Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...
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Unser Präventionsprojekt "Cruising Coop"<br />
Prävention im Busch<br />
Mehrmals im Monat trifft man die Männer der Cruising<br />
Coop auf den Autobahnparkplätzen des<br />
Rhein–Maingebiets an. Kondome und Gleitgel gibt es<br />
bei ihnen, ebenso wie mal einen Kaffee, Broschüren<br />
und viele Gespräche. Robert Beckmann, 50, schwul<br />
und seit Jahren HIV-positiv sprach mit Bernd Aretz<br />
Du lebst in <strong>Offenbach</strong>. Viel soll da ja nicht los<br />
sein.<br />
Das täuscht. Ich fühle mich mit Frankfurt vor der<br />
Haustür hier sehr wohl. Es ist nicht so gelackt. Hier<br />
ist man zwar rau, aber doch ganz herzlich. Nicht nur<br />
die Hoffeste <strong>von</strong> Foerster-Media und die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
bereichern die schwule Welt, sondern es gibt auch ein<br />
paar schöne Cruisingplätze an der Autobahn, das Internet,<br />
ein Pornokino und vor allem die passenden<br />
Männer dazu.<br />
Wen triffst du denn bei Euren Präventionseinsätzen<br />
so an?<br />
Das geht <strong>von</strong> 18 bis 80, <strong>von</strong> der Kulturhusche bis<br />
zum Lederkerl – manchmal auch in einer Person vereint.<br />
Da <strong>sind</strong> Familienväter darunter – Kindersitze im<br />
Wagen und der Ehering <strong>sind</strong> da verräterisch. Alle Nationalitäten<br />
<strong>sind</strong> vertreten. Manche machen nur einen<br />
kurzen Spaziergang durch den Wald, andere haben<br />
den Parkplatz als sozialen Ort ohne Verzehrzwang,<br />
kommen <strong>von</strong> der anderen Seite des Geländes mit<br />
dem Fahrrad oder dem Bus und verbringen einen ganzen<br />
Nachmittag in der freien Natur. Da finden Verabredungen<br />
statt, kurze Begegnungen und manchmal ist<br />
es der Beginn langer Freundschaften.<br />
Worüber redet ihr denn so?<br />
Über die Liebe und die Schwierigkeiten zu Hause –<br />
da habe ich viel Verständnis für, weil auch ich einmal<br />
ein verheirateter Familienvater war. Natürlich reden<br />
wir auch über die Fragen der sexuellen Gesundheit.<br />
Mir ist es ein Anliegen, bekannter zu machen, dass<br />
man sich als sexuell Umtriebiger unbedingt gegen Heapatitis<br />
A und B impfen lassen sollte. Das ist wirklich<br />
keine schöne Krankheit und sie ist so leicht ohne jede<br />
Einschränkung im Sexuellen vermeidbar.<br />
Ist HIV ein Thema?<br />
Manchmal schon. Ich höre immer wieder, dass Positi-<br />
ve als Sexpartner abgelehnt<br />
oder rausgeklickt werden Natürlich<br />
nicht <strong>von</strong> allen oder<br />
auch nur der Mehrheit. Aber<br />
ärgerlich ist das schon, weil<br />
den Männern häufig überhaupt<br />
nicht klar ist, dass ein<br />
negatives Testergebnis nichts<br />
anderes aussagt, als dass man<br />
vor drei Monaten jedenfalls<br />
nicht infiziert war. Bei einem<br />
offenen Positiven weiß man<br />
wenigstens, woran man ist und kann ein Spielfeld abchecken,<br />
in dem keiner der Beteiligten Angst hat. Hinzu<br />
kommt: Es zeichnet sich ja ab, dass eine<br />
erfolgreiche HIV-Therapie die Viruslast so senken<br />
kann, dass HIV beim Sex eigentlich nicht mehr das<br />
Problem ist. Und das kann ja durchaus ein Grund<br />
sein, die Tabletten diszipliniert zu nehmen. Wenn<br />
man nicht vertrauensvoll miteinander spricht, dann<br />
ist natürlich das Kondom für Bumsen der Goldstandard,<br />
zumal es auch noch vor weiteren unerfreulichen<br />
Krankheiten schützt. Inzwischen ist, wenn man nicht<br />
ausschließlich safe lebt, ein gelegentlicher HIV-Test<br />
schon deswegen angebracht, um eine sinnvolle Therapiemöglichkeit<br />
nicht zu verfehlen.<br />
Sind die Leute begeistert <strong>von</strong> Eurem Stand?<br />
Manche hatten am Anfang vielleicht Angst, wir wollten<br />
Ihnen den Sex vermiesen. Aber wenn man <strong>uns</strong><br />
dann so sieht und erlebt, dann legt sich das schnell.<br />
Wir gehen bei dieser Gelegenheit ja auch nicht ins<br />
Gebüsch. Inzwischen haben wir sozusagen Stammkunden,<br />
die bei <strong>uns</strong> vorbeischauen, das macht richtig<br />
Spaß.<br />
Ein W<strong>uns</strong>ch zum Schluss?<br />
Bei <strong>uns</strong>eren Aufräumaktionen auf dem Parkplatz<br />
Buchrain zweimal im Jahr finden wir immer Unmengen<br />
<strong>von</strong> Kondomen. Das ist ja schön und erstrebenswert,<br />
wenn dort so viele Männer ohne schlechtes<br />
Gewissen ihre Lust finden Aber es wäre schon schön,<br />
wenn sie ihren Dreck mal selber wegmachen würden.<br />
Erstveröffentlicht in: ADAM 7/2007, Seite 43<br />
1986 Die WHO startet ihr Programm Global <strong>AIDS</strong>, Bayern und die DDR arbeiten zusammen, DAH und<br />
der Bundesverband Homosexualität veranstalten einen Aktionstag gegen Zwangsmaßnahmen der<br />
1992 fing die individuelle Einzel<br />
betreuung durch Buddys an.<br />
Das war aber etwas problema<br />
tisch, weil die Zwangsläufigkei<br />
ten eines Helfersyndroms nicht<br />
immer mit den Bedürfnissen der<br />
<strong>Hilfe</strong>bedürftigen zusammenpass<br />
ten.<br />
10<br />
Da fehlte es trotz Supervision an<br />
grundlegender Ausbildung. Dem<br />
begegnete der Verein durch Fort<br />
bildung und durch Informations<br />
veranstaltungen, z.B. mit dem<br />
Abend „Kinder und Aids“ und<br />
dem Beginn der Reihe OFFEN<br />
bach für SCHWULE THEMEN, ei