26.10.2012 Aufrufe

Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...

Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...

Zwei von uns sind gestorben - AIDS-Hilfe Offenbach eV - Deutsche ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hinsicht Geschäftspartner und ich glaube, dass es um die<br />

Geschäfte des Gebens und Nehmens zwischen der Unterstützung<br />

für Bedürftige und der daraus umgekehrt folgenden<br />

Unterstützung <strong>uns</strong>erer Vereinsarbeit gut bestellt ist. Ja,<br />

ich glaube, dass die gelungene Kooperation mit armen und<br />

sozial benachteiligten Menschen die wesentliche Existenzberechtigung<br />

<strong>von</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> in Zukunft überhaupt ausmachen<br />

wird.<br />

Natürlich gibt es für die Vergabe <strong>von</strong> <strong>Hilfe</strong>n oder für die<br />

Sondierung und Begleitung einer Aufgabenübertragung ein<br />

Regelwerk, dessen Darstellung hier aber zu weit führen würde.<br />

Dass ein großer Teil solcher <strong>Hilfe</strong>n auch zu <strong>uns</strong>eren Partnerprojekten<br />

in Burundi, Südafrika und Südrussland gehen,<br />

zeigt im Übrigen auch <strong>uns</strong>eren „Armen“ nur, dass<br />

auch unter den Armen noch gerecht verteilt werden muss.<br />

Die leider nicht selten anzutreffende Grundhaltung in der<br />

Öffentlichkeit und der Verwaltung, dass „diese Leute, <strong>uns</strong>er<br />

hart verdientes Geld sorglos verbrauchen“ und auch<br />

die entsprechenden juristischen Vorgaben auf Verwaltungsebene<br />

führen dazu, dass arme Menschen unentwegt noch<br />

darauf achten müssen, keinerlei Verbotsüberschreitungen<br />

hinsichtlich auch kleinster weiterer Einkünfte zu begehen.<br />

An dieser Stelle würde ich deshalb gerne – mangelte es<br />

nicht an der Zeit – in differenzierter Weise für ein bedingungsloses<br />

Grundeinkommen eintreten.<br />

B. Die Sicherstellung bzw. Wiederherstellung <strong>von</strong> Würde<br />

Sowohl die Erfahrung jahrelanger Verarmung und Arbeitslosigkeit<br />

als auch die abrupt erlebte Verarmung nach einem<br />

oft arbeitsreichen Leben zeigen zahlreiche Gefühlslagen<br />

der Leere, der empfundenen eigenen Nutzlosigkeit und<br />

den Verlust an Lebenssinn. Und dass oft in einer Krankheitslage,<br />

in der die Perspektive einer Rückkehr zu früherer<br />

Einsatzkraft ausgeschlossen ist.<br />

Wenn zu dieser Lage das allzu oft als entwürdigend empfundene<br />

Kämpfen um diese oder jene Sozialleistung, das Sitzen<br />

in immer anderen Wartezimmern über viele Stunden,<br />

ja vielleicht der Zwang, eine <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> überhaupt aufsuchen<br />

zu müssen, hinzu kommt, liegt oft der Schritt zur<br />

Selbstaufgabe nahe. Ein zweiter wichtiger Aspekt <strong>uns</strong>erer<br />

Armutsberatung liegt deshalb in der systematischen Wiederherstellung<br />

<strong>von</strong> Würde und Selbst-Bewusstsein.<br />

Das fängt beim Beratungssetting an und endet bei der direkten<br />

Teilhabe an Telefonaten zur Interessenvertretung in<br />

komplizierten Fällen, bei denen miterlebt werden soll: Meine<br />

Person ist es wert, dass man sich für sie streitet.<br />

Zum Setting: Ein würdevolles Umgehen mit armen KlientInnen<br />

heißt:<br />

Wenn es irgend geht, nicht noch eine lange Wartezeit zumuten.<br />

Heißt, die gleiche Augenhöhe ständig suchen. Sprich leise<br />

mit einem Unterlegenen und laut mit einem Überlegenen,<br />

hat Heinrich Böll einmal sinngemäß gesagt. Gerade im Fall<br />

<strong>von</strong> nicht-deutschen Armen erlebt man so häufig die paradoxe<br />

Wirkung <strong>von</strong> „Helfern“, die meinen, Sprachprobleme<br />

durch Lautstärke ersetzen zu können. Ein besonders<br />

demütigendes und entwürdigendes Erlebnis.<br />

Auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren, kann heißen,<br />

mehr Zeit als üblich dem Gespräch einzuräumen, einen<br />

Spracharmutsbonus, einen Ausdrucksarmutsbonus,<br />

schlicht Armutsbonus, einzuräumen, der, natürlich in<br />

Grenzen, dem armen Klienten bewusst deutlich macht:<br />

„Poor people welcome, Bei <strong>uns</strong> bist Du Privatpatient“.<br />

Würde fördern, kann heißen, jemanden nicht mit einem<br />

„Da <strong>sind</strong> andere zuständig“ dort oder dort hin weiter zu<br />

schicken, sondern den gleichen Gang als die Bitte um Mithilfe<br />

bei einem mir selbst wichtigen Vorgang deutlich werden<br />

zu lassen.<br />

Kann heißen, mich selbst in die Rolle des Beauftragten zu<br />

begeben, kann heißen, eigene Subalternität in dosierten<br />

und sehr bewussten Grenzen selbst herzustellen und auszuhalten.<br />

Unsere Grundhaltungen zur Pflege der Würde armer<br />

Menschen heißen:<br />

- Wer durch Infektion, Erkrankung und Armut Selbstwert<br />

verloren hat, benötigt mehr als andere die Erfahrung<br />

<strong>von</strong> Respekt und Wertschätzung<br />

- Bevorteiligte teilen mit Benachteiligten<br />

- Gestaltete Armut leben schafft Selbstbewusstsein<br />

und Stolz<br />

Das <strong>sind</strong> die Grundhaltungen, die <strong>von</strong> armen KlientInnen<br />

erlebbar sein sollten, und zwar nicht nur im Rahmen der<br />

Beratung, sondern auch in <strong>uns</strong>erer aktiven Interessenvertretung,<br />

<strong>uns</strong>eren Ausstellungen, politischen Positionen und<br />

in der Atmosphäre des Vereinslebens insgesamt und im<br />

Umgang untereinander. Sie dienen der Stärkung <strong>von</strong> Stolz<br />

und Selbstbewusstsein im Rahmen einer gestalteten Armut.<br />

C. Die Stärkung kreativer Potentiale und persönlicher<br />

Qualifikationen<br />

Eine gute Bilanz der Stärkung kreativer Potentiale und per-<br />

wesentlich die <strong>AIDS</strong>­Politik der BRD. Auch heute noch ist sie internatinal als Expertin<br />

gefragt.<br />

47<br />

Seit 1991 beteiligt sich<br />

die Aids­<strong>Hilfe</strong> Offen­<br />

bach am Tag der<br />

Selbsthilfegruppen in<br />

der Fussgängerzone<br />

der Frankfurter Straße.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!