Nah u nd Fer n Mail ied Die Wilisch hat Herold verlassen und fließt nun, mal eilend, mal gemächlich, durch <strong>de</strong>n kleinen, von Wäl<strong>de</strong>rn eingerahmten Ort Spinnerei (einst zu Venusberg gehörend), <strong>de</strong>r nur aus wenigen Häusern, einigen Villen und <strong>de</strong>m imposanten und direkt am Fluss liegen<strong>de</strong>n klassischen Industriebau – eine Spinnerei – besteht. Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wer<strong>de</strong>n hier bis heute die für die Textilindustrie so wichtigen Garne produziert. Die Schmalspurbahn hat einst an diesem Ort nicht nur einen Haltepunkt, son<strong>de</strong>rn auch Anschluss-Gleise über die Wilisch hinweg ins Werk hinein gehabt – ein be<strong>de</strong>utsames Transportmittel bis zur Still-Legung <strong>de</strong>r Strecke im Jahr 1972. Nahe <strong>de</strong>s Werkes steht ein 1840 erbautes, architektonisch interessantes, aber lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Verfall preisgegebenes Anwesen, das als das älteste Arbeiterwohnheim in Sachsen gilt (Kalen<strong>de</strong>rblatt Mai, Rückseite). An <strong>de</strong>r Wilisch ist es nun endlich Frühling gewor<strong>de</strong>n – es blüht und grünt links und rechts <strong>de</strong>s Flusses. Tief atmet man <strong>de</strong>n Duft <strong>de</strong>s Frühlings ein – sei es in <strong>de</strong>n Tälern o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Höhen, sei es in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Wiesen. Die Welt wird schöner mit je<strong>de</strong>m Tag, man weiß nicht, was noch wer<strong>de</strong>n mag …, wie es im Gedicht Frühlingsglaube von Ludwig Uhland (1787 bis 1862) so treffend beschrieben ist. An einem solch heiteren Frühlingsmorgen wan<strong>de</strong>rt man vielleicht über einen <strong>de</strong>r vielen Waldwege aus <strong>de</strong>m Wilisch-Tal bei <strong>de</strong>r Spinnerei gen Osten, hinauf auf die Höhen von Venusberg. Schaut man von hier dann ins Wilisch-Tal hinunter, über gelb und grün leuchten<strong>de</strong> Wiesen, über die in unterschiedlichen Grüntönen erwachten Fichten, Eichen, Buchen, Kastanien- und Ahornbäume, so reibt man sich erstaunt die Augen: Steht da nicht im Tal eine feste und gewaltige Burg, von <strong>de</strong>r Morgen-Sonne wun<strong>de</strong>rsam in gleißen<strong>de</strong>s Licht getaucht und gleichsam wie herausgewachsen aus einem dichten Erzgebirgswald (Kalen<strong>de</strong>rblatt Mai) – vielleicht erinnernd an die Landschaftsgemäl<strong>de</strong> eines Caspar David Friedrichs (1774 bis 1840) o<strong>de</strong>r Ludwig Richters ((1803 bis 1884). So o<strong>de</strong>r so ähnlich erscheint aus <strong>de</strong>r Ferne <strong>de</strong>m romantischen und phantasiebegabten Wan<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r im Wilisch-Tal stehen<strong>de</strong> klassische Industriebau <strong>de</strong>r Feinspinnerei. Lässt man von diesen Höhen seine Blicke schweifen, eröffnet sich in nord-westlicher Richtung die Aussicht auf <strong>de</strong>n lieblichen Ort Gelenau an <strong>de</strong>r Wilisch und in Richtung Osten erblickt man die majestätische Augustusburg, die Krone <strong>de</strong>s Erzgebirges (Kalen<strong>de</strong>rblatt Juli, Rückseite). Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus je<strong>de</strong>m Zweig Und tausend Stimmen Aus <strong>de</strong>m Gesträuch, Feinspinnerei Venusberg im Abendlicht Eines <strong>de</strong>r ältesten Arbeiter-Wohnheime – erbaut 1840, bei <strong>de</strong>r Feinspinnerei Fachwerkhaus zwischen Herold und Spinnerei – unmittelbar an <strong>de</strong>r Wilisch gelegen Romant isches Er zgebir ge An <strong>de</strong>r Wil isch e nt l ang Landschaften und Orte | Mit Gedichten von Goethe, Hermann Hesse, Novalis und Rilke Goethe Und Freud und Wonne Aus je<strong>de</strong>r Brust. O Erd, o Sonne! O Glück, o Lust! O Lieb, o Liebe! So gol<strong>de</strong>n schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! 2011
Weites Wilisch-Tal bei Gelenau mit Blick zur einstigen Spinnerei und zum Gelenauer Gerichtsberg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 <strong>13</strong> 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Juni