03.01.2014 Aufrufe

südostgrün 2011 - Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick

südostgrün 2011 - Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick

südostgrün 2011 - Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wohnungspolitik vor großen Aufgaben<br />

Berlin hat im Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Städten ein eher moderates<br />

Mietniveau. Aber der Schein trügt. Setzt man Einkommen und Miete ins Verhältnis, ist das<br />

Wohnen in Berlin genauso teuer wie in Köln und nur wenig günstiger als in Hamburg. Etwa<br />

23,6 % des Haushaltsnettoeinkommens müssen laut einer Studie der IBB für die Bruttokaltmiete<br />

ausgegeben werden. In Hamburg sind es 24,3 %. <strong>Die</strong>se Werte relativieren das Bild der<br />

billigen Mieten in der Hauptstadt. In begehrten Quartieren besteht keine Chancengleichheit,<br />

wenn es um das Anmieten einer neuen Wohnung geht. Geringverdiener und viele Familien sehen<br />

sich beim Abschluss von Verträgen häufig mit Mietforderungen konfrontiert, die deutlich,<br />

manchmal 50 %, über der ortsüblichen Vergleichsmiete des Mietspiegels liegen und die sie<br />

nicht bezahlen können. Wenn die Mieten in bestimmten Stadtteilen überproportional ansteigen<br />

und ökonomisch benachteiligte Menschen deshalb in preisgünstige Stadtteile verdrängt<br />

werden, kann das zu einer Konzentration sozialer Probleme führen. Wir wollen nicht, dass<br />

man Armut an der Postleitzahl ablesen kann. Wer soziale Segregation begrenzen will, muss<br />

die weniger begehrten Gebiete der Stadt so attraktiv machen, dass dort ärmere und reichere<br />

Menschen heimisch werden können. Daneben gilt es, in begehrten Lagen die Verdrängung<br />

einzudämmen.<br />

Mietrecht verbessern<br />

Berlin ist die deutsche „Mieterstadt“ schlechthin mit einem Anteil von etwa 85 % Mietwohnungen.<br />

Drei wesentliche Gesetzesänderungen im Mietrecht sehen wir als notwendig an. In<br />

Berlin steigen im Moment die Mieten in den Gebieten mit großer Nachfrage insbesondere<br />

durch den Abschluss von neuen Mietverträgen stark an. In der Mietgesetzgebung gibt es zum<br />

Thema der Neuvermietung keinerlei Regelungen. Lediglich der Wucherparagraph im Strafgesetzbuch<br />

oder das Wirtschaftsstrafgesetz können gegen unangemessen hohe Mietentgelte<br />

zur Anwendung kommen. Das wollen wir ändern: Das Thema der Neuvermietungen muss im<br />

Rahmen der Mietgesetzgebung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt werden. Ebenso<br />

geht es uns um die Frage der regulär alle drei Jahre möglichen Mieterhöhung bis zur Vergleichsmiete<br />

nach § 558 BGB. <strong>Die</strong> erhöht über den Inflationsausgleich hinaus hauptsächlich<br />

die Vermietereinnahmen und steigert die Immobilienpreise, sofern keine Wohnwertverbesserungen<br />

stattfinden. Wir wollen sie von derzeit 20 auf 15 % absenken. Und der dritte Punkt ist<br />

die sogenannte Modernisierungsumlage nach § 559 BGB. Hierüber können heute alle denkbaren<br />

Modernisierungen zur Wohnwertsteigerung auf die MieterInnen umgelegt werden. Wir<br />

wollen hingegen, dass nur noch die energetische Sanierung und die Schaffung von Barrierefreiheit<br />

von den Mieterinnen und Mietern zu dulden und mitzufinanzieren sind. Der Anbau<br />

von Balkonen oder einer Einbauküche z.B. kann jederzeit auf freiwilliger Basis zwischen Mietern<br />

und Vermietern vereinbart werden.<br />

Senat tut zu wenig gegen Umwandlung und Zweckentfremdung<br />

Aber nicht nur beim Mietrecht auf der Bundesebene gibt es Handlungsbedarf. Der Senat nutzt<br />

die Landeskompetenzen viel zu wenig. In mehreren Bezirken gibt es Milieuschutzgebiete nach<br />

§ 172 Baugesetzbuch, um die Struktur der Wohnbevölkerung zu erhalten. Wir wollen, dass in<br />

solchen Gebieten die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen nur mit Genehmigung<br />

erfolgen kann. <strong>Die</strong> Koalition von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus lehnt das ab. Wir haben<br />

vorgeschlagen, mit einer Zweckentfremdungsregelung gegen spekulativen Leerstand und<br />

unsinnige Abrisse, wie z. B. am Barbarossaplatz in Schöneberg, vorzugehen. Auch das hat die<br />

Koalition abgelehnt und unsere Initiative auf das Thema der Umnutzung von Wohnraum in<br />

Ferienwohnungen verkürzt.<br />

Außerdem wollen wir, dass der Schutz gegen Eigenbedarfskündigungen nach Umwandlung<br />

von Miet- in Eigentumswohnungen zehn Jahre beträgt. Nach einer mehrmonatigen Hängepartie<br />

hat der Senat jetzt auf unsere Initiative immerhin sieben Jahre für einzelne Bezirke zugesagt.<br />

Es ist sehr viel zu tun, was rot-rot in den letzten Jahren wohnungspolitisch versäumt hat.<br />

Der Umgang mit den alten Sozialwohnungen ist trotz des jüngst beschlossenen Wohnraumgesetzes<br />

weitgehend ungeklärt und auch für Neubau haben SPD und Linke keine Idee. <strong>Die</strong><br />

landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben keinen klaren sozialpolitischen Auftrag.<br />

Wir wollen, dass Wohnungspolitik in Berlin überhaupt wieder anfängt.<br />

Text: Andreas Otto (bau- und wohnungspolitischer<br />

Sprecher der Fraktion<br />

von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> im<br />

Abgeordnetenhaus von Berlin)<br />

Jugend + Sport + Politik =<br />

Mellowpark<br />

Stand das Jahr 2009 jugendpolitisch im Zeichen der Rettung des Mellowparks, ist dies <strong>2011</strong><br />

noch nicht viel anders. Wir <strong>Bündnis</strong>grünen bekennen uns zu diesem neuen Wohnzimmer für<br />

die Jugend in <strong>Treptow</strong>-<strong>Köpenick</strong>, das weit über Berlin hinaus international ausstrahlt.<br />

Wir wollen uns auch in den nächsten fünf Jahren dafür einsetzen, dass der Mellowpark seine<br />

ehrgeizigen selbstgesteckten Ziele erreichen kann. Wir sehen die Ansiedlung auf dem Gelände<br />

zwischen Wuhlheide und Spree nicht als Fehler an, wie manch einer inzwischen unkt. Wir wissen,<br />

dass ein derartig großes Projekt Zeit braucht und die wollen wir den Jugendlichen geben.<br />

So wichtig die Ganztagsschule auch ist, es braucht darüber hinaus Orte wie den Mellowpark,<br />

an denen außerschulisch und ohne Notendruck und über die sportliche Betätigung hinaus<br />

soziale Kompetenzen gefördert werden, die heute mehr denn je gefragt sind. Wir <strong>Bündnis</strong>grünen<br />

sahen und sehen die Notwendigkeit, Jugendlichen öffentliche Räume zur Verfügung<br />

zu stellen, an denen sie sich selbstbestimmt kreativ ausprobieren können. Natürlich können<br />

und wollen auch wir den Machern vom Mellowpark keinen finanziellen Blankoscheck ausstellen<br />

– die finanzielle Belastbarkeit des Bezirks ist äußerst begrenzt. Aber wir wollen die<br />

Anlaufschwierigkeiten des Projekts am neuen Standort, die niemanden ernsthaft überraschen<br />

können, auch nicht zum Anlass nehmen, dem Projekt das Vertrauen zu entziehen.<br />

Wenn jetzt der 1.FC Union das Interesse<br />

bekundet, sein neues Jugendleistungszentrum<br />

auf dem Gelände<br />

anzusiedeln, auf dem der Mellowpark<br />

entwickelt wird, dann unterstützen wir<br />

das Projekt natürlich grundsätzlich.<br />

Das Zentrum kann aber nicht auf demselben<br />

Grundstück entstehen, auf dem<br />

wir dem Mellowpark eine gute Zukunft<br />

wünschen.<br />

Text: Marcus Worm<br />

Der magische Ort<br />

am Müggelsee<br />

Es ist schwer, sich hier nicht verzaubern zu lassen: Das ehemalige Strandbad am Nordufer des<br />

Müggelsees, kurz vor Rahnsdorf gelegen, ist einer dieser magischen Orte, die unmittelbar und<br />

stark auf unser Inneres einwirken - der feine Sandstrand, der offene Blick über den See auf<br />

die bewaldeten Müggelberge, das vor hundert Jahren rücksichtsvoll in die Natur eingepasste<br />

Gebäudeensemble.<br />

Doch dieser magische Ort ist seit dem Rückzug der Berliner Bäderbetriebe vor einigen Jahren<br />

von Verfall und Schließung bedroht. Engagierte Bürger vor Ort, Bezirksamt und BVV wollen<br />

den Erhalt und die Sanierung der historischen Bausubstanz und die öffentliche Zugänglichkeit<br />

des Uferbereichs als Badeort dauerhaft sichern. Das Bezirksamt aber agierte bislang unglücklich<br />

und widersprüchlich: Zunächst führte es ein später gescheitertes Interessenbekundungsverfahren<br />

durch, anschließend suchte es nach privaten Investoren für einen Erbbaurechtsvertrag.<br />

Andererseits gelang es den Stadträten bis heute nicht, im Bezirksamt Einigung über die<br />

fachliche Zuordnung des Geländes zu erzielen. Doch genau das erwartet der Senat, bevor er<br />

der Übernahme der Immobilie durch den Bezirk zustimmt. Es ist zu befürchten, dass sich an<br />

dieser Hängepartie vor den Wahlen nichts mehr ändern wird. Scheitert der Bezirk, droht der<br />

Verlust dieses seit Generationen öffentlichen Areals.<br />

Auch beim ehemaligen Strandbad Müggelsee ist eine Abwägung zwischen politischen Zielsetzungen<br />

und den damit verbundenen Haushaltsrisiken zu treffen. Wir <strong>Grünen</strong> stehen nach<br />

dieser Abwägung weiterhin zu der Absicht, die Anlage für die Öffentlichkeit zu erhalten. Als<br />

Bedrohung ganz neuer Qualität kommt jetzt die Planung einer Flugroute des künftigen Großflughafens<br />

in Schönefeld quer über den Müggelsee hinzu. <strong>Die</strong> Realisierung dieser Planung<br />

würde für das gesamte bisher so bevorzugte Wohn- und Erholungsgebiet rund um den See<br />

eine Katastrophe bedeuten. Wir werden alles dafür tun, die Flugroute über den Müggelsee<br />

noch zu verhindern. Es ist dafür noch nicht zu spät, wenn auch die Verantwortlichen im Land<br />

Berlin endlich erkennen, dass für den Südosten Berlins die gleichen ernsthaften Anstrengungen<br />

unternommen werden müssen, um die Lebens-, Arbeits- und Erholungsgrundlagen zu<br />

erhalten.<br />

Text: Peter Groos<br />

6<br />

Wir für <strong>Treptow</strong>-<strong>Köpenick</strong>!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!