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südostgrün 2011 - Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick

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Interview mit Verkehrsexperte Harald Moritz:<br />

„<strong>Die</strong> A100 ist die falsche Antwort“<br />

Harald, Du beschäftigst dich schon sehr lange mit der Verlängerung der Stadtautobahn nach <strong>Treptow</strong>. Wie und wann begann Dein Engagement?<br />

Gleich nach der Wende, im Frühjahr 19<strong>90</strong>, informierte die Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS) in einer Veranstaltung in Alt-<strong>Treptow</strong> über die<br />

Pläne des Senats, den Autobahnring in den Osten zu erweitern. Seitdem bin ich Mitglied in der BISS und habe die Erweiterung der Stadtautobahn,<br />

ob in Neukölln oder später entlang des Teltowkanals aktiv begleitet.<br />

Was heißt „aktiv begleitet“?<br />

<strong>Die</strong> Aktivisten der BISS in Neukölln waren erfahrene BI‘ler, die sich sowohl mit Fragen der Öffentlichkeitsarbeit auskannten als auch gut in<br />

die Materie der Fachplanung eingearbeitet hatten und von denen ich viel lernen konnte. Aktive Begleitung der Planung bedeutet, dass man<br />

sich möglichst frühzeitig Fachinformationen beschafft, diese auswertet und der Öffentlichkeit zugänglich macht. <strong>Die</strong>s erfolgte damals über<br />

Rundbriefe, Flugblätter und Info-Veranstaltungen. <strong>Die</strong> BISS stand der Autobahnplanung immer kritisch gegenüber. Das ist heute nicht anders.<br />

„Es geht uns um eine andere Verkehrspolitik.“<br />

Was ist Eure Kritik an der Verlängerung der A 100?<br />

Uns geht es, wie generell bei Bürgerinitiativen, um die Auswirkungen der Planungen vor Ort, aber uns ging es immer auch um eine andere<br />

Verkehrspolitik. Unser Ziel ist es nicht, den Autoverkehr ganz zu verdrängen, sondern den Autoverkehr auf das unbedingt Notwendige zu beschränken<br />

und die Bedingungen für den Umweltverbund, also das Zu-Fuß-Gehen, den Fahrradverkehr und den Personennahverkehr (ÖPNV) zu<br />

verbessern. Der Umweltverbund ist platzsparend, überwiegend leise und abgasarm, klimafreundlich und ressourcenschonend: also umweltund<br />

stadtverträglich. Er kann von nahezu allen Menschen genutzt werden und wenn man künftige Entwicklungen, wie den demografischen<br />

Wandel, die knapper werdenden Erdölvorräte und damit auch die Preisentwicklung betrachtet, unbedingt zukunftsfähig!<br />

Harald Moritz<br />

harald-moritz.de<br />

Für nacHHaltige<br />

Mobilität – oHne a100<br />

nacH treptow<br />

V. i. S. d. P. : <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>, André Stephan, Kommandantenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Der Autobahnbau ist angesichts dieser Tatsachen die falsche Antwort auf die künftigen Herausforderungen an Mobilität, er ist eine teure Fehlinvestition.<br />

Auch die reale Mobilitätsentwicklung in Berlin zeigt, dass die Autobahnpläne nicht mehr zeitgemäß sind: In Berlin besitzen nur 300 von 1000<br />

Personen beziehungsweise nur jeder zweite Haushalt einen eigenen PKW. Der Modal Split, also das Verhältnis von mit dem PKW zu den mit dem Umweltverbund<br />

zurückgelegten Wege hat sich von 38:62 im Jahr 1998 zu 32:68 im Jahr 2008, vor allem durch mehr Fuß- und Radverkehr, zu Gunsten des<br />

Umweltverbundes verändert. In der Realität entwickelt sich das Mobilitätsverhalten also schon in die richtige Richtung. Nun müssen die Stadtplaner<br />

das auch zur Kenntnis nehmen und ihre Konzepte entsprechend anpassen. <strong>Die</strong> autogerechte Stadt will heute nur noch eine kleine Minderheit der<br />

Berlinerinnen und Berliner. Dass dieser Trend so anhält, belegt auch die aktuelle Verkehrsprognose für Berlin und Brandenburg, sie geht von einem<br />

weiteren Rückgang des Autoverkehrs aus.<br />

Welche Auswirkungen kritisiert ihr an den aktuellen Plänen, die A100 zum <strong>Treptow</strong>er Park<br />

zu verlängern?<br />

Das sind vor allem die Eingriffe in die lebenswerte Stadtstruktur: Rund 350 Kleingärten fallen weg, 650 Bäume stehen der Trasse im Weg, etliche Gewerbebetriebe<br />

werden verdrängt und 250 Wohnungen in der Beermannstraße müssen für den so genannten 16. Bauabschnitt der A100 abgerissen<br />

werden. Weitere Wohnungen an der Trasse werden trotz der einzusetzenden Lärmschutzwände unangenehm „verlärmt“. An den Zufahrtsstraßen<br />

werden außerdem an vielen Abschnitten die Abgasgrenzwerte überschritten werden.<br />

„<strong>Die</strong> A100 bringt keine Entlastung, sondern mehr Belastungen.“<br />

Aber soll dafür nicht die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlastet werden?<br />

<strong>Die</strong> immer wieder behauptete Entlastung der Innenstadt wird und kann mit dem Weiterbau der A100 nicht erreicht werden. Zum<br />

Einen kann die Senatsverwaltung keine konkreten Zahlen zum Durchgangsverkehr vorlegen. Zum Anderen muss man sich ja nur<br />

das bestehende und geplante Autobahnnetz anschauen, um zu erkennen, dass die A100-Verlängerung nicht die Lösung bringen<br />

kann. Denn: Sollte die A100 mal an der Frankfurter Allee den Verkehr vom Osten und Nordosten um die Innenstadt herumleiten,<br />

so würden die prognostizierten 135.000 Kfz/24h im Tunnel des 16. Bauabschnitts mit den 105.000 Kfz/24h im Dreieck Neukölln<br />

zusammentreffen und können dort nicht bewältigt werden. Schon heute ist der Britzer Tunnel mit bis zu 128.000 Kfz/24h an seiner<br />

Kapazitätsgrenze angekommen. Mehr geht da gar nicht! Damit scheitert also automatisch die Umfahrung der Innenstadt und deren<br />

Entlastung.<br />

Konkret beim 16. Bauabschnitt wird der Verkehr ja über die Elsenbrücke sogar direkt in die Innenstadt geleitet und die Bilanz der zusätzlich belasteten zu den entlasteten Anliegern innerhalb<br />

des S-Bahnrings ist negativ, das heißt es werden mehr Menschen zusätzlich belastet als entlastet.<br />

Richtig ist, dass die Straße Am <strong>Treptow</strong>er Park, die <strong>Köpenick</strong>er Landstraße und vor allem der Neuköllner Teil des Dammwegs entlastet werden. Allerdings wird die Verkehrsmenge Am <strong>Treptow</strong>er<br />

Park bei Realisierung des 17.Bauabschnitts, der Verlängerung der A 100 zur Frankfurter Allee fast wieder die Werte ohne Autobahn erreichen, weil die Straße dann in beide Richtungen ausgebaut<br />

wird. Wollte man ernsthaft die Belastungen im Dammweg mildern, so würden sich mit Sicherheit kostengünstigere Lösungen als der Bau einer Autobahn finden lassen. Da könnten andere<br />

Ampelschaltungen, ausgeweitete Kreuzungsbereiche oder Lärmschutzmaßnamen sicher schon für Verbesserungen sorgen.<br />

Der richtige Knackpunkt der Verkehrsabwicklung liegt am Ende des derzeit forcierten Autobahnabschnitts, also in der Elsenstraße. <strong>Die</strong> Senatsverwaltung<br />

behauptet, sie würde die Verkehrsmengen durch eine Koordinierung der Ampeln bewältigen können. Wir sind der Ansicht, dass dies durch den Verkehrszuwachs<br />

in dem Bereich nicht möglich ist, was auch ein Gutachten im Auftrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg belegt. Wenn der Bereich Elsenstraße<br />

und Brücke die Verkehrsmengen nicht bewältigen kann, werden die Autofahrer sich andere Wege suchen und dadurch wieder Wohngebietsstraßen mehr<br />

belastet. Hier scheitert die Entlastungsbehauptung ein weiteres Mal!<br />

Wird sie nun gebaut oder nicht?<br />

Nein, sie wird nicht gebaut. Ich glaube nicht, dass es im Herbst zu einer rot-schwarzen Senatsbildung kommen wird, sondern zu einem grün-roten Senat,<br />

der die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses für den 16. Bauabschnitt einleiten wird. Damit wäre dann auch die Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht<br />

überflüssig und unser „Kampf“ wäre gewonnen! Darum: 3 Mal für Grün stimmen am 18. September!<br />

Danke für das Gespräch.<br />

„Eingriffe in die lebenswerte<br />

Stadtstruktur verhindern!“<br />

„3 Stimmen Grün verhindern die A100<br />

durch <strong>Treptow</strong>.“<br />

4<br />

Wir für <strong>Treptow</strong>-<strong>Köpenick</strong>!

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