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Vom langen, fr ucht bar en Dor f Wechsel<br />
Die Wilisch fließt von <strong>de</strong>r Spinnerei nach Gelenau (geile, fruchtbare Aue) –<br />
genauer: an Unter-Gelenau vorbei. Das Dorf schlängelt sich über eine<br />
Länge von sechs Kilometern entlang eines Seitentales <strong>de</strong>r Wilisch – mit einem<br />
Höhenunterschied von zirka 250 Metern. Deshalb spricht man häufig<br />
von Unter-Gelenau (370 Meter Höhe) und Ober-Gelenau (620 Meter Höhe).<br />
Der Dorfbach <strong>de</strong>s Ortes mün<strong>de</strong>t in die Wilisch. Gegenwärtig leben über 4 500<br />
Menschen in Gelenau.<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>s Ortes reicht bis ins 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück. Gelenau wird<br />
im Jahre 1273 urkundlich zum ersten Mal erwähnt. Gerichtsberg, Galgenberg<br />
und Kegelsberg sind die be<strong>de</strong>utendsten Erhebungen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Zumin<strong>de</strong>st<br />
die Namen Gerichtsberg und Galgenberg lassen erahnen, was sich hier im<br />
Mittelalter möglicherweise ereignet hat. Heute genießt man von diesen Höhen<br />
aus romantische Ausblicke auf <strong>de</strong>n Ort und seine waldreiche Umgebung. So<br />
auch von seinen südlichen Höhen aus auf Unter-Gelenau mit <strong>de</strong>m burgartigen<br />
Industriebau <strong>de</strong>r einstigen Baumwollspinnerei, <strong>de</strong>n schieferge<strong>de</strong>ckten Häusern<br />
und <strong>de</strong>m erahnbaren Wilisch-Tal mit <strong>de</strong>r weiten Auenlandschaft am Ausgang<br />
<strong>de</strong>s Ortes nach Grießbach (Kalen<strong>de</strong>rblatt Juni). Wirtschaftlich ist <strong>de</strong>r Ort im<br />
Verlaufe seiner Geschichte vielfältig geprägt wor<strong>de</strong>n. Der Bogen spannt sich<br />
von <strong>de</strong>r Landwirtschaft über das Handwerk und die Strumpfwirkerei bis hin<br />
zu Spinnereien und Strumpffabriken im Industrie-Zeitalter. Die industriell<br />
geprägte Landwirtschaft, das Handwerk sowie Dienstleistungsunternehmen<br />
dominieren heute das wirtschaftliche Geschehen. Kulturell hat Gelenau seinen<br />
Bewohnern o<strong>de</strong>r Besuchern vielfältige Kultur- und Sportmöglichkeiten<br />
zu bieten. Eine beson<strong>de</strong>re Sehenswürdigkeit <strong>de</strong>s Ortes ist die von 1580 bis<br />
1581 erbaute Dorfkirche, <strong>de</strong>ren äußere Gestalt sich über die Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg<br />
nicht verän<strong>de</strong>rt hat – bis auf Turm und Sakristei. Sie enthält auch im<br />
Innenraum viel Sehenswertes, beispielsweise das Sandstein-Epitaphium, <strong>de</strong>n<br />
Taufstein und die Kanzel – geschaffen im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt vom Freiberger<br />
Künstler Andreas Lorentz.<br />
Es ist Sommer an <strong>de</strong>r Wilisch gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r manchmal kühle, verregnete Tage,<br />
dann aber auch wie<strong>de</strong>r eine schwüle Hitze mit kräftigen Gewittern bringt.<br />
Und: <strong>de</strong>n mil<strong>de</strong>n Sommertag mit seinen formenreichen Sommerwolken im<br />
Spiel von Licht und Schatten, die über die reifen<strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>r, Wiesen und Wäl<strong>de</strong>r<br />
wie mächtige Gestalten hinweg ziehen. Ein großartiges Schauspiel für <strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r Muße hat, zuzuschauen und zu lauschen – vielleicht auf einer bunten Wiese<br />
an <strong>de</strong>r murmelnd dahin fließen<strong>de</strong>n Wilisch liegend.<br />
Rote Villa über <strong>de</strong>r Wilisch und Blick auf <strong>de</strong>n Ortsteil Wiltzsch Mäan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wilisch – an Unter-Gelenau vorbei<br />
Romant isches Er zgebir ge An <strong>de</strong>r Wil isch e nt l ang<br />
Landschaften und Orte | Mit Gedichten von Goethe, Hermann Hesse, Novalis und Rilke<br />
Auf Kieseln im Bache da lieg’ ich, wie helle!<br />
Verbreite die Arme <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Welle,<br />
Und buhlerisch drückt sie die sehnen<strong>de</strong> Brust;<br />
Dann führt sie <strong>de</strong>r Leichtsinn im Strome danie<strong>de</strong>r;<br />
Es naht sich die zweite, sie streichelt mich wie<strong>de</strong>r:<br />
So fühl’ ich die Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong>n Lust.<br />
Und doch, und so traurig, verschleifst du vergebens<br />
Die köstlichen Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s eilen<strong>de</strong>n Lebens,<br />
Weil dich das geliebteste Mädchen vergißt!<br />
O ruf’ sie zurücke die vorigen Zeiten!<br />
Es küßt sich so süße die Lippe <strong>de</strong>r Zweiten,<br />
Als kaum sich die Lippe <strong>de</strong>r Ersten geküßt.<br />
Goethe<br />
Blick über das Wilisch-Tal bis zur Augustusburg vor Sonnenaufgang<br />
2011