27628 Bramstedt - Unter der Staleke
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#<br />
STALEKE Verschiedenes<br />
„RECHTENFLETH – Die Geschichte<br />
eines alten Marschendorfes“<br />
177 <strong>Unter</strong> <strong>der</strong> <strong>Staleke</strong> 1-2010<br />
Das Erscheinen des historischen Lesebuches<br />
über den kleinen Marschenort hat<br />
vielerorts eine bemerkenswertes Interesse<br />
geweckt.<br />
Diese Tatsache macht es erfor<strong>der</strong>lich, in<br />
unregelmäßigen Abständen hier in <strong>der</strong><br />
STALEKE Nachträge herauszubringen.<br />
Diese können ausgeschnitten und direkt<br />
in das Buch eingelegt werden.<br />
Nachtrag Nr. 4:<br />
„Schicksale <strong>der</strong> Familien Heine und Nitschke“<br />
Von Bremen<br />
zurück nach<br />
Rechtenfleth<br />
Nach <strong>der</strong> Hochzeit von Johanne und<br />
Johann (16.11.1901) wohnten sie in<br />
<strong>der</strong> Heimatstadt von Johan ne, Bremen<br />
– Neustadt. Hier wurde 1902 Sohn<br />
Her mann geboren.<br />
Johann hatte eine gute Ar beit bei <strong>der</strong><br />
Firma Carl Franke, und offensichtlich<br />
haben wir hier eine sehr zufriedene<br />
Familie vor uns. Dann kommt<br />
<strong>der</strong> Ruf aus Rechtenfleth. Johann<br />
wird im elterlichen Betrieb benö tigt<br />
und folgt mit seiner Fa milie dem väterlichen<br />
Ruf. Für Johanne ist diese<br />
Ent scheidung sehr schwer.<br />
Nun hat sie gerade ihr kleines Reich in Bremen aufge baut, nach<br />
20 Jahren bei Pflegeeltern lebt sie nun in ih rer eigenen Familie.<br />
Und jetzt soll sie alles aufgeben um bei den Schwiegereltern<br />
einzuziehen? 1905 wird Tochter Erna geboren, die jedoch im<br />
selben Jahr wie<strong>der</strong> verstarb. 1911 kommt Hanna zur Welt, aber<br />
da ist Johanne schon Witwe, denn drei Monate zu vor ist ihr<br />
Mann Johann beim Bau <strong>der</strong> Eisenbahn Farge-Wulsdorf einem<br />
Herzschlag erlegen. 1913 stirbt auch ihr Schwiegervater, die<br />
Schmiede wird geschlossen und Jo-<br />
Zwei Witwen und<br />
zwei Kin<strong>der</strong> in<br />
schwerer Zeit<br />
hanne muss nun zusammen mit ihrer<br />
Schwiegermut ter Anna die beiden<br />
Kin<strong>der</strong> Hanna und Hermann und sich<br />
selbst versorgen.<br />
Anna und Johanne mussten sich nun alles, was sie be nötigten,<br />
irgendwie erarbeiten: Einen Nutzgarten, Klein tierhaltung, Vermietung<br />
an Sommergäste und Arbeiten im Haushalt bei <strong>der</strong><br />
Familie Achgelis, die das Haus von Hermann Allmers geerbt<br />
hatte. Dazu kam die Zeit des 1. Weltkrieges und die nachfolgende<br />
Inflation, die das Leben sehr schwer machten. So bekamen<br />
sie für die Hausarbeit bei Achgelis monatlich 50 Mark,<br />
am 2.11.1923 wurden daraus bereits 124.150.000.000 Mark<br />
und am 15.11.1923 kam dann noch eine Nachzahlung von<br />
3.000.000.000.000 Mark. Das Geld war also abso lut nichts<br />
mehr wert. Anna starb 1937 im Alter von 86 Jahren.<br />
Der Sohn Hermann machte nach <strong>der</strong> Schule zwischen 1916<br />
und 1919 eine Schmiedelehre in Neuenlande und wäre gerne<br />
ausgezogen, die Welt zu entdecken. Die häuslichen Verhältnisse<br />
ließen das aber nicht zu. Er musste mit seinem Verdienst Mutter,<br />
Schwiegermutter und Schwester unterstützen. Daher kam<br />
er auch nicht über Cuxhaven hinaus, denn von dort konnte er<br />
immer recht schnell nach Hause, um<br />
dort zu helfen<br />
1938 heiratete Hermann Elise Stegmann<br />
aus Wersabe, 1939 wurde ihr<br />
Sohn Detlef ge boren. Ab dieser Zeit<br />
wurde Her mann Pendler zwischen<br />
Rech tenfleth und Bre merhaven, wo er<br />
auf <strong>der</strong> NORD SEE arbeitete.<br />
Zu Hause hatte sich die Kleintierhaltung<br />
auf Kühe und Schweine ausgedehnt. Der 2. Weltkrieg<br />
und die Zeit da nach machten es notwendig, Torf zum Heizen<br />
selbst zu stechen, das Heu für die Kühe zu bearbeiten, den Gemüsegarten<br />
wesentlich zu erweitern. Hermann war sehr gefragt<br />
im Dorf als Alleskönner. Reparaturen von Radi os, Heuaufzügen,<br />
Pumpen und sonstigen Maschinen wurden nach Feierabend<br />
von ihm durchgeführt. Her mann starb 1979 im seinem<br />
Haus, sei ne Frau Elise 1993 im Altersheim in Hagen. Beide<br />
sind im Familien grab Heine in Rechtenfleth bestattet.<br />
Hanna wuchs, wie ihr Bru<strong>der</strong> Hermann, in Rechtenfleth auf.<br />
Beide gingen dort zur Schule beim Lehrer Beckhu sen. Nach<br />
<strong>der</strong> Schule 1926 ging Hanna dann in „Stellung“, das heißt als<br />
Haushaltshilfe. Wir wissen lei<strong>der</strong> nicht, wo sie jeweils gearbeitet<br />
hat. Vermutlich eine Zeit mit Dora Tienken in Hagen und<br />
mit Sicherheit bei Johann Dietrich Trüper in Rekum. Dieser war<br />
mit Trina Margarete Dust verheiratet, eine Schwester unse rer<br />
Urgroßmutter. Hanna erzählte, dass sie hier sechs Tage die Woche<br />
arbeiten musste und nur sonntags frei hatte. Sie war auch<br />
bei Schlachter meister Erbe in Blumenthal beschäftigt. Hier hatte<br />
sie beson<strong>der</strong>es Glück: Sie freundete sich mit <strong>der</strong> Tochter Else<br />
an, die gehörlos war. Diese Freundschaft hielt ihr ganzes Leben<br />
an. Elses Vater war sehr erfreut über die ses Verhältnis und<br />
sorgte dafür, dass die beiden verrei sen konnten, z.B. ins Allgäu.<br />
Während ihrer Zeit in Re kum und Blumenthal lernte sie Heinrich<br />
Karl Nitschke kennen, den sie 1936 in Sandstedt heiratete.<br />
Heute hat die Familie Heine Rechtenfleth verlassen. Haus und<br />
Schmiede sind nicht mehr in ihrem Besitz. Hermann Heine<br />
(1902-1979) lebte als Pend ler zwischen Rechtenfleth und Bremerhaven.<br />
Hanna Heine (1911-1988) siedelte nach ihrer Heirat<br />
in Blu menthal über, kehrte aber nach ihrem Tod für immer<br />
nach Rechtenfleth zurück. Sie wurde im Familiengrab Hermann<br />
Heine beigesetzt. Ihr Sohn Jürgen lebt heute in Madrid.<br />
Detlef ging 1959 aus beruflichen Gründen nach Ham burg.<br />
Seine Söhne leben in<br />
Berlin und Stuttgart. Das<br />
Haus wurde 2008 verkauft.<br />
Geblieben ist das Familiengrab<br />
Heine auf dem<br />
Rechten flether Friedhof<br />
und geblieben sind unsere<br />
regelmäßi gen Besuche<br />
dort, bei denen wir uns<br />
gerne <strong>der</strong>er erin nern, die<br />
wir kennenlernen durften:<br />
Johanne, Hermann,<br />
Lissi und Hanna (Schluss).<br />
n Detlef Heine und Jürgen Nitschke<br />
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