O-Töne Februar 2010.indd - HfMDK Frankfurt
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O-Töne<br />
8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
<strong>HfMDK</strong>-Studierende gingen bei der Obdachlosenspeisung zur Hand und musizierten für die Gäste<br />
Ein Wort vorweg<br />
Liebe Lehrende und Studierende,<br />
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
Wer Zeitung liest, dem ist diese Nachricht<br />
nicht neu: Die Verschuldung der öffentlichen<br />
Haushalte erreicht ungeahnte Höhen, die<br />
Steuereinnahmen sind massiv eingebrochen,<br />
die öffentlichen Kassen sind leer. Diese<br />
Entwicklung geht auch an unserer Hochschule<br />
nicht spurlos vorbei, und natürlich werden<br />
wir in den nächsten Jahren den Gürtel<br />
deutlich enger schnallen müssen. Das ist<br />
keine schöne Nachricht, weil natürlich vieles,<br />
das wir uns fest vorgenommen haben, nicht<br />
realisiert werden kann. Auf der anderen<br />
Seite sollte uns das aber nicht mutlos machen:<br />
Unsere Studierenden im Fachbereich<br />
1 gewinnen nationale und internationale<br />
Preise, im FB 3 haben wir herausragende<br />
Vermittlungsquoten, und die massiv steigende<br />
Nachfrage im FB 2 zeigt uns, dass wir mit<br />
der Lehrerausbildung auf dem richtigen Weg<br />
sind. Diese positive Entwicklung werden wir<br />
weiter fortsetzen, und wer in die Geschichte<br />
schaut, wird feststellen: In Krisenzeiten war<br />
die Kultur immer besonders gefragt. Von daher<br />
ziehen wir uns jetzt nicht zaghaft zurück,<br />
sondern sagen: „Jetzt erst recht“. In diesem<br />
Sinne grüßt Sie herzlich Ihr<br />
Thomas Rietschel<br />
und wartet darauf, dass sich die Tür<br />
öffnet. Haben die Gäste einen Platz<br />
gefunden, wärmen sie sich mit einer<br />
Tasse Tee auf und stürzen sich auf die<br />
Brötchen, die bereit stehen. Innerhalb<br />
von Minuten sind die Körbe leer. In<br />
der nächsten Viertelstunde füllt sich<br />
die Kirche. Es kommen überwiegend<br />
Männer, und es kommen auch junge<br />
Menschen.<br />
Mir wird schnell bewusst, wie gut es<br />
mir selbst geht. Außerdem habe ich<br />
Hochachtung für die Organisatoren<br />
und Helfer. Als die Studierenden musizieren,<br />
wundere ich mich, dass ihnen<br />
kaum Aufmerksamkeit geschenkt<br />
wird. Doch dann entdecke ich doch<br />
Menschen, die der Musik gespannt<br />
folgen, die sich sogar in die Nähe der<br />
Teeküche<br />
jungen Künstler Louise Thiele (Violoncello)<br />
und Puschan Mousavin (Violine)<br />
statt Überaum setzen. Sie scheinen die Musik zu genießen,<br />
vereinzelnd applaudieren sie.<br />
Zwei Wochen haben Studierende der<br />
<strong>HfMDK</strong> in der <strong>Frankfurt</strong>er Katharinen-Kirche<br />
bei der Speisung von<br />
Obdachlosen und Bedürftigen mit angepackt.<br />
Sie halfen bei der Ausgabe<br />
von heißen Getränken und musizierten<br />
für die Gäste. Esther Hirsch, im<br />
Rahmen eines Freiwilligen Sozialen<br />
Jahres in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Hochschule tätig, schildert ihre<br />
Eindrücke.<br />
Für die Anwesenden steht nun mal<br />
nicht die Musik im Vordergrund. Eine<br />
Helferin nennt es „festliche Untermalung“<br />
und dankt der <strong>HfMDK</strong> für die<br />
Unterstützung. Ein Mann erzählt mir,<br />
dass er fast jeden Tag in die Kirche<br />
kommt, um sich aufzuwärmen, etwas<br />
Warmes zu essen, aber auch, um sich<br />
zu unterhalten. Auch wenn er nicht<br />
weiß, was gerade für Musik gespielt<br />
wird – er findet sie schön und wirkt<br />
dankbar dafür. Mir wird klar: Nicht nur<br />
„Obdachlose – in der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Innenstadt<br />
sieht man<br />
sie sehr häufig.<br />
Bei diesen eisigen<br />
Temperaturen hofft<br />
man, dass sie einen<br />
warmen Platz finden.<br />
Dass die Bedürftigen<br />
dankbar dafür sind,<br />
solch ein Angebot Während Wiebke Martin und Frederike<br />
Obdachlose kommen<br />
in die Kirche, sondern<br />
auch sozial schwache<br />
Menschen, die sich<br />
eine einfache Mahlzeit<br />
nicht leisten können.<br />
Ein Mann erzählt<br />
mir, was er studiert<br />
hat, wie er heute lebt,<br />
wie er jeden Tag darauf<br />
hofft, arbeiten zu<br />
nutzen zu können, Blanke bei der Teeausgabe halfen (Bild können. Er freut sich<br />
oben), erfreuten Yan Su und Anna<br />
habe ich schnell Katharina Sommer die Gäste mit einer über meine Aufmerksamkeit<br />
gemerkt, als ich an<br />
die Kirche komme.<br />
Beethoven-Sonate.<br />
und würde<br />
mir am liebsten seine<br />
Eine halbe Stunde vor Beginn steht<br />
ein Dutzend Menschen vor der Kirche<br />
ganze Lebensgeschichte erzählen...“<br />
Esther Hirsch
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Angelika Gartner hat im November ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin der <strong>HfMDK</strong> angetreten<br />
Von Notverwaltung zur Mitgestaltung<br />
Angelika Gartner hat im November<br />
2009 ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin<br />
der <strong>HfMDK</strong> angetreten. Wie sie<br />
die Entwicklung der Hochschule in<br />
den letzten acht Jahren mitgestalten<br />
konnte und wie sie auch weiterhin<br />
verantwortungsvoll die Verpflichtungen<br />
ihrer Funktion wahrnehmen<br />
will, verrät sie im nachfolgenden<br />
Interview.<br />
O-Töne: Zunächst herzliche Gratulation<br />
zur zweiten Amtszeit als Hochschulkanzlerin.<br />
Auf welche Weise<br />
ist die Wiederbestellung vonstatten<br />
gegangen?<br />
Als die Juristin Angelika Gartner vor acht Jahren Kanzlerin der <strong>HfMDK</strong> wurde, herrschte dort eine Art<br />
„hochschulpolitischer Stillstand“. Sie half entscheidend mit, die vergleichsweise kleine Hochschule aus<br />
der Krisenzeit hinaus in personell, politisch und finanziell sicheres Fahrwasser zu geleiten.<br />
Angelika Gartner: Der Präsident hat<br />
mich im Benehmen mit dem Senat<br />
dem Hessischen Ministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst für eine<br />
weitere Amtszeit vorgeschlagen. Im<br />
Ministerium habe ich schließlich die<br />
Ernennungsurkunde aus den Händen<br />
von Staatssekretär Gerd Krämer entgegennehmen<br />
dürfen.<br />
O-Töne: War die Wiederwahl angesichts<br />
der kooperativen Zusammenarbeit<br />
im Hochschulpräsidium, dem Sie<br />
als Kanzlerin ja angehören, für Sie nur<br />
eine Formsache?<br />
Angelika Gartner: Ganz und gar<br />
nicht. Ich habe mich einem regulären<br />
Bewerbungsverfahren unterzogen. Es<br />
wurden mehrere Kandidaten angehört.<br />
Das Verfahren ist nicht zu unterschätzen.<br />
Für mich war es ein Anlass,<br />
meine bisherige Arbeit als Kanzlerin<br />
kritisch zu prüfen.<br />
O-Töne: Hegten Sie denn Zweifel an<br />
einer zweiten Amtszeit?<br />
Angelika Gartner: Ich wusste, dass ich<br />
kandidieren wollte, denn meine Arbeit<br />
macht mir große Freude. Der Erfolg<br />
einer Kandidatur steht aber naturgemäß<br />
nie fest, schon gar nicht bei<br />
einem Amt, das viel Konfliktpotenzial<br />
enthält.<br />
Sich in der Funktion des Kanzlers einer<br />
Hochschule auf die Position zurückzuziehen,<br />
dass irgendetwas „rechtswidrig“ oder<br />
„nicht möglich“ ist, wäre ziemlich einfach,<br />
O-Töne: Was meinen Sie damit?<br />
aber für uns alle höchst unerfreulich und<br />
blockierend. Für die Arbeit der Verwaltung<br />
Angelika Gartner: Der Kanzler einer<br />
Hochschule tritt im Haus vor allem als<br />
Wahrer der Gesetze und<br />
ist es wichtig, dass jeder im Hause unsere<br />
Bemühungen, für uns alle eine Bahn im<br />
Gestrüpp der Vorschriften<br />
als der „Finanzminister“<br />
auf. Denken Sie an die<br />
Beliebtheit der Finanzminister<br />
von Bundes- oder<br />
Landesregierungen,<br />
„Die Verwaltung hat eine der<br />
Lehre und natürlich dem<br />
Studium dienende Funktion.“<br />
offenzuhalten,<br />
erkennt und das nicht<br />
für selbstverständlich<br />
hält. Wir brauchen die<br />
Akzeptanz der Lehrenden,<br />
dann wissen Sie, was ich meine. Das<br />
ist keine Funktion, in der man so<br />
ohne weiteres Freunde zu gewinnen<br />
den zwingend notwendigen Anteil an<br />
„Verwaltung“ hinzunehmen, damit wir den<br />
Rest relativ frei gestalten können.<br />
vermag, und das ist auch nicht deren<br />
Sinn. Natürlich muss ich einerseits<br />
meine Verpflichtung als Beauftragte<br />
für den Haushalt und Garantin des<br />
rechtmäßigen Handelns erfüllen, will<br />
aber andererseits die uns gegebenen<br />
O-Töne: Als Hochschulkanzlerin sind Sie<br />
zugleich Mitglied des Hochschulpräsidiums.<br />
Wie sieht die Aufgabenverteilung in<br />
der höchsten Instanz der Hochschule genau<br />
aus?<br />
Spielräume nutzen und die notwendigen<br />
und sinnvollen Dinge für uns<br />
ermöglichen. Dazu bedarf es gelegentlich<br />
einiger Kreativität.<br />
Angelika Gartner: In Hessen sieht das<br />
Gesetz eine kollegiale Hochschulleitung<br />
vor, und zwar mit dem Präsidenten in der<br />
Fortsetzung nächste Seite
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Führungsrolle. Er hat die Richtlinienkompetenz,<br />
während der Kanzler Beauftragter<br />
für den Haushalt und Leiter der Hochschulverwaltung<br />
ist. Weil die <strong>HfMDK</strong> eine eher<br />
kleine Hochschule ist, befassen wir uns<br />
im Präsidium – das sind Präsident Thomas<br />
Rietschel und seine beiden Stellvertreter<br />
Michael Schneider und Gerd-Theo Umberg<br />
sowie ich als Kanzlerin<br />
Entscheidung uns damals geholfen<br />
hat, war sie doch das Alarmzeichen<br />
einer absoluten Ausnahmesituation<br />
und wird seitens der Aufsichtsbehörden<br />
auch nur dann angewandt, wenn<br />
nichts anderes mehr geht. Derweil<br />
war die landesweite Umstellung der<br />
Hochschulverwaltungs-<br />
– überwiegend gemeinsam<br />
mit allen Fragen, die<br />
im Präsidium anstehen.<br />
Bei uns geschieht dies<br />
in einer offenen und<br />
angenehmen Diskussionsatmosphäre.<br />
Grundsätzlich<br />
verstehe ich mich<br />
„Ich habe den Eindruck,<br />
dass die Lehrenden ´ihre`<br />
Verwaltung inzwischen<br />
sehr schätzen. Aber das<br />
Verhältnis ist wechselseitig<br />
gewachsen.“<br />
und -finanzierungssyteme<br />
in vollem Gange. Wir<br />
mussten uns sozusagen<br />
am Boden liegend diesem<br />
Paradigmenwechsel<br />
stellen. Wir haben das<br />
gesamte Jahr 2002 mit<br />
dem Kampf um den Aufbau<br />
in der Funktion der „Zuarbeiterin“. Mir ist<br />
es wichtig, klar zu machen: Die Verwaltung<br />
hat eine der Lehre und natürlich dem Studium<br />
dienende Funktion.<br />
der Grundzüge innerhalb des neuen<br />
Systems und um eine bessere Finanzierung<br />
verbracht, um nur für das<br />
Notwendigste zu sorgen. Wir hatten<br />
beispielsweise nicht genug Geld für<br />
O-Töne: Wissen denn die Lehrenden die<br />
Bemühungen der Verwaltung zu würdigen?<br />
die Durchführung der in die Wege<br />
geleiteten Berufungsverfahren. Eine<br />
meiner wichtigsten Aufgaben war<br />
Angelika Gartner: Ich habe den Eindruck,<br />
dass die Lehrenden „ihre“ Verwaltung inzwischen<br />
sehr schätzen. Aber das Verhältnis<br />
ist wechselseitig gewachsen, und natürlich<br />
respektiert und schätzt die Verwaltung<br />
„ihre Lehrenden“ ebenso. Der Dichotomie<br />
Lehre versus Verwaltung, wie ich sie am<br />
Anfang noch deutlich gespürt habe, sind<br />
wir glücklicherweise wohl entwachsen.<br />
O-Töne: Seit November 2001 hat sich im<br />
Haus viel bewegt. Was sind aus Ihrer Sicht<br />
die wichtigsten Schritte, die die <strong>HfMDK</strong> mit<br />
Ihnen als Kanzlerin nach vorn gebracht hat?<br />
Angelika Gartner: Als ich hier Kanzlerin<br />
wurde, herrschte im Haus hochschulpolitisch<br />
und verwaltungsmäßig eine Art<br />
Stillstand, um nicht zu sagen: ein Koma. Es<br />
gab eine bedrohliche Abwanderungsbewegung<br />
des Personals. Die Hochschule hatte<br />
keinen gewählten Präsidenten. Nach dem<br />
Scheitern verschiedener Wahlversuche<br />
wurde Klaus Neuvians als geschäftsführender<br />
Interimspräsident vom Ministerium<br />
eingesetzt, ein Vorgang, der seinesgleichen<br />
sucht und den Zustand der Hochschule<br />
charakterisiert. Auch wenn die<br />
Hochschulpräsident Thomas Rietschel (links) und<br />
Angelika Gartner behandeln alle wichtigen Fragen im<br />
Präsidium der <strong>HfMDK</strong> gemeinsam.<br />
die Stärkung der Verwaltung, deren<br />
Selbstbewusstsein nach monatelanger<br />
Führungslosigkeit dahin war und<br />
die dringend neuer Strukturen und<br />
zusätzlicher Kräfte bedurfte. Ihr Funktionieren<br />
sicherzustellen, die grundlegenden<br />
Arbeitsvoraussetzungen<br />
„Finanzielle Fragen spielen nach<br />
wie vor eine zentrale Rolle.“<br />
zu schaffen und wieder Struktur und<br />
Ordnung herzustellen, das war mein<br />
Ziel. Man kann sagen, dass ich für die<br />
Aufbauarbeit zu sorgen hatte, die sich<br />
dann erst in der Zeit der Präsidentschaft<br />
von Herrn Rietschel verändert<br />
hat hin zu einer mehr gestaltenden<br />
Tätigkeit.<br />
O-Töne: Die Finanzierbarkeit der<br />
Hochschule stand also im Vordergrund<br />
– ist es nach wie vor das größte<br />
Thema an der <strong>HfMDK</strong>?<br />
Angelika Gartner: Finanzielle Fragen<br />
spielen nach wie vor eine zentrale<br />
Rolle. Als Ergebnis unserer damaligen<br />
Bemühungen erhielten wir im<br />
Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr<br />
bereits eine Million Euro mehr. In den<br />
Jahren 2007 und 2008 hat sich der<br />
Betrag erneut erheblich gesteigert.<br />
Im Jahr 2009 verfügten wir über 12,7<br />
Millionen Euro.<br />
O-Töne: Das klingt doch erfreulich.<br />
Angelika Gartner: Ja – aber man<br />
muss auch sehen, dass der Aufwand,<br />
die Hochschule zu verwalten, in den<br />
letzten Jahren gigantisch gewachsen<br />
ist. Die Verlagerung von personellen<br />
Zuständigkeiten vom Hessischen<br />
Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst auf die Hochschule, die<br />
Umstellung der Hochschule auf das<br />
kaufmännische Rechnungswesen wie<br />
auch die notwendigen Veränderungen<br />
rund um den Bologna-Prozess,<br />
also die Umstellung auf Bachelor und<br />
Fortsetzung nächste Seite
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
dass alle Hochschulmitglieder dies<br />
auch erkennen und anerkennen. Und<br />
gende Arbeit bin im Wesentlichen ich<br />
zuständig. Gegenwärtig bearbeiten<br />
Master, die Akkreditierung von Studiengängen<br />
und das geforderte Qualitätsmanagement<br />
sind einige der Ursachen für die<br />
erhebliche Mehrarbeit. So mussten wir in<br />
kürzester Zeit die Studiengebühren samt aller<br />
dazu gehörenden Verwaltungsvorgänge<br />
einführen, um sie nach kurzer Laufzeit dann<br />
wieder abzuschaffen.<br />
ich höre nicht auf, daran zu arbeiten,<br />
dass wir irgendwann eine auskömmliche<br />
Personalausstattung erhalten, in<br />
der Verwaltung wie auch in der Lehre.<br />
O-Töne: Wollen Sie in der<br />
wir die Mittel des Konjunkturprogramms<br />
II. Auch dies wird hoffentlich<br />
zu erheblichen funktionalen<br />
und ästhetischen Verbesserungen<br />
führen. Dennoch leiden wir alle nach<br />
wie vor in extremer Weise Mangel,<br />
Jetzt sind<br />
wir damit<br />
befasst, die<br />
kompensierenden<br />
„Wir haben uns für meine zweite<br />
Amtszeit große Aufgaben<br />
vorgenommen, allen voran den Neubau<br />
der Hochschule.“<br />
zweiten Amtszeit etwas besser<br />
machen als in der ersten?<br />
Angelika Gartner: Man sollte<br />
bestrebt sein, alles kontinuierlich<br />
insbesondere durch die sich ständig<br />
verschärfende Raumnot. Auch wenn<br />
es uns gelungen ist, für den Fachbereich<br />
2 durch die Anmietung in der<br />
Leimenrode für etwas Entspannung<br />
Qualitätsmittel und die damit ver-<br />
bundenen neuen Verfahren zu verwalten.<br />
Wir haben die Hochschule<br />
technisch aus einer Art Urzustand<br />
aufgerüstet in das<br />
digitale Zeitalter, verfügen<br />
über Netzwerk, E-Mail,<br />
hochmoderne Computerarbeitsplätze<br />
und schaffen<br />
dies mit einer EDV-Abteilung,<br />
die im Prinzip aus<br />
einer Person (mit externer<br />
Unterstützung) besteht.<br />
Gegenwärtig müssen wir<br />
den neuen Tarifvertrag<br />
(TV Hessen) in die Tat<br />
umsetzen, was bedeutet,<br />
„besser“ zu machen, etwas<br />
Bestimmtes kann ich da nicht nennen.<br />
zu sorgen, hat sich auf dem Gelände<br />
Eschersheimer Landstr. 29-39 nicht<br />
viel verbessert. Das ist<br />
eines der Probleme, die ich<br />
dringend lösen muss. Und<br />
dazu brauchen wir vor allem<br />
eines: Geld.<br />
O-Töne: Sie wohnen ja<br />
nur einen Steinwurf von<br />
der Hochschule entfernt.<br />
Empfinden Sie dies eher als<br />
Vorteil oder als Gefahr für<br />
die Privatsphäre?<br />
Angelika Gartner: Die Nähe<br />
hat große Vorteile. Sie gibt<br />
dass die Personalabteilung Sommer 2009: Hochschulkanzlerin Angelika Gartner begrüßt auf dem Campus der mir – vielleicht entgegen<br />
jeden einzelnen Arbeitsvertrag<br />
neu bewerten und<br />
– die Möglichkeit, zwischen<br />
<strong>HfMDK</strong> ihre Dienstherrin, die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Eva landläufiger Auffassung<br />
Kühne-Hörmann.<br />
gestalten und sich für alle<br />
gegenwärtigen und kommenden Verfahren<br />
ein gewaltiges, kaum überschaubares<br />
Regelwerk aneignen muss. Das geschieht<br />
alles neben dem laufenden Geschäft und<br />
ohne jede zusätzliche<br />
Allgemein möchte ich unsere Aufgaben<br />
in noch größeren Zusammenhängen<br />
betrachten und entsprechend<br />
planen können. Das ist häufig wegen<br />
unserer immer<br />
Arbeit und Zuhause präzise<br />
zu trennen. Ich kann mich samstags<br />
problemlos der Aufräumarbeit am<br />
Schreibtisch ohne Ablenkung durch<br />
Termine widmen und gehe dann entspannt<br />
nach Hause in ein (mehr oder<br />
Personalausstattung.<br />
Es ist kein Wunder,<br />
dass unser Verwaltungsteam<br />
immer<br />
am Limit arbeitet.<br />
„Es berührt mich zu sehen, wie unsere<br />
Studierenden arbeiten, mit welchem<br />
Ernst und Sachverstand sie sich ihrer<br />
Ausbildung und ihrem Beruf widmen.“<br />
noch knappen Personalausstattung<br />
nicht möglich,<br />
die fast immer<br />
ein Arbeiten „auf<br />
weniger) freies Restwochenende.<br />
O-Tönen: Wieviel Zeit bleibt Ihnen,<br />
sich in Konzerten und anderen Veranstaltungen<br />
der Hochschule zu entspannen<br />
Denn: So froh wir über eine zusätzlich<br />
gewonnene Arbeitskraft sind, so schnell<br />
ist die scheinbar gewonnene Entlastung<br />
durch die notwendige Übernahme neuer<br />
Verpflichtungen wieder dahin. Der Einsatz<br />
unserer Mitarbeiter ist bemerkenswert<br />
– ein besonderer Ausdruck von hoher Leistungsbereitschaft<br />
und Identifikation mit der<br />
Hochschule. Ich hoffe und wünsche mir,<br />
Zuruf“ verlangt. Aber wir sind schon<br />
ziemlich gut, insbesondere was unsere<br />
Reaktionszeiten anbelangt. Was wir<br />
da bieten, das können Sie an anderen<br />
Hochschulen nicht erwarten!<br />
Wir haben uns für meine zweite Amtszeit<br />
große Aufgaben vorgenommen,<br />
allen voran den Neubau der Hochschule.<br />
Für die damit zusammenhän-<br />
oder inspirieren zu lassen?<br />
Angelika Gartner: Dies gelingt mir<br />
leider nur selten, weil mein Arbeitstag<br />
einfach zu lang ist. Ich gehe dann<br />
nach Hause und lese zur Entspannung,<br />
zur Zeit Rüdiger Safranski über<br />
die Freundschaft zwischen Schiller<br />
und Goethe.<br />
Fortsetzung nächste Seite
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Fortsetzung Interview<br />
O-Töne: Und wenn Sie doch mal Zeit finden,<br />
sich der Kunst an der Hochschule mit<br />
allen Sinnen hinzugeben?<br />
Angelika Gartner: Wenn ich die Möglichkeit<br />
finde, zum Beispiel einem Unterricht beizuwohnen<br />
oder ein Konzert zu besuchen, bin<br />
ich begeistert und stolz auf die Institution,<br />
in der ich arbeite.<br />
Es berührt mich zu sehen, wie unsere<br />
Studierenden arbeiten, mit welchem Ernst<br />
und Sachverstand sie sich ihrer Ausbildung<br />
und ihrem Beruf widmen und was für einer<br />
gewaltigen Anstrengung sie sich unterziehen,<br />
um eine professionelle Leistung zu<br />
zeigen. Zu erleben, wie der „Alltagsfigur“<br />
des „ganz normalen“ Studierenden, mit<br />
dem man eben im AStA, in der Raumplanung<br />
oder in anderen Zusammenhängen<br />
zu tun hatte, der Künstler entsteigt, das ist<br />
etwas Faszinierendes, das ich gern häufiger<br />
erleben würde. Dann spüre ich deutlich<br />
meinen Wunsch und meine Verpflichtung,<br />
als Kanzlerin alles dafür zu tun, damit<br />
Studierende bei uns optimal arbeiten und<br />
studieren können. bjh<br />
In Memoriam Jutta Drefahl<br />
Im Juni 2009 verstarb die Pianistin und Klavierpädagogin Prof. Jutta Drefahl<br />
nach langer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Sie unterrichtete an<br />
der <strong>HfMDK</strong> als Professorin und Leiterin einer Klavierklasse von 1974 bis zu<br />
ihrer Pensionierung 1993, darüber hinaus noch einige Jahre im Lehrauftrag.<br />
Ursprünglich wollte die in Schwerin geborene und in einem musikliebenden<br />
Elternhaus aufgewachsene junge Frau Sportlehrerin werden. Sie war in vielen<br />
Sportarten aktiv und im Hochsprung sogar Studentenmeisterin. Ihre Liebe<br />
zum Klavier führte sie während ihrer Rostocker Studienjahre jedoch immer<br />
wieder in die dortige Musikhochschule, wo sie heimlich üben konnte. Nach<br />
der „Entdeckung“ wurde sie zu ihrer Überraschung nicht bestraft, sondern<br />
von Prof. Carl Martienssen eingeladen, bei ihm in Berlin zu studieren. Ihr<br />
Klavierstudium vervollständigte sie in <strong>Frankfurt</strong> bei Prof. August Leopolder<br />
und schloss es 1959 mit der Reifeprüfung „mit außerordentlichem Erfolg“ ab.<br />
Viele Konzerte mit anspruchsvollen Programmen brachten ihr hohe Anerkennung<br />
als Pianistin. Unvergessen sind beispielsweise die beeindruckenden<br />
Interpretationen von Schumanns C-Dur-Fantasie oder Mussorgskis „Bilder<br />
einer Ausstellung“. In der fast 25-jährigen Zeit ihres Unterrichtens betreute sie<br />
in den verschiedensten Ausbildungsgängen eine Vielzahl von Studierenden,<br />
denen sie neben der pianistischen Ausbildung in sehr persönlicher Weise auch<br />
Liebe und Begeisterung für das Klavierspiel weitergeben konnte.<br />
Es ist tragisch, dass die sportbegeisterte und bewegungsfreudige Pianistin in<br />
den letzten Jahren ans Bett gebunden war. Sie ertrug ihr schweres Schicksal<br />
zurückgezogen und voller Demut. Wir werden Jutta Drefahl als Mensch, Künstlerin<br />
und Pädagogin ein ehrendes Angedenken bewahren. Prof. Bernd Ickert<br />
Soziologe Ulas Aktas arbeitet im „Primacanta“-Forschungsteam der <strong>HfMDK</strong>-Musikpädagogen<br />
Ein gutes Gespür für Qualität<br />
Ulas Aktas arbeitet seit Juli 2009 als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof.<br />
Dr. Maria Spychiger in der Begleitforschung<br />
für das Lehrerfortbildungsprojekt<br />
„Primacanta“. Dieses ist ein gemeinsames<br />
Projekt der <strong>HfMDK</strong> und der Crespo<br />
Foundation, das das Ziel verfolgt, die<br />
Situation des Musikunterrichts an den<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen zu verbessern.<br />
Ulas Aktas erläutert in den folgenden<br />
Zeilen seine Arbeit.<br />
„Das Ziel unserer Forschung ist es, die<br />
soziologischen und psychologischen<br />
Bedingungen des Musikunterrichts in<br />
den Grundschulen aus pädagogischdidaktischer<br />
Sicht besser zu verstehen.<br />
Vor dem Hintergrund eines solchen<br />
Verständnisses ist es möglich, die<br />
bestehenden Methoden und Paradigmen<br />
zu hinterfragen und fundierte Projekte zu entwickeln,<br />
um den Musikunterricht zu verbessern.<br />
Unsere Leitfrage ist: Was ist qualitativer Musikunterricht?<br />
Der Ausgangspunkt in unserer Forschung<br />
ist also ein Gespür für Qualität. Was ist<br />
Qualität? Oswald Wiener hat auf die Frage, was<br />
eine Phrase ist, gesagt: „mit dem Alltag eine<br />
Nuance zertrümmern“. Und er hat hinzugefügt:<br />
„Populationen leben den Stil der Zitate, derer sie<br />
mächtig sind.“ Die Formen, die uns umgeben, sind<br />
nicht nur etwas Äußerliches. Worauf Wiener hinaus<br />
will, ist, dass, wenn man die Formen abzöge,<br />
unter Umständen nicht viel übrig bleiben würde.<br />
Man sitzt in den Phrasen und bohrt Löcher in die<br />
Sprache, um zu sehen, was dahinter hockt. Sprache<br />
ist nicht nur Sprachliches. Sprache kann auch<br />
Musik sein. Alles, das phrasenhaft ist. Eigentlich ist es natürlich das Leben. Man<br />
macht Musik und dann analysiert man, spürt in sie hinein, wo etwas ist, das nicht<br />
nur phrasenhaft ist. Dazu bedarf es großer Genauigkeit. Das Gespür für Qualität<br />
ist ein wichtiger Ausgangspunkt, auch in der Forschung.“ Dr. des. Ulas Aktas
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Deutscher Akademischer Austausch Dienst vergibt Teilstipendien an Musikstudierende<br />
Das europäische Ausland lockt<br />
Der Deutsche Akademische Austausch<br />
Dienst (DAAD, www.daad.de) vergibt<br />
Teilstipendien an Musikstudierende zur<br />
Teilnahme an international anerkannten<br />
Musikkursen im europäischen Ausland.<br />
Die Fachkursstipendien sind Teilstipendien,<br />
die die unterschiedlichen Gegebenheiten<br />
im jeweiligen Gastland berücksichtigen.<br />
Die Stipendien dienen – bei einer angemessenen<br />
Selbstbeteiligung – der Deckung der<br />
durch den Auslandsaufenthalt entstehenden<br />
zusätzlichen Reise-, Unterkunfts- und Verpflegungskosten<br />
gemäß Stipendienrichtlinien<br />
des DAAD.<br />
Des Weiteren decken die Stipendien Kursgebühren<br />
bis max. 650 Euro ab. Die Laufzeit<br />
beträgt mindestens eine Woche (fünf<br />
Tage) bis höchstens sechs Wochen in<br />
der vorlesungsfreien Zeit nach dem<br />
Sommersemester.<br />
Antragsberechtigt sind Musikstudierende,<br />
die sich zum Zeitpunkt der<br />
Bewerbung mindestens im zweiten<br />
Fachsemester an einer staatlichen<br />
deutschen Musikhochschule befinden,<br />
sowie in begründeten Einzelfällen<br />
deutsche Graduierte aus Aufbaustudiengängen.<br />
Nicht antragsberechtigt sind Bewerber,<br />
die an einem Kurs teilnehmen möchten,<br />
der vom eigenen Hochschullehrer<br />
im Ausland abgehalten wird. Generell<br />
ist eine Förderung in jährlicher Folge<br />
ausgeschlossen. Eine Bewerbung ist<br />
ausschließlich möglich über das Online-Bewerbungsverfahren<br />
auf der Internetseite<br />
des DAAD unter http://www.<br />
daad.de/ausland/download/05104.<br />
de.html.<br />
Dort stehen auch die erforderlichen<br />
Formulare zur Verfügung.<br />
Bewerbungsschluss ist der<br />
31. März 2010.<br />
Die Bewerbungsadresse lautet:<br />
Deutscher Akademischer Austausch<br />
Dienst, Referat 513<br />
Ansprechpartner: Frau Leistritz<br />
Kennedyallee 50<br />
53175 Bonn Albrecht Eitz<br />
<strong>HfMDK</strong> und Goethe Universität planen neue Kooperationen – Ringvorlesung im Sommersemester<br />
Synergieeffekte sinnvoll nutzen<br />
Zu Beginn des Wintersemesters 2009/2010<br />
hat das Dekanat des Fachbereichs 09 der<br />
Goethe Universität die Initiative ergriffen,<br />
die Kooperation zwischen dem Institut<br />
für Musikwissenschaft und der <strong>HfMDK</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> am Main neu zu beleben.<br />
Damit wird die Möglichkeit geschaffen,<br />
Synergieeffekte zwischen den beiden<br />
Institutionen zu nutzen.<br />
Die Planungsphase für das erste Projekte<br />
ist bereits abgeschlossen. So werden im<br />
Laufe des Sommersemesters 2010 im<br />
Rahmen des Projekts Konzertdramaturgie<br />
Studierende der Universität mit dem<br />
Berufsziel Musikjournalismus bzw.<br />
Dramaturgie Programmhefttexte für<br />
das Veranstaltungsbüro der Hochschule<br />
(Leitung: Daniela Kabs) verfassen. Für<br />
dieses Vorhaben, das den Studierenden<br />
der Universität die Möglichkeit bietet,<br />
Belegtexte für Bewerbungen in einer<br />
möglichst realistischen Arbeitssituation mit<br />
der Beratung von Dozenten zu erarbeiten,<br />
hat die Universität sogar Finanzmittel<br />
zugesichert.<br />
Ein zweites Projekt konnte erfreulich<br />
rasch realisiert werden: Ebenfalls<br />
im kommenden Sommersemester<br />
wird es eine Ringvorlesung geben,<br />
an der Dozentinnen und Dozenten<br />
beider Institutionen gleichermaßen<br />
beteiligt sind. Der Titel der Vorlesung<br />
lautet: Ex tempore. Improvisation als<br />
historische und kulturübergreifende<br />
musikalische Praxis in der Diskussion.<br />
Das Thema Improvisation bietet die<br />
Möglichkeit, historische, systematische<br />
und praxisorientierte Ansätze<br />
der beteiligten Lehrenden zu einem<br />
stimmigen Gesamtkonzept zu verbinden.<br />
Die Vorlesung findet im<br />
wöchentlichen Wechsel einmal an<br />
der Hochschule und einmal an der<br />
Universität statt. An der Hochschule<br />
dafür verantwortlich sind Prof. Dr.<br />
Peter Ackermann und Prof. Gerhard<br />
Müller-Hornbach.<br />
Für den Herbst 2010 ist ein interdisziplinäres<br />
Symposium mit dem<br />
Titel Expressionismus heute als<br />
Kooperationsprojekt des Instituts<br />
für zeitgenössische Musik I z M der<br />
Hochschule mit mehreren Instituten<br />
der Universität in Planung. Das<br />
Symposium wird vom kulturfonds<br />
frankfurt rheinmain gefördert. An der<br />
Hochschule verantwortlich ist<br />
Dr. Julia Cloot.<br />
Fragen und Anregungen<br />
sind erwünscht<br />
Von Universitätsseite ist PD Dr.<br />
Marion Saxer für die Kooperation<br />
zuständig. Fragen und Anregungen<br />
sind erwünscht (Mailadresse:<br />
saxer@em.uni-frankfurt.de, Tel: 069<br />
– 798 22202). Aktuelle Informationen<br />
sind auch auf der Homepage des<br />
Instituts für Musikwissenschaft unter<br />
dem Link „Kooperation Hochschule<br />
für Musik und Darstellende Kunst“ zu<br />
finden (www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/<br />
muwi).<br />
Marion Saxer
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Tänzer der <strong>HfMDK</strong> <strong>Frankfurt</strong> beteiligen sich am „Methodenprojekt“ von Tanzplan Deutschland<br />
Forschung<br />
im Tanz<br />
„Aspects of release and alignment<br />
oriented techniques“ ist der Titel<br />
des <strong>Frankfurt</strong>er Beitrags zu dem<br />
von Tanzplan Deutschland initiierten<br />
„Methodenprojekt“. An diesem<br />
Forschungsvorhaben sind fünf deutsche<br />
und drei ausländische Hochschulen<br />
beteiligt, die jeweils eine spezifische<br />
Tanztechnik und deren Vermittlungsweise<br />
durch ausgewählte Pädagogen untersuchen.<br />
Beteiligt sind die Hochschule für Musik<br />
und Tanz Köln, die Folkwang Hochschule<br />
Essen, die Palucca Schule Dresden, das<br />
Hochschulübergreifende Zentrum Tanz<br />
Berlin, der Ausbildungsbereich ZuKT<br />
der <strong>HfMDK</strong> <strong>Frankfurt</strong>, die Rotterdamse<br />
dansacademie, die<br />
Bruckner Universität<br />
Linz und P.A.R.T.S. aus<br />
Brüssel. Als Dozent zum<br />
Thema Release Technik<br />
wurde der Tänzer und<br />
Pädagoge Lance Gries<br />
eingeladen, der viele<br />
Jahre in der Trisha Brown<br />
Company getanzt hat. An<br />
den zwei Arbeitsphasen<br />
im Juli (eine Woche)<br />
und im Oktober 2009<br />
Szene aus einer Arbeitsphase des „Methodenprojekts“ mit Tänzern<br />
der <strong>HfMDK</strong>.<br />
Foto: Katja Mustonen<br />
(drei Wochen) waren<br />
Studierende der drei<br />
Studiengänge Master ZTP (Zeitgenössische Tanzpädagogik), Master CUP<br />
(Choreographie und Performance) und BA Tanz beteiligt. Zum Forschungsteam<br />
gehörten Gabriele Wittmann (Projektleitung), Prof. Dr. Gerald Siegmund, Prof.<br />
Kurt Koegel, Prof. Dieter Heitkamp und Sylvia Scheidl (Master ZTP). Das Buch<br />
und die dazugehörige DVD mit den Ergebnissen des Methodenprojekts werden<br />
Ende 2010 veröffentlicht. Dann läuft auch die fünfjährige Förderung von Tanzplan<br />
Deutschland durch die Kulturstiftung des Bundes aus.<br />
Dieter Heitkamp<br />
Soloharfenistin der Berliner Philharmoniker unterrichtete in der Harfenklasse der Hochschule<br />
Kniffe mit viel Charme und Witz<br />
Zum wiederholten Mal fand in der<br />
<strong>HfMDK</strong> für die Harfenklasse von<br />
Prof. Francoise Friedrich dank ihrer<br />
Organisation ein Meisterkurs mit der<br />
bekannten Soloharfenistin der Berliner<br />
Philharmoniker, Marie-Pierre Langlamet,<br />
statt.<br />
In den drei Kurstagen wurde sehr intensiv<br />
und individuell an Wettbewerbs- und<br />
Prüfungsprogrammen gearbeitet.<br />
Auch die richtige Vorbereitung für<br />
und Präsentation von Probespielen<br />
nahmen einen großen Teil des Kurses in<br />
Anspruch. Insbesondere hier bekamen wir<br />
Teilnehmer einen intensiven Einblick in<br />
die Erwartungen und Abläufe bekannter<br />
Orchester und was neben einer fehlerfreien<br />
und herausragenden Präsentation der<br />
Probespielstellen als wichtig angesehen<br />
wird. Mit viel Witz und Charme hielt<br />
Marie-Pierre Langlamet den Unterricht<br />
mit allen Studentinnen an ihren aktuellen<br />
Aufgaben ab. Sie verriet kleine Tricks und<br />
Kniffe, die im Orchesteralltag immer<br />
hilfreich sind. Eine besondere Würze<br />
erhielt der Unterricht durch die sehr<br />
eigene Verwendung der deutschen<br />
Sprache, als die Solofharfenistin<br />
Probleme ebenso plastisch wie<br />
manchmal interpretationsbedürftig<br />
schilderte. Immer aber brachten<br />
uns die Kritik, ihre Vorschläge und<br />
der Ansporn zu unerbittlichem<br />
Training in unserer künstlerischen<br />
Marie-Pierre Langlamet war erneut zu Gast<br />
in der <strong>HfMDK</strong>-Harfenklasse.<br />
Entwicklung weiter. Gleichzeitig<br />
brachte sie uns eine für uns neue<br />
musikalische Sichtweise nahe. Sehr<br />
eindrucksvoll vervollständigte Marie-<br />
Pierre Langlamet den Kurs durch<br />
ein Solorecital mit anspruchsvollen<br />
Werken unter anderem von Mozart,<br />
Daquin und Rameau. Hier konnten<br />
die Teilnehmer das eigene hohe<br />
Leistungsvermögen der Gastdozentin<br />
an der Harfe bewundern.<br />
Schwärmerei inklusive<br />
Die acht <strong>HfMDK</strong>-Studentinnen waren<br />
sehr begeistert von der angebotenen<br />
Arbeitsphase und sehr froh über die<br />
Möglichkeit, mit einer solchen aktiven<br />
Ausnahmekünstlerin zu arbeiten.<br />
Eine nichtdeutsche Harfenstudentin<br />
resümierte die Begegnung mit Marie-<br />
Pierre Langlamet bezeichnend mit der<br />
Schwärmerei: „Ich bin verliebt!“<br />
Bernadette Baas, Studentin für Harfe
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Response unter Hochschulregie<br />
Das musikpädagogische „Schulprojekt Response“, das erstmals unter der Regie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst<br />
stattfindet, geht im März mit mehreren Abschlusskonzerten im Kleinen Saal der Hochschule zu Ende. Zehn Teams von Komponisten<br />
und Interpreten erarbeiten mit 20 Schülergruppen (16 im Bundesland Hessen, vier in Thüringen) von der Grundschule bis zur Oberstufe<br />
jeweils eine eigene Komposition, die die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit Neuer Musik vertraut machen soll. Nach einem Auftaktworkshop<br />
der beteiligten Musiker und Lehrer im November letzten Jahres besuchen die Teams in diesen Wochen ihre Projektgruppen<br />
vor Ort und feilen gemeinsam an ihren Werken für die Abschlusskonzerten. Diese finden am Freitag, 19. März (Konzerte um 15 und<br />
18 Uhr), sowie Samstag, 20. März (Konzerte 12 und 16 Uhr), statt. Unser Foto zeigt das aktuelle „Schulprojekt Response“ in einer dritten<br />
Klasse der Minna-Specht-Schule in Schwanheim mit den Musikerinnen Annesley Black (im Bild) und Merve Kazokoglu.<br />
Die Hessische Theaterakademie stellt am 13. <strong>Februar</strong> ihre Arbeit auf den Hochschulbühnen vor<br />
„5 Stunden HTA“ für alle<br />
„5 Stunden HTA“ – unter dieser Überschrift<br />
lädt die Hessische Theaterakademie (HTA)<br />
am 13. <strong>Februar</strong> dazu ein, sich auf den<br />
verschiedenen Bühnen der <strong>HfMDK</strong> einen<br />
aktuellen Überblick über die Tendenzen<br />
und Ergebnisse der Ausbildung in ihren<br />
Studiengängen zu verschaffen – in Form<br />
von Theaterstücken, Performances,<br />
Tanzchoreographien, Installationen und<br />
Szenischen Skizzen.<br />
Das von 14 bis 19 Uhr stattfindende<br />
Programm ist dabei nicht nur für die<br />
Studierenden der HTA-Studiengänge<br />
interessant: In kompaktem Rahmen bietet<br />
es die Möglichkeit, die Fragestellungen<br />
und Ansätze der anderen Studierenden<br />
kennenzulernen und im Café während<br />
der Veranstaltung oder auf der Feier im<br />
Anschluss ins Gespräch zu kommen. Auch<br />
alle anderen Studierenden der <strong>HfMDK</strong><br />
und Gäste sind eingeladen, mit der<br />
HTA einen spannenden Nachmittag zu<br />
verbringen.<br />
Für diejenigen, die die HTA noch<br />
nicht kennen: Die Hessische<br />
Theaterakademie ist ein Netzwerk<br />
der Studiengänge für Darstellende<br />
Kunst an der <strong>HfMDK</strong>, des Bühnenbildstudienganges<br />
an der Hochschule<br />
für Gestaltung Offenbach, des Dramaturgiestudienganges<br />
an der Goethe<br />
Universität in <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
sowie des Instituts für Angewandte<br />
Theaterwissenschaft an der Justus-<br />
Liebig-Universität in Gießen. Ihr<br />
Büro befindet sich in Räumlichkeiten<br />
der <strong>HfMDK</strong> im Raum E44. In enger<br />
Kooperation mit den Hessischen<br />
Stadt- und Staatstheatern eröffnet<br />
sie ihren Mitgliedern zahlreiche<br />
Möglichkeiten, sich praxisnah auf<br />
die Komplexität ihrer künstlerischen<br />
Laufbahn vorzubereiten.<br />
Am 13. <strong>Februar</strong> werden unter<br />
anderem die <strong>HfMDK</strong>-Studiengänge<br />
Regie, Schauspiel und ZuKT,<br />
das Institut für Angewandte<br />
Theater-wissenschaft der Liebig-<br />
Universität Gießen, der Studiengang<br />
Choreografie und Performance<br />
der <strong>HfMDK</strong> und der Justus-Liebig-<br />
Universität sowie der Studiengang<br />
Bühnenbild und Kostümbild der<br />
Hochschule für Gestaltung Offenbach<br />
mit Arbeiten ihrer Studierenden<br />
vertreten sein. Das Programm ist<br />
detailliert abrufbar unter www.<br />
hessische-theaterakademie.de<br />
Florian Ackermann
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Seit sechs Jahren lockt der Weiterbildungs-Studiengang Jazz Musiker an die <strong>HfMDK</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Bundesweit<br />
gefragt<br />
Seit sechs Jahren bietet die <strong>HfMDK</strong> den<br />
Weiterbildungs-Studiengang Jazz an. In<br />
dieser Form einmalig sucht dieses Angebot<br />
immernoch bundesweit seinesgleichen.<br />
Von entsprechend weit angereist kommen<br />
die Studierenden dieser Ausbildung,<br />
die nach zwei Jahren ein Studium bei<br />
hochqualifizierten Experten der Szene<br />
zertifiziert bekommen.<br />
Dass lernbegierige Jazz-Musiker<br />
und solche, die es werden wollen,<br />
Woche für Woche aus allen Teilen<br />
Deutschlands anreisen, um sich an<br />
der <strong>Frankfurt</strong>er Hochschule ihren<br />
Feinschliff im Jazz-Musizieren<br />
zu geben, hat seit sechs Jahren<br />
gute Gründe. Einer davon ist der<br />
in der internationalen Jazz-Szene<br />
anerkannte Pianist Christoph<br />
Spendel, der gemeinsam mit<br />
seinem Professorenkollegen, dem<br />
Gitarristen Michael Sagmeister,<br />
den Weiterbildungs-Studiengang<br />
Jazz an der <strong>HfMDK</strong> leitet.<br />
60-minütigen Einzelunterricht im<br />
Hauptfach bietet der Studiengang<br />
Jazz an der <strong>HfMDK</strong> Woche für<br />
Woche ebenso wie Ensemble-<br />
Musizieren, Harmonielehre,<br />
Arrangement und Studiotechnik.<br />
Wer die elf Semesterwochen Jazz<br />
ohne Altersbeschränkung und<br />
ohne Druck von Diplomprüfungen<br />
über zwei Jahre durchziehen<br />
möchte, muss ihn selbst<br />
bezahlen. Der „We(iter)bi(ldungs-<br />
Experte ist, nämlich in Fragen rund<br />
um das Erstellen von Notenmaterial,<br />
Arrangements und Midi-Files auf dem<br />
Computer. Heißt für Studierende des<br />
Weiterbildungs-Studiengangs Jazz<br />
in <strong>Frankfurt</strong>: Wer bislang in seinem<br />
Leben noch keine Computermaus<br />
geschoben hat, dürfte in den<br />
Vorlesungen von Dozent Ralf Henrich<br />
ins Schwitzen kommen. Gerade hier,<br />
in der Frage der PC-gesteuerten<br />
Verarbeitung von Notenmaterial,<br />
müssen die <strong>Frankfurt</strong>er Jazz-Dozenten<br />
Jazz“ an der <strong>Frankfurt</strong>er Hochschule.<br />
„Es hat sich schon in Deutschland<br />
herumgesprochen, dass es diese<br />
Abteilung gibt“, weiß Christoph<br />
Spendel um den bundesweiten<br />
Ruf des hierzulande einmaligen<br />
Studien-Angebots. Wer eine ähnlich<br />
qualifizierte Ausbildung in den<br />
USA erwerben wolle, müsse dort<br />
rund das Zehnfache an Geld dafür<br />
aufbringen, weiß Christoph Spendel,<br />
dessen Arbeit ihn oft in die „Staaten“<br />
führt. Also vollendetes Jazzer-Glück<br />
in <strong>Frankfurt</strong>? Nicht ganz:<br />
Christoph Spendel trauert<br />
bei aller Freude über „Webi<br />
Jazz“ dem guten alten<br />
„Aufbaustudium Jazz“<br />
nach, das – im Gegensatz<br />
zum jetzigen Angebot – mit<br />
einem Diplom abschloss,<br />
in <strong>Frankfurt</strong> jedoch im Jahr<br />
2004 ausgelaufen war.<br />
Dessen Wiederbelebung<br />
findet Christoph Spendel<br />
wichtig, denn seine<br />
Überzeugung lautet:<br />
„Wenn man in <strong>Frankfurt</strong> als<br />
deutsche Hauptstadt des<br />
Jazz keinen Jazz studieren<br />
kann, ist es so, als wenn<br />
man in Salzburg keinen<br />
Mozart studieren kann.“<br />
Zum Trost: Zumindest das<br />
von den Studierenden privat<br />
finanzierte Weiterbildungs-<br />
Studium bleibt in der<br />
Jazzstadt <strong>Frankfurt</strong> ein<br />
zuverlässiges Angebot der<br />
Hochschule. Den Satz „Wir<br />
freuen uns schon wieder auf<br />
Studiengang) Jazz“ ist in der<br />
Hochschule ein finanziell autarkes<br />
Angebot, das sich selbst trägt.<br />
Drei Ensembles treffen sich im Rahmen des Weiterbildungs-Studiengangs<br />
Jazz wöchentlich mit den Jazz-Dozenten zum gemeinsamen Musizieren, hier<br />
mit Jazzpianist und Hochschulprofessor Christoph Spendel (ganz links).<br />
nächste Woche“ hören die<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Jazz-Dozenten<br />
von Jazz-Musikern, die<br />
In Fragen des Studienniveaus ist der<br />
limitierende Faktor allein die Fähigkeit<br />
des Studierenden und seine persönliche<br />
Ambition, sich im Jazz zu perfektionieren.<br />
„Wer als Jazz-, Popular- oder Schulmusiker<br />
heutzutage keinen Computer bedienen<br />
kann, ist ein Analphabet“, findet Christoph<br />
den größten didaktischen Spagat<br />
hinlegen, und zwar zwischen den<br />
Fachsimpeleien ausgewiesener<br />
Computerfreaks und der Scheu derer,<br />
die ihre Finger bislang zwar am<br />
Instrument, aber noch nicht an der<br />
PC-Tastatur trainiert haben.<br />
schon um sechs Uhr früh in den<br />
Zug steigen, um sich um neun Uhr<br />
morgens noch vor Unterrichtsbeginn<br />
mit Jazz-Skalen warmzuspielen.<br />
Deren Eifer gibt den Dozenten recht:<br />
Der „Webi Jazz“ ist für viele Musiker<br />
zu einem wichtigen Baustein ihres<br />
Spendel, der auch in diesem Metier<br />
Bis zu 20 Studierende zählt der „Webi Musikerberufes geworden. bjh
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Laura Linnenbaum, Daniel Schauf und Gabriel von Zadow versuchen sich am Genre Komödie<br />
„Lachtheater“, ganz professionell<br />
Komödie? Und das im LAB, einem Ort<br />
experimenteller Formen? Meistens<br />
rümpfen wir die Nase, denn das so<br />
genannte Lachtheater dient für viele<br />
„nur“ der mehr oder weniger intelligenten<br />
Unterhaltung, geschrieben aus rein<br />
szenischen und selten literarischen<br />
Gesichtspunkten. Es beruht auf Kalkül und<br />
Konstruktion.<br />
Das „Wie“, Fragen nach Rhythmus,<br />
Timing, Tempo, stehen für die Regie<br />
handwerklich im Vordergrund. Manche<br />
Stücke, etwa die von Feydeau, Labiche,<br />
Ayckbourne oder Frayn, gleichen eher<br />
Ikea-Bauanleitungen. Damit scheinen sie<br />
die „künstlerische Freiheit“ der Regisseure<br />
erheblich einzuschränken. Dennoch bildet<br />
„Komödie“, neben „Realismus“, „Klassik/<br />
Antike“, „Moderne“ und „Postmoderne/<br />
Dekonstruktion/Gegenwartsdramatik“ eine<br />
Säule im Rahmen der Ausbildung.<br />
Szenenfoto aus den Proben zum Komödienabend am 11. <strong>Februar</strong> im „LAB <strong>Frankfurt</strong>“, dem neuen<br />
Proben- und Aufführungsort der Hochschule in der Schmidtstraße 12. Foto: Sophie Linnenbaum<br />
Das Lachen soll uns<br />
nicht vergehen<br />
Das Lachen soll uns auch weiterhin nicht<br />
vergehen. Und - Volker Klotz führt dies in<br />
seinem Buch „Bürgerliches Lachtheater“<br />
sehr überzeugend aus – das Theater ist<br />
eher in der Lage als andere Künste wie<br />
Musik oder Malerei, die Leute auf gezielt<br />
ästhetischem Weg zum Lachen zu bringen.<br />
Die Studierenden sollen also lernen, mit<br />
der Entstellung gewohnter Abläufe und<br />
Verhaltensweisen (Situationskomik),<br />
der Entstellung von empfundenem<br />
„Schönen“ (Typenkomik) und der Brechung<br />
gemeinsamer historischer und sozialer<br />
Erfahrungen (Über- oder Untertreibung)<br />
zu arbeiten. Dazu muss er natürlich<br />
Gesellschaft genau kennen, damit diese<br />
im oft kritischen Erkennen über sich selber<br />
lacht.<br />
Gefragt sind genaue handwerkliche<br />
Anweisungen und eine klare Setzung von<br />
szenischen Wirkungen. Zu entdecken ist<br />
das Paradox der Freiheit innerhalb einer<br />
vorgegebenen Form und die Erzielung<br />
von Reaktionen im Hier und Jetzt.<br />
Zu lernen ist aber auch, dass eine<br />
Aneinanderreihung von szenischen<br />
Einfällen noch kein Ganzes ergibt.<br />
Der Regisseur bekommt in der<br />
Arbeit direkt zurückgespiegelt, was<br />
„funktioniert“ und was nicht.<br />
Zu unserer Arbeitsweise:<br />
Wir haben versucht, eine möglichst<br />
genaue Simulation einer<br />
professionellen Arbeitssituation<br />
nachzuvollziehen. Die Studierenden<br />
mussten ein Stück auswählen,<br />
die Auswahl begründen und eine<br />
konzeptuelle Strichfassung innerhalb<br />
einer festen Aufführungsdauer<br />
(maximal 30 Minuten pro Stück)<br />
erstellen. Jeder bekam ein Budget<br />
für Schauspieler und Ausstattung,<br />
Teams (Bühne und Dramaturgie)<br />
mussten gebildet und in einem<br />
„Vorsprechmarathon“ Entscheidungen<br />
für eine optimale Besetzung getroffen<br />
werden. Die Proben begannen am 11.1.<br />
2010 im LAB in der Schmidtstrasse,<br />
Premiere ist am 10. <strong>Februar</strong> 2010. Die<br />
Produktionen werden von mir betreut,<br />
wobei die Regel gilt: Der Dozent<br />
spricht nur mit den Regisseuren, nicht<br />
mit den Schauspielern.<br />
Was wir erwarten können, sind drei<br />
völlig verschiedene „Beziehungskisten“:<br />
Laura Linnenbaum hat sich<br />
das Stück „Indien“ von Josef Hader/<br />
Alfred Dorfer vorgenommen, ein<br />
Roadmovie über ein ungleiches Paar<br />
von Unsympathen, die sich langsam<br />
näher kommen. Daniel Schauf<br />
überprüft Dario Fo/Franca Rames<br />
Stück „Offene Zweierbeziehung“<br />
auf seine heutige Bühnen- und<br />
Beziehungstauglichkeit und<br />
Gabriel von Zadow wagt sich an<br />
Samuel Becketts Roman „Mercier und<br />
Camier“, eine eher leise Geschichte,<br />
die nach dem Sinn des Lebens fragt.<br />
Prof. Hans-Ulrich Becker<br />
Donnerstag, 11. <strong>Februar</strong><br />
Freitag, 12. Feburar, jeweils 20 Uhr,<br />
Ort: LAB <strong>Frankfurt</strong>, Schmidtstr. 12
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Publikationen der Lehrenden<br />
Buch über<br />
Geschichte<br />
des Tanzes<br />
Die Tanzkritikerin Gabriele Wittmann,<br />
die an der <strong>HfMDK</strong> Tanzgeschichte und<br />
Creative Scientific Writing lehrt, hat<br />
mit zwei Kolleginnen ein Buch über<br />
die US-amerikanische Tanzgeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts am Beispiel<br />
der Choreographin Anna Halprin<br />
veröffentlicht.<br />
Halprin erforschte als Tänzerin die<br />
anatomischen Gegebenheiten des Körpers<br />
und die in ihm angelegte Erlebniswelt. Als<br />
Pädagogin bot sie Simone Forti, Yvonne<br />
Rainer, Meredith Monk und folgenden<br />
Generationen Raum für Explorationen.<br />
Als Choreographin verließ sie die Ebene<br />
der Narration, zerlegte das Theater in<br />
seine Bestandteile und erkundete die<br />
Erfolge unserer<br />
Studierenden<br />
Kompositionsklasse von Prof. Gerhard Müller-Hornbach:<br />
Paul Leonhard Schäffer und Dongjin Bae erhielten für die Kasseler Musiktage<br />
2009 Kompositionsaufträge für ein Kammermusikwerk. Die Uraufführungen von<br />
Die Mahnworte des Ipuwer (für zwei Soprane und Schlagzeug) von Paul Schäffer<br />
und Hin und Her (für Kammerensemble) von Dongjin Bae fanden im Rahmen der<br />
Kasseler Musiktage statt.<br />
Mathias Monrad Moeller komponierte senza 0.1 für Violoncello und Schlagzeug<br />
sowie Integriteter für Stimme, Violoncello und Schlagzeug, ein Stück, das beim<br />
Festival Sallarte Göttingen erklang. Für den LandesJugendChor Schleswig-<br />
Holstein komponierte er ein Sanctus, das unter seiner Leitung in Kiel uraufgeführt<br />
wurde. Im Auftrag des Literaturfestivals textnet.de Leipzig komponierte er<br />
schließlich fünf muspilli-räume für fünf Stimmen nach altdeutschen Texten. Die<br />
Aufführung fand in der Moritzbastei in Leipzig statt.<br />
Jiyoung Kang komponierte für die renommierten Solisten Carin Levine (Flöte)<br />
und Rohan des Saram (Violoncello) Gesang der Ewigkeit II mit mehreren<br />
Aufführungen und Aufnahmen für den SWR und Radio Bremen. Für das<br />
Adevantgarde Festival München komponierte sie Schuhplattler für fünf<br />
Instrumente. Das TIMF-Ensemble realisierte die Uraufführung. Für das Off-<br />
Programm Next Generation der Donaueschinger Musiktage 2009 wählte die Jury<br />
ihre Komposition Gesang der Ewigkeit I aus.<br />
Valentin Haller schrieb Simson und Dalila – eine Komposition, die die Jury des<br />
Off-Programms Next Generation (unter der Leitung von Dr. Julia Cloot) der<br />
Donaueschinger Musiktage für eine Aufführung auswählte.<br />
Se In Seong erhielt beim Hanminsok Kompositions-Wettbewerb für Orchester der<br />
Music Association of Korea den zweiten Preis (ein erster wurde nicht vergeben).<br />
Tun-Yuan Hung führte im August 2009 in Taipeh (Taiwan) seine Komposition Tao-<br />
Hua-Shan für Gesang und traditionelles Instrumentarium auf.<br />
Tanzkritikerin Gabriele Wittmann lehrt<br />
an der <strong>HfMDK</strong> Tanzgeschichte und<br />
Creative Scientific Writing.<br />
Idee der kollektiven Improvisation. Im<br />
gesellschaftlichen Aufbruch der sechziger<br />
und siebziger Jahre kreierte sie in<br />
Kalifornien durch gemeinschaftlich sich<br />
entwickelnde »Scores« Rituale für große<br />
Bevölkerungsgruppen.<br />
Gabriele Wittmann/ Ursula Schorn/ Ronit<br />
Land: „Anna Halprin – Tanz Prozesse<br />
Gestalten“, Verlag K.Kieser, München 2009.<br />
ISBN: 978-3-935456-24-1<br />
Jagoda Szmytkas als Auftrag entstandene Komposition for(UN)F/ALL>>>>talking<br />
thwenty thousand languages to nemo wurde vom SNASH Ensemble in<br />
Salamanca uraufgeführt. Ihre Komposition K RPERWELTEN, study of fragmented<br />
ONE wurde beim Audio Art Festival – Krakau durch Anna Kozera uraufgeführt.<br />
Ihre Musik für Schauspiel DECALOGUE-DIALOGUE, EXQUISITE CORPSE kam<br />
in Vilnius im Rahmen einer Produktion von Yurgen Schoora zur Aufführung.<br />
Ihre Klanginstallation SCREAM wurde zur Eröffnung eines Kulturzentrums in<br />
Warschau der Öffentlichkeit vorgestellt.
O-Töne 8. Jahrgang | Nr. 1 | 4. <strong>Februar</strong> 2010<br />
Erfolge unserer Studierenden<br />
Schauspiel:<br />
Alle Schauspielstudierenden des vierten Ausbildungsjahres sind<br />
bereits vor Ende ihres Studiums an professionellen Häusern tätig.<br />
Im Einzelnen:<br />
Katharina Hackhausen hat ein Engagement am Schauspiel<br />
<strong>Frankfurt</strong> in den Produktionen Roter Ritter Parzival und Mutter<br />
Courage. Für Herbst 2010 hat sie ein Festengagement an den<br />
Münchner Kammerspielen angeboten bekommen.<br />
Yevgenia Korolov hat einen Gastvertrag am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong><br />
in der Produktion Remake Rosemarie. Ab Sommer 2010 wird sie<br />
fest an der Landesbühne Schleswig-Holstein engagiert sein.<br />
Lucie Mackert hat einen Gastvertrag als Aschenputtel am<br />
Staatstheater Karlsruhe und bei der Fliegenden Volksbühne von<br />
Michael Quast am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> erhalten.<br />
Victoria Schmidt ist in der Uraufführung von Uns kriegt ihr nicht<br />
am Staatstheater Mainz beteiligt und wirkt demnächst in einer<br />
Uraufführung von Stephan Seidel am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> mit.<br />
Marios Gavrilis spielt in der Uraufführungs-Produktion Krieg<br />
der Bilder am Staatstheater Mainz und in der Uraufführung von<br />
Stephan Seidel am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> mit. Außerdem hat er<br />
einen Festvertrag am Schauspielhaus Hamburg ab Herbst 2010.<br />
Leonard Hohm ist in der Uraufführung von Uns kriegt ihr nicht<br />
am Staatstheater Mainz engagiert. Im Herbst wird er einen<br />
Festvertrag am Staatstheater Mainz antreten.<br />
Moritz Pliquet hat Engagements in Räubertochter Ronja<br />
am Staatstheater Wiesbaden, Ilias und Krieg der Bilder am<br />
Staatstheater Mainz erhalten und wirkt demnächst in einer<br />
Uraufführung von Stephan Seidel am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> mit.<br />
Er hat einen Festvertrag am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> ab Herbst 2010<br />
angenommen.<br />
Hendrik Vogt hat im kommenden Sommersemester einen<br />
Gastvertrag am Schauspiel Koblenz.<br />
Raúl Semmler hat ein Engagement in Tatort <strong>Frankfurt</strong><br />
am Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> und war an der Produktion des<br />
Kinofilms Die Päpstin beteiligt. Er wird im Herbst 2010 einen<br />
Festvertrag an der Landesbühne Tübingen annehmen.<br />
Schauspiel 3. Studienjahr:<br />
Luise Audersch hat ein Engagement in Phädra am<br />
Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> bekommen.<br />
Instrumente:<br />
Matthias Kowalczyk, Trompete (Klasse Prof. Klaus<br />
Schuhwerk), wird in der Reihe „Stars of Tomorrow“<br />
als Solist mit dem Rundfunkorchester des Bayrischen<br />
Rundfunks das Trompetenkonzert von A. Arutjunjan<br />
aufführen. Außerdem erhielt er eine Einladung, dieses<br />
Konzert als Solist auch mit dem Philharmonischen<br />
Staatsorchester Mainz aufzuführen.<br />
Jonathan deWeerd, Trompete (Klasse Prof. Klaus<br />
Schuhwerk), spielt in dieser Spielzeit als Aushilfe beim<br />
Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam.<br />
Nathalie Amstutz, Harfe (Klasse Prof. Francoise Friedrich)<br />
hat einen Zeitvertrag als Soloharfenistin bei den<br />
Düsseldorfer Symphonikern bekommen.<br />
Simon van Hoecke, Trompete (Klasse Prof. Klaus<br />
Schuhwerk), hat die Aushilfsstelle als Solotrompeter im<br />
Orchestre Philharmonique du Luxembourg gewonnen.<br />
Christine Rauh, Violoncello (Absolventin Klasse Prof.<br />
Gerhard Mantel), hat den Felix-Mendelssohn-Bartholdy-<br />
Wettbewerb in Berlin gewonnen und eine Einladung<br />
zur Gruppe der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker<br />
erhalten.<br />
> Impressum<br />
Herausgeber Thomas Rietschel, Präsident<br />
Konzept Dr. Sylvia Dennerle, Telefon 069/154 007-170,<br />
sylvia.dennerle@hfmdk-frankfurt.de<br />
Redaktion und Layout Björn Hadem, bhadem@arcor.de<br />
Redaktionsbeirat Sylvia Dennerle, Christin Groß-Narten,<br />
Björn Hadem, Prof. Gerhard Müller-Hornbach, Thomas Rietschel,<br />
Prof. Marion Tiedtke<br />
Autoren Florian Ackermann, Ulas Aktas, Bernadette Baas,<br />
Prof. Hans-Ulrich Becker, Albrecht Eitz, Björn Hadem (bjh),<br />
Prof. Dieter Heitkamp, Esther Hirsch, Prof. Bernd Ickert, Thomas<br />
Rietschel, Dr. Marion Saxer<br />
Fotos Björn Hadem (8), Katja Mustonen, Sophie Linnenbaum<br />
Erscheinungsweise zwei- bis fünfmal im Semester<br />
Druck Vario Plus Druck GmbH