Kreatives Schreiben und narrative Ansätze in der ... - DGSF
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Mathias Klasen<br />
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien, allen voran das Internet,<br />
haben <strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> unseren Alltag gehalten <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />
aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Mit <strong>der</strong> voranschreitenden<br />
Technologisierung des Alltags verän<strong>der</strong>t sich jedoch nicht nur die Kommunikation<br />
im Privat- <strong>und</strong> Berufsleben vieler Menschen, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychosozialen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung kommt dem Medium Internet e<strong>in</strong>e immer bedeuten<strong>der</strong>e<br />
Rolle zu. So gaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Umfrage von<br />
Eichenberg <strong>und</strong> Brähler (2013) 64,5 % <strong>der</strong> Internetnutzer(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> Deutschland<br />
an, das Internet für Informationen zu Ges<strong>und</strong>heitsfragen zu nutzen.<br />
Doch nicht nur zur Recherche von Informationen lässt sich das Internet nutzen –<br />
neben <strong>der</strong> Vermittlung von Ges<strong>und</strong>heits<strong>in</strong>formationen <strong>und</strong> re<strong>in</strong> psychoedukativen<br />
Informationsangeboten wird es auch zunehmend als Kommunikationsmedium<br />
genutzt, um bei emotionalen Belastungen direkt Unterstützung durch professionelle<br />
Helfer zu erfahren (Eichenberg u. Ott, 2011). Im psychosozialen Bereich <strong>der</strong><br />
Beratung werden Kommunikationsmedien mittlerweile auf unterschiedlichste<br />
Weise e<strong>in</strong>gesetzt, um Menschen zu helfen, mit ihren Problemen aktiv umzugehen.<br />
Der Trend geht zur medienvernetzten Beratung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> je nach Anliegen Kommunikationstechnologie<br />
vor, während, nach o<strong>der</strong> anstatt e<strong>in</strong>er Face-to-Face-Beratung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird (Wenzel, 2010). Im kl<strong>in</strong>isch-psychologischen Bereich ist es <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em deutlichen Zuwachs an Wirksamkeitsstudien von <strong>in</strong>ternetbasierten<br />
Interventionen gekommen, wobei e<strong>in</strong> deutlicher Schwerpunkt bei<br />
den kognitiv-verhaltenstherapeutischen <strong>Ansätze</strong>n zu verzeichnen ist (Barak, Hen,<br />
Boniel-Nissim u. Shapira, 2008; Eichenberg u. Ott, 2011).<br />
Im Bereich <strong>der</strong> psychosozialen Beratung hat sich die schriftbasierte Onl<strong>in</strong>eberatung<br />
zwar etabliert, Studien mit gesprächstherapeutischem o<strong>der</strong> systemischem<br />
Ansatz liegen jedoch dagegen bis dato nicht vor (Eichenberg u. Ott, 2011).<br />
Zu Recht weist We<strong>in</strong>hart (2012) darauf h<strong>in</strong>, dass sich im Netz zwar e<strong>in</strong>e vielgestaltige<br />
<strong>und</strong> ausdifferenzierte psychosoziale Beratungslandschaft präsentiert, die<br />
Onl<strong>in</strong>eberatung aber »empirisch <strong>und</strong> theoretisch unbestimmt bleibt« (S. 23). Dies<br />
spiegelt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungleichen Verhältnis von systemischer Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />
wi<strong>der</strong>: Viele Systemiker(<strong>in</strong>nen) beraten onl<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> theoretischer Diskurs über<br />
mögliche systemische Konzepte <strong>und</strong> angewandte Methoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> systemischen<br />
Onl<strong>in</strong>eberatung hat bisher jedoch nur am Rande stattgef<strong>und</strong>en. Dabei können<br />
systemische Ideen, Konzepte <strong>und</strong> Vorgehensweisen auf sehr vielfältige Art <strong>und</strong><br />
Weise im Rahmen von schriftbasierter Onl<strong>in</strong>eberatung genutzt werden.<br />
Bedeutsam ist, die E<strong>in</strong>führung von Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie<br />
<strong>in</strong> die psychosoziale Versorgung nicht mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen<br />
theoretischen Ansatzes zu vergleichen. Vielmehr werden bestehende, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
traditionellen Beratung erprobte Interventionen für den medial vermittelten<br />
Gebrauch angepasst. Schriftbasierte <strong>und</strong> zeitversetzte Kommunikation wie beispielsweise<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von therapeutischen Briefen ist ke<strong>in</strong> Neuland <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
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KONTEXT 44,2, S. 149 – 174, ISSN 0720-1079<br />
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçtt<strong>in</strong>gen 2013