungen hat<br />
die hms derzeit ein Vermögen<br />
<strong>von</strong> etwa 850.000 €. Die Zinsen<br />
aus diesem Vermögen und die<br />
Spenden an die hms dienen dazu,<br />
ein breites Spektrum an Projekten<br />
zu fördern. Bis heute konnte<br />
die hms knapp 200 Anträge bewilligen;<br />
250.000 € wurden ausbezahlt.<br />
Ohne die Unterstützung<br />
der hms hätten viele dieser Projekte<br />
nicht realisiert werden können.<br />
Manche da<strong>von</strong>, wie die Ausstellung<br />
über die Geschichte homosexuellen<br />
Lebens in Deutschland<br />
oder die Errichtung eines Gedenksteins<br />
für die schwulen Opfer in<br />
Buchenwald haben für bundesweites<br />
Aufsehen gesorgt.<br />
Damit möglichst viel Geld bei<br />
den Projekten ankommt, arbeitet<br />
die Stiftung ausschließlich ehrenamtlich.<br />
Geleitet wird sie <strong>von</strong> einem<br />
fünfköpfigen Vorstand.<br />
Dieser wird kontrolliert <strong>von</strong> einem<br />
Beirat, der sich aus Persönlichkeiten<br />
aus der<br />
Schwulenbewegung und dem<br />
Vorstand der Homosexuellen<br />
Selbsthilfe zusammen setzt. Da<br />
die hms eine rechtsfähige Stiftung<br />
bürgerlichen Rechtes ist, unterliegt<br />
sie der Stiftungsaufsicht.<br />
Mit steigendem Selbstbewusstsein<br />
<strong>von</strong> Lesben und Schwulen<br />
gibt es eine wachsende Zahl und<br />
Vielfalt an Projekten, die unterstützungswürdig<br />
<strong>sind</strong>. Leider <strong>sind</strong><br />
staatliche Fördermöglichkeiten<br />
durch Sparmaßnahmen weniger<br />
vorhanden. Damit die hms ihre<br />
Arbeit weiter ausbauen kann,<br />
<strong>sind</strong> Spenden und weitere Zustiftungen<br />
erwünscht!<br />
Zusätzliche Informationen über<br />
die hms finden sich unter<br />
www.hms-stiftung.de<br />
Dr. Klaus Müller & Dr. Karen Nolte, HMS<br />
bayerischen Regierung. In Stockholm wird ein HIVinfizierter in Quarantäne interniert.<br />
ner monatlichen Veranstal<br />
tungsreihe über zwei Jahre<br />
mit dem ersten Thema Ho<br />
mosexuelle + Ehe.<br />
Sehr erfolgreich ist für die<br />
Vereinsfinanzen „Freitag,<br />
der 13“, ein Benefiz mit Rai<br />
ner Bielfeld im Dezember.<br />
11<br />
1993 Seit Juni findet der<br />
Sonntagsbrunch, begründet durch Petra<br />
Schickedanz, weitergeführt durch<br />
Hanne Kabuth und Monika Juhe, statt.
Empfehlungen und Warnungen der schweizerischen Aids-Kommission (EKAF)<br />
zum HIV - Übertragungsrisiko<br />
Empfehlungen<br />
Negociated Safety:<br />
Wissen ist Macht<br />
Sehr viele Infektionen<br />
finden in festen Paarbeziehungen<br />
statt, bei<br />
MSM (Männer, die Sex<br />
mit Männern haben)<br />
<strong>sind</strong> es rund ein Viertel<br />
aller Infektionen. In der<br />
Paarbeziehung weiterhin Kondome zu verwenden,<br />
ist sinnvoll in einer offenen Beziehung oder solange<br />
keine Abmachungen getroffen wurden. Das richtige<br />
Vorgehen beinhaltet die Einigung auf Negociated Safety,<br />
3 Monate Safer Sex, HIV-Tests der Partner, eine<br />
explizite Vereinbarung zu Safer Sex außerhalb der festen<br />
Beziehung(en) und eine explizite Vereinbarung<br />
zum Vorgehen bei Pannen: Informieren, 3 Monate Safer<br />
Sex, Test.<br />
Testen:<br />
Ja, gern. Wer sich in riskantem Umfeld riskant verhalten<br />
hat, soll sich an eine Teststelle wenden und bis<br />
zum Ergebnis die Safer-Sex-Regeln befolgen. Eine<br />
Einschätzung des Risikos ermöglicht www.checkyour-lovelife.ch.<br />
Kein Klient mit hohem Risiko oder<br />
riskanter Umgebung darf zurückgewiesen und auf<br />
das Abwarten der 3-Monats-Frist vertröstet werden.<br />
Regelmäßiges Testen alle 3-6 Monate ist eine häufig<br />
verfolgte Strategie. Sie senkt das individuelle Risiko<br />
nicht, weil das Hauptaugenmerk auf dem HIV-Status<br />
statt auf dem Schutzverhalten liegt.<br />
Zur Einschätzung des Risikos gehört auch das Beachten<br />
<strong>von</strong> Symptomen nach ungeschütztem Kontakt in<br />
riskantem Umfeld. Grippeartige Symptome (Fieber,<br />
Muskelschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Halsschmer-<br />
zen, Kopfschmerzen, Durchfall, geschwollene<br />
Lymphknoten), Ausschläge oder Geschwüre können<br />
eine (HIV) Infektion anzeigen. Sehr wichtig ist das<br />
Erkennen einer frischen HIV-Infektion (Primoinfektion),<br />
in deren Zeitraum ein infizierter Mensch selber<br />
hoch ansteckend ist.<br />
STD-Kontrolle:<br />
schützen, impfen, Symptome beachten. Für HIV-negative<br />
Menschen bedeutet eine sexuell übertragbare<br />
Infektion (STI) eine größere Anfälligkeit für eine<br />
HIV-Infektion. Umgekehrt können STI's für Menschen<br />
mit HIV die Folge haben, dass die Infektiösität<br />
auch unter Therapie zunimmt. Alle STI's <strong>sind</strong> im<br />
Vergleich zu HIV gut therapierbar, die meisten heilbar.<br />
Unsere Empfehlungen: Kondome schützen vor<br />
vielen STI's, Impfen, was imfpbar ist und bei Symptomen<br />
(siehe oben: Testen) eine Teststelle aufsuchen.<br />
Für Sexworker/innen, Freier und Menschen<br />
mit wechselnden Partnern ist es vorteilhaft, mindestens<br />
1 x jährlich die wichtigsten STI's zu testen.<br />
Wirksame antiretrovirale Therapie (ART):<br />
für feste Paare. Die wirksame ART ist keine HIV-<br />
Präventionsmaßnahme im üblichen Sinn, sie hat vielmehr<br />
den erwünschten Effekt, durch die Unterdrückung<br />
der Virenlast Übertragungen im<br />
serodifferenten, festen Paar zu verhindern. Gleichzeitig<br />
muss mit ihrem Einsatz die Warnung verbunden<br />
werden, dass HIV-negative Menschen ausserhalb fester<br />
Beziehungen nicht auf den präventiven Effekt<br />
der wirksamen ART bei Gelegenheitspartnern mit<br />
HIV setzen können, weil sie nicht wissen können,<br />
ob ihr Gegenüber tatsächlich unter einer wirksamen<br />
ART steht.<br />
Postexpositionsprophylaxe (PEP):<br />
im Notfall Therapie. Nach riskantem Verhalten in einer<br />
riskanten Umgebung soll unverzüglich eine Stelle<br />
zur freiwilligen HIV-Beratung und Testung<br />
1987 Prinzessin Di eröffnet in Landon die erste Aidsstation und schüttelt Betroffenen ohne Handschuhe<br />
die Hände. In der BRD gibt es das erste Strafverfahren wegen einen HIVInfizierten. ACT UP wird in<br />
1993 Erstmalig und in<br />
Folge jedes Jahr wird ein<br />
Gottesdienst zum Welt<br />
Aids Tag gehalten.<br />
Joachim Bundschuh<br />
tritt für Eckhard<br />
Biederbick in den<br />
Vorstand ein.<br />
12<br />
1994 14. 10, Lesung mit Markus Commer<br />
con, die wie alle Autorenlesungen in Zusam<br />
menarbeit mit dem Buchladen am Markt<br />
stattfindet.<br />
11. 11. Benefiz im Isenburger Schloß mit<br />
Daniel Cretien und dem Einpersonenstück:<br />
Quentin Crisp – aus dem Leben eines Ex<br />
zentrikers.
aufgesucht werden. Bei einer ungeschützten HIV-Exposition<br />
kann eine ART in Anspruch genommen<br />
werden zur Verhinderung einer chronischen Infektion.<br />
Die PEP-Therapie ist keine Präventionsstrategie,<br />
sondern eine Notfallmaßnahme. Später als 72<br />
Stunden nach der Risikoexposition ist die Wirksamkeit<br />
der PEP stark eingeschränkt.<br />
Warnungen<br />
Beschneidung:<br />
für MSM wenig Wirkung. Von der Beschneidung<br />
geht für den Mann beim insertiven Verkehr eine<br />
Schutzwirkung <strong>von</strong> ca. 60% aus. Für Frauen und<br />
für MSM in der passiven Rolle ist die Beschneidung<br />
als Präventionsmaßnahme bedeutungslos. HIV-nega-<br />
tive Männer, die eine Beschneidung erwägen, sollten<br />
bedenken, dass die Beschneidung sie in der passiven<br />
Rolle beim Sex mit einem Mann nicht vor HIV<br />
schützt, dass sie irreversibel ist und auch niemanden<br />
vor STI's schützt. Wer damit leben kann und viele<br />
wechselnde Partner hat, tut mit der Beschneidung<br />
nichts sinnloses. Für Männer mit HIV macht die Be-<br />
schneidung keinen präventiven Sinn.<br />
Serosorting:<br />
nur für HIV-Positive! Viele Menschen kennen ihren<br />
Serostatus und den ihrer Partner nicht und ein negativer<br />
HIV-Test ist erst 3 Monate nach einer Risikoexposition<br />
zuverlässig. Für HIV-negative Menschen ist<br />
Serosorting deshalb keine taugliche Präventionsstrategie.<br />
HIV-negative Menschen <strong>sind</strong> für ihren Schutz<br />
bei sexuellen Kontakten selbst verantwortlich. Umgekehrt<br />
verhält es sich beim «positiven» Serosorting.<br />
Entscheiden sich Menschen mit HIV, nur mit anderen<br />
HIV-positiven Menschen sexuelle Beziehungen<br />
einzugehen, dann ist das eine wirksame HIV-Präventionsmaßnahme.<br />
Gleichzeitig gehen HIV-Positive dabei<br />
zwei Risiken ein. STI's <strong>sind</strong> für Menschen mit<br />
HIV meist folgenreicher als für HIV-Negative und<br />
ungeschützter Sex mit Gelegenheitspartnern birgt<br />
diesbezüglich ein hohes Risiko.<br />
Dipping:<br />
wenig Freude, großes Risiko. Dipping (dt. Eintunken)<br />
ist der Coitus Interruptus der HIV-Prävention<br />
und bezeichnet das ungeschützte Eindringen kombiniert<br />
mit dem rechtzeitigen Herausgehen. Das<br />
Vermeiden der Spermaübertragung bedeutet eine<br />
Senkung des Infektionsrisikos für den passiven Partner.<br />
Ob Dipping funktioniert, ist abhängig <strong>von</strong> der<br />
sexuellen Selbstbeherrschung des aktiven Partners<br />
und diese ist bei Gelegenheitspartnern nicht einzuschätzen.<br />
Ausserdem können beim Dipping STI's<br />
durch beide Partner übertragen werden. Dipping<br />
ist umso riskanter, je regelmäßiger es anstelle <strong>von</strong><br />
Kondomen eingesetzt wird. Dennoch ist es für den<br />
passiven Partner besser als nichts.<br />
Stratetic Positioning:<br />
scharf überlegen. Da die Spermaübertragung das<br />
HIV-Infektionsrisiko erhöht, macht es einen Unterschied,<br />
ob ein HIV-negativer Mensch gegenüber<br />
Partnern mit HIV oder unbekanntem Serostatus<br />
die aktive (eindringende, insertive) oder die passive<br />
(empfangende, rezeptive) Rolle einnimmt, da er/sie<br />
in der passiven Rolle für HIV empfänglicher ist.<br />
Stratetic Positioning (dt. strategische Positionswahl,<br />
SP) ist unter MSM bekannt, es ist aber riskant , weil<br />
es, wie Serosorting, häufig <strong>von</strong> Menschen praktiziert<br />
wird, die weder ihren eigenen Serostatus noch<br />
den ihrer Partner kennen. Ein epidemiologischer<br />
Effekt <strong>von</strong> SP konnte, vermutlich aus diesem<br />
Grund, nicht nachgewiesen werden. Ausserdem<br />
können STI's beim SP leicht übertragen werden. Ist<br />
aber der Serostatus den Partnern/innen tatsächlich<br />
bekannt, dann lieber Stratetic Positioning als gar<br />
nichts. Der HIV-negative Partner übernimmt in diesem<br />
Fall immer die aktive Rolle.<br />
Erstveröffentlicht in: © Swiss Aids News (SAN) Ausgabe<br />
2 April 2008, Seite 9<br />
New York gegründet. Der Bayerische Maßnahmenkatalog tritt in Kraft. Der <strong>Deutsche</strong> Bundestag<br />
beschließt die Einrichtung der EnqueteKommission “Gefahren <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und wirksame Wege<br />
26. 11. – 8. 12.<br />
13<br />
K<strong>uns</strong>tausstellung in<br />
der Stadtkirche<br />
„Zwischen Leben<br />
und Tod – Aids<br />
Kranke und HIVIn<br />
fizierte zeigen ihre<br />
Bilder<br />
1995 10. 5. Lesung mit Elisabeth<br />
Brockmann: „Weinen kannst Du, wenn ich<br />
tot bin.“ Helmut Sanders löst Egilde Ulrich<br />
im Vorstand ab. 27. 6. Gedenktag zur<br />
Verfolgung Homosexueller Ausstellung und<br />
Gottesdienst in der Stadtkirche,<br />
Filmvorführung „Verzaubert“. Teilnahme am<br />
Frankfurter Gottesdienst zum CSD.
Hepatitis - die unterschätzte Gefahr<br />
Die Schätzungen schwanken, aber gesichert<br />
ist, dass mindestens 1 % der<br />
Bevölkerung der BRD mit einer Virus<br />
Hepatitis C lebt. MSM und Drogengebraucher<br />
<strong>sind</strong> stärker<br />
betroffen. Bei HIV-Infizierten liegt<br />
die Quote bei 10% mit steigender<br />
Tendenz. Die meisten Betroffenen<br />
wissen nicht, dass sie infiziert <strong>sind</strong>,<br />
denn die Symptome <strong>sind</strong> eher unauffällig.<br />
Die Leber schmerzt nicht.<br />
Man fühlt sich zwar häufig abgespannt,<br />
müde, unkonzentriert, gereizt,<br />
in der Leistung geschwächt,<br />
depressiv etc. und hat außerdem vielleicht<br />
immer wieder Druckgefühle<br />
im Oberbauch - doch diese Anzeichen<br />
einer möglichen Erkrankung<br />
können auch andere Ursachen haben.<br />
Eine Behandlung wäre zwar in<br />
vielen Fällen möglich, sollte aber,<br />
um erfolgreich zu sein, möglichst wenige<br />
Monate nach der Infektion beginnen.<br />
Je später eine Behandlung<br />
beginnt, desto geringer <strong>sind</strong> die Heilungschancen,<br />
und dann drohen bei<br />
etwa 30 % der chronisch verlaufenden<br />
Infektionen Leberzzirrhose und<br />
häufig Leberkrebs. Die Wartelisten<br />
für eine dann notwendige Lebertransplantation<br />
<strong>sind</strong> lang.<br />
Eine Impfung gibt es anders als bei<br />
der Hepatitis A und B, die hier noch<br />
einmal jedem dringlich ans Herz gelegt<br />
sei, nicht. Die Übertragungswege<br />
<strong>sind</strong> bekannt. Das Virus überträgt<br />
sich durch Blut. Verletzungsrelevan-<br />
1995 1.8. Michael Läm<br />
mert löst Peter Even als<br />
hauptamtlicher Mitarbei<br />
ter ab. 6.11. Gad Beck<br />
liest in der Stadtkirche<br />
aus seinen Erinnerungen<br />
als jüdischer schwuler Wi<br />
derstandskämpfer.<br />
te Praktiken, wie Fisten oder gemeinsamer<br />
Röhrchengebrauch beim<br />
Sniefen und gemeinsamer Spritzengebrauch<br />
<strong>sind</strong> die Hauptübertragungswege.<br />
Während im<br />
allgemeinen eine sexuelle Übertragung<br />
der Hepatitis C bisher für wenig<br />
wahrscheinlich gehalten wurde,<br />
mehren sich die Anzeichen, dass bei<br />
insbesondere bei HIV-Infizierten sexuelle<br />
Übertragungen nicht ausgeschlossen<br />
werden können, wenn<br />
(unter Unständen nicht wahrnehmbare)<br />
Entzündungen und kleinere<br />
Verletzungen vorliegen.<br />
Die Empfehlungen zum Schutz <strong>sind</strong><br />
eindeutig: Beim Fisten Handschuhe<br />
benutzen, bei Partnerwechsel Hände<br />
waschen und neue Handschuhe nehmen.<br />
Jeder sollte sein eigenes Gleitmittel<br />
haben, das nur für ihn selbst<br />
benutzt wird. Spielzeuge, wie Dildos,<br />
nur für einen Partner benutzen oder<br />
bei Wechsel vorher desinfizieren.<br />
Einfach Abspülen reicht nicht. Im<br />
Zusammenhang mit Fisten nicht nur<br />
Handschuhe, sondern beim Ficken<br />
immer Kondome benutzen, auch<br />
wenn eine HIV-Übertragung nicht<br />
möglich ist. Wer ein erhöhtes Risiko<br />
hat (Fister, Kokser, intravenös Drogengebrauchende)<br />
und sexuell häufiger<br />
unterwegs ist, sollte sich alle<br />
sechs Monate auf Hepatitis C untersuchen<br />
lassen, wer weniger umtriebig<br />
ist, einmal jährlich. Sollte sich<br />
Ihr Arzt auf nicht vertretbare Kos-<br />
zu ihrer Eindämmung". 1988 Die WHO bestimmt den 1. 12. zum Welt Aids Tag. Die anonyme Laborberichtspflicht<br />
wird eingeführt. Positiv e.V., das Betroffenentreffen im Waldschlösschen bei Göttingen organi<br />
Bild 1: Rainer Schilling, Berlin<br />
Bild 2: Dietmar Muth,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 3: Martina Holzäpfel,<br />
Foto Woehl, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 4: Peter Heusel, Sinntal<br />
14
ten der Untersuchung berufen, weisen<br />
Sie ihn darauf hin, dass die Untersuchung<br />
außerhalb seines<br />
Laborbudgets abgerechnet werden<br />
kann, da es sich bei der Hepatitis um<br />
eine meldepflichtige Krankheit handelt.<br />
Das gilt übrigens auch bei der<br />
routinemäßig empfohlenen Syphilisuntersuchung.<br />
Die DAH hat unter<br />
www.queer.de/hepatitis einen Text<br />
eingestellt, in dem es weitere Informationen<br />
gibt. Die <strong>von</strong> den Usern zu<br />
diesem Text dort abgegeben Kommentare<br />
<strong>sind</strong> teilweise erschreckend,<br />
belegen eine kaum fassbare Ahnungslosigkeit<br />
und Intoleranz. Die um Prävention<br />
Bemühten haben <strong>uns</strong>er<br />
Mitgefühl, bei ihrer Aufgabe Aufklärung<br />
gegen Verdrängung und als Moral<br />
verkaufte Dummheit zu leisten.<br />
Im Übrigen empfehlen wir das Buch<br />
Virus Hepatitis der DAH, das gerade<br />
in einer aktualisierten Auflage erschienen<br />
ist und einen Besuch der Internetseitenhttp://www.kompetenznetz-hepati-<br />
tis.de, http://hepatitis-c.de,<br />
http://www.hepatitis-bw.de und<br />
http://www.hepatitisandmore.de.<br />
Also: Lassen Sie Sich bitte gegen Hepatitis<br />
A und B impfen, regelmäßig<br />
auf Hepatitis C und Syphilis checken,<br />
machen Sie als MSM gelegentlich<br />
einen HIV Test; auch wenn Sie<br />
keinen Infizierten kennen, suchen<br />
Sie bei Veränderungen an Penis oder<br />
Anus oder anhaltenden Rachenbeschwerden<br />
nach Oralverkehr einen<br />
Arzt auf, informieren Sie bei positiven<br />
Befunden Ihre Partner und<br />
schützen Sie Sich, wenn sie keine<br />
Lust auf belastende, teilweise lebenslange<br />
Medikamenteneinnahme haben.<br />
siert, wird gegründet. In München findet die Europäische Positivenkonferenz „Mut gehört dazu“ statt.<br />
1996<br />
15. 5. Lutz van Dijk liest aus „Anders als Du<br />
denkst.“<br />
21. 5. Beginn des Kurses „Body and Soul“ mit<br />
Petra Schickedanz.<br />
15<br />
29. 6. Tarek AlWazir spendet die<br />
Diätenerhöhung, gegen die die Grünen im<br />
Landtag gestimmt hatten, an die <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong>.<br />
Bild 1: Michael Steinbrecher,<br />
Hannover Nürnberg<br />
Bild 2: Michael Stoeppler,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 3: Gerhard Anderi, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 4: Corrado Di Benedetto,<br />
Vorsitzender der Hessischen<br />
Aidsländerbeiräte
Unsere Testangebote<br />
1989 Robert Mapplethorpe stirbt. Der Papst verurteilt die Benutzung <strong>von</strong> Kondomen. Anlässlich eines<br />
Seminars der DAH in Hamburg wird JES als solidarisches Bündnis <strong>von</strong> Junkies, ExUsern und<br />
Bild 1: Dr. Rosita Nenno,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bild 2: Taffesse Belachew,<br />
Schlüchtern<br />
Bild 3: Bettina Beck, Bad Vilbel<br />
Bild 4: Günther Altmann,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
16<br />
Unsere Testangebote, die wir in<br />
kollegialer Zusammenarbeit mit dem<br />
dem Labor Walther, Weindel und<br />
Kollegen in der Löwenstrasse 1<br />
durchführen, bieten wir anonym und<br />
selbstverständlich vertraulich an.<br />
Wenn Sie zum Beispiel einen HIV<br />
Test durchführen wollen, kommen Sie<br />
zu <strong>uns</strong>eren Geschäftszeiten in <strong>uns</strong>erer<br />
Geschäftsstelle in der Frankfurter<br />
Straßer 48 vorbei und holen sich einen<br />
Vermittlungsschein fürs Labor ab.<br />
Hierfür brauchen Sie sich nicht vorab<br />
telefonisch anzumelden, denn <strong>uns</strong>ere<br />
Einrichtung arbeitet niedrigschwellig.<br />
Sie erleichtern <strong>uns</strong> aber <strong>uns</strong>ere Arbeit<br />
und vermeiden Wartezeiten, wenn Sie<br />
den Termin für ein Beratungsgespräch<br />
telefonisch mit <strong>uns</strong> vereinbaren: [Tel.:<br />
(069) 88 36 88]<br />
Zur Blutabnahme für den jeweiligen<br />
Test gehen Sie mit <strong>uns</strong>erem<br />
Vermittlungsschein in der Zeit<br />
zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr ins<br />
Labor in die Löwenstraße. Hierfür<br />
müssen Sie nicht wie etwa beim<br />
Blutspenden nüchtern sein, denn für<br />
die Tests ist nur eine kleine Menge<br />
Blut <strong>von</strong>nöten. Je nach Art des Test<br />
dauert die Blutuntersuchung zwischen<br />
ein und drei Tagen; beim HIV<br />
Antikörpertest liegt das Ergebnis<br />
meist innerhalb 24 Stunden vor. Der<br />
HIV Antikörpertest, der wie der<br />
Name besagt nach Antikörpern<br />
gegen das HIVirus im Blut sucht,<br />
lässt eine sichere Aussage erst drei<br />
Monate nach dem letzten<br />
Risikokontakt zu.<br />
Das Testergebnis holen Sie persönlich<br />
wieder in <strong>uns</strong>erer Geschäftsstelle ab,<br />
wir dürfen es Ihnen nicht telefonisch<br />
oder schriftlich mitteilen. Wenn Sie<br />
ALG II beziehen oder Sozialhilfe<br />
1996 1. 8. Günther Altmann<br />
beginnt als hauptamtlicher<br />
Mitarbeiter Beginn des<br />
betreuten Einzelwohnens in<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Landeswohlfahrtsverband.<br />
26. 10. Benefizrockkonzert<br />
WIWIFA Obertshausen.<br />
beziehen und im Stadtgebiet <strong>von</strong><br />
<strong>Offenbach</strong> wohnen, können wir Ihnen<br />
die Testgebühren gegen Nachweis<br />
Ihrer Bedürftigkeit erstatten. Da in<br />
diesem Falle die Anonymität nicht<br />
mehr gegeben wäre, schwärzen wir in<br />
den Nachweisunterlagen Ihrer<br />
Bedürftigkeit ihren Namen.<br />
Zu jedem der angebotenen Tests<br />
bieten wir Ihnen die Möglichkeit<br />
eines Beratungsgesprächs an, wenn<br />
Sie dies wünschen. Und gerne geben<br />
wir Ihnen Information zu Infektionen,<br />
die auf sexuellem Wege übertragbaren<br />
<strong>sind</strong>. Dieses Infomaterial liegt sowohl<br />
auf deutsch, als auch in<br />
verschiedenen Fremdprachen vor.<br />
Das Beratungsgespräch bietet die<br />
Möglichkeit, im geschützen Raum<br />
eigene Ängste anzusprechen und zu<br />
thematisieren. Wir fragen Sie nicht<br />
nach Ihrer sexuellen Orientierung,<br />
Ihren Gewohnheiten oder nach Ihren<br />
sexuellen Vorlieben; zur realistischen<br />
Einschätzung eines eventuell<br />
gegebenen Übertragungsrisikos kann<br />
es jedoch hilfreich sein, wenn Sie <strong>uns</strong><br />
im vertraulichen Beratungsgespräch<br />
über tatsächlich eingangene Risiken<br />
informieren. Es ist <strong>uns</strong> daran gelegen,<br />
Sie zur eigenen Gesundheitsfürsorge<br />
zu ermutigen, nicht Ängste zu<br />
schüren.
Substituierten und überregionales Netzwerk gegründet. Das Memorandum “Aktuelle Erfordernisse im<br />
Umgang mit <strong>AIDS</strong> in der DDR” der gerade im Aufbau befindlichen <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong> DDR wird verabschiedet.<br />
1996 12. 12. Benefizsammlung<br />
der Geschäftsleute des Wilhelms<br />
platzes. Dezember Dr. Jan van Lun<br />
zen informiert über die neuen<br />
Kombitherapien, den ersten<br />
großen Durchbruch der Pharmafor<br />
schung für die Betroffenen. Mit<br />
Unsere Testangebote<br />
HIV – Antikörpertest:<br />
€ 15,00<br />
HIV – PCR<br />
(Direktnachweis <strong>von</strong><br />
Virusprotein zur<br />
Bestimmung der<br />
Viruslast):<br />
€ 145,72<br />
CD4/ CD8<br />
(Bestimmung der<br />
Helferzellen):<br />
€ 86,73<br />
Hepatitis A<br />
(Antikörpernachweis):<br />
€ 13,99<br />
Hepatitis Bs<br />
(Antikörpernachweis):<br />
€ 13,99<br />
Hepatitis Bc<br />
(Antikörper / Nachweis<br />
der Frischinfektion):<br />
€ 17,49<br />
Hepatitis C<br />
(Antikörpernachweis):<br />
€ 23,31<br />
Lues (Syphilis)<br />
Screening TPHA:<br />
€ 10,50<br />
Lues (Syphilis)<br />
Bestätigungstest:<br />
€ 29,73<br />
Lues (Syphilis)<br />
Nachweis d.<br />
Frischinfektion:<br />
€ 57,12<br />
Gonokokken (Tripper)<br />
KBR:<br />
€ 14,57<br />
Chlamydien (PCR<br />
Abstrich, Spezialgefäß):<br />
€ 64,12<br />
Trichomonaden:<br />
17<br />
€ 9,33<br />
Herpes Virus<br />
Serologie (Typ I u. II):<br />
€ 139,90<br />
Testosteron:<br />
€ 20,40<br />
PSA (Prostataspezifisches<br />
Antigen):<br />
€ 17,49<br />
Impftiter fürTetanus:<br />
€ 20,40<br />
Diphterie:<br />
€ 20,40<br />
Polio Typ I-III:<br />
€ 52,47<br />
Für die anonymen Tests<br />
im Landkreis <strong>Offenbach</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>uns</strong>ere KollegInnen<br />
vom Gesundheitsamt in<br />
Dietzenbach zuständig.<br />
Gesundheitsamt<br />
Dietzenbach, Kreishaus<br />
Werner-Hilpert-Straße 1<br />
63128 Dietzenbach<br />
Telefon: (06074) 18 08<br />
18 0<br />
Weitere Informationen<br />
zu Beratungs- und<br />
Testmöglichkeiten in<br />
Hessen finden Sie auf<br />
der Internetseite<br />
www.aids-hilfe-hessen.de<br />
zwei Malgruppen wird der Schwer<br />
punkt „mehr Selbstbewußtsein<br />
durch künstlerische Arbeit“ gesetzt<br />
Bild 1: Lutz van Dijk,<br />
Schriftsteller, Kapstadt<br />
(Südafrika)<br />
Bild 2: Bob Degen, Jazz<br />
Musiker & Composer,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bild 3. Oliver Andres,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main
Pro Familia<br />
<strong>Offenbach</strong><br />
Wir <strong>sind</strong>:<br />
- Ansprechpartner für Mädchen und Jungen, Frauen<br />
und Männer, die Fragen haben, Informationen benötigen,<br />
Rat suchen oder medizinische oder<br />
psychologische <strong>Hilfe</strong> brauchen.<br />
- eine staatlich anerkannte Beratungsstelle und <strong>sind</strong><br />
zur Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Schwangerschaftskonfliktberatung nach § 219 StGB<br />
befugt<br />
- ein Team <strong>von</strong> Diplompädagoginnen, Sozialarbeiter(inne)n,<br />
einer Ärztin und einer Verwaltungskraft.<br />
Wir ergänzen <strong>uns</strong> in <strong>uns</strong>erer beraterischen und medizinischen<br />
Kompetenz und sichern durch regelmäßige<br />
Supervision und Fortbildung die Qualität <strong>uns</strong>erer<br />
Arbeit.<br />
Alle Mitarbeiter(innen) stehen unter Schweigepflicht.<br />
Unsere Themenschwerpunkte<br />
Familienplanung und medizinische Dienstleistungen<br />
- Beratung zur Familienplanung und Empfängnisregelung<br />
- Anpassung oder Verordnung <strong>von</strong> Verhütungsmitteln<br />
- Beratung zur Frauengesundheit<br />
- Beratung zu unerfülltem Kinderw<strong>uns</strong>ch<br />
Schwangerschaftskonfliktberatung<br />
Wir führen staatlich anerkannte Beratung durch und<br />
<strong>sind</strong> berechtigt zur Ausstellung der Beratungsbescheinigung<br />
bei einem Schwangerschaftskonflikt (§ 219<br />
StGB).<br />
Sozialrechtliche Fragen<br />
- Informationen und Beratung zu allen Aspekten<br />
<strong>von</strong> Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft,<br />
auch im Hinblick auf soziale <strong>Hilfe</strong>n, sowie bei Trennungs-<br />
und Scheidungsfragen<br />
- Antragstellung für die Gelder aus der Bundesstiftung<br />
„Mutter und Kind“<br />
- Informationen zu alleiniger Sorge – gemeinsamer<br />
Sorge, Kindesunterhalt und mehr<br />
Psychologische Beratung für Männer und Frauen<br />
- Partnerschaftsberatungen<br />
- Beratung in persönlichen Krisen<br />
- Beratung in Trennungssituationen<br />
- Sexualberatungen<br />
Sexualpädagogik<br />
- Beratungsnagebote für Gruppen oder Einzelpersonen<br />
- Jugendgruppen oder Schulklassen haben die<br />
Möglichkeit, sich in <strong>uns</strong>eren Räumen zu treffen und<br />
zu informieren<br />
- Sexualpädagogische Weiterbildungen und Veranstaltungen<br />
für Multiplikatoren und Eltern<br />
- Offene Jugendsprechstunde<br />
Beratung bei sexueller Gewalt – Frauennotruf<br />
- Beratung für vergewaltigte oder <strong>von</strong> sexueller Gewalt<br />
bedrohte Frauen und Jugendliche<br />
- Erste Anlaufstelle in Krisensituationen<br />
- Information für Multiplikatoren oder Angehörige,<br />
die mit dem Thema in Berührung kommen<br />
Wir über <strong>uns</strong><br />
Die pro familia, <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Familienplanung,<br />
Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.,<br />
ist ein gemeinnütziger, konfessionell und politisch<br />
unabhängiger Verband, Mitglied des DPWV (<strong>Deutsche</strong>r<br />
Paritätischer Wohlfahrtsverband). Auf internationaler<br />
Ebene <strong>sind</strong> wir der IPPF (International<br />
Planned Parenthood Federation) angeschlossen. Unsere<br />
Beratungsstelle in <strong>Offenbach</strong> gibt es seit 1970.<br />
pro familia, Bahnhofstraße 37,<br />
63067 <strong>Offenbach</strong>, Tel: 069 – 81 77 62,<br />
offenbach@profamilia.de<br />
1990 Gestützt auf die OttawaCharta der WHO entwickelt die DAH das Konzept der<br />
“strukturellen Prävention”. Die erste‘ Bundesversammlung für Menschen mit HIV und Aids’<br />
Eine Delegation des Global Fund zu<br />
Gast bei <strong>uns</strong>erem Partnerprojekt<br />
"Nouvelle Espérance"<br />
18<br />
1997 Christina Heusel und Egilde Ulrich<br />
folgen Joachim Bundschuh und Helmut<br />
Sanders im Vorstand. Franz Frank erhält<br />
einen Minijob in der Verwaltung. Beginn<br />
der regelmäßigen Unterstützung des Not<br />
hilfestation Nouvelle Esperance in Burun<br />
di. Beginn der K<strong>uns</strong>tgruppe Mal Mal mit<br />
der Künstlerin Christa Ernst. Beginn ei
<strong>Offenbach</strong> Post, 05.06.2008<br />
Ober-Rhoden (lö) Vier Monate hatte Dieter<br />
Stadtmüller das Gefühl, „mit Freddy Krueger<br />
in einem Horrorfilm unterwegs zu sein.“ Der<br />
44 jährige hat Aids und schilderte gestern an<br />
der Nell-Breuning-Schule seinen Weg <strong>von</strong> der<br />
Intensivstation zurück ins halbwegs normale<br />
Leben. Selten wohl haben in jüngster Zeit<br />
Neunt- und Zehntklässler so gebannt in Richtung<br />
Lehrerpult geblickt.<br />
Der Leichtsinn beim Sex nimmt zu, gleichzeitig<br />
hält nur noch jeder dritte <strong>Deutsche</strong> Aids<br />
für eine gefährliche Krankheit. Und 16 Prozent<br />
der Jugendlichen glauben, einen HIV-Infizierten<br />
(Human Immunodeficiency Virus) an<br />
seinem Äußeren zu erkennen. Angesichts<br />
solch erschreckender Tatsachen hatte Ulrike<br />
Stiehl-Wiege, die Fachbereichsleiterin Naturwissenschaften<br />
auch an der NBS Aufklärungsbedarf<br />
gesehen.<br />
Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> und das Kreisgesundheitsamt<br />
unterstützten den Aktionstag<br />
mit Referenten, Filmen und Kondomen.<br />
Dieter Stadtmüller durchlebte – wie viele Aidskranke<br />
– den Horror doppelt. Zum einen waren<br />
da natürlich die körperlichen Folgen, die<br />
er dank 86 Infusionen innerhalb des ersten<br />
Therapiemonats und noch heute vier starken<br />
Medikamenten pro Tag in den Griff bekam.<br />
Aber Kampfsport oder einen Halbmarathon<br />
wie früher kann er vergessen. Außer der Leistungsfähigkeit<br />
brach auch sein soziales Umfeld<br />
zusammen. „Von meiner Familie kam bald<br />
nur noch ein Anruf an Weihnachten – nach<br />
dem Motto: Was, Du lebst ja auch noch!, erzählte<br />
Stadtmüller. Wollte er sich mit Bekannten<br />
verabreden, wimmelten die ihn am<br />
Telefon ab.<br />
Seine Arbeit in einem Restaurant verlor er, weil der Chef<br />
den Gästen keinen Küchenchef mit Aids zumuten wollte.<br />
Der Kampf gegen Vorurteile ist eines <strong>von</strong> Dieter Stadtmüllers<br />
Hauptanliegen: Aids wird weder durch Händeschütteln<br />
oder Küssen noch durch das Trinken aus dem gleichen Glas,<br />
sondern meist durch Blut und Sperma übertragen. Womit<br />
Stadtmüller auch gleich bei der Prävention war. „Ungeschützter<br />
Sex ist die größte Ansteckungsquelle“, warnte er die Rödermärker<br />
Schüler. Und zwar nicht nur der zwischen<br />
Männern – Aids wird ja gerne als „Schwulenseuche“ apostrophiert<br />
-, sondern der zwischen Mann und Frau.<br />
Daher redete er auch nicht um den heißen Brei herum. Wer<br />
mit einem neuen Partner ins Bett steigt, muss sich mit einem<br />
Kondom schützen. Punkt, Schluss und keine Ausnahme.<br />
Dr. Jutta Wiesner vom Kreisgesundheitsamt informierte gestern<br />
über den richtigen Gebrauch <strong>von</strong> Präservativen., die<br />
nicht nur Aids, sondern auch Schwangerschaften verhüten.<br />
Viel Halbwissen und so manche dubiose Vorstellung fielen<br />
ihr auf. Deshalb warnte sie besonders eindringlich vor so genannten<br />
Scherzkondomen mit all ihren Farben, Formen und<br />
Geschmacksrichtungen: „Mehr als Spaß bringt das nicht!“<br />
Da helfe auch kein noch so oft geprüftes Qualitätskondom<br />
als Unterzieher unterm Überzieher.<br />
Erstveröffentlicht: © <strong>Offenbach</strong> Post, 05.06.2008<br />
(Bundespositivenversammlung) findet in Frankfurt statt. Die <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong>n der DDR treten in die D.A.H. ein.<br />
Keith Hearing und Jim Henson sterben an den Folgen <strong>von</strong> Aids.<br />
nes Freizeitprogram<br />
mes „Kultur im An<br />
gebot“ mit gemein<br />
samen Fahrten über<br />
die Landesgrenze in<br />
den Palmengarten<br />
und die Frankfurter<br />
Museen.<br />
1997 Veranstaltungsreihe „Zu<br />
rückfinden zur eigenen Sprache<br />
Betroffene und Nichtbetroffene<br />
berichten.“ Erste <strong>von</strong> vier Ausga<br />
ben <strong>von</strong> IMPULS als Gemein<br />
schaftsprojekt mit der Selbsthilfe<br />
HIV und <strong>AIDS</strong> Frankfurt mit Le<br />
bensberichten Betroffener.
Tätigkeitsbericht 2007<br />
Im Durchschnitt fand monatlich eine K<strong>uns</strong>tausstellung,<br />
Lesung oder sonstige allgemeine Veranstaltung statt, insgesamt<br />
also zwölf. 19 mal waren wir unterwegs, um Bildungsveranstaltungen<br />
rund um HIV <strong>uns</strong> Sexualität<br />
abzuhalten, da<strong>von</strong> 5 für Multiplikatoren. Vieles da<strong>von</strong><br />
wurde in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Da sich mehr<br />
als die Hälfte <strong>uns</strong>erer Mitglieder über bloße Zahlungen<br />
hinaus engagiert, konnten wir auch Internetberatung, die<br />
160 Mal angefragt war, anbieten. Die restlichen rund<br />
1400 Anfragen erfolgten brieflich, am Telefon oder im direkten<br />
Gespräch. Insgesamt gab es je Arbeitstag fünf bis<br />
sechs Anfragen <strong>von</strong> Menschen, die nicht zu <strong>uns</strong>eren Klienten<br />
zählen. Im Bereich des betreuten Wohnens, mit 16<br />
Plätzen und der sonstigen Betreuung gab es 1807 Anfragen<br />
oder Arbeitsaufträge, je Arbeitsag also etwas mehr<br />
als 7. Das ging <strong>von</strong> einfachen Anfragen über die Begleitung<br />
zu Ämtern, Beseitigung <strong>von</strong> Obdachlosigkeit, Organisation<br />
<strong>von</strong> Versorgung, Schwierigkeiten bei der<br />
Aufenthaltserlaubnis, medizinische Fragen bis hin zum<br />
seelischen Beistand. In der Beratung, Betreuung und Begleitung<br />
liegt der Frauenanteil etwa bei einem Drittel, im<br />
Betreuten Wohnen fast bei der Hälfte. In diesen Bereichen<br />
beträgt der Anteil <strong>von</strong> Menschen mit Migrationshintergrund<br />
etwa 40%. Etwa ein Drittel ist jünger als 25,<br />
und nur wenige <strong>sind</strong> älter als 65.<br />
Die Betreuung erfordert häufig Hausbesuche im gesamten<br />
Kreisgebiet und Begleitung zu Behörden. Unsere Mitarbeiter<br />
nehmen an den unterschiedlichsten<br />
Arbeitskreisen teil und leisten das ganze Verwaltungsund<br />
Berichtswesen. Nebenher werden das zweimonatliche<br />
Magazin Infact erstellt, die Homepage gepflegt, Fortbildungsveranstaltungen<br />
besucht und das Vereinsleben<br />
mit seinem monatlichen Plenum organisiert. <strong>Zwei</strong>einhalb<br />
Vollzeitstellen und zwei Minijobs, die der Verein hat <strong>sind</strong><br />
dafür im Grunde zu wenig. Die Leistung <strong>uns</strong>erer MitarbeiterInnen<br />
geht weit über das hinaus, was man bei<br />
Dienst nach Vorschrift verlangen könnte.<br />
1991 Bei der Verleihung der Tony Awards trägt Jeremy Irons erstmals das Red Ribbon als Zeichen der<br />
Verbundenheit mit Menschen mit HIV & <strong>AIDS</strong>.<br />
Bild 1: Tarek AlWazir, MdL,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 2: Egilde Ulrich, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 3: Uli Matthies, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 4: Mechthild Gunkel,<br />
Pfarrerin für Friedensarbeit<br />
der EKHN <strong>Offenbach</strong><br />
20<br />
1998 Vortrag zur medizini<br />
schen Fortbildung <strong>von</strong><br />
Prof. Dr. Rockstroh, Unikli<br />
nik Bonn, Beginn der<br />
Selbsthilfewochenenden<br />
(bis 2000) für Menschen<br />
mit HIV<br />
Bild 1: Silvia Urban,<br />
Dresden, DAH Vorstand<br />
Bild 2: Stephan Roth,<br />
Kelsterbach<br />
Bild 3: Ursula Chmelik,<br />
Heusenstamm
Ausgaben 2007<br />
1.1 Sächliche Verwaltungsausgaben<br />
Titel<br />
Geschäftsbedarf/Büro<br />
Investitionen<br />
Bücher/Zeitschriften<br />
Telefon<br />
Postgebühren<br />
Miete und Nebenkosten<br />
Supervision<br />
Reisekosten<br />
Einzelfallhilfe<br />
Bankgebühren<br />
Beiträge<br />
Veranstaltung/Prävention<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Regiekosten<br />
Diverses<br />
Projekt Beschäftigung<br />
Projekt Burundi<br />
Sachausgaben<br />
Defizit aus Vorjahr<br />
Sachausgaben insgesamt<br />
1.2 . Sachausgaben Personal<br />
Titel<br />
Löhne + Gehälter<br />
Kollektive Geschäftsführung<br />
Honorare<br />
Berufsgenossenschaft<br />
TZ-Reinigung<br />
Fortbildung<br />
Persönlicher Sachaufwand ges.<br />
Summe 1.1<br />
Summe 1.2<br />
Ausgaben insgesamt<br />
IST 2007<br />
1.401,74<br />
3.676,50<br />
408,16<br />
1.630,63<br />
1.399,03<br />
14.104,24<br />
2.376,19<br />
3.982,54<br />
1.868,90<br />
66,50<br />
2.588,83<br />
9.193,23<br />
5.272,26<br />
202,04<br />
374,63<br />
2.971,00<br />
1.840,68<br />
53.357,10<br />
53.357,10<br />
IST 2007<br />
125.988,72<br />
16.240,71<br />
1.262,59<br />
1.039,89<br />
306,72<br />
855,40<br />
145.694,03<br />
53.357,10<br />
145.694,03<br />
199.051,13<br />
Rechenschaftsbericht 2007<br />
Einnahmen 2007<br />
Titel<br />
Zuschuss Land Hessen<br />
Zuschuss Stadt <strong>Offenbach</strong><br />
Zuschuss Stadt OF für HIV Tests<br />
Zuschuss Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
Zuschuss Stadt Neu-Isenburg<br />
Zuschuss Rodgau/Dreieich<br />
LWV Beiträge Betreutes Wohnen<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Spenden<br />
Ersatz <strong>von</strong> Ausgaben<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
Zuschuss Krankenkassen<br />
Bußgelder<br />
FZ OF, Förd. Qualifikationskurse<br />
Projektförd. Homosex. Selbstthilfe<br />
Eingl. Zuschuss ARGE Hannover<br />
Projektmittel DAH<br />
Projektmittel LV Hessische Aids-<strong>Hilfe</strong>n<br />
Projektmittel Hannöversche Aids-<strong>Hilfe</strong><br />
Einnahmen aus Anzeigen<br />
Überschuss aus Vorjahr<br />
Summe: Einnahmen<br />
Summe Ausgaben 1<br />
Summe: Einnahmen 2<br />
Saldo Überschuß / Defizit<br />
24.800,00<br />
14.113,00<br />
0,00<br />
2.100,00<br />
1.200,00<br />
1.150,00<br />
109.569,98<br />
690,00<br />
19.571,49<br />
2.249,08<br />
30,00<br />
2.424,32<br />
400,00<br />
1.400,00<br />
500,80<br />
855,64<br />
3.717,80<br />
6.000,00<br />
3.000,00<br />
2.415,60<br />
2.090,78<br />
198.278,49<br />
199.051,13<br />
198.278,49<br />
Zu den oben aufgeführte Zahlen möchten wir einige Hinweise geben. Dank der zweckgebundenen Unterstützung durch<br />
den Landesverband der Hessischen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> und einer Kostenbeteiligung der<br />
-772,64<br />
Hannöverschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, war es <strong>uns</strong> möglich die Zeitschrift posT herauszugeben. Dies erklärt die hohen Kosten für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Hinsichtlich der Kosten für Veranstaltungen und Prävention erfolgte eine Teilfinanzierung durch<br />
zweckgebundene Mittel der Homosexuellen Selbsthilfe und im Rahmen eines für die DAH, finanziert durch die<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, durchgeführten Modellprojektes zur Prävention auf Autobahnparklätzen<br />
und an weiteren Cruisingorten. Der Kondomhersteller Mapa hat <strong>uns</strong> mit Give - aways unterstützt. Die Reisekosten <strong>sind</strong> zu<br />
einem wesentlichen Teil in der Betreuungsarbeit begründet, die immer wieder Hausbesuche im gesamten Kreisgebiet<br />
erforderlich macht. Zu den Personalkosten ist anzumerken, dass <strong>uns</strong>ere Sozialarbeiter nach BAT IVb mit einer Zulage für<br />
die Geschäftsführung eingestuft <strong>sind</strong>. Es greift hier bei der erfolgenden Umstellung auf TÖD noch die<br />
Besitzstandswahrung.<br />
21
<strong>Zwei</strong> <strong>von</strong> <strong>uns</strong> <strong>sind</strong> <strong>gestorben</strong><br />
Manchmal scheint <strong>uns</strong> alles falsch und traurig,<br />
Wenn wir schwach und müd in Schmerzen liegen,<br />
Jede Regung will zur Trauer werden,<br />
Jede Freude hat gebrochne Flügel,<br />
Und wir lauschen sehnlich in die Weiten<br />
Ob <strong>von</strong> dorther neue Freude käme.<br />
Aber keine Freude kommt, kein Schicksal<br />
Je <strong>von</strong> außen <strong>uns</strong>. Ins eigene Wesen<br />
Müssen wir, vorsichtige Gärtner, lauschen,<br />
Bis <strong>von</strong> dort mit Blumengesichtern<br />
Neue Freuden wachsen, neue Kräfte.<br />
Wir trauern in der Aids - <strong>Hilfe</strong> um<br />
H a n s u n d M o h a m e d
1 9 9 2<br />
U d o<br />
E l H a d i<br />
C l a u d i a<br />
U w e<br />
E d w i n<br />
1 9 9 3<br />
U l r i c h<br />
J o s e f<br />
E d d i<br />
E r w i n<br />
M a r c u s<br />
B e r n d<br />
W a l t e r<br />
L u c y<br />
R o s e<br />
H e i n e r<br />
H o l g e r<br />
1 9 9 4<br />
P e t e r<br />
Wo l f g a n g<br />
K l a u s<br />
G e r h a r d<br />
H e r i b e r t<br />
N o r b e r t<br />
P e t e r<br />
F r i t z<br />
M i c h a e l<br />
K i r s t e n<br />
1 9 9 5<br />
H a n s J ü r g e n<br />
U l r i c h<br />
N o r b e r t<br />
J ü r g e n<br />
M a t t h i a s<br />
We r n e r<br />
H e l m u t<br />
1 9 9 9 2 0 0 0<br />
P e t e r<br />
T h o m a s<br />
L u c i a<br />
J ü r g e n<br />
2 0 0 1 2 0 0 2<br />
A n d r e a s<br />
W a l t h e r<br />
2 0 0 3 2 0 0 4<br />
L i a n a<br />
G i o v a n n a<br />
M a n f r e d<br />
2 0 0 5 2 0 0 6<br />
S a s i p a<br />
S t e p h a n<br />
Die letzten zwanzig Jahre waren fürchterlich. Viele <strong>uns</strong>erer Freunde,<br />
Weggefährtinnen und Mitstreiter haben <strong>uns</strong> mit verletzter Seele,<br />
Ängsten und dünner Haut hier zurückgelassen. Und jeder, Freunde,<br />
Partner, Ärztinnen und Pfleger, Seelsorgerinnen und Helfer haben<br />
ihre ureigenen Verluste erlitten. Die Hoffnung, die Fortschritte in<br />
den Therapien würden Grundlegendes ändern, ist natürlich trügerisch,<br />
denn <strong>gestorben</strong> wird weiterhin. Nicht mehr in dieser Schnelligkeit,<br />
nicht mehr notwendig mit der Frage verbunden: wann kann<br />
ich selbst nicht mehr standhalten? Manche der Toten wurden während<br />
ihrer Krankheit weißhaarig. Das hoffen wir auch für <strong>uns</strong> oder<br />
<strong>sind</strong> es gar schon. Und wir merken auf einmal, dass die Behauptung,<br />
der oder die Liebste habe ein erfülltes Leben gehabt, ein<br />
schwacher Trost ist. Verlust bleibt Verlust. Das leere Bett, das Verschwinden<br />
lange bewährter Rituale im Umgang, die Schlaflosigkeit,<br />
plötzliche Tränen an banalen Alltagsorten erinnern immer wieder<br />
daran.<br />
Was hilft? Sicher die Erfahrung, dass Trauer ihre Zeit braucht. Das<br />
wissen wir vom Liebeskummer, das wissen wir <strong>von</strong> den vielfältigen<br />
kleinen Trennungen und Abschieden.<br />
Wie geht man mit der Hinterlassenschaft um, mit Kleidung, Büchern,<br />
Briefen, den Kindheitsfotos, Träumen? Radikale Trennung,<br />
museale Aufbewahrung, Selbstgespräche, Zwiesprache mit dem,<br />
den wir im inneren bewahren? Flucht oder Aussetzen? Oder alles<br />
gleichzeitig, in der Hoffnung, wir mögen die Erinnerung mit allen<br />
Widersprüchlichkeiten in <strong>uns</strong>eren Alltag integrieren? So dass wir in<br />
wohlwollender Erinnerung in Sabines Lieblingssessel sitzen, Jörgs<br />
selbst geschneiderten Anzug tragen Dietmars CDs hören und Michaels<br />
Bilder sehen können. Dann ohne Trauerflor, vielleicht mit<br />
Wehmut aber auch wieder mit leichtem Spott, der die lebende Beziehung<br />
geprägt hat.<br />
Die letzten zwanzig Jahre waren wunderbar. Wir haben nicht nur<br />
gelitten. Wir haben gekämpft, geliebt und gelebt und <strong>sind</strong> Menschen<br />
begegnet, die <strong>uns</strong>er Leben bereichern. Wir haben <strong>uns</strong> Orte<br />
geschaffen, in denen die Würde Drogen gebrauchender Menschen<br />
gewahrt wird, in denen infiziertes Leben selbstverständlich möglich<br />
ist, in denen schwulen Männern mit Respekt begegnet wird. Der<br />
Schandparagraph 175 wurde durch die schwule Partnerschaft ersetzt.<br />
Unsere Aids - <strong>Hilfe</strong> hat mit <strong>uns</strong> für gesellschaftliche Änderungen<br />
gestritten und gibt <strong>uns</strong> einen verlässlichen Ort, an dem wir der<br />
Unterstützung sicher <strong>sind</strong>. Das Medizinsystem in Frankfurt hat<br />
Maßstäbe gesetzt. Das geht vom schwulen Allgemeinmediziner<br />
über die lesbische Zahnärztin, die Schwerpunktpraxen, der 68 bis<br />
zum Bürgerhospital. Das begleitende Umfeld der Pflegerinnen und<br />
Pfleger, der Ärztinnen und Ärzte, all der ehrenamtlich engagierten<br />
Frauen und Männer bis hin zu <strong>uns</strong>eren Seelsorgerinnen, hat <strong>uns</strong><br />
mit Menschen zusammengebracht, für deren Unterstützung und<br />
Zuneigung wir alle nur danken können. Sie haben entscheidenden<br />
Anteil daran, dass wir unter den lähmenden Bildern und den ganz<br />
konkreten Folgen <strong>von</strong> Aids <strong>uns</strong>ere Lebensgeister und <strong>uns</strong>ere Lebensfreude<br />
nicht verloren haben. Und auch bei ihnen führt, wie bei<br />
<strong>uns</strong>, der Weg manchmal in eine andere Richtung, so dass der Alltag<br />
nicht mehr <strong>von</strong> Aids beherrscht wird. Und dann ist man traurig,<br />
aber vielleicht hilft auch hier das Wissen weiter, dass sie ihren Platz<br />
in <strong>uns</strong>eren und wir <strong>uns</strong>eren Platz in ihren Herzen behalten.
Wie schön, ein Jubiläum<br />
Zu 20 Jahren <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
e.V. <strong>von</strong> mir die besten,<br />
solidarischsten und<br />
herzlichsten Glückwünsche!<br />
Als bei meinem früheren Arbeitgeber,<br />
der Hannöverschen<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V., im Jahr 2000<br />
die Idee zum lokalen Aidshilfemagazin<br />
posT geboren wurde,<br />
ahnte wohl niemand, dass daraus<br />
im Laufe der Zeit ein so informatives,<br />
abwechslungsreiches und breites<br />
bundesweites Format wie<br />
die jetzige Infact der <strong>Offenbach</strong>er<br />
Redaktion entstehen würde.<br />
Die Zusammenarbeit <strong>von</strong> Hannover<br />
aus mit den <strong>Offenbach</strong>ern<br />
während der<br />
Kooperationsphase der posT<br />
war mir immer eine Bereicherung,<br />
und ein großes Vergnügen<br />
obendrein.<br />
Bemerkenswert daran fand ich<br />
die Wechselwirkungen, die<br />
sich aus der Interaktion zweier<br />
Aidshilfen aus unterschiedlichen<br />
Landesverbänden ergaben.<br />
Die eine die "größte" in<br />
Niedersachsen, die andere, eine<br />
"kleine" in Hessen; die eine<br />
an der Leine, die andere am<br />
Main. In den unterschiedlichen<br />
Artikeln, Interviews und<br />
Beiträgen aus Niedersachsen<br />
und Hessen spiegelte sich die<br />
ganze Vielfalt der Aidshilfearbeit,<br />
mosaikartig setzte sich<br />
ein Gesamtbild zusammen.<br />
Hinzu kommen die Erinnerungen<br />
an kommunikative, spannende<br />
und innovative<br />
Präventions- veranstaltungen<br />
mit Bernd Aretz als Autor, Leser<br />
und Diskussionspartner in<br />
Hannover. Für diese gute Zusammenarbeit<br />
bedanke ich<br />
mich recht herzlich!<br />
Und als neuer Kollege bei der<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Nürnberg-Erlangen-Fürth<br />
e.V. freue ich mich<br />
wieder auf spannende Möglichkeiten<br />
der Diskussion und<br />
Kooperation. Dem ganzen<br />
Team der <strong>Offenbach</strong>er <strong>AIDS</strong>-<br />
<strong>Hilfe</strong> wünsche ich weiterhin<br />
viel Kraft, Mut und Spaß an<br />
der Sache!<br />
Michael Steinbrecher<br />
Hannover – Nürnberg<br />
1991 ACT UPAktivisten protestieren mit einer StörAktion im Dom zu Fulda lautstark gegen die<br />
Positionen der katholischen Kirche zu Aids. Freddy Mercury (Queen) stirbt am 24. November.<br />
Bild 1: Peter & Jürgen Alt, Birstein<br />
Bild 2: Luis Escobar de Pinzón, Berlin<br />
Bild 3: Christian und Cornelia Luetkens,<br />
Wiesbaden<br />
Bild 4: Karin Gasch, das wollfädchen,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
24
90 Minuten am Mittwoch Morgen außerhalb der Bürozeit<br />
Günther hat seinen Urlaub um einen<br />
Tag verschoben, weil es weder Montag<br />
noch Dienstag möglich war, eine<br />
Übergabe für die nächsten zwei Wochen<br />
zu machen. Dringliche plötzliche<br />
Außentermine bei einem<br />
ohnehin dicht gedrängten Terminkalender<br />
warfen die Planung durcheinander.<br />
Das Telefon klingelt. Michael<br />
muss kurz mit einer Krankenhausärztin<br />
wegen einer Klientin sprechen,<br />
die eine Ausgangserlaubnis für eine<br />
Klärung der Unterbringung nach der<br />
Entlassung braucht. Kalle und<br />
Bernd nutzen die Zeit, einen Werkvertrag<br />
mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
für die Erstellung der nächsten Infact<br />
zu überprüfen. Günther geht seine<br />
Betreuungsakten durch. Klient<br />
eins ist psychisch relativ stabil. Aber<br />
ein Abfluss in seiner Wohnung ist<br />
so verstopft, dass eine Fachfirma ran<br />
muss. Die Kostenfragen <strong>sind</strong> mit<br />
dem Sozialamt zu klären. Es steht eine<br />
darlehnsweise Vorfinanzierung<br />
im Raum. Die Übernahme der Heizkosten<br />
konnte mit dem Sozialamt geklärt<br />
werden, was dem Klienten<br />
noch mitgeteilt werden muss. Klient<br />
zwei: Die Aufnahme ins Betreute<br />
Wohnen ist beantragt. Mögliche behördliche<br />
Nachfragen werden besprochen.<br />
Der Rentenantrag ist gestellt,<br />
die Schwerbehinderung inzwischen<br />
anerkannt. Kurze Unterbrechung, jemand<br />
holt sein HIV Testergebnis ab,<br />
glücklicherweise negativ, sonst wäre<br />
jetzt statt weiterer Besprechung Krisenintervention<br />
geboten gewesen. Klientin<br />
drei braucht für gelegentliche<br />
Marktstände einen Aufsteller und<br />
ein Plakat. Die Bitte kann an eine eh-<br />
1998 Jubiläum im Bü<br />
singpalais mit OB<br />
Grandtke und einem<br />
Theaterstück der Grup<br />
pe Hebebühne.<br />
Veranstaltungsreihe<br />
„Diagnose und Thera<br />
pie <strong>von</strong> HIV in verschie<br />
denen deutschen<br />
renamtlich Engagierte weitergegeben<br />
werden. Wegen rechtlicher<br />
Probleme wurde ein Termin beim<br />
Anwalt vereinbart. Dazu braucht sie<br />
ebenso wie für einen Arzttermin im<br />
Rahmen einer Therapieumstellung<br />
Begleitung. Da muss abgestimmt<br />
werden, welche Medikamente mit<br />
den verordneten Psychopharmaka<br />
kompatibel <strong>sind</strong>. Telefon: die <strong>AIDS</strong>-<br />
<strong>Hilfe</strong> Frankfurt bittet, Ihre Stimmrechte<br />
auf der Mitgliederversammlung<br />
der DAH nächstes<br />
Wochenende wahrzunehmen und<br />
gibt Anweisungen zum Stimmverhalten<br />
bezüglich einiger Anträge. Klient<br />
vier hat einen vereinbarten<br />
Hausbesuch abgesagt. Er verbaselt<br />
seine Arzttermine. Hier scheint psychisch<br />
etwas zu entgleiten. Klient<br />
fünf: Gelegentlich auftauchende Probleme<br />
beim Take Home im Rahmen<br />
der Substitution und Schwierigkeiten<br />
bei der Therapiedisziplin werden<br />
besprochen, der Antrag an die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>AIDS</strong>-Stiftung wegen der Kosten<br />
einer Besuchsfahrt zur<br />
Heimatfamilie ist Thema. Klient<br />
sechs: eine Auseinandersetzung wegen<br />
Telefonkosten eskaliert gerade.<br />
Die Eltern haben Schwierigkeiten<br />
mit der GEZ. Telefonanruf: Kontaktdaten<br />
einer Klientin, die stationär<br />
aufgenommen wurde, werden<br />
durchgegeben. Die Bitte der Klientin,<br />
sie mit ihrem schwer verletzten<br />
Arm nicht tagelang bezüglich des<br />
Operationstermins im Unklaren zu<br />
lassen, wird nachgegangen. Ein Operationstermin<br />
kann 30 Minuten später<br />
mit dem Oberarzt gefunden und<br />
an die Klientin weitergegeben wer-<br />
Behandlungszentren“.<br />
Lesung Hans Scherer:<br />
Remeurs Sünden.<br />
25<br />
1992 Wegen des Einreiseverbotes für Positive in die USA wird die interantionale Aidskonferenz<br />
<strong>von</strong> San Franzisco nach Amsterdam verlegt.<br />
Bild 1: Manuela Achats,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 2: Wolfgang Fey,<br />
Redaktion ADAM, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
Bild 3: Katja Mittermüller,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 4: Michael Bochow, Berlin
den. Klient sieben: Rechtliche Probleme,<br />
in der laufenden Insolvenz erneute<br />
Telefonschulden, um die sich ein<br />
Anwalt kümmern muss. Telefon: Anruf<br />
eines Engagierten, der eine Information<br />
zu einer Betreuten durchgibt.<br />
Klientin acht: Kosten für zwei Sitzungen<br />
einer laufenden Schmerztherapie<br />
wurden darlehensweise vorgelegt. Dazu<br />
muss noch eine schriftliche Vereinbarung<br />
getroffen werden und ein<br />
Antrag bei einer Frankfurter Stiftung<br />
gestellt werden. Wegen der Kosten<br />
für eine VHS-Rückenschule muss<br />
noch ein Antrag bei der Krankenkasse<br />
gestellt werden. Es gibt Probleme<br />
mit einer Telefonrechnung, in die ein<br />
Nachbar der Klientin verwickelt wurde.<br />
Hier müssen die vereinbarten Ratenzahlungen<br />
überwacht werden. Im<br />
Übrigen gibt es augenblicklich einen<br />
großen Bedarf an Händchenhalten.<br />
Das kann Kalle teilweise übernehmen.<br />
Klient neun: taucht immer wieder<br />
mit Katastrophen auf und dann<br />
wieder ab. Braucht gelegentlich <strong>Hilfe</strong><br />
bei Bewerbungen. Lebenslauf etc<br />
<strong>sind</strong> in der Akte vorhanden. Klient<br />
zehn: braucht eine Zuzugsgenehmigung<br />
nach <strong>Offenbach</strong>, da er als Afrikaner<br />
wegen ständiger Anfeindungen<br />
nicht mehr in Sachsen leben will. Für<br />
den Umzug und die Kaution läuft ein<br />
Antrag bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung.<br />
Probleme bei der Jobsuche. Es<br />
wird noch kurz das erfolgreiche Treffen<br />
der neuen ehrenamtlichen Buddygruppe<br />
besprochen. Hier gibt es<br />
einen steigenden Bedarf. Die Aufhängung<br />
des Banners „Ich weiss wo ich<br />
herkomm´, ich weiss was ich tu“ in<br />
Dietzenbach muss vereinbart werden.<br />
Der Rest der Urlaubsvertretung<br />
bleibt hoffentlich Routine. Michael<br />
führt noch ein paar Telefonate, Kalle<br />
arbeitet weiter am Layout der Festschrift,<br />
die Sie jetzt in Händen halten,<br />
Günther arbeitet noch einige Akten<br />
ab. Eventuelle Termine beim Landesverband<br />
der Hessischen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />
und die Vertretung auf der Mitgliederversammlung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Aids-<br />
<strong>Hilfe</strong> wird Bernd wahrnehmen. Insgesamt<br />
also die ganz übliche Palette der<br />
täglich im Büro anfallenden Arbeiten.<br />
Klein, aber fein und<br />
sichtbar<br />
1992 Mit Unterstützung der Deuschen Aidsstiftung installiert Tom Fecht "Denkraum Namen und<br />
Steine" im Rahmen der Dokumenta IX in Kassel.<br />
Bild 1: Michael Beseler,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 2: Peter Boeck, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
Bild 3: Dieter Hau, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
Bild 4: Astrid Ost, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
26<br />
Wer sich, wie die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
als kleiner Verein in einem Feld<br />
bewegt, das gerne ausgeblendet wird,<br />
muss sich einiges einfallen lassen. Ein<br />
Glück, dass wir bei <strong>uns</strong>eren Hauptund<br />
Ehrenamtlichen eine gute Mischung<br />
aus Fachkunde, Kreativität<br />
und Bereitschaft zum Engagement<br />
haben. Stichworte vor Ort dazu <strong>sind</strong>:<br />
K<strong>uns</strong>tausstellungen, Schulprävention,<br />
Präsenz in der Internetberatung, aufsuchende<br />
Arbeit vor Ort in den Crusinggebieten,<br />
Prävention <strong>von</strong><br />
Migrantinnen und Migranten für ihre<br />
Communities, Infostände beim<br />
Selbsthilfetag, den Kreisgesundheitstagen,<br />
zum Weltaidstag und beim<br />
Mainuferfest.<br />
Dazu gehört <strong>uns</strong>ere Zeitschrift Infact<br />
(früher posT) das einzige bundesweit<br />
erscheinende Aidshilfemagazin, das<br />
freundlicherweise <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>AIDS</strong> -<strong>Hilfe</strong> und der BZgA gefördert<br />
wird. Auftritte im Radio (Radio Fortuna,<br />
Heusenstamm, Radio X, Frankfurt),<br />
Fernsehen (ZDF-Infokanal)<br />
und Presseberichte (Frankfurter<br />
Rundschau, <strong>Offenbach</strong> Post, ADAM,<br />
GAB, Dhiva, Gigi). Teilnahme an der<br />
Nacht der Museen Frankfurt /<strong>Offenbach</strong>,<br />
Teilnahme an Ausstellungser-<br />
1999 Beginn des K<strong>uns</strong>tprojektes mit<br />
dem Schülerrat <strong>Offenbach</strong> an allen<br />
weiterführenden Schulen „Das ganze<br />
Leben ist ein K<strong>uns</strong>twerk“.<br />
Plakataktion in Stadt, Kreis und mit<br />
Unterstützung der OVB in den<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln, mehrere<br />
Ausstellungen.
öffnung und Finissage der Ausstellung<br />
Macht Leder Lust im<br />
DLM. Teilnahme am "mach’s -<br />
mit" Parcours der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung.<br />
Mit Netzstrümpfen<br />
versehen <strong>sind</strong> die Beine einer <strong>uns</strong>erer<br />
Mitarbeiterinnen auf einem<br />
<strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n Aids -<br />
<strong>Hilfe</strong> hergestellten Plakates des<br />
Frauennetzwerkes zu bewundern.<br />
Überregional <strong>sind</strong> wir eingebunden<br />
in die Kampagne<br />
IWWIT der <strong>Deutsche</strong>n Aids<br />
-<strong>Hilfe</strong> mit der konzeptionellen<br />
Mitgestaltung <strong>von</strong> Seminaren<br />
für Freie Radios, in den Diskurs<br />
zur Prävention bei Migranten,<br />
Beim Deutsch -<br />
Österreichischen Aids Kongress<br />
waren wir mit einem Vortrag<br />
zu Armut und ebenso wie<br />
bei der Ethikkonferenz an der<br />
Goethe - Universität in Frankfurt<br />
an juristischen Diskussionen<br />
auf dem Podium beteiligt.<br />
Die Erfahrungen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Offenbach</strong> flossen ein in die<br />
Festschrift zum 25jährigen Jubiläum<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
und in manche ihrer<br />
Publikationen. Einladungen zu<br />
Diskussionsveranstaltungen<br />
mit regionaler oder bundesweiter<br />
Bedeutung <strong>sind</strong> keine Seltenheit.<br />
Beim bundesweiten<br />
Positiventreffen im Waldschlösschen<br />
bei Göttingen <strong>sind</strong> wir immer<br />
wieder mal als Referenten<br />
tätig wie auch bei der ersten<br />
schweizerischen Positivenkonferenz.<br />
Hessenweit <strong>sind</strong> wir in vielfältigen<br />
Arbeitskreisen zur<br />
Qualitätssicherung und Fortentwicklung<br />
der Arbeit vertreten.<br />
1993 Weltaidskonferenz in Berlin: Forscher zeigen sich sehr pessimistisch. Der Balletttänzer<br />
Nureyev stirbt an den Folgen <strong>von</strong> Aids.<br />
Start der <strong>von</strong> Markus Thum<br />
erarbeiteten und <strong>von</strong><br />
Thomas Samsel<br />
weiterbetreuten Homepage<br />
www.offenbach.aidshilfe.de<br />
27<br />
Unser 1. Vorsitzender vertritt<br />
<strong>uns</strong> im Aktionsbündnis gegen<br />
Aids und hat eine telefonische<br />
Aidsseelsorge mit aufgebaut.<br />
Auch <strong>uns</strong>ere Ehrenamtlichen<br />
bringen ihre Erfahrungen auf<br />
Tagungen zur Fortbildung und<br />
zum Austausch immer wieder<br />
ein. Wir alle greifen dabei auf<br />
<strong>uns</strong>ere Erfahrungen aus <strong>uns</strong>eren<br />
Leben, aus dem Beratungsalltag<br />
und den verschiedenen<br />
Gruppen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> zurück.<br />
Vereinsintern bieten das<br />
monatliche für jeden offene<br />
Plenum und das einmal jährlich<br />
stattfindende Gartenseminar<br />
den Rahmen für das Konzipieren<br />
<strong>von</strong> Projekten und der Weiterentwicklung<br />
der Arbeit.<br />
Gestützt wird das durch Supervision<br />
für die in der Beratung<br />
Tätigen.<br />
Zitat aus einem <strong>Offenbach</strong>er<br />
Beitrag für<br />
einen Kongress<br />
Gesund ist, wer noch nicht hinreichend<br />
auf Regelwidrigkeiten<br />
untersucht wurde, soweit der<br />
klassische Medizinbegriff, gesund<br />
ist, wer kreativ mit sich<br />
und seiner Umwelt umgeht. Soweit<br />
die neueren Überlegungen.<br />
Ist ein unglücklicher Mensch ohne<br />
medizinische Befunde gesünder<br />
als ein glücklicher mit einer<br />
langen Liste Diagnosen? Ist ein<br />
arbeitender Rollstuhlfahrer gesund<br />
oder krank? Hängt das<br />
Ganze <strong>von</strong> der Verwertbarkeit<br />
im Arbeitsleben oder im sexuellen<br />
Alltag ab? Ist die Krankheit,<br />
mit der wir <strong>uns</strong> heute hier be-<br />
Bild 1: Christoph & Markus Schuke,<br />
Bundeshauptdorf Berlin<br />
Bild 2: Volker Behrens, Buchladen am<br />
Markt <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Gabi Petras, Optik Guck <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 3: Martin Dannecker, Berlin<br />
Bild 4: Anita Johannes und Herr<br />
Johannes, <strong>Offenbach</strong>
1994 In den USA erscheint eine Werbeanzeige <strong>von</strong> Benneton, in der der USPräsident Ronald<br />
Reagan mit KaposiLäsionen dargestellt wird. Derek Jarman stirbt.<br />
Bild 1: Cordula Ernst, Grafikerin,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 2: Michael Lämmert,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 3: Dorette Nesbigall<br />
28<br />
schäftigen vielleicht nur ein geraffter<br />
Alterungsprozess, real oder aber in<br />
der Phantasie? Ist ein HIV-infizierter<br />
Mensch, der nicht getestet ist, gesünder<br />
als ein positiv getesteter? Oder ist<br />
es umgekehrt, da ja der Mensch, der<br />
um seine Infektion weiß, gesundheitliche<br />
Risiken besser vermeiden kann<br />
und – wenigstens in <strong>uns</strong>eren Breiten -<br />
Zugang zu Gesundheit erhaltenden<br />
Therapien hat.<br />
Linkempfehlungen<br />
Zahlen Fakten und Einschätzungen<br />
zum Gesundheitswesen in der BRD finden<br />
sich auf www.rki.de. Eine interaktive<br />
Seite beschäftigt sich mit Fragen des<br />
Gesundheitssystems und der Migration<br />
mighealth.net/de, Zu Fragen der Suchterkrankungen<br />
empfehlen wir die Seite<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Hauptstelle für Suchtfragen<br />
dhs.de, Eltern drogengebrauchender<br />
Kinder empfehlen wir<br />
www.test.akzeptierende-eltern.de. Ein<br />
Blick lohnt auch in die Seite der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
bzga.de. Die <strong>Deutsche</strong> Aidshilfe findet<br />
sich unter aidshilfe.de, Beratung erhalten<br />
Sie unter aidshilfe-beratung.de., ein<br />
interaktives Portal für Männer, die Sex<br />
mit Männern haben ist iwwit.de. Medizinische<br />
Fragen einschließlich des aktuellen<br />
Standardwerkes <strong>von</strong> Hoffmann,<br />
Rockstroh und Kamps zum Download<br />
<strong>sind</strong> unter hiv.net zu finden. In der<br />
Frankfurter Uniklinik betreut Horst<br />
Herkommer die Seite praxis- psychosoziale-beratung.de,<br />
zu medizinischen Fragen<br />
kommen Sie weiter unter<br />
deutschland.hiv-facts.net. Der <strong>uns</strong>erer<br />
Meinung nach spannendste Blog<br />
zu Leben mit HIV und schwulem<br />
Leben mit vielen weiterführenden<br />
links ist ondamaris.de. Die hessischen<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong>n finden Sie über<br />
aids-hilfe-hessen.de. Dort gibt es<br />
auch Hinweise auf Test- und Behandlungsmöglichkeiten<br />
in Hessen.<br />
Unsere Seite, die unter<br />
Aktuelles/Journal auch <strong>uns</strong>ere<br />
Zeitschrift Infact zum Download<br />
enthält ist offenbach.aidshilfe.de.<br />
Am Redaktionstisch<br />
Dienstag Abend. Die am Geschick<br />
des Vereins näher Interessierten<br />
trudeln ein. Ein paar Unterschriften<br />
müssen geleistet, Probleme aus<br />
dem Alltag des Vereins besprochen<br />
werden. Unsere Lohnsklaven beklagen<br />
die Zähigkeit der Verhandlungen<br />
mit den Geldgebern des<br />
betreuten Wohnens. Es ist Irrsinn,<br />
eine niedrigschwellige Beratungseinrichtung<br />
unterhalten zu sollen und<br />
wollen, und andrerseits die Hürden<br />
zum Zugang durch einen Wust <strong>von</strong><br />
Papier, Rechenschaftspflichten hier,<br />
da und dort ständig zu erhöhen.<br />
Statt der Kontroll- und Begründungssucht<br />
bezüglich der Sinnhaftigkeit<br />
jeder Arbeitsminute sollten<br />
doch einfach die legitimen Aufsichtsinteressen<br />
über die Verwendung<br />
der Gelder schlicht dadurch<br />
wahrgenommen werden, dass die<br />
Damen und Herren einfach mal<br />
einen halben Tag Arbeitsalltag bei<br />
<strong>uns</strong> mitbekommen. Diese Mischung<br />
aus beratender Tätigkeit<br />
<strong>von</strong> Schuldenkrisen über Behandlungsschwierigkeiten<br />
oder Störun-<br />
2000 Beginn des Beschäftigungs<br />
projektes für Menschen mit HIV.<br />
Gegen Aufwandsentschädigung<br />
werden Arbeit in der Prävention<br />
geleistet oder Gruppenangebote<br />
organisiert und betreut. Fortbil<br />
dungstag für alle Vereinsmitglie<br />
der zu Aids in Afrika, betreute
gen des Sexuallebens, der Sicherstellung<br />
<strong>von</strong> Versorgung – auch durch sozialen<br />
Beistand - gepaart mit Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Finanzierungskämpfen, Veranstaltungen<br />
Fortbildung und Supervision<br />
geht schon ohne den kontrollierenden<br />
Papierkrieg an die Grenzen. Und da stehen<br />
Vorstand und die Redaktion der<br />
posT auch gerne mal als Klagemauer<br />
zur Verfügung.<br />
Gespräch über die Ausstellung „Hautkontakt“<br />
und „Körperwegaktion“ <strong>von</strong><br />
Andreas Hoffmann im deutschen Ledermuseum<br />
Offenach (www.hoffmannk<strong>uns</strong>t.de,<br />
www.ledermuseum.de).<br />
Nichts für Menschen, die bei jeder neuen<br />
Falte gleich eine Nervenkrise überfällt.<br />
Andreas Hoffmann lässt durch<br />
eine Videokamera, die langsam vom<br />
Fuß zum Kopf hochfährt und wieder<br />
zurück den sich auf einer Scheibe drehenden<br />
nackten Körper abscannen.<br />
Das Bild wir gleichzeitig auf die Leinwand<br />
des Rundes projeziert, die die Aufnahmetechnik<br />
umschließt.<br />
Anschließend gibt es vom Ganzen eine<br />
DVD und eine bearbeitete Fotografie einer<br />
Hautpartie des Künstlers. Nichts<br />
für schwache Nerven sondern für Menschen<br />
die sich sich selbst aussetzen wollen.<br />
Unbedingt empfehlenswert, wie<br />
auch die Ausstellung der Arbeiten und<br />
Fotos <strong>von</strong> Monika Golla, die auf eine<br />
unglaublich erotische Weise nackte Schuhe<br />
fotografiert und Schabernack mit<br />
den Pumps <strong>von</strong> Barbie treibt. „Die<br />
Wandlung der Unschuld.“ (www.monikagolla.de).<br />
In diesem Zusammenhang Gespräch<br />
über das Alter. Ich lobe meine<br />
physiotherapeutische Domina und jammere<br />
ein bisschen über die Macken in<br />
Rücken Knie und Armen. Verständnis-<br />
volle Anmerkung aus der Frauenecke,<br />
dass das im Alltag doch sehr behindert.<br />
Mitgefühl. Ich widerspreche. Im Alltag<br />
kann man sich ja ganz gut behelfen<br />
aber beim Sex!!!!!! Ralf König hat das<br />
sehr treffend in seinem neuen Comic<br />
»Trojanische Hengste« gezeigt. Einwurf,<br />
ob denn nicht das Alter weise<br />
und genügsam mache? Heftiger Protest<br />
sowohl <strong>von</strong> Frauen als <strong>von</strong> Männern.<br />
Aber es stimmt schon. Altern heißt<br />
auch, zu lernen, kreativer mit den noch<br />
nutzbaren Resten umzugehen.<br />
Auf dem Tisch liegen ein paar Eintrittskarten<br />
vom Frankfurter Varietétheater<br />
Tigerpalast. Johnny Klinke, Margareta<br />
Dilliger und ihre Truppe machen damit<br />
ehrenamtlich in Aids-<strong>Hilfe</strong>n Engagierten<br />
der Region ein Geschenk. Atemberaubende<br />
Artistik, Chansons und<br />
Magie werden <strong>uns</strong> verzaubern. (www.tigerpalast.de)<br />
Danke für einen außergewöhnlichen<br />
Abend. - Gespräche über<br />
die posT. Die nächsten sechs Ausgaben<br />
<strong>sind</strong> dank des Landesverbandes der<br />
Hessischen Aids-<strong>Hilfe</strong>n, der Hannöverschen<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong> der ARGE Jobcenter<br />
Hannover und <strong>uns</strong>erer Inserierenden<br />
gesichert. Wir überlegen, wie wir nach<br />
und nach alle beteiligten Vereine vorkommen<br />
lassen können, das Lighthouse<br />
in Hannover, das GesundheitsdolmetscherInnenprojekt<br />
in Kassel, Safeway<br />
für die DrogengebraucherInnen<br />
in Marburg, und und und. Wir freuen<br />
<strong>uns</strong> in <strong>Offenbach</strong>, zukünftig Kalle näher<br />
bei <strong>uns</strong> zu haben.<br />
Und erneut ein Herzensanliegen der<br />
Redaktion: Sexuell Umtriebige jedweden<br />
Geschlechtes sollten ihren Impfschutz<br />
gegen Hepatitis A und B<br />
überprüfen.<br />
Erstveröffentlichung: posT Juni 2007<br />
1994 Tom Hanks erhält einen Oscar für seine Rolle eines schwulen, HIV positiven<br />
Rechtsanwalts, der im Film 'Philadelphia' um seine Rechte kämpft.<br />
Arbeit und Geschichte des<br />
Selbstverständnisses <strong>von</strong><br />
Aids<strong>Hilfe</strong> im Garten am Lohr<br />
berg. Robert und Freddy star<br />
ten das Positivencafe, das<br />
sich bis heute großer Beliebt<br />
heit erfreut.<br />
29<br />
Bild 1: Christian Bergmann,<br />
Berlin<br />
Bild 2: Kalle Ohnemus,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 3: Bernd Aretz, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main
<strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />
Alles hatte begonnen mit einer simplen Anfrage zur<br />
Raumvermietung: die Aids <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> suchte eine<br />
Location für ihre Benefiz-Veranstaltung mit Lesung<br />
und Gesang. Der Abend in der Cafeteria des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Ledermuseums entpuppte sich als unterhaltsame<br />
Mischung aus „Frivol-Wissenschaft“ in Sachen<br />
Sexualität und Hundehaltung im Wechsel mit<br />
eingängig-klug umgedichteten Schlagern zu Apfeldiät<br />
und Paarproblemen, vorgetragen <strong>von</strong> einem bärtigen<br />
Museumskollegen im Fummel. Das Publikum hatte<br />
sich – ob aus Gewohnheit oder als Tribut an den Ort<br />
– zum Teil zünftig in schwarzes Leder gekleidet, ein<br />
sich in seiner Rolle sichtlich wohlfühlender Sklave<br />
bot seine Dienste als Schuhputzer an. Die Frage, ob<br />
diese „Fremdveranstaltung“ in <strong>uns</strong>er Haus passte,<br />
war schnell positiv beantwortet.<br />
Seit vier Jahren kooperieren DLM und AH <strong>Offenbach</strong><br />
nun zum gegenseitigen Nutzen und für alle Beteiligten<br />
mit viel Freude. Die AH hat im Museum eine<br />
Plattform gefunden, die ihre Informationen in einem<br />
Klima der Offenheit und Akzeptanz sowie – ich wage<br />
das zu sagen – Seriosität zu verbreiten hilft. Die<br />
Mitarbeiter der AH <strong>sind</strong> gern gesehene Gäste bei Veranstaltungen<br />
des DLM, manch eine(r) hat sich für<br />
den ehrenamtlichen Thekendienst zu den Fetischnächten<br />
des Hauses mit Lederkorsage und Harness ausgestattet.<br />
Bei der Eröffnung der Ausstellung MACHT<br />
LEDER LUST (in der auch Plakate und Broschüren<br />
der AH gezeigt werden), trafen dann ganz selbstver-<br />
ständlich der gepiercte Gay Leatherman auf den gutbürgerlichen<br />
Anzugträger vom Förderkreis des<br />
Museums. Berührungsängste gab es nicht, aber viel<br />
Begeisterung!<br />
Ich wünsche der Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. weiterhin<br />
eine erfolgreiche Arbeit und viele offene Ohren für<br />
die Aufklärung, die sie leistet.<br />
Dr. Rosita Nenno, stellvertretende Direktorin DLM<br />
Ledermuseum <strong>Offenbach</strong><br />
<strong>Deutsche</strong>s Ledermuseum <strong>Deutsche</strong>s Schuhmuseum<br />
Frankfurter Straße 86, 63067 <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Öffnungszeiten: täglich 10 - 17 Uhr, samstags bis 22<br />
Uhr<br />
Homepage: www.ledermuseum.de,<br />
E-mail: info@ledermuseum.de<br />
1995 In einem Interview teilt der Olympiasieger Gregg Louganis mit, dass er mit HIV<br />
infiziert ist. Louganis’ Geschichte wurde verfilmt.<br />
2001 Stand auf dem Hessen<br />
tag in Dietzenbach, Ausstel<br />
lung mit dem Schülerrat.<br />
Angebot des HIVAntikörper<br />
testes.<br />
Start des monatlichen Positi<br />
vencafes.<br />
Fortbildungswochenende auf<br />
dem Lohrberg zur Fortentwick<br />
lung der Angebote der AidsHil<br />
fe.<br />
30<br />
Die Aids<strong>Hilfe</strong> erhält <strong>von</strong> Mar<br />
kus Thum ein neues Logo
"Lebens-K<strong>uns</strong>t" durch Spender-G<strong>uns</strong>t<br />
Zum Profil der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
gehört es, die Kreativität <strong>von</strong><br />
Menschen, die an Aids leiden oder<br />
durch Infektionen bedroht <strong>sind</strong><br />
durch <strong>uns</strong>er langfristiges Projekt „Lebens-K<strong>uns</strong>t“<br />
zu fördern. Denn gerade<br />
auch der Lebensgestaltung und<br />
der gelebten Sexualität derer, für die<br />
<strong>uns</strong>ere Einrichtung da ist, aber auch allen,<br />
die sich mit Kenntnissen und<br />
Phantasie bei <strong>uns</strong> engagieren, tut die<br />
Pflege der eigenen Kreativität in vielfacher<br />
Hinsicht gut. Die Arbeit in der<br />
Gruppe – auch an gemeinsamen Projekten<br />
– gibt immer wieder einen Rahmen<br />
sich mit ganz unterschiedlichen<br />
Menschen auseinander zu setzen. Sie<br />
verbindet der W<strong>uns</strong>ch, Belastungen<br />
nicht einfach in sich hineinzufressen<br />
sondern über künstlerische Gestaltung<br />
Ausdrucksformen zu finden, wo<br />
Sprache zunächst zu versagen<br />
scheint. Das geschieht über Mal- und<br />
Zeichnengruppen, Bildhauer-Workshops,<br />
die Förderung <strong>von</strong> Kochkünsten,<br />
die Gestaltung <strong>von</strong> Plakaten – ja<br />
im Grunde über die Förderung jedweder<br />
neu oder wieder entdeckten Lust<br />
am Gestalten. Daraus ergeben sich immer<br />
wieder Ausstellungen, die sich zunehmend<br />
auch in den Dienst der<br />
Prävention stellen. Zunächst waren es<br />
einzelne Ausstellungen in den <strong>Offenbach</strong>er<br />
und Neu-Isenburger Rathäusern,<br />
inzwischen wandern sie durch<br />
das Kreisgebiet. In Dietzenbach waren<br />
wir im Kreishaus zu Gast, auch<br />
die Bevölkerung <strong>von</strong> Neu-Isenburg<br />
und Dreieich hatten die Möglichkeit,<br />
mit <strong>uns</strong>eren Künstlerinnen und Künstlern<br />
ins Gespräch zu kommen. Dabei<br />
finden dann Begegnungen zwischen<br />
Betroffenen, Politik und interessierter<br />
Bürgerschaft statt. Schulklassen<br />
haben die Gelegenheit, anlässlich <strong>von</strong><br />
vereinbarten Führungen das Gespräch<br />
mit Menschen zu finden, die<br />
gelernt haben, Aids-<strong>Hilfe</strong> mit einem<br />
Gesicht zu verbinden. Das macht das<br />
Thema Aids begreifbar und fördert<br />
den freieren und unbefangeneren<br />
Umgang. Über die künstlerische Betätigung<br />
wird manchem auch das offenere<br />
Sprechen wieder möglich. Sich<br />
der Öffentlichkeit auszusetzen, heißt<br />
auch, mehr persönliche Sicherheit zu<br />
finden. Das wiederum bereichert <strong>uns</strong>ere<br />
Einrichtung und ihre Möglichkeiten.<br />
Dass wir Kreativität so vielfältig<br />
fördern und buchstäblich die Rahmen<br />
für die Ausstellungen stellen<br />
können, liegt nicht zuletzt an denen,<br />
die <strong>uns</strong> diese Angebote finanzieren.<br />
Dazu gehören insbesondere das <strong>Offenbach</strong>er<br />
Steuerbüro Bader, Förster<br />
und Schubert, die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>-<br />
Stiftung oder auch das große Engagement<br />
<strong>von</strong> Markus und Christoph<br />
Schuke beim Projekt- Management.<br />
Auch Christa und Cordula Ernst, die<br />
<strong>uns</strong> ihr großes künstlerisches Wissen<br />
weitgehend ehrenamtlich zur Verfügung<br />
stellen, gehören zu diesem<br />
Kreis. Ihnen allen <strong>uns</strong>eren herzlichen<br />
Dank! Zum Gelingen trägt auch bei,<br />
dass die Pressestellen der Rathäuser<br />
viel dazu beitragen, <strong>uns</strong>ere über die<br />
Ausstellungen vermittelten Anliegen<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen. Auf<br />
dass wir weiterhin für <strong>uns</strong>ere Anliegen<br />
so viel Verständnis und Unterstützung<br />
finden!<br />
Michael Lämmert<br />
1996 Optimismus bei der Weltaidskonferenz (One world, one hope) in Vancouver: Erstmals<br />
<strong>sind</strong> HIV Therapien erfolgreich.<br />
2002 Erweiterung des<br />
Testangebotes auf alle<br />
sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten,<br />
Ausstellung zum 60.<br />
Geburtstag <strong>von</strong> Hans<br />
Fuchs.<br />
31<br />
Bild 1: Christina Heusel, Sinntal<br />
Bild 2: Leo, <strong>Offenbach</strong>,<br />
Mittwochssuppe & Freitagscafé<br />
im Haus 68 Frankfurt am Main<br />
Bild 3: Anna Pierri, Wölfersheim
Sans papier darf nicht heißen sans sanitaire<br />
Etwa 300.000 Bundesbürger leben<br />
ohne Krankenversicherungsschutz.<br />
Dazu gehören<br />
Selbstständige, die ihre Beiträge<br />
nicht mehr zahlen konnten, Studenten,<br />
die wegen Alters oder<br />
zu langer Studiendauer aus der<br />
studentischen Krankenversicherung<br />
hinausfallen und Menschen,<br />
die mit den ganzen<br />
Formalia der Bürokratie nicht<br />
klarkommen. Für Asylbewerber<br />
sieht das Asylbewerber-Leistungs-Gesetz<br />
im Grunde nur eine<br />
Notversorgung vor, Dazu<br />
kommen hunderttausende bis<br />
zu einer Million Menschen, die<br />
sich im Sinne des Ausländergesetzes<br />
illegal im der BRD aufhalten<br />
und Touristen ohne<br />
Versicherungsschutz.<br />
Alle in der Flüchtlingsarbeit Tätigen,<br />
also auch die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n,<br />
wissen, wie schwierig es ist, im<br />
Einzelfall die Versorgung Kranker<br />
sicherzustellen. Klar die<br />
Schwerpunktpraxen und viele engagierte<br />
Ärztinnen und Ärzte<br />
versorgen auch mal einen Menschen<br />
kostenfrei, aber Laboruntersuchungen,<br />
Gerätemedizin<br />
und gar Krankenhausaufenthalte<br />
werfen immer wieder Finanzierungsprobleme<br />
auf. Anders<br />
als zum Beispiel in Frankreich,<br />
wo es staatliche Zentren zur Versorgung<br />
nicht Versicherter gibt,<br />
steht in der BRD die immerwährende<br />
Suche nach Lösungen<br />
im Einzelfall an. In einigen<br />
Städten haben die Flüchtlingsorganisationen<br />
Notambulanzen<br />
eingerichtet, die Obdachlosenhilfe<br />
engagiert sich und die Malteser<br />
unterhalten in mehreren<br />
Städten überwiegend ein mal<br />
wöchentlich geöffnete Ambulanzen,<br />
in denen Menschen untersucht<br />
betreut und mit<br />
gespendeten Medikamenten versorgt<br />
werden.<br />
Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> hat<br />
im Rahmen der interkulturellen<br />
Wochen Herrn Dr. Kauder aus<br />
Darmstadt eingeladen, der sich<br />
vorstellte, er stehe nach dreißig<br />
Jahren internistischer Tätigkeit,<br />
zuletzt als leitender Kliniksarzt<br />
auf der Rentnerliste der KV<br />
Hessen. „Das war für mich<br />
aber kein Schlussstrich, sondern<br />
die Gelegenheit, jetzt meinen<br />
Traum verwirklichen, nach<br />
jahrzehntelanger strukturierter<br />
Kassenarzttätigkeit endlich einmal<br />
humanitäre Medizin zu betreiben.<br />
Auf diese Art und<br />
Weise ist zunächst als Plan und<br />
dann als Realität die Anlaufstelle<br />
Malteser Migranten Medizin<br />
(MMM) am Marienhospital<br />
Darmstadt entstanden.“ Getragen<br />
ist das Projekt <strong>von</strong> seiner<br />
„felsenfesten Überzeugung aller<br />
1996 <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>Stiftung, Positiv Leben und Nationale <strong>AIDS</strong>Stiftung schließen sich zur<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>Stiftung zusammen.<br />
Bild 1: Anita Johannes und Angela<br />
Sluyter, <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 2: Michael Bohl, Frankfurt am Main<br />
bei einem Heimspiel des FSV Mainz 05<br />
Bild 3: Stefan Gehrmann & Joachim<br />
Bundschuh, <strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 4: Silvia Pulvrich Physiotherapeutin,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
2002 Dietlinde Ankenbrandt star<br />
tet ihren Geburtstagskartenser<br />
vice. Etwa 50 Positive jährlich<br />
erhalten <strong>von</strong> Ihr im Auftrag des<br />
Vereines handgeschriebene Ge<br />
burtstagsglückwünsche, eine Tra<br />
dition, die bis heute fortgeführt<br />
wird.<br />
32
Beteiligten, dass jeder Mensch Zugang zu medizinischer<br />
Versorgung haben sollte“ Dazu benötigt man<br />
als zentrale Funktionseinheit einen Träger der Einrichtung,<br />
geeignetes ärztliches und Assistenzpersonal sowie<br />
Praxisräume. Erforderlich <strong>sind</strong> eine<br />
medizintechnische Infrastruktur, ein Netzwerk <strong>von</strong><br />
Konsiliarärzten und eine Personalreserve.<br />
Es werden quasi als Schutzschicht<br />
Förderer und Gönner benötigt. Für<br />
einen reibungslosen Betrieb muss der<br />
Kontakt zu Behörden und Einrichtungen<br />
hergestellt werden. Und dann bedarf<br />
es einer Öffentlichkeitsarbeit, mit<br />
der sowohl die Bevölkerung als natürlich<br />
auch die Patienten über die Existenz des<br />
Projektes informiert werden. Dr. Kauder<br />
schildert: „Von Anfang an bestand<br />
Klarheit, dass wir eine qualifizierte, zeitgemäße<br />
Versorgung <strong>uns</strong>erer Patienten<br />
gewährleisten und nicht nur eine Barfußmedizin<br />
betreiben wollten. Dankenswerterweise<br />
erklärte sich das Krankenhaus<br />
bereit, seine Infrastruktur kostenfrei zur<br />
Verfügung zu stellen. Ich kann also bei<br />
Bedarf und das sogar sofort vor Ort La-<br />
bor-, Röntgen- und Endoskopiediagnostik<br />
betreiben. Blutzucker- und<br />
Harnuntersuchungen machen wir in der<br />
Praxis selbst, außerdem verfügen wir<br />
dort über ein eigenes, jeweils gespendetes<br />
EKG, Spirometer und Sonographiegerät.<br />
Um den Betrieb der Ambulanz rechtlich und organisatorisch<br />
abzusichern, muss sie nicht nur öffentlich akzeptiert,<br />
sondern institutionell und behördlich<br />
abgesichert sein. Nur so ist zu erreichen, dass sie später<br />
nicht mehr angegriffen oder infrage gestellt wird.<br />
Unseren Flyer für Nicht-<br />
Versicherte finden Sie auch<br />
auf <strong>uns</strong>erer Homepage<br />
www.offenbach.aidshilfe.de<br />
unter Aktuelles eingestellt<br />
Wir haben deswegen zu zahlreichen Stellen Kontakt<br />
aufgenommen und dort sowohl <strong>uns</strong> persönlich als<br />
auch <strong>uns</strong>er Projekt vorgestellt. Die übliche Praxis-Eröffnungsanzeige<br />
in der Tageszeitung oder im Radio<br />
schied a priori aus, da wir einerseits keine Trittbrettfahrer<br />
anziehen wollten, andererseits <strong>uns</strong>ere Botschaft<br />
kaum <strong>uns</strong>ere Zielgruppe<br />
erreicht hätte. Welcher illegale Migrant<br />
liest schon das Darmstädter<br />
Echo oder hört den Hessischen<br />
Rundfunk? Die Information musste<br />
also durch Mund-zu-Mund Propaganda<br />
weitergegeben werden. Wichtigster<br />
Multiplikator war für <strong>uns</strong> hierbei<br />
das Interkulturelle Büro beim Sozialamt<br />
der Stadt Darmstadt, das regelmäßigen<br />
Kontakt zu fast 140<br />
strukturierten Migrantenvereinigungen<br />
in Darmstadt hält. Glücklicherweise<br />
wurden wir dort mit offenen<br />
Armen empfangen, <strong>uns</strong>er Vorhaben<br />
sogar materiell unterstützt und <strong>uns</strong>ere<br />
Flyer an die Zielgruppen verteilt.“<br />
Nach Anlaufschwierigkeiten, in denen<br />
mehr deutsche nicht Versicherte<br />
die <strong>Hilfe</strong> der Ambulanz in Anspruch<br />
nahmen, <strong>sind</strong> inzwischen etwa zwei<br />
Drittel der bis zu zwanzig Patienten<br />
wöchentlich Ausländer. Das Arbeitsspektrum<br />
ist weit. Es geht <strong>von</strong> der Begleitung<br />
Schwangerer bis hin zur<br />
Sterbebegleitung krebskranker Menschen. In der<br />
dem Vortrag sich anschließenden regen Diskussion<br />
berichtete die Ärztin der MMM Frankfurt am Bürgerhospital<br />
<strong>von</strong> ihren Schwierigkeiten, Urlaubsvertretungen<br />
zu finden, <strong>von</strong> der Angst der Patienten, wenn<br />
vor der Klinik ein Polizeiauto steht. Es kam zur Spra-<br />
1997 Die USamerikanischen Center of Desease Conrol (CDC) berichten, dass erstmals die<br />
Zahl der jährlichen <strong>AIDS</strong>Toten gesunken ist.<br />
2002 Start des Projektes "Aus erster<br />
Hand" zur Prävention in Schulen.<br />
Benifizkonzert im Bogside <strong>Offenbach</strong>.<br />
Die Grünen Obertshausen spenden<br />
ihr letztes Sitzungsgeld. Lesung<br />
Markus Brühl Henningstadt.<br />
33<br />
2003 Benefiz im Kellertheater<br />
Frankfurt für die Aids<strong>Hilfe</strong> Offen<br />
bach, vielfältige Ausstellungen<br />
durch die Gruppe „Mal mal“ und an<br />
dere Initiativen.<br />
Beginn einer begleiteten ehrenamtli<br />
chen Betreuungsgruppe.
che die Angst mancher Ärzte, sie machten sich ausländerechtlich<br />
strafbar, wenn sie <strong>Hilfe</strong> leisten. Dazu hat<br />
der Berliner Innensenator Körting klargestellt: „Ich<br />
bin der Meinung, dass die Verpflichtung zur Datenübermittlung<br />
in Fällen unerlaubten Aufenthalts gern.<br />
§ 76 Abs 2 Nr. 1 AuslG abschließend und hinreichend<br />
in der bundesweit verbindlichen Vewaltungsvorschrift<br />
zum Ausländergesetz vom 28. Juni 2000 ...<br />
geregelt ist. Unabhängig da<strong>von</strong>, ob es sich um die Gewährleistung<br />
medizinischer Versorgung, vorschulische<br />
oder schulische Bildung, soziale Betreuung oder<br />
ähnliches handelt, <strong>sind</strong> öffentliche Stellen im Sinne<br />
des § 2 Abs. 1-3 und 4 S.2 BDSG übermittlungspflichtig.<br />
Diese Pflicht trifft hier - also in allen Einrichtungen<br />
in städtischer Trägerschaft oder Behörden - die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über die Aufnahme<br />
und Gewährung <strong>von</strong> Leistungen entscheiden<br />
und sich in diesem Zusammenhang über die Anschrift<br />
und damit auch den Aufenthaltsstatus des Betroffenen<br />
unterrichten müssen. Sonstiges Personal,<br />
das lediglich im Rahmen der Tätigkeit <strong>von</strong> dem illegalen<br />
Aufenthalt erfährt (etwa Ärzte, Erzieherinnen,<br />
Lehrer, Sozialarbeiter etc.) <strong>sind</strong> nicht übermittlungspflichtig.<br />
Nicht öffentliche Stellen - Einrichtungen in<br />
privater Trägerschaft, in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände<br />
und der Kirchen - <strong>sind</strong> nicht zur Datenübermittlung<br />
gem. § 76 Abs. 2 AuslG verpflichtet. Das<br />
gilt auch, wenn sie aus öffentlichen Mitteln finanziert<br />
oder bezuschusst werden.“<br />
Mitteilen kann man nur, was man weiß. Und das<br />
hängt da<strong>von</strong> ab, was man fragt. Ein lebenspraktisch<br />
leicht lösbares Problem. Dennoch, die Ängste gibt<br />
es. Dies wird auch deutlich aus einer Entschließung<br />
des 108. <strong>Deutsche</strong> Ärztetages im Jahre 2005, in der<br />
festgestellt wird, dass Deutschland nicht den erforderlichen<br />
medizinischen Standards entspricht, die Versorgung<br />
durch gesetzliche Regelungen behindert. wird.<br />
Die Entschließung fordert, die politisch Verantwortlichen<br />
auf, „die medizinische Behandlung <strong>von</strong> in<br />
Deutschland lebenden Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus<br />
zu gewährleisten. Dazu gehört die<br />
Rechtssicherheit für Behandelnde. Es muss klargestellt<br />
werden, dass ärztliche <strong>Hilfe</strong> nicht die Tatbestandsmerkmale<br />
der Beihilfe für illegalen Aufenthalt<br />
erfüllen. Die Gleichsetzung <strong>von</strong> Ärzten mit z. B.<br />
Schleppern, Schleusern und Menschenhändlern, wie<br />
aus § 96 AufenthG gefolgert werden kann, ist nicht<br />
akzeptabel. Aufzuheben ist die "Übermittlungspflicht"<br />
für öffentliche Krankenhäuser an die Ausländerbehörden.<br />
Die Übermittlung <strong>von</strong> Daten gemäß §<br />
87 AufenthG hat in der Regel die Abschiebung zur<br />
Folge. Die Verpflichtung zur ärztlichen Verschwiegenheit<br />
wird damit unterlaufen. Oft wird eine lebensnotwendige<br />
stationäre Behandlung aus Angst vor<br />
Abschiebung vermieden. Erforderlich ist eine Kostenregelung<br />
für die Behandlung <strong>von</strong> Menschen ohne<br />
Papiere. Die bisher übliche Praxis, die auf der kostenlosen<br />
<strong>Hilfe</strong> einzelner Ärztinnen und Ärzte oder <strong>von</strong><br />
Krankenhäusern beruht, ist nicht ausreichend und<br />
auf Dauer finanziell nicht durchführbar. Eine Kostenübernahme<br />
durch die Sozialämter, die dann aber<br />
die Abschiebung zur Folge hat, ist keine realistische<br />
Lösung. Es ist vielmehr eine staatliche Aufgabe, allen<br />
hier lebenden Menschen eine angemessene medizinische<br />
Versorgung zu ermöglichen. “<br />
Das fordert nicht nur die Humanität, sondern ergibt<br />
sich schon daraus, dass es sträflich ist, Menschen mit<br />
zum Teil ansteckenden Krankheiten unversorgt zu<br />
lassen. Daher die Bitte, unterstützen Sie im Rahmen<br />
Ihrer Möglichkeiten die Ambulanzen und machen<br />
Sie ihren Einfluss geltend, dass Kranke in Deutschland<br />
fachgerecht versorgt werden, ohne aus diesem<br />
Grunde eine Abschiebung befürchten zu müssen.<br />
1998 Der ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius wird wegen früherer dubioser<br />
Methoden bei der Untersuchung <strong>von</strong> Blutproben vor Gericht gestellt. Er wird <strong>von</strong> der politischen<br />
34<br />
2004 Christina Heusel erhält einen Minijob<br />
für die Frauenarbeit. Beginn des<br />
Frauencafes. Benefiz ‚Sexualkatastrophen in<br />
Lack und Leder’ mit Bernd Aretz und dem<br />
Trio Infernal im DLM. Benefiz <strong>von</strong> Miss Pearl<br />
und Naomi im Jugend und Kulturzentrum<br />
Sandgasse. Teilnahme an der Woche der<br />
Toleranz in NeuIsenburg.
Gastfreundlich, hilfsbereit und interkulturell ein Vorbild<br />
So haben die Mitglieder des Netzwerks<br />
Afroleben+ die Aids-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Offenbach</strong> <strong>von</strong> 16. –18 März<br />
2007 erlebt. Und hoffen, dass es<br />
so in Zukunft bleibt und senden<br />
der Aids-<strong>Hilfe</strong> herzliche Gluckwünsche<br />
zu den 20 Geburtstagen.<br />
Gastfreundlich: Wir wurden<br />
vom Vorstand und zwei Mitarbeitern<br />
persönlich empfangen und haben<br />
<strong>uns</strong> zwei Tage lang<br />
miteinander ausgetauscht. Nach<br />
Begrüßung und Organisatorisches<br />
stellten <strong>uns</strong> Vorstand und<br />
Mitarbeiter spezielle Informationsangebote<br />
und entsprechende Unterstützungshilfen<br />
der<br />
Einrichtung in einer gemütlichen<br />
familiären Atmosphäre vor. Der<br />
Vorstand teilt <strong>uns</strong> auch seine Sorge<br />
und Bedenken über die Erreichbarkeit<br />
<strong>von</strong> Migrant(inn)en mit,<br />
und die Schwierigkeit; tragfähige<br />
Gruppen zu bilden, um die Vereinzelung<br />
zu durchbrechen. Es gab<br />
einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />
über die Möglichkeiten,<br />
Präventionsarbeit und Beratungsangebote<br />
noch attraktiver zu machen,<br />
nicht nur für HIV+<br />
Menschen, sondern für HIV-Positive<br />
und HIV-Negative. Wie gibt<br />
man Information weiter, wohin<br />
kann man sich wenden, wenn<br />
man über HIV und Migration etwas<br />
wissen will? Wie findet man<br />
über das Internet z.B. Informationen,<br />
den Zugang zu Aids-<strong>Hilfe</strong>n<br />
und zu den unterschiedlichsten<br />
Netzwerken und so weiter. Für <strong>uns</strong>eren<br />
Aufenthalt in <strong>Offenbach</strong><br />
war alles im Vorfeld gründlich geplant,<br />
ausreichend wurden alkohol-<br />
freie Getränke und Obst<br />
bereitgestellt. Aber <strong>uns</strong>ere Erwartungen<br />
wurden noch sehr übertroffen,<br />
als wir am Samstag ein<br />
warmes, afrikanisches Essen serviert<br />
bekamen.<br />
Hilfsbereit: Obwohl es vor Ort<br />
noch keine feste Migrant(inn)en<br />
Selbsthilfegruppe gibt (außer der<br />
gemischten Frauengruppe), fühlt<br />
sich jede/r einzelne hilfesuchende/r<br />
Migrant/in richtig beraten<br />
und kommt gern immer wieder<br />
mit sein Anliegen hier her (laut<br />
Frauen und Männer die wir vor<br />
Ort getroffen haben). Erfahrene<br />
und kompetente ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter/in für Übersetzung,<br />
Begleitung und Betreuung stehen<br />
zu Verfügung. Oft werden Selbsthilfegruppen<br />
als potentielle Konkurrenz<br />
betrachtet und behindert,<br />
aber <strong>Hilfe</strong>suchende aus <strong>Offenbach</strong><br />
und Umgebung müssen diese<br />
Hindernisse nie erleben. Die<br />
AH <strong>Offenbach</strong> ist laut Vorstandsmitglied<br />
Bernd Aretz bereit, die<br />
Räume der Einrichtung für Treffen<br />
zu Verfügung zu stellen, nicht<br />
nur für Migrant(inn)en aus <strong>Offenbach</strong>,<br />
sondern auch aus Nachbachstädten.<br />
Ein interkulturelles Vorbild:<br />
Seit 2000/2001 treffen sich zugewanderte<br />
Afrikanerinnen und Afrikaner<br />
im Afroleben+ Netzwerk<br />
in verschiedenen Regionen<br />
Deutschlands, um sich miteinander<br />
bekannt zu machen, Schweigen<br />
zu brechen, Mut zu machen,<br />
Selbsthilfegruppen vor Ort ins Leben<br />
zu rufen und neue Mitglieder<br />
zu finden. Es war <strong>uns</strong> erst Mal<br />
sehr viel Freude zu erfahren, dass<br />
ein Migrant im Vorstand der AH<br />
<strong>Offenbach</strong> sitzt 1) Ist dies nicht eine<br />
sehr vorbildliches Beispiel,<br />
nicht nur für alle Aids-<strong>Hilfe</strong>n,<br />
sondern auch für alle Organisationen<br />
und Projekte, die im Migrationsbereich<br />
in Deutschland tätig<br />
<strong>sind</strong>?<br />
Übrigens ist das Netzwerk Afro-<br />
Leben+ ein Zusammenschluss<br />
<strong>von</strong> Vertreter/innen <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen<br />
und Communities<br />
<strong>von</strong> HIV positiven (afrikanischen)<br />
Migrant(inn)en aus verschieden<br />
deutschen<br />
Bundesländern. AL+ ist ein Forum,<br />
in welchem sich Delegierte<br />
für die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />
<strong>von</strong> Migrantinnen<br />
und Migranten in Deutschland<br />
einsetzen, als Ansprechpartner/innen<br />
für Migrant(inn)en mit<br />
HIV und Aids zur Verfügung stehen<br />
und sich an der HIV-Prävention<br />
beteiligen. Auf regionaler<br />
Ebene treffen sich die Leute, um<br />
Erfahrungen und Ideen auszutauschen;<br />
Isolation, Diskriminierung<br />
und Stigmatisierung zu bekämpfen.<br />
Zusammen mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> bietet das<br />
Netzwerk Präventions- und Fortbildungsseminare<br />
und Informationsmaterialien<br />
an.<br />
Alphonsine Bakambamba, Mitarbeiterin<br />
des Migrationsreferates<br />
der DAH<br />
1) Das afrikanische Vorstandsmitglied<br />
der AH OF ist inzwischen zurückgetreten,<br />
weil es einen Minijob<br />
bei der Einrichtung angenommen<br />
hat, was satzungsgemäß eine Vorstandstätigkeit<br />
ausschließt.<br />
Verantwortung freigesprochen. Gugu Diamini, südafrikanische <strong>AIDS</strong>Aktivistin, wird <strong>von</strong><br />
Nachbarn erschlagen, nachdem sie im Fernsehen erzählt hat, dass sie HIVpositiv ist.<br />
2004 Mitbegründung des<br />
schwulen Stammtischs im<br />
Moustache/Amtsgericht.<br />
Präventionsveranstaltung<br />
im Moustache. Teilnahme<br />
an der ‚Nacht der Solidari<br />
tät’ in Kelsterbach.<br />
35<br />
Benefiz „<strong>Offenbach</strong> ist überall“ im Switchboard<br />
Frankfurt, das im Frankfurter Jahresbericht<br />
merkwürdigerweise umbenannt wurde in<br />
„Bizarres <strong>Offenbach</strong>“. Erstmalige Teilnahme<br />
am Lichterfest im Büsingpark. Ausstellung<br />
„<strong>Offenbach</strong> ist überall“ im Rathaus <strong>Offenbach</strong>.<br />
Start des Beratungsprofils der AH <strong>Offenbach</strong><br />
bei Gayromeo.
Aids und wir Afrikaner in Deutschland<br />
Viele der eingewanderten Menschen mit HIV aus Afrika<br />
leiden unter zwei Dingen: Unter dem, was ein Tabu<br />
darstellt und unter den Erwartungen ihrer<br />
Familien zu Hause in Afrika.<br />
Was ist ein Tabu eigentlich genau? Im Lexikon (Duden<br />
1996) steht: „Ein Tabu ist das Verbot, bestimmte<br />
Handlungen auszuführen, besonders geheiligte Personen<br />
oder Gegenstände zu berühren, sie anzublicken<br />
oder sie zu benennen. Ein Tabu ist ein ungeschriebenes<br />
Gesetz, das auf Grund bestimmter Anschauungen<br />
innerhalb einer Gesellschaft verbietet, bestimmte<br />
Dinge zu tun.“<br />
Über <strong>AIDS</strong> zu sprechen, ist für viele Menschen aus<br />
Afrika ein solches Tabu. Insbesondere unter Landsleuten<br />
darüber zu sprechen. Die Ausnahme, das Tabu zu<br />
brechen, ist nur denkbar, wenn man dadurch seine<br />
Versorgung sichern kann. HIV und <strong>AIDS</strong> bleibt deshalb<br />
sehr oft nur ein Thema zwischen Arzt und Patient.<br />
Wie kam es dazu, dass <strong>AIDS</strong> ein Tabu wurde?<br />
Ein Tabu wird gemacht. Auf Grund bestimmter Interessen.<br />
Zum Beispiel, weil eine Regierung oder Behörden<br />
nicht wollen, dass das Land sein gutes Image<br />
verliert. Zum Beispiel, damit Touristen das Land<br />
nicht meiden. Und Tourismus ist immer noch eines<br />
der sichersten Mittel in vielen afrikanischen Ländern,<br />
damit wenigstens ein bisschen Geld <strong>von</strong> außen in das<br />
Land kommt. Deshalb existiert die Krankheit in der<br />
Öffentlichkeit nicht. Das bedauerlichste Land war Südafrika,<br />
wo es lange Zeit <strong>AIDS</strong> „nicht gab“. Dabei<br />
wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass 70 % der Südafrikaner<br />
infiziert <strong>sind</strong> und selbst Mandelas Sohn ist an <strong>AIDS</strong><br />
<strong>gestorben</strong>.<br />
60% aller weltweit infizierten Menschen leben in der<br />
Sub-Sahara. Durch die weit verbreitete Tuberkulose<br />
wird aus einer HIV-Infektion sehr schnell <strong>AIDS</strong>. Nur<br />
10% <strong>sind</strong> in Behandlung. Und bei diesem Elend ist<br />
nur 11% der Menschen bekannt, dass es einen HIV-<br />
Test gibt. War hier das Tabu erfolgreich? Ist hier politischer<br />
Wille mit im Spiel?<br />
Wenn ein Tabu erst einmal existiert, heißt das bei <strong>uns</strong><br />
für viele aber, man hat heimliche Vermutungen dar-<br />
36<br />
über, wer „es“ hat. Die, die „es“ haben, bekommen<br />
ein Stigma, das bedeutet ein Merkmal. Ob das Merkmal,<br />
das man bei einer Peson zu erkennen glaubt,<br />
wirklich „es“ ist, ist oft wieder <strong>von</strong> reinen Vermutungen<br />
anderer und dem eigenen Wissen abhängig. Das<br />
Alles bedeutet: Niemals auch nur ein bisschen in die<br />
Vermutungen und in die Ausgrenzung danach kommen!<br />
Das bedeutet, das Tabu kann immer größer<br />
werden.<br />
Zu einem zweiten großen Leiden: Die Erwartungen<br />
<strong>von</strong> „zu Hause“ an diejenigen Menschen, die als<br />
„Bootspeople“, „Flüchtlinge“, „Arbeitsmigranten“<br />
oder was auch immer in Zeitungen steht, hierher<br />
kommen. Wer auch immer diese Menschen <strong>sind</strong>, Europa<br />
wurde ihnen zu Hause als „irdisches Paradies“<br />
vorgestellt.<br />
Afrika ist viel größer als Europa, aber gleichzeitig der<br />
ärmste Kontinent. Kontinent der Armut nennt man<br />
ihn. Aber es wird nicht ehrlich <strong>von</strong> dem Ursprung genau<br />
dieser Armut gesprochen.<br />
Durch Missionare und durch die Kolonisation ist der<br />
Kontinent ruiniert worden. Ein unglaubliches Töten<br />
der Menschen, die sich dagegen wehrten. Die Sklaverei<br />
folgte. Alles wurde abtransportiert.<br />
Auch wenn die Kolonisation für manche ein paar Errungenschaften<br />
mit sich gebracht hat. Europa konnte<br />
sich bestens entwickeln! Und eine <strong>von</strong> den Folgen<br />
ist, dass es heute auf dem Kontinent nicht mehr regnet<br />
wie vorher, wobei doch die Mehrheit der Menschen<br />
bei <strong>uns</strong> in Afrika <strong>von</strong> Landwirtschaft lebt.<br />
Manche merken dann, dass in Bezug auf Europa das<br />
Leben in Afrika eigentlich nicht schön ist. Da kein<br />
Mensch einfach so sterben will, versuchen Menschen<br />
ihr Leben zu retten, auch unter größten Gefahren.<br />
Wer würde das nicht? Man erklärt sich sogar für den<br />
Tod bereit für diesen Versuch. Obwohl man gar<br />
nicht weiß, ob das Leben in Europa einfach oder einfacher<br />
oder sonst etwas ist. Man hofft einfach, dass<br />
man in diesem „irdischen Paradies“ etwas zu essen<br />
bekommt oder die Medikamente, ohne die man<br />
sonst stirbt.<br />
Wenn man aber es geschafft hat und hier ist trotz al-<br />
1999 Vom 2. bis 5. Juni findet der 7. <strong>Deutsche</strong>r <strong>AIDS</strong>Kongreß in Essen statt; erstmals<br />
<strong>sind</strong> CommunityVertreter an Planung und Durchführung direkt beteiligt.<br />
2005 Start der Zeitschrift posT als<br />
Gemeinschaftsprojekt mit der<br />
Hannöverschen Aids<strong>Hilfe</strong>.<br />
Postkartenaktion „<strong>Offenbach</strong> ist geil“.<br />
Bildhauerworkshop. Benefiz Miss Pearl<br />
im Anker. Christina Heusel wird im<br />
Vorstand durch Bernd Aretz abgelöst.<br />
Ausstellung „Mal mal“ im Rathaus Neu
len Schwierigkeiten, überwiegen plötzlich die Gefühle<br />
der Solidarität mit der ganzen Familie und man fühlt<br />
sich gezwungen, sie zu unterstützen und in der Heimat<br />
zu helfen.<br />
Außerdem ist man wiederum in der Familie Vorbild dafür,<br />
dass man besser leben sollte. Und man sieht ja im<br />
Fernsehen bei den Bildern <strong>von</strong> Europa, wie man leben<br />
sollte oder man sieht auch die Europäer, die in Afrika<br />
als Touristen reisen. Wenn man da so reich werden<br />
kann, wie die aussehen, dann kann der, der <strong>von</strong> <strong>uns</strong>erer<br />
Familie es nach Europa geschafft hat, für <strong>uns</strong> auch<br />
durch seine Arbeit dort viel Geld machen. So denken<br />
die Familienangehörigen und dann machen sie Schulden.<br />
Weil der Gedanke, dass man im Westen Arbeit findet,<br />
die Köpfe <strong>von</strong> der Not befreit. Und so gerät man<br />
hier unter immer größeren Druck, Geld zu schicken.<br />
Ob es für Essen ist oder für Medikamente, schließlich<br />
für alle Probleme, die man nun vom Ausland aus lösen<br />
soll, da man vor Ort nicht weiter weiß. Man hat ein Bild<br />
<strong>von</strong> dem reichen Europa, aber dass Alles nicht so einfach<br />
ist, wenn man hier vielleicht sogar <strong>von</strong> Sozialhilfe<br />
leben muss oder wenn man krank ist, das stellt man sich<br />
nicht vor.<br />
Ein Freund <strong>von</strong> mir hat auf einer Veranstaltung in <strong>Offenbach</strong><br />
es so gesagt: „Du wirst zur Sozialversicherung<br />
der Familie zu Hause“.<br />
Jeder <strong>von</strong> <strong>uns</strong> Einwanderern hat andere Strategien, die<br />
Probleme der Familie in der Heimat zu lösen. Aber dass<br />
man zu Hause unterstützen muss, belastet fast alle. Vor<br />
allem, wenn Du Verantwortung hast, die Du wegen<br />
Krankheit oder, weil keine Arbeit da ist, gar nicht tragen<br />
kannst.<br />
Du hast das immer im Kopf, immer. Du hast den<br />
Kopf nie frei. Du hast keine innere Ruhe, obwohl die<br />
Entfernung zwischen der Heimat und Europa doch<br />
sehr groß ist. Und man will auch nicht immer hören,<br />
dass es denen zu Hause nicht gut geht.<br />
Das Tabu und dieser Druck durch die Verantwortung<br />
gegenüber denen zu Hause: Das ist die Lage <strong>von</strong> vielen<br />
Afrikanern, die in Deutschland mit <strong>AIDS</strong> leben.<br />
<strong>Offenbach</strong>, den 25.9.2008<br />
Deged Konan, Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
Isenburg. Qualifizierungskurs<br />
zu Grundlagen der <strong>AIDS</strong><br />
<strong>Hilfe</strong>narbeit für Ehrenamtliche.<br />
Start der Parkplatz und<br />
Pornokinoprävention mit dem<br />
Projekt Cruising COOP in<br />
Zusammenarbeit mit der AH<br />
Hanau.<br />
37<br />
2000 Fünf große Pharmakonzerne haben den Vereinten Nationen zugesagt, Staaten Afrikas den<br />
Zugang zu HIVMedikamenten günstiger zu ermöglichen.<br />
Bild 1: Florian Schmidt & Bettina Witte de<br />
Galbassani & Sunny Caliskan, Pro Familia<br />
<strong>Offenbach</strong><br />
Bild 2: Franz Haag & Stefan Hübner, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
Bild 3: Maritsa & Heike & Jasmin Schmauderer,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main
Wir <strong>sind</strong> alle Menschen!<br />
HOKISA - ein Zuhause für <strong>von</strong> Aids betroffene Kinder und Jugendliche in Südafrika<br />
"Akzeptiere <strong>uns</strong> - wir <strong>sind</strong> alle Menschen!"<br />
Diese Worte stammen <strong>von</strong> dem elfjährigen südafrikanischen<br />
Jungen Nkosi Johnson, als er im Juli 2000<br />
auf der Welt-Aids-Konferenz vor über 12.000 Teilnehmern<br />
eine Rede hielt, die zu minutenlangem Beifall<br />
führte 1) . Kurz zuvor noch war Südafrikas Staatspräsident<br />
Thabo Mbeki ausgebuht worden, weil er den Zusammenhang<br />
zwischen HIV und Aids geleugnet<br />
hatte und - schlimmer noch - weiter öffentlichen Kliniken<br />
untersagte, lebensverlängernde Antiretroviral -Medikamente<br />
an Patienten auszugeben, die sie sonst<br />
nicht selbst bezahlen können. Wenige Monate später<br />
starb der kleine Nkosi an den Folgen <strong>von</strong> Aids, kurz<br />
nach seinem 12. Geburtstag. Erst im Jahr 2004<br />
zwang die Mehrheit des Parlaments die Gesundheitsministerin,<br />
endlich die kostenlose Ausgabe <strong>von</strong> ARV-<br />
Medizin im öffentlichen Gesundheitswesen, so auch<br />
in Kinderheimen, vorzubereiten. Unser Kinderhaus<br />
HOKISA besteht bereits seit dem Welt-Aids-Tag<br />
2002, damals feierlich eröffnet im Beisein <strong>von</strong> hunder-<br />
38<br />
© HOKISA<br />
ten Township-Bewohnern und dem berühmten Erzbischof<br />
und Friedensnobelpreisträger Desmond<br />
Tutu. Gegen die staatliche Vorgabe entschieden wir<br />
<strong>uns</strong> damals gemeinsam im Team mit <strong>uns</strong>eren südafrikanischen<br />
Erzieherinnen und Erziehern, ARV-Medikamente<br />
an jene Babies und Kleinkinder auszugeben,<br />
deren Viruslast damals so hoch war, dass sie nur<br />
noch eine außerst geringe Lebenserwartung hatten.<br />
Alle diese Kinder leben heute, gehen in den Kindergarten,<br />
die ersten sogar in die Schule. Wer <strong>uns</strong> heute<br />
besucht, kann die Kinder, die ARV-Medikamente<br />
nehmen, nicht <strong>von</strong> jenen unterschieden, die diese<br />
nicht brauchen. Neben dem HOKISA Kinderhaus,<br />
in dem <strong>uns</strong>er jüngstes Kind heute gerade 9 Monate<br />
ist und der älteste bereits 17, gibt es seit 2005 auch<br />
das HOKISA Friedenshaus für Jugendliche, junge<br />
Erwachsene und einen Teil <strong>uns</strong>erer Erzieherinnen,<br />
die dort mit ihren Familien wohnen. Die Gemeinschaft<br />
hat viele der jungen Leute selbstbewusster und<br />
mutiger gemacht. Sie sowie einige <strong>uns</strong>erer Erziehe-<br />
2000 Am 10. Mai erlässt USPräsident Bill Clinton eine Verfügung, nach der die USA nicht<br />
mehr mit Maßnahmen gegen afrikanische Länder vorgehen, die die Spielräume internationa
Innen gehörten zu den ersten im <strong>uns</strong>erem Township<br />
(einer Armensiedlung am Rande <strong>von</strong> Kapstadt, wo<br />
rund 30.000 Menschen wohnen), die offen über ihre<br />
Infektion reden. Dazu gehört leider tatsächlich noch<br />
immer Mut angesichts <strong>von</strong> nach wie vor weit verbreiteter<br />
Diskriminierung. Bei HOKISA gibt es außerdem<br />
eine Frauengruppe (mit überwiegend sehr<br />
jungen Müttern) und eine Jugendgruppe, die ebenfalls<br />
HIV-Präventionsarbeit machen. So schrecklich<br />
wie die jüngsten fremdenfeindlichen Übergriffe in<br />
Südafrika (vor allem gegenüber anderen armen Afrikanerinnen<br />
und Afrikanern) waren, so bedeutet es doch<br />
eine Ermutigung, dass die Jugendlichen und Mitarbeiter<br />
<strong>von</strong> HOKISA zu den ersten gehörten, die sich in<br />
<strong>uns</strong>erem Township vor die diskriminierten Ausländer<br />
stellten und dafür sorgten, dass gestohlenes Gut zurückgegeben<br />
wurde und viele zurückkehren konnten.<br />
Ein Mädchen sagte auf einer grossen Versammlung<br />
zutreffend: "Wer einen anderen Menschen diskrimi-<br />
39<br />
© HOKISA<br />
niert, diskriminiert alle Menschen!" Unwillkürlich<br />
musste ich an Nkosi Johnson denken. Wir <strong>sind</strong> froh<br />
zu wissen, dass es überall auf der Welt, so auch bei<br />
Euch in <strong>Offenbach</strong>, Menschen gibt, die sich gegen jede<br />
Form der Benachteiligung und für Menschen mit<br />
HIV/Aids engagieren.<br />
Lutz van Dijk, Kapstadt, Südafrika<br />
Nähere Informationen über HOKISA auch unter:<br />
www.hokisa.co.za<br />
1) Der Redetext <strong>von</strong> Nkosi Johnson kann auch nachgelesen<br />
werden in: van Dijk, Lutz: Die Geschichte<br />
Afrikas, Campus Verlag 2008, S. 195-197. Über die Situation<br />
<strong>von</strong> Jugendlichen und Aids in Südafrika berichten<br />
Lutz van Dijks Romane "Township Blues"<br />
(2000) und "Themba" (2006).<br />
ler Abkommen wie des TRIPS ausnutzen, um die Gesundheitsversorgung <strong>von</strong> HIVInfizierten<br />
und <strong>AIDS</strong>Kranken zu verbessern.<br />
2006 Teilnahme an der Nacht der Muse<br />
en im DLM durch das Thekenteam und<br />
durch eine Lesung <strong>von</strong> Bernd Aretz.<br />
Nach mehr als einem Jahrzehnt zuver<br />
lässiger Gestaltung des Brunches geben<br />
Hanne Kabuth und Monika Juhe die<br />
Kochlöffel ab an zwei Brunchteams Diet<br />
mar und Achim sowie Sven und Burk<br />
hard. Kalle Ohnemus wird als
40<br />
HIV und Aids - Grundinformationen<br />
Was ist HIV?<br />
HIV steht für Humanes Immundefekt-Virus.<br />
Dieses Virus schwächt das Imm<strong>uns</strong>ystem,<br />
mit dem der Körper Krankheiten<br />
abwehrt. Für eine bestimmte Zeit – oft<br />
mehrere Jahre – kann der Körper HIV unter<br />
Kontrolle halten. In dieser Zeit fühlen<br />
sich Menschen mit HIV meist völlig gesund.<br />
Oft aber braucht der Körper Medikamente,<br />
um das Virus unter Kontrolle<br />
halten zu können.<br />
Was ist Aids?<br />
Aids steht für Acquired immune deficiency<br />
syndrome. Wer mit HIV infiziert ist,<br />
kann die Krankheit Aids bekommen. Das<br />
Imm<strong>uns</strong>ystem ist dann so schwach, dass<br />
es zu schweren Infektionen, Allergien und<br />
Krebs kommt. Mit Medikamenten gegen<br />
HIV kann man das Ausbrechen <strong>von</strong> Aids<br />
für lange Zeit, wenn möglich lebenslang,<br />
verhindern. Wenn die Krankheit schon ausgebrochen<br />
ist, kann sie sich durch diese<br />
Medikamente wieder zurückbilden.<br />
Was macht HIV im Körper?<br />
HIV befällt weiße Blutkörperchen, die so<br />
genannten CD4-Zellen. Diese Zellen <strong>sind</strong><br />
sehr wichtig, weil sie andere Zellen des Imm<strong>uns</strong>ystems<br />
bei der Abwehr <strong>von</strong> Krankheiten<br />
steuern. HIV dringt in die CD4-Zellen<br />
ein und vermehrt sich in ihnen. Die neuen<br />
Viren befallen dann weitere CD4-Zellen.<br />
Nach und nach gibt es immer weniger<br />
CD4-Zellen und immer mehr Viren. Je weniger<br />
CD4-Zellen und je mehr Viren im<br />
Körper <strong>sind</strong>, desto leichter bekommen<br />
HIV-infizierte Menschen andere Krankheiten.<br />
Wie wird HIV übertragen und wie<br />
nicht?<br />
HIV bekommt man nicht durch Berührungen<br />
oder über die Luft. Bei alltäglichen<br />
Kontakten besteht daher kein Infektionsrisiko.<br />
Wer mit HIV-infizierten Menschen<br />
zusammenarbeitet oder zusammenwohnt,<br />
braucht also keine Angst vor Ansteckung<br />
zu haben. Zu alltäglichen Kontakten gehören:<br />
Händedruck, Umarmen, Streicheln,<br />
Anhusten oder Anniesen, Benutzen <strong>von</strong><br />
Toiletten, Bädern oder Saunen, gemeinsames<br />
Benutzen <strong>von</strong> Tellern, Gläsern und<br />
Besteck, Betreuen und Pflegen <strong>von</strong> HIVinfizierten<br />
Menschen, Insektenstiche.<br />
HIV bekommt man auch nicht durch<br />
Speichel, Tränen, Schweiß, Urin oder Kot.<br />
Ansteckend <strong>sind</strong> Blut, Sperma (Samen),<br />
Vaginalflüssigkeit, Muttermilch.<br />
HIV wird vor allem beim Sex und beim<br />
Injizieren (Spritzen, Drücken) <strong>von</strong> Drogen<br />
mit einer Spritze/Nadel, die schon jemand<br />
anders benutzt hat übertragen.<br />
Infizierte Mütter können HIV an ihre Kinder<br />
während der Geburt und beim Stillen<br />
weitergeben.<br />
Wie kann man sich und andere schützen?<br />
HIV kann beim Sex übertragen werden,<br />
wenn der Penis in die Vagina oder in den<br />
Anus eindringt und kein Kondom benutzt<br />
wird. Mit einem Kondom können Sie verhindern,<br />
dass Sie sich mit HIV anstecken<br />
oder das Virus an Ihren Sexpartner oder<br />
Ihre Sexpartnerin weitergeben. Kondome<br />
schützen auch vor anderen Krankheiten,<br />
die man sich beim Sex holen kann.<br />
Beim Lecken oder Saugen des Penis: Sie<br />
2000 Die Vereinten Nationen beschliessen auf einer Sondersitzung die<br />
Gründung des ‘Global Funds to Fight <strong>AIDS</strong>,' Tuberculosis and Malaria.<br />
Mitarbeiter für die posT, die Homepa<br />
gepflege und für Testberatung einge<br />
stellt. Start der Wanderausstellung<br />
„Das verborgene Aids“ durch Offen<br />
bach, NeuIsenburg, Dietzenbach<br />
und Dreieich. Benefiz im Ledermuse<br />
um „Schnurzel, Purzel & Co“ mit Pe<br />
ter Peschke.<br />
Qualifizierungskurs zu Fragen der Mi<br />
gration. Gartenseminar zu Fragen<br />
des Umgangs mit Krankheit. Gastver<br />
anstaltung im Franziskushaus<br />
Frankfurt: „Das Marzipanschwein“.<br />
Teilnahme an der Partyreihe „Tu<br />
ckenalarm“ im Rotari. Versuch der<br />
Etablierung eines Unternehmennetz<br />
werkes www.regenbogenof.de
HIV und Aids - Grundinformationen<br />
können sich mit HIV anstecken, wenn Ihr<br />
Partner in Ihren Mund abspritzt. Beim Lecken<br />
der Vagina ist das Infektionsrisiko<br />
sehr niedrig, weil nur eine kleine Menge Vaginalflüssigkeit<br />
in den Mund kommt. Hat<br />
die Frau ihre Periode ist das Risiko allerdings<br />
hoch.<br />
Kondome schützen aber nur, wenn man sie<br />
richtig benutzt!<br />
Wenn Sie die Spritze/Nadel <strong>von</strong> jemand anderem<br />
benutzen, können Sie sich sehr<br />
leicht mit HIV (und anderen Krankheiten<br />
wie Hepatitis B und C) anstecken.<br />
Wie können Sie sich und andere beim<br />
Drogenkonsum schützen?<br />
Benutzen Sie immer nur Ihre eigene Spritze/Nadel<br />
und Ihr eigenes Zubehör und geben<br />
Sie sie nicht an andere weiter.<br />
Wenn eine Frau HIV hat, kann sie ihr Baby<br />
damit anstecken – bei der Geburt und<br />
wenn sie ihm die Brust gibt. Das HIV-Risiko<br />
für das Kind kann man aber erheblich reduzieren,<br />
wenn die Frau in der<br />
Schwangerschaft Medikamente gegen HIV<br />
einnimmt. wenn das Kind vor Einsetzen<br />
der Wehen durch einen Kaiserschnitt aus<br />
dem Bauch der Mutter geholt wird, wenn<br />
das Kind nach der Geburt für kurze Zeit<br />
Medikamente gegen HIV bekommt und<br />
wenn die Frau darauf verzichtet, ihrem<br />
Kind die Brust zu geben.<br />
Wie weiß man, ob man HIV-infiziert<br />
ist?<br />
Wenn Sie glauben, dass Sie sich mit HIV infiziert<br />
haben, können Sie bei der Aids-<strong>Hilfe</strong>,<br />
einer Arztpraxis oder bei vielen<br />
Gesundheitsämtern einen HIV-Test ma-<br />
chen. Der Test zeigt, ob Sie HIV haben<br />
oder nicht. Bevor Sie sich testen lassen,<br />
sollten Sie immer den Anspruch auf eine<br />
Beratung haben. Nach einer Ansteckung<br />
mit HIV dauert es in der Regel ein bis drei<br />
Monate, bis Antikörper gegen HIV gebildet<br />
werden.<br />
Wie wirken die Medikamente gegen<br />
HIV?<br />
Die Medikamente gegen HIV hindern das<br />
Virus, sich im Körper zu vermehren, und<br />
stabilisieren so das Imm<strong>uns</strong>ystem. Die Therapie<br />
wirkt aber nicht bei jedem gleich gut,<br />
und sie kann das Virus auch nicht aus dem<br />
Körper entfernen. Außerdem kann sie<br />
(teilweise schwere) Nebenwirkungen haben.<br />
Im optimalen Fall senkt sie dauerhaft<br />
die sogenannte Viruslast unter die Nachweisgrenze<br />
und lässt die CD4-Zellen wieder<br />
auf wesentlich mehr als 300 ansteigen.<br />
Ein Ausbruch <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und eine Ansteckung<br />
anderer ist dann nahezu unmöglich.<br />
Wenn Sie sich krank fühlen …<br />
... dann gehen Sie möglichst bald zu einem<br />
„Arzt für Allgemeinmedizin“ oder zum<br />
„praktischen Arzt“. Sie können sich bei<br />
Hemmungen oder Unsicherheiten auch<br />
<strong>von</strong> der Aids-<strong>Hilfe</strong> vorher beraten lassen.<br />
Ein Arzt wird Sie untersuchen und, wenn<br />
nötig, zu einem Facharzt überweisen.<br />
Normalerweise <strong>sind</strong> Sie krankenversichert.<br />
Wenn Sie einen sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsvertrag abschließen, werden Sie<br />
in jedem Fall krankenversichert. Die Kosten<br />
für den Arzt und die Behandlungen,<br />
aber auch für Aufenthalte im Krankenhaus<br />
zahlt dann die Krankenversicherung. Soll-<br />
In den Niederlanden wird Prostitution als Beruf anerkannt.<br />
41
HIV und Aids Grundinformationen<br />
ten Sie nicht krankenversichert sein,<br />
hilft Ihnen die Aids-<strong>Hilfe</strong> mit geeigneten<br />
Adressen weiter.<br />
Wenn Sie Sozialhilfe bekommen,<br />
<strong>sind</strong> Sie gesetzlich krankenversichert<br />
(falls Sie nicht freiwillig versichert<br />
<strong>sind</strong>). Sie erhalten dann die gleichen<br />
Leistungen wie alle anderen gesetzlich<br />
Versicherten.<br />
Bei Fragen zu Gebühren, die Sie aus<br />
der eigenen Tasche bezahlen müssen<br />
bzw., wie Sie <strong>von</strong> diesen Gebühren befreit<br />
werden können, wenden Sie<br />
sich an die Aids-<strong>Hilfe</strong>.<br />
Wenn Sie Asylbewerber <strong>sind</strong>, <strong>sind</strong><br />
Sie nicht gesetzlich krankenversichert<br />
und müssen deshalb keine Praxisgebühr<br />
und keine Zuzahlungen für Medikamente<br />
usw. zahlen. Manche<br />
Ärzte und Apotheker wissen das<br />
aber nicht und verlangen Geld.<br />
Wenn Ihnen so etwas passiert, sollten<br />
Sie nichts bezahlen, sondern zur<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong> oder zum Sozialamt gehen,<br />
wo Sie <strong>Hilfe</strong> bekommen.<br />
Vielleicht <strong>sind</strong> Sie privat krankenversichert.<br />
Falls die Versicherung sich weigert,<br />
Ihren Vertrag zu verlängern<br />
oder Leistungen zu erstatten, können<br />
Sie ab dem 1.1.2009 in die gesetzliche<br />
Krankenversicherung wechseln.<br />
Wenn Sie nicht aus Deutschland kommen<br />
und in keiner Krankenversicherung<br />
<strong>sind</strong>, dann aber eine Ehe oder<br />
eine „eingetragene Partnerschaft“<br />
(für gleichgeschlechtliche Paare) mit<br />
einer Person eingehen, die einen deutschen<br />
Pass oder eine Aufenthaltsberechtigung<br />
hat und gesetzlich<br />
krankenversichert ist, werden Sie in<br />
die Familienversicherung aufgenommen.<br />
Die Kosten für die Medikamente für<br />
eine <strong>AIDS</strong>-Erkrankung oder auch<br />
andere sexuell übertragbaren Erkrankungen<br />
werden <strong>von</strong> der Krankenversicherung<br />
in voller Höhe übernommen.<br />
Von den Rezeptgebühren<br />
können Sie befreit werden. Fragen<br />
sie Ihre Krankenkasse oder die Aids-<br />
<strong>Hilfe</strong>.<br />
HIV-positiv: Wo bekomme ich<br />
<strong>Hilfe</strong>?<br />
Wenn Sie HIV-positiv <strong>sind</strong>, haben<br />
Sie sicher viele Fragen und wollen<br />
mit anderen Menschen reden, um<br />
nicht allein zu sein. Es tut gut, wenn<br />
Sie in dieser Situation Menschen haben,<br />
denen Sie vertrauen. Das kann<br />
zum Beispiel der beste Freund oder<br />
die beste Freundin sein oder ein Berater<br />
<strong>von</strong> der Aids-<strong>Hilfe</strong> oder einer<br />
anderen Beratungsstelle.<br />
Die Aids-<strong>Hilfe</strong><br />
Die Aids-<strong>Hilfe</strong>-Mitarbeiter haben<br />
viel Erfahrung mit Menschen, die in<br />
der gleichen Situation <strong>sind</strong> wie Sie.<br />
In der Aids-<strong>Hilfe</strong> müssen Sie nicht<br />
Ihren Namen nennen. Wenn Sie <strong>Hilfe</strong><br />
brauchen, hört man Ihnen zu,<br />
auch wenn Sie nur wenig Deutsch<br />
können. Es gibt dort auch Broschüren<br />
in Sprachen, die Sie besser verstehen.<br />
Keine Angst: Was Sie<br />
miteinander sprechen, bleibt geheim,<br />
keine andere Person erfährt da<strong>von</strong>.<br />
Denn in Deutschland <strong>sind</strong> Berater<br />
2001 Am 1. Juni 2001 stirbt Nkosi Johnson im Alter <strong>von</strong> 12 Jahren an den Folgen <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>. Weltweit<br />
bekannt geworden war der südafrikanische Junge während der Welt <strong>AIDS</strong>Konferenz in Durban, als<br />
Bild 1: Michael T. Wright, Berlin<br />
Bild 2: Anita Anna Mwambasi,<br />
Maweni e.V . Frankfurt am Main<br />
Bild 3: Johannes Kahlen,<br />
Nürnberg<br />
Bild 4: Michelle Meyer,<br />
Präsidentin <strong>von</strong> LHIVE Schweiz<br />
2007 Start des Migra<br />
tionsprojektes „Peer<br />
GroupArbeit“, finan<br />
ziert durch die<br />
Stiftung ‚Miteinander<br />
Leben’.<br />
Start der Teilnahme<br />
42<br />
an der neuen Internet<br />
beratung der DAH.<br />
Benefiz <strong>von</strong> Bernd<br />
Aretz und dem Trio<br />
Infernal im DLM „Als<br />
Erna einst vom frem<br />
den Teller aß“.<br />
Teilnahme an der Ak<br />
tion „Schwellen run
HIV und Aids Grundinformationen<br />
per Gesetz zum Schweigen verpflichtet.<br />
Die Berater können Ihnen auch<br />
Adressen <strong>von</strong> Ärzten geben, die sich<br />
auf HIV spezialisiert haben. Und sie<br />
helfen Ihnen, wenn Sie beim Arzt etwas<br />
nicht verstanden haben: sie werden<br />
dann versuchen, Ihnen die Sache<br />
zu erklären.<br />
Andere Beratungsstellen<br />
Es gibt es noch viele andere Beratungsstellen,<br />
wo Sie <strong>Hilfe</strong> bekommen, zum<br />
Beispiel bei Beziehungs- oder bei Drogenproblemen.<br />
Sehen Sie dazu in diesem<br />
Heft nach oder fragen Sie bei der<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong>.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong> - Stiftung<br />
Wenn Sie Unterstützung brauchen, können<br />
Sie <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung<br />
einen Zuschuss bekommen, zum<br />
Beispiel für einen Kühlschrank oder eine<br />
Waschmaschine. Sie unterstützt Sie<br />
auch, wenn Sie einen Sprachkurs, den<br />
Führerschein oder einen Computerkurs<br />
machen möchten.<br />
Dazu müssen Sie bei der <strong>Deutsche</strong>n AI-<br />
DS-Stiftung einen Antrag stellen; Ihre<br />
lokale Aids-<strong>Hilfe</strong> hilft Ihnen dabei.<br />
Die <strong>AIDS</strong>-Stiftung prüft Ihren Antrag,<br />
und wenn er in Ordnung ist, bekommen<br />
Sie das Geld.<br />
Anti-HIV-Therapie und andere Medikamente:<br />
Worauf sollten Sie achten?<br />
. Ihre Medikamente <strong>sind</strong> nur für Sie allein<br />
bestimmt. Am besten halten Sie<br />
sich genau an die Anweisungen Ihres<br />
Arztes. Wenn Sie zu viel oder zu wenig<br />
nehmen, wirken die Medikamente<br />
43<br />
nicht und Sie können sehr krank werden.<br />
. Bewahren Sie Ihre Medikamente sicher<br />
auf, damit niemand anderes – vor<br />
allem keine Kinder! – sie nehmen<br />
kann.<br />
. Wenn Sie verreisen, sollten Sie genügend<br />
Medikamente mitnehmen, und<br />
zwar in neutraler Verpackung. Die bekommen<br />
Sie in der Apotheke. Besprechen<br />
Sie Ihre Reisepläne mit Ihrem<br />
Arzt und lassen Sie sich immer ein Attest<br />
mitgeben, das Sie bei Bedarf vorlegen<br />
können.<br />
. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn<br />
Sie Heilkräuter oder traditionelle Medizin<br />
aus Ihrer Heimat nehmen. Zusammen<br />
mit Ihren anderen<br />
Medikamenten können diese Mittel<br />
schwere Nebenwirkungen haben.<br />
Benutzte Text - Quellen:<br />
Christine Höpfner, Holger Sweers. In<br />
Zusammenarbeit mit VIA Regionalverband<br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>. e.V., 2005,<br />
Wilhelmstr. 138, 10963 Berlin<br />
er mit seiner Botschaft ans Mikrofon trat “Wir <strong>sind</strong> normale menschliche Wesen. Wir können<br />
laufen, wir können sprechen.”<br />
Daphe <strong>von</strong> S. (Trio<br />
Infernal) im DLM<br />
ter“ des Jugendamtes<br />
<strong>Offenbach</strong>. Teilnah<br />
me an der interkultu<br />
rellen Woche durch<br />
eine Veranstaltung<br />
zu Migrantenmedizin<br />
und Erstellung eines<br />
Flyers mit Hilfsangebo<br />
ten. Gartenseminar<br />
zur Bedeutung <strong>von</strong><br />
Therapien für das Ab<br />
sinken der Infektiosi<br />
tät. Der Vorstand<br />
wird um Edmond<br />
Dagba erweitert.<br />
Bild 1: Master Pukkh, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 2: Auch das<br />
Streichholzkarlchen hat für die<br />
Festschrift gespendet!<br />
Bild 3: Heinz Lothar Rupp &<br />
Michael Uzar & Zizi, Frankfurt<br />
am Main
"Ich mach den <strong>Offenbach</strong>er" -<br />
Damit aus Armut keine Verelendung wird<br />
Die Stadt <strong>Offenbach</strong> war bis zur Wiedervereinigung 1989 die Stadt mit dem niedrigsten<br />
Pro-Kopf-Einkommen der BRD. Gleichzeitig ist sie bis heute die Großstadt<br />
mit dem höchsten Anteil nicht deutsch-stämmiger Bevölkerung (Anteil mit<br />
und ohne deutschen Pass bei ca. 52 %). Folgen <strong>von</strong> Armut verschärfen sich natürlich,<br />
wo sie einhergehen mit Verständnis- und Verständigungsproblemen.<br />
Folgerichtig ist <strong>Offenbach</strong> darüber hinaus die Großstadt in Hessen mit der höchsten<br />
Verschuldungsrate privater Haushalte. Nicht zufällig hat sich in der ganzen<br />
Rhein-Main-Region der Ausdruck „Ich mach’ den <strong>Offenbach</strong>er“ als Synonym für<br />
die Notwendigkeit, den Offenbarungs-Eid zu leisten, eingebürgert. Wen wundert’s,<br />
dass sich Merkmale einer Art Kummersdorf der Rhein-Main-Region auch in der<br />
Realität eines Beratungsalltags der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. wiederfinden und<br />
diesen prägen.<br />
Probleme mit der Armut – objektive und subjektiv – machen in der <strong>AIDS</strong>-<br />
<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. 80 – 90 % der Beratungs- und Betreuungsanlässe unter<br />
Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> aus.<br />
Von <strong>uns</strong>eren KlientInnen mit HIV und <strong>AIDS</strong> – und über ihre Armut möchte<br />
ich im Folgenden berichten - haben zur Verfügung<br />
41 % Grundsicherung, ca. 345,00 € als <strong>Hilfe</strong> zum Lebensunterhalt<br />
32 % Erwerbsunfähigkeits-Rente unter 900,00 €, da<strong>von</strong> 18 % mit ergänzender<br />
Grundsicherung<br />
22 % Arbeitslosen-Geld II<br />
3 % Einkommen im ersten Arbeitsmarkt<br />
2 % mehr als 1300,00 € netto. Nach der WHO ist arm, wer monatlich weniger<br />
als die Hälfte des aus der Einkommensverteilung seines Landes berechneten<br />
Medians zur Verfügung hätte<br />
Nach der Europäischen Union lag die Armutsgrenze in Deutschland (60 %<br />
des mittleren Einkommens) für einen Alleinstehenden im Jahr 2003 bei einem<br />
monatlichen Einkommen <strong>von</strong> 938 Euro.<br />
Thomas <strong>von</strong> Aquin definierte im Mittelalter alle diejenigen als arm, die keine<br />
Rücklagen hatten, also „<strong>von</strong> der Hand in den Mund lebten“.<br />
Nach allen drei Definitionen <strong>sind</strong> ca. 95 % <strong>uns</strong>erer Beratenen und Betreuten<br />
mit HIV und <strong>AIDS</strong> arm.<br />
Um die „gefühlte Armut“ zu erfassen, die nicht immer dem realen Vergleich zu<br />
Mitbetroffenen entspricht, ist es vor Allem auch sinnvoll, sich anzuschauen, ob es<br />
vor der Erkrankung Berufstätigkeit gab oder nicht.<br />
Denn der schnelle Fall in die Armut oder die Angst vor ihr wird als wesentlich heftiger<br />
wahrgenommen, wenn die Armut im Vergleich zu einem vorher ausgefüllten<br />
Berufsleben mit einem für die Bedürfnisse ausreichendem Einkommen stand.<br />
Unter den oben genannten KlientInnen standen<br />
- 62 % vor der Erkrankung in einem Berufsleben, in einer Ausbildung oder<br />
zumindest in einer als kurzes Zwischenstadium wahrgenommenen Phase<br />
ohne Beschäftigung<br />
- 25 % hatten schon sehr lange keine Beschäftigung mehr und<br />
- 13% hatten noch nie im Leben eine Beschäftigung außerhalb der Schule<br />
2001 Im Juni 2001 befassen sich die Vereinten Nationen (UN) auf einer eigens hierfür<br />
einberufenen Vollversammlung ausschließlich mit der HIVInfektion und den weltweiten Folgen.<br />
Bild 1: Christiane Gohlke, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 2: Franz Frank, <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 3: Claudia Weidlich, <strong>Offenbach</strong><br />
44<br />
Elke Griesinger<br />
kam durch eine<br />
Betreuung eines<br />
Klienten zu <strong>uns</strong>.<br />
Seitdem erfreut sie<br />
<strong>uns</strong> immer wieder<br />
mitvorzüglichen<br />
Backwerken.
Das bedeutet, dass für 62 % <strong>uns</strong>erer KlientInnen mit HIV<br />
und <strong>AIDS</strong> zum einen das Leben in der Armut völlig neu akzeptiert<br />
und erlernt werden muss. Gleichzeitig leiden viele<br />
unter der Kränkung, nach einem erfüllten Berufsleben, vielfältig<br />
<strong>Hilfe</strong> zu benötigen und unter der Belastung, sich mit<br />
den diversen Ämtern und Hilfssystemen überhaupt zurecht<br />
zu finden.<br />
Bei beiden Gruppen, in denen Menschen zumindest seit<br />
Langem keine Arbeit haben, bestimmt nicht selten eine Sozialisation<br />
in das Grundgefühl „Ich bin ein Mensch, der im<br />
Leben immer zu kurz gekommen ist“ viele Inhalte der Beratung.<br />
Gleichzeitig kommt bei vielen zur eigentlichen Armut<br />
die Sozialisation zum/r <strong>Hilfe</strong>empfängerIn, verbunden<br />
mit einem schwach ausgebildeten Selbstbewusstsein, eigene<br />
Interessen selbst vertreten zu können.<br />
Nimmt man alle drei Gruppen zusammen, zeigt sich, dass<br />
„Armutsberatung“ qualitativ und quantitativ in <strong>uns</strong>erer Aids<br />
-<strong>Hilfe</strong> einen besonders hohen Stellenwert haben muss.<br />
Unter den äußerst vielfältigen Problemlagen der armutsspezifischen<br />
Beratung möchte ich die vier häufigsten<br />
Armutsprobleme hervorheben:<br />
- über 70 % der als arm zu bezeichnenden Menschen<br />
mit HIV und <strong>AIDS</strong> in <strong>uns</strong>erer <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> geraten unterschiedlich<br />
häufig in finanzielle Notlagen und bitten<br />
um <strong>Hilfe</strong><br />
- über 50% dieser Menschen <strong>sind</strong> kontinuierlich oder<br />
zeitweise verschuldet<br />
- nahezu alle dieser Menschen beklagen Gefühle der<br />
Überforderung, der Hilflosigkeit und der Demütigung<br />
durch die bestehende Armut<br />
- über die Hälfte suchen inmitten dieser Schwierigkeiten<br />
sinnvolle Beschäftigung zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
Wenn Armut in die Verelendung führt, kann sich das<br />
zeigen in:<br />
- Zunehmender Verschuldung verbunden mit Formen<br />
des „Abtauchens“<br />
- drohender Obdachlosigkeit, ungeordneter Ernährung<br />
und Kleidung<br />
- Kontakt-Abbruch zu Ambulanzen und Arztpraxen,<br />
Kontakt-Abbruch zu anderen Hilfseinrichtungen<br />
- Isolation und Selbstisolation auf Grund nicht mehr<br />
bezahlbarer früherer sozialer Verhältnisse<br />
- abnehmende Gesundheitspflege<br />
45<br />
- Compliance-Probleme innerhalb der Behandlung<br />
- abnehmende Umsetzung eigener Vorhaben<br />
- weniger Beziehungspflege<br />
- Strukturlosigkeit des Alltages<br />
- Sozialisation zur devoten Bittsteller-Haltung in Gesprächen<br />
Die Begriffe das „Neue <strong>AIDS</strong>“ (eine gut behandelbare,<br />
wenn auch nicht heilbare, schwere chronische Erkrankung)<br />
und das „Alte <strong>AIDS</strong>“ (eine kaum behandelbare,<br />
letztlich in absehbarer Zeit tödliche Erkrankung) spielen<br />
in der heutigen Fach-Diskussion eine zunehmende Rolle.<br />
In <strong>uns</strong>erer <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> lässt sich beobachten, dass das<br />
„Neue <strong>AIDS</strong>“ mit der Abnahme <strong>von</strong> Einkommen, Bildungschancen,<br />
Selbstwert und folglich auch mit der Abnahme<br />
<strong>von</strong> Gesundheitsbewusstsein proportional wieder<br />
zum „Alten <strong>AIDS</strong>“ zu werden droht. Der Einfluss des<br />
Faktors Armut auf das Infektionsgeschehen und den<br />
Krankheitsverlauf wird in Zukunft noch <strong>von</strong> weit größerem<br />
Gewicht werden als er es ohnehin schon war und ist.<br />
Dieser Einfluss ökonomischer und sozialer Benachteiligung<br />
wird inhaltlich und didaktisch in die Präventions-, Beratungs-<br />
und Bildungsarbeit aufzunehmen sein, während<br />
sich dieser Beitrag im Folgenden mit der Armutsfrage unter<br />
Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> beschäftigt, soll hier zur<br />
Präventionsarbeit nur soviel vermerkt sein: Auch in der<br />
Prävention müssen wir das stabile Management <strong>von</strong> Armutssituationen<br />
unter Wahrung der persönlichen Würde<br />
in das didaktische Gesamtkonzept mit aufnehmen.<br />
Der genannte Zusammenhang zwischen dem Infektionsund<br />
Krankheitsverlauf <strong>von</strong> <strong>AIDS</strong> und Armut gilt lokal<br />
wie global.<br />
Dass in der näheren Zukunft Formen des „Alten <strong>AIDS</strong>“<br />
für Millionen <strong>von</strong> Menschen in vielen Regionen Afrikas<br />
vorherrschend sein werden, das „Neue <strong>AIDS</strong>“ aber in den<br />
Großstädten Westeuropas vorherrschen wird, bestreitet<br />
wohl niemand.<br />
Aber auch in <strong>uns</strong>erem Beratungsalltag hat eine kleine Auswertung<br />
ergeben: Von den 14 der <strong>von</strong> <strong>uns</strong> begleiteten<br />
Menschen, deren Krankheits- oder Therapieverlauf ich als<br />
anhaltend kompliziert und immer wieder auch lebensgefährlich<br />
bezeichnen würde, hängt das bei 12 <strong>von</strong> ihnen unmittelbar<br />
mit einer Biografie und einem allgemeinen<br />
Gesundheitszustand zusammen, die viel weniger mit HIVspezifischen<br />
Aspekten zu tun haben als mit einem (Vor-)<br />
Leben in Armut, Instabilität und einem Mangel an persön-<br />
Alle 198 UNMitgliedsstaaten erklären, eigene Programme gegen die weitere Verbreitung<br />
<strong>von</strong> HIV zu entwickeln und zu finanzieren.<br />
2007 Lesung An<br />
dreas Steinhöfel<br />
("Die Mitte der<br />
Welt") in Zusam<br />
menarbeit mit dem<br />
Buchladen am<br />
Markt in Winter's<br />
Hotel <strong>Offenbach</strong>
Bild<br />
Bild<br />
1:<br />
1:<br />
Peter<br />
Peter<br />
Peschke,<br />
Peschke,<br />
Berlin<br />
Bild<br />
Künstler,<br />
2: Christa<br />
Berlin<br />
Ernst, Künstlerin,<br />
<strong>Offenbach</strong><br />
Bild 2: Christa<br />
am Main<br />
Ernst,<br />
Bild<br />
Künstlerin,<br />
3: Klaus Stehling,<br />
<strong>Offenbach</strong><br />
Frankfurt<br />
am<br />
Bild<br />
Main<br />
3: Klaus Stehling,<br />
Bild<br />
Frankfurt<br />
4: Mario<br />
am<br />
Ferranti,<br />
Main<br />
Marburg<br />
an<br />
Bild<br />
der<br />
4:<br />
Lahn<br />
Mario Ferranti,<br />
Marburg an der Lahn<br />
licher Anerkennung. Nur zwei <strong>von</strong> diesen<br />
14 zeigen keinerlei Bezug <strong>von</strong> Armutsfaktoren<br />
zur Problematik ihres Krankheitsund/oder<br />
Therapieverlaufs.<br />
Also muss in <strong>uns</strong>erer Beratungs- und Betreuungsarbeit<br />
die Auswirkung <strong>von</strong> Armut in allen<br />
Erscheinungsformen auf die<br />
persönliche Risiko- bzw. Krankheitssituation<br />
einen besonders wichtigen Stellenwert<br />
einnehmen.<br />
In vielen Gegenden der Welt spielen allein<br />
Mangelernährung, mangelnde objektive Verfügbarkeit<br />
geeigneter und bezahlbarer Therapien,<br />
Verhütungsmittel usw. eine<br />
entscheidende Rolle. In <strong>uns</strong>eren Breitengraden<br />
spielen die Gefahren der subjektiven<br />
und in der Folge auch körperlichen Verelendung<br />
als Folgen <strong>von</strong> Armut eine besonders<br />
große Rolle.<br />
Um der Entwicklung <strong>von</strong> Armut hin zur<br />
Verelendung entgegen zu wirken, verfolgen<br />
<strong>uns</strong>ere Armutsberatungen vor Allem folgende<br />
3 Ziele:<br />
A Die monetäre Besserstellung als Gegengewicht<br />
zu den zunehmenden Kürzungen<br />
<strong>von</strong> Sozialleistungen und<br />
Dumping-Löhnen durch Politik, Wirtschaft<br />
und öffentliche Meinung<br />
B Die Sicherstellung bzw. Wiederherstellung<br />
<strong>von</strong> Würde<br />
C Die Stärkung kreativer Potentiale und<br />
persönlicher Qualifikationen<br />
A Monetäre Besserstellung<br />
Das Leben mit <strong>AIDS</strong> enthält neben dem Einbruch<br />
<strong>von</strong> wichtigen Einnahmequellen und<br />
–möglichkeiten Kostenpunkte, die arme<br />
Menschen überdurchschnittlich hart treffen:<br />
- zusätzliche Medikamente, Pflegesalben<br />
und Heilmittel bei finanzieller Auszehrung<br />
- Kosten für Aktivitäten und Unternehmungen,<br />
um depressive Grundstimmungen<br />
durch einen belastenden<br />
Erkrankungsalltagaufzufangen(Urlaubswünsche,<br />
Kosten eines Hobbys)<br />
- Kosten durch Schulden auf Grund der<br />
verschiedenen instabilen Wechselsituationen<br />
<strong>von</strong> einem Einkommenssystem<br />
in ein anderes (vom Arbeitsalltag in die<br />
Rente, <strong>von</strong> Alo-Geld II in die Grundsicherung<br />
etc.)<br />
- Höhere Kosten im Bereich des Konsums<br />
illegaler Drogen auf Grund krankheitsbedingter<br />
geringerer Beweglichkeit<br />
- Ratenzahlungen auf Grund <strong>von</strong> Schulden<br />
und Darlehen<br />
Die finanzielle Besserstellung ist eines der<br />
drei wichtigen Ziele zur Vermeidung <strong>von</strong><br />
Verelendungstendenzen.<br />
Sie kann erfolgen durch<br />
- Die Beratung und <strong>Hilfe</strong> zur Durchsetzung<br />
finanzieller Rechtsansprüche und<br />
zur Entschuldung<br />
Hilfsanträge bei Stiftungen in besonderen<br />
Notlagen, insbesondere bei der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>AIDS</strong>-Stiftung (DAS)<br />
- Einzelfallhilfen und Darlehen aus<br />
Spendenmitteln der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
e.V. (AHOF) als Krisenintervention<br />
- Vermittlung <strong>von</strong> Vereinsaufgaben, je<br />
nach Neigung, Eignung und Möglichkeiten,<br />
für die kleinere Aufwandsentschädigungen<br />
gezahlt werden können.<br />
Für den zuletzt genannten Arbeitsbereich<br />
haben wir einen besonderen Schwerpunkt<br />
mit einem eigenen Etat entwickelt (derzeit<br />
insgesamt ca.7500, 00 €), <strong>von</strong> dem noch die<br />
Rede sein wird.<br />
Wir bekennen <strong>uns</strong> ausdrücklich zur finanziellen<br />
Besserstellung in akuten Verelendungskrisen,<br />
auch wenn wir wissen, dass <strong>uns</strong>ere<br />
Arbeit diesbezüglich gelegentlich mit Argwohn<br />
betrachtet wird. Natürlich wird die<br />
Einrichtung da auch mal getäuscht, natürlich<br />
kann ein Darlehen auch mal nicht zurückgezahlt<br />
werden. Natürlich muss <strong>von</strong><br />
den Beratenden aufmerksam agiert und reagiert<br />
werden. Aber führt auf den besser gestellten<br />
Etagen <strong>uns</strong>erer Gesellschaft die<br />
Tatsache, dass es Korruption und Betrug<br />
gibt, zur Abschaffung oder zum Verbot, Geschäfte<br />
überhaupt zu machen? Bei <strong>uns</strong> <strong>sind</strong><br />
arme und sozial Benachteiligte in gewisser<br />
2002 Die frühere Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth, <strong>von</strong> 1988 bis 1998 auch<br />
Bundestagspräsidentin, wird am 17.2.2002 65 Jahre alt. Als Bundesgesundheitsministerin prägte sie<br />
46
Hinsicht Geschäftspartner und ich glaube, dass es um die<br />
Geschäfte des Gebens und Nehmens zwischen der Unterstützung<br />
für Bedürftige und der daraus umgekehrt folgenden<br />
Unterstützung <strong>uns</strong>erer Vereinsarbeit gut bestellt ist. Ja,<br />
ich glaube, dass die gelungene Kooperation mit armen und<br />
sozial benachteiligten Menschen die wesentliche Existenzberechtigung<br />
<strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> in Zukunft überhaupt ausmachen<br />
wird.<br />
Natürlich gibt es für die Vergabe <strong>von</strong> <strong>Hilfe</strong>n oder für die<br />
Sondierung und Begleitung einer Aufgabenübertragung ein<br />
Regelwerk, dessen Darstellung hier aber zu weit führen würde.<br />
Dass ein großer Teil solcher <strong>Hilfe</strong>n auch zu <strong>uns</strong>eren Partnerprojekten<br />
in Burundi, Südafrika und Südrussland gehen,<br />
zeigt im Übrigen auch <strong>uns</strong>eren „Armen“ nur, dass<br />
auch unter den Armen noch gerecht verteilt werden muss.<br />
Die leider nicht selten anzutreffende Grundhaltung in der<br />
Öffentlichkeit und der Verwaltung, dass „diese Leute, <strong>uns</strong>er<br />
hart verdientes Geld sorglos verbrauchen“ und auch<br />
die entsprechenden juristischen Vorgaben auf Verwaltungsebene<br />
führen dazu, dass arme Menschen unentwegt noch<br />
darauf achten müssen, keinerlei Verbotsüberschreitungen<br />
hinsichtlich auch kleinster weiterer Einkünfte zu begehen.<br />
An dieser Stelle würde ich deshalb gerne – mangelte es<br />
nicht an der Zeit – in differenzierter Weise für ein bedingungsloses<br />
Grundeinkommen eintreten.<br />
B. Die Sicherstellung bzw. Wiederherstellung <strong>von</strong> Würde<br />
Sowohl die Erfahrung jahrelanger Verarmung und Arbeitslosigkeit<br />
als auch die abrupt erlebte Verarmung nach einem<br />
oft arbeitsreichen Leben zeigen zahlreiche Gefühlslagen<br />
der Leere, der empfundenen eigenen Nutzlosigkeit und<br />
den Verlust an Lebenssinn. Und dass oft in einer Krankheitslage,<br />
in der die Perspektive einer Rückkehr zu früherer<br />
Einsatzkraft ausgeschlossen ist.<br />
Wenn zu dieser Lage das allzu oft als entwürdigend empfundene<br />
Kämpfen um diese oder jene Sozialleistung, das Sitzen<br />
in immer anderen Wartezimmern über viele Stunden,<br />
ja vielleicht der Zwang, eine <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> überhaupt aufsuchen<br />
zu müssen, hinzu kommt, liegt oft der Schritt zur<br />
Selbstaufgabe nahe. Ein zweiter wichtiger Aspekt <strong>uns</strong>erer<br />
Armutsberatung liegt deshalb in der systematischen Wiederherstellung<br />
<strong>von</strong> Würde und Selbst-Bewusstsein.<br />
Das fängt beim Beratungssetting an und endet bei der direkten<br />
Teilhabe an Telefonaten zur Interessenvertretung in<br />
komplizierten Fällen, bei denen miterlebt werden soll: Meine<br />
Person ist es wert, dass man sich für sie streitet.<br />
Zum Setting: Ein würdevolles Umgehen mit armen KlientInnen<br />
heißt:<br />
Wenn es irgend geht, nicht noch eine lange Wartezeit zumuten.<br />
Heißt, die gleiche Augenhöhe ständig suchen. Sprich leise<br />
mit einem Unterlegenen und laut mit einem Überlegenen,<br />
hat Heinrich Böll einmal sinngemäß gesagt. Gerade im Fall<br />
<strong>von</strong> nicht-deutschen Armen erlebt man so häufig die paradoxe<br />
Wirkung <strong>von</strong> „Helfern“, die meinen, Sprachprobleme<br />
durch Lautstärke ersetzen zu können. Ein besonders<br />
demütigendes und entwürdigendes Erlebnis.<br />
Auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren, kann heißen,<br />
mehr Zeit als üblich dem Gespräch einzuräumen, einen<br />
Spracharmutsbonus, einen Ausdrucksarmutsbonus,<br />
schlicht Armutsbonus, einzuräumen, der, natürlich in<br />
Grenzen, dem armen Klienten bewusst deutlich macht:<br />
„Poor people welcome, Bei <strong>uns</strong> bist Du Privatpatient“.<br />
Würde fördern, kann heißen, jemanden nicht mit einem<br />
„Da <strong>sind</strong> andere zuständig“ dort oder dort hin weiter zu<br />
schicken, sondern den gleichen Gang als die Bitte um Mithilfe<br />
bei einem mir selbst wichtigen Vorgang deutlich werden<br />
zu lassen.<br />
Kann heißen, mich selbst in die Rolle des Beauftragten zu<br />
begeben, kann heißen, eigene Subalternität in dosierten<br />
und sehr bewussten Grenzen selbst herzustellen und auszuhalten.<br />
Unsere Grundhaltungen zur Pflege der Würde armer<br />
Menschen heißen:<br />
- Wer durch Infektion, Erkrankung und Armut Selbstwert<br />
verloren hat, benötigt mehr als andere die Erfahrung<br />
<strong>von</strong> Respekt und Wertschätzung<br />
- Bevorteiligte teilen mit Benachteiligten<br />
- Gestaltete Armut leben schafft Selbstbewusstsein<br />
und Stolz<br />
Das <strong>sind</strong> die Grundhaltungen, die <strong>von</strong> armen KlientInnen<br />
erlebbar sein sollten, und zwar nicht nur im Rahmen der<br />
Beratung, sondern auch in <strong>uns</strong>erer aktiven Interessenvertretung,<br />
<strong>uns</strong>eren Ausstellungen, politischen Positionen und<br />
in der Atmosphäre des Vereinslebens insgesamt und im<br />
Umgang untereinander. Sie dienen der Stärkung <strong>von</strong> Stolz<br />
und Selbstbewusstsein im Rahmen einer gestalteten Armut.<br />
C. Die Stärkung kreativer Potentiale und persönlicher<br />
Qualifikationen<br />
Eine gute Bilanz der Stärkung kreativer Potentiale und per-<br />
wesentlich die <strong>AIDS</strong>Politik der BRD. Auch heute noch ist sie internatinal als Expertin<br />
gefragt.<br />
47<br />
Seit 1991 beteiligt sich<br />
die Aids<strong>Hilfe</strong> Offen<br />
bach am Tag der<br />
Selbsthilfegruppen in<br />
der Fussgängerzone<br />
der Frankfurter Straße.
sönlicher Qualifikationen wirken sich auf Punkt 1 (finanzielle<br />
Besserstellung <strong>von</strong> KlientInnen mit HIV und <strong>AIDS</strong>)<br />
und Punkt 2 (die Stärkung und Wiederherstellung der Würde<br />
armer KlientInnen) unmittelbar aus. Wir haben in der<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V. zahlreiche Bereiche aufgebaut,<br />
in denen sich Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>, die über wenig<br />
Einkommen verfügen, kreativ engagieren und selbst verwirklichen<br />
können.<br />
Hierzu gehören folgende Projekte. In ihnen <strong>sind</strong> zurzeit ausschließlich<br />
einkommensschwache Menschen mit und ohne<br />
<strong>AIDS</strong> in der Leitungsfunktion, in der zumeist auch eine gewisse<br />
Aufwandsentschädigungen gezahlt wird.<br />
- Die Gruppe „Mal mal!“, deren Kurse seit Jahren <strong>von</strong> einem<br />
HIV-Positiven ohne eigenes Einkommen gemanagt<br />
werden.<br />
- Das Projekt Cruising Coop (Streetwork für Männer, die<br />
Sex mit Männern haben) und die Internet-Chat-Beratung,<br />
Leitung unter und Beteiligung <strong>von</strong> Menschen mit HIV und<br />
<strong>AIDS</strong> mit Einkommen im Bereich der Armutsgrenze<br />
-Catering durch betroffene, einkommensschwache Frauen<br />
aus afrikanischen Staaten bei zahlreichen Bewirtungsgelegenheiten<br />
- Arme Menschen mit HIV und Aids, die über die Teilnahme<br />
an K<strong>uns</strong>t-Workshops an der künstlerischen Gestaltung<br />
<strong>uns</strong>erer Präventions-Wander-Ausstellungen<br />
arbeiten.<br />
- Die Präventionsgruppe „Aus Erster Hand“ für Schulklassen<br />
und andere Gruppen wird zurzeit ganz wesentlich<br />
<strong>von</strong> einem Menschen mit HIV getragen, der <strong>von</strong> Grundsicherung<br />
lebt, unter Unterstützung anderer infizierter<br />
und/oder erkankter Menschen.<br />
- <strong>Zwei</strong> eingewanderte Frauen mit Aids mit eigener Einwanderungserfahrung<br />
werden zur Zeit als Fachkräfte für Präventionsarbeit<br />
unter Migrantinnen ausgebildet und<br />
hatten erste viel versprechende Einsätze.<br />
- Auf zahlreichen Wegen wird gefördert, unterstützt und geschult,<br />
um im „<strong>Zwei</strong>ten Arbeitsmarkt“ Verkaufsstände einzurichten,<br />
selbst gemalte Bilder, hergestellte Grußkarten<br />
etc. zu vertreiben. <strong>Zwei</strong> <strong>uns</strong>erer Meschen mit HIV nutzen<br />
<strong>uns</strong>ere Logistik, um auf dem <strong>Offenbach</strong>er Flohmarkt die<br />
Ausflugskasse der Positivengruppe „Frauen+“ aufzufüllen.<br />
- Beim Brunch für Menschen mit und ohne HIV und<br />
beim Café Positiv gestalten und verwalten Menschen mit<br />
HIV und Aids diese Angebote durchweg selbstständig.<br />
- Die Leitung <strong>uns</strong>erer Frauengruppe liegt in den Händen<br />
einer Frau mit Aids mit geringer EU-Rente.<br />
- Die Anlaufstelle für Anliegen und Beschwerden <strong>von</strong><br />
Ehrenamtlichen liegt ebenfalls in den Händen dieser Frau:<br />
48<br />
- Über die Erlebnis- und Arbeitsberichte im monatlich<br />
stattfindenden Plenum besteht die Möglichkeit, das Geschaffene<br />
und Geleistete anderen vorzustellen<br />
Notwendige qualifizierende Kurse und Fortbildungen werden<br />
<strong>von</strong> <strong>uns</strong> durchweg gefördert, unterhalb der Armutsgrenze<br />
auch voll finanziert.<br />
Das Aufsuchen der Möglichkeiten zur Förderung <strong>von</strong><br />
Kreativität und Qualifikation kann unterschieden werden<br />
nach Gelegenheiten, die für Personen geschaffen werden<br />
und solchen, die selbst gesuchte und geschaffene Möglichkeiten<br />
unterstützen.<br />
Verbunden mit der Förderung der aktiven Teilhabe im Vereinsleben<br />
ist auch das Angebot einer gewissen sozialen Heimat.<br />
In Phasen der Umbrüche hin zu ärmeren<br />
Lebensverhältnissen ist das Vorhanden-Sein einer sozialen<br />
Heimat wichtiger als in Zeiten, in denen ohnehin mit Allem<br />
allein zurecht kommt.<br />
Natürlich <strong>sind</strong> diese Angebote selbst nicht armutsspezifisch<br />
ausgerichtet. Armutsspezifisch an ihnen ist, dass sie<br />
bei 95 % einkommensschwacher KlientInnen fast ausschließlich<br />
armen Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> zur Mitarbeit<br />
angeboten werden.<br />
Ziel ist es Armut mit Struktur, Inhalt und Stil zu gestalten,<br />
und damit eben jeder Verelendungstendenz vorzubeugen.<br />
In der Armut muss sich die Gelegenheit bieten, sich mit<br />
Stolz zu präsentieren und die persönliche Würde dabei zu<br />
schützen. Nicht zuletzt erhält das auch die Stärkung zur<br />
Vertretung eigener Interessen<br />
Abschließend sei hier ein besonders gelungenes Beispiel gegeben: Als<br />
alter Rallye-Fahrer war für Karl die Fahrerei seine ganze Leidenschaft.<br />
Als seine Gebrechlichkeit zu groß wurde, um selbst einen Wagen<br />
zu fahren, begann er nach neuen Reisemöglichkeiten zu suchen,<br />
was in Folge seiner Armut – 810 Euro Rente – sehr schnell auf<br />
Grenzen stieß. Schließlich vergrub er sich in den vielen Wartezimmern,<br />
in denen er sitzen musste, mit Vorliebe in Zeitschriften, in denen<br />
Reiserätsel vorkamen. Schon bald gab es ein, zwei Reisegewinne.<br />
Wir begannen die Aktivität dadurch zu stützen, dass wir <strong>uns</strong>er gesamtes<br />
Umfeld einschalteten, Zeitschriften mit noch aktuellen Rätseln<br />
bei Karl abzuliefern. Er lief zur Hochform auf, brachte es auf<br />
6 bis 8 kostenlosen Reisen pro Jahr, mehr oder weniger lang, mehr<br />
oder weniger weit. Gleichzeitig stützten wir, als er gebrechlicher wurde,<br />
mit Handy-Notkontakten, nötigen Hilfsmitteln und ärztlichen<br />
Absicherungen; soweit es ging; seinen zähen Willen, trotz Armut<br />
und Einschränkungen reisen zu können. Ärztlicherseits stand man<br />
so manches Mal Kopf, wenn er kurz nach einem Krankenhausaufenthalt<br />
mit schlitzohrigem Lächeln seine nächste Osteuropa-Tour ankündigte.<br />
Schließlich hatte er ein so raffiniertes und routiniertes<br />
2003 Zahlreiche Pharmakonzerne reduzieren die Preise ihrer HIV Medikamente für weniger<br />
entwickelte Staaten. Dennoch bleiben sie Millionen Positiver weltweit unerschwinglich.<br />
Frankfurter Neue Presse 05.07.2007
System, dass er die gewonnenen Reisen nicht<br />
mehr selbst „abreisen“ konnte, und anderen Bedürftigen<br />
manche Gewinne zur Verfügung stellen<br />
konnte. Heute ist er verstorben, er kann er<br />
nicht mehr reisen, aber er hat anderen ein Vorbild<br />
und die Motivation gegeben, gefundene Leidenschaften<br />
zäh zu verteidigen.<br />
Die dargestellten armutsspezifischen Bemühungen<br />
dieser Art führen heute dazu,<br />
dass mit Sicherheit etwa 70% <strong>uns</strong>erer<br />
KlientInnen stetig oder gelegentlich<br />
durch ihre Kompetenzen und Neigungen<br />
das Vereinsleben und seine Aufgaben<br />
mit gestalten. Ein gutes Geschäft<br />
für beide Seiten. Wenn auch diese Strategie<br />
bei <strong>uns</strong> zu Abläufen führt, die unter<br />
professionellen“ Blicken Auswärtiger gelegentlich<br />
auch ein gütiges Lächeln hervorrufen,<br />
so fühlen wir <strong>uns</strong> dem Ziel,<br />
Armut mit Würde und Stärke leben zu<br />
können, besonders nahe.<br />
Michael Lämmert Auch die MEDI-AG an der Leibnizschule in Heusenstamm<br />
unterstützte <strong>uns</strong>ere Festschrift mit einem Spendenbeitrag.<br />
Belgische Forscher berichten HIV sei schon in den 1940er Jahren in GuineaBissau<br />
nachweisbar.<br />
49
Bild 1: Claudio und Robert<br />
Bild 2: Magister Erik Pfefferkorn, Aids<br />
<strong>Hilfe</strong> Oberösterreich Linz<br />
Bild 3: Andreas Thurm,<br />
Kundenbeziehungsmanager, Frankfurt<br />
am Main<br />
Bild 4: Dr. Helmut Graupner,<br />
Rechtsanwalt, Wien<br />
Alltag e.V.<br />
Schuldnerberatung<br />
SOS Alltag e.V. wurde im Jahr<br />
1994 gegründet. Zunächst betreute<br />
der Verein ausschließlich<br />
die zu beratenden Frauen der<br />
Anlaufstelle für straffällig gewordene<br />
Frauen der Arbeiterwohlfahrt,<br />
Kreisverband Frankfurt.<br />
Im Laufe der Zeit entstand seitens<br />
der Ratsuchenden ein stetig<br />
zunehmender<br />
Beratungsbedarf. Es sprachen<br />
vor allem Personen vor, die entweder<br />
aufgrund ihres Wohnortes<br />
oder aufgrund ihrer<br />
Lebenssituation bei anderen Beratungsstellen<br />
keinen Zugang<br />
zur Beratung finden konnten.<br />
Es handelt sich bis heute hierbei<br />
um Selbstständige, Gewerbetreibende<br />
und ehemalige<br />
Selbstständige, um Straffällige<br />
und Personen in besonderen<br />
Notlagen. Im Jahr 1999 trat das<br />
neue Insolvenzrecht in Kraft,<br />
das natürlichen Personen im Wege<br />
eines gerichtlich geregelten<br />
Verfahrens einen Zugang zu einem<br />
gerichtlich verfügten Schulderlass<br />
ermöglicht. SOS Alltag<br />
e.V. hat hier sehr frühzeitig die<br />
Weichen gestellt um den Ratsuchenden<br />
einen raschen und möglichst<br />
unbürokratischen Zugang<br />
zum Verfahren bzw. zur möglichen<br />
Restschuldbefreiung zu verschaffen.<br />
Als Mitglied im Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz und Baden-<br />
Württemberg beraten wir heute<br />
all jene Menschen, die sich in<br />
der problematischen Situation<br />
der Verschuldung oder Überschuldung<br />
befinden. Wir orientieren<br />
<strong>uns</strong>er Hilfsangebot an<br />
der jeweils individuellen Lage<br />
der Ratsuchenden und arbeiten<br />
passende Lösungswege heraus.<br />
Dabei <strong>sind</strong> wir als Einrichtung<br />
nicht gewerblich und arbeiten<br />
nicht profitorientiert.<br />
Mit <strong>uns</strong>erer nunmehr vierzehnjährigen<br />
Erfahrung und über<br />
1500 Betreuungen in Insolvenzverfahren<br />
(privat und gewerblich)<br />
bieten wir <strong>von</strong> Frankfurt<br />
aus bundesweit jenes Knowhow<br />
und jene Kompetenz, wie<br />
sie aktuell <strong>von</strong> einer zunehmenden<br />
Zahl Betroffener nachgefragt<br />
werden.<br />
Unsere Beratungsstelle befindet<br />
sich zentral gelegen im Frankfurter<br />
Nordend, Schwarzburgstraße<br />
10, 60318 Frankfurt.<br />
Zwecks Terminvereinbarung erreichen<br />
Sie <strong>uns</strong> montags bis freitags<br />
<strong>von</strong> 09.30 – 12.30 unter<br />
069 – 441 553 oder im Internet<br />
unter www.sos-alltag.de.<br />
2004 Fünf bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt werden in Libyen zum<br />
Tod verurteilt. In einem seit 2000 laufenden umstrittenen Verfahren wird ihnen vorgeworfen,<br />
50
Luise 34 - das soziale Kaufhaus - wächst<br />
Luise 34 – Das Kaufhaus Luisenstr. 34, 63067 <strong>Offenbach</strong><br />
Seit nun 1,5 Jahren werden in der Luisenstraße,Langzeitarbeitslosebeschäftigt,<br />
qualifiziert und wieder in den<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt integriert.<br />
Dies ist die Hauptaufgabe des über<br />
1400qm großen Möbelhauses der Caritastochter,<br />
CariJob gGmbH.<br />
Die <strong>von</strong> ALG II lebenden Beschäftigten<br />
fühlen sich hier wieder gebraucht<br />
und gestärkt. So leiten erfahren Handwerker<br />
oder Bürokräfte Kollegen, insbesondere<br />
Jugendliche an, die noch<br />
keinen Schulabschluss oder Ausbildungsplatz<br />
haben.<br />
Die Kunden finden hier preiswerte,<br />
gut erhaltene, gebrauchte Möbel und<br />
Haushaltswaren, die <strong>von</strong> den ca. 60<br />
Beschäftigten besichtigt, aufgearbeitet,<br />
verkauft und auch wieder ausgeliefert<br />
und montiert werden.<br />
Dies schafft nicht nur Beschäftigung<br />
und holt die Menschen oft aus ihrer<br />
sozialen Isolation, sondern ist auch<br />
ökologisch.<br />
51<br />
Seit diesem Sommer bildet der Betrieb<br />
auch zum ersten Mal in Kooperation<br />
mit der MainArbeit GmbH<br />
aus.<br />
Vier Junge Menschen durchlaufen<br />
hier sämtliche Arbeitsfelder um nach<br />
2 Jahren ihre Ausbildung als Verkäufer/in<br />
erfolgreich abzuschließen.<br />
Das nächste große Projekt ist schon<br />
in der Mache. Zu Beginn des kommenden<br />
Jahres wird in der Kaiserstraße<br />
38 HH ein Bekleidungshaus<br />
eröffnen. Die Umbauarbeiten <strong>sind</strong><br />
schon im vollen Gange und auch<br />
Kleiderspenden werden jetzt schon<br />
gerne angenommen.<br />
Wenn auch sie das Projekt mit Sachspenden<br />
unterstützen möchten, rufen<br />
sie an: 069-66968919 oder schicken<br />
sie eine E-mail mit Foto an:<br />
luise34@carijob.de<br />
CariJob gemeinnützige GmbH<br />
bewusst die Infektion libyscher Kinder mit HIV in Kauf genommen zu haben. Erst 2006<br />
kommen sie nach internationalen Interventionen frei.<br />
Bild 1: Sybille StallmannBeseler,<br />
Der Paritätische <strong>Offenbach</strong><br />
Bild 2: Petra TurskyHartmann,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bild 3: Landrat Peter Walter,<br />
Dietzenbach<br />
Bild 4: Joachim Strack, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main
"Vollkommen gemischt" -<br />
der Sonntagsbrunch in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
Der Sonntagsbrunch besteht ja schon sehr lange. Das<br />
jetzige Brunchteam besteht aus zwei Paaren, die sich<br />
monatlich abwechseln. Burkhard und Sven und wir, also<br />
Achim und ich. Das funktioniert sehr gut, wir sprechen<br />
auch untereinander oft darüber wie es lief und<br />
können <strong>uns</strong> auch mal vertreten, wenn die anderen<br />
mal nicht können.<br />
Wer da nun beim Brunch auftaucht, ist zum Teil<br />
schon sehr verschieden. Es gibt wohl gewisse Stammgäste,<br />
mit denen man fast immer rechnen kann. Aber<br />
ansonsten wechselt es auch sehr. Grundsätzlich kann<br />
man sagen ist das Publikum vollkommen gemischt.<br />
Positive und Negative, Frauen und Männer. Schwule,<br />
Heteros, Lesben, ohne, aber auch mal mit Kind, Gäste<br />
mitbringend, die gerade zu Besuch <strong>sind</strong>, Freundinnen<br />
und Freunde, Gäste <strong>von</strong> der Basis der<br />
Frankfurter <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, die <strong>uns</strong>eren Brunch auch<br />
mal probieren möchten, Vegetarier und Fleisch essende,<br />
Leute denen Salate, Leute, denen Gebratenes<br />
mehr schmeckt, gelegentlich ist auch ein Hund dabei.<br />
Halt vollkommen gemischt!<br />
Viele kommen auch neu dazu, weil sie in anderen eh-<br />
52<br />
renamtlichen Bereichen tätig <strong>sind</strong> und <strong>uns</strong> <strong>von</strong> dort<br />
kennen. Manchmal haben wir zu viel gemacht, das ist<br />
nicht immer leicht einzuschätzen. Beim Einkaufen<br />
gucken wir natürlich hin: Was ist günstig, aber was<br />
schmeckt auch. Manchmal lernt man auch: Ah, das<br />
kommt besonders gut an! Jedenfalls schaffen wir es,<br />
kostendeckend mit dem Beitrag <strong>von</strong> 3,00 € hinzukommen.<br />
Natürlich muss man schon eine ziemliche Zeit rechnen.<br />
Als erstes müssen wir in der AH OF die Schlüssel<br />
für die Räume holen. Dann die ganze Einkauferei.<br />
Dann das ganze Zubereiten zu Hause. Natürlich<br />
lernt man auf die Dauer verschiedene Dinge nebeneinander<br />
zuzubereiten. Wie gut das läuft, hängt auch<br />
da<strong>von</strong> ab, in welcher Stimmung man an dem Sonntag<br />
gerade ist. Aber gemacht werden muss es ja. Dann<br />
dauert es auch noch eine Weile, bis man Alles vor<br />
Ort hat. Die ganze Vorbereiterei in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
dauert auch noch mal eine gute Stunde. Na ja, dann<br />
<strong>von</strong> 11.00 – etwa 14.00 das gesellige Miteinander-<br />
Sein. Viele haben Fragen zum Büffet, nach manchen<br />
muss man schauen, wenn sie neu <strong>sind</strong>, dass sie ein<br />
wenig Ansprache haben. Im Anschluss hat man noch<br />
mal 2 Stunden mit dem Aufräumen zu tun. So um<br />
vier Uhr <strong>sind</strong> wir etwa wieder zu Hause.<br />
Schön ist, dass bei <strong>uns</strong> beiden als Team Alles ziemlich<br />
unabgesprochen läuft. Aber es gibt auch Heikles,<br />
was auf die Stimmung drückt. Zum Beispiel, wenn<br />
Du Dir wirklich viel Mühe gemacht hast und dann<br />
kommen nicht gerade viele Leute. Wenn dann noch<br />
jemand kommt und sagt: „Du hast ja viel zu viel gemacht!“,<br />
dann langt es auch mal. Oder umgekehrt:<br />
Wenn sich jemand den Teller voll lädt und gar nicht<br />
guckt, ob alle etwas abbekommen. Ich meine, wenn<br />
Dinge übrigbleiben, <strong>sind</strong> wir immer großzügig. Fast<br />
immer können sich Leute, die den Kühlschrank zu<br />
Hause nicht sehr voll haben, auch noch etwas mitnehmen.<br />
Wenn ich Wünsche äußern darf: Die PR für <strong>uns</strong>eren<br />
Brunch, oder diese oder jene Mitteilung über den<br />
Brunch - wenn sich da ehrenamtliche Leute finden<br />
würden, die das betreiben, wäre das schon gut. Ich<br />
fände es auch gut, wenn alle anderen Ehrenamtlichen<br />
aus den anderen Arbeitsbereichen öfter kommen. Damit<br />
sich die untereinander auch mehr kennen lernen.<br />
Dietmar Muth<br />
2005 Nelson Mandela gibt bekannt, dass sein Sohn Makgatho im Alter <strong>von</strong> 54 Jahren an<br />
den Folgen <strong>von</strong> Aids <strong>gestorben</strong> ist.
© BILD Mainz Wiesbaden<br />
04. 12.2007<br />
Die Aids-<br />
Teddybären 2008<br />
<strong>sind</strong> da. Sie <strong>sind</strong> in<br />
vielen Geschäften<br />
der Stadt und in<br />
<strong>uns</strong>eren<br />
Büroräumen gegen<br />
Spende <strong>von</strong> € 6,erhältlich.<br />
2006 In den USA wird mit Atripla die erste einmal tägliche Dreierkombination in einer Pille<br />
als Gemeinschaftsarbeit zweier Pharmakonzerne zugelassen.
«Wie die Bärchen zu den Menschen kommen ...»<br />
Spendenakquise mit der Bären-Benefiz-Aktion der AH <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />
Im Jahr 2001 haben wir <strong>uns</strong> ein Herz für die Aids-<br />
Teddys gefaßt. Aufgrund der allgemeinen Beliebtheit<br />
<strong>von</strong> Teddys dachten wir <strong>uns</strong>, dass die kleinen Sammlerbären,<br />
die jedes Jahr zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag neu kreiert<br />
werden, eine gute Möglichkeit <strong>sind</strong>, mit<br />
Menschen in Kontakt zu kommen, mehr Spendengelder<br />
zu sammeln und gleichzeitig dabei auf <strong>uns</strong>ere<br />
wichtige Arbeit hinzuweisen. Von etwa 100 Aids-Teddys<br />
im Jahr 2001 hat sich die Zahl der Bärchen, die<br />
wir an die Frau/den Mann bringen, auf mittlerweile<br />
fast 1500 erhöht. Dies haben wir mit neuen Ideen<br />
zur Bärchenpräsentation, dem Ausbau wichtiger Kontakte<br />
und kreativem Marketing für den kleinen Sympathieträger<br />
erreicht.<br />
Die jährliche Bärchenaktion ist für <strong>uns</strong> ein gelungenes<br />
Beispiel für Spendenakquise der anderen Art.<br />
Der Aids-Teddy<br />
Der Teddy als Symbol der Menschlichkeit geht zurück<br />
auf die Anfangsjahre <strong>von</strong> Aids, als der Bürgermeister<br />
<strong>von</strong> San Francisco als plakatives Zeichen<br />
gegen die damals vorherrschende Diskriminierung<br />
und Ausgrenzung den Aids-Patienten der Stadt – in<br />
Anlehnung an das Stadtwappen – persönlich einen<br />
kleinen Teddybären überreichte. Der Züricher "Aids-<br />
Pfarrer" Heiko Sobel brachte den Teddy vor 10 Jahren<br />
mit nach Europa und etablierte ihn auch hier als<br />
ein Symbol der Solidarität mit Menschen mit HIV<br />
und Aids.<br />
Die Aids-Teddys werden <strong>von</strong> der Herstellerfirma (derzeit<br />
Fa. Clemens Spieltiere) jährlich neu hergestellt.<br />
In jedem Jahr sieht das Bärchen anders aus und ist somit<br />
ein Sammlerstück. Alle Bären <strong>sind</strong> mit der entsprechenden<br />
Jahreszahl und dem Zertifikat „Original<br />
<strong>AIDS</strong> Teddy“ versehen. Die Aids-Teddys werden<br />
<strong>von</strong> <strong>uns</strong> und natürlich auch anderen Aids-<strong>Hilfe</strong>n gegen<br />
eine Spende ab 6 € abgegeben. Natürlich freuen<br />
wir <strong>uns</strong> auch sehr über jeden höheren Spendenbetrag!<br />
Über den Bärchenverkauf kommt man sehr leicht<br />
mit den Menschen ins Gespräch. Hier wird häufig<br />
54<br />
auch direkt nachgefragt, was mit den Spenden passiert.<br />
Der Gewinn fließt immer ohne Abzüge direkt<br />
in <strong>uns</strong>ere örtliche Aids-<strong>Hilfe</strong>-Arbeit. Einige kleine<br />
Projekte, die direkt den Betroffenen zugute kommen,<br />
lassen sich mit dem Bärchenerlös über das Jahr<br />
fördern.<br />
Unsere Erfahrungen mit der Spendenakquise über<br />
die Aids-Teddys geben wir im Kreis der Ehrenamtlichen<br />
untereinander weiter und regen <strong>uns</strong> gegenseitig<br />
zu neuen Aktionen an. Im Jahr 2008 gibt es in der<br />
AH <strong>Offenbach</strong> zwei Workshops zum Thema für interessierte<br />
Ehrenamtler. Zudem plant Markus Schuke<br />
in Zusammenarbeit mit Heiko Sobel aus Zürich<br />
und der Herstellerfirma Clemens ein Handbuch, welches<br />
auch anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern kleinerer<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong>n einen Ansporn geben soll, sich des<br />
sympathischen Kommunikationsmittels „Aids-Teddy“<br />
zu bedienen.<br />
Haben Sie ein Herz für Bären und damit für <strong>von</strong><br />
HIV und Aids betroffene Menschen, denen Ihre<br />
Spende direkt zugute kommt. Machen Sie mit!<br />
Markus Schuke, Oktober 2008<br />
2006 RockSänger Bono (U2) kündigt die Gründung einer neuen Marke an. ‘Product Red’<br />
soll helfen über MerchandiseProgramme Geld für den Globalen Fonds zur Bekämpfung
55<br />
<strong>Offenbach</strong> Post 10.05.1991<br />
<strong>von</strong> Aids, Malaria und Tuberkulose zu sammeln. Informationen über google unter global<br />
fund + product red.
Seidenbuch, meine persönliche<br />
Möglichkeit zum Tiefgang<br />
Wie gehe ich damit um, wie fühle ich<br />
mich dabei, wer fragt mich...?<br />
Als Ehemann meiner in allen Belangen<br />
sehr positiven Frau Maria suche<br />
auch ich ein Forum für meine Bedürfnisse.<br />
Kein Thema für den Alltag, zumal<br />
wir <strong>uns</strong>ere Ehe für die Zukunft<br />
ausgelegt haben, und dadurch nur selten<br />
darüber sprechen. So sollte <strong>uns</strong>ere<br />
<strong>Zwei</strong>samkeit jetzt schon so lange dauern<br />
wie die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> besteht.<br />
Nach wechselnden<br />
Seminarhäusern, <strong>sind</strong> Maria und ich,<br />
in Verbindung mit der AH <strong>Offenbach</strong><br />
und der Selbsthilfe HIV und <strong>AIDS</strong><br />
Frankfurt, zweimal im Jahr über das<br />
Wochenende in Seidenbuch gelandet.<br />
Schon Freitags habe ich immer 1 Tag<br />
Urlaub genommen, um rechtzeitig meinen<br />
persönlichen Relaxingvorgang einzuleiten.<br />
Den Koffer für das<br />
Wochenende gepackt, geht es mit Maria<br />
im Auto schon am frühen Nachmittag<br />
in Richtung Odenwald, obwohl<br />
das eigentliche Seminar erst um 18:30<br />
Uhr mit dem Abendessen beginnt.<br />
Warum nicht schon am Nachmittag<br />
die Ruhe und das freundliche Personal<br />
des Hauses genießen und bei Kaffee<br />
und Kuchen die Seele baumeln lassen.<br />
Wenn nur das Wetter wieder mitspielt<br />
... !?<br />
Leider hat der Odenwald dem Eintreffen<br />
eine sehr kurvenreiche Strecke vorausgestellt.<br />
Es wird zunehmend ländlich, mit<br />
dunklen Wäldern, in denen große Felsbrocken<br />
verstreut liegen, als hätten Riesen<br />
Bowling gespielt und vergessen<br />
die Kugeln wegzuräumen. Also alles<br />
in Allem ... hier sagen sich nun wirklich<br />
Hase und Fuchs eine gute Nacht.<br />
Der liebe Empfang entschädigt <strong>uns</strong><br />
sofort. Hauswirtin Anita und Koch<br />
Thomas begrüßen <strong>uns</strong> herzlich und<br />
wir bekommen <strong>uns</strong>ere Zimmer zugewiesen,<br />
die immer sauber und schön<br />
hell <strong>sind</strong>. Schon beim Auspacken<br />
fühlst du dich wie Zuhause.<br />
Aber jetzt schnell ins Erdgeschoss,<br />
um ja mitzubekommen, wenn die anderen<br />
Teilnehmer so nach und nach<br />
eintreffen. Viele Teilnehmer als Betroffene<br />
und teilweise deren Lebensgefährten<br />
aus der AH <strong>Offenbach</strong> und<br />
Frankfurt, kennt man über die langen<br />
Jahre sehr gut und mit vielen <strong>sind</strong> wir<br />
befreundet. Auch <strong>uns</strong>ere „Gurus“ Michael<br />
und Horst treffen immer kurz<br />
vorm Abendessen ein, froh, gut<br />
durch den Berufsverkehr gekommen<br />
zu sein.<br />
Wer denkt, jetzt klingt der Abend so<br />
langsam aus, hat sich getäuscht.<br />
Schon am Abend geht der erste Teil<br />
des Seminars los. Vorstellungsrunde<br />
der Teilnehmer, da immer neue Teilnehmer<br />
dabei <strong>sind</strong> und eine erste Einstimmung<br />
auf das Thema, das im<br />
vorhergehenden Seminar <strong>von</strong> den<br />
Teilnehmern für das nächste Wochenende<br />
kreiert wurde. Bequemes Liegen<br />
auf Matratzen in praktischen Seminarräumen,<br />
was das eine oder andere Mal<br />
zum Einschlafen angeregt hat. Aber<br />
wie alle Aktionen die <strong>von</strong> Horst und<br />
Michael hier angeboten werden lautet<br />
das Motto: „Alle können, keiner<br />
muss“ an den einzelnen Punkten teilnehmen.<br />
Für mich <strong>sind</strong> die aufgestellten Räucherstäbchen<br />
und das Zimbeln, welches<br />
die Phasen des ruhigen<br />
Nachdenkens ein- und ausläutet,<br />
schon gewöhnungsbedürftig, aber viele<br />
Teilnehmer können dabei besser<br />
2007 In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden in Europa ruft der Pharmakonzern Roche<br />
den PI Nelfinavir (Viracept) zurück, nachdem chemische Verunreinigungen festgestellt wurden. Die<br />
Bild 1: Eugen Emmerling,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bild 2: Nadia TuschoffZiadi,<br />
Rechtsanwältin, Marburg<br />
Bild 3: Sigrid Isser, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
Bild 4: Senator Harald W.<br />
Hagedorn, <strong>Offenbach</strong> am Main <br />
Prinz <strong>von</strong> Lederanien 2006<br />
56<br />
<strong>Offenbach</strong> Post 22.06.2008<br />
Sie können <strong>uns</strong> auch<br />
unterstützen durch:<br />
Mitarbeit, Eintritt in den<br />
Verein und Spenden.<br />
Städtische Sparlkasse<br />
<strong>Offenbach</strong> Kto. 590 25 25<br />
BLZ 505 500 20
entspannen. Da viele Gespräche<br />
in der Runde doch sehr tief<br />
gehen, obwohl die Themenüberschrift<br />
dies oft nicht vermuten<br />
lässt, fließen schon einmal die<br />
Tränen oder ein Teilnehmer verlässt<br />
den Raum, um später wieder<br />
einzusteigen, als wäre nichts<br />
geschehen.<br />
Für viele <strong>von</strong> <strong>uns</strong> eine der seltenen<br />
Gelegenheiten, mit dem<br />
Thema HIV und Aids sich wirklich<br />
auseinander zu setzten und<br />
für <strong>uns</strong> selbst zu erkunden, was<br />
es mit <strong>uns</strong> physisch wie psychisch<br />
anstellt.<br />
Als wäre bisher noch nicht genug<br />
gequasselt worden, geht<br />
das am Ende des Seminarteils<br />
im Gastraum bei einem Absacker<br />
nahtlos weiter. Dieser gestaltet<br />
sich vom Ingwertee (brrrr)<br />
bis hin zum recht ordentlichen<br />
Tropfen Rotwein.<br />
So die richtige Bettschwere erreicht,<br />
geht es aufs Zimmer für<br />
einen absolut ruhigen Schlaf ohne<br />
Verkehrslärm. Auch einen<br />
Wecker zu stellen ist nicht notwendig,<br />
außer man möchte<br />
nicht <strong>von</strong> den zwitschernden Vögeln<br />
geweckt werden.<br />
Der Samstag beginnt für <strong>uns</strong><br />
mit einem ausgedehnten Frühstück,<br />
da es mit <strong>uns</strong>erem Seminar<br />
erst um 10:00 Uhr startet.<br />
Sämtliche Mahlzeiten lassen keine<br />
Wünsche offen. Ob Vegetarier<br />
oder Fleischfresser wie ich,<br />
kommen bei liebevoll gekochten<br />
und angerichteten Mahlzeiten<br />
voll auf Ihre Kosten. Am<br />
Schluss des Seminars können viele<br />
leider ihren One- bis Sixpack<br />
deutlicher spüren.<br />
Auch am Samstag Nachmittag<br />
erhalten wir ausreichend Gelegenheit<br />
<strong>uns</strong> zu entspannen. Je-<br />
57<br />
der geht damit anders um. Sei<br />
es ein Spaziergang oder ein gepflegtes<br />
Nickerchen. Oft haben<br />
wir über den Nachmittag Zeit,<br />
u.a. dafür, notwendiges Zubehör<br />
für einen weiteren Seminarteil<br />
zu sammeln. Und schon<br />
geht es ab 16:00 Uhr weiter,<br />
und mit Spannung wird <strong>von</strong><br />
<strong>uns</strong> die praktisch kreative Aufgabenstellung<br />
erwartet. Da <strong>sind</strong><br />
in Bezug auf das Seminarthema<br />
in den letzten Jahren <strong>von</strong> einfachen,<br />
aber auf die eigene Situation<br />
deutlich andere Symbole<br />
„gebastelt“ worden, bis hin zu<br />
wahnsinnigen filigranen K<strong>uns</strong>twerken<br />
entstanden. Was sich<br />
für mich anfangs einfach angehört<br />
hat, wurde dann im Laufe<br />
der Gestaltung richtig anstrengend,<br />
weil ich mich dadurch oft<br />
das erste Mal mit bestimmten<br />
Themen auseinandergesetzt habe.<br />
Durch eine super Unterstützung<br />
<strong>von</strong> Horst und Michael<br />
bleibt nicht ein einziger Teilnehmer<br />
ohne Ansprache. Jeder hat<br />
Gelegenheit sich in der Gruppe<br />
zu äußern, obwohl immerhin<br />
10 bis 14 Teilnehmer anwesend<br />
<strong>sind</strong>. Wenn dann viel zu schnell<br />
der Sonntag Vormittag erreicht<br />
ist, freut sich schon jeder auf<br />
die traditionelle Märchenlesung<br />
nach dem Frühstück, mit Zerpflückungen<br />
und Deutungen<br />
aus dem Text in Richtung <strong>uns</strong>eres<br />
Wochenendthemas.<br />
Abschlussrunde, Packen, Mittagessen,<br />
<strong>uns</strong> <strong>von</strong>einander Verabschieden<br />
und schon <strong>sind</strong> wir<br />
wieder unterwegs in den Alltag,<br />
nicht ohne <strong>uns</strong> gleich wieder<br />
für das nächste Seminar anzumelden.<br />
Peter<br />
USA, Kanada und Japan <strong>sind</strong> <strong>von</strong> dem Rückruf nicht betroffen (dort wird die Substanz <strong>von</strong><br />
Pfizer produziert).<br />
2008 Teilnahme an der Aktion<br />
„Schwellen runter“ des Jugendamtes<br />
<strong>Offenbach</strong>.<br />
Start des Migrationsprojektes „Peer<br />
GroupArbeit“, finanziert durch die<br />
Stiftung ‚Miteinander Leben’.<br />
Start an Teilnahme an der neuen<br />
Internetberatung der DAH.<br />
Bild 1: Michael Manns, Stahnsdorf<br />
Bild 2: Rainer Podstatny, <strong>Offenbach</strong> am<br />
Main<br />
Bild 3: Nikolaus Heyduck, Künstler,<br />
Darmstadt & Monika Golla, Künstlerin,<br />
<strong>Offenbach</strong><br />
Bild 4: Gerda Behnert, Freigericht & Anne <br />
Kathrin Schiller, <strong>Offenbach</strong> & Harro<br />
Läpple, Erfurt
Interessenvertretung der Selbsthilfe in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
<strong>von</strong> Rainer Marx (Vorsitzender der AG–SHGiG)<br />
Im Jahr 1985 wurde die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich<br />
in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
(AG-SHGiG) gegründet.<br />
Anlass hierfür war ein Beschluss der <strong>Offenbach</strong>er<br />
Stadtverordneten, die eine Zusammenarbeit<br />
im Bereich der Selbsthilfe<br />
vereinfachen wollten und für diesen Bereich<br />
eine zentrale Interessenvertretung<br />
wünschten.<br />
Hauptauftrag für die AG-SHGiG besteht<br />
seitdem darin, die Zusammenarbeit der lokalen<br />
Selbsthilfegruppen und Vereine im Gesundheitsbereich<br />
im Stadt- und Kreisgebiet<br />
zu fördern, zu koordinieren und deren Interessen<br />
in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.<br />
In der Praxis unterstützt sie auch bei<br />
Gruppenneugründungen oder bei Problemen<br />
in der Alltags- u. Vereinsarbeit. In der<br />
Vergangenheit wurde auch bei der Moderation<br />
<strong>von</strong> Info-Veranstaltungen ihrer Mitglieder<br />
geholfen.<br />
Temporär erfährt die AG-SHGiG personell<br />
<strong>Hilfe</strong> durch Mitarbeiter im Selbsthilfebüro<br />
beim PARITÄTISCHEN in <strong>Offenbach</strong>. Gemeinsam<br />
mit diesem veranstaltet sie seit<br />
dem Gründungsjahr jährlich den „<strong>Offenbach</strong>er<br />
Selbsthilfegruppentag“. Die teilnehmenden<br />
Selbsthilfegruppen und Vereine<br />
stellen in der Fußgängerzone in <strong>Offenbach</strong><br />
in Info-Ständen der Bevölkerung ihre fachlichen<br />
Angebote und Leistungen vor. Ebenso<br />
wird in persönlichen Gesprächen, ihr<br />
wertvolles, oft auf eigene Erfahrungen gestütztes<br />
Spezialwissen über viele Gesundheitsthemen<br />
weitervermittelt.<br />
Die Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> zählt zu den regelmäßigen<br />
Teilnehmern des Selbsthilfegruppentages<br />
und erreicht auf diesem<br />
unmittelbaren Wege etliche Betroffene.<br />
Grundsätzlich unterstützt die AG-SHGiG<br />
unabhängig und<br />
neutral, ohne in<br />
die Kompetenzen<br />
und Zuständigkeiten<br />
ihrer Mitglieder<br />
einzugreifen<br />
und wird in der<br />
Regel auf deren<br />
Antrag tätig.<br />
Sie ist vom ihrem<br />
Charakter her als<br />
neutral helfende Dachorganisation anzusehen.<br />
Neben der Initiierung <strong>von</strong> Fachschulungen<br />
stellt sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zur<br />
Orientierung der Bevölkerung einen aktuellen<br />
„Selbsthilfegruppenwegweiser“ zur Information<br />
über die lokal tätigen und<br />
aktiven Selbsthilfegruppen und Organisationen<br />
im Gesundheitsbereich zur Verfügung.<br />
Er wird in Behörden,<br />
Gesundheitsämtern, Krankenkassen, Arztpraxen,<br />
Kliniken, Selbsthilfeorganisationen<br />
pp. platziert und ermöglicht <strong>Hilfe</strong>suchenden<br />
problembezogen den geeigneten Ansprechpartner<br />
zu finden.<br />
Im Internet ist die AG-SHGiG zu finden<br />
unter: www. ag-shgig.de<br />
Zu dem 20-jährigen Jubiläum der Aids-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Offenbach</strong> möchten wir recht herzlich<br />
gratulieren und danken vor allem den Mitarbeitern<br />
der Beratungsstelle, die zwei Jahrzehnte<br />
lang mit ihrem persönlichen<br />
Engagement eine gute und wertvolle Selbsthilfearbeit<br />
geleistet haben.<br />
Wir wünschen weiterhin die nötige Ausdauer,<br />
Qualität und Kontinuität in der Unterstützungsarbeit<br />
für Aidserkrankte.<br />
Ihre AG-SHGiG<br />
2008 In Frankfurt am Main findet die <strong>von</strong> der Universität Frankfurt und <strong>Deutsche</strong>r Aids<strong>Hilfe</strong><br />
gemeinsam veranstaltete “EthikKonferenz” statt. Senat und Repräsentantenhaus unterzeichnen ein<br />
Bild 1: Farmusch<br />
Helm, <strong>Offenbach</strong> am<br />
Main<br />
Bild 2: Bernd Aretz,<br />
<strong>Offenbach</strong> am Main<br />
Bild 3: Heike<br />
Hollerbach, <strong>Offenbach</strong><br />
am Main<br />
2008 Teilnahme<br />
an der Nacht der<br />
Museen und der<br />
Ausstellungseröffnung<br />
„Macht Leder<br />
Lust“ im<br />
DLM durch das<br />
Thekenteam.<br />
58
Die <strong>Offenbach</strong>er Arbeitsgruppe<br />
Wildhof ist ein vom Land Hessen<br />
anerkannter Suchthilfeträger und<br />
größter Träger der Suchthilfe für<br />
die Stadt und den Kreis <strong>Offenbach</strong>.<br />
Die Mitglieder des Vereins<br />
<strong>sind</strong> ausschließlich kommunale Gebietskörperschaften.<br />
Der Verein betreibt unter dem Namen<br />
Suchthilfezentrum Wildhof<br />
sechs verschiedene Fachdienste<br />
mit den entsprechenden Einrichtungen,<br />
die inhaltlich unterschiedliche<br />
Schwerpunkte haben, wie<br />
zwei Psychosoziale Beratungsund<br />
Behandlungsstellen mit ambulanter<br />
Therapiemöglichkeit, eine<br />
Fachstelle für Suchtprävention<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, eine<br />
Fachstelle für Betriebliche Suchtarbeit,<br />
ein Krisenzentrum für Drogenabhängige,<br />
ein Arbeits- und<br />
Qualifizierungsprojekt und ein Projekt<br />
für Betreutes Wohnen. Die Finanzierung<br />
erfolgt über<br />
Mitgliedsbeiträge der Mitgliedskommunen,<br />
das Land Hessen, Mittel<br />
des europäischen Sozialfonds,<br />
Leistungsvereinbarungen mit anderen<br />
Kostenträgern, die Refinanzierung<br />
über eigene Projekte sowie<br />
über Bußgelder und Spenden.<br />
Die Angebote des Suchthilfezentrums<br />
Wildhof richten sich an Personen<br />
mit substanzbezogenen<br />
Störungen <strong>von</strong> schädlichem Konsum<br />
bis zur Abhängigkeitserkrankung<br />
bei Alkohol, illegalen<br />
Drogen und Medikamenten sowie<br />
an Personen mit einer pathologi-<br />
59<br />
schen Glückspielsucht. Angehörige<br />
und Bezugspersonen können<br />
ebenfalls Beratung und <strong>Hilfe</strong>n in<br />
Anspruch nehmen. Die Beratungs-<br />
und Behandlungsangebote<br />
des Suchthilfezentrums Wildhof<br />
können wohnortnah für die Bürger/innen<br />
aus Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
in den Standorten<br />
<strong>Offenbach</strong> und Dietzenbach wahrgenommen<br />
werden.<br />
Information, psychosoziale Beratung,<br />
Begleitung und Behandlung<br />
...<br />
* bei stoffgebundener Abhängigkeit<br />
(Alkohol, Drogen, Medikamente)<br />
und pathologischem<br />
Glücksspiel<br />
* in Einzel-, Paar-, Familienberatung<br />
* für Jugendliche und Erwachsene<br />
ohne Altersbegrenzung<br />
* für Betroffene, Angehörige und<br />
weitere Bezugspersonen<br />
* Alltags- und Krisenmanagement<br />
Vermittlung<br />
* in Fachkliniken, stationäre und<br />
teilstationäre Alkohol- und Drogeneinrichtungen<br />
* in Entgiftung<br />
* in Einrichtungen der schulischen<br />
oder beruflichen Rehabilitation<br />
* in Schuldnerberatung<br />
* in Rechtsberatung<br />
Vorbereitung zur Medizinisch-<br />
Psychologischen Untersuchung<br />
(MPU)<br />
* bei Führerscheinverlust durch<br />
Missbrauch <strong>von</strong> Drogen, Alkohol<br />
und Medikamenten, ebenso wie<br />
zur Erhaltung der Fahrerlaubnis<br />
oder gar Erlangung der Fahrerlaubnis<br />
Ambulante Rehabilitation<br />
* Entwöhnungsbehandlung gemäß<br />
der Empfehlungsvereinbarung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Rentenversicherer DRV<br />
* am Standort Stadt <strong>Offenbach</strong><br />
und Dietzenbach<br />
Kontaktladen Bella Vista - Kontaktcafé<br />
und niedrigschwellige Beratung<br />
zu<br />
* Fragen oder Problemen mit<br />
Drogenkonsum<br />
* Problemen mit der Justiz (Gerichtsauflagen,<br />
Geldstrafen, Gerichtsverhandlungen,<br />
etc.)<br />
* Problemen mit Ämtern<br />
* für Substituierte, Drogenkonsumenten<br />
und Klient/innen im Rahmen<br />
der Nachsorge<br />
* zeitnahe Beratungsgespräche ohne<br />
Terminvereinbarung<br />
* Vermittlung in Entgiftung und<br />
Therapie, in Übergangseinrichtungen<br />
oder Betreutes Wohnen,<br />
* Substitutionsvermittlung und<br />
psychosoziale Betreuung<br />
* Spritzentausch zur HIV-Prophylaxe<br />
und Kondomvergabe<br />
Frühintervention und Prävention<br />
* FreD Gruppenprogramm für<br />
drogenabhängige Jugendliche und<br />
junge Erwachsene<br />
* AC DC Gruppenprogramm für<br />
junge Cannabiskonsumenten<br />
* Realize it! Kurzintervention<br />
PEPFARGesetz (President’s Emergency Plan for AODS Relief), in dem auch die Aufhebung<br />
des Einreiseverbots für HIVPositive in die USA enthalten ist.
ei Cannabismissbrauch und -abhängigkeit<br />
* Reflex - Gruppenprogramm zum reflektierten Umgang<br />
mit Drogen und Alkohol für Jugendliche und<br />
junge Erwachsene im Rahmen <strong>von</strong> beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
(in Kooperation mit den SGB<br />
II – Trägern <strong>von</strong> Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong>)<br />
* Informationsveranstaltungen für Schulklassen,<br />
Lehrer und Eltern<br />
Betreutes Wohnen<br />
für Personen mit einer Suchterkrankung im Bereich illegale<br />
Drogen aus Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong><br />
SGB II - Eingliederungshilfen<br />
· Holzwerkstatt Bauhof - Arbeits- und Qualifizierungsprojekt<br />
für erwerbsfähige arbeitslose Menschen<br />
in Kooperation mit den SGB II - Trägern in Stadt<br />
und Kreis <strong>Offenbach</strong> - Arbeitsgelegenheiten nach §<br />
16, Abs. 3<br />
· Clearing und Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement<br />
im Auftrag der MainArbeit GmbH<br />
· Integrierte Beratungszentren / BZ West – Mitte<br />
– Ost - Suchtberatung und Clearing<br />
Telefonische Erreichbarkeit in <strong>Offenbach</strong>:<br />
Mo - Fr 9:00 – 18:00 Uhr<br />
Telefonische Erreichbarkeit in Dietzenbach:<br />
Mo - Do 9:00 - 17:00 Uhr, Fr 9:00 - 14:00 Uhr<br />
Suchthilfezentrum Wildhof<br />
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />
Offenthaler Str. 75<br />
63128 Dietzenbach<br />
06074 - 69 49 616<br />
dietzenbach@shz-wildhof.de<br />
www.shz-wildhof.de<br />
Suchthilfezentrum Wildhof<br />
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />
Löwenstrasse 4 - 8<br />
63067 <strong>Offenbach</strong><br />
069 – 98 19 53 - 0<br />
offenbach@shz-wildhof.de<br />
www.shz-wildhof.de<br />
60<br />
Aufruf zur Mithilfe<br />
Wir brauchen Auskunft über soziale Angebote<br />
für Menschen in Not.<br />
Wir möchten einen Flyer mit Hilfsangeboten aus<br />
der Region für Menschen in Not machen. Ein<br />
paar Adressen haben wir ja schon, aber sicher<br />
gibt es viel mehr, als wir vermuten. Wenn Angebote<br />
für kostenlose oder günstige Kleidung, Ernährung,<br />
Einrichtung und medizinische<br />
Hilfsangebote haben, dann teilen sie <strong>uns</strong> das bitte<br />
mit unter:<br />
hilfsangeboteoffenbach@t-online.de. Wir suchen<br />
Adressen und Bezugsbedingungen <strong>von</strong><br />
Kleiderkammern, Tafel- und Essensangeboten,<br />
für Möbel und Elektrogeräte.<br />
Hier nur ein paar Hinweise: Das Kaufhaus Luise<br />
hat sich in <strong>uns</strong>erer Festschrift ja schon selbst vorgestellt.<br />
Viele ALG II oder Sozialhifeempfänger<br />
wissen nicht, wie sie ihre Haustiere weiter versorgen<br />
können. Hier bietet die Tiertafel e.V:.<br />
(www.tiertafel.de) <strong>Hilfe</strong>, In Frankfurt samstags<br />
<strong>von</strong> 11.00 bis 16.00 Uhr in der Ludwig-Landmann-Straße<br />
206 (U-Bahn Stephan-Heise-Str.)<br />
Eine kostenlose Lebensmittelabgabe gibt es bei<br />
der Tafel e.V. mit Ausgabestellen in Dietzenbach,<br />
Langen und Frankfurt (www.Ortsname.tafel.de).<br />
Die ökumenische Initiative „soziale Not in <strong>Offenbach</strong>“<br />
bietet in den Wintermonaten Essen<br />
und Wärme - Angebote, sich trotz eines geringen<br />
Einkommens günstig und gut zu versorgen.<br />
Auskunft darüber erteilen die Kirchengemeineden.<br />
Angebote zur medizinischen Versorgung<br />
für Nichtversicherte finden Sie auf <strong>uns</strong>erer Homepage<br />
http://offenbach.aidshilfe.de unter Aktuelles.<br />
Bitte versorgen Sie <strong>uns</strong> fortlaufend mit<br />
Daten. Wir sorgen dann für die Weiterverbreitung.<br />
2008 Die Eidgenösische Kommision für Aidsfragen, das höchste Beratergremium der<br />
Schweizer Regierung erklärt, gut Therapierte (Viruslast dauerhaft unter der Nachweisgrenze,<br />
2008 Teilnahme an der<br />
interkulturellen Woche durch<br />
Hängung eines vielsprachigen<br />
Banners „Ich weiss wo ich<br />
herkomm´, ich weiss, was ich tu.“<br />
Edmond Dagba scheidet wegen<br />
Aufnahme eines Minijobs aus dem<br />
Vorstand aus.
Der Paritätische und die Selbsthilfe<br />
Vor über 18 Jahren wurde im Rahmen der Kreisgeschäftsstelle<br />
das Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong> initiiert.<br />
Diese regionale Selbsthilfekontaktstelle bildet seitdem<br />
einen wichtigen Baustein im Rahmen der infrastrukturellen<br />
Förderung der Gesundheitsselbsthilfe<br />
in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong>. Vielfältige Unterstützung<br />
bei Gruppengründung, aber auch Veranstaltungen<br />
wie der jährliche <strong>Offenbach</strong>er Selbsthilfegruppentag<br />
und viele Aus- und Fortbildungsangebote<br />
für Mitglieder <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen und Mitarbeiter<br />
<strong>von</strong> Fachdiensten geben da<strong>von</strong> Zeugnis. (1)<br />
Betracht man sich insbesondere die jüngere Historie<br />
des PARITÄTISCHEN wird seine große Nähe zur<br />
Selbsthilfebewegung deutlich. Wie alle Verbände der<br />
freien Wohlfahrtspflege war und ist er seit jeher Veränderungsprozessen<br />
ausgesetzt. Neue Formen bürgerschaftlichen<br />
Engagements, neue Trägerstrukturen<br />
und nicht zuletzt die Einbindung betriebswirtschaftlicher<br />
Steuerungsinstrumente in das Verbandsgeschehen<br />
bilden Herausforderungen und fordern<br />
Positionierungen im Alltagshandeln. (2) Mitte der<br />
80er Jahre wurden die sechs großen Spitzenverbände<br />
der freien Wohlfahrtspflege herausgefordert durch<br />
den Versuch, einen siebten Dachverband für „…alternative<br />
Gesundheits- und Sozialprojekte…“ (3) zu<br />
gründen. Letztendlich wurde dies nicht realisiert. Diese<br />
Bestrebungen zielten nicht zuletzt darauf hin, den<br />
damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen gerade<br />
auch im Hinblick auf die Selbsthilfebewegung gerecht<br />
zu werden; bildeten doch die Selbsthilfe- und<br />
Ini- tativgruppen einen neuen Typus <strong>von</strong> Trägern sozialer<br />
Arbeit. (4)<br />
Heute ist der PARITÄTISCHE ein Verband, der bestrebt<br />
ist, …“sowohl traditionelle Formen sozialer Arbeit<br />
als auch progressive Bewegungen, die auf<br />
gesellschaftliche Veränderung dringen… (5) zu unterstützen.<br />
Pluralität stellt für den PARITÄTISCHEN eine<br />
bedeutende sozialpolitische Ressource dar die<br />
61<br />
letztendlich das Bild der freien Wohlfahrtspflege mitgestaltet.<br />
Der PARITÄTISCHE vertritt auf Bundes- und Landesebene<br />
die Interessen der ihm angeschlossenen<br />
Mitgliedsorganisationen <strong>von</strong> denen ein Großteil der<br />
Gesundheitsselbsthilfe zuzuordnen <strong>sind</strong>.<br />
Auf regionaler Ebene unterstützt er, beispielsweise<br />
durch die Trägerschaft <strong>von</strong> Selbsthilfekontaktstellen,<br />
wie dem Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>, die örtlich aktiven<br />
Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich und<br />
trägt dazu bei das „Prinzip Selbsthilfe“ zu verbreiten<br />
und auch im Raum <strong>Offenbach</strong>/Main. im sozialen Gefüge<br />
der Region zu implementieren. Dies gelingt auf<br />
sozialpolitischer Ebene durch die langjährige gute<br />
Der PARITÄTISCHE Hessen<br />
Regionalgeschäftsstelle <strong>Offenbach</strong><br />
Frankfurter Str. 48<br />
63065 <strong>Offenbach</strong><br />
Telefon (0 69) 82 41 62 Telefax: (0 69) 82 36 94 79<br />
mailto:paritaet.offenbach@paritaet-hessen.org<br />
Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft der<br />
Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich in Stadt<br />
und Kreis <strong>Offenbach</strong>“ (AG-SHGiG).<br />
Selbsthilfe und professionelle soziale Arbeit im<br />
Dienste ihrer Adressaten kann nicht bestehen ohne<br />
ein partnerschaftliches Miteinander auf den verschiedensten<br />
Ebenen. Dies wird u.a. in der langjährigen<br />
guten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit zwischen<br />
Aids-<strong>Hilfe</strong> und Paritätischen in <strong>Offenbach</strong> gelebt<br />
und praktiziert.<br />
20 Jahre Aids-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> bedeuten 20 Jahre Engagement<br />
und Verzahnung <strong>von</strong> Professioneller <strong>Hilfe</strong><br />
und Selbsthilfe. Dies wirkt sich gerade im Hinblick<br />
auf die Sicherung und Verwirklichung <strong>von</strong> Teilhabechancen<br />
für Menschen mit HIV aus.<br />
Der Paritätische <strong>Offenbach</strong>, die MitarbeiterInnen der<br />
Regionalgeschäftsstelle und des Selbsthilfebüros<br />
keine symptomatischen Geschlechtskrankheiten) seien nicht infektiös. Wegen theoretischer<br />
Restrisiken müsse diese Frage jedoch mit Sexualpartnern kommuniziert werden.<br />
2008 Die posT erscheint in alleiniger<br />
Herausgeberschaft der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong><br />
bundesweit und wird in INFACT umbenannt.<br />
Der Verein hat mehr als 40 Mitglieder.<br />
Einrichtung einer neuen Buddygruppe.<br />
Start des Angebotes Mahlzeit Essen gut und günstig<br />
<strong>von</strong> Monika Juhe.
schließen sich den Gratulanten für das 20 jährige Jubiläum<br />
an und wünschen für die Zukunft viel Kreativität<br />
und weiterhin viel Energie zur Bewältigung der<br />
vielfältigen Herausforderungen.<br />
Thomas Schüler, Paritätische Projekte gGmbH<br />
-Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>-<br />
Lit.: (1) vgl. Paritätischer Wohlfahrtsverband Regionalgeschäfts-<br />
stelle <strong>Offenbach</strong> – Selbsthilfebüro <strong>Offenbach</strong>: 15 Jahre Selbsthilfe-<br />
büro <strong>Offenbach</strong> am Main – 20 Jahre Arbeitsgemeinschaft der<br />
Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich in Stadt und Kreis Of-<br />
fenbach – Jubiläumsfestschrift; <strong>Offenbach</strong>; 2005<br />
(2) vgl. Schuhen, A.: Franchising: Organisationsstrategie für den<br />
Nonprofit-Sektor? in: Mission Impossible? Strategien im Dritten<br />
Sektor; Frankfurt/M., 2003<br />
(3) „Kritik an Wohlfahrtsverbänden“ in: Frankfurter Rundschau;<br />
Ausg. 5.6.85; Frankfurt/M.; 1985<br />
(4) vgl. Merchel, J.: Trägerstrukturen in der Sozialen Arbeit; Wein-<br />
heim; 2003; S. 122<br />
(5) Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />
(Hrsg.): Die Freie Wohlfahrtspflege – Profil und Leistungen; Frei-<br />
burg 2002; S. 172<br />
Aids - eine globale Angelegenheit<br />
Das Bewusstsein für Aids wird immer schwächer<br />
und in vielen Ländern fehlen nach wie vor Gelder<br />
und Medikamente.<br />
Jedes Jahr am 1. Dezember soll der Weltaidstag das<br />
globale Bewusstsein für die Imm<strong>uns</strong>chwäche stärken.<br />
Die Zahl der weltweit Infizierten nimmt stetig zu.<br />
Doch nicht nur in den Entwicklungsländern, auch in<br />
den Industrieländern nimmt das öffentliche Interesse<br />
ab. Derzeit <strong>sind</strong> etwa 44.000 Menschen in Deutschland<br />
mit dem tödlichen Virus infiziert.<br />
Trotz des weltweiten Anstiegs der Neuinfizierten<br />
schwindet das Wissen über die unheilbare Krankheit<br />
in Deutschland. Das Thema wird hierzulande tabuisiert.<br />
Die Ansicht, dass Aids eine homosexuelle oder<br />
Erwachsenenkrankheit ist, ist falsch. Die richtige Prävention<br />
ist heute nötiger als je zuvor, denn nur ein<br />
Mittel hilft gegen Aids – man sollte es nicht bekommen.<br />
Doch sollte es zu einer Ansteckung kommen,<br />
ist die Forschung weit entwickelt, um den Ausbruch<br />
des HI-Virus herauszuzögern. Mit <strong>Hilfe</strong> der Medizin<br />
ist es möglich, noch ein langes Leben zu führen und<br />
seine Zukunft zu gestalten. Auch ist eine weltweit po-<br />
62<br />
sitive Entwicklung bei Jugendlichen zu verzeichnen,<br />
was zeigt, dass dem Rat Kondome zu benutzen,<br />
durchaus Folge geleistet wird.<br />
Die Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />
(SPD) macht Deutschland 2007 mit 400<br />
Millionen Euro – 100 Millionen mehr als zuvor – für<br />
die Bekämpfung gegen Aids und andere Viren mobil.<br />
Kofi Annan hat in seinem Aufruf zum Weltaidstag<br />
2006 alle Politiker zum Kampf gegen Aids aufgerufen.<br />
Laut den Vereinten Nationen fehlen die Gelder,<br />
um den Kampf zu gewinnen. Derzeit leiden über 40<br />
Millionen Menschen an dem Virus, und die Tendenz<br />
ist steigend. Schon in den ersten Wochen gibt es Anzeichen<br />
für eine Ansteckung, wie z. B. Lymphknotenschwellungen,<br />
Durchfall, Appetitlosigkeit, Fieber<br />
und starker Nachtschweiß – man sollte sich beim<br />
Auftreten dieser Symptome sofort an den Arzt seines<br />
Vertrauens wenden und froh sein, wenn es nicht<br />
mehr als eine Grippe ist. Um solchen Ängsten vorzubeugen,<br />
gilt Safer Sex und Safer Use. (eigenes<br />
Spritzbesteck und Zubehör bei Drogenmissbrauch)<br />
- Aids ist nicht übertragbar durch:<br />
- Umarmen, streicheln, küssen, Händchen halten eines<br />
HIV-Infizierten, gemeinsames Spielen.<br />
- Den gemeinsamen Besuch <strong>von</strong> Schule oder Kindergarten.<br />
- Das gemeinsame Benutzen <strong>von</strong> Tellern, Gläsern,<br />
Besteck, Kleidung, Zahnbürsten, Toiletten, und Bädern<br />
mit HIV-Infizierten.<br />
- Das Anfassen <strong>von</strong> Türklinken, Telefonhörern,<br />
Lichtschaltern, Spielzeug und anderen Gegenständen<br />
Anhusten, Anniesen, Tränen<br />
Die größten Risiken sich mit HIV zu infizieren:<br />
- ungeschützter Sex<br />
- gemeinsamer Gebrauch <strong>von</strong> Spritzen und Nadeln<br />
Für weitere Fragen zum Thema kann man sich an<br />
die örtliche Beratungsstellen wenden, womit wir <strong>uns</strong><br />
auch bei der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> e.V., Frankfurter<br />
Straße 48, 63065 <strong>Offenbach</strong> (Tel.: 069-88 36 88 /<br />
www.offenbach.aidshilfe.de) für die freundliche Unterstützung<br />
und das kleine große Extra bedanken<br />
möchten.<br />
Ramona Poltrock<br />
© Schülerzeitung Gottfried, <strong>Offenbach</strong> 2007<br />
2008 Die <strong>Deutsche</strong> <strong>AIDS</strong><strong>Hilfe</strong> feiert ihr 25 jähriges Jubiläum. Die Mitgliederversammlung<br />
wählt einen politischen Vorstand.<br />
2008 Start der<br />
regelmäßigen<br />
Unterstützung des<br />
Waisenhauses<br />
HOKISA in Südafrika.
2008 In Berlin startet die Kampagne "Ich weiss, was ich tu" (www.iwwit.de), eine<br />
Präventionskampagne für Männer, die Sex mit Männern haben.
... und auch <strong>von</strong> Dietlindes Geburtstagskarten - Service für <strong>uns</strong>ere Klientinnen<br />
und Klienten trafen Glückwünsche an die Aids - <strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> ein!<br />
65<br />
Frankfurt, den 30. Oktober 2008<br />
Ihr Lieben,<br />
zum 20. Geburtstag der <strong>AIDS</strong> -<br />
<strong>Hilfe</strong> <strong>Offenbach</strong> sende ich euch<br />
die herzlichsten Glückwünsche!<br />
Talfahrten und Höhenflüge im<br />
Umgang mit Menschen<br />
hinterlassen gleichermaßen ihre<br />
Spuren. Sie <strong>sind</strong> es aber auch, die<br />
euch alle so wundervoll<br />
unverwechselbar machen. Bleibt<br />
so, wie ihr seid, im Team, stark,<br />
und gut! Lasst euch nicht<br />
unterkriegen, aber verliert eueren<br />
Humor nicht beim Kampf um<br />
und für Menschen, die euere<br />
<strong>Hilfe</strong> brauchen! Alle guten<br />
Wünsche für die Zukunft!<br />
Dietlinde<br />
Wenn Sie mehr zur Geschichte <strong>von</strong> HIV und Aids wissen möchten, besuchen Sie im Internet<br />
www.ondamaris.de. Wir <strong>sind</strong> dem Betreiber des Blogs für viele Nachrichten zu Dank verpflichtet.