27628 Bramstedt - Unter der Staleke
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STALEKE Fakten aus alten Akten<br />
Geht es Ihnen auch manchmal so? Beim Frühjahrsputz o<strong>der</strong><br />
Aufräumen findet man den alten Karton o<strong>der</strong> den Ordner mit<br />
den Dokumenten aus Großvaters o<strong>der</strong> gar Urgroßvaters Zeit<br />
wie<strong>der</strong>, und man bekommt Lust, darin zu stöbern. Alte Briefe,<br />
Verträge, Stammbücher, Kochrezepte und vieles an<strong>der</strong>e kommen<br />
zum Vorschein. Nur lei<strong>der</strong> ist alles handschriftlich und<br />
in deutscher Schrift verfasst und daher mühsam zu entziffern.<br />
Dann ist <strong>der</strong> Spaß schnell vorbei! Für solche Fälle finden Sie<br />
Hilfe beim Kultur- und Heimatverein:<br />
Tel. 04746 / 397 (J. Siegmeyer) Wir transkribieren (umschreiben<br />
in Druckschrift ) und deuten Ihre Dokumente.<br />
Der schwedische Reichsrat<br />
Schering Rosenhane<br />
war, wie wir in <strong>der</strong> letzten<br />
Ausgabe <strong>der</strong> „<strong>Staleke</strong>“<br />
gesehen haben, von<br />
1646 bis zu seinem Tode<br />
1663, also 17 Jahre lang,<br />
Herr über Haus und Amt<br />
Hagen.<br />
Nachdem feststeht, dass<br />
er mehrmals auf seinem<br />
Gut Hagen gewesen<br />
ist, 1653 sogar mehrere<br />
Monate lang mit seiner<br />
Familie hier verweilte,<br />
stellt sich nun die Frage,<br />
wie intensiv er sich<br />
um die Verwaltung des<br />
Memorial wonach <strong>der</strong> amptman<br />
auff Hagen sich zue richten hatt<br />
Amtes gekümmert hat.<br />
Unmittelbar nach seiner<br />
Abreise im Oktober<br />
1653 verfasste er ein Memorial, das in 38 Punkten genaue Vorschriften<br />
für den Amtmann enthält.<br />
Dieses handschriftliche Dokument liegt in Kopie im Staatsarchiv<br />
in Stade und war, obwohl in deutscher Sprache, nicht leicht zu<br />
entziffern, aber es hat sich gelohnt, denn es ergaben sich daraus<br />
einige wichtige Neuigkeiten für die Geschichte Hagens.<br />
Es beginnt:<br />
Memorial wonach <strong>der</strong> amptman<br />
auff Hagen sich zue richten hatt.<br />
„Nach dem Ich den Amptman Albertus Mathießen habe committiret<br />
(beauftragt) undt anveror<strong>der</strong>t mein Ampt Hagen zu<br />
verwalten, So muß er darzu allen fleiß undt treue wie einem<br />
Ehrlichen undt getreuen diener wohl anstehet, anwenden undt<br />
1. …“.<br />
Mindestens seit 1645 ist jener Albert Mathießen Amtmann<br />
in Hagen und Rosenhane gegenüber, <strong>der</strong> die Donation 1646<br />
bekam, für die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit im Amte<br />
verantwortlich. Das ist keine leichte Aufgabe, denn Rosenhane<br />
als erfahrener Verwaltungsfachmann kennt sich gut aus und<br />
regelt alles bis ins Kleinste.<br />
Die Hauptaufgaben des Amtmanns sind:<br />
7 das Eintreiben <strong>der</strong> Kontribution (Kriegssteuer) und aller an<strong>der</strong>en<br />
Abgaben <strong>der</strong> <strong>Unter</strong>tanen in Geld o<strong>der</strong> in Naturalien<br />
und die rechtzeitige Übersendung an Rosenhane.<br />
7 (Mißernten, Teuerung, Einquartierung von Soldaten,<br />
Kriegshandlungen, Zahlungsunwilligkeit <strong>der</strong> <strong>Unter</strong>tanen<br />
und unklare Rechtsverhältnisse erschwerten diese Aufgabe<br />
erheblich.)<br />
die Durchführung <strong>der</strong> unteren Gerichtsbarkeit, die Rosenhane<br />
als Gerechtigkeit für Hagen verliehen worden war,<br />
nicht aber für die freien Dämme Cassebruch, Meyenburg<br />
und Schwanewede, dort galt das Patronatsrecht und die<br />
Jurisdiktion <strong>der</strong>er von Wersebe.<br />
Der Amtmann musste zwei Gerichtstage in <strong>der</strong> Woche halten.<br />
(Die Gerichtsbarkeit bedeutete durch verhängte Strafund<br />
Verwaltungsgel<strong>der</strong> auch eine gute Einnahmequelle.)<br />
Vor allen Dingen for<strong>der</strong>t Rosenhane eine saubere Buchführung<br />
aller ein- und ausgehen<strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> sowie Protokolle<br />
über alle Vorgänge, Abschriften <strong>der</strong> ausgehenden Briefe und<br />
Sammlung aller eingehenden Briefe und Dekrete, z.B. von<br />
<strong>der</strong> Regierung in Stade. (Da scheint es bisher sehr gehapert<br />
zu haben.)<br />
Es soll ein „Inventarium“ des Amtes erstellt werden, also<br />
alle Güter und Rechte, die zum Amt gehören, aufgelistet<br />
werden und alle meierpflichtigen Personen erfasst werden,<br />
damit sich die Einnahmen erhöhen.<br />
die Oberinspektion über Deiche<br />
Der Amtmann ist verantwortlich für beide Vorwerke, Hagen<br />
und Bruch. (Das ist für uns neu, dass es außer in Hagen<br />
auch ein Vorwerk Bruch gab, das dem Amt verpflichtet<br />
war. Bei beiden Vorwerken setzt sich Rosenhane für eine<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Landwirtschaft und eine effektivere<br />
Nutzung ein, entsprechend seiner „Ökonomia“, ein Lehrbuch<br />
für junge Adelsmänner in <strong>der</strong> Gutsverwaltung mit<br />
Anregungen für Gartenanlagen und effektiven Landbau,<br />
welches er selbst verfasst hat.)<br />
Schäferei, Fischerei, die Jagd, Wind- und Wassermühlen,<br />
Holzungen und Aufforstungen, Ochsenhandel, Hand- und<br />
Spanndienste, Pferdezucht – alle, alles wird angesprochen.<br />
52 177 <strong>Unter</strong> <strong>der</strong> <strong>Staleke</strong> 1-2010<br />
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Ein Beispiel: „Die Vorwerke müßen auch beßer eingerichtet<br />
werden, undt zufor<strong>der</strong>st <strong>der</strong> Ackerbau, undt auff daß <strong>der</strong><br />
Acker beym Vorwerk zu Hagen, kann in vollkommenen Bau<br />
gebracht undt woll abgeerntet werden, So bin ich zufrieden,<br />
daß <strong>der</strong> Amptman gegen künftiges Vorjahr vier gute Stuten<br />
einkaufft, die darzu neben <strong>der</strong> Meyer dienste können gebrauchet<br />
werden. Undt weil ein Bescheler allda vorhanden, So<br />
kann man die Stuten bespringen laßen, undt dem Amtsknecht<br />
Johan die zu warten geben, daß sie woll gefuttert undt von<br />
niemnadt mißbraucht werden, auf daß man von dieselben und<br />
ihren füllen nachgehends einigen nutzen und profit Jährlich zu<br />
erwarten haben kan.“<br />
O<strong>der</strong> auch: „Demgeleichen könnte <strong>der</strong> Amptman auch eins<br />
versuchen, die Brauerey, auf art und weise wie es in meiner<br />
gegenwarth angefangen, anzustellen, und daß Bier denen Crügern<br />
zur probe außthun.“<br />
Auch möchte er Naturalien nach Schweden gesandt haben:<br />
„Die Mastschweine müßen zu rechter Zeidt geschlachtet, woll<br />
gesaltzet undt geräuchert werden, davon eine parthey zusambt<br />
mit den fetten geräucherten gänsen nacher Schweden gesandt<br />
werden sollen.“ Ebenso or<strong>der</strong>t er „repphüner und krammetsvögel,<br />
4 tonnen Lachße und etzlich fäschen (kleine Fässer)<br />
Neunaugen aus <strong>der</strong> Weser, eingesaltzen o<strong>der</strong> geräuchert und<br />
Hechte aus den Fischteichen.“<br />
Am interessantesten aber sind die Bemerkungen zur Burg in<br />
diesem Memorial: