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Skript zum Praktikum

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E I N F Ü H R U N G I N D I E M E T H O D E N<br />

D E R T I E R H Y S I O L O G I E<br />

Die Tierphysiologie ist eine Teildisziplin der Zoologie. Sie befasst sich mit den<br />

Funktionen tierischer Gewebe, Organe und Organsysteme, und damit, wie diese<br />

Funktionen und deren Zusammenspiel gesteuert und reguliert werden. Da die<br />

Mechanismen, die zu einer spezifischen Organfunktion führen, auf den physikalischen,<br />

biochemischen und informationsverarbeitenden Eigenschaften der<br />

beteiligten Zellen und Geweben beruhen, sind die Arbeitsweisen der Tierphysiologie<br />

entsprechend vielfältig. Tierphysiologen wenden daher sowohl Methoden<br />

aus der Molekularbiologie an, etwa wenn die Strukturen von Ionenkanälen<br />

oder Antigenen erforscht werden sollen, häufig kommen aber auch<br />

Messverfahren <strong>zum</strong> Einsatz, die ganz andere physikalische Messgrößen erfassen,<br />

wenn beispielsweise die räumliche Auflösung eines Sehorgans, der zeitliche<br />

Verlauf eines Aktionspotenzials, oder die aerodynamischen Eigenschaften eines<br />

Vogelflügels experimentell ermittelt werden.<br />

In diesem Kurs werden Sie in sechs verschiedenen Kurseinheiten mit Fragestellungen<br />

und Messmethoden der Tierphysiologie vertraut gemacht. Dabei<br />

werden Sie Experimente durchführen, die Einblicke in die Funktionsweise<br />

tierischer Organismen und ihrer Organe demonstrieren. Die Experimente werden<br />

teilweise an Tierpräparaten vorgenommen, die Sie selbst herstellen, wie im Herzund<br />

dem Muskelversuch oder beim Elektroretinogramm der Fliege, andererseits<br />

werden Sie auch an Ihrem eigenen Körper arbeiten, wie z.B. beim Belastungs-<br />

EKG im Herzkurs, beim Kursteil Blut und in der Psychophysik.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

MESSVERFAHREN UND SENSOREN<br />

Da die Arbeitsweise der tierphysiologischen Forschung so vielfältig ist, ist es<br />

notwendig, dass Sie sich bei jedem Versuch klar machen, welche Messgröße Sie<br />

erfassen und dass Sie das Verfahren kennen, mit dem diese Größe erhoben wird.<br />

Man unterscheidet dabei zwischen direkten und indirekten Messverfahren.<br />

Während bei einem direkten Messverfahren das Messergebnis direkt am Messgerät<br />

abgelesen werden kann - beispielsweise bei der Längenmessung mit einem<br />

Lineal - wird bei einer indirekten Messung ein Messwandler (Sensor) eingesetzt,<br />

der eine primäre Messgröße, die nur schwierig zu erfassen ist, in eine gut<br />

messbare (sekundäre) Ausgangsgröße umsetzt. Sehr häufig eingesetzt werden<br />

Sensoren, die abhängig von der zu messenden Größe ihre elektrischen Eigenschaften<br />

(Widerstand, Ausgangsspannung, Kapazität, usw. ...) ändern, da<br />

elektrische Signale gut handhabbar sind, insbesondere, wenn noch weitere Signal<br />

verarbeitende Stufen, wie Verstärker oder Filter nachgeschaltet werden müssen.<br />

Jeder Sensor wird durch seine Kennlinie charakterisiert, mit deren Hilfe man die<br />

Umrechnung der Ausgangsgröße zurück in die primäre Messgröße vornehmen<br />

kann. Diese Kennlinie findet man in der Regel im Datenblatt des Herstellers des


Ausgangsspannung bei 10V [mV]<br />

TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 3<br />

Sensors. Hat man dieses Datenblatt nicht zur Hand, oder ändern sich die<br />

Übertragungseigenschaften des Sensors aufgrund seiner Bauweise oder der<br />

speziellen Art der Messanordnung häufiger, so muss man die Messeinrichtung vor<br />

der eigentlichen Messung kalibrieren, d.h. die jeweilige Kennlinie selbst ermitteln<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

Beispiele für indirekte Messverfahren sind die Bestimmung der Stoffkonzentration<br />

in einer Lösung über deren optische Dichte oder die Messung von Muskelkräften<br />

mit einem Biegestabtransducer.<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

F =<br />

U<br />

198.1 − 2.4<br />

y = 198.08 x + 2.3653<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2<br />

Kraft [N]<br />

Abbildung 1: Links: Eine Sensor-Kennlinie aus dem Datenblatt eines Herstellers. Das gewählte<br />

Beispiel zeigt die Kennlinie eines Magnetfeldsensors. Die primäre Messgröße ist hier die<br />

magnetische Feldstärke H y , die Ausgangsgröße des Sensors ist die elektrische Spannung V 0 . Man<br />

kann leicht erkennen, (i) dass der Sensor die Richtung der Messgröße als Vorzeichen des<br />

Messwertes ausgibt, (ii) dass die Kurve im gezeigten Messbereich annähernd linear ist und (iii)<br />

dass der Messfehler (max/min) mit zunehmender Feldstärke größer wird. Rechts: Kennlinie eines<br />

Biegestabtransducers, wie er im Kurspraktikum eingesetzt wird. Der Zusammenhang zwischen der<br />

gemessenen Kraft und der Ausgangsspannung des Sensors ist auch hier annähernd linear, dadurch<br />

kann der primäre Messwert (=Kraft F) aus der Sensorantwort (=elektrische Spannung U) mit einer<br />

sehr einfachen Formel, einer Geradengleichung, berechnet werden.


KASTEN 1: FUNKTIONSWEISE EINES BIEGESTABTRANSDUCERS ZUR MESSUNG VON KRÄFTEN<br />

Ein Beispiel für ein indirektes Messverfahren, das Sie in diesem Kurs kennen lernen<br />

werden, ist die Messung von Kräften mit Hilfe eines Biegestabtransducers. Der hier im<br />

Kurs verwendete Typ ist aufgebaut aus einem Metallstab, auf den vier einzelne<br />

Dehnungsmessstreifen (DMS) befestigt sind. Bei den DMS handelt es sich um Bauteile,<br />

deren elektrischer Widerstand zunimmt, wenn sie gedehnt werden. Die vier DMS in<br />

unserem Biegestabtransducer sind zu einer so genannten Wheatstone-Messbrücke<br />

verschaltet, wie sie in der<br />

nebenstehenden Abbildung<br />

R 3<br />

R 4<br />

+<br />

U<br />

-<br />

R 2<br />

R 1<br />

dargestellt ist. An zwei<br />

„gegenüber liegenden“<br />

Knotenpunkten der Brücke<br />

wird eine konstante<br />

Spannungsquelle (U) angelegt,<br />

an die anderen zwei ein<br />

Spannungs-Messgerät.<br />

R 1 und R 4 bzw. R 2 und R 3<br />

bilden jeweils einen<br />

Spannungsteiler, wobei die<br />

beiden Widerstände eines<br />

Zweiges jeweils auf gegenüber<br />

liegenden Seiten des<br />

Biegestabes angebracht werden: R 4 und R 2 auf der einen, R 1 und R 3 auf der anderen<br />

Seite. Da im Ruhezustand (=Metallstab gerade) alle DMS gleich lang sind, sind auch alle<br />

Widerstände gleich groß, das Spannungsmessgerät zeigt deshalb eine Spannungsdifferenz<br />

von 0 V an.<br />

Belastet man den Stab nun mechanisch, wird er in eine Richtung verbogen. In beiden<br />

Spannungsteilern wird daher jeweils ein DMS gedehnt, der andere gestaucht, die<br />

Widerstandswerte in den Spannungsteilern ändern sich entsprechend ihrer Lage auf<br />

dem Stab, so dass sich die Potenziale an beiden Anschlüssen des Messgerätes nun<br />

gegensinnig verändern. Die Spannungsdifferenz ist dabei proportional zur<br />

aufgewendeten Kraft, ihr Vorzeichen gibt die Richtung der Kraftwirkung an.<br />

Die Wheatstone - Messbrücke ist in Sensorschaltungen weit verbreitet, weil sie einfach<br />

aufzubauen ist und sehr präzise arbeitet. Durch Verwendung unterschiedlicher<br />

Materialien können ganz unterschiedliche Messgrößen in Spannungen umgewandelt<br />

werden.<br />

Eine anschauliche, interaktive Animation <strong>zum</strong> Prinzip der Messbrücke finden Sie im<br />

Internet unter: http://www.bipede.de/Downloads/DMS_Voll.swf<br />

(Anmerkung: In dieser Animation müssen Sie auf den schwarzen Punkt klicken und ihn<br />

bewegen, um den virtuellen Biegestab zu verformen)


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 5<br />

MESSGERÄTE<br />

Die meisten Sensoren wandeln eine primäre Messgröße in eine Spannung um. Da<br />

sich im Verlauf eines Experiments in der Regel der Betrag der Messgröße und<br />

damit die Ausgangsspannung des Sensors ändert, ist es zweckmäßig, die<br />

Messung mit einem Gerät vorzunehmen, das nicht nur das momentane<br />

Messsignal, sondern das auch dessen zeitlichen Verlauf sichtbar macht. Bis vor<br />

wenigen Jahren verwendete man dafür ein Oszilloskop, dessen Funktionsweise<br />

Sie in jedem Physikbuch nachlesen können. Stand der Technik sind heutzutage<br />

volldigitale Datenerfassungssysteme, die alle Funktionen eines Oszilloskops<br />

bieten und sich ganz ähnlich bedienen lassen, die zusätzlich aber auch alle<br />

ankommenden Signale digital speichern, so dass die Messwerte auch nach der<br />

Messung zur Verfügung stehen. Im Kurs verwenden wir als Datenerfassungsund<br />

-analysesystem PowerLab und die Software Chart. Eine Einführung zur<br />

Bedienung der Software erhalten Sie im Kurs.<br />

Abbildung 2: Prinzip der digitalen Datenerfassung mit Powerlab<br />

ERFASSUNG ANALOGER SIGNALE MIT DIGITALER TECHNIK<br />

Die Messdaten, die bei biologischen Messungen anfallen, sind in der Regel<br />

kontinuierliche („analoge“) Signale. Während diese im herkömmlichen<br />

Oszilloskop lediglich verstärkt werden mussten und dann direkt auf die<br />

Ablenkplatten der Vertikalablenkung geschaltet wurden, ist es bei der Erfassung<br />

analoger Signale mit digitalen Geräten notwendig, den Signalverlauf mit Hilfe<br />

eines Analog-Digital Wandlers (Analog-Digital Converter oder kurz: ADC) in eine<br />

Folge von diskreten Daten umzuformen. Die wichtigsten Parameter, über die ein<br />

ADC verfügt, sind die Abtastrate und die Abtasttiefe. Da sie ganz wesentlich die<br />

Qualität der Messdaten bestimmen, wird hier auf die Bedeutung beider Größen<br />

näher eingegangen.


DIE ABTASTRATE<br />

Die Abtastrate oder Abtastfrequenz (auch sampling rate oder Samplerate<br />

genannt) wird in Hz angegeben und bestimmt die zeitliche Auflösung, mit der die<br />

Messdaten erfasst werden. Eine Abtastrate von 44 kHz bedeutet <strong>zum</strong> Beispiel,<br />

dass jede Sekunde des gemessenen Signals in 44.000 einzelne Datenpunkte<br />

umgewandelt wird.<br />

Je höher die Abtastrate ist, desto besser ist die Qualität der Aufzeichnung in der<br />

zeitlichen Domäne, d.h. höhere Frequenzen können noch ausreichend in einer<br />

späteren Analyse ausgewertet werden. Da die Anzahl der je Zeiteinheit<br />

aufgenommenen Datenpunkte mit der Abtastrate ansteigt, führt eine zu hohe<br />

Abtastrate allerdings auch zu einem höheren Speicherverbrauch, weswegen die<br />

Abtastrate an die zu erwartende Geschwindigkeit angepasst werden sollte, mit<br />

denen sich das zu messende Signal ändert.<br />

Eine Regel für die richtige Wahl der Abtastrate ergibt sich aus dem Nyquist-<br />

Shannon-Theorem. Demnach ist es möglich, den Wellenverlauf eines analogen<br />

Signals vollständig zu rekonstruieren, wenn die Samplerate dem doppelten der<br />

höchsten Frequenz entspricht, die im analogen Signal vorkommt. Will man also<br />

noch Änderungen in einem Signal aufspüren können, die sich innerhalb einer<br />

Millisekunde abspielen, ist eine Samplerate von mindestens 2 kHz erforderlich,<br />

denn 1 ms entspricht der Periodendauer eines Signals mit einer Frequenz von 1<br />

kHz.<br />

DIE ABTASTTIEFE<br />

Die Abtasttiefe oder Bit-Tiefe des Signals bestimmt, wie viele Bits der Rechner<br />

intern verwendet, um den analogen Wert eines einzelnen Samples darzustellen.<br />

Je größer die Abtasttiefe ist, desto geringer ist der minimale<br />

Amplitudenunterschied, der bei der A/D Konversion erkannt wird: Bei einer<br />

Abtasttiefe von 8 Bit wird der analoge Messwert als Zahl zwischen 0 und 255<br />

dargestellt, bei 16 Bit kann er bereits 65536 unterschiedliche Werte annehmen.<br />

Auch für die Abtasttiefe gilt: Je höher sie ist, desto mehr Speicher wird<br />

verbraucht. Allerdings ist die Abtasttiefe in vielen Fällen durch die verwendete<br />

Hardware festgelegt.<br />

Der von Ihnen im Rahmen dieses Kurses verwendete ADC heißt PowerLab 26T<br />

und verfügt neben 4 unabhängigen Eingangskanälen noch über Ausgänge, über<br />

die Signale zur Stimulation (z.B. für den Nerv- oder den Muskelkurs) erzeugt<br />

werden können. Seine Abtasttiefe beträgt 24 Bit, die maximale Samplerate<br />

beträgt 400 kHz, wenn nur ein Kanal verwendet wird. Beim Mehrkanal-Betrieb<br />

müssen sich die Kanäle diese Abtastrate (bzw. die Rechenleistung des ADCs)<br />

„teilen“ – entsprechend sinkt sie beim Einsatz von vier Messkanälen auf 100 kHz<br />

je Kanal ab.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 7<br />

PHYSIKALISCHE GRÖßEN UND IHRE EINHEITEN<br />

Im <strong>Praktikum</strong> - und ganz allgemein in empirischen Experimenten werden<br />

Messergebnisse immer in der zur Messgröße passenden Einheit angegeben<br />

werden. Auch wenn Sie wegen der Anwendung eines indirekten Messverfahrens<br />

letztlich eine ganz andere Größe bestimmen, Sie also z.B. Spannungsänderungen<br />

anstelle von Kräften messen, müssen Sie die Daten für das Protokoll immer in<br />

die Messgröße umrechnen und die richtige Einheit angeben. Oft werden die<br />

gemessenen Signale noch verstärkt, was Sie bei der Angabe der Messgröße<br />

berücksichtigen müssen. Durch die Verwendung der oben genannten volldigitalen<br />

Messanordnungen wird Ihnen diese Arbeit extrem erleichtert: Sie können bei der<br />

Kalibrierung angeben, wie die am ADC ankommenden elektrischen Signale in die<br />

jeweils richtige Messgröße und deren Einheit umgerechnet werden sollen, den<br />

Rest erledigt die Software für Sie und Sie erhalten die Messergebnisse<br />

automatisch in den von Ihnen vorgegebenen Einheiten und mit den<br />

entsprechenden Umrechnungsfaktoren. Damit dabei allerdings keine Fehler<br />

auftreten, müssen Sie sich umso mehr darüber klar sein, welche Messgröße sie<br />

eigentlich erfassen wollen und wie die Messwerte des Sensors in die jeweilige<br />

Messgröße umgerechnet werden. Zu Ihrer Erinnerung enthält eine<br />

(unvollständige) Auflistung von häufig in der Tierphysiologie vorkommender<br />

Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />

Tabelle 1: Gebräuchliche Messgrößen in der Tierphysiologie<br />

Messgröße<br />

Formelzeich<br />

Mechanische Größen und Einheiten en<br />

Einheit und Abkürzung<br />

Länge l,s,r Meter m<br />

Masse m Kilogramm kg<br />

Zeit t Sekunde s<br />

Frequenz f Hertz Hz<br />

Kraft F Newton N<br />

Druck P Pascal Pa<br />

Größen und Einheiten aus der Optik<br />

Lichtstärke I Candela cd<br />

Wellenlänge λ (lambda) Meter m<br />

Elektrische Größen und Einheiten<br />

Elektrische Ladung Q Coulomb C<br />

elektr. Stromstärke I Ampere A<br />

elektr. Spannung U Volt V<br />

elektr. Widerstand R Ohm Ω<br />

Größen und Einheiten aus der Wärmelehre<br />

Temperatur T Kelvin K<br />

Celsius-Temperatur t Grad Celsius °C<br />

Energie und Leistung<br />

Leistung P Watt W<br />

Energie E Joule J<br />

Größen und Einheiten aus der Chemie<br />

Stoffmenge n Mol mol


... EIN PAAR WORTE ZUR HILFSEINHEIT BEL BZW. DEZIBEL<br />

Häufig werden Messwerte in Bel (B) oder Dezibel (dB) angegeben. Das Dezibel<br />

taucht in Tabelle 1 nicht auf, weil es lediglich eine Hilfseinheit ist, die das<br />

Verhältnis zweier Signalpegel beschreibt. Es wird immer dann verwendet, wenn<br />

Messwerte in Relation zu einem Referenzwert gemessen werden – das ist<br />

beispielsweise bei Verstärkungs- oder Dämpfungsfaktoren zweckmäßig. Die<br />

Hörschwelle, die Sie im Kursteil Psychophysik bestimmen werden, ist ein Beispiel<br />

aus dem Kurs, in dem sie in dB messen werden. Ein Bel kennzeichnet den<br />

dekadischen Logarithmus des Verhältnisses zweier gleichartiger Leistungs- bzw.<br />

Energiegrößen P 1 und P 2 , das Dezibel ist einfach der zehnte Teil eines Bels:<br />

Da das dB eine logarithmische Größe ist, sollte man sich wieder ein wenig mit<br />

den Rechenregeln vertraut machen, die beim dekadischen Logarithmus <strong>zum</strong><br />

Glück recht einfach sind:<br />

10 dB entsprechen einem Verhältnis des Signals P2 zur Referenz P1 von 10:1.<br />

Und weil<br />

gilt, entspricht ein Signalpegel von -10 dB einem Zehntel des Referenzsignals.<br />

Die Leistung eines Signals mit einem Pegel von 3dB ist deswegen ungefähr<br />

doppelt so groß, wie die Referenz:<br />

Zu beachten ist noch, dass Leistungs- bzw. Energiegrößen proportional zu den<br />

Quadraten der einwirkenden Effektivwerte der betreffenden Feldgrößen sind (in<br />

der Akustik wäre dies der Schalldruck; in der Elektrizität die Stromstärke oder<br />

auch die Spannung).<br />

Das trifft auf die von uns gemessenen Messgrößen (Spannungspegel oder<br />

Schalldruck) zu; daher erweitern wir die Gleichung und formen um:<br />

... aber dazu mehr im Psychophysik-Teil des <strong>Praktikum</strong>s ...


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 9<br />

DARSTELLUNG VON MESSERGEBNISSEN IN EINEM PROTOKOLL<br />

Messwerte werden in einem Protokoll übersichtlich in Diagrammen oder Tabellen<br />

dargestellt und zusätzlich im Textteil des Ergebnisteils verbal beschrieben.<br />

Bei der Verwendung von Diagrammen sind folgende Dinge zu beachten:<br />

Ein Diagramm kann nur dann vollständig sein, wenn an den Achsen die<br />

richtigen Messgrößen angegeben sind (das gilt insbesondere auch in<br />

Klausuren !). Hierbei können die Namen der Messgrößen, ihre gängigen<br />

Formelzeichen (vgl. eine (unvollständige) Auflistung von häufig in der<br />

Tierphysiologie vorkommender Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />

Tabelle 1) oder beides verwendet werden.<br />

Bei Diagrammen, die gemessene Daten enthalten, sind die Achsen<br />

zusätzlich mit Intervallmarken und Zahlenwerten zu beschriften. Die<br />

Einheiten der Messgrößen müssen dann (in runden oder eckigen<br />

Klammern) hinter die Bezeichnung der Messdaten gesetzt werden (vgl.<br />

Abbildung 1). Diagramme, die dagegen lediglich schematisch einen<br />

Zusammenhang zwischen zwei Größen veranschaulichen sollen, die aber<br />

nicht auf gemessenen Daten beruhen, müssen keine Einheiten und<br />

Zahlenwerte an den Achsen enthalten - außer, dieser Zahlenwert ist für<br />

die vollständige Darstellung des Zusammenhangs der dargestellten Größen<br />

notwendig (dies gilt z.B. oft für den Nullpunkt eines Diagramms).<br />

Im Allgemeinen werden die Messgrößen so auf die Achsen des Diagramms<br />

übertragen, dass „y von x abhängt“ und nicht umgekehrt - bei Diagrammen,<br />

die eine zeitliche Abfolge von Messwerten enthalten, wird daher<br />

normalerweise die Zeit entlang der x-Achse dargestellt.<br />

Vorsicht bei der Erstellung von Diagrammen in Excel oder ähnlichen<br />

Programmen! Häufig ist die Funktion „Kurve glätten“ in der Grundeinstellung<br />

des Grafik-Editors aktiviert, was zu „runderen“ Kurvenverläufen<br />

führt, die zwar „harmonischer“ aussehen, die aber nicht die<br />

tatsächlich gemessenen Werte darstellen. Die Verwendung derartiger<br />

Funktionen sollte vermieden werden, oder, wenn überhaupt, nur unter<br />

Angabe eines vernünftigen Grundes geschehen (meistens gibt es dafür<br />

keinen ...)<br />

Diagramme und Tabellen müssen Legenden enthalten, ähnlich denen, die Sie<br />

unter den Abbildungen in diesem Kapitel finden. Eine Abbildungslegende soll den<br />

Inhalt der Abbildung kurz beschreiben, ohne auf die Details einzugehen, diese<br />

sollen im Text des Ergebnisteils beschrieben werden. Die in einer Abbildung<br />

verwendeten Symbole und ihre Bedeutung müssen dagegen in der<br />

Abbildungslegende angegeben sein.<br />

... Und noch ein Hinweis: Die meisten Textverarbeitungsprogramme bieten<br />

Funktionen an, mit denen Abbildungen unmittelbar nach dem Einfügen in das<br />

Dokument beschriftet werden können. Bei der Erstellung der Abbildungs-


eschriftung vergeben diese Programme der Abbildung oder Tabelle auch gleich<br />

eine laufende Nummer, auf die Sie aus dem Text quer verweisen können. Wenn<br />

Sie danach noch weitere Abbildungen auf dieselbe Weise einfügen, so<br />

aktualisieren diese Programme automatisch die Nummerierung der Abbildungen<br />

und auch die Nummern in den entsprechenden Querverweisen im Text. Auf jede<br />

Abbildung oder Tabelle muss sich übrigens mindestens ein Querverweis aus dem<br />

Text beziehen.<br />

Machen Sie sich bei der Erstellung Ihrer Protokolle am Besten gleich mit den<br />

Möglichkeiten vertraut, die Ihr bevorzugtes Textverarbeitungsprogramm bietet,<br />

sie werden diese Funktionen später, z.B. bei der Abfassung Ihrer Bachelor- oder<br />

Masterarbeit zu schätzen wissen ...


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 11<br />

1. N E R V E N P H Y S I O L O G I E<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

Nervensysteme sind aus einzelnen Nervenzellen<br />

aufgebaut. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Körperzellen sind Nervenzellen erregbar, d. h.<br />

sie antworten bei Depolarisation des Membranpotentials nach Überschreiten der<br />

Feuerschwelle mit Aktionspotentialen, die im Axon (Nervenfaser) fortgeleitet<br />

werden. Solche Depolarisationen werden in der biologischen Situation bei<br />

Nervenzellen durch postsynaptische Potentiale im Bereich der Synapsen, bzw. bei<br />

Sinnesrezeptoren durch die durch physikalische oder chemische Reize erzeugten<br />

Rezeptorpotenziale ausgelöst. Im physiologischen Experiment können sie durch<br />

elektrische Reize ausgelöst werden.<br />

Einige Eigenschaften der Erregungsvorgänge bei Nervenzellen sollen in diesem<br />

Versuchsabschnitt experimentell untersucht werden. Leider können Sie nicht -<br />

was didaktisch besonders günstig wäre - am einzelnen Axon mit intrazellulärer<br />

Ableittechnik arbeiten. Aus methodischen Gründen müssen wir einen Nerv mit<br />

vielen Axonen (N. ischiadicus des Krallenfrosches) verwenden und extrazelluläre<br />

Summenaktionspotenziale ableiten. Das Summenaktionspotenzial ist die<br />

Resultierende aus allen extrazellulär messbaren Aktionspotenzialen der einzelnen<br />

Axone in einem Nerv.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus dem Modul Tierphysiologie I und aus der Wirbeltieranatomie<br />

sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses unerlässlich:<br />

Neuroanatomie: Aufbau eines motorischen, eines sensorischen und eines<br />

gemischten Nervs (afferente, efferente Fasern), Neuron, Soma, Dendrit,<br />

Axon, Kollaterale, Synapse, myelinisierte und unmyelinisierte Axone,<br />

Ranvier'scher Schnürring.<br />

Ruhepotential: Intrazelluläre Potentialmessung, Ionenverteilung an der<br />

Axonmembran, Na+- und K+-Gleichgewichtspotential, Leitfähigkeit<br />

(Permeabilität) für Na+ und K+, Ionenpumpen, elektrisches Ersatzschaltbild<br />

für die Entstehung des Ruhepotentials, Nernst- und Goldmann-Gleichung,<br />

Veränderung des Ruhepotentials bei Änderung der Na+- und K+-<br />

Konzentration.<br />

Passive elektrische Eigenschaften der Nervenzelle: Ruhemembranwiderstand,<br />

Membrankapazität, intrazellulärer Längswiderstand, Elektrotonische<br />

(passive) Ausbreitung, Membranzeitkonstante, Membranlängskonstante,<br />

lokale Antwort.


Na + /K + -Aktionspotential (AP): Zeitverlauf des APs, Erregungsschwelle,<br />

Alles-oder-Nichts Regel, Permeabilität für Na+ und K+ während des APs,<br />

schnelles Na+-System mit Inaktivierung, Hodgkin-Huxley Zyklus, relative<br />

und absolute Refraktärzeit, Veränderung des APs bei Änderung der Na+und<br />

K+-Konzentration, Unterschied zwischen intrazellulär und extrazellulär<br />

abgeleiteten APs.<br />

Fortleitung des APs: Unterschied zwischen passiver und aktiver Erregungsfortleitung,<br />

Erregungsleitung an myelinisierten und unmyelinisierten<br />

Axonen, Abhängigkeit der Leitungsgeschwindigkeit vom Axondurchmesser.<br />

Summenaktionspotential (SAP): Unterschied zwischen dem AP einer Einzelfaser<br />

und dem SAP eines Nervs, Form und Ableitung eines diphasischen<br />

SAP, Beziehung zwischen Amplitude des SAP und Reizintensität.<br />

Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />

Verkabelung einer elektrophysiologischen Messapparatur, extrazelluläre Ableitung<br />

eines Summenpotentials, Auswertung und Aufbereitung<br />

elektrophysiologischer Daten.<br />

LITERATUR<br />

KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Neurowissenschaften, Spektrum<br />

Hervorragend verständliche Zusammenfassung der gesamten<br />

Neurowissenschaften mit Betonung der Verhältnisse beim Säuger.<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />

Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />

Aspekte.<br />

MOYES/SCHULTE: Principles of Animal Physiology, Pearson -Gibt guten Überblick.<br />

Aufgrund der Kürze manchmal etwas schwer verständlich.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie<br />

Weiterhin empfehlenswert (für Spezialisten):<br />

ZIGMOND/BLOOM/LANDIS/ROBERTS/SQUIRE: Fundamental Neuroscience.<br />

Modernes Standardwerk für angehende Neurobiologen mit Schwerpunkt<br />

Physiologie und zelluläre Mechanismen.<br />

KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Principles of Neural Sciences, 4th Edition. (2000)<br />

Ebenfalls ein Standardwerk mit Schwerpunkt Säuger/Mensch. Achtung -<br />

ältere Auflagen sind wirklich veraltet!


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 13<br />

PRÄPARIERBESTECK<br />

1 spitze Pinzette<br />

1 feine spitze Schere<br />

1 größere Schere<br />

1 feine Schere<br />

VERSUCHE<br />

1. Passive Eigenschaften der Nervenzellmembran<br />

Modell der passiven Eigenschaften der Nervenmembran<br />

Dieser Versuchsteil dient dem Kennenlernen der Ableitmethode und der Messung<br />

von passiven Membraneigenschaften einer Nervenzelle.<br />

Die Messungen werden an einem Modell der Nervenzellmembran (Kette von RC-<br />

Gliedern) durchgeführt. Jedes Glied dieser Kette repräsentiert einen kleinen<br />

Membranabschnitt mit Membranwiderstand und Membrankapazität. Die einzelnen<br />

Glieder sind durch den Innenwiderstand der "Intrazellulärflüssigkeit" verbunden.<br />

Der Außenwiderstand der Extrazellulärflüssigkeit wird als sehr klein angenommen.<br />

An diesem Modell sollen Sie die Membranzeitkonstante<br />

und die Membranlängskonstante<br />

messen.<br />

2. Versuchsdurchführung<br />

Öffnen Sie in Chart den File „Membranmodell.adiset“. Verbinden Sie den<br />

Stimulusausgang des Powerlabs mit dem Eingang des Membranmodells.<br />

Verbinden Sie außerdem den Stimulusausgang mit dem Kanal 1 des Powerlabs.<br />

Verbinden Sie die Ableitelektroden mit Kanal 2 des Powerlabs. Stellen Sie in<br />

Chart im Stimulator Panel eine Reizamplitude von 5 V und eine Reizdauer von<br />

200 ms ein.


Abb. 1: Versuchsaufbau Membranmodell<br />

2.1 Registrieren Sie den Spannungsverlauf, der sich an den verschiedenen<br />

Messpunkten des Modells ergibt und notieren Sie die Amplitudenwerte in einer<br />

Tabelle. Beschreiben Sie die charakteristischen Unterschiede.<br />

2.2 Ermitteln Sie aus der Maximalamplitude an den verschiedenen Messpunkten<br />

die Längskonstante des Modells, indem sie in einem Diagramm die<br />

Maximalamplituden über die Entfernung vom Reizort auftragen (Modell ausmessen!).<br />

Wie könnte die Längskonstante verändert werden?<br />

2.3 Welche Reizstärke müssten Sie mindestens am Reizgerät einstellen um an<br />

den einzelnen Messpunkten jeweils ein Aktionspotential auszulösen, wenn man<br />

einen Schwellenwert von 0,4 V annimmt?<br />

2.4 Bestimmen Sie die Zeitkonstante des Spannungsverlaufs am ersten<br />

Messpunkt nach dem Reizort und speichern Sie den Verlauf für Ihr Protokoll als<br />

pdf. Vergleichen Sie diesen Wert mit den Membranzeitkonstanten, die bei<br />

Nervenzellmembranen auftreten. Wie sieht der Spannungsverlauf der Antwort<br />

am letzten Messpunkt aus? Speichern Sie diesen Spannungsverlauf <strong>zum</strong><br />

Vergleich ebenfalls (passen Sie die Skalierung der Y-Achse so an, dass beide<br />

Signale ungefähr gleich groß dargestellt werden).<br />

2.5 Diskutieren Sie die Auswirkungen der Zeitkonstante auf die Geschwindigkeit<br />

der Erregungsleitung und auf die Erregungsleitung von sehr kurzen Signalen<br />

(z.B. 2 ms Reizdauer).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 15<br />

ABLEITUNG EINES SUMMENAKTIONSPOTENTIALS (SAP)<br />

Präparation des Nervus ischiadicus<br />

- wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />

Ein Frosch wird mit einer Guillotine dekapitiert und sein Rückenmark durch<br />

Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört. Anschließend wird das<br />

Präparat enthäutet und mit Ringerlösung abgespült. Nach diesem Arbeitsgang<br />

sollten auch alle Instrumente und die Hände sorgfältig gereinigt werden, um das<br />

giftige Hautsekret zu entfernen.<br />

Die Bauchhöhle des Frosches wird geöffnet und die Eingeweide entnommen.<br />

Die beiden nun freiliegenden Ischiadicus-Nerven werden mit einem Bindfaden<br />

abgebunden. Dazu wird vorsichtig eine kleine Pinzette unter einen Ischiadicus<br />

kurz hinter seinem Austritt aus dem Wirbelkanal durchgeschoben und ein mit<br />

Ringerlösung angefeuchteter Zwirnfaden unter dem Nerv durchgezogen und fest<br />

um den Nerv geknotet. Das kürzere Ende des Fadens wird dicht am Knoten<br />

abgeschnitten, das andere Ende dient später als Haltegriff. Die Nerven werden<br />

nun proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere durchtrennt und bis <strong>zum</strong><br />

Eintritt in den Oberschenkel freipräpariert. Nun wird das Becken durch einen<br />

Schnitt in der Medianebene halbiert. Jede Gruppe führt nun an einem der beiden<br />

Froschbeine die Präparation fort.<br />

- weitere Präparation wird von den Praktikanten durchgeführt<br />

Ein isolierter Nerv ist ein lebendes und sehr empfindliches Gewebe; er sollte<br />

daher schonend behandelt werden. Dehnen Sie oder fassen Sie den Nerv niemals<br />

mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />

Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen auseinandergedrückt<br />

bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerv über die ganze<br />

Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei. Beim Anheben<br />

des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich abgehende<br />

Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Durchtrennen Sie<br />

Kollaterale direkt am Nerv, indem Sie vom Nerv weg schneiden. Beim<br />

Abschneiden sollte die Schere vom Nerv weg weisen. Entfernen Sie mit einer<br />

Pinzette alle restlichen Bindegewebskontakte.<br />

Wenn Sie am Kniegelenk angelangt sind, durchtrennen Sie den Nerv und legen<br />

Sie ihn in eine Petrischale mit Ringerlösung. Den Rest des Froschbeines legen Sie<br />

bitte in eine Präparierschale, decken es mit ringer-feuchtem Filtrierpapier ab und<br />

stellen es in den Kühlschrank. Eventuell kann es von den Studenten des "Muskel-<br />

Versuches" noch als Ersatzpräparat verwendet werden.<br />

Versuchsaufbau Ableitapparatur<br />

Verkabeln Sie den Versuchsaufbau. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />

Verschaltung finden Sie in der folgenden Abb.1 "Versuchsaufbau Nerv".<br />

Verbinden Sie dabei die Reizelektroden mit der Ableitkammer so, dass die<br />

Kathode (schwarze Buchse) benachbart zu den Ableitelektroden liegt (warum?).


3. Messung des Reizartefakts<br />

Abb. 2: Versuchsaufbau Nerv<br />

Öffnen Sie in Chart den File „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie im Stimulator<br />

Panel eine Reizamplitude von ca.3 V und eine Reizdauer von 200µs. Legen Sie<br />

einen mit Ringerlösung befeuchteten Faden über die Elektroden der Ableitkammer<br />

und reizen Sie mit Einzelreizen. Speichern Sie das abgeleitete Signal für<br />

Ihr Protokoll. Wie lässt sich dieses erklären?<br />

4. Ableitung eines fortgeleiteten diphasischen Summenaktionspotentials<br />

bei unterschiedlichen Reizstärken<br />

Ein Summenaktionspotential (SAP) entsteht bei synchroner Erregung mehrerer<br />

oder sämtlicher Axone eines Nervs. Die Ableitung erfolgt extrazellulär. Gemessen<br />

wird die Summe aller extrazellulär abgeleiteten Aktionspotenziale der einzelnen<br />

Axone im Nerv. Der N. ischiaticus setzt sich aus unterschiedlichen Fasertypen<br />

zusammen. Da diese unterschiedliche Leitungsgeschwindigkeiten besitzen, hängt<br />

die Form des SAPs von Abstand zwischen Reiz- und Ableitelektroden, als auch<br />

vom Abstand zwischen den Ableitelektroden ab. Die Amplitude des SAPs hängt<br />

von der Anzahl und Dicke der erregten Axone ab. Je höher die Reizamplitude,<br />

desto mehr Axone werden erregt und desto höher ist die gemessene Amplitude


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 17<br />

des SAPs. Bei der Reizamplitude unterscheidet man zwischen der Schwellenreizstärke<br />

(kleinste Reizamplitude, die eben noch ein messbares SAP auslöst)<br />

und der Maximalreizstärke (Reizamplitude, ab der eine weitere Vergrößerung<br />

keine Zunahme der SAP-Amplitude bewirkt).<br />

Versuchsdurchführung und Auswertung:<br />

Bevor der Nerv jeweils für eine Messreihe in die Ableitkammer quer über die<br />

Reiz- und Messelektroden gelegt wird, müssen Sie sich über die gesamte<br />

Aufgabe klar geworden sein und alle Einstellungen richtig vorgenommmen<br />

haben. Erst dann wird der Nerv platziert, eine Messreihe zügig durchgemessen,<br />

und dann der Nerv in die Ringerlösung zurückgelegt. Zwischen zwei Messreihen –<br />

jedoch nie innerhalb einer Messreihe – kann der Nerv auch mit Ringerlösung<br />

beträufelt werden. Das Beträufeln mit Ringerlösung, das Bewegen des Nervs auf<br />

den Elektroden, sowie das Antrocknen des Nervs bei langen Messzeiten<br />

verändern die Ableitbedingungen und somit die Messergebnisse innerhalb einer<br />

Messreihe!<br />

4.1 Darstellung eines SAPs:<br />

Wählen Sie im Stimulator Panel eine Reizamplitude von ca.3 V. Platzieren Sie<br />

nun das Präparat und stellen Sie ein typisches SAP dar, das Sie für Ihr Protokoll<br />

abspeichern. Verändern Sie nun den Abstand zwischen den Reiz- und den<br />

Ableitelektroden sowie zwischen den Ableitelektroden. Wie verändern sich die<br />

Form und die Amplitude des SAPs? Erklären Sie Ihre Beobachtungen.<br />

4.2 Abhängigkeit der SAP Amplitude von der Reizstärke:<br />

Stecken Sie nun die Ableitelektroden reizortnah in die Ableitkammer, stellen Sie<br />

die Reizamplitude auf 10 mV und erhöhen schrittweise langsam die<br />

Reizamplitude. Messen Sie die Amplitude des SAPs in Abhängigkeit von der<br />

Reizamplitude und tragen Sie die Werte in eine Tabelle ein. Achtung: der<br />

Differenzverstärker verstärkt die Signale um den Faktor 100. Erstellen Sie ein<br />

Diagramm über die Zunahme der SAP-Amplitude in Abhängigkeit von der<br />

Reizamplitude. Bestimmen sie die Minimal- und Maximalreizstärke.<br />

5. Bestimmung der Geschwindigkeit der Erregungsleitung<br />

In diesem Experiment sollen Sie feststellen, wie groß die Geschwindigkeit ist, mit<br />

der Aktionspotentiale im Froschnerv weitergeleitet werden.<br />

Das Prinzip der Geschwindigkeitsmessung besteht darin, dass das vom Reiz<br />

ausgelöste SAP einmal nahe am Reizort und einmal in einem weiteren Abstand<br />

vom Reizort registriert wird. Aus dem Abstand zwischen den beiden<br />

Ableitelektrodenpaaren (s) und dem ermittelten Zeitunterschied (∆t) zwischen<br />

den abgeleiteten SAPs kann die Leitungsgeschwindigkeit (v) errechnet werden<br />

(v=Δs/Δt). Die Reizung sollte mit der Maximalreizstärke erfolgen.


Durchführung und Auswertung:<br />

5.1 Leiten Sie mit einer Serie von Einzelreizen erst das SAP an reiznahen<br />

Ableitelektroden ab. Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizfernere Position<br />

um und wiederholen Sie die Messung. Die Elektrodenpaare sollten bei diesem<br />

Versuch möglichst weit auseinander stehen, um die Länge des Nervs maximal zu<br />

nutzen.<br />

5.2 Bestimmen Sie die Zeitdifferenz zwischen den beiden SAP-Gipfeln und den<br />

Abstand zwischen den beiden Ableitelektrodenpaaren. Errechnen Sie daraus die<br />

Leitungsgeschwindigkeit in m/s.<br />

5.3 Vergleichen Sie Ihre Werte mit den Literaturwerten für die verschiedenen<br />

Fasertypen des Froschnervs.<br />

6. Bestimmung der Refraktärzeit beim Froschnerv<br />

Die Refraktärzeit eines Nervs ist die Zeitspanne, in der er während und nach<br />

einer Erregung überhaupt nicht (absolute Refraktärzeit) oder aber nur mit<br />

höheren Reizamplituden (relative Refraktärzeit) erneut erregt werden kann bzw.<br />

in der bei gleicher Reizamplitude die Amplitude des zweiten SAPs kleiner ist. Zum<br />

Nachweis dieses Phänomens werden zwei Reize benötigt, deren zeitlicher<br />

Abstand variiert werden kann. Mit dem zweiten Reiz wird das refraktäre<br />

Verhalten des Nervs nach dem ersten Reiz bestimmt.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

6.1 Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizferne Position. Öffnen Sie in<br />

Chart die Datei „Refraktärzeit.adiset“. Wählen Sie eine Reizstärke nahe der<br />

Maximalreizstärke. Beginnen Sie bei einem Reizabstand von 5 ms und reduzieren<br />

Sie diesen kontinuierlich. Registrieren Sie beide SAP-Antworten auf den<br />

Doppelreiz und messen Sie die Amplituden des zweiten SAPs. Tragen Sie die<br />

Werte in Abhängigkeit vom Doppelreizabstand in eine Tabelle ein.<br />

6.2 Speichern sie Sie einige repräsentative Messungen für Ihr Protokoll.<br />

6.3 Zeichnen Sie ein Diagramm der Amplitude des zweiten SAPs in Abhängigkeit<br />

vom Doppelreizabstand. Bestimmen Sie aus dieser Messreihe die absolute und<br />

relative Refraktärzeit.<br />

6.4 Überlegen Sie, welche maximale Reizfrequenz der vorliegende Froschnerv<br />

ohne Ausfall von Aktionspotentialen beantworten kann. Bedenken Sie, wie sich<br />

bei einem SAP der Ausfall von Aktionspotentialen einzelner Axone äußert.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 19<br />

7. Unterbrechung der Erregungsleitung<br />

Ein diphasisches SAP kommt durch Wandern der Erregungswelle entlang der<br />

Axone über zwei Ableitelektroden hinweg zustande. Zuerst wird die erste<br />

Elektrode und dann die zweite Elektrode negativ gegenüber der jeweils anderen.<br />

Wird die Erregungsleitung zwischen den beiden Ableitelektroden unterbrochen,<br />

sollte das diphasische SAP in ein monophasisches SAP umgewandelt werden.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

7.1 Öffnen Sie wieder die Datei „Reizamplitude. adiset“. Reizen Sie wieder mit<br />

einer Amplitude von 3 V und leiten Sie zuerst ein diphasisches SAP ab.<br />

Quetschen Sie dann den Nerv zwischen den beiden Ableitelektroden ab, ohne<br />

dessen Lage zu verändern. Leiten Sie erneut ein SAP ab. Speichern Sie beide<br />

Ableitungen für Ihr Protokoll<br />

7.2 Welche Unterschiede bestehen zwischen einem diphasischen und einem<br />

monophasischen SAP?<br />

Wie lässt sich die Form des diphasischen SAP aus den monophasischen SAPs<br />

erklären?<br />

Bestimmen Sie die Dauer des monophasichen und des diphasischen SAPs.<br />

Wodurch wird die Dauer dieser Potentiale beeinflusst?<br />

Überprüfen Sie, ob das SAP mehrere Gipfel (Schultern) aufweist, und versuchen<br />

Sie solche Gipfel zu erklären.<br />

8. Leitungsanästhesie am peripheren Nerv<br />

Sprechen Sie sich untereinander so ab, dass eine Teilgruppe mit ihrem Präparat<br />

Versuch 8, die andere Versuch 9 durchführt. Vergleichen Sie danach Ihre<br />

Ergebnisse.<br />

Die meisten von Ihnen haben schon einmal die angenehme Wirkung einer<br />

örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) verspürt. Die dabei verwendeten<br />

Lokalanästhetika sind Medikamente, die eine reversible Blockade der<br />

Nervenleitung bewirken. Sie wirken nicht schlagartig, sondern es wird eine<br />

gewisse Zeit benötigt, bis ihre Wirkung eintritt. Dies liegt daran, dass die<br />

verschiedenen Fasern eines gemischten Nervenstammes nicht alle zur selben<br />

Zeit vom Lokalanästhetikum erfasst werden. Seit den dreißiger Jahren wird als<br />

Lokalanästhetikum das von Ihnen hier im <strong>Praktikum</strong> benutzte Xylocain<br />

(Wirkstoff: Lidocain) verwendet, ein Abkömmling des Kokains.


Durchführung und Auswertung:<br />

8.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie als Reizamplitude<br />

wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />

Kontrollmessung.<br />

8.2 Besprühen Sie den Nerv in der Ableitkamammer im Bereich zwischen Reiz -<br />

und Ableitelektroden mit Xylocain und beginnen sie dann sofort mit den<br />

Messungen. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher Reizamplitude<br />

im Abstand von 30 s und messen Sie die SAP-Amplitude aus. Setzen Sie die<br />

Messung fort, bis kein SAP mehr ausgelöst werden kann. Falls sich nach 2 min.<br />

noch kein Amplitudenabfall des SAPs zeigt, sprühen Sie erneut Xylocain auf und<br />

wiederholen die Messung. Speichern Sie die Messungen für Ihr Protokoll.<br />

8.3 Erstellen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />

während der Xylocaineinwirkung. Worauf beruht die Wirkung von Xylocain? Wie<br />

lange dauert es bis Xylocain den Nerv vollständig betäubt hat?<br />

9. Betäubung eines Nervs mit Äther<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

9.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“ . Wählen Sie als Reizamplitude<br />

wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />

Kontrollmessung.<br />

9.2 Legen Sie ein Stück Filterpapier zwischen Kammer und Abdeckplatte, das mit<br />

etwas Äther getränkt wurde (feucht, aber nicht tropfend). Beginnen Sie sofort<br />

mit der Messung. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher<br />

Reizamplitude im Abstand von 10 s.. Setzen Sie die Messung fort, bis kein SAP<br />

mehr ausgelöst werden kann. Entfernen Sie anschließend das Filterpapier und<br />

legen Sie es unter den Abzug.<br />

Warten Sie nun einige Minuten. Meistens kann man, im Gegensatz zur Lidocain-<br />

Betäubung, eine Erholung des Nervs beobachten (Warum?). Messen Sie die SAP-<br />

Amplituden aus und speichern Sie die Registrierungen für Ihr Protokoll.<br />

9.2 Zeichnen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />

während der Äthereinwirkung. Wie lange dauert es, bis Äther den Nerv vollständig<br />

betäubt hat?<br />

9.3 Worauf beruht die Wirkung von Äther?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 21<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

den Aufbau eines peripheren Nervs am Beispiel des Nervus ischiadicus zu<br />

beschreiben,<br />

die nacheinander ablaufenden Vorgänge von der synaptischen Reizung<br />

eines Motoneurons, passiver Fortleitung im Dendriten, Auslösen eines<br />

Aktionspotentials, aktiver Fortleitung im (myelinisierten) Axon, bis hin zur<br />

synaptischen Übertragung an der motorischen Endplatte zu erläutern,<br />

Den Unterschiede zwischen aktiver und passiver Erregungsleitung<br />

erläutern können<br />

die Bedeutung der Längs- und Zeitkonstante bei der elektrotonischen<br />

Erregungsausbreitung zu erklären,<br />

den Zusammenhang zwischen Axondurchmesser und Leitungsgeschwindigkeit<br />

zu beschreiben,<br />

zu erläutern, warum die Form und die Amplitude von den Ableitbedingungen<br />

abhängt<br />

den Unterschied zwischen einem AP und einem SAP zu erklären,<br />

den Entstehungsmechanismus des diphasischen SAPs zu erklären,<br />

die Größenordnung der Amplitude eines vom Froschnerv abgeleiteten SAPs<br />

anzugeben,<br />

die ungefähre Dauer eines mono- und diphasischen SAPs anzugeben,<br />

eine Methode zur Umwandlung eines diphasischen in ein monophasisches<br />

SAP erklären zu können,<br />

anzugeben, wie man die Nervenleitungsgeschwindigkeit bestimmt,<br />

die Leitungsgeschwindigkeit der schnellen Fasern bei Frosch und Mensch<br />

anzugeben,<br />

zu erklären, weshalb das SAP in der relativen Refraktärphase kleiner wird,<br />

die Dauer der absoluten und relativen Refraktärphase am Froschnerv zu<br />

nennen,<br />

die Ursache der relativen und absoluten Refraktärzeit zu nennen,<br />

den Versuchsaufbau zu skizzieren,<br />

die Versuchsapparatur selbständig zu verschalten,<br />

die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren.


2. M U S K E L P H Y S I O L O G I E<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

In diesem Versuch sollen grundlegende Eigenschaften von zwei<br />

Vertebratenmuskeln, dem quergestreiften Skelettmuskel von Frosch und Mensch<br />

und dem Herzmuskel des Frosches, besprochen und experimentell erarbeitet<br />

werden. Im Mittelpunkt der theoretischen Vorbereitung auf den Versuch steht die<br />

vergleichende Betrachtung der physiologischen Eigenschaften bei der<br />

Erregungsentstehung und Erregungsfortleitung der beiden Muskelarten. Im<br />

praktischen Teil dieses Versuchs sollen bei der Skelettmuskulatur die<br />

elektromechanischen Eigenschaften anhand des Kontraktionsverhaltens von<br />

Krallenfrosch-Präparaten sowie durch die Registrierung des Elektromyogramms<br />

(EMG) eines menschlichen Handmuskels untersucht werden. Am Vertebraten-<br />

Herz sollen Versuche zur Pharmakologie der Regulation des Herzschlages<br />

exemplarisch durch die Applikation verschiedener Pharmaka auf ein<br />

Krallenfrosch-Präparat untersucht werden<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />

aus der Wirbeltieranatomie sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses<br />

unerlässlich:<br />

Anatomie: Hierarchischer Aufbau von der organischen zur subzellulären Ebene.<br />

Quergestreifte Muskelfasern mit motorischer Endplatte, Sarkolemm,<br />

Myofibrillen, transversale Tubuli (T-System), longitudinale Tubuli<br />

(sarkoplasmatisches Retikulum), Sarkomer, Z-Scheibe, A- und I-Bande, H-<br />

Zone, Actin, Myosin, Tropomyosin, Troponin.<br />

Neuromuskuläre Endplatte: Bau, Endplattenpotenzial, Transmitterwirkung,<br />

Abbau des Acetylcholins, synaptische Latenz, neuromuskuläre Blockade,<br />

Entstehung und Weiterleitung des Aktionspotenzials.<br />

Molekulare Mechanismen der Kontraktion: elektromechanische Kopplung,<br />

Muskelaktionspotenzial, Verkürzung der Sarkomere, Querbrücken, Rolle der<br />

Ca ++ -Ionen, ATP, Calciumpumpe, Erregungsleitung, neurogener Tonus,<br />

myogener Tonus, oxidativer und glykolytischer Energiegeumsatz, muskuläre<br />

Ermüdung.<br />

Wirkung elektrischer Reize: Elektrotonus, anodische und kathodische<br />

Reizung, Depolarisation, Hyperpolarisation.<br />

Elektromyogramm (EMG): Entstehung, Motoneuron, motorische Einheit,<br />

Muskelfasertypen, Rekrutierung, Adduktion, Abduktion, Flexion, Extension.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 23<br />

Mechanik: Regulation der Muskelkraft, Summation und Rekrutierung, unvollständiger<br />

und vollständiger Tetanus, isometrische, isotonische,<br />

auxotonische Kontraktion.<br />

Anatomie: Kreislaufsystem bei Amphibien (Frosch) und bei Säugern (Mensch),<br />

Bau von Amphibien- und Säugerherz, sympathische und parasympathische<br />

Innervation des Säugerherzens, Morphologie der Herzmuskelzellen<br />

Erregungsentstehung und –weiterleitung: Autorhythmische Zentren,<br />

Mechanismus und Strukturen der Erregungsentstehung und –weiterleitung:<br />

Sinusknoten, Atrioventrikularknoten. Erregungsleitende Strukturen, Unterschied<br />

zwischen myogenem und neurogenem Herzen, Form der Aktionspotenziale der<br />

Schrittmacherzellen und des Arbeitsmyokards, Refraktärzeit, Sympathikus- und<br />

Parasympathikuseinwirkung, Pharmakologie der Herz-Innervation, elektromechanische<br />

Kopplung, Nicht-Tetanisierbarkeit des Herzens, EKG lesen und<br />

interpretieren.<br />

Mechanik der Herzkontraktion: Systole, Diastole, Herzklappentätigkeit,<br />

Druck-Volumen-Diagramm, Abhängigkeit des Herzminutenvolumens von Sympathikus-<br />

und Vaguseinwirkung, Extrasystole, kompensatorische Pause.


Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />

Herstellen eines Nerv-Muskelpräparates des M. gastrocnemius des Krallenfrosches.<br />

Bedienen eines elektrischen Reizgerätes. Registrieren der Skelettmuskelkontraktionen<br />

(Mechanogramme) mit Biegestabtransducern. Eichung der<br />

Messapparatur. Umrechnung der Messwerte des Transducers in Kontraktionskräfte<br />

anhand der Kennlinie des Transducers. Registrieren des EMGs eines Handmuskels.<br />

Darstellen der Signale mittels Oszilloskop (Speichern, Triggern,<br />

Bestimmen von Signalamplitude, Signaldauer und Signalfrequenz) sowie die<br />

Dokumentation der Signale über den angeschlossenen Grafik-Drucker.<br />

LITERATUR<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />

Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />

Aspekte.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie<br />

PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Elsevier, Spektrum, Akad. Verl.<br />

Umfassendes Lehrbuch für allgemeine und vergleichende Physiologie<br />

PRÄPARIERBESTECK<br />

2 feine Pinzetten (wichtig)<br />

1 feine spitze Schere (wichtig)<br />

1 größere Schere


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 25<br />

Abbildung1: Schema des Versuchsaufbaus für die Experimente am Froschmuskel<br />

VERSUCHSTEIL I:<br />

PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AN DER SKELETTMUSKULATUR<br />

Versuchsaufbau:<br />

Machen Sie sich zunächst mit der Versuchsapparatur vertraut und verkabeln<br />

Sie diese richtig, damit sofort nach Fertigstellung der Präparation mit den<br />

Messungen begonnen werden kann. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />

Verschaltung finden Sie in Abbildung 1.<br />

Wenn Sie sich versichert haben, dass alle Geräte richtig angeschlossen und<br />

eingeschaltet sind, starten Sie auf Ihrem Computer das Programm „Chart“. Die<br />

Grundeinstellungen für das Muskelexperiment können Sie jetzt aus einer<br />

vorbereiteten Konfigurationsdatei laden<br />

(Hauptmenü: File/Open).<br />

Die Konfigurationsdatei für Ihren Kurs befindet sich dann im Ordner:<br />

Ihr_Username\WahrnehmungPsychophysik\


Kalibrierung der Messanordnung:<br />

Zunächst müssen Sie Ihre Messapparatur eichen: Wie bereits in Kapitel 1<br />

beschrieben wurde, müssen Sie dafür sorgen, dass die gemessenen<br />

Spannungswerte des Biegestabtransducers [mV] in die entsprechenden Kräfte<br />

[N] umgerechnet werden, die auf ihn einwirken. Gehen Sie dabei<br />

folgendermaßen vor:<br />

Kalibrierung Channel 1:<br />

Suchen Sie sich aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Gewichten zwei<br />

verschiedene im Bereich zwischen 20 und 200 g aus und hängen Sie diese<br />

nacheinander an den Transducer. Starten Sie die Messung in Kanal 1. Wenn das<br />

Gewicht an den Biegestabtransducer hängt, können Sie den Spannungswert des<br />

Transducers (in mV) links neben dem Anzeigefeld ablesen. Gewicht und<br />

Spannung werden notiert. Beachten Sie dabei, dass Sie die Masse der Gewichte<br />

[g] noch in die entsprechende Gewichtskraft [N] umrechnen müssen! Jetzt haben<br />

Sie zwei Wertepaare, die die Eichgerade ihres Transducers genau festlegen.<br />

Um diese Werte in das Chart-Programm einzugeben, klicken Sie nun auf die<br />

Schaltfläche Channel1.<br />

Wählen Sie dann im Drop-Down-Menü den Punkt<br />

Units Conversion<br />

aus und tragen Sie die gerade gemessenen Wertepaare dort ein:<br />

Die Einheit mV setzt das Programm selber in das jeweils erste Editfenster<br />

ein. Anschließend wählen Sie noch die Einheit aus, die an der y-Achse stehen<br />

soll (N) und die Anzahl der anzuzeigenden Nachkommastellen.<br />

Weitere Einstellungen, die Sie überprüfen sollten:<br />

→ Input Amplifier auswählen, als Range 50mV und als Low Pass Frequenz<br />

100 Hz einstellen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 27<br />

→ Arithmetic auswählen, als unit „N“ eintragen<br />

Damit ist die Eichung für Channel1 abgeschlossen.<br />

Hinweis: Diese Art von Eichung, die mit nur zwei Messpunkten<br />

auskommt, ist nur dann zulässig, wenn Sie davon ausgehen können, dass<br />

der Messwertaufnehmer eine lineare Kennlinie hat, was auf den<br />

Biegestabtransducer zutrifft, aber keineswegs immer der Fall ist ...<br />

Kalibrierung Channel 2:<br />

Am Channel 2, über den der Muskel stimuliert werden soll, sollten Sie<br />

ebenfalls kurz das Input Amplifier Fenster auswählen und dort eventuell<br />

eingeschaltete Low Pass bzw. High Pass Einstellungen löschen, also auf off<br />

stellen. Da Sie mit elektrischen Impulsen reizen werden, können Sie die anderen<br />

Einstellungen für diesen Kanal in der Grundeinstellung belassen.<br />

PRÄPARATION DES NERV-SKELETTMUSKEL-PRÄPARATES<br />

wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />

Ein Krallenfrosch (Xenopus spec.) wird mit einer Guillotine dekapitiert und<br />

das Rückenmark durch Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört.<br />

Anschließend wird der Frosch enthäutet und der Körper mit Ringerlösung<br />

abgespült. Nach diesem Arbeitsgang sollten auch alle Instrumente und die Hände<br />

sorgfältig gereinigt werden, um das giftige Hautsekret zu entfernen.<br />

Weitere Präparation des Nerv-Muskel-Präparates<br />

Öffnen Sie die Bauchhöhle und entfernen Sie die Eingeweide. Suchen Sie<br />

zunächst den Ischiadicus-Nerv, und knoten Sie an den beiden Nervenstümpfe<br />

möglichst nah am Rückenmark einen Bindfaden an. Schieben Sie dazu vorsichtig<br />

eine kleine, stumpfe oder gebogene Pinzette unter den Ischiadicus kurz hinter<br />

seinem Austritt aus dem Wirbelkanal. Ziehen Sie einen mit Froschringer<br />

angefeuchteten Zwirnsfaden mit der Pinzette unter dem Nerven durch. Knoten<br />

Sie den Faden fest um den Nerv, und schneiden Sie vorsichtig das kürzere Ende<br />

des Fadens dicht am Knoten ab. Der Faden dient später als Haltegriff. Dehnen<br />

Sie oder fassen Sie den Nerven niemals mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />

Durchtrennen Sie den Nerven proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere.<br />

Heben Sie den Ischiadicus mit Hilfe des Fadens an, ohne ihn zu dehnen.<br />

Entfernen Sie mit einer kleinen Schere alle restlichen Bindegewebs-Kontakte,<br />

und durchtrennen Sie Kollaterale direkt am Nerven, indem Sie vom Nerven weg<br />

schneiden. Legen Sie den Nerven auf den zugehörigen Oberschenkel zurück.<br />

Verfahren Sie nun in gleicher Weise auf der anderen Seite.<br />

Nun können Sie Ober- und Unterkörper des Frosches nach Anweisung des<br />

Kursleiters trennen: Den Oberkörper erhält die Gruppe, die den Herz-Versuch


durchführt, Sie fahren mit der Präparation der Beine fort, indem Sie das Becken<br />

durch einen Schnitt in der Medianebene ebenfalls in Absprache mit dem<br />

Kursbetreuer halbieren. Jede Gruppe fährt nun mit der Präparation eines Beines<br />

fort.<br />

Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen<br />

auseinandergedrückt, bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerven<br />

über die ganze Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei.<br />

Beim Anheben des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich<br />

abgehende Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Beim<br />

Abschneiden sollte die Schere wieder vom Nerven wegweisen. Wenn Sie am<br />

Kniegelenk angelangt sind, wenden Sie sich zunächst dem M. gastrocnemius zu:<br />

Einen Faden unter der Achillessehne durchziehen und diese sehr fest anbinden.<br />

Die Sehne distal des Sesambeines durchschneiden. Den M. gastrocnemius mit<br />

dem Faden sehr vorsichtig anheben und bis <strong>zum</strong> Ansatz am Femurstumpf vom<br />

Unterschenkel ablösen. Dann den Unterschenkel um etwa die Hälfte kürzen und<br />

die Tibia mit den restlichen Muskeln abschneiden. Weiterhin präparieren Sie alle<br />

Oberschenkelmuskeln bis <strong>zum</strong> Kniegelenk ab und schneiden den Femur in<br />

Beckennähe mit einer scharfen Schere durch, so dass ein ca. 1-2 cm langer<br />

Femurstumpf übrigbleibt.<br />

Das Nerv-Muskel-Präparat muss während des ganzen Versuchs mit<br />

Ringerlösung feucht gehalten werden!!<br />

1. Kontraktionsverhalten des M. gastrocnemius des Frosches<br />

Das Nerv-Muskel-Präparat wird mit dem Femurstumpf in die Knochenklemme<br />

eingespannt und mit dem an der Achillessehne befestigten Fadenstück an einem<br />

Biegestabtransducer befestigt. Der Nervenstumpf wird vorsichtig über die<br />

Reizelektroden gelegt (Kathode muskelnah). Das Präparat, vor allem der Nerv,<br />

muss fortwährend mit Ringer feucht gehalten werden. Wenn gerade keine<br />

Messungen durchgeführt werden, kann der Nerv an den Muskel angelegt werden,<br />

um ihn vor dem Austrocknen zu schützen.<br />

Richten Sie das Präparat mit dem Feintrieb des Stativs so ein, dass der Faden<br />

gerade eben gespannt ist. Lesen Sie am Kanal 1 einen eventuell vorhandenen<br />

Offset (ca 0.2 bis 0.5N) ab und kompensieren Sie diesen Offset unter<br />

Zuhilfenahme der Funktionen, die Ihnen im Menüpunkt Arithmetic zur<br />

Verfügung stehen<br />

Hinweis: Da das Muskelpräparat sich im Laufe des Kurses verändern kann,<br />

ist es möglich, dass sie diese Offsetkompensation öfters während des Kurses<br />

wiederholen müssen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 29<br />

Versuch 1.1: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizamplitude.<br />

Rufen Sie die<br />

Stimulatorfunktion von<br />

PowerLab auf<br />

(Setup/Stimulate ...).<br />

Das Fenster ist mehr oder<br />

weniger selbst erklärend.<br />

Stellen Sie zunächst<br />

Einzelreizungen mit 0.2s<br />

Reizdauer und einer<br />

Amplitude von 10mV ein.<br />

Achten Sie darauf, dass die<br />

Stimulatorfunktion auf „On“<br />

steht<br />

Hinweis: Während der Messung können Sie sich im sog. Stimulatorpanel<br />

eine Kurzform der Stimulatoreinstellungen anzeigen lassen.<br />

Menü: Setup/Stimulator Panel.<br />

Die Stimulatorfunktion kann nur bei laufender Messung („Start“) genutzt<br />

werden.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

Bestimmen Sie, ausgehend von 10mV die Reizamplitude, bei der Einzelreize<br />

den Muskel gerade zur Kontraktion bringen (=Minimalreizamplitude). Erhöhen<br />

Sie dann stufenweise die Reizamplitude, bis durch weitere Erhöhung der<br />

Reizamplitude keine weitere Steigerung der Kontraktionskraft mehr erzielt wird<br />

(=Maximalreizamplitude).<br />

Wählen Sie diese beiden ermittelten Grenzwerte und zusätzlich 3 Werte in<br />

geeigneten Intervallen zwischen ihnen als Voreinstellungen für die<br />

Reizamplitude, für die sie dann die Kontraktionskraft des Muskels bestimmen:<br />

Registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen mit dem Oszilloskop für jede der<br />

5 eingestellten Reizamplituden. Erstellen Sie ein Diagramm aus den Messwerten,<br />

das die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der Reizamplitude darstellt.<br />

Erklären Sie das Ergebnis unter dem Gesichtspunkt der „Alles-oder-Nichts“<br />

Regel.


Hinweis: Nachträgliches Durchsuchen der Messergebnisse:<br />

Alle Messwerte, die Sie zwischen „Start“ und „Stop“ aufgenommen haben,<br />

können Sie sich nach der Messung noch mal ansehen: Mit dem kleinen<br />

Schieber am unteren Bildrand gehen Sie in der Zeit vor- und zurück.<br />

Den Maßstab der Zeitachse können Sie mit den anderen Schaltflächen rechts<br />

unten verändern.<br />

Versuch 1.2: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizfrequenz.<br />

Reizen Sie den Muskel mit der Maximalreizamplitude, die Sie soeben<br />

bestimmt haben. Wählen sie jetzt im Stimulator-Fenster Mehrfachreizungen aus<br />

und zeichnen Sie die Kontraktionen des Muskels nacheinander bei Reizungen von<br />

jeweils 5 Sekunden Länge mit 1,2,5,10,20 und 50Hz Reizfrequenz auf. Überlegen<br />

Sie sich vorher, welche Einstellungen am Oszilloskop und Stimulator eingestellt<br />

werden müssen, damit die Reize auch aufgenommen werden – häufige<br />

Wiederholungen dieses Experiments sind zwar möglich, der Muskel wird<br />

allerdings allmählich ermüden, da im Präparat kein ATP nachgebildet werden<br />

kann.<br />

Ermitteln Sie die Reizfrequenzen, bei denen <strong>zum</strong> ersten mal ein<br />

unvollständiger bzw. ein vollständiger Tetanus eintritt. Verwenden Sie im<br />

Protokoll die Oszillogramme der Kontraktionskraft und der zugehörigen<br />

Reizmuster, um die einsetzende Tetanisierung bei steigender Reizfrequenz zu<br />

verdeutlichen. Erklären Sie kurz den Mechansimus, der der Tetanisierung zu<br />

Grunde liegt.<br />

1.3 Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Ausgangslänge<br />

Messen Sie die Ausgangslänge des Muskels mit einem Lineal. Reizen Sie den<br />

Muskel mit der Maximalreizamplitude und registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen<br />

mit dem Oszilloskop. Führen Sie diesen Versuch bei verschiedenen<br />

Ausgangslängen durch. Die Länge des Muskels können Sie durch Drehen an der<br />

Feinjustierung am Biegestab verändern. Was passiert dabei im Muskel? Erstellen<br />

Sie ein Diagramm, in dem die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der<br />

Ausgangslänge dargestellt ist. Mit welcher Ausgangslänge würde der Muskel wohl<br />

am effizientesten im Skelettsystem des Frosches arbeiten?<br />

Machen Sie sich klar (und diskutieren Sie in Ihrem Protokoll), welche<br />

physiologischen Vorgänge zwischen der elektrischen Reizung am Nervenstumpf<br />

und der Kontraktion des Muskels ablaufen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 31<br />

Überlegen Sie, welche Art von Kontraktion (isometrisch, isotonisch oder<br />

auxotonisch) in diesem (und den anderen) Experimenten vorliegt. Die<br />

Auslenkung des Biegestabs, die bei Belastung zu einer kleinen Verkürzung führt,<br />

kann für diese Überlegung vernachlässigt werden.<br />

Hinweis: Sollte der Zustand des Nerv-Muskelpräparates so schlecht sein, dass<br />

die Reizung am Nervenstumpf unmöglich wird, so können Sie das vorgeschriebene<br />

Programm auch mit direkter Muskelreizung durchführen. In diesem<br />

Fall wird eine Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite Elektrode leitet<br />

über die Knochenklemme zu. Die Reizdauer sollten Sie dann auf 5 ms<br />

verlängern.<br />

2. Messen der Latenzzeit für die Kontraktion bei elektrischer Reizung am<br />

Nervenstumpf bzw. direkt am Muskel<br />

Hierzu wird zuerst über den Nervenstumpf und dann direkt über den Muskel<br />

gereizt. In zweiten Fall wird die Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite<br />

Elektrode hat Kontakt über die Knochenklemme. Die Reizdauer bei Reizung über<br />

den Nerv beträgt wieder 0,2 ms, bei Reizung direkt am Muskel 5 ms.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

Reizen Sie mit 'Einzelreizen' (Reizabstand von 5 s einstellen) von ca. 300 mV am<br />

Nervenstumpf, und bestimmen Sie am Oszilloskop die Latenz zwischen<br />

Reizbeginn und Beginn der vom Transducer angezeigten Kontraktion. Überlegen<br />

Sie bitte zuvor, in welchem Zeitbereich Sie die Latenzen erwarten, und stellen<br />

Sie die Zeitachse am Oszilloskop entsprechend in einen sinnvollen Bereich.<br />

Wiederholen Sie diesen Versuch mit elektrischer Reizung direkt am Muskel<br />

(Amplitude hier ca. 3 V: warum?). Auch hier bestimmen Sie die Latenz zwischen<br />

Reizbeginn und Kontraktion.<br />

Vergleichen Sie die Latenzen, und diskutieren Sie die Ergebnisse in Ihrem<br />

Protokoll.


VERSUCHSTEIL II:<br />

ELEKTROMYOGRAMM (EMG) EINES MENSCHLICHEN SKELETTMUSKELS<br />

Die Fragestellung dieses Versuchsteils bezieht sich auf die Mechanismen, die<br />

eine feine Regulation der Muskelkraft ermöglichen. Bei den Wirbeltieren wird jede<br />

Faser eines Muskels von genau einem Motoneuron kontaktiert 1 . Allerdings<br />

können einzelne Motoneurone mehrere Muskelfasern innervieren. Ein<br />

Motoneuron und alle davon innervierten Muskelfasern werden als „motorische<br />

Einheit“ bezeichnet. Jeder Muskel besteht aus 100 bis 1000 solcher motorischen<br />

Einheiten. Ein Aktionspotenzial eines Motoneurons führt zu einer Zuckung aller<br />

kontaktierten Muskelfasern. Die motorische Einheit kann daher als die<br />

elementare Größe der Muskelkraft betrachtet werden.<br />

Grob lassen sich zwei unterschiedliche Typen von Muskelfasern unterscheiden:<br />

1. Typ I / ST-Fasern (= slow twitch): langsame, nicht ermüdende Fasern,<br />

2. Typ II / FT-Fasern (= fast twitch): schnelle, rasch ermüdende Fasern.<br />

Die Typ II Fasern verfügen im Vergleich zu Typ I über nur wenig Myoglobin – der<br />

im Muskel dominierenden Isoform des Hämoglobins. Sie sind gekennzeichnet<br />

durch eine vorwiegend anaerobe Energiegewinnung (Glycolyse). Muskeln, in<br />

denen der Fasertyp II vorherrscht, sind daher auch deutlich heller (= ’weiße’<br />

Muskeln) als die rot gefärbte Typ-I Muskulatur. Unter den Typ II-Fasern wird<br />

noch einmal unterschieden zwischen Typ IIA und IIB Fasern. Die IIB-Fasern sind<br />

extrem schnell in der Kraftentfaltung, ermüden allerdings ebenso schnell. Sie<br />

gewinnen ihr ATP ausschließlich aus Glykogen, während die Typ IIA Fasern<br />

<strong>zum</strong>indest teilweise ATP oxidativ gewinnen und daher eine Mischform darstellen.<br />

Neben der maximalen Kraftentwicklung und der Ermüdungs-Schwelle nehmen<br />

innerhalb dieser drei Typen von Muskelfasern auch der Faserdurchmesser, die<br />

ATPase-Tätigkeit und der Glykogen-Gehalt in den Fasern zu (I < IIA < IIB), der<br />

Myoglobingehalt und die Kapillardichte (oxidative Energie-Gewinnung) nehmen<br />

dagegen ab. Die Zusammensetzung aus den einzelnen Typen variiert stark von<br />

Muskel zu Muskel. So besteht der bereits im Stand oder im Gehen voll aktivierte<br />

Schollenmuskel (M. soleus) zu 90% aus langsamen Fasern, während der erst bei<br />

schnellkräftigen Bewegungen wie dem Springen voll aktivierte Zwillingswadenmuskel<br />

(M. gastrocnemius) zu 45% aus schnellen, ermüdenden und zu<br />

25% aus schnellen, nicht-ermüdenden Fasern besteht.<br />

Die Verteilung des Anteils der verschiedenen Fasertypen in der<br />

Skelettmuskulatur ist in hohem Maß genetisch vorbestimmt, Sportler können<br />

allerdings durch Training speziell den Anteil an Typ II – Fasern positiv beeinflussen.<br />

Während Ausdauerathleten einen hohen Anteil an ST-Fasern benötigen,<br />

besitzen Kraftsportathleten dagegen mehr FT-Fasern.<br />

1<br />

Bei Wirbellosen ist dieses Prinzip nicht gültig! Die neuronale Verrechnung, die bei Wirbeltieren im<br />

Rückenmark stattfindet und auf der Ebene des Motoneurons abgeschlossen ist, findet bei den Wirbellosen noch<br />

an der Muskelfaser statt. So existieren bei Invertebraten inhibitorische Motoneurone (wie z.B. der common<br />

inhibitor).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 33<br />

Notwendige Präparation<br />

Ein EMG lässt sich extrazellulär ableiten mit Hilfe von Elektroden, die über<br />

dem Muskel auf der Haut aufgeklebt werden. Es liegt auf der Hand, dass Sie mit<br />

einer derartigen Methode lediglich das Summenpotenzial vieler motorischer<br />

Endplatten und den dazu führenden Motoneuronen aufnehmen. Trotzdem werden<br />

Sie charakteristische Zusammenhänge zwischen dem Signalverlauf und der vom<br />

jeweiligen Muskel entfalteten Kraft messen können.<br />

KONTRAKTION EINES MUSKELS DER HAND<br />

Eine Kontraktion des M. interosseus dorsalis I führt zu einer Abduktion des<br />

Zeigefingers. Dieser intrinsische, dorsale Handmuskel eignet sich besonders gut<br />

zur Aufzeichnung eines EMGs, da es keinen anderen Muskel (der<br />

korrespondierende ventrale Handmuskel fehlt beim Zeigefinger) gibt, der<br />

ebenfalls eine Abduktion dieses Fingers bewirken würde. Der Muskel kann bei<br />

einer Abduktion des Zeigefingers leicht ertastet werden. Eine Elektrode sollte<br />

direkt auf den Muskel geklebt werden, die Referenzelektrode wird seitlich dazu<br />

aufgeklebt. Die Qualität des EMGs kann drastisch verbessert werden, wenn der<br />

Hautwiderstand unter den Elektroden durch Abreiben mit Alkohol verringert wird.<br />

Eine Erdung (Masse-Armband) sollte nicht vergessen werden.<br />

Abbildung 2: Schema zur Anbringung der<br />

Elektroden auf der rechten Hand.<br />

Versuchsaufbau<br />

1 M. interosseus dorsalis I<br />

2 Os metacarpale I<br />

3 Os metacarpale II<br />

4 Dorsalaponeurose<br />

5 Phalanx proximalis<br />

Isometrische Kontraktionen können durch die Belastung des Zeigefingers mit<br />

unterschiedlichen Gewichten erreicht werden. Die Gewichte werden dabei an eine


Schnur gehängt; ihre Gewichtskraft wird über einen Faden und eine Rolle auf den<br />

Zeigefinger übertragen. Die aktuelle Position des Zeigefingers (Abduktion) wird<br />

über einen Steuerknüppel gemessen, der mit dem Finger bewegt wird. So kann<br />

auch das EMG bei isotonischen Bewegungen aufgezeichnet werden. Auf dem<br />

Oszilloskop werden sowohl das EMG als auch die Position des Fingers dargestellt.<br />

Zur Messung kleben Sie zwei Elektroden auf die Hand der Versuchsperson auf,<br />

wie in Abbildung dargestellt. Schließen Sie die Elektroden an Kanal 1 des<br />

vierpoligen Adapterkabels an, das andere Ende schließen Sie am A/D-Wandler an<br />

der Buchse ‚BioAmp’ an. Vergessen Sie nicht, das Masseband anzuschließen und<br />

um das Handgelenk der Versuchsperson zu binden.<br />

An den zweiten Eingangskanal des A/D-Wandlers schließen Sie den<br />

Steuerknüppel des Positionsmelders an. (Vergessen Sie nicht, den<br />

Positionsmelder an das 10V-Netzgerät anzuschließen). Danach richten Sie die<br />

entsprechenden Kanäle in PowerLab ein.<br />

1. Isometrische Kontraktion<br />

Belasten sie den Zeigefinger ihrer Versuchsperson mit unterschiedlichen<br />

Gewichten bis zur maximalen Belastbarkeit (je nach Versuchsperson bis etwa 3<br />

kg). Achten Sie darauf, dass die Position des Fingers konstant bleibt (das Signal<br />

vom Steuerknüppel darf sich nicht ändern). Messen und dokumentieren Sie das<br />

EMG für jede Belastung einmal über 10 s zur Übersicht sowie einmal über 200<br />

ms zur Identifikation einzelner Summenpotenziale.<br />

Auswertung<br />

Können tatsächlich die Summenaktionspotenziale einzelner motorischer Einheiten<br />

erkannt werden? Was bedeuten unterschiedliche Spannungsverläufe?<br />

Bei welcher Kraft werden die einzelnen Muskelfasern rekrutiert?<br />

Gibt es eine Kodierung der Muskelkraft in der Frequenz der Aktionspotenziale<br />

einer Muskelfaser?<br />

2. Dynamische Kontraktion<br />

Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Abduktion des<br />

Zeigefingers und des EMGs, wenn der Finger tatsächlich bewegt wird. Zeichnen<br />

Sie das EMG bei verschiedenen Frequenzen der Fingerbewegung auf. Bitten Sie<br />

die Versuchsperson, ihren Finger mit konstanter Frequenz hin und her zu<br />

bewegen. Stellen Sie die Zeitbasis des Oszilloskop so ein, dass mindestens eine<br />

volle Periode auf dem Schirm (bzw. Ausdruck) abgebildet wird. Warum nimmt<br />

das EMG mit steigender Frequenz der Fingerbewegung zu?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 35<br />

VERSUCHSTEIL III:<br />

PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AM FROSCHHERZEN<br />

PRÄPARATION DES HERZMUSKELPRÄPARATS<br />

Sie erhalten von dem Nerv- und dem Muskelversuch den Torso eines Frosches.<br />

Der Froschtorso wird mit der Bauchseite nach oben in die Präparierschale gelegt,<br />

an beiden Vorderextremitäten und seitlich am Thorax mit Stecknadeln<br />

festgesteckt. Durch Anheben des Sternums mit einer Pinzette wird das Herz im<br />

Thorakalraum bereits sichtbar. Ziel ist es das Herz in situ frei zu präparieren. In<br />

situ bedeutet, dass das Herz im Körper verbleibt und dort weiterschlägt.<br />

Schneiden Sie vorsichtig links und rechts des Sternums in Richtung des Kopfes.<br />

Trennen Sie Clavicula und Coracoid ab und entfernen Sie das Brustbein mit den<br />

anliegenden Gewebeteilen. Das Präparat gründlich mit Ringer-Lösung spülen.<br />

Eröffnen Sie den silbrig schimmernden Herzbeutel vorsichtig mit einer feinen<br />

Pinzette und einer kleinen Schere und reinigen Sie das Herz sorgfältig von allen<br />

Resten des Perikards. Zuletzt schneiden Sie das unter dem Herzen liegende<br />

Herzbändchen durch.<br />

Wichtig: Das Präparat immer reichlich mit Ringer-Lösung feucht halten und<br />

vorsichtig behandeln!


VERSUCHSAUFBAU UND APPARATUREN<br />

Machen Sie sich vor der Präparation des Frosches mit der Apparatur vertraut.<br />

Eine lange zeitliche Verzögerung zwischen dem Töten des Frosches und der<br />

Untersuchung des Herzens, kann die Funktion des Herzens stark einschränken.<br />

Achten Sie darauf, dass der Biegestabtransducer fest im Dreifuß eingespannt ist.<br />

Der Transducer wird über ein dreipoliges Kabel sowohl mit dem Netzteil als auch<br />

mit dem Differenzverstärker verbunden. Der Ausgang des Differenzverstärkers<br />

ist mit Eingang 1 des PowerLab 26T analog-digital Konverters von<br />

ADInstruments verbunden, welcher über den USB-Eingang mit dem Computer in<br />

Verbindung steht. Achten Sie darauf, dass alle Geräte eingeschaltet und mit<br />

Strom oder Batterie versorgt sind. Dieser Versuchsaufbau wird für Versuch 2<br />

verwendet. Für Versuch 3 müssen die beiden Elektroden mit dem Ausgang des<br />

Reizgerätes verbunden werden. Außerdem wird der Ausgang des Reizgerätes mit<br />

dem zweiten Eingang des analog-digital Konverters verbunden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 37<br />

POWERLAB UND SOFTWARE LABCHART<br />

Zum Aufzeichnen und Auswerten der Daten der Versuche 2-4 und des 8.<br />

Versuches verwenden Sie die Software LabChart, welche in Kombination mit den<br />

ADInstrument Signal-Konverter an jedem Arbeitplatz zur Verfügung steht. Die<br />

Voreinstellungen für diese Software werden vom Tischbetreuer für Sie vorgenommen.<br />

Machen Sie sich bitte vor Beginn der Versuche mit der Benutzeroberfläche<br />

und der prinzipiellen Bedienung dieser Software vertraut. Der<br />

Tischbetreuer wird Ihnen dabei helfen.<br />

Mit Hilfe von LabChart ist es möglich, die Messdaten über den gesamten Versuch<br />

hinweg aufzuzeichnen. Diese stehen dann zur späteren Analyse zur Verfügung.<br />

Weiterhin gibt es die Möglichkeit Datenbereiche eigens zu benennen. Damit wird<br />

die nachträgliche Zuordnung der Daten zu bestimmten Versuchsabschnitten<br />

vereinfacht. Am Ende der Versuchsteile wählen Sie zusammen mit dem Tischbetreuer<br />

repräsentative Bereiche aus den Daten aus, die Sie dann in pdf-<br />

Dokumente umwandeln. Diese Dokumente werden Sie mit nach Hause nehmen<br />

und für Ihr Protokoll verwenden.<br />

Für die Versuche mit dem Froschherz (Versuch 2-4) sieht die LabChart<br />

Oberfläche folgendermaßen aus:<br />

Im


Aufnahmekanal 1 werden die verstärkten Signale des Transducers als<br />

Herzmechanogramm aufgezeichnet.<br />

Aufnahmekanal 2 stellt die Impulse des externen Reizgebers dar. Zwei weitere<br />

Kanäle (Auswertekanäle) können so genutzt werden, dass sie, basierend auf den<br />

Daten der Aufnahmekanäle, automatisch die Herzschlagfrequenz (bpm - beats<br />

per minute) und die Reizfrequenz (Hz) berechnen.<br />

Für den Ruhe-EKG Versuch (Versuch 8) sieht die LabChart Oberfläche folgendermaßen<br />

aus:<br />

Für diesen Versuchsteil werden der Fingerpuls (Aufnahmekanal 1) und das EKG<br />

nach Einthoven (Aufnahmekanal 2) synchron aufgezeichnet.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 39<br />

Versuch 1:<br />

Beobachten der Herzbewegung<br />

VERSUCHE<br />

Identifizieren Sie zunächst wichtige Herzabschnitte, wie den Sinus<br />

venosus, die Atrien, den Ventrikel und den Truncus arteriosus. Beobachten<br />

Sie die Kontraktionsfolgen der einzelnen Herzabschnitte. Wo beginnt die<br />

Kontraktionswelle und wo endet sie wieder?<br />

Versuch 2:<br />

Registrierung eines Mechanogramms<br />

In den folgenden Versuchsteilen (2-4) dient das Mechanogramm der Froschherz-<br />

Kontraktion als Messparameter. Um ein Mechanogramm des Herzens registrieren<br />

zu können, muss das Herz mit der Versuchsapparatur verbunden werden. Heben<br />

Sie dazu die Ventrikelspitze leicht an und befestigen Sie die Herzklammer<br />

vorsichtig an der äußersten Spitze des Ventrikels. Ein dünner Faden verbindet die<br />

Herzklammer mit dem Biegestabtransducer. Justieren Sie die Versuchsapparatur<br />

so, dass der Herzklammerdraht senkrecht über dem Herzen nach oben <strong>zum</strong><br />

Biegestab verläuft. Das ist wichtig, um eine gute Übertragung der Herzkontraktion<br />

auf den Transducer und damit eine saubere Registrierung zu bekommen.<br />

Stellen Sie das Mechanogramm nun auf dem Computerbildschirm dar.<br />

Wählen Sie dazu sinnvolle Dimensionen für die Zeit- und Spannungsachse in den<br />

LabChart Einstellungen.<br />

Wichtig: Das Herz muss ständig mit reichlich Ringer-Lösung feucht gehalten<br />

werden!<br />

Speichern Sie ein Mechanogramm, auf dem mehrere Herzzyklen registriert<br />

werden. Ordnen Sie den beobachteten Kontraktionsverlauf des Herzens<br />

den Registrierungen des Mechanogramms zu. Ermitteln Sie aus dem<br />

registrierten Mechanogramm die Herzfrequenz.<br />

‣ Speichern Sie am Ende der Herzversuche die Messungen als pdf-<br />

Datei ab und fügen Sie diese später in Ihr Protokoll ein.


Versuch 3:<br />

Einfluss von Atropin, Noradrenalin und Acetylcholin auf die Herztätigkeit<br />

Bei Wirbeltieren wirken die Transmitter Noradrenalin des postganglionären<br />

Sympathikus-Nervensystems und Acetylcholin der parasympathischen Vagus-<br />

Nerven auf die autorhythmischen Zentren des Herzens und <strong>zum</strong> Teil auch auf das<br />

Arbeitsmyokard. Im folgenden Versuchsabschnitt soll die Wirkungsweise dieser<br />

Pharmaka untersucht werden.<br />

Versuchsdurchführung<br />

Der Versuchsaufbau entspricht dem des 2. Versuchs.<br />

Im Folgenden wird die Herzfrequenz unter Einfluss verschiedener Substanzen<br />

gemessen. Beobachten und dokumentieren Sie jeweils die Reaktion des Herzens.<br />

Nutzen Sie hier die Möglichkeit der LabChart Software und benennen Sie die<br />

entsprechenden Datenbereiche während der Aufnahme eindeutig, um diese<br />

später wieder zu finden.<br />

Wichtig: Das Präparat muss zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer<br />

gründlich mit Ringer-Lösung gereinigt und feucht gehalten werden.<br />

Registrieren Sie eine Zeit lang die normale Herztätigkeit. Bestimmen Sie<br />

die Herzfrequenz und die Amplitude der Kontraktion. Diese Werte sind Ihre<br />

Kontrollwerte.<br />

Geben Sie Ringer-Lösung, die direkt aus dem Kühlschrank kommt, auf das<br />

Präparat.<br />

Beträufeln Sie das Herz mit zimmerwarmer Ringer-Lösung.<br />

Stellen Sie die Ringer-Lösung an einen warmen Ort (Heizung, Sonne) und<br />

wiederholen Sie den oben genannten Arbeitsschritt.<br />

Geben Sie einige Tropfen der vorbereiteten Adrenalinlösung auf das Herz.<br />

Nach der Registrierung muss gut mit der Ringer-Lösung gespült werden.<br />

Sobald das Herz wieder seinen Normalrhythmus erreicht hat, tropfen Sie<br />

die Acetylcholinlösung auf das Herz auf und beobachten, was geschieht.<br />

Sollte es zu einem Herzstillstand kommen, sofort etwas von der Atropinlösung<br />

auf das Herz auftropfen, um die Herztätigkeit wieder anzuregen.<br />

Zuletzt tropfen Sie etwas von der Atropinlösung auf das Herz.<br />

Speichern Sie später typische Mechanogramme eines jeden Arbeitsschrittes für<br />

Ihr Protokoll und diskutieren Sie die Wirkungen von Temperatur und<br />

verschiedener Transmitter auf die Herz-tätigkeit.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 41<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

den anatomischen Grobaufbau von einem Skelettmuskel zu beschreiben,<br />

den anatomischen Feinbau von Muskelfasern zu beschreiben,<br />

die nacheinander ablaufenden physiologischen Vorgänge von der elektrischen<br />

Reizung am Nerv bis hin zur Kontraktion des Muskels zu<br />

erläutern,<br />

die molekularen Mechanismen der Kontraktion zu beschreiben,<br />

ein Nerv-Muskel-Präparat herzustellen,<br />

zu erklären, wie ein Tetanus entsteht,<br />

zu erläutern, wovon die Kontraktionskraft abhängig ist,<br />

die Versuchsapparatur selbständig aufzubauen,<br />

den Versuchsaufbau im Muskelversuch zu skizzieren,<br />

eine EMG-Ableitung vom M. interosseus dorsalis durchzuführen,<br />

den Begriff Rekrutierung zu erläutern,<br />

die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren und zu erläutern.<br />

ein funktionelles Herz skizzieren zu können<br />

zu beschreiben, wie die Erregungswelle über das Herz läuft<br />

nachzuvollziehen wie das Blut durch das Herz gepumpt wird und welche<br />

Mechanismen dabei wichtig sind<br />

die Entstehung des Schrittmacherpotenzials zu erläutern<br />

ein charakteristisches Aktionspotenzial zu skizzieren und zu erklären<br />

die Wirkung verschiedener Pharmaka auf die Herztätigkeit zu erklären


3. I N S E K T E N - E R G<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

Sinnessysteme ermöglichen es einem<br />

Organismus, Reize aus seiner Umwelt<br />

wahrzunehmen. Die Reize wirken in den<br />

Sinnesorganen auf spezifische Rezeptoren und<br />

erzeugen an den Zellmembranen der<br />

Rezeptorzellen Potenzialänderungen, die zur<br />

Erregung afferenter sensorischer Nervenfasern<br />

führen. Diese Potenzialänderungen lassen sich<br />

extrazellulär ableiten und ermöglichen die<br />

quantitative Beschreibung von Rezeptorleistungen.<br />

Am heutigen Kurstages werden bestimmte Eigenschaften von<br />

Photorezeptoren (z.B. Kennlinie, Farbempfindlichkeit, Latenzzeit, zeitliches<br />

Auflösungsvermögen) experimentell durch elektrophysiologische Ableitung<br />

(objektive Sinnesphysiologie) am Fliegenauge dargestellt. Einige Eigenschaften<br />

des Facettenauges werden mit den Leistungen des visuellen Systems des<br />

Menschen verglichen, die in psychophysischen Experimenten (subjektive<br />

Sinnesphysiologie) ermittelt werden.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende theoretischen Vorkenntnisse aus der Vorlesung "Grundlagen der<br />

Tierphysiologie" und aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung<br />

der Versuche benötigt und deshalb vorausgesetzt:<br />

Allgemeine Sinnesphysiologie: Phasische und tonische Rezeptoren<br />

(Beispiele), Kennlinien, Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und<br />

Impulsfolgefrequenz, adäquater Reiz.<br />

Sehphysiologie: Bau und Funktion des Wirbeltierauges am Beispiel des<br />

menschlichen Auges: Aufbau, dioptrischer Apparat, Bildentstehung,<br />

Akkomodation, Fehlsichtigkeit, Aufbau der Netzhaut, Photorezeptoren<br />

(Besonderheiten des Ruhe- und Belichtungspotenzials), Sehpigmente und<br />

Transduktionsprozess, Farbempfindlichkeit, Adaptation, räumliches und zeitliches<br />

Auflösungsvermögen, magno- und parvozelluläres System.<br />

Bau und Funktion des Insektenauges: Bau eines Ommatidiums,<br />

Appositionsauge, optisches Superpositionsauge, neurales Superpositionsauge,<br />

Umwandlung der Photopigmente, Transduktionsprozess, räumliches<br />

Auflösungsvermögen, zeitliches Auflösungsvermögen (Flimmerverschmelzungs-frequenz),<br />

Spektralempfindlichkeit, Elektroretinogramm


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 43<br />

(ERG).<br />

Methodische Kenntnisse, die Sie im <strong>Praktikum</strong> erwerben sollen:<br />

Präparation der Fliege, Durchführen einer extrazellulären Summenableitung.<br />

Datenerfassung mit dem Programm Chart. Eine Einführung in die Bedienung des<br />

Programms und der im <strong>Praktikum</strong> verwendeten technischen Geräte wird durch<br />

den Kursbetreuer gegeben. Grundlagen eines psychophysischen Experiments.<br />

LITERATUR<br />

PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Fischer. -- Erläutert ausführlich die<br />

optischen Eigenschaften verschiedener Augentypen. Viele vergleichende<br />

Aspekte.<br />

DUDEL/MENZEL/SCHMIDT: Neurowissenschaft, Springer. -- Anspruchsvolles und<br />

gutes Kapitel über Photorezeption im Facetten- und Linsenauge.<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Erläutert ausführlich die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />

Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen und<br />

physiologischen Verhältnisse beim Säugerauge. Leider ohne vergleichende<br />

tierphysiologische Aspekte.<br />

Weiterhin empfehlenswert:<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -- Erläutert die Prinzipien der<br />

Sehphysiologie wie z.B. den Mechanismus der Phototransduktion und die<br />

anatomischen Verhältnisse beim Säugerauge und bei den verschiedenen<br />

Facettenaugen-Typen der Insekten.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. (Deutsche Übersetzung:<br />

Thieme) -- Erläutert die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />

Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen Verhältnisse<br />

beim Säugerauge. Bei den Facettenaugen liegt die Betonung nicht auf den<br />

Insekten.<br />

KIRSCHFELD K: (1971) Aufnahmen und Verarbeitung optischer Daten im<br />

Komplexauge der Insekten. Naturwissenschaften 58: 201-209. - neuronales<br />

Superpositionsauge.<br />

HANDWERKSZEUG<br />

• 1 kleine Pinzette<br />

• 1 Federstahlpinzette<br />

• Schreibzeug<br />

• Geodreieck


• Datenspeicher


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 45<br />

VERSUCHE<br />

Die Leistungsfähigkeit des optischen Systems eines Organismus wird durch<br />

sein räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe), sein zeitliches<br />

Auflösungsvermögen, seine spektrale Empfindlichkeit und seine absolute<br />

Lichtempfindlichkeit beschrieben. Diese Eigenschaften sollen am Fliegenauge<br />

geprüft und, soweit möglich, mit denen des menschlichen Auges verglichen<br />

werden.<br />

1. Räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe)<br />

Wie exakt und feinkörnig das Bild der Umwelt von einem Wirbeltier<br />

wahrgenommen wird, hängt entscheidend von der Dichte der Rezeptoren in der<br />

Retina ab. Das Auflösungsvermögen eines Komplexauges wird im wesentlichen<br />

von zwei Parametern bestimmt: dem physiologischen Öffnungswinkel, der die<br />

Richtungsempfindlichkeit des Rezeptors wiedergibt (er kann nur durch<br />

komplizierte intrazelluläre Ableittechnik aus einem Photorezeptor oder durch<br />

Verhaltensexperimente bestimmt werden), und dem Divergenzwinkel, der die<br />

optischen Achsen benachbarter Ommatidien einschließt (er kann aus der<br />

Anatomie des Komplexauges ermittelt werden). Im Kurs bestimmen Sie diesen<br />

Divergenzwinkel bei verschiedenen Insekten und berechnen daraus deren<br />

Auflösungsvermögen.<br />

1.1 Messung des Auflösungsvermögens bei Insekten und beim Mensch<br />

Im Kurs werden Ihnen die Horizontalschnitte durch das Facettenauge der<br />

Wachsmotte (hell- und dunkel adaptiert) und des Kaisermantels zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Um welche Augentypen handelt es sich?<br />

Identifizieren Sie die wichtigsten Teile des Insektenauges und der angrenzenden<br />

Gehirnteile.<br />

Zeichnen Sie den Verlauf der Ommatidien mit dem Lineal nach, und<br />

verlängern Sie die Linien zu einem Schnittpunkt<br />

Bestimmen Sie den Divergenzwinkel der beiden Augenpräparate durch<br />

Auswertung und Mittelwertbildung von 10 benachbarten Ommatidien.<br />

Bestimmen Sie das räumliche Auflösungsvermögen einer Versuchsperson<br />

in der Fovea centralis mit Hilfe des psychophysischen Messprogramms<br />

(AUFLOESE). Eine detaillierte Einführung in das Programm erhalten Sie im<br />

Kurs.<br />

Berechnen Sie das Auflösungsvermögen von Mensch, Wachsmotte und<br />

Kaisermantel. Wie groß muss der Abstand zwischen zwei Punkten in 1 m<br />

Entfernung sein, damit diese gerade noch getrennt wahrgenommen<br />

werden können? Das Auflösevermögen der Facettenaugen berechnen Sie<br />

nach folgender Formel:


E<br />

d<br />

tan α = Gegenkathete/Ankathete d/E<br />

tan α/2=d/2E d = 2E tan α/2<br />

2. Exkurs: Das Elektroretinogramm (ERG) der Fliege<br />

Belichtet man das Auge von Wirbeltieren oder Wirbellosen, so treten infolge<br />

der durch den Transduktionsprozess ausgelösten Membranprozesse<br />

Potenzialschwankungen im Auge auf. Die Summenpotenziale der gesamten elektrischen<br />

Aktivität des Auges kann man mit geeigneten Elektroden als<br />

Potenzialdifferenz zwischen Auge und Körpermilieu ableiten. Ein ERG erhalten<br />

Sie, wenn Sie die Potentialdifferenzen werden über der Zeit auftragen. Dabei<br />

handelt es sich um eine extrazelluläre Summenableitung (vgl. SAP im<br />

Nervversuch). Die Potenziale haben z.T. komplizierte Kurvenverläufe, die bis<br />

heute nicht endgültig geklärt werden können (vgl. Summenableitungen EKG,<br />

EEG), die aber eine einfache Methode darstellen, um quantifizierbare Aussagen<br />

über Erregungsvorgänge in den Photorezeptoren zu machen. Die ERG-Kurve der<br />

Insekten ist z.B. stark von den Ableitbedingungen abhängig (Alter des Präparats,<br />

Lage der Ableitelektrode, Elektrodenmaterial, Eingangswiderstand des Verstärkers<br />

etc.).<br />

Während man bei "langsamen" Insekten (Bsp. Heuschrecken, Schaben)<br />

tendenziell eher monophasische Potenzialverläufe (Abb. 1A) feststellen kann,<br />

sind bei schnellfliegenden Formen, zu denen die Schmeißfliege Calliphora zählt,<br />

diphasische Potenzialverläufe (Abb. 1B) charakteristisch.<br />

In dieser Form des diphasischen ERG's spiegelt sich sowohl die summierte<br />

Aktivität der Rezeptoren (Depolarisation) als auch die Summenaktivität<br />

nachgeschalteter neuronaler Elemente, hauptsächlich vom 1. optischen Ganglion


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 47<br />

(Lamina ganglionaris) wieder. Die Antwort der Laminaneurone ist ähnlich<br />

graduiert von der Reizintensität abhängig wie das Rezeptorpotenzial (keine<br />

Aktionspotenziale!). Die jeweiligen Anteile dieser beiden Strukturen an der Form<br />

des ERG lassen sich durch eine Betäubung der Erregungsübertragen in die<br />

Lamina darstellen.<br />

* Bei allen abgeleiteten Potenzialen handelt es sich um Summenpotenziale, die extrazellulär<br />

abgeleitet werden.<br />

VERSUCHSAUFBAU<br />

Bevor Sie die Fliege narkotisieren, machen Sie sich mit dem Versuchsaufbau<br />

vertraut. Als Lichtquelle (L) dienen LEDs verschiedener Farben, die in die<br />

Ableitkammer integriert sind. Die Farbe kann durch einen Drehschalter im<br />

Bedienfeld eingestellt werden. Die Lichtleistung wird ebenfalls durch einen<br />

Drehschalter gewählt. Die absolute Lichtleistung bei entsprechenden<br />

Schalterpositionen entnehmen Sie der Tabelle auf der Ableitkammer. Die<br />

Belichtungsdauer (Pulsbreite) kann ebenfalls im Bedienfeld eingestellt werden.<br />

Der Reiz kann entweder als Einzelreiz, als kontinuierliches Licht oder als Abfolge<br />

mit einer wählbaren Frequenz präsentiert werden. Zur Abdunkelung des Objekts<br />

und zur Abschirmung gegenüber elektrischen Störfeldern wird ein Kasten als<br />

Faraday-Käfig über das Präparat geklappt. Der Reiz wird über den Ausgang<br />

„Reiz“ ausgegeben. Verbinden sie diesen mit dem Kanal 2 des PowerLabs. Die<br />

differente (DE) und indifferente (IE) Elektrode sind mit den Eingängen eines in<br />

die Elektronik der Ableitkammer integrierten Differenzverstärkers verbunden, der<br />

die Signale 100x verstärkt (Beachten Sie dies bitte bei der Berechnung Ihrer<br />

ERG-Amplituden). Das Antwortsignal wird über den Ausgang „Antwort“<br />

ausgegeben. Verbinden sie diesen mit Kanal 1 des PowerLabs. Öffnen Sie im<br />

Programm Chart die Datei „ERG_RI-Kennlinien.adiset“ und machen Sie sich unter<br />

Anleitung des/der Tischbetreuer/in mit der Software vertraut. Stellen Sie nun<br />

eine Reizdauer von 500 ms ein und wählen Sie Weißlicht bei einer mittleren<br />

Lichtleistung. Wählen Sie im Bedienfeld die Einstellung Einzelreiz.


Präparation:<br />

Die Fliege wird kurz mit CO 2 narkotisiert. Sobald das Tier ruhig liegt, wird es<br />

mit Doppelklebeband auf einem Objektträger befestigt. Über den Thorax wird ein<br />

Streifen LEUKOSILK®BSN Medical GmbH geklebt. Die Fliege darf sich nach der<br />

Fixierung nicht bewegen (Bewegungsartefakte in der Ableitung!). Das<br />

Fliegenauge soll so gut wie möglich <strong>zum</strong> einfallenden Licht und zur differenten<br />

Elektrode exponiert sein. Die indifferente Elektrode wird nun in den Thorax oder<br />

das Abdomen gestochen. Die Ableitelektrode (Silberdraht) wird einjustiert und<br />

behutsam durch Drehen des Mikrometerrades auf die Corneaoberfläche<br />

aufgelegt. Ein kleiner Tropfen Elektrodenpaste verbessert den elektrischen<br />

Kontakt zwischen Elektrode und Auge. Anschließend wird der Faraday-Käfig über<br />

die Apparatur geklappt.<br />

Das ERG:<br />

Belichten Sie das Auge mit einem<br />

Einzelreiz und optimieren sie gegebenenfalls<br />

die Ableitung. Registrieren<br />

Sie in Chart die ERG-Ableitungen und<br />

speichern sie eine beispielhafte Registrierung<br />

für Ihr Protokoll (als pdf).<br />

Beschreiben Sie den Potenzialverlauf,<br />

und bezeichnen Sie die verschiedenen<br />

Potenzialkomponenten (Ein-Effekt...).<br />

Bitte bei allen Messungen Intensität,<br />

Belichtungszeit und Achsenskalierung<br />

angeben!<br />

3. Reaktions-Intensitäts-Kennlinie (RI)<br />

ERG-Ableitung mit Chart: oben: ERG<br />

unten: Reiz<br />

Lichtsinneszellen sind im Prinzip Zählgeräte für Lichtquanten und<br />

Signalumwandler, d.h. sie verwandeln einen Lichtreiz bestimmter Intensität in<br />

ein elektrisches Signal (Rezeptorpotenzial) bestimmter Amplitude. Photorezeptoren<br />

zeigen keine proportional-lineare Beziehung zwischen Reizstärke und<br />

Rezeptorpotenzialamplitude. Vielmehr nimmt der Verstärkungsfaktor mit zunehmender<br />

Reizintensität ab. Dies hat den Vorteil, dass Rezeptoren mit einer<br />

solchen Reiz-Erregungs-Beziehung in einem großen Intensitätsbereich arbeiten<br />

können. Trägt man die Amplitude des Rezeptorpotenzials gegen den Logarithmus<br />

der Reizintensität auf, so erhält man eine Reaktions-Intensitäts-Kennline, deren<br />

gewöhnlich sigmoidaler Verlauf den Dynamikbereich des Rezeptors von der<br />

Schwelle bis zur Sättigung wiedergibt. Diese Kennlinie soll im Versuch gemessen<br />

werden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 49<br />

Methode:<br />

Das dunkel adaptierte Fliegenauge (ca. 2 min.) wird mit Lichtreizen (500 ms)<br />

verschiedener Intensität gereizt. Das Reizlicht wird, mit der geringsten Intensität<br />

beginnend, stufenweise bis zur maximalen Lichtleistung erhöht. Die absolute<br />

Lichtleistung entnehmen Sie der Tabelle. Messen Sie für jede Lichtintensität 3<br />

Zwischenpotenzialamplituden. Tragen Sie alle Werte in das Datenblatt, das Sie<br />

im Kurs erhalten ein und berechnen Sie den Mittelwert. Zwischen zwei<br />

aufeinander folgenden Reizen sollte mindestens die Zeit von 1 Minute liegen, bei<br />

starken Reizen 2 Minuten, um Adaptationseffekte gering zu halten Speichern sie<br />

für jede Lichtintensität ein exemplarisches ERG für Ihr Protokoll.<br />

Tragen Sie die Amplituden des Zwischenpotenzials in einer halblogarithmischen<br />

Darstellung gegen die Intensität des Lichtes auf.<br />

Ordinate:<br />

Abszisse:<br />

ERG-Amplitude in mV (linear)<br />

log. der Reiz-Intensität (Lichtleistung)<br />

Diskutieren Sie den Kurvenverlauf und die allgemeine biologische Bedeutung<br />

von logarithmischen Kennlinien.<br />

4. Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren<br />

Die Absorptionseigenschaften des dioptrischen Apparates und des Photopigments<br />

(bzw. mehrerer Sehfarbstoffe) in den Rezeptoren bestimmen die<br />

spektrale Empfindlichkeit des Auges. Der Mensch hat im normal hell adaptierten<br />

Zustand eine Spektralempfindlichkeit von ca. 400 nm bis 750 nm mit einem<br />

Maximum bei 550 nm. Bei Arthropoden ist der sichtbare Teil des Spektrums weit<br />

in den kurzwelligen Bereich verschoben (z.B. Biene: 300 nm bis 650 nm). Sie<br />

können also UV wahrnehmen und sind im Rotbereich blind. Im folgenden Versuch<br />

soll die Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren ermittelt werden. Fliegen<br />

besitzen zwei Rezeptorsysteme, die Grün-Rezeptoren (Maximum bei 515 nm,<br />

Sinneszellen 1-6 eines Ommatidiums) und die Blaurezeptoren (Maximum bei 470<br />

nm, Sinneszellen 7 und 8). Die Grünrezeptoren sind etwas empfindlicher als die<br />

Blaurezeptoren.<br />

Methode:<br />

Die Potenzialamplitude (Zwischenpotenzial) des ERG's wird bei verschiedenen<br />

Wellenlängen und verschiedenen Intensitäten bestimmt. Messen Sie für jede<br />

Farbe die Zwischenpotenzialamplitude des ERG's am Oszilloskop bei 3 verschiedenen<br />

Lichtintensitäten. Messen Sie jeden Wert dreimal und berechnen Sie<br />

den Mittelwert. Wählen Sie die Kombination von Farbe und Lichtleistung so, dass<br />

für alle Farben etwa der gleiche Bereich der ERG-Amplitude erreicht wird.<br />

Notieren Sie die Werte in einer Tabelle.


Auswertung:<br />

Tragen Sie für jede Wellenlänge die mittleren Zwischenpotenzialamplituden<br />

(mV) als Funktion der Lichtintensität in ein Diagramm ein (halblogarithmische<br />

Darstellung). Für jede Wellenlänge erhält man also eine Kennlinie.<br />

Aus diesen Diagrammen ermitteln Sie dann für die einzelnen Farben die<br />

Lichtintensitäten, die zur selben Zwischenpotenzialamplitude (z.B. 1 mV, 2 mV, 3<br />

mV) führen. Tragen Sie diese Werte in ein weiteres Diagramm (log Reizintensität<br />

gegen Wellenlänge) ein. Aus den so erhaltenen Isopotenzialkurven ergibt sich die<br />

Farbempfindlichkeit des Tieres.<br />

Vergleichen Sie die Kurve mit der Farbempfindlichkeit des Menschen.<br />

5. Verschmelzungsfrequenz bei verschiedenen Lichtintensitäten<br />

Film und Fernsehen basieren letztendlich auf dem Phänomen, dass der<br />

Mensch oberhalb einer bestimmten Bildfrequenz die Folge stationärer Bilder nicht<br />

mehr getrennt wahrnimmt. Die Einzelbilder verschmelzen miteinander und<br />

vermitteln bei geringfügigen Konfigurationsänderungen von Bild zu Bild den<br />

Eindruck eines Bewegungsablaufes. Diese Fusionsfrequenz, die für einen<br />

zeitlichen Hell- Dunkelwechsel den Eindruck einer kontinuierlichen Beleuchtung<br />

erzeugt wird als Flimmerfusionsfrequenz (kritische Flimmerfrequenz CFF)<br />

bezeichnet. Ihr Wert ist von der Wellenlänge, der Intensität und von der Tierart<br />

abhängig. Bei Wirbeltieren unterscheidet sich die Flimmerfusionsfrequenz<br />

außerdem zwischen Fovea und Peripherie.<br />

5.1 Verschmelzungsfrequenz der Fliege<br />

Öffnen sie in Chart die Datei „ERG_Flimmerfusionsfrequenz.adiset“. Wählen<br />

Sie an der Apparatur eine mittlere Lichtleistung bei Weißlicht und stellen Sie die<br />

Reizeinstellung auf das Symbol für Reizfolge. Registrieren sie nun den fortlaufenden<br />

den Reiz sowie das ERG. Erhöhen Sie mit dem Potentiometerknopf die<br />

Reizfrequenz solange, bis sie keine Korrelation mehr zwischen ERG und Reiz<br />

erkennen können. Wie verändern sich Amplitude und Potenzialverlauf bei<br />

steigender Frequenz? Bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz ist bei 2 oder<br />

3 Lichtintensitäten. Welche Tendenz ergibt sich?<br />

5.2 Verschmelzungsfrequenz des Menschen<br />

Für diesen Versuch benötigen Sie Apparatur mit einer LED. Verbinden Sie den<br />

Reizausgang der Apparatur mit Kanal 2 des PowerLabs und öffnen Sie die Datei<br />

„Flimmerfusion Mensch.adiset“. Projizieren Sie den Lichtkegel der LED auf ein<br />

weißes Papier und fixieren sie diesen, dass der Lichtkegel auf die Fovea zentralis<br />

fällt, oder schauen Sie direkt in den Lichtstrahl. Wählen Sie zunächst eine<br />

niedrige Intensität und bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz für Ihren<br />

optischen Sinn. Wiederholen Sie den Versuch bei verschiedenen Lichtintensitäten


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 51<br />

und vergleichen Sie die Werte mit den bei der Fliege gefundenen. Wiederholen<br />

Sie das Experiment im peripheren Gesichtsfeld. Wie unterscheidet sich die<br />

Flimmerfusionsfrequenz zwischen Peripherie und Fovea? Wodurch ist dieser<br />

Unterschied begründet?<br />

6. Blockade der synaptischen Verbindungen zwischen Lamina und<br />

Rezeptor<br />

Um das eigentliche Rezeptorpotenzial sichtbar zu machen, wird der Fliege ein<br />

Tropfen 2%-ige Procainlösung mit Hilfe einer Injektionskanüle in die hintere<br />

Kopfkapselwand appliziert. Von dort diffundiert die Lösung zu den optischen<br />

Ganglien.<br />

Registrieren sie die Veränderungen des ERG's. Speichern Sie die Daten für Ihr<br />

Protokoll. Erklären Sie die Vorgänge (vgl. Absatz 2. Exkurs: Das Elektroretinogramm<br />

der Fliege).<br />

7. Latenzzeit des Rezeptorsummenpotenzials beim procainbehandelten<br />

Präparat (Wahlaufgabe)<br />

Die Gesamtzeit für alle Sehfarbstoffreaktionen und den nachfolgenden<br />

Erregungsvorgängen an der Membran bis <strong>zum</strong> Auftreten des Rezeptorpotenzials<br />

nennt man Latenzzeit. Bestimmen Sie bei Weißlicht bei verschiedenen<br />

Intensitäten die Latenzzeit des Rezeptorpotenzials. Spreizen Sie dazu die x-<br />

Achse entsprechend. Wie unterscheiden sich die Ergebnisse bei verschiedenen<br />

Intensitäten? Warum?<br />

Untersuchen Sie die Latenzzeit für violett (420 nm) und rot (660 nm).<br />

Wählen Sie die Lichtintensität so, dass Sie vergleichbare ERG-Amplituden<br />

erhalten.


ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

zu beschreiben, welche Eigenschaften das Rezeptorpotenzial kennzeichnet,<br />

wie es sich vom Aktionspotenzial unterscheidet, wie sich eine intrazelluläre<br />

Ableitung von einer extrazellulären Ableitung unterscheidet,<br />

die Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und Impulsfolgefrequenz<br />

wiederzugeben,<br />

die im Kurs verwendeten Messmethoden zu beschreiben,<br />

den Entstehungsmechanismus des diphasischen Fliegen-ERG's zu erläutern<br />

und anzugeben, welche Komponenten daran beteiligt sind,<br />

eine Möglichkeit anzugeben, die Komponenten des ERG's zu trennen, um<br />

das Rezeptorsummenpotenzial darzustellen,<br />

zu erläutern, was man unter der Kennlinie eines Rezeptors versteht und<br />

einige verschiedene Kennlinienverläufe anzugeben,<br />

die Unterschiede in der Spektralempfindlichkeit zwischen Insekten und<br />

Menschen aufzuzeigen und ihre Ursachen zu nennen,<br />

die im Kurs gemessenen Kurvenverläufe zu skizzieren,<br />

zu beschreiben, wovon das räumliche Auflösungsvermögen des Menschen<br />

und der Fliege abhängt und die ungefähren Werte angeben zu können,<br />

das ungefähre zeitliche Auflösungsvermögen von menschlichem Auge und<br />

Fliegenauge zu nennen und zu erläutern, wie es sich bei geringerer oder<br />

größerer Beleuchtungsstärke verhält,<br />

die Unterschiede im zeitlichen Auflösungsvermögen beim Menschen<br />

zwischen Fovea und Peripherie erläutern zu können,<br />

den prinzipielle Aufbau vom menschlichem Auge und vom Insektenauge<br />

darzustellen und die Funktion der einzelnen Komponenten zu erläutern,


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 53<br />

Psychophysik<br />

4. P S Y C H O P H Y S I K, A U G E N B E W E G U N G E N<br />

und R E F L E X E<br />

Die Psychophysik ist die Lehre von der<br />

Quantifizierbarkeit von Wahrnehmungsleistungen und<br />

etwa erst 150 Jahre alt. Als ein Begründer der modernen<br />

Psychophysik gilt G.T. Fechner der als Physiker die<br />

exakten Messmethoden der Physik für die Wahrnehmungsforschung<br />

nutzbar machte. Bis dahin widmete<br />

man sich der Wahrnehmung v. a. philosophisch bzw.<br />

durch die Introspektion. Die Grundidee der Psychophysik<br />

ist die, einen Probanden nach seiner Empfindung zu<br />

physikalisch exakt definierten Reizen zu befragen. Da<br />

keine direkten Messungen vorgenommen werden können<br />

und immer Proband oder Versuchstier über ihre<br />

Empfindung Auskunft geben müssen, wird diese Messmethodik<br />

als subjektive Sinnesphysiologie bezeichnet.<br />

Dem gegenüber steht die objektive Sinnesphysiologie, bei der Erregungen von<br />

Zellen oder Rezeptoren gemessen werden (z.b. Insekten ERG). Am heutigen<br />

Kurstag werden Sie Schwellenmessungen für das menschliche Hören erheben.<br />

Reflexe<br />

Bestimmte Reize führen zu einer direkten<br />

motorischen Reaktion. Dieser Zusammenhang<br />

zwischen Reiz und Reaktion wird als Reflex beschrieben.<br />

Unwillkürliche, mit kurzer Latenz ablaufende<br />

Reflexe spielen besonders für die Regulation<br />

der Körperhaltung und die Orientierung im Raum eine<br />

große Rolle. Beispielhaft werden im <strong>Praktikum</strong> der<br />

Patellarsehnenreflex und Vestibularisreflexe untersucht.


THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />

aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung der Versuche benötigt<br />

und daher vorausgesetzt:<br />

Grundlagen der Psychophysik: Sinnesmodalität, Reizqualität, Reizintensität,<br />

adäquater Reiz, absolute Schwelle, Unterschiedsschwelle, Weber-Fechner-<br />

Gesetz, Stevens'sche Potenzfunktion, Forced-Choice Paradigma.<br />

Physikalische Grundlagen: Schallwellen, Schalldruck, Dezibel (dB) als Maßeinheit,<br />

dB SPL, Frequenz, Oktave, spektrale Zusammensetzung von<br />

Schallereignissen (Ton, Klang, Geräusch).<br />

Grundlagen der Hörphysiologie: Aufbau des Ohres beim Menschen,<br />

Frequenzrepräsentation in der Cochlea, Schalldruckpegel, Lautstärke,<br />

Lautheit, Phon, dB(A), Verlauf der menschlichen Hörschwelle, Hauptsprachbereich,<br />

Richtungshören - Bedeutung von Laufzeit- und Schalldruckunterschieden<br />

an den beiden Ohren, horizontale und vertikale Schallokalisation.<br />

Motorische Rückenmarksreflexe: Elemente des Kniesehnenreflexes, Aufbau<br />

des Rückenmarks, afferente und efferente Bahnen, Muskelspindeln und ihre<br />

efferente Kontrolle, monosynaptische und polysynaptische Reflexe, Eigenreflex,<br />

Fremdreflex, Regelung durch negative Rückkopplung.<br />

Augenbewegungen: extraokuläre Muskeln, Hirnnerven, Gleichgewichtssinn, Innenohr,<br />

Retina, visueller Kortex, extrastriärer Kortex, Sakkaden, elementare<br />

Bewegungsdetektoren, Bewegungssehen, bedingter und unbedingter Reflex<br />

LITERATUR<br />

SCHMIDT/THEWS -- Physiologie des Menschen, Springer. Behandelt in hervorragender<br />

Weise alle für diesen Versuch nötigen theoretischen Grundlagen<br />

SILBERNAGL/DESPOPOULOS: Taschenatlas der Physiologie<br />

HANDWERKSZEUG<br />

Protokollheft<br />

Schreibzeug<br />

weite Beinkleidung für Kniesehnenreflex


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 55


VERSUCHSTEIL I : PSYCHOPHYSIK<br />

Experiment Ia: Bestimmung der absoluten Hörschwelle des Menschen<br />

Der Versuchsperson wird bei verschiedenen Frequenzen ein Dauerton mit<br />

variablem Schalldruck (dB) vorgespielt. Bei jeder gemessenen Frequenz wird der<br />

Schalldruckpegel notiert, bei dem ein Ton gerade gehört werden kann. Dadurch<br />

wird die Hörkurve des Probanden ermittelt.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Mit dem Hörschwellenmessgerät wird ein Sinuston variablen Schalldruckpegels<br />

und variabler Frequenz erzeugt und auf einem Kopfhörer ausgegeben, den<br />

die Versuchsperson trägt.<br />

Bestimmen Sie bei jeder Frequenz den Schwellenwert durch eine adaptive<br />

„staircase-Prozedur“. Dazu verändern Sie bei konstanter Frequenz den Schalldruckpegel<br />

zunächst in groben Schritten so lange, bis Sie den Schwellenbereich<br />

für die jeweilige Frequenz gefunden haben. Dazu erniedrigen Sie den SPL, wenn<br />

der Ton nicht gehört wird, und erhöhen den SPL, wenn der Ton gehört wird.<br />

Engen Sie diesen Bereich weiter ein, indem Sie mit feinerer SPL-Änderung die<br />

Schwelle besser bestimmen. Ermitteln Sie nun den genauen Wert, indem Sie in 1<br />

oder 0.5 dB-Schritten leiser bzw. wieder lauter stellen, und notieren Sie den<br />

Wert, bei dem die Versuchsperson den Ton gerade noch wahrnimmt. Gehen Sie<br />

dabei folgendermaßen vor: Antwortet Ihre Versuchsperson zweimal hintereinander<br />

korrekt, so verringern Sie den Schalldruckpegel. Antwortet Ihre<br />

Versuchsperson einmal falsch, erhöhen Sie ihn wieder. Notieren Sie den<br />

niedrigsten SPL für diese Frequenz, bei welcher die Versuchsperson gerade noch<br />

2 mal korrekt geantwortet hat.<br />

Achten Sie auch darauf, dass die Versuchsperson schnell und ohne zu<br />

überlegen antwortet. Stellen Sie im Interesse der Versuchsperson vor jedem<br />

Frequenzwechsel den Schalldruckpegel auf einen niedrigen dB-Wert ein.<br />

Stellen Sie nun die Frequenz auf ca. 20 kHz und höchsten Schalldruck (etwa<br />

80 dB) ein. Erniedrigen Sie nun langsam die Reizfrequenz. Welche höchste<br />

Frequenz kann unter den gegebenen Versuchsbedingungen gerade noch gehört<br />

werden?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 57<br />

Technische Anleitung zur Messung der Hörschwelle<br />

Achtung: nach Versuchsende<br />

unbedingt den Kopfhörer<br />

ausstecken!!<br />

Menüschalter A (gelb)<br />

Menüschalter B (blau)<br />

Das Gerät wird eingeschaltet, indem der Kopfhörer seitlich eingestöpselt wird.<br />

Durch Drücken des Menüschalters A kann zwischen folgenden Menüs<br />

gewechselt werden.<br />

Menü 1<br />

Pulsetime<br />

Mute Ch<br />

Bestimmt die Dauer des Testtons. Die Einstellung „None“<br />

bewirkt einen Dauerton. Zur Bestimmung der Hörschwelle<br />

stellen Sie einen Sinuston mit einer Tonlänge von 500ms ein<br />

(außer bei oberer Hörschwelle, s. <strong>Skript</strong>).<br />

Auf „Right“ stellen: Nur ein Ohr messen<br />

Menü 2 Light Für das Display kann ein Licht eingeschaltet werden<br />

Headphone bleibt auf 84 SPL/V<br />

Menü 3<br />

Frequenz<br />

Lautstärke<br />

Die Lautfrequenz wird verändert<br />

Der Schalldruckpegel wird verändert<br />

In jedem Menü können Werte verändert werden. Dazu betätigt man die<br />

Drehscheibe. Die Position des Pfeils wird mit dem Menüschalter B verändert.<br />

Auf Wunsch kann die Auswertung der Experimente mit Excel erfolgen. Hierzu<br />

steht ein Rechner zur Verfügung. Tabellen, in die Sie Ihre Messdaten eintragen<br />

sind vorbereitet. Die Abbildungen bzw. Tabellen können auf einem USB-Stick<br />

mitgenommen werden.<br />

Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson das Display des Hörschwellenmessgeräts<br />

nicht sieht. Die Versuchsperson kann z.B. durch Handzeichen angeben,<br />

ob der Ton gehört wurde.


Ermitteln Sie die Hörschwellen (in dB) für folgende Frequenzen:<br />

Frequenz Schalldruckpegel<br />

1 kHz<br />

500 Hz<br />

200 Hz<br />

100 Hz<br />

50 Hz<br />

20 Hz<br />

Stellen Sie zu Beginn der nächsten Messung den Schalldruck wieder auf etwa 0dB!!!<br />

Frequenz Schalldruckpegel<br />

2 kHz<br />

5 kHz<br />

10 kHz<br />

15 kHz<br />

Bestimmung der höchsten, wahrnehmbaren Frequenz<br />

Stellen Sie einen Dauerton (Pulsetime „none“) auf den Schalldruck von 80 dB<br />

ein, die Frequenz auf über 20 kHz. Welches ist die höchste, wahrnehmbare<br />

Frequenz für die Versuchsperson? Ermitteln sie diesen Wert durch Veränderung<br />

der Frequenz.<br />

Kopfhörer ausstecken!<br />

Auswertung:<br />

Tragen Sie die auf diese Weise gemessene Schwellenkurve graphisch über<br />

einer logarithmischen Frequenzskala auf. Ergänzen Sie diese Abbildung durch<br />

den Verlauf der durchschnittlichen menschlichen Hörschwellenkurve (z.B. aus<br />

Lehrbuch). Tragen Sie auch Ihre obere Hörgrenze (höchste wahrgenommene<br />

Frequenz) in das Audiogramm ein.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 59<br />

Experiment Ib: Akustische Richtungslokalisation<br />

- Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />

Um die horizontale Richtung einer Schallquelle zu bestimmen, benutzt der<br />

Mensch (bei Frequenzen über ca. 1 kHz) sowohl die Intensitäts- als auch die<br />

Laufzeitunterschiede, welche der Schall beim Auftreffen auf die beiden Ohren<br />

hat. Im folgenden Versuch soll geklärt werden, wie gering diese Unterschiede<br />

sein können, damit sie immer noch als Abweichung von der Vorausrichtung empfunden<br />

werden, und wie die relative Gewichtung der beiden Parameter<br />

Schalldruckunterschied und Laufzeitdifferenz für die Richtungsempfindung ist.<br />

Für diese Messungen steht Ihnen eine Messapparatur zur Verfügung, mit der<br />

für einen binauralen Reiz der Zeitversatz (in µs) zwischen rechtem und linkem<br />

Ohr sowie (für 2. Versuchsteil) die Schalldruckpegeldifferenz (dB) eingestellt<br />

werden kann. Der Reiz für das rechte Ohr wird jeweils konstant gehalten, der<br />

Reiz für das linke Ohr variiert. Die Zeitverzögerung des Reizes auf dem rechten<br />

Ohr beträgt konstant 1000 µs und der relative Schalldruckpegel 0 dB. Die Zeitverzögerung<br />

des linken Reizes kann eingestellt werden; der Schalldruckpegel auf<br />

dem linken Ohr kann in Schritten von 1.5 dB relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr variiert<br />

werden.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Über einen Kopfhörer wird ein Klickreiz auf beiden Ohren gegeben. Der Klick ist<br />

auf beiden Ohren gleich laut, die Schalldruckpegeldifferenz wird dazu konstant<br />

auf 0 dB eingestellt. Variiert wird der relative Zeitversatz des Klickens zwischen<br />

den beiden Ohren, er wird auf dem linken Ohr in Schritten von 20 µs zwischen -<br />

100 µs und +100 µs relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr eingestellt (links eingestellte,<br />

absolute Zeitverzögerung 900 µs – 1100 µs). Die Versuchsperson muss benennen,<br />

ob sie den Klicklaut "rechts" oder "links" gehört hat, die Angabe "Mitte" ist<br />

nicht zugelassen ("forced choice"). Versuchen Sie, die Messung schnell<br />

durchzuführen; die Versuchsperson sollte nicht lange überlegen. Es werden in<br />

zufälliger Reihenfolge Klickreize mit den genannten Zeitdifferenzen vorgespielt,<br />

bis für jede angegebene Zeitdifferenz 10 Messwerte ("rechts" oder "links")<br />

vorliegen.<br />

Technische Anleitung zur binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />

(Abb. s. nächste Seite).<br />

Netzstecker bitte einstöpseln.<br />

Mit diesem Gerät können Sie kontrolliert Klicklaute für das rechte bzw. linke Ohr<br />

erzeugen. Durch Einstellung der Zeitverzögerung verändern Sie immer nur den Reiz für<br />

das rechte Ohr, der Reiz für das linke Ohr bleibt jeweils konstant. Dieser wird mit einer<br />

Zeitverzögerung von 1000µSekunden präsentiert.<br />

Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson die Einstellungen am Reizgerät nicht<br />

sehen kann. Die Reize sollten in zufälliger Reihenfolge präsentiert werden.<br />

Achtung: Den Kopfhörer richtig aufsetzen, 900 µs sollte rechts empfunden werden. SPL<br />

auf 0 dB stellen.<br />

Der Kippschalter oben links muss auf „leise“ eingestellt sein. In den Zahlfeldern in denen<br />

der Schalldruckpegel angezeigt wird, können nur ganze Zahlen dargestellt werden.<br />

Betätigt man den „+-Schalter“, so erhöht sich der Schalldruck jeweils um 1.5dB. Die<br />

Nachkommazahl wird durch die kleine rote Lampe angegeben.


LED: leuchtet beim<br />

Klicken<br />

Pulsgeber: Mit<br />

diesem Knopf wird<br />

Klicklaut ausgelöst<br />

Rädchen, mit denen<br />

Zeitverzögerung eingestellt<br />

word (1000 µs =<br />

Mitte)<br />

Erhöht bzw. erniedrigt den<br />

Schalldruck um jeweils 1.5 dB<br />

dB<br />

Zeitverzögerung<br />

linker<br />

Klicklaut<br />

Antwort der Versuchsperson N<br />

Zeit in µs 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Rotes Lämpchen (zeigt<br />

Nachkommastelle 0.5dB )<br />

Summe<br />

Antwort<br />

„rechts“<br />

Summe<br />

Antwort<br />

„links“<br />

900<br />

920<br />

940<br />

960<br />

980<br />

1000<br />

1020<br />

1040<br />

1060<br />

1080<br />

1100


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 61<br />

Auswertung:<br />

Tragen Sie für jede Zeitdifferenz die relative Häufigkeit der beiden Richtungen<br />

in eine Abbildung ein. Der Wert, bei dem sich die beiden Kurven schneiden (beide<br />

Richtungen werden mit 50% Häufigkeit genannt), wird als subjektive Mitte<br />

bezeichnet. Wodurch können Abweichungen der subjektiven Mitte von der<br />

tatsächlichen Mitte verursacht werden?<br />

Als Detektionskriterium bzw. Schwelle in Versuchen dieser Art ist es üblich,<br />

die Mitte zwischen „keine Richtung“ (also Mitte, bzw. 50% Wahl rechts = Wahl<br />

links) und 100% richtige Erkennung der Richtung zu verwenden. Das ist bei<br />

diesem speziellen Versuchstyp (forced choice mit 2 Alternativen) der Wert, bei<br />

dem die Häufigkeitskurve den 75%-Wert erreicht. Stellen Sie anhand Ihrer<br />

Messergebnisse fest, bei welcher Zeitdifferenz diese Bedingung für die beiden<br />

Richtungen erfüllt ist. Die binaurale Zeitdifferenzschwelle entspricht dem Abstand<br />

des 75%-Wertes zur subjektiven Mitte.<br />

Bilden Sie zur Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle den<br />

Mittelwert aus dem Betrag der Abweichungen für beide Richtungen (Es gibt dazu<br />

ein Excel-<strong>Skript</strong>: berechnet die Kurven in beide Richtungen symmetrisch).<br />

Welchem Winkel zur Vorausrichtung entspricht dieser Verzögerungswert? (Der<br />

durchschnittliche Ohrabstand beim Menschen beträgt 20 cm, die<br />

Schallgeschwindigkeit in Luft 330 m/s.)<br />

Vergleichen Sie die so berechneten Werte mit Angaben in der Literatur, und<br />

diskutieren Sie evtl. auftretende Unterschiede.<br />

Abbildung oben: Beispielkurven zur Auswertung der Zeitdifferenzschwelle. Aufgetragen sind die<br />

Häufigkeiten mit denen die VP sich für rechts (nach rechts steigende Kurve) bzw. links entschieden<br />

hat (von links fallende Kurve). Als subjektive Mitte wird der Schnittpunkt beider Kurven bezeichnet<br />

(hier: Wahl für jede der beiden Richtungen = 50%). Die Zeitdifferenzschwelle ist der Prozent-Wert,<br />

welcher sich genau in der Mitte zwischen diesem Schnittpunkt (50%) und der 100% korrekten<br />

Wahl befindet, also die Zeitdifferenz zwischen der subjektiven Mitte und dem Schnittpunkt einer<br />

der beiden Kurven mit dem 75%-Schwellenkriterium.


Experiment Ic: Die relative Bedeutung von Schalldruck- und<br />

Laufzeitunterschieden für das Richtungshören beim Menschen<br />

("trading"-Messung)<br />

Da sowohl Schalldruckunterschiede als auch Laufzeitunterschiede zur<br />

Ermittlung der horizontalen Richtung einer Schallquelle benutzt werden, lässt<br />

sich die relative Bedeutung der beiden Faktoren im Versuch dadurch bestimmen,<br />

dass man sie gegenläufig verändert und damit einen künstlichen "Mitte"-Eindruck<br />

erzeugt (eine unabhängige Veränderung von Laufzeit und SPL für beide Ohren ist<br />

mit natürlichen Schallquellen nicht möglich)<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Wählen Sie 5 geeignete Verzögerungswerte aus und verändern Sie bei jeweils<br />

festgehaltener Verzögerung den Schalldruckpegelunterschied so lange, bis die<br />

Reizrichtung als "Mitte" empfunden wird. Führen Sie diese Messung 5 mal durch.<br />

Stellen Sie die Verzögerungswerte ein, und verändern Sie den Schalldruckpegel<br />

so lange, bis die Reizrichtung als „Mitte“ empfunden wird. Führen Sie jede<br />

Messung 5mal durch. Die Versuchsperson soll die Einstellungen am Reizgerät<br />

nicht einsehen können.<br />

Zeitverzögerung<br />

Schalldruckpegel bei der Empfindung „Mitte“<br />

1. Mess. 2. Mess. 3. Mess. 4. Mess. 5. Mess. Mittelwert<br />

1 850<br />

2 900<br />

3 1000<br />

4 1100<br />

5 1150<br />

Auswertung:<br />

- Tragen Sie die gefundenen Wertepaare, die sich im Eindruck kompensieren, in<br />

ein X-Y-Diagramm ein. X-Achse: Laufzeitunterschied, Y-Achse: SPL der<br />

notwendig war, um Laufzeitunterschied zu kompensieren.<br />

- Legen Sie eine Ausgleichsgerade durch die Messwerte und berechnen Sie den<br />

Kompensationsfaktor bzw. die „trading-ratio“ (μs/dB).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 63<br />

VERSUCHSTEIL II: REFLEXE<br />

Dehnungsreflexe und Vestibularreflexe sind ganz wesentlich an der Kontrolle<br />

unserer Körperhaltung unter wechselnden Einflüssen beteiligt. Im Folgenden wird<br />

zuerst eine vergleichende Messung des Kniesehnenreflexes durchgeführt, danach<br />

Eigenschaften der Vestibularreflexe demonstriert.<br />

Experiment IIa: Messung der Bruttoreflexzeit des Patellarsehnenreflexes<br />

Dehnungsreflexe ermöglichen bereits auf spinalem Niveau und ohne die<br />

Notwendigkeit von Willkürbewegungen die Kompensation von Störungen einer<br />

stabilen Position. Dehnungsreflexe lassen sich in der klinischen Praxis leicht und<br />

reproduzierbar auslösen und sind damit eine wichtige neurologische<br />

Untersuchungsmethode. Mit einem Reflexhammer wird durch einen leichten<br />

Schlag auf die entsprechende Sehne der Muskel gedehnt und damit eine<br />

Reflexkontraktion ausgelöst. Z.B. beim Kniesehnenreflex (Patellarsehnenreflex)<br />

führt ein Schlag auf die Sehne unterhalb der Kniescheibe zu einer Kontraktion<br />

des Streckers im Oberschenkel und damit <strong>zum</strong> Heben des unbelasteten<br />

Unterschenkels. An dieser Reaktion lassen sich die Eigenschaften eines<br />

monosynaptischen, spinalen Reflexes gut beschreiben. Als Maß für die Stabilität<br />

eines solchen Reflexes lässt sich die Varianz der Reflexzeit verwenden.<br />

Modulierende Einflüsse durch andere motorische Aktivitäten können ebenfalls<br />

anhand der Reflexzeit nachgewiesen werden.<br />

Die Bruttoreflexzeit ist der Zeitraum zwischen dem Einfluss eines Reizes und<br />

dem Beginn der hierdurch ausgelösten motorischen Reaktion. Sie umfasst also<br />

die Zeiten, die für die sensorische Verarbeitung, Erregungsleitung, Verschaltung<br />

im ZNS und die Muskelkontraktion nötig sind. Am Beispiel des<br />

Patellarsehnenreflexes (PSR) soll diese Reflexzeit unter verschiedenen<br />

Randbedingungen untersucht werden.<br />

Die Messung der Bruttoreflexzeit des PSR erfolgt durch eine elektronische<br />

Stoppuhr. Die Uhr wird durch den Schlag mit dem Reflexhammer auf die Sehne<br />

gestartet (getriggert) und durch die reflektorische Bewegung des Unterschenkels<br />

wieder gestoppt.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Die Versuchsperson sitzt entspannt auf einem hohen Stuhl oder Tisch; der<br />

Unterschenkel muss frei hängen. Schließen Sie nun den elektrischen Zeitnehmer<br />

an. Hierzu muss die Versuchsperson an der Hand geerdet werden (elektrische<br />

Verbindung mit der schwarzen Buchse des Zeitnehmers). Hinter ihrer<br />

Ferse/Achillessehne wird ein Stativ mit einem Elektrokontakt so aufgestellt, dass<br />

der Kontakt zwischen Ferse und Stativ in Ruhestellung geschlossen ist<br />

(Verbindung mit der blauen Buchse des Zeitnehmers). Der Reflexhammer wird<br />

mit der gelben Buchse des Zeitnehmers verbunden. Das Knie muss für den<br />

elektrischen Kontakt mit dem Hammer frei sein.


Drücken Sie vor jeder Messung den "Reset"-Knopf. Der Zeitnehmer wird<br />

genullt und die "Ready"-Lampe leuchtet, wenn ein guter Kontakt an Erdung und<br />

Ferse besteht. Mit einem leichten Schlag auf die Patellarsehne lösen Sie den<br />

Reflex aus. Durch den Reflexhammer wird zu diesem Zeitpunkt der Zeitnehmer<br />

gestartet; die Zeit zwischen Hammer“schlag“ und Bewegung des Beines wird<br />

gemessen. Diese Zeit nennt man die Bruttoreflexzeit.<br />

Führen Sie die folgenden Messung jeweils 16 mal durch.<br />

1. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit in Ruhe. Die Versuchsperson sollte<br />

hierzu entspannt sitzen.<br />

2. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit bei Belastung. Die Versuchsperson<br />

spannt einen Expander. Während der Spannung wird der Reflex ausgelöst.<br />

3. Messen Sie die Reaktionszeit für eine bewusst ausgelöste Bewegung des<br />

Unterschenkels. Dazu wird das Knie seitlich nur leicht mit dem<br />

Reflexhammer berührt und die Versuchsperson streckt das Bein, sobald sie<br />

diese Berührung spürt (Augen zu!).<br />

Technische Durchführung:<br />

1. Auf die Ferse und die Spitze des Hammers Elektrodenpaste auftragen. Dies muss<br />

im Verlauf des Experiments evtl. wiederholt werden.<br />

2. Die Versuchsperson nimmt das schwarze Kabel in die Hand. Ist der Kontakt gut,<br />

leuchtet nach Drücken des Reset-Knopfes die „Ready“- Lampe auf. Falls das nicht<br />

der Fall ist muss der Kontakt verbessert werden: ggf. mehr Elektrodenpaste<br />

verwenden, ggf. Schleifpapier verwenden. Nochmals Reset drücken.<br />

3. Die folgenden drei Versuchen 16 mal durchführen und die Reaktionszeiten<br />

aufschreiben. Vor jeder Messung muss Ready leuchten. Versuchsbeschreibung s.o.<br />

Versuch 1: Bruttoreflexzeit des Kniesehnenreflexes in Ruhe<br />

Versuch 2: Bruttoreflexzeit bei Belastung<br />

Versuch 3: Reaktionszeit bewusste Bewegung<br />

4. a. Elektrodenpaste bitte wegputzen<br />

b. Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an das Ladegerät hängen


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 65<br />

Messung Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3<br />

Rang Rang<br />

Rang<br />

Rang<br />

Zeiten<br />

Zeiten<br />

Zeiten<br />

Vgl. Ve. 2 Vgl. Ve. 3<br />

Vgl. Ve. 1<br />

Vgl. Ve. 1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Mittelwert Rangsum. Rangsum. Rangsum. Rangsum.<br />

Standardabweichung<br />

Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an Ladegerät hängen!


Auswertung:<br />

Berechnen Sie für jede der drei Messungen jeweils den Mittelwert und die<br />

Standardabweichung. Die Standardabweichung ist (i.A.) ein stabiles Maß für die<br />

Schwankungen eines Messwertes. Eine kleine Standardabweichung besagt also,<br />

dass ein Messwert sehr reproduzierbar ist.<br />

Überprüfen Sie mit einem geeigneten statistischen Testverfahren (Wilcoxon-Test,<br />

s.u.), ob sich die gemessenen Reaktionszeiten (1) beim Reflex in Ruhe und unter<br />

Belastung bzw. (2) beim Reflex in Ruhe und bei willkürlicher Bewegung<br />

signifikant voneinander unterscheiden.<br />

Der Wilcoxon-Test (anderer Name: Man-Whitney-U-Test) ist ein<br />

statistischer Test, der unabhängig von der Verteilung der Daten verwendet<br />

werden kann (im Gegensatz <strong>zum</strong> t-Test, bei welchem oft Normalverteilung<br />

vorausgesetzt ist). Wenn z.B. die Belastung in unserem Experiment keinen<br />

systematischen Einfluss auf die Reflexzeit hat, dann erwartet man, dass die<br />

beiden Mittelwerte ähnlich sind; exakt gleich werden sie nie sein, das wäre ein<br />

großer Zufall. Wenn aber die Belastung einen systematischen Einfluss hat, dann<br />

sollten die beiden gemessenen mittleren Reflexzeiten signifikant verschieden<br />

sein, nach statistischer Testung also mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit < 5%<br />

bzw. < 0.05.<br />

Beim Wilcoxon-Test werden die beiden zu vergleichenden Datensätze (à<br />

16 Daten) „in einen Topf geworfen“, dann bekommen sie gemeinsame Ränge (im<br />

Beispiel von Rang 1 bis Rang 32). D.h., die niedrigste Reaktionszeit der beiden<br />

Datensätze bekommt den Rang 1, die nächstniedrigste den Rang 2, usw., die<br />

längste Reaktionszeit den Rang 32.<br />

Wenn zwei Reaktionszeiten gleich sind: z.B. 193 ms hat den Rang 4, dann<br />

kommen die Zeiten 196 ms und 196 ms. In diesem Fall sollen auf die beiden<br />

Werte die Ränge 5 und 6 verteilt werden, dies macht man, indem man die zu<br />

vergebenden Ränge mittelt, und den mittleren Rang (5.5 in diesem Beispiel)<br />

jedem der beiden Reaktionszeiten zuweist.<br />

Wenn 3 oder mehr Reaktionszeiten gleich sind: Man verfährt analog, d.h.<br />

man mittelt die 3 oder mehr Ränge, und weist jedem der Messwerte den<br />

gemittelten Rang zu.<br />

Wenn man die beiden Rangsummen vergleicht, dann sollten diese fast<br />

gleich sein, wenn sich die Mittelwerte nicht systematisch unterscheiden. Im<br />

Beispiel hat man 32 Werte in einen Topf geworfen, Ränge von 1 bis 32 vergeben,<br />

deren Summe ergibt 528. (Probe: die Summe der beiden Rangsummen im<br />

Vergleich sollte 528 sein). Bei exakter Gleichheit erwartet man also eine<br />

Rangsumme von 264 für jede der beiden Gruppen (da in jede Gruppe gleich viele<br />

Werte eingehen). Exakte Gleichheit findet man in der Realität fast nie vor, d.h.<br />

es gibt immer kleine Rangsummenunterschiede. Bis zu einer Grenze von 212-<br />

316 nimmt man an, dass diese Unterschiede nicht signifikant sind<br />

(Nullhypothese). Wenn aber eine der Rangsummen außerhalb dieses kritischen<br />

Bereichs liegt, dann nimmt man einen signifikanten Unterschied an<br />

(Alternativhypothese). Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist in diesem Fall 0.05 (oder<br />

5%). Bemerkung: die Grenze 212-316 gilt nur für den Fall von genau je 16<br />

Datenpunkten in jeder Gruppe, sie wurde also für diesen <strong>Praktikum</strong>sversuch aus<br />

der Tabelle entnommen.<br />

Interpretieren Sie das Ergebnis!


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 67<br />

VERSUCHSTEIL III<br />

Augenbewegungen<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde eine erste, mittlerweile klassisch<br />

gewordene Einteilung der Augenbewegungen eines Menschen in 5<br />

verschiedene Klassen vorgenommen (Dodge 1903):<br />

1) Sakkaden: schnelle, ruckartige Augenbewegungen, die den Blick<br />

von einem <strong>zum</strong> anderen Fixationsziel bringen.<br />

2) Glatte Augenfolgebewegungen: Augenbewegungen, die in ihrer<br />

Geschwindigkeit exakt an die Geschwindigkeit eines bewegten Objekts<br />

angepasst sind. Diese Augenbewegungen führen dazu, dass das retinale<br />

Bild eines bewegten Objekts stationär in der Fovea zentralis ruht.<br />

3) Vestibulo-okulärer Reflex (VOR): Die Bewegung des Kopfes<br />

führt zu einer Stimulation des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, was<br />

wiederum zu einer stabilisierenden Augenbewegung führt. Das heißt, die<br />

Bewegung der Augachsen gleicht exakt die Bewegung des Kopfes aus, der<br />

Blick im Raum bleibt somit stationär.<br />

4) Optokinetischer Reflex (OKR): Bewegen sich große Anteile des<br />

Gesichtsfeldes kohärent, d.h. mit identischer Geschwindigkeit und gleicher<br />

Richtung, unter natürlichen Umständen geschieht dies nur bei<br />

Eigenbewegung, so werden ebenfalls kompensatorische<br />

Augenbewegungen ausgelöst, die das Bild der bewegten Umwelt auf der<br />

Retina stabilisieren.<br />

5) Vergenzbewegungen: Werden Blickziele in unterschiedlicher Tiefe<br />

im Raum fixiert, so müssen Augenbewegungen ausgeführt werden, die<br />

den Winkel zwischen den Sehachsen des linken und des rechten Auges<br />

ändern.<br />

Diese Einteilung der Augenbewegung war rein phänomenologisch<br />

bedingt, wesentlich sinnvoller erscheint es heute, einen funktionalen<br />

Aspekt zu berücksichtigen und deshalb die Augenbewegungen in<br />

blickstabilisierende und blickführende Bewegungen einzuteilen. Zu<br />

den stabilisierenden Augenbewegungen kann der OKR und VOR gezählt<br />

werden, die blickführenden Bewegungen setzen sich aus Sakkaden,<br />

Glatten Folgebewegungen und Vergenzbewegungen zusammen.<br />

Versuchsaufbau<br />

Es steht ein Infrarot-Messystem (IRIS) zur Aufzeichnung der<br />

horziontalen und vertikalen Position des Auges einer Versuchsperson zur<br />

Verfügung. Das Prinzip der Infrarot-Okulographie ist in der Abbildung 5<br />

gezeigt. Es wird infrarotes Licht auf das Auge einer Versuchsperson<br />

gestrahlt und aus der Intensität der Reflexion an zwei verschiedenen<br />

Punkten kann die Position des Blickes bestimmt werden. Aus Gründen der<br />

Einfachheit wird lediglich die horizontale Position des linken Auges<br />

gemessen.


Oszillator<br />

Spannungsquelle<br />

IR-Sender<br />

Bandpass-Filter<br />

IR-Empfänger<br />

Tiefpass-Filter<br />

Augenposition<br />

Abb. 5: Grundprinzip der Infrarot-Okulographie<br />

Um reflektorsiche Augenbewegungen auszuschließen, die aus einer<br />

möglichen Kopfbewegung resultieren würden, wird der Kopf der<br />

Versuchsperson durch eine Kinnauflage sowie durch ein Stirnbrett<br />

immobilisiert. Ein Bildschirm befindet sich in 57 cm (warum gerade 57?)<br />

Entfernung vor der Versuchsperson, über den die visuelle Stimulation<br />

erfolgt. Der Ausgang des IRIS Systems ist einmal mit einem Oszilloskop<br />

verbunden und gleichzeitig mit dem Analog-Digital-Konverter eines<br />

Computers verbunden.<br />

1. Linearität der IR-Okulographie<br />

Auf dem Bildschirm wird an definierten Positionen ein weißer Punkt<br />

präsentiert (Programm CAL). Der rote Punkt repräsentiert die Position des<br />

Blickes. Durch eine geeignete Einstellung des Verstärkungsfaktors sowie<br />

der Nullposition muss die Apparatur zunächst geeicht werden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 69<br />

Abb. 6: Bedienungselemente des IRSI Systems. 6: Einstellung<br />

der Verstärkung, 7: Einstellung der Nullage, 8: Wählschalter für<br />

horizontale oder vertikale Blickposition, 9: grobe<br />

Positionsanzeige<br />

Nach erfolgter Kalibrierung wird das horizontale und vertikale<br />

Ausgangssignal für je 5 verschiedene Zielpositionen im Bereich zwischen 0<br />

und 10° links, rechts, oben und unten in Grad Sehwinkel protokolliert.<br />

Gibt es ein Übersprechen zwischen vertikaler und horizontaler Position?<br />

Wie gut ist die Linearität der Messung? Tragen Sie dazu die Messwerte in<br />

ein x-y-Diagramm und berechnen Sie eine lineare Regression.<br />

2. Glatte Augenfolgebewegungen<br />

Das räumliche Auflösevermögen ist sehr unterschiedlich für die<br />

verschiedenen Bereiche des Gesichtsfeldes. Nur in der Fovea ist die<br />

Auflösung in der Größenordnung von etwa 60 Linien pro Grad. Bewegt<br />

sich ein Objekt, so sollten unsere Augen in der Lage sein, dieser<br />

Bewegung zu folgen. Das Programm FOLGE bietet eine Reihe von<br />

periodischen Zielbewegungen, die als Blickziel einer Versuchsperson<br />

dienen können. Dokumentieren Sie die Augenbewegungen in dieser<br />

Situation. Wie sieht die Initiierung der Folgebewegung aus? Bitten Sie die<br />

Versuchsperson, eine langsame Augenbewegung ohne einen bewegten<br />

Stimulus auszuführen. Wie sehen die Augenbewegungen in dieser<br />

Situation aus.<br />

Können diese Augenbewegungen auch dann ausgeführt werden, wenn<br />

sich das Ziel vor einem strukturierten Hintergrund bewegt? Die<br />

Augenbewegung selbst führt zu einer Bewegung des retinalen Bildes des<br />

Hintergrund entgegengesetzt zur Blickfolgebewegung.<br />

Bestimmen Sie den Frequenzgang der Augenfolgebewegungen. Messen<br />

Sie dazu die Augenbewegungen bei verschiedenen Frequenzen und<br />

bestimmen Sie zur Quantifizierung der Güte der Folgebewegung das<br />

Fehlerintegral (dh. die Summe der Abweichung der Augengeschwindigkeit<br />

von der Zielgeschwindigkeit).<br />

Frage für das Protokoll: Nehmen Sie an, dass die Augenbewegungen<br />

tatsächlich exakt der Zielbewegung entsprechen. Dies hat zur Folge, dass<br />

sich das Bild des Zieles auf der Retina nicht mehr bewegt. Wird in dieser<br />

Situation die subjektive Wahrnehmung von der retinalen Bildverschiebung<br />

bestimmt?<br />

3. Sakkaden<br />

Sakkaden sind sehr schnelle ruckartige Augenbewegungen zwischen<br />

zwei Fixationsphasen. Sie werden auch als „visueller Greifreflex“<br />

bezeichnet. Dieser Begriff deutet die reflex-ähnliche Eigenschaft dieser<br />

Augenbewegungen an. Messen Sie mit einem geeigneten Messprogramm<br />

diese Augenbewegungen und analysieren Sie ihre Latenz. Ist die Latenz<br />

einer Sakkade abhängig von der Position des Ziels? Vergleichen Sie die<br />

sakkadische Latenz mit der Latenz des Kniesehnenreflexes.


4. Augenbewegungen beim Lesen<br />

Beim Lesen führen wir ein sehr gut zu beschreibendes<br />

Augenbewegungsmuster aus. Wie sieht dieses Muster aus, wie lässt es<br />

sich erklären? Gibt es Abhängigkeiten des Augenbewegungsmusters von<br />

Eigenschaften des Textes?<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein,<br />

- den Unterschied zwischen Lautstärke und Schalldruck zu erklären,<br />

- zu erklären, was ein Schallereignis physikalisch ist,<br />

- den Unterschied zwischen Sinnesmodalität, Reizqualität und<br />

Reizintensität zu erklären,<br />

- den Verlauf der menschlichen Hörschwelle zu skizzieren,<br />

- die Maßeinheiten "dB SPL" und "Phon" zu definieren,<br />

- das Verfahren zur Messung der Hörschwelle anzugeben,<br />

- den Frequenzbereich des menschlichen Hörens anzugeben,<br />

- den Hauptsprachbereich anzugeben,<br />

- anzugeben, welche Kurvenform sich beim intermodalen<br />

Intensitätsvergleich in einer psychophysischen Messung ergibt,<br />

- anzugeben, welche Parameter der Mensch zur horizontalen<br />

Richtungslokalisation verwendet,<br />

- anzugeben, wie groß die Zeitdifferenzschwelle beim Menschen ist,<br />

- ein Messverfahren anzugeben, mit dem die relative Bedeutung von<br />

Laufzeit- und Schalldruckunterschieden für das Richtungshören<br />

bestimmt werden kann,<br />

- die Elemente eines monosyptischen Reflexkreises am Beispiel des<br />

Patellarsehnenreflexes zu nennen,<br />

- den Unterschied zwischen einem monosynaptischen und einem<br />

polysynaptischen Reflexkreis zu beschreiben,<br />

- die Wirkung zusätzlicher zentraler Einflüsse auf die Ausprägung eines<br />

monosynaptischen Reflexes zu nennen,<br />

- die extraokulären Muskeln und die sie versorgenden Hirnnerven<br />

aufzählen zu können,<br />

- und Fixationen, Sakkaden und Glatte Augenfolgebewegungen<br />

unterscheiden zu können.

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