Sachsen-Anhalt - Alexianer
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Lokales aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> | zeitung 3<br />
Bilder der Seele brauchen<br />
keine Worte<br />
Gut in Wittenberg angekommen<br />
Als Assistenzarzt behandelt der Ägypter Mostafa Badr seit einem<br />
Jahr neurologische Patienten auf der Station „St. Hildegard”<br />
Intuitiv malen wie ein Kind, ohne viel<br />
darüber nachzudenken. Können das<br />
auch Erwachsene? Gestaltungstherapeutin<br />
Gabriele Rohnke ist überzeugt<br />
davon. Denn darum geht es in der Gestaltungstherapie:<br />
Hier drücken sich<br />
die Patienten nicht durch Worte oder<br />
Gesten, sondern über Farben, Formen<br />
und Symbole aus.<br />
„Manche Erlebnisse sind so schlimm<br />
für einen Patienten, dass er diese nicht<br />
verbal formulieren kann”, weiß Gabriele<br />
Rohnke, die als Ergotherapeutin<br />
der Psychiatrie in der Klinik Bosse arbeitet.<br />
Die Gestaltungstherapie als<br />
spezifische Therapieform eignet sich<br />
für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen,<br />
Essstörungen, Depressionen<br />
und Angststörungen.<br />
Die Freitagsgruppe ist eine offene<br />
Gruppe. Wenn ein Patient aus ihr ausscheidet,<br />
kann ein anderer nachrücken.<br />
Heute sitzen zwei Neulinge neben<br />
den fünf Therapie-Erfahrenen am<br />
großen Tisch mit Gabriele Rohnke. „Im<br />
Moment verstehe ich nur Bahnhof, ich<br />
weiß nicht, was mich hier erwartet”,<br />
zeigt sich eine Patientin skeptisch.<br />
Interaktionsmalen<br />
Gabriele Rohnke klebt mehrere lange<br />
Papierbahnen quer über den Tisch.<br />
Jeder Teilnehmer greift zu einer Farbflasche,<br />
Pinsel und Malschürze. Farbwürste<br />
werden in kleine Plastikbecher<br />
gedrückt. „Interaktionsmalen” betitelt<br />
Gabriele Rohnke die Aufgabe.<br />
Wer den Impuls dazu verspürt, steht<br />
Zahlen bitte!<br />
///// Im Agamus-Küchenteam in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
arbeiten insgesamt 34 Köche,<br />
Menüassistenten, Fahrer, Cafeteriaangestellte<br />
sowie ein Azubi.<br />
///// Die Küche bereitet täglich 560<br />
Portionen Mittagessen und 240 Portionen<br />
Frühstück und Abendbrot zu.<br />
///// Neben der Klinik Bosse und dem<br />
St. Joseph-Krankenhaus versorgt die<br />
Küche die beiden Tageskliniken in<br />
Dessau und Zerbst, drei Kindergärten<br />
und das Medizinische Versorgungszentrum<br />
in Coswig.<br />
///// Pro Woche werden 300 Kilogramm<br />
Kartoffeln, 280 Kilogramm<br />
Gemüse, fünf Zentner Fleisch, 70 Kilogramm<br />
Käse, 140 Kilogramm Aufschnitt<br />
und 230 Kilogramm frisches<br />
Obst verarbeitet. (fw)<br />
Gestaltungstherapeutin Gabriele Rohnke zeigt<br />
das Ergebnis des „Interaktionsmalens” Foto: Widdel<br />
auf, malt in seiner Farbe, was immer<br />
er möchte. Nichts Gegenständliches<br />
darf es sein, niemand soll dabei reden.<br />
Zähes Schweigen, keiner rührt sich.<br />
Zögerlich streicht eine junge Frau zarte<br />
Kringel in Apricot zu einer Spirale.<br />
Die Sitznachbarin traut sich, malt ein<br />
mandelförmiges Gebilde in sattem<br />
Orange daneben. In der Bildmitte<br />
wächst ein schwarzes Dreieck, gleich<br />
nebenan wird ein grün konturiertes<br />
Dreieck rot ausgefüllt. Orange Stelzen<br />
führen düsteres Schwarz zu leuchtendem<br />
Gelb. Dann malt keiner mehr.<br />
„Eine so zurückhaltende Gruppe hatte<br />
ich schon lange nicht mehr”, eröffnet<br />
Gabriele Rohnke die Auswertungsrunde.<br />
Während sich in manchen<br />
Gruppen eine starke Dynamik entwickle,<br />
seien andere sehr gehemmt.<br />
Die lange Stille heute empfanden alle<br />
als unangenehm.<br />
In der Reflexion erfahren sich die Patienten<br />
selbst, Unbewusstes wird sichtbar.<br />
„Ich wollte es schnell hinter mich<br />
bringen, deshalb habe ich zuerst gemalt”,<br />
erzählt die Frau mit dem Apricot.<br />
Im Gespräch erkennt sie, dass sie<br />
auch sonst nicht gern im Mittelpunkt<br />
steht, eher die stille Mitläuferin ist.<br />
Deswegen wagte sie nicht, ein zweites<br />
Mal zum Pinsel zu greifen. (fw)<br />
Zutaten:<br />
///// 1000 g Mehl<br />
///// 500 ml Milch<br />
///// 160 g Butter<br />
///// 160 g Zucker<br />
///// zwei Würfel Hefe<br />
///// zwei mittelgroße Eier<br />
///// zwei Eigelb<br />
///// einen Teelöffel geriebene<br />
Zitronenschale<br />
///// eine Messerspitze Salz<br />
Das Gespräch beginnt mit einem<br />
Lächeln auf die erstaunte Bemerkung,<br />
dass er so fließend deutsch spreche.<br />
„Ich bin wohl einfach talentiert”, vermutet<br />
Mostafa Badr, der vier Monate<br />
intensiven Sprachunterricht genoss.<br />
Mostafa Badr hat in Ägypten Medizin<br />
studiert. Einige Zeit lang arbeitete er<br />
als Allgemeinarzt für das ägyptische<br />
Gesundheitsministerium. Für seine<br />
Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie<br />
wagte er den Sprung in ein fremdes<br />
Land mit einer für ihn neuen Kultur.<br />
„Ich hatte gehört, dass Deutschland<br />
junge Ärzte sucht”, erzählt der Mediziner.<br />
„Besonders die Fachrichtung<br />
Neurologie ist hier weit entwickelt.” Er<br />
schätzt zudem die systematische Vorgehensweise<br />
in Deutschland.<br />
Wittenberg überzeugte ihn<br />
Während einer Hospitation am Universitätsklinikum<br />
Heidelberg erkundigte er<br />
sich über Weiterbildungsprogramme<br />
zum Facharzt. Dabei stieß er auf das<br />
Angebot der Klinik Bosse, das ihn<br />
überzeugte. „Mit ihrem Rotationsverfahren,<br />
ihrer Ausstattung und dem<br />
herzlichen Team war diese Klinik für<br />
mich die beste Wahl”, sagt Badr heute.<br />
Seine Kollegen hätten ihm sehr dabei<br />
geholfen, heimisch zu werden. Inzwischen<br />
sind sie seine Freunde, mit denen<br />
er ausgeht, kocht und viel unternimmt.<br />
Extreme Gegensätze<br />
Während seines Ägyptenurlaubs im<br />
Sommer 2013 erfuhr Mostafa Badr<br />
sehr deutlich die Gegensätze zwischen<br />
dem friedlichen Deutschland<br />
und seiner ägyptischen Heimat. Nach<br />
der Revolution 2011 erlebt das Land<br />
mit dem Militärputsch eine Zeit der<br />
Gewalt und der Angst. Mostafa Badr<br />
Rezept: Die Neujahrsbrezel<br />
sah Menschen auf der Straße sterben<br />
und Soldaten, die wahllos in eine<br />
Menge von Demonstranten schossen:<br />
„Das waren die schlimmsten Tage<br />
meines Lebens.”<br />
Assistenzarzt Mostafa Badr hat mit der Klinik Bosse<br />
für sich die richtige Wahl getroffen Foto: Widdel<br />
Zurück in Wittenberg lassen ihn diese<br />
Ereignisse nicht los. „Ich bin hier sicher,<br />
aber zu Hause passieren grausame Dinge.<br />
Da kann ich mich nicht wohlfühlen.”<br />
Seine Familie lebt in der Stadt<br />
Mansura unweit eines Platzes, an dem<br />
es immer wieder zu brutalen Krawallen<br />
kommt. Täglich telefoniert Mostafa<br />
Badr mit seinen Eltern. Inzwischen<br />
sei es in Ägypten wieder ruhiger geworden,<br />
so Badr.<br />
Mit der mitteleuropäischen Kultur<br />
kommt Mostafa Badr mittlerweile<br />
gut zurecht. Er erlebt die Deutschen<br />
als freundlich und humorvoll. Etwas<br />
Wehmut beschleicht ihn, wenn er an<br />
die ägyptischen Speisen denkt. Da<br />
gibt es Mähschi, mit Reis gefülltes<br />
Gemüse in Tomatensoße. Und dann ist<br />
da noch das deutsche Wetter mit den<br />
„ungerecht verteilten Jahreszeiten”.<br />
An den langen, kalten Winter muss<br />
Badr sich gewöhnen: „In Ägypten<br />
sehen wir Schnee eigentlich nur im<br />
Gefrierschrank.” (fw)<br />
Die Hefe und die lauwarme Milch verrühren, mit dem Mehl, der weichen Butter,<br />
dem Zucker, der Zitronenschale, den Eiern und dem Salz verkneten und dann<br />
30 Minuten gehen lassen. Anschließend 600 Gramm vom fertigen Teig abnehmen,<br />
zu einer 120 Zentimeter langen Rolle formen und als Brezel auf ein geöltes<br />
Blech legen. Den übrigen Teig dritteln, jeweils 30 Zentimeter lange Rollen formen<br />
und flechten, danach mit etwas Wasser bepinseln, auf die Brezel kleben<br />
und diese 20 Minuten gehen lassen. Der Ofen wird auf 170 Grad (Umluft 150<br />
Grad) vorgeheizt. Die geformte Brezel wird mit dem verquirlten Eigelb bestrichen<br />
und 30 Minuten bei 170 Grad (Umluft 150 Grad) gebacken.<br />
Ein beliebtes Gebäck, das am Neujahrsmorgen verschenkt oder gemeinsam<br />
verzehrt wird. Mike Uschkrat, Ergotherapeut, St. Joseph-Krankenhaus Dessau