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Die Traumdeutung - ODYSSEE Theater

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estimmten Theorie oder Erklärung des Traumlebens hinleiten. Es ist an der Zeit, daß ich<br />

mein eben ausgesprochenes Resumé durch eine Sammlung von Aussprüchen verschiedener<br />

Autoren – Philosophen und Ärzte – über die psychologischen Charaktere des Traumes<br />

ersetze:<br />

Nach Lemoine ist die Inkohärenz der Traumbilder der einzig wesentliche Charakter des<br />

Traumes.<br />

Maury pflichtet dem bei; er sagt (Le sommeil, p. 163): » II n'y a pas de rêves absolument<br />

raisonnables et qui ne contiennent quelque incohérence, quelque anachronisme, quelque<br />

absurdité.«<br />

Nach Hegel bei Spitta fehlt dem Traum aller objektive verständige Zusammenhang.<br />

Dugas sagt: » Le rêve c'est l'anarchie psychique affective et mentale, c'est le jeu des fonctions<br />

livrées à elles-mêmes et s'exercant sans contrôle et sans but; dans le rêve l'esprit est un<br />

automate spirituel.«<br />

»<strong>Die</strong> Auflockerung, Lösung und Durcheinandermischung des im Wachen durch die logische<br />

Gewalt des zentralen Ich zusammengehaltenen Vorstellungslebens« räumt selbst Volkelt ein<br />

(S. 14), nach dessen Lehre die psychische Tätigkeit während des Schlafes keineswegs<br />

zwecklos erscheint.<br />

<strong>Die</strong> Absurdität der im Traume vorkommenden Vorstellungsverbindungen kann man kaum<br />

schärfer verurteilen, als es schon Cicero ( De divinatione, II) tat: » Nihil tam praepostere, tam<br />

incondite, tam monstruose cogitari potest, quod non possimus somniare.«<br />

Fechner sagt (S. 522): »Es ist, als ob die psychologische Tätigkeit aus dem Gehirne eines<br />

Vernünftigen in das eines Narren übersiedelt.«<br />

Radestock (S. 145): »In der Tat scheint es unmöglich, in diesem tollen Treiben feste Gesetze<br />

zu erkennen. Der strengen Polizei des vernünftigen, den wachen Vorstellungslauf leitenden<br />

Willens und der Aufmerksamkeit sich entziehend, wirbelt der Traum in tollem Spiel alles<br />

kaleidoskopartig durcheinander.«<br />

Hildebrandt (S. 45): »Welche wunderlichen Sprünge erlaubt sich der Träumende z. B. bei<br />

seinen Verstandesschlüssen! Mit welcher Unbefangenheit sieht er die bekanntesten<br />

Erfahrungssätze geradezu auf den Kopf gestellt! Welche lächerlichen Widersprüche kann er<br />

in den Ordnungen der Natur und der Gesellschaft vertragen, bevor ihm, wie man sagt, die<br />

Sache zu bunt wird und die Überspannung des Unsinnes das Erwachen herbeiführt! Wir<br />

multiplizieren gelegentlich ganz harmlos: Drei mal drei macht zwanzig; es wundert uns gar<br />

nicht, daß ein Hund uns einen Vers hersagt, daß ein Toter auf eigenen Füßen nach seinem<br />

Grabe geht, daß ein Felsstück auf dem Wasser schwimmt; wir gehen alles Ernstes in höherem<br />

Auftrage nach dem Herzogtum Bernburg oder dem Fürstentum Liechtenstein, um die<br />

Kriegsmarine des Landes zu beobachten, oder lassen uns von Karl dem Zwölften kurz vor der<br />

Schlacht bei Pultawa als Freiwillige anwerben.«<br />

Binz (S. 33) mit dem Hinweis auf die aus diesen Eindrücken sich ergebende Traumtheorie:<br />

»Unter zehn Träumen sind mindestens neun absurden Inhaltes. Wir koppeln in ihnen<br />

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