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Die Traumdeutung - ODYSSEE Theater

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meiner Linken, einen dunklen Raum, aus dem mehrere groteske Sandsteinfiguren<br />

hervorleuchteten. Ein Schimmer von Erinnerung, dem ich nicht recht glauben wollte, sagte<br />

mir, es sei ein Eingang in einen Bierkeller; es gelang mir aber weder aufzuklären, was dieses<br />

Traumbild bedeuten wolle, noch woher es stamme. Im Jahre 1907 kam ich zufällig nach<br />

Padua, das ich zu meinem Bedauern seit 1895 nicht wieder hatte besuchen können. Mein<br />

erster Besuch in der schönen Universitätsstadt war unbefriedigend geblieben, ich hatte die<br />

Fresken Giottos in der Madonna dell'Arena nicht besichtigen können und machte mitten auf<br />

der dahin führenden Straße kehrt, als man mir mitteilte, das Kirchlein sei an diesem Tage<br />

gesperrt. Bei meinem zweiten Besuche, zwölf Jahre später, gedachte ich mich zu entschädigen<br />

und suchte vor allem den Weg zur Madonna dell'Arena auf. An der zu ihr führenden Straße,<br />

linker Hand von meiner Wegrichtung, wahrscheinlich an der Stelle, wo ich 1895 umgekehrt<br />

war, entdeckte ich die Lokalität, die ich so oft im Traume gesehen hatte, mit den in ihr<br />

enthaltenen Sandsteinfiguren. Es war in der Tat der Eingang in einen Restaurationsgarten.<br />

Eine der Quellen, aus welcher der Traum Material zur Reproduktion bezieht, zum Teil<br />

solches, das in der Denktätigkeit des Wachens nicht erinnert und nicht verwendet wird, ist das<br />

Kindheitsleben. Ich werde nur einige der Autoren anführen, die dies bemerkt und betont<br />

haben:<br />

Hildebrandt (S. 23): »Ausdrücklich ist schon zugegeben worden, daß der Traum bisweilen<br />

mit wunderbarer Reproduktionskraft uns ganz abgelegene und selbst vergessene Vorgänge<br />

aus fernster Zeit treu vor die Seele zurückführt.«<br />

Strümpell (S. 40): »<strong>Die</strong> Sache steigert sich noch mehr, wenn man bemerkt, wie der Traum<br />

mitunter gleichsam aus den tiefsten und massenhaftesten Verschüttungen, welche die spätere<br />

Zeit auf die frühesten Jugenderlebnisse gelagert hat, die Bilder einzelner Lokalitäten, Dinge,<br />

Personen ganz unversehrt und mit ursprünglicher Frische wieder hervorzieht. <strong>Die</strong>s beschränkt<br />

sich nicht bloß auf solche Eindrücke, die bei ihrer Entstehung ein lebhaftes Bewußtsein<br />

gewonnen oder sich mit starken psychischen Werten verbunden haben und nun später im<br />

Traum als eigentliche Erinnerungen wiederkehren, an denen das erwachte Bewußtsein sich<br />

erfreut. <strong>Die</strong> Tiefe des Traumgedächtnisses umfaßt vielmehr auch solche Bilder von Personen,<br />

Dingen, Lokalitäten und Erlebnissen der frühesten Zeit, die entweder nur ein geringes<br />

Bewußtsein oder keinen psychischen Wert besaßen oder längst das eine wie das andere<br />

verloren hatten und deshalb auch sowohl im Traum wie nach dem Erwachen als gänzlich<br />

fremd und unbekannt erscheinen, bis ihr früher Ursprung entdeckt wird.«<br />

Volkelt (S. 119): »Besonders bemerkenswert ist es, wie gern Kindheits- und<br />

Jugenderinnerungen in den Traum eingehen. Woran wir längst nicht mehr denken, was längst<br />

für uns alle Wichtigkeit verloren: der Traum mahnt uns daran unermüdlich.«<br />

<strong>Die</strong> Herrschaft des Traumes über das Kindheitsmaterial, welches bekanntlich zum größten<br />

Teil in die Lücken der bewußten Erinnerungsfähigkeit fällt, gibt Anlaß zur Entstehung von<br />

interessanten hypermnestischen Träumen, von denen ich wiederum einige Beispiele mitteilen<br />

will.<br />

Maury erzählt (Le sommeil, p. 92), daß er von seiner Vaterstadt Meaux als Kind häufig nach<br />

dem nahe gelegenen Trilport gekommen war, wo sein Vater den Bau einer Brücke leitete. In<br />

einer Nacht versetzt ihn der Traum nach Trilport und läßt ihn wieder in den Straßen der Stadt<br />

spielen. Ein Mann nähert sich ihm, der eine Art Uniform trägt. Maury fragt ihn nach seinem<br />

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