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Die Traumdeutung - ODYSSEE Theater

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1) Er wird an Lippen und Nasenspitze mit einer Feder gekitzelt. – Träumt von einer<br />

schrecklichen Tortur; eine Pechlarve wird ihm aufs Gesicht gelegt, dann weggerissen, so daß<br />

die Haut mitgeht.<br />

2) Man wetzt eine Schere an einer Pinzette. – Er hört Glocken läuten, dann Sturmläuten und<br />

ist in die Junitage des Jahres 1848 versetzt.<br />

3) Man läßt ihn Kölnerwasser riechen. – Er ist in Kairo im Laden von Johann Maria Farina.<br />

Daran schließen sich tolle Abenteuer, die er nicht reproduzieren kann.<br />

4) Man kneipt ihn leicht in den Nacken. – Er träumt, daß man ihm ein Blasenpflaster auflegt,<br />

und denkt an einen Arzt, der ihn als Kind behandelt hat.<br />

5) Man nähert ein heißes Eisen seinem Gesicht. Er träumt von den »Heizern«<br />

[Fußnote]Chauffeurs hießen Banden von Räubern in der Vendée, die sich dieser Tortur<br />

bedienten., die sich ins Haus eingeschlichen haben und die Bewohner zwingen, ihr Geld<br />

herauszugeben, indem sie ihnen die Füße ins Kohlenbecken stecken. Dann tritt die Herzogin<br />

von Abrantès auf, deren Sekretär er im Traume ist.<br />

8) Man gießt ihm einen Tropfen Wasser auf die Stirne. – Er ist in Italien, schwitzt heftig und<br />

trinkt den weißen Wein von Orvieto.<br />

9) Man läßt wiederholt durch ein rotes Papier das Licht einer Kerze auf ihn fallen. – Er träumt<br />

vom Wetter, von Hitze und befindet sich wieder in einem Seesturm, den er einmal auf dem<br />

Kanal La Manche mitgemacht.<br />

Andere Versuche, Träume experimentell zu erzeugen, rühren von d'Hervey, Weygandt u. a.<br />

her.<br />

Von mehreren Seiten ist die »auffällige Fertigkeit des Traumes bemerkt worden, plötzliche<br />

Eindrücke aus der Sinneswelt dergestalt in seine Gebilde zu verweben, daß sie in diesen eine<br />

allmählich schon vorbereitete und eingeleitete Katastrophe bilden« ( Hildebrandt). »In<br />

jüngeren Jahren«, erzählt dieser Autor, »bediente ich mich zuzeiten, um regelmäßig in<br />

bestimmter Morgenstunde aufzustehen, des bekannten, meist an Uhrwerken angebrachten<br />

Weckers. Wohl zu hundertmalen ist mirs begegnet, daß der Ton dieses Instrumentes in einen<br />

vermeintlich sehr langen und zusammenhängenden Traum dergestalt hineinpaßte, als ob<br />

dieser ganze Traum eben nur auf ihn angelegt sei und in ihm seine eigentliche logisch<br />

unentbehrliche Pointe, sein natürlich gewiesenes Endziel fände.«<br />

Ich werde drei dieser Weckerträume noch in anderer Absicht zitieren.<br />

Volkelt (S. 68) erzählt: »Einem Komponisten träumte einmal, er halte Schule und wolle eben<br />

seinen Schülern etwas klarmachen. Schon ist er damit fertig und wendet sich an einen der<br />

Knaben mit der Frage: ›Hast du mich verstanden?‹ <strong>Die</strong>ser schreit wie ein Besessener: ›Oh<br />

ja.‹Ungehalten hierüber verweist er ihm das Schreien. Doch schon schreit die ganze Klasse: ›<br />

Orja.‹ Hierauf: › Eurjo.‹ Und endlich: › Feuerjo.‹ Und nun erwacht er von wirklichem<br />

Feuerjogeschrei auf der Straße.«<br />

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