südostgrün 2011 - Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick
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Wohnungspolitik vor großen Aufgaben<br />
Berlin hat im Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Städten ein eher moderates<br />
Mietniveau. Aber der Schein trügt. Setzt man Einkommen und Miete ins Verhältnis, ist das<br />
Wohnen in Berlin genauso teuer wie in Köln und nur wenig günstiger als in Hamburg. Etwa<br />
23,6 % des Haushaltsnettoeinkommens müssen laut einer Studie der IBB für die Bruttokaltmiete<br />
ausgegeben werden. In Hamburg sind es 24,3 %. <strong>Die</strong>se Werte relativieren das Bild der<br />
billigen Mieten in der Hauptstadt. In begehrten Quartieren besteht keine Chancengleichheit,<br />
wenn es um das Anmieten einer neuen Wohnung geht. Geringverdiener und viele Familien sehen<br />
sich beim Abschluss von Verträgen häufig mit Mietforderungen konfrontiert, die deutlich,<br />
manchmal 50 %, über der ortsüblichen Vergleichsmiete des Mietspiegels liegen und die sie<br />
nicht bezahlen können. Wenn die Mieten in bestimmten Stadtteilen überproportional ansteigen<br />
und ökonomisch benachteiligte Menschen deshalb in preisgünstige Stadtteile verdrängt<br />
werden, kann das zu einer Konzentration sozialer Probleme führen. Wir wollen nicht, dass<br />
man Armut an der Postleitzahl ablesen kann. Wer soziale Segregation begrenzen will, muss<br />
die weniger begehrten Gebiete der Stadt so attraktiv machen, dass dort ärmere und reichere<br />
Menschen heimisch werden können. Daneben gilt es, in begehrten Lagen die Verdrängung<br />
einzudämmen.<br />
Mietrecht verbessern<br />
Berlin ist die deutsche „Mieterstadt“ schlechthin mit einem Anteil von etwa 85 % Mietwohnungen.<br />
Drei wesentliche Gesetzesänderungen im Mietrecht sehen wir als notwendig an. In<br />
Berlin steigen im Moment die Mieten in den Gebieten mit großer Nachfrage insbesondere<br />
durch den Abschluss von neuen Mietverträgen stark an. In der Mietgesetzgebung gibt es zum<br />
Thema der Neuvermietung keinerlei Regelungen. Lediglich der Wucherparagraph im Strafgesetzbuch<br />
oder das Wirtschaftsstrafgesetz können gegen unangemessen hohe Mietentgelte<br />
zur Anwendung kommen. Das wollen wir ändern: Das Thema der Neuvermietungen muss im<br />
Rahmen der Mietgesetzgebung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt werden. Ebenso<br />
geht es uns um die Frage der regulär alle drei Jahre möglichen Mieterhöhung bis zur Vergleichsmiete<br />
nach § 558 BGB. <strong>Die</strong> erhöht über den Inflationsausgleich hinaus hauptsächlich<br />
die Vermietereinnahmen und steigert die Immobilienpreise, sofern keine Wohnwertverbesserungen<br />
stattfinden. Wir wollen sie von derzeit 20 auf 15 % absenken. Und der dritte Punkt ist<br />
die sogenannte Modernisierungsumlage nach § 559 BGB. Hierüber können heute alle denkbaren<br />
Modernisierungen zur Wohnwertsteigerung auf die MieterInnen umgelegt werden. Wir<br />
wollen hingegen, dass nur noch die energetische Sanierung und die Schaffung von Barrierefreiheit<br />
von den Mieterinnen und Mietern zu dulden und mitzufinanzieren sind. Der Anbau<br />
von Balkonen oder einer Einbauküche z.B. kann jederzeit auf freiwilliger Basis zwischen Mietern<br />
und Vermietern vereinbart werden.<br />
Senat tut zu wenig gegen Umwandlung und Zweckentfremdung<br />
Aber nicht nur beim Mietrecht auf der Bundesebene gibt es Handlungsbedarf. Der Senat nutzt<br />
die Landeskompetenzen viel zu wenig. In mehreren Bezirken gibt es Milieuschutzgebiete nach<br />
§ 172 Baugesetzbuch, um die Struktur der Wohnbevölkerung zu erhalten. Wir wollen, dass in<br />
solchen Gebieten die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen nur mit Genehmigung<br />
erfolgen kann. <strong>Die</strong> Koalition von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus lehnt das ab. Wir haben<br />
vorgeschlagen, mit einer Zweckentfremdungsregelung gegen spekulativen Leerstand und<br />
unsinnige Abrisse, wie z. B. am Barbarossaplatz in Schöneberg, vorzugehen. Auch das hat die<br />
Koalition abgelehnt und unsere Initiative auf das Thema der Umnutzung von Wohnraum in<br />
Ferienwohnungen verkürzt.<br />
Außerdem wollen wir, dass der Schutz gegen Eigenbedarfskündigungen nach Umwandlung<br />
von Miet- in Eigentumswohnungen zehn Jahre beträgt. Nach einer mehrmonatigen Hängepartie<br />
hat der Senat jetzt auf unsere Initiative immerhin sieben Jahre für einzelne Bezirke zugesagt.<br />
Es ist sehr viel zu tun, was rot-rot in den letzten Jahren wohnungspolitisch versäumt hat.<br />
Der Umgang mit den alten Sozialwohnungen ist trotz des jüngst beschlossenen Wohnraumgesetzes<br />
weitgehend ungeklärt und auch für Neubau haben SPD und Linke keine Idee. <strong>Die</strong><br />
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben keinen klaren sozialpolitischen Auftrag.<br />
Wir wollen, dass Wohnungspolitik in Berlin überhaupt wieder anfängt.<br />
Text: Andreas Otto (bau- und wohnungspolitischer<br />
Sprecher der Fraktion<br />
von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> im<br />
Abgeordnetenhaus von Berlin)<br />
Jugend + Sport + Politik =<br />
Mellowpark<br />
Stand das Jahr 2009 jugendpolitisch im Zeichen der Rettung des Mellowparks, ist dies <strong>2011</strong><br />
noch nicht viel anders. Wir <strong>Bündnis</strong>grünen bekennen uns zu diesem neuen Wohnzimmer für<br />
die Jugend in <strong>Treptow</strong>-<strong>Köpenick</strong>, das weit über Berlin hinaus international ausstrahlt.<br />
Wir wollen uns auch in den nächsten fünf Jahren dafür einsetzen, dass der Mellowpark seine<br />
ehrgeizigen selbstgesteckten Ziele erreichen kann. Wir sehen die Ansiedlung auf dem Gelände<br />
zwischen Wuhlheide und Spree nicht als Fehler an, wie manch einer inzwischen unkt. Wir wissen,<br />
dass ein derartig großes Projekt Zeit braucht und die wollen wir den Jugendlichen geben.<br />
So wichtig die Ganztagsschule auch ist, es braucht darüber hinaus Orte wie den Mellowpark,<br />
an denen außerschulisch und ohne Notendruck und über die sportliche Betätigung hinaus<br />
soziale Kompetenzen gefördert werden, die heute mehr denn je gefragt sind. Wir <strong>Bündnis</strong>grünen<br />
sahen und sehen die Notwendigkeit, Jugendlichen öffentliche Räume zur Verfügung<br />
zu stellen, an denen sie sich selbstbestimmt kreativ ausprobieren können. Natürlich können<br />
und wollen auch wir den Machern vom Mellowpark keinen finanziellen Blankoscheck ausstellen<br />
– die finanzielle Belastbarkeit des Bezirks ist äußerst begrenzt. Aber wir wollen die<br />
Anlaufschwierigkeiten des Projekts am neuen Standort, die niemanden ernsthaft überraschen<br />
können, auch nicht zum Anlass nehmen, dem Projekt das Vertrauen zu entziehen.<br />
Wenn jetzt der 1.FC Union das Interesse<br />
bekundet, sein neues Jugendleistungszentrum<br />
auf dem Gelände<br />
anzusiedeln, auf dem der Mellowpark<br />
entwickelt wird, dann unterstützen wir<br />
das Projekt natürlich grundsätzlich.<br />
Das Zentrum kann aber nicht auf demselben<br />
Grundstück entstehen, auf dem<br />
wir dem Mellowpark eine gute Zukunft<br />
wünschen.<br />
Text: Marcus Worm<br />
Der magische Ort<br />
am Müggelsee<br />
Es ist schwer, sich hier nicht verzaubern zu lassen: Das ehemalige Strandbad am Nordufer des<br />
Müggelsees, kurz vor Rahnsdorf gelegen, ist einer dieser magischen Orte, die unmittelbar und<br />
stark auf unser Inneres einwirken - der feine Sandstrand, der offene Blick über den See auf<br />
die bewaldeten Müggelberge, das vor hundert Jahren rücksichtsvoll in die Natur eingepasste<br />
Gebäudeensemble.<br />
Doch dieser magische Ort ist seit dem Rückzug der Berliner Bäderbetriebe vor einigen Jahren<br />
von Verfall und Schließung bedroht. Engagierte Bürger vor Ort, Bezirksamt und BVV wollen<br />
den Erhalt und die Sanierung der historischen Bausubstanz und die öffentliche Zugänglichkeit<br />
des Uferbereichs als Badeort dauerhaft sichern. Das Bezirksamt aber agierte bislang unglücklich<br />
und widersprüchlich: Zunächst führte es ein später gescheitertes Interessenbekundungsverfahren<br />
durch, anschließend suchte es nach privaten Investoren für einen Erbbaurechtsvertrag.<br />
Andererseits gelang es den Stadträten bis heute nicht, im Bezirksamt Einigung über die<br />
fachliche Zuordnung des Geländes zu erzielen. Doch genau das erwartet der Senat, bevor er<br />
der Übernahme der Immobilie durch den Bezirk zustimmt. Es ist zu befürchten, dass sich an<br />
dieser Hängepartie vor den Wahlen nichts mehr ändern wird. Scheitert der Bezirk, droht der<br />
Verlust dieses seit Generationen öffentlichen Areals.<br />
Auch beim ehemaligen Strandbad Müggelsee ist eine Abwägung zwischen politischen Zielsetzungen<br />
und den damit verbundenen Haushaltsrisiken zu treffen. Wir <strong>Grünen</strong> stehen nach<br />
dieser Abwägung weiterhin zu der Absicht, die Anlage für die Öffentlichkeit zu erhalten. Als<br />
Bedrohung ganz neuer Qualität kommt jetzt die Planung einer Flugroute des künftigen Großflughafens<br />
in Schönefeld quer über den Müggelsee hinzu. <strong>Die</strong> Realisierung dieser Planung<br />
würde für das gesamte bisher so bevorzugte Wohn- und Erholungsgebiet rund um den See<br />
eine Katastrophe bedeuten. Wir werden alles dafür tun, die Flugroute über den Müggelsee<br />
noch zu verhindern. Es ist dafür noch nicht zu spät, wenn auch die Verantwortlichen im Land<br />
Berlin endlich erkennen, dass für den Südosten Berlins die gleichen ernsthaften Anstrengungen<br />
unternommen werden müssen, um die Lebens-, Arbeits- und Erholungsgrundlagen zu<br />
erhalten.<br />
Text: Peter Groos<br />
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Wir für <strong>Treptow</strong>-<strong>Köpenick</strong>!