11.01.2014 Aufrufe

Skript zum Praktikum

Skript zum Praktikum

Skript zum Praktikum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

E I N F Ü H R U N G I N D I E M E T H O D E N<br />

D E R T I E R H Y S I O L O G I E<br />

Die Tierphysiologie ist eine Teildisziplin der Zoologie. Sie befasst sich mit den<br />

Funktionen tierischer Gewebe, Organe und Organsysteme, und damit, wie diese<br />

Funktionen und deren Zusammenspiel gesteuert und reguliert werden. Da die<br />

Mechanismen, die zu einer spezifischen Organfunktion führen, auf den physikalischen,<br />

biochemischen und informationsverarbeitenden Eigenschaften der<br />

beteiligten Zellen und Geweben beruhen, sind die Arbeitsweisen der Tierphysiologie<br />

entsprechend vielfältig. Tierphysiologen wenden daher sowohl Methoden<br />

aus der Molekularbiologie an, etwa wenn die Strukturen von Ionenkanälen<br />

oder Antigenen erforscht werden sollen, häufig kommen aber auch<br />

Messverfahren <strong>zum</strong> Einsatz, die ganz andere physikalische Messgrößen erfassen,<br />

wenn beispielsweise die räumliche Auflösung eines Sehorgans, der zeitliche<br />

Verlauf eines Aktionspotenzials, oder die aerodynamischen Eigenschaften eines<br />

Vogelflügels experimentell ermittelt werden.<br />

In diesem Kurs werden Sie in sechs verschiedenen Kurseinheiten mit Fragestellungen<br />

und Messmethoden der Tierphysiologie vertraut gemacht. Dabei<br />

werden Sie Experimente durchführen, die Einblicke in die Funktionsweise<br />

tierischer Organismen und ihrer Organe demonstrieren. Die Experimente werden<br />

teilweise an Tierpräparaten vorgenommen, die Sie selbst herstellen, wie im Herzund<br />

dem Muskelversuch oder beim Elektroretinogramm der Fliege, andererseits<br />

werden Sie auch an Ihrem eigenen Körper arbeiten, wie z.B. beim Belastungs-<br />

EKG im Herzkurs, beim Kursteil Blut und in der Psychophysik.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

MESSVERFAHREN UND SENSOREN<br />

Da die Arbeitsweise der tierphysiologischen Forschung so vielfältig ist, ist es<br />

notwendig, dass Sie sich bei jedem Versuch klar machen, welche Messgröße Sie<br />

erfassen und dass Sie das Verfahren kennen, mit dem diese Größe erhoben wird.<br />

Man unterscheidet dabei zwischen direkten und indirekten Messverfahren.<br />

Während bei einem direkten Messverfahren das Messergebnis direkt am Messgerät<br />

abgelesen werden kann - beispielsweise bei der Längenmessung mit einem<br />

Lineal - wird bei einer indirekten Messung ein Messwandler (Sensor) eingesetzt,<br />

der eine primäre Messgröße, die nur schwierig zu erfassen ist, in eine gut<br />

messbare (sekundäre) Ausgangsgröße umsetzt. Sehr häufig eingesetzt werden<br />

Sensoren, die abhängig von der zu messenden Größe ihre elektrischen Eigenschaften<br />

(Widerstand, Ausgangsspannung, Kapazität, usw. ...) ändern, da<br />

elektrische Signale gut handhabbar sind, insbesondere, wenn noch weitere Signal<br />

verarbeitende Stufen, wie Verstärker oder Filter nachgeschaltet werden müssen.<br />

Jeder Sensor wird durch seine Kennlinie charakterisiert, mit deren Hilfe man die<br />

Umrechnung der Ausgangsgröße zurück in die primäre Messgröße vornehmen<br />

kann. Diese Kennlinie findet man in der Regel im Datenblatt des Herstellers des


Ausgangsspannung bei 10V [mV]<br />

TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 3<br />

Sensors. Hat man dieses Datenblatt nicht zur Hand, oder ändern sich die<br />

Übertragungseigenschaften des Sensors aufgrund seiner Bauweise oder der<br />

speziellen Art der Messanordnung häufiger, so muss man die Messeinrichtung vor<br />

der eigentlichen Messung kalibrieren, d.h. die jeweilige Kennlinie selbst ermitteln<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

Beispiele für indirekte Messverfahren sind die Bestimmung der Stoffkonzentration<br />

in einer Lösung über deren optische Dichte oder die Messung von Muskelkräften<br />

mit einem Biegestabtransducer.<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

F =<br />

U<br />

198.1 − 2.4<br />

y = 198.08 x + 2.3653<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2<br />

Kraft [N]<br />

Abbildung 1: Links: Eine Sensor-Kennlinie aus dem Datenblatt eines Herstellers. Das gewählte<br />

Beispiel zeigt die Kennlinie eines Magnetfeldsensors. Die primäre Messgröße ist hier die<br />

magnetische Feldstärke H y , die Ausgangsgröße des Sensors ist die elektrische Spannung V 0 . Man<br />

kann leicht erkennen, (i) dass der Sensor die Richtung der Messgröße als Vorzeichen des<br />

Messwertes ausgibt, (ii) dass die Kurve im gezeigten Messbereich annähernd linear ist und (iii)<br />

dass der Messfehler (max/min) mit zunehmender Feldstärke größer wird. Rechts: Kennlinie eines<br />

Biegestabtransducers, wie er im Kurspraktikum eingesetzt wird. Der Zusammenhang zwischen der<br />

gemessenen Kraft und der Ausgangsspannung des Sensors ist auch hier annähernd linear, dadurch<br />

kann der primäre Messwert (=Kraft F) aus der Sensorantwort (=elektrische Spannung U) mit einer<br />

sehr einfachen Formel, einer Geradengleichung, berechnet werden.


KASTEN 1: FUNKTIONSWEISE EINES BIEGESTABTRANSDUCERS ZUR MESSUNG VON KRÄFTEN<br />

Ein Beispiel für ein indirektes Messverfahren, das Sie in diesem Kurs kennen lernen<br />

werden, ist die Messung von Kräften mit Hilfe eines Biegestabtransducers. Der hier im<br />

Kurs verwendete Typ ist aufgebaut aus einem Metallstab, auf den vier einzelne<br />

Dehnungsmessstreifen (DMS) befestigt sind. Bei den DMS handelt es sich um Bauteile,<br />

deren elektrischer Widerstand zunimmt, wenn sie gedehnt werden. Die vier DMS in<br />

unserem Biegestabtransducer sind zu einer so genannten Wheatstone-Messbrücke<br />

verschaltet, wie sie in der<br />

nebenstehenden Abbildung<br />

R 3<br />

R 4<br />

+<br />

U<br />

-<br />

R 2<br />

R 1<br />

dargestellt ist. An zwei<br />

„gegenüber liegenden“<br />

Knotenpunkten der Brücke<br />

wird eine konstante<br />

Spannungsquelle (U) angelegt,<br />

an die anderen zwei ein<br />

Spannungs-Messgerät.<br />

R 1 und R 4 bzw. R 2 und R 3<br />

bilden jeweils einen<br />

Spannungsteiler, wobei die<br />

beiden Widerstände eines<br />

Zweiges jeweils auf gegenüber<br />

liegenden Seiten des<br />

Biegestabes angebracht werden: R 4 und R 2 auf der einen, R 1 und R 3 auf der anderen<br />

Seite. Da im Ruhezustand (=Metallstab gerade) alle DMS gleich lang sind, sind auch alle<br />

Widerstände gleich groß, das Spannungsmessgerät zeigt deshalb eine Spannungsdifferenz<br />

von 0 V an.<br />

Belastet man den Stab nun mechanisch, wird er in eine Richtung verbogen. In beiden<br />

Spannungsteilern wird daher jeweils ein DMS gedehnt, der andere gestaucht, die<br />

Widerstandswerte in den Spannungsteilern ändern sich entsprechend ihrer Lage auf<br />

dem Stab, so dass sich die Potenziale an beiden Anschlüssen des Messgerätes nun<br />

gegensinnig verändern. Die Spannungsdifferenz ist dabei proportional zur<br />

aufgewendeten Kraft, ihr Vorzeichen gibt die Richtung der Kraftwirkung an.<br />

Die Wheatstone - Messbrücke ist in Sensorschaltungen weit verbreitet, weil sie einfach<br />

aufzubauen ist und sehr präzise arbeitet. Durch Verwendung unterschiedlicher<br />

Materialien können ganz unterschiedliche Messgrößen in Spannungen umgewandelt<br />

werden.<br />

Eine anschauliche, interaktive Animation <strong>zum</strong> Prinzip der Messbrücke finden Sie im<br />

Internet unter: http://www.bipede.de/Downloads/DMS_Voll.swf<br />

(Anmerkung: In dieser Animation müssen Sie auf den schwarzen Punkt klicken und ihn<br />

bewegen, um den virtuellen Biegestab zu verformen)


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 5<br />

MESSGERÄTE<br />

Die meisten Sensoren wandeln eine primäre Messgröße in eine Spannung um. Da<br />

sich im Verlauf eines Experiments in der Regel der Betrag der Messgröße und<br />

damit die Ausgangsspannung des Sensors ändert, ist es zweckmäßig, die<br />

Messung mit einem Gerät vorzunehmen, das nicht nur das momentane<br />

Messsignal, sondern das auch dessen zeitlichen Verlauf sichtbar macht. Bis vor<br />

wenigen Jahren verwendete man dafür ein Oszilloskop, dessen Funktionsweise<br />

Sie in jedem Physikbuch nachlesen können. Stand der Technik sind heutzutage<br />

volldigitale Datenerfassungssysteme, die alle Funktionen eines Oszilloskops<br />

bieten und sich ganz ähnlich bedienen lassen, die zusätzlich aber auch alle<br />

ankommenden Signale digital speichern, so dass die Messwerte auch nach der<br />

Messung zur Verfügung stehen. Im Kurs verwenden wir als Datenerfassungsund<br />

-analysesystem PowerLab und die Software Chart. Eine Einführung zur<br />

Bedienung der Software erhalten Sie im Kurs.<br />

Abbildung 2: Prinzip der digitalen Datenerfassung mit Powerlab<br />

ERFASSUNG ANALOGER SIGNALE MIT DIGITALER TECHNIK<br />

Die Messdaten, die bei biologischen Messungen anfallen, sind in der Regel<br />

kontinuierliche („analoge“) Signale. Während diese im herkömmlichen<br />

Oszilloskop lediglich verstärkt werden mussten und dann direkt auf die<br />

Ablenkplatten der Vertikalablenkung geschaltet wurden, ist es bei der Erfassung<br />

analoger Signale mit digitalen Geräten notwendig, den Signalverlauf mit Hilfe<br />

eines Analog-Digital Wandlers (Analog-Digital Converter oder kurz: ADC) in eine<br />

Folge von diskreten Daten umzuformen. Die wichtigsten Parameter, über die ein<br />

ADC verfügt, sind die Abtastrate und die Abtasttiefe. Da sie ganz wesentlich die<br />

Qualität der Messdaten bestimmen, wird hier auf die Bedeutung beider Größen<br />

näher eingegangen.


DIE ABTASTRATE<br />

Die Abtastrate oder Abtastfrequenz (auch sampling rate oder Samplerate<br />

genannt) wird in Hz angegeben und bestimmt die zeitliche Auflösung, mit der die<br />

Messdaten erfasst werden. Eine Abtastrate von 44 kHz bedeutet <strong>zum</strong> Beispiel,<br />

dass jede Sekunde des gemessenen Signals in 44.000 einzelne Datenpunkte<br />

umgewandelt wird.<br />

Je höher die Abtastrate ist, desto besser ist die Qualität der Aufzeichnung in der<br />

zeitlichen Domäne, d.h. höhere Frequenzen können noch ausreichend in einer<br />

späteren Analyse ausgewertet werden. Da die Anzahl der je Zeiteinheit<br />

aufgenommenen Datenpunkte mit der Abtastrate ansteigt, führt eine zu hohe<br />

Abtastrate allerdings auch zu einem höheren Speicherverbrauch, weswegen die<br />

Abtastrate an die zu erwartende Geschwindigkeit angepasst werden sollte, mit<br />

denen sich das zu messende Signal ändert.<br />

Eine Regel für die richtige Wahl der Abtastrate ergibt sich aus dem Nyquist-<br />

Shannon-Theorem. Demnach ist es möglich, den Wellenverlauf eines analogen<br />

Signals vollständig zu rekonstruieren, wenn die Samplerate dem doppelten der<br />

höchsten Frequenz entspricht, die im analogen Signal vorkommt. Will man also<br />

noch Änderungen in einem Signal aufspüren können, die sich innerhalb einer<br />

Millisekunde abspielen, ist eine Samplerate von mindestens 2 kHz erforderlich,<br />

denn 1 ms entspricht der Periodendauer eines Signals mit einer Frequenz von 1<br />

kHz.<br />

DIE ABTASTTIEFE<br />

Die Abtasttiefe oder Bit-Tiefe des Signals bestimmt, wie viele Bits der Rechner<br />

intern verwendet, um den analogen Wert eines einzelnen Samples darzustellen.<br />

Je größer die Abtasttiefe ist, desto geringer ist der minimale<br />

Amplitudenunterschied, der bei der A/D Konversion erkannt wird: Bei einer<br />

Abtasttiefe von 8 Bit wird der analoge Messwert als Zahl zwischen 0 und 255<br />

dargestellt, bei 16 Bit kann er bereits 65536 unterschiedliche Werte annehmen.<br />

Auch für die Abtasttiefe gilt: Je höher sie ist, desto mehr Speicher wird<br />

verbraucht. Allerdings ist die Abtasttiefe in vielen Fällen durch die verwendete<br />

Hardware festgelegt.<br />

Der von Ihnen im Rahmen dieses Kurses verwendete ADC heißt PowerLab 26T<br />

und verfügt neben 4 unabhängigen Eingangskanälen noch über Ausgänge, über<br />

die Signale zur Stimulation (z.B. für den Nerv- oder den Muskelkurs) erzeugt<br />

werden können. Seine Abtasttiefe beträgt 24 Bit, die maximale Samplerate<br />

beträgt 400 kHz, wenn nur ein Kanal verwendet wird. Beim Mehrkanal-Betrieb<br />

müssen sich die Kanäle diese Abtastrate (bzw. die Rechenleistung des ADCs)<br />

„teilen“ – entsprechend sinkt sie beim Einsatz von vier Messkanälen auf 100 kHz<br />

je Kanal ab.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 7<br />

PHYSIKALISCHE GRÖßEN UND IHRE EINHEITEN<br />

Im <strong>Praktikum</strong> - und ganz allgemein in empirischen Experimenten werden<br />

Messergebnisse immer in der zur Messgröße passenden Einheit angegeben<br />

werden. Auch wenn Sie wegen der Anwendung eines indirekten Messverfahrens<br />

letztlich eine ganz andere Größe bestimmen, Sie also z.B. Spannungsänderungen<br />

anstelle von Kräften messen, müssen Sie die Daten für das Protokoll immer in<br />

die Messgröße umrechnen und die richtige Einheit angeben. Oft werden die<br />

gemessenen Signale noch verstärkt, was Sie bei der Angabe der Messgröße<br />

berücksichtigen müssen. Durch die Verwendung der oben genannten volldigitalen<br />

Messanordnungen wird Ihnen diese Arbeit extrem erleichtert: Sie können bei der<br />

Kalibrierung angeben, wie die am ADC ankommenden elektrischen Signale in die<br />

jeweils richtige Messgröße und deren Einheit umgerechnet werden sollen, den<br />

Rest erledigt die Software für Sie und Sie erhalten die Messergebnisse<br />

automatisch in den von Ihnen vorgegebenen Einheiten und mit den<br />

entsprechenden Umrechnungsfaktoren. Damit dabei allerdings keine Fehler<br />

auftreten, müssen Sie sich umso mehr darüber klar sein, welche Messgröße sie<br />

eigentlich erfassen wollen und wie die Messwerte des Sensors in die jeweilige<br />

Messgröße umgerechnet werden. Zu Ihrer Erinnerung enthält eine<br />

(unvollständige) Auflistung von häufig in der Tierphysiologie vorkommender<br />

Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />

Tabelle 1: Gebräuchliche Messgrößen in der Tierphysiologie<br />

Messgröße<br />

Formelzeich<br />

Mechanische Größen und Einheiten en<br />

Einheit und Abkürzung<br />

Länge l,s,r Meter m<br />

Masse m Kilogramm kg<br />

Zeit t Sekunde s<br />

Frequenz f Hertz Hz<br />

Kraft F Newton N<br />

Druck P Pascal Pa<br />

Größen und Einheiten aus der Optik<br />

Lichtstärke I Candela cd<br />

Wellenlänge λ (lambda) Meter m<br />

Elektrische Größen und Einheiten<br />

Elektrische Ladung Q Coulomb C<br />

elektr. Stromstärke I Ampere A<br />

elektr. Spannung U Volt V<br />

elektr. Widerstand R Ohm Ω<br />

Größen und Einheiten aus der Wärmelehre<br />

Temperatur T Kelvin K<br />

Celsius-Temperatur t Grad Celsius °C<br />

Energie und Leistung<br />

Leistung P Watt W<br />

Energie E Joule J<br />

Größen und Einheiten aus der Chemie<br />

Stoffmenge n Mol mol


... EIN PAAR WORTE ZUR HILFSEINHEIT BEL BZW. DEZIBEL<br />

Häufig werden Messwerte in Bel (B) oder Dezibel (dB) angegeben. Das Dezibel<br />

taucht in Tabelle 1 nicht auf, weil es lediglich eine Hilfseinheit ist, die das<br />

Verhältnis zweier Signalpegel beschreibt. Es wird immer dann verwendet, wenn<br />

Messwerte in Relation zu einem Referenzwert gemessen werden – das ist<br />

beispielsweise bei Verstärkungs- oder Dämpfungsfaktoren zweckmäßig. Die<br />

Hörschwelle, die Sie im Kursteil Psychophysik bestimmen werden, ist ein Beispiel<br />

aus dem Kurs, in dem sie in dB messen werden. Ein Bel kennzeichnet den<br />

dekadischen Logarithmus des Verhältnisses zweier gleichartiger Leistungs- bzw.<br />

Energiegrößen P 1 und P 2 , das Dezibel ist einfach der zehnte Teil eines Bels:<br />

Da das dB eine logarithmische Größe ist, sollte man sich wieder ein wenig mit<br />

den Rechenregeln vertraut machen, die beim dekadischen Logarithmus <strong>zum</strong><br />

Glück recht einfach sind:<br />

10 dB entsprechen einem Verhältnis des Signals P2 zur Referenz P1 von 10:1.<br />

Und weil<br />

gilt, entspricht ein Signalpegel von -10 dB einem Zehntel des Referenzsignals.<br />

Die Leistung eines Signals mit einem Pegel von 3dB ist deswegen ungefähr<br />

doppelt so groß, wie die Referenz:<br />

Zu beachten ist noch, dass Leistungs- bzw. Energiegrößen proportional zu den<br />

Quadraten der einwirkenden Effektivwerte der betreffenden Feldgrößen sind (in<br />

der Akustik wäre dies der Schalldruck; in der Elektrizität die Stromstärke oder<br />

auch die Spannung).<br />

Das trifft auf die von uns gemessenen Messgrößen (Spannungspegel oder<br />

Schalldruck) zu; daher erweitern wir die Gleichung und formen um:<br />

... aber dazu mehr im Psychophysik-Teil des <strong>Praktikum</strong>s ...


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 9<br />

DARSTELLUNG VON MESSERGEBNISSEN IN EINEM PROTOKOLL<br />

Messwerte werden in einem Protokoll übersichtlich in Diagrammen oder Tabellen<br />

dargestellt und zusätzlich im Textteil des Ergebnisteils verbal beschrieben.<br />

Bei der Verwendung von Diagrammen sind folgende Dinge zu beachten:<br />

Ein Diagramm kann nur dann vollständig sein, wenn an den Achsen die<br />

richtigen Messgrößen angegeben sind (das gilt insbesondere auch in<br />

Klausuren !). Hierbei können die Namen der Messgrößen, ihre gängigen<br />

Formelzeichen (vgl. eine (unvollständige) Auflistung von häufig in der<br />

Tierphysiologie vorkommender Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />

Tabelle 1) oder beides verwendet werden.<br />

Bei Diagrammen, die gemessene Daten enthalten, sind die Achsen<br />

zusätzlich mit Intervallmarken und Zahlenwerten zu beschriften. Die<br />

Einheiten der Messgrößen müssen dann (in runden oder eckigen<br />

Klammern) hinter die Bezeichnung der Messdaten gesetzt werden (vgl.<br />

Abbildung 1). Diagramme, die dagegen lediglich schematisch einen<br />

Zusammenhang zwischen zwei Größen veranschaulichen sollen, die aber<br />

nicht auf gemessenen Daten beruhen, müssen keine Einheiten und<br />

Zahlenwerte an den Achsen enthalten - außer, dieser Zahlenwert ist für<br />

die vollständige Darstellung des Zusammenhangs der dargestellten Größen<br />

notwendig (dies gilt z.B. oft für den Nullpunkt eines Diagramms).<br />

Im Allgemeinen werden die Messgrößen so auf die Achsen des Diagramms<br />

übertragen, dass „y von x abhängt“ und nicht umgekehrt - bei Diagrammen,<br />

die eine zeitliche Abfolge von Messwerten enthalten, wird daher<br />

normalerweise die Zeit entlang der x-Achse dargestellt.<br />

Vorsicht bei der Erstellung von Diagrammen in Excel oder ähnlichen<br />

Programmen! Häufig ist die Funktion „Kurve glätten“ in der Grundeinstellung<br />

des Grafik-Editors aktiviert, was zu „runderen“ Kurvenverläufen<br />

führt, die zwar „harmonischer“ aussehen, die aber nicht die<br />

tatsächlich gemessenen Werte darstellen. Die Verwendung derartiger<br />

Funktionen sollte vermieden werden, oder, wenn überhaupt, nur unter<br />

Angabe eines vernünftigen Grundes geschehen (meistens gibt es dafür<br />

keinen ...)<br />

Diagramme und Tabellen müssen Legenden enthalten, ähnlich denen, die Sie<br />

unter den Abbildungen in diesem Kapitel finden. Eine Abbildungslegende soll den<br />

Inhalt der Abbildung kurz beschreiben, ohne auf die Details einzugehen, diese<br />

sollen im Text des Ergebnisteils beschrieben werden. Die in einer Abbildung<br />

verwendeten Symbole und ihre Bedeutung müssen dagegen in der<br />

Abbildungslegende angegeben sein.<br />

... Und noch ein Hinweis: Die meisten Textverarbeitungsprogramme bieten<br />

Funktionen an, mit denen Abbildungen unmittelbar nach dem Einfügen in das<br />

Dokument beschriftet werden können. Bei der Erstellung der Abbildungs-


eschriftung vergeben diese Programme der Abbildung oder Tabelle auch gleich<br />

eine laufende Nummer, auf die Sie aus dem Text quer verweisen können. Wenn<br />

Sie danach noch weitere Abbildungen auf dieselbe Weise einfügen, so<br />

aktualisieren diese Programme automatisch die Nummerierung der Abbildungen<br />

und auch die Nummern in den entsprechenden Querverweisen im Text. Auf jede<br />

Abbildung oder Tabelle muss sich übrigens mindestens ein Querverweis aus dem<br />

Text beziehen.<br />

Machen Sie sich bei der Erstellung Ihrer Protokolle am Besten gleich mit den<br />

Möglichkeiten vertraut, die Ihr bevorzugtes Textverarbeitungsprogramm bietet,<br />

sie werden diese Funktionen später, z.B. bei der Abfassung Ihrer Bachelor- oder<br />

Masterarbeit zu schätzen wissen ...


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 11<br />

1. N E R V E N P H Y S I O L O G I E<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

Nervensysteme sind aus einzelnen Nervenzellen<br />

aufgebaut. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Körperzellen sind Nervenzellen erregbar, d. h.<br />

sie antworten bei Depolarisation des Membranpotentials nach Überschreiten der<br />

Feuerschwelle mit Aktionspotentialen, die im Axon (Nervenfaser) fortgeleitet<br />

werden. Solche Depolarisationen werden in der biologischen Situation bei<br />

Nervenzellen durch postsynaptische Potentiale im Bereich der Synapsen, bzw. bei<br />

Sinnesrezeptoren durch die durch physikalische oder chemische Reize erzeugten<br />

Rezeptorpotenziale ausgelöst. Im physiologischen Experiment können sie durch<br />

elektrische Reize ausgelöst werden.<br />

Einige Eigenschaften der Erregungsvorgänge bei Nervenzellen sollen in diesem<br />

Versuchsabschnitt experimentell untersucht werden. Leider können Sie nicht -<br />

was didaktisch besonders günstig wäre - am einzelnen Axon mit intrazellulärer<br />

Ableittechnik arbeiten. Aus methodischen Gründen müssen wir einen Nerv mit<br />

vielen Axonen (N. ischiadicus des Krallenfrosches) verwenden und extrazelluläre<br />

Summenaktionspotenziale ableiten. Das Summenaktionspotenzial ist die<br />

Resultierende aus allen extrazellulär messbaren Aktionspotenzialen der einzelnen<br />

Axone in einem Nerv.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus dem Modul Tierphysiologie I und aus der Wirbeltieranatomie<br />

sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses unerlässlich:<br />

Neuroanatomie: Aufbau eines motorischen, eines sensorischen und eines<br />

gemischten Nervs (afferente, efferente Fasern), Neuron, Soma, Dendrit,<br />

Axon, Kollaterale, Synapse, myelinisierte und unmyelinisierte Axone,<br />

Ranvier'scher Schnürring.<br />

Ruhepotential: Intrazelluläre Potentialmessung, Ionenverteilung an der<br />

Axonmembran, Na+- und K+-Gleichgewichtspotential, Leitfähigkeit<br />

(Permeabilität) für Na+ und K+, Ionenpumpen, elektrisches Ersatzschaltbild<br />

für die Entstehung des Ruhepotentials, Nernst- und Goldmann-Gleichung,<br />

Veränderung des Ruhepotentials bei Änderung der Na+- und K+-<br />

Konzentration.<br />

Passive elektrische Eigenschaften der Nervenzelle: Ruhemembranwiderstand,<br />

Membrankapazität, intrazellulärer Längswiderstand, Elektrotonische<br />

(passive) Ausbreitung, Membranzeitkonstante, Membranlängskonstante,<br />

lokale Antwort.


Na + /K + -Aktionspotential (AP): Zeitverlauf des APs, Erregungsschwelle,<br />

Alles-oder-Nichts Regel, Permeabilität für Na+ und K+ während des APs,<br />

schnelles Na+-System mit Inaktivierung, Hodgkin-Huxley Zyklus, relative<br />

und absolute Refraktärzeit, Veränderung des APs bei Änderung der Na+und<br />

K+-Konzentration, Unterschied zwischen intrazellulär und extrazellulär<br />

abgeleiteten APs.<br />

Fortleitung des APs: Unterschied zwischen passiver und aktiver Erregungsfortleitung,<br />

Erregungsleitung an myelinisierten und unmyelinisierten<br />

Axonen, Abhängigkeit der Leitungsgeschwindigkeit vom Axondurchmesser.<br />

Summenaktionspotential (SAP): Unterschied zwischen dem AP einer Einzelfaser<br />

und dem SAP eines Nervs, Form und Ableitung eines diphasischen<br />

SAP, Beziehung zwischen Amplitude des SAP und Reizintensität.<br />

Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />

Verkabelung einer elektrophysiologischen Messapparatur, extrazelluläre Ableitung<br />

eines Summenpotentials, Auswertung und Aufbereitung<br />

elektrophysiologischer Daten.<br />

LITERATUR<br />

KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Neurowissenschaften, Spektrum<br />

Hervorragend verständliche Zusammenfassung der gesamten<br />

Neurowissenschaften mit Betonung der Verhältnisse beim Säuger.<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />

Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />

Aspekte.<br />

MOYES/SCHULTE: Principles of Animal Physiology, Pearson -Gibt guten Überblick.<br />

Aufgrund der Kürze manchmal etwas schwer verständlich.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie<br />

Weiterhin empfehlenswert (für Spezialisten):<br />

ZIGMOND/BLOOM/LANDIS/ROBERTS/SQUIRE: Fundamental Neuroscience.<br />

Modernes Standardwerk für angehende Neurobiologen mit Schwerpunkt<br />

Physiologie und zelluläre Mechanismen.<br />

KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Principles of Neural Sciences, 4th Edition. (2000)<br />

Ebenfalls ein Standardwerk mit Schwerpunkt Säuger/Mensch. Achtung -<br />

ältere Auflagen sind wirklich veraltet!


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 13<br />

PRÄPARIERBESTECK<br />

1 spitze Pinzette<br />

1 feine spitze Schere<br />

1 größere Schere<br />

1 feine Schere<br />

VERSUCHE<br />

1. Passive Eigenschaften der Nervenzellmembran<br />

Modell der passiven Eigenschaften der Nervenmembran<br />

Dieser Versuchsteil dient dem Kennenlernen der Ableitmethode und der Messung<br />

von passiven Membraneigenschaften einer Nervenzelle.<br />

Die Messungen werden an einem Modell der Nervenzellmembran (Kette von RC-<br />

Gliedern) durchgeführt. Jedes Glied dieser Kette repräsentiert einen kleinen<br />

Membranabschnitt mit Membranwiderstand und Membrankapazität. Die einzelnen<br />

Glieder sind durch den Innenwiderstand der "Intrazellulärflüssigkeit" verbunden.<br />

Der Außenwiderstand der Extrazellulärflüssigkeit wird als sehr klein angenommen.<br />

An diesem Modell sollen Sie die Membranzeitkonstante<br />

und die Membranlängskonstante<br />

messen.<br />

2. Versuchsdurchführung<br />

Öffnen Sie in Chart den File „Membranmodell.adiset“. Verbinden Sie den<br />

Stimulusausgang des Powerlabs mit dem Eingang des Membranmodells.<br />

Verbinden Sie außerdem den Stimulusausgang mit dem Kanal 1 des Powerlabs.<br />

Verbinden Sie die Ableitelektroden mit Kanal 2 des Powerlabs. Stellen Sie in<br />

Chart im Stimulator Panel eine Reizamplitude von 5 V und eine Reizdauer von<br />

200 ms ein.


Abb. 1: Versuchsaufbau Membranmodell<br />

2.1 Registrieren Sie den Spannungsverlauf, der sich an den verschiedenen<br />

Messpunkten des Modells ergibt und notieren Sie die Amplitudenwerte in einer<br />

Tabelle. Beschreiben Sie die charakteristischen Unterschiede.<br />

2.2 Ermitteln Sie aus der Maximalamplitude an den verschiedenen Messpunkten<br />

die Längskonstante des Modells, indem sie in einem Diagramm die<br />

Maximalamplituden über die Entfernung vom Reizort auftragen (Modell ausmessen!).<br />

Wie könnte die Längskonstante verändert werden?<br />

2.3 Welche Reizstärke müssten Sie mindestens am Reizgerät einstellen um an<br />

den einzelnen Messpunkten jeweils ein Aktionspotential auszulösen, wenn man<br />

einen Schwellenwert von 0,4 V annimmt?<br />

2.4 Bestimmen Sie die Zeitkonstante des Spannungsverlaufs am ersten<br />

Messpunkt nach dem Reizort und speichern Sie den Verlauf für Ihr Protokoll als<br />

pdf. Vergleichen Sie diesen Wert mit den Membranzeitkonstanten, die bei<br />

Nervenzellmembranen auftreten. Wie sieht der Spannungsverlauf der Antwort<br />

am letzten Messpunkt aus? Speichern Sie diesen Spannungsverlauf <strong>zum</strong><br />

Vergleich ebenfalls (passen Sie die Skalierung der Y-Achse so an, dass beide<br />

Signale ungefähr gleich groß dargestellt werden).<br />

2.5 Diskutieren Sie die Auswirkungen der Zeitkonstante auf die Geschwindigkeit<br />

der Erregungsleitung und auf die Erregungsleitung von sehr kurzen Signalen<br />

(z.B. 2 ms Reizdauer).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 15<br />

ABLEITUNG EINES SUMMENAKTIONSPOTENTIALS (SAP)<br />

Präparation des Nervus ischiadicus<br />

- wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />

Ein Frosch wird mit einer Guillotine dekapitiert und sein Rückenmark durch<br />

Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört. Anschließend wird das<br />

Präparat enthäutet und mit Ringerlösung abgespült. Nach diesem Arbeitsgang<br />

sollten auch alle Instrumente und die Hände sorgfältig gereinigt werden, um das<br />

giftige Hautsekret zu entfernen.<br />

Die Bauchhöhle des Frosches wird geöffnet und die Eingeweide entnommen.<br />

Die beiden nun freiliegenden Ischiadicus-Nerven werden mit einem Bindfaden<br />

abgebunden. Dazu wird vorsichtig eine kleine Pinzette unter einen Ischiadicus<br />

kurz hinter seinem Austritt aus dem Wirbelkanal durchgeschoben und ein mit<br />

Ringerlösung angefeuchteter Zwirnfaden unter dem Nerv durchgezogen und fest<br />

um den Nerv geknotet. Das kürzere Ende des Fadens wird dicht am Knoten<br />

abgeschnitten, das andere Ende dient später als Haltegriff. Die Nerven werden<br />

nun proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere durchtrennt und bis <strong>zum</strong><br />

Eintritt in den Oberschenkel freipräpariert. Nun wird das Becken durch einen<br />

Schnitt in der Medianebene halbiert. Jede Gruppe führt nun an einem der beiden<br />

Froschbeine die Präparation fort.<br />

- weitere Präparation wird von den Praktikanten durchgeführt<br />

Ein isolierter Nerv ist ein lebendes und sehr empfindliches Gewebe; er sollte<br />

daher schonend behandelt werden. Dehnen Sie oder fassen Sie den Nerv niemals<br />

mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />

Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen auseinandergedrückt<br />

bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerv über die ganze<br />

Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei. Beim Anheben<br />

des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich abgehende<br />

Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Durchtrennen Sie<br />

Kollaterale direkt am Nerv, indem Sie vom Nerv weg schneiden. Beim<br />

Abschneiden sollte die Schere vom Nerv weg weisen. Entfernen Sie mit einer<br />

Pinzette alle restlichen Bindegewebskontakte.<br />

Wenn Sie am Kniegelenk angelangt sind, durchtrennen Sie den Nerv und legen<br />

Sie ihn in eine Petrischale mit Ringerlösung. Den Rest des Froschbeines legen Sie<br />

bitte in eine Präparierschale, decken es mit ringer-feuchtem Filtrierpapier ab und<br />

stellen es in den Kühlschrank. Eventuell kann es von den Studenten des "Muskel-<br />

Versuches" noch als Ersatzpräparat verwendet werden.<br />

Versuchsaufbau Ableitapparatur<br />

Verkabeln Sie den Versuchsaufbau. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />

Verschaltung finden Sie in der folgenden Abb.1 "Versuchsaufbau Nerv".<br />

Verbinden Sie dabei die Reizelektroden mit der Ableitkammer so, dass die<br />

Kathode (schwarze Buchse) benachbart zu den Ableitelektroden liegt (warum?).


3. Messung des Reizartefakts<br />

Abb. 2: Versuchsaufbau Nerv<br />

Öffnen Sie in Chart den File „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie im Stimulator<br />

Panel eine Reizamplitude von ca.3 V und eine Reizdauer von 200µs. Legen Sie<br />

einen mit Ringerlösung befeuchteten Faden über die Elektroden der Ableitkammer<br />

und reizen Sie mit Einzelreizen. Speichern Sie das abgeleitete Signal für<br />

Ihr Protokoll. Wie lässt sich dieses erklären?<br />

4. Ableitung eines fortgeleiteten diphasischen Summenaktionspotentials<br />

bei unterschiedlichen Reizstärken<br />

Ein Summenaktionspotential (SAP) entsteht bei synchroner Erregung mehrerer<br />

oder sämtlicher Axone eines Nervs. Die Ableitung erfolgt extrazellulär. Gemessen<br />

wird die Summe aller extrazellulär abgeleiteten Aktionspotenziale der einzelnen<br />

Axone im Nerv. Der N. ischiaticus setzt sich aus unterschiedlichen Fasertypen<br />

zusammen. Da diese unterschiedliche Leitungsgeschwindigkeiten besitzen, hängt<br />

die Form des SAPs von Abstand zwischen Reiz- und Ableitelektroden, als auch<br />

vom Abstand zwischen den Ableitelektroden ab. Die Amplitude des SAPs hängt<br />

von der Anzahl und Dicke der erregten Axone ab. Je höher die Reizamplitude,<br />

desto mehr Axone werden erregt und desto höher ist die gemessene Amplitude


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 17<br />

des SAPs. Bei der Reizamplitude unterscheidet man zwischen der Schwellenreizstärke<br />

(kleinste Reizamplitude, die eben noch ein messbares SAP auslöst)<br />

und der Maximalreizstärke (Reizamplitude, ab der eine weitere Vergrößerung<br />

keine Zunahme der SAP-Amplitude bewirkt).<br />

Versuchsdurchführung und Auswertung:<br />

Bevor der Nerv jeweils für eine Messreihe in die Ableitkammer quer über die<br />

Reiz- und Messelektroden gelegt wird, müssen Sie sich über die gesamte<br />

Aufgabe klar geworden sein und alle Einstellungen richtig vorgenommmen<br />

haben. Erst dann wird der Nerv platziert, eine Messreihe zügig durchgemessen,<br />

und dann der Nerv in die Ringerlösung zurückgelegt. Zwischen zwei Messreihen –<br />

jedoch nie innerhalb einer Messreihe – kann der Nerv auch mit Ringerlösung<br />

beträufelt werden. Das Beträufeln mit Ringerlösung, das Bewegen des Nervs auf<br />

den Elektroden, sowie das Antrocknen des Nervs bei langen Messzeiten<br />

verändern die Ableitbedingungen und somit die Messergebnisse innerhalb einer<br />

Messreihe!<br />

4.1 Darstellung eines SAPs:<br />

Wählen Sie im Stimulator Panel eine Reizamplitude von ca.3 V. Platzieren Sie<br />

nun das Präparat und stellen Sie ein typisches SAP dar, das Sie für Ihr Protokoll<br />

abspeichern. Verändern Sie nun den Abstand zwischen den Reiz- und den<br />

Ableitelektroden sowie zwischen den Ableitelektroden. Wie verändern sich die<br />

Form und die Amplitude des SAPs? Erklären Sie Ihre Beobachtungen.<br />

4.2 Abhängigkeit der SAP Amplitude von der Reizstärke:<br />

Stecken Sie nun die Ableitelektroden reizortnah in die Ableitkammer, stellen Sie<br />

die Reizamplitude auf 10 mV und erhöhen schrittweise langsam die<br />

Reizamplitude. Messen Sie die Amplitude des SAPs in Abhängigkeit von der<br />

Reizamplitude und tragen Sie die Werte in eine Tabelle ein. Achtung: der<br />

Differenzverstärker verstärkt die Signale um den Faktor 100. Erstellen Sie ein<br />

Diagramm über die Zunahme der SAP-Amplitude in Abhängigkeit von der<br />

Reizamplitude. Bestimmen sie die Minimal- und Maximalreizstärke.<br />

5. Bestimmung der Geschwindigkeit der Erregungsleitung<br />

In diesem Experiment sollen Sie feststellen, wie groß die Geschwindigkeit ist, mit<br />

der Aktionspotentiale im Froschnerv weitergeleitet werden.<br />

Das Prinzip der Geschwindigkeitsmessung besteht darin, dass das vom Reiz<br />

ausgelöste SAP einmal nahe am Reizort und einmal in einem weiteren Abstand<br />

vom Reizort registriert wird. Aus dem Abstand zwischen den beiden<br />

Ableitelektrodenpaaren (s) und dem ermittelten Zeitunterschied (∆t) zwischen<br />

den abgeleiteten SAPs kann die Leitungsgeschwindigkeit (v) errechnet werden<br />

(v=Δs/Δt). Die Reizung sollte mit der Maximalreizstärke erfolgen.


Durchführung und Auswertung:<br />

5.1 Leiten Sie mit einer Serie von Einzelreizen erst das SAP an reiznahen<br />

Ableitelektroden ab. Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizfernere Position<br />

um und wiederholen Sie die Messung. Die Elektrodenpaare sollten bei diesem<br />

Versuch möglichst weit auseinander stehen, um die Länge des Nervs maximal zu<br />

nutzen.<br />

5.2 Bestimmen Sie die Zeitdifferenz zwischen den beiden SAP-Gipfeln und den<br />

Abstand zwischen den beiden Ableitelektrodenpaaren. Errechnen Sie daraus die<br />

Leitungsgeschwindigkeit in m/s.<br />

5.3 Vergleichen Sie Ihre Werte mit den Literaturwerten für die verschiedenen<br />

Fasertypen des Froschnervs.<br />

6. Bestimmung der Refraktärzeit beim Froschnerv<br />

Die Refraktärzeit eines Nervs ist die Zeitspanne, in der er während und nach<br />

einer Erregung überhaupt nicht (absolute Refraktärzeit) oder aber nur mit<br />

höheren Reizamplituden (relative Refraktärzeit) erneut erregt werden kann bzw.<br />

in der bei gleicher Reizamplitude die Amplitude des zweiten SAPs kleiner ist. Zum<br />

Nachweis dieses Phänomens werden zwei Reize benötigt, deren zeitlicher<br />

Abstand variiert werden kann. Mit dem zweiten Reiz wird das refraktäre<br />

Verhalten des Nervs nach dem ersten Reiz bestimmt.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

6.1 Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizferne Position. Öffnen Sie in<br />

Chart die Datei „Refraktärzeit.adiset“. Wählen Sie eine Reizstärke nahe der<br />

Maximalreizstärke. Beginnen Sie bei einem Reizabstand von 5 ms und reduzieren<br />

Sie diesen kontinuierlich. Registrieren Sie beide SAP-Antworten auf den<br />

Doppelreiz und messen Sie die Amplituden des zweiten SAPs. Tragen Sie die<br />

Werte in Abhängigkeit vom Doppelreizabstand in eine Tabelle ein.<br />

6.2 Speichern sie Sie einige repräsentative Messungen für Ihr Protokoll.<br />

6.3 Zeichnen Sie ein Diagramm der Amplitude des zweiten SAPs in Abhängigkeit<br />

vom Doppelreizabstand. Bestimmen Sie aus dieser Messreihe die absolute und<br />

relative Refraktärzeit.<br />

6.4 Überlegen Sie, welche maximale Reizfrequenz der vorliegende Froschnerv<br />

ohne Ausfall von Aktionspotentialen beantworten kann. Bedenken Sie, wie sich<br />

bei einem SAP der Ausfall von Aktionspotentialen einzelner Axone äußert.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 19<br />

7. Unterbrechung der Erregungsleitung<br />

Ein diphasisches SAP kommt durch Wandern der Erregungswelle entlang der<br />

Axone über zwei Ableitelektroden hinweg zustande. Zuerst wird die erste<br />

Elektrode und dann die zweite Elektrode negativ gegenüber der jeweils anderen.<br />

Wird die Erregungsleitung zwischen den beiden Ableitelektroden unterbrochen,<br />

sollte das diphasische SAP in ein monophasisches SAP umgewandelt werden.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

7.1 Öffnen Sie wieder die Datei „Reizamplitude. adiset“. Reizen Sie wieder mit<br />

einer Amplitude von 3 V und leiten Sie zuerst ein diphasisches SAP ab.<br />

Quetschen Sie dann den Nerv zwischen den beiden Ableitelektroden ab, ohne<br />

dessen Lage zu verändern. Leiten Sie erneut ein SAP ab. Speichern Sie beide<br />

Ableitungen für Ihr Protokoll<br />

7.2 Welche Unterschiede bestehen zwischen einem diphasischen und einem<br />

monophasischen SAP?<br />

Wie lässt sich die Form des diphasischen SAP aus den monophasischen SAPs<br />

erklären?<br />

Bestimmen Sie die Dauer des monophasichen und des diphasischen SAPs.<br />

Wodurch wird die Dauer dieser Potentiale beeinflusst?<br />

Überprüfen Sie, ob das SAP mehrere Gipfel (Schultern) aufweist, und versuchen<br />

Sie solche Gipfel zu erklären.<br />

8. Leitungsanästhesie am peripheren Nerv<br />

Sprechen Sie sich untereinander so ab, dass eine Teilgruppe mit ihrem Präparat<br />

Versuch 8, die andere Versuch 9 durchführt. Vergleichen Sie danach Ihre<br />

Ergebnisse.<br />

Die meisten von Ihnen haben schon einmal die angenehme Wirkung einer<br />

örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) verspürt. Die dabei verwendeten<br />

Lokalanästhetika sind Medikamente, die eine reversible Blockade der<br />

Nervenleitung bewirken. Sie wirken nicht schlagartig, sondern es wird eine<br />

gewisse Zeit benötigt, bis ihre Wirkung eintritt. Dies liegt daran, dass die<br />

verschiedenen Fasern eines gemischten Nervenstammes nicht alle zur selben<br />

Zeit vom Lokalanästhetikum erfasst werden. Seit den dreißiger Jahren wird als<br />

Lokalanästhetikum das von Ihnen hier im <strong>Praktikum</strong> benutzte Xylocain<br />

(Wirkstoff: Lidocain) verwendet, ein Abkömmling des Kokains.


Durchführung und Auswertung:<br />

8.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie als Reizamplitude<br />

wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />

Kontrollmessung.<br />

8.2 Besprühen Sie den Nerv in der Ableitkamammer im Bereich zwischen Reiz -<br />

und Ableitelektroden mit Xylocain und beginnen sie dann sofort mit den<br />

Messungen. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher Reizamplitude<br />

im Abstand von 30 s und messen Sie die SAP-Amplitude aus. Setzen Sie die<br />

Messung fort, bis kein SAP mehr ausgelöst werden kann. Falls sich nach 2 min.<br />

noch kein Amplitudenabfall des SAPs zeigt, sprühen Sie erneut Xylocain auf und<br />

wiederholen die Messung. Speichern Sie die Messungen für Ihr Protokoll.<br />

8.3 Erstellen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />

während der Xylocaineinwirkung. Worauf beruht die Wirkung von Xylocain? Wie<br />

lange dauert es bis Xylocain den Nerv vollständig betäubt hat?<br />

9. Betäubung eines Nervs mit Äther<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

9.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“ . Wählen Sie als Reizamplitude<br />

wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />

Kontrollmessung.<br />

9.2 Legen Sie ein Stück Filterpapier zwischen Kammer und Abdeckplatte, das mit<br />

etwas Äther getränkt wurde (feucht, aber nicht tropfend). Beginnen Sie sofort<br />

mit der Messung. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher<br />

Reizamplitude im Abstand von 10 s.. Setzen Sie die Messung fort, bis kein SAP<br />

mehr ausgelöst werden kann. Entfernen Sie anschließend das Filterpapier und<br />

legen Sie es unter den Abzug.<br />

Warten Sie nun einige Minuten. Meistens kann man, im Gegensatz zur Lidocain-<br />

Betäubung, eine Erholung des Nervs beobachten (Warum?). Messen Sie die SAP-<br />

Amplituden aus und speichern Sie die Registrierungen für Ihr Protokoll.<br />

9.2 Zeichnen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />

während der Äthereinwirkung. Wie lange dauert es, bis Äther den Nerv vollständig<br />

betäubt hat?<br />

9.3 Worauf beruht die Wirkung von Äther?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 21<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

den Aufbau eines peripheren Nervs am Beispiel des Nervus ischiadicus zu<br />

beschreiben,<br />

die nacheinander ablaufenden Vorgänge von der synaptischen Reizung<br />

eines Motoneurons, passiver Fortleitung im Dendriten, Auslösen eines<br />

Aktionspotentials, aktiver Fortleitung im (myelinisierten) Axon, bis hin zur<br />

synaptischen Übertragung an der motorischen Endplatte zu erläutern,<br />

Den Unterschiede zwischen aktiver und passiver Erregungsleitung<br />

erläutern können<br />

die Bedeutung der Längs- und Zeitkonstante bei der elektrotonischen<br />

Erregungsausbreitung zu erklären,<br />

den Zusammenhang zwischen Axondurchmesser und Leitungsgeschwindigkeit<br />

zu beschreiben,<br />

zu erläutern, warum die Form und die Amplitude von den Ableitbedingungen<br />

abhängt<br />

den Unterschied zwischen einem AP und einem SAP zu erklären,<br />

den Entstehungsmechanismus des diphasischen SAPs zu erklären,<br />

die Größenordnung der Amplitude eines vom Froschnerv abgeleiteten SAPs<br />

anzugeben,<br />

die ungefähre Dauer eines mono- und diphasischen SAPs anzugeben,<br />

eine Methode zur Umwandlung eines diphasischen in ein monophasisches<br />

SAP erklären zu können,<br />

anzugeben, wie man die Nervenleitungsgeschwindigkeit bestimmt,<br />

die Leitungsgeschwindigkeit der schnellen Fasern bei Frosch und Mensch<br />

anzugeben,<br />

zu erklären, weshalb das SAP in der relativen Refraktärphase kleiner wird,<br />

die Dauer der absoluten und relativen Refraktärphase am Froschnerv zu<br />

nennen,<br />

die Ursache der relativen und absoluten Refraktärzeit zu nennen,<br />

den Versuchsaufbau zu skizzieren,<br />

die Versuchsapparatur selbständig zu verschalten,<br />

die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren.


2. M U S K E L P H Y S I O L O G I E<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

In diesem Versuch sollen grundlegende Eigenschaften von zwei<br />

Vertebratenmuskeln, dem quergestreiften Skelettmuskel von Frosch und Mensch<br />

und dem Herzmuskel des Frosches, besprochen und experimentell erarbeitet<br />

werden. Im Mittelpunkt der theoretischen Vorbereitung auf den Versuch steht die<br />

vergleichende Betrachtung der physiologischen Eigenschaften bei der<br />

Erregungsentstehung und Erregungsfortleitung der beiden Muskelarten. Im<br />

praktischen Teil dieses Versuchs sollen bei der Skelettmuskulatur die<br />

elektromechanischen Eigenschaften anhand des Kontraktionsverhaltens von<br />

Krallenfrosch-Präparaten sowie durch die Registrierung des Elektromyogramms<br />

(EMG) eines menschlichen Handmuskels untersucht werden. Am Vertebraten-<br />

Herz sollen Versuche zur Pharmakologie der Regulation des Herzschlages<br />

exemplarisch durch die Applikation verschiedener Pharmaka auf ein<br />

Krallenfrosch-Präparat untersucht werden<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />

aus der Wirbeltieranatomie sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses<br />

unerlässlich:<br />

Anatomie: Hierarchischer Aufbau von der organischen zur subzellulären Ebene.<br />

Quergestreifte Muskelfasern mit motorischer Endplatte, Sarkolemm,<br />

Myofibrillen, transversale Tubuli (T-System), longitudinale Tubuli<br />

(sarkoplasmatisches Retikulum), Sarkomer, Z-Scheibe, A- und I-Bande, H-<br />

Zone, Actin, Myosin, Tropomyosin, Troponin.<br />

Neuromuskuläre Endplatte: Bau, Endplattenpotenzial, Transmitterwirkung,<br />

Abbau des Acetylcholins, synaptische Latenz, neuromuskuläre Blockade,<br />

Entstehung und Weiterleitung des Aktionspotenzials.<br />

Molekulare Mechanismen der Kontraktion: elektromechanische Kopplung,<br />

Muskelaktionspotenzial, Verkürzung der Sarkomere, Querbrücken, Rolle der<br />

Ca ++ -Ionen, ATP, Calciumpumpe, Erregungsleitung, neurogener Tonus,<br />

myogener Tonus, oxidativer und glykolytischer Energiegeumsatz, muskuläre<br />

Ermüdung.<br />

Wirkung elektrischer Reize: Elektrotonus, anodische und kathodische<br />

Reizung, Depolarisation, Hyperpolarisation.<br />

Elektromyogramm (EMG): Entstehung, Motoneuron, motorische Einheit,<br />

Muskelfasertypen, Rekrutierung, Adduktion, Abduktion, Flexion, Extension.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 23<br />

Mechanik: Regulation der Muskelkraft, Summation und Rekrutierung, unvollständiger<br />

und vollständiger Tetanus, isometrische, isotonische,<br />

auxotonische Kontraktion.<br />

Anatomie: Kreislaufsystem bei Amphibien (Frosch) und bei Säugern (Mensch),<br />

Bau von Amphibien- und Säugerherz, sympathische und parasympathische<br />

Innervation des Säugerherzens, Morphologie der Herzmuskelzellen<br />

Erregungsentstehung und –weiterleitung: Autorhythmische Zentren,<br />

Mechanismus und Strukturen der Erregungsentstehung und –weiterleitung:<br />

Sinusknoten, Atrioventrikularknoten. Erregungsleitende Strukturen, Unterschied<br />

zwischen myogenem und neurogenem Herzen, Form der Aktionspotenziale der<br />

Schrittmacherzellen und des Arbeitsmyokards, Refraktärzeit, Sympathikus- und<br />

Parasympathikuseinwirkung, Pharmakologie der Herz-Innervation, elektromechanische<br />

Kopplung, Nicht-Tetanisierbarkeit des Herzens, EKG lesen und<br />

interpretieren.<br />

Mechanik der Herzkontraktion: Systole, Diastole, Herzklappentätigkeit,<br />

Druck-Volumen-Diagramm, Abhängigkeit des Herzminutenvolumens von Sympathikus-<br />

und Vaguseinwirkung, Extrasystole, kompensatorische Pause.


Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />

Herstellen eines Nerv-Muskelpräparates des M. gastrocnemius des Krallenfrosches.<br />

Bedienen eines elektrischen Reizgerätes. Registrieren der Skelettmuskelkontraktionen<br />

(Mechanogramme) mit Biegestabtransducern. Eichung der<br />

Messapparatur. Umrechnung der Messwerte des Transducers in Kontraktionskräfte<br />

anhand der Kennlinie des Transducers. Registrieren des EMGs eines Handmuskels.<br />

Darstellen der Signale mittels Oszilloskop (Speichern, Triggern,<br />

Bestimmen von Signalamplitude, Signaldauer und Signalfrequenz) sowie die<br />

Dokumentation der Signale über den angeschlossenen Grafik-Drucker.<br />

LITERATUR<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />

Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />

Aspekte.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />

und vergleichende Physiologie<br />

PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Elsevier, Spektrum, Akad. Verl.<br />

Umfassendes Lehrbuch für allgemeine und vergleichende Physiologie<br />

PRÄPARIERBESTECK<br />

2 feine Pinzetten (wichtig)<br />

1 feine spitze Schere (wichtig)<br />

1 größere Schere


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 25<br />

Abbildung1: Schema des Versuchsaufbaus für die Experimente am Froschmuskel<br />

VERSUCHSTEIL I:<br />

PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AN DER SKELETTMUSKULATUR<br />

Versuchsaufbau:<br />

Machen Sie sich zunächst mit der Versuchsapparatur vertraut und verkabeln<br />

Sie diese richtig, damit sofort nach Fertigstellung der Präparation mit den<br />

Messungen begonnen werden kann. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />

Verschaltung finden Sie in Abbildung 1.<br />

Wenn Sie sich versichert haben, dass alle Geräte richtig angeschlossen und<br />

eingeschaltet sind, starten Sie auf Ihrem Computer das Programm „Chart“. Die<br />

Grundeinstellungen für das Muskelexperiment können Sie jetzt aus einer<br />

vorbereiteten Konfigurationsdatei laden<br />

(Hauptmenü: File/Open).<br />

Die Konfigurationsdatei für Ihren Kurs befindet sich dann im Ordner:<br />

Ihr_Username\WahrnehmungPsychophysik\


Kalibrierung der Messanordnung:<br />

Zunächst müssen Sie Ihre Messapparatur eichen: Wie bereits in Kapitel 1<br />

beschrieben wurde, müssen Sie dafür sorgen, dass die gemessenen<br />

Spannungswerte des Biegestabtransducers [mV] in die entsprechenden Kräfte<br />

[N] umgerechnet werden, die auf ihn einwirken. Gehen Sie dabei<br />

folgendermaßen vor:<br />

Kalibrierung Channel 1:<br />

Suchen Sie sich aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Gewichten zwei<br />

verschiedene im Bereich zwischen 20 und 200 g aus und hängen Sie diese<br />

nacheinander an den Transducer. Starten Sie die Messung in Kanal 1. Wenn das<br />

Gewicht an den Biegestabtransducer hängt, können Sie den Spannungswert des<br />

Transducers (in mV) links neben dem Anzeigefeld ablesen. Gewicht und<br />

Spannung werden notiert. Beachten Sie dabei, dass Sie die Masse der Gewichte<br />

[g] noch in die entsprechende Gewichtskraft [N] umrechnen müssen! Jetzt haben<br />

Sie zwei Wertepaare, die die Eichgerade ihres Transducers genau festlegen.<br />

Um diese Werte in das Chart-Programm einzugeben, klicken Sie nun auf die<br />

Schaltfläche Channel1.<br />

Wählen Sie dann im Drop-Down-Menü den Punkt<br />

Units Conversion<br />

aus und tragen Sie die gerade gemessenen Wertepaare dort ein:<br />

Die Einheit mV setzt das Programm selber in das jeweils erste Editfenster<br />

ein. Anschließend wählen Sie noch die Einheit aus, die an der y-Achse stehen<br />

soll (N) und die Anzahl der anzuzeigenden Nachkommastellen.<br />

Weitere Einstellungen, die Sie überprüfen sollten:<br />

→ Input Amplifier auswählen, als Range 50mV und als Low Pass Frequenz<br />

100 Hz einstellen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 27<br />

→ Arithmetic auswählen, als unit „N“ eintragen<br />

Damit ist die Eichung für Channel1 abgeschlossen.<br />

Hinweis: Diese Art von Eichung, die mit nur zwei Messpunkten<br />

auskommt, ist nur dann zulässig, wenn Sie davon ausgehen können, dass<br />

der Messwertaufnehmer eine lineare Kennlinie hat, was auf den<br />

Biegestabtransducer zutrifft, aber keineswegs immer der Fall ist ...<br />

Kalibrierung Channel 2:<br />

Am Channel 2, über den der Muskel stimuliert werden soll, sollten Sie<br />

ebenfalls kurz das Input Amplifier Fenster auswählen und dort eventuell<br />

eingeschaltete Low Pass bzw. High Pass Einstellungen löschen, also auf off<br />

stellen. Da Sie mit elektrischen Impulsen reizen werden, können Sie die anderen<br />

Einstellungen für diesen Kanal in der Grundeinstellung belassen.<br />

PRÄPARATION DES NERV-SKELETTMUSKEL-PRÄPARATES<br />

wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />

Ein Krallenfrosch (Xenopus spec.) wird mit einer Guillotine dekapitiert und<br />

das Rückenmark durch Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört.<br />

Anschließend wird der Frosch enthäutet und der Körper mit Ringerlösung<br />

abgespült. Nach diesem Arbeitsgang sollten auch alle Instrumente und die Hände<br />

sorgfältig gereinigt werden, um das giftige Hautsekret zu entfernen.<br />

Weitere Präparation des Nerv-Muskel-Präparates<br />

Öffnen Sie die Bauchhöhle und entfernen Sie die Eingeweide. Suchen Sie<br />

zunächst den Ischiadicus-Nerv, und knoten Sie an den beiden Nervenstümpfe<br />

möglichst nah am Rückenmark einen Bindfaden an. Schieben Sie dazu vorsichtig<br />

eine kleine, stumpfe oder gebogene Pinzette unter den Ischiadicus kurz hinter<br />

seinem Austritt aus dem Wirbelkanal. Ziehen Sie einen mit Froschringer<br />

angefeuchteten Zwirnsfaden mit der Pinzette unter dem Nerven durch. Knoten<br />

Sie den Faden fest um den Nerv, und schneiden Sie vorsichtig das kürzere Ende<br />

des Fadens dicht am Knoten ab. Der Faden dient später als Haltegriff. Dehnen<br />

Sie oder fassen Sie den Nerven niemals mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />

Durchtrennen Sie den Nerven proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere.<br />

Heben Sie den Ischiadicus mit Hilfe des Fadens an, ohne ihn zu dehnen.<br />

Entfernen Sie mit einer kleinen Schere alle restlichen Bindegewebs-Kontakte,<br />

und durchtrennen Sie Kollaterale direkt am Nerven, indem Sie vom Nerven weg<br />

schneiden. Legen Sie den Nerven auf den zugehörigen Oberschenkel zurück.<br />

Verfahren Sie nun in gleicher Weise auf der anderen Seite.<br />

Nun können Sie Ober- und Unterkörper des Frosches nach Anweisung des<br />

Kursleiters trennen: Den Oberkörper erhält die Gruppe, die den Herz-Versuch


durchführt, Sie fahren mit der Präparation der Beine fort, indem Sie das Becken<br />

durch einen Schnitt in der Medianebene ebenfalls in Absprache mit dem<br />

Kursbetreuer halbieren. Jede Gruppe fährt nun mit der Präparation eines Beines<br />

fort.<br />

Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen<br />

auseinandergedrückt, bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerven<br />

über die ganze Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei.<br />

Beim Anheben des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich<br />

abgehende Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Beim<br />

Abschneiden sollte die Schere wieder vom Nerven wegweisen. Wenn Sie am<br />

Kniegelenk angelangt sind, wenden Sie sich zunächst dem M. gastrocnemius zu:<br />

Einen Faden unter der Achillessehne durchziehen und diese sehr fest anbinden.<br />

Die Sehne distal des Sesambeines durchschneiden. Den M. gastrocnemius mit<br />

dem Faden sehr vorsichtig anheben und bis <strong>zum</strong> Ansatz am Femurstumpf vom<br />

Unterschenkel ablösen. Dann den Unterschenkel um etwa die Hälfte kürzen und<br />

die Tibia mit den restlichen Muskeln abschneiden. Weiterhin präparieren Sie alle<br />

Oberschenkelmuskeln bis <strong>zum</strong> Kniegelenk ab und schneiden den Femur in<br />

Beckennähe mit einer scharfen Schere durch, so dass ein ca. 1-2 cm langer<br />

Femurstumpf übrigbleibt.<br />

Das Nerv-Muskel-Präparat muss während des ganzen Versuchs mit<br />

Ringerlösung feucht gehalten werden!!<br />

1. Kontraktionsverhalten des M. gastrocnemius des Frosches<br />

Das Nerv-Muskel-Präparat wird mit dem Femurstumpf in die Knochenklemme<br />

eingespannt und mit dem an der Achillessehne befestigten Fadenstück an einem<br />

Biegestabtransducer befestigt. Der Nervenstumpf wird vorsichtig über die<br />

Reizelektroden gelegt (Kathode muskelnah). Das Präparat, vor allem der Nerv,<br />

muss fortwährend mit Ringer feucht gehalten werden. Wenn gerade keine<br />

Messungen durchgeführt werden, kann der Nerv an den Muskel angelegt werden,<br />

um ihn vor dem Austrocknen zu schützen.<br />

Richten Sie das Präparat mit dem Feintrieb des Stativs so ein, dass der Faden<br />

gerade eben gespannt ist. Lesen Sie am Kanal 1 einen eventuell vorhandenen<br />

Offset (ca 0.2 bis 0.5N) ab und kompensieren Sie diesen Offset unter<br />

Zuhilfenahme der Funktionen, die Ihnen im Menüpunkt Arithmetic zur<br />

Verfügung stehen<br />

Hinweis: Da das Muskelpräparat sich im Laufe des Kurses verändern kann,<br />

ist es möglich, dass sie diese Offsetkompensation öfters während des Kurses<br />

wiederholen müssen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 29<br />

Versuch 1.1: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizamplitude.<br />

Rufen Sie die<br />

Stimulatorfunktion von<br />

PowerLab auf<br />

(Setup/Stimulate ...).<br />

Das Fenster ist mehr oder<br />

weniger selbst erklärend.<br />

Stellen Sie zunächst<br />

Einzelreizungen mit 0.2s<br />

Reizdauer und einer<br />

Amplitude von 10mV ein.<br />

Achten Sie darauf, dass die<br />

Stimulatorfunktion auf „On“<br />

steht<br />

Hinweis: Während der Messung können Sie sich im sog. Stimulatorpanel<br />

eine Kurzform der Stimulatoreinstellungen anzeigen lassen.<br />

Menü: Setup/Stimulator Panel.<br />

Die Stimulatorfunktion kann nur bei laufender Messung („Start“) genutzt<br />

werden.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

Bestimmen Sie, ausgehend von 10mV die Reizamplitude, bei der Einzelreize<br />

den Muskel gerade zur Kontraktion bringen (=Minimalreizamplitude). Erhöhen<br />

Sie dann stufenweise die Reizamplitude, bis durch weitere Erhöhung der<br />

Reizamplitude keine weitere Steigerung der Kontraktionskraft mehr erzielt wird<br />

(=Maximalreizamplitude).<br />

Wählen Sie diese beiden ermittelten Grenzwerte und zusätzlich 3 Werte in<br />

geeigneten Intervallen zwischen ihnen als Voreinstellungen für die<br />

Reizamplitude, für die sie dann die Kontraktionskraft des Muskels bestimmen:<br />

Registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen mit dem Oszilloskop für jede der<br />

5 eingestellten Reizamplituden. Erstellen Sie ein Diagramm aus den Messwerten,<br />

das die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der Reizamplitude darstellt.<br />

Erklären Sie das Ergebnis unter dem Gesichtspunkt der „Alles-oder-Nichts“<br />

Regel.


Hinweis: Nachträgliches Durchsuchen der Messergebnisse:<br />

Alle Messwerte, die Sie zwischen „Start“ und „Stop“ aufgenommen haben,<br />

können Sie sich nach der Messung noch mal ansehen: Mit dem kleinen<br />

Schieber am unteren Bildrand gehen Sie in der Zeit vor- und zurück.<br />

Den Maßstab der Zeitachse können Sie mit den anderen Schaltflächen rechts<br />

unten verändern.<br />

Versuch 1.2: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizfrequenz.<br />

Reizen Sie den Muskel mit der Maximalreizamplitude, die Sie soeben<br />

bestimmt haben. Wählen sie jetzt im Stimulator-Fenster Mehrfachreizungen aus<br />

und zeichnen Sie die Kontraktionen des Muskels nacheinander bei Reizungen von<br />

jeweils 5 Sekunden Länge mit 1,2,5,10,20 und 50Hz Reizfrequenz auf. Überlegen<br />

Sie sich vorher, welche Einstellungen am Oszilloskop und Stimulator eingestellt<br />

werden müssen, damit die Reize auch aufgenommen werden – häufige<br />

Wiederholungen dieses Experiments sind zwar möglich, der Muskel wird<br />

allerdings allmählich ermüden, da im Präparat kein ATP nachgebildet werden<br />

kann.<br />

Ermitteln Sie die Reizfrequenzen, bei denen <strong>zum</strong> ersten mal ein<br />

unvollständiger bzw. ein vollständiger Tetanus eintritt. Verwenden Sie im<br />

Protokoll die Oszillogramme der Kontraktionskraft und der zugehörigen<br />

Reizmuster, um die einsetzende Tetanisierung bei steigender Reizfrequenz zu<br />

verdeutlichen. Erklären Sie kurz den Mechansimus, der der Tetanisierung zu<br />

Grunde liegt.<br />

1.3 Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Ausgangslänge<br />

Messen Sie die Ausgangslänge des Muskels mit einem Lineal. Reizen Sie den<br />

Muskel mit der Maximalreizamplitude und registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen<br />

mit dem Oszilloskop. Führen Sie diesen Versuch bei verschiedenen<br />

Ausgangslängen durch. Die Länge des Muskels können Sie durch Drehen an der<br />

Feinjustierung am Biegestab verändern. Was passiert dabei im Muskel? Erstellen<br />

Sie ein Diagramm, in dem die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der<br />

Ausgangslänge dargestellt ist. Mit welcher Ausgangslänge würde der Muskel wohl<br />

am effizientesten im Skelettsystem des Frosches arbeiten?<br />

Machen Sie sich klar (und diskutieren Sie in Ihrem Protokoll), welche<br />

physiologischen Vorgänge zwischen der elektrischen Reizung am Nervenstumpf<br />

und der Kontraktion des Muskels ablaufen.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 31<br />

Überlegen Sie, welche Art von Kontraktion (isometrisch, isotonisch oder<br />

auxotonisch) in diesem (und den anderen) Experimenten vorliegt. Die<br />

Auslenkung des Biegestabs, die bei Belastung zu einer kleinen Verkürzung führt,<br />

kann für diese Überlegung vernachlässigt werden.<br />

Hinweis: Sollte der Zustand des Nerv-Muskelpräparates so schlecht sein, dass<br />

die Reizung am Nervenstumpf unmöglich wird, so können Sie das vorgeschriebene<br />

Programm auch mit direkter Muskelreizung durchführen. In diesem<br />

Fall wird eine Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite Elektrode leitet<br />

über die Knochenklemme zu. Die Reizdauer sollten Sie dann auf 5 ms<br />

verlängern.<br />

2. Messen der Latenzzeit für die Kontraktion bei elektrischer Reizung am<br />

Nervenstumpf bzw. direkt am Muskel<br />

Hierzu wird zuerst über den Nervenstumpf und dann direkt über den Muskel<br />

gereizt. In zweiten Fall wird die Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite<br />

Elektrode hat Kontakt über die Knochenklemme. Die Reizdauer bei Reizung über<br />

den Nerv beträgt wieder 0,2 ms, bei Reizung direkt am Muskel 5 ms.<br />

Durchführung und Auswertung:<br />

Reizen Sie mit 'Einzelreizen' (Reizabstand von 5 s einstellen) von ca. 300 mV am<br />

Nervenstumpf, und bestimmen Sie am Oszilloskop die Latenz zwischen<br />

Reizbeginn und Beginn der vom Transducer angezeigten Kontraktion. Überlegen<br />

Sie bitte zuvor, in welchem Zeitbereich Sie die Latenzen erwarten, und stellen<br />

Sie die Zeitachse am Oszilloskop entsprechend in einen sinnvollen Bereich.<br />

Wiederholen Sie diesen Versuch mit elektrischer Reizung direkt am Muskel<br />

(Amplitude hier ca. 3 V: warum?). Auch hier bestimmen Sie die Latenz zwischen<br />

Reizbeginn und Kontraktion.<br />

Vergleichen Sie die Latenzen, und diskutieren Sie die Ergebnisse in Ihrem<br />

Protokoll.


VERSUCHSTEIL II:<br />

ELEKTROMYOGRAMM (EMG) EINES MENSCHLICHEN SKELETTMUSKELS<br />

Die Fragestellung dieses Versuchsteils bezieht sich auf die Mechanismen, die<br />

eine feine Regulation der Muskelkraft ermöglichen. Bei den Wirbeltieren wird jede<br />

Faser eines Muskels von genau einem Motoneuron kontaktiert 1 . Allerdings<br />

können einzelne Motoneurone mehrere Muskelfasern innervieren. Ein<br />

Motoneuron und alle davon innervierten Muskelfasern werden als „motorische<br />

Einheit“ bezeichnet. Jeder Muskel besteht aus 100 bis 1000 solcher motorischen<br />

Einheiten. Ein Aktionspotenzial eines Motoneurons führt zu einer Zuckung aller<br />

kontaktierten Muskelfasern. Die motorische Einheit kann daher als die<br />

elementare Größe der Muskelkraft betrachtet werden.<br />

Grob lassen sich zwei unterschiedliche Typen von Muskelfasern unterscheiden:<br />

1. Typ I / ST-Fasern (= slow twitch): langsame, nicht ermüdende Fasern,<br />

2. Typ II / FT-Fasern (= fast twitch): schnelle, rasch ermüdende Fasern.<br />

Die Typ II Fasern verfügen im Vergleich zu Typ I über nur wenig Myoglobin – der<br />

im Muskel dominierenden Isoform des Hämoglobins. Sie sind gekennzeichnet<br />

durch eine vorwiegend anaerobe Energiegewinnung (Glycolyse). Muskeln, in<br />

denen der Fasertyp II vorherrscht, sind daher auch deutlich heller (= ’weiße’<br />

Muskeln) als die rot gefärbte Typ-I Muskulatur. Unter den Typ II-Fasern wird<br />

noch einmal unterschieden zwischen Typ IIA und IIB Fasern. Die IIB-Fasern sind<br />

extrem schnell in der Kraftentfaltung, ermüden allerdings ebenso schnell. Sie<br />

gewinnen ihr ATP ausschließlich aus Glykogen, während die Typ IIA Fasern<br />

<strong>zum</strong>indest teilweise ATP oxidativ gewinnen und daher eine Mischform darstellen.<br />

Neben der maximalen Kraftentwicklung und der Ermüdungs-Schwelle nehmen<br />

innerhalb dieser drei Typen von Muskelfasern auch der Faserdurchmesser, die<br />

ATPase-Tätigkeit und der Glykogen-Gehalt in den Fasern zu (I < IIA < IIB), der<br />

Myoglobingehalt und die Kapillardichte (oxidative Energie-Gewinnung) nehmen<br />

dagegen ab. Die Zusammensetzung aus den einzelnen Typen variiert stark von<br />

Muskel zu Muskel. So besteht der bereits im Stand oder im Gehen voll aktivierte<br />

Schollenmuskel (M. soleus) zu 90% aus langsamen Fasern, während der erst bei<br />

schnellkräftigen Bewegungen wie dem Springen voll aktivierte Zwillingswadenmuskel<br />

(M. gastrocnemius) zu 45% aus schnellen, ermüdenden und zu<br />

25% aus schnellen, nicht-ermüdenden Fasern besteht.<br />

Die Verteilung des Anteils der verschiedenen Fasertypen in der<br />

Skelettmuskulatur ist in hohem Maß genetisch vorbestimmt, Sportler können<br />

allerdings durch Training speziell den Anteil an Typ II – Fasern positiv beeinflussen.<br />

Während Ausdauerathleten einen hohen Anteil an ST-Fasern benötigen,<br />

besitzen Kraftsportathleten dagegen mehr FT-Fasern.<br />

1<br />

Bei Wirbellosen ist dieses Prinzip nicht gültig! Die neuronale Verrechnung, die bei Wirbeltieren im<br />

Rückenmark stattfindet und auf der Ebene des Motoneurons abgeschlossen ist, findet bei den Wirbellosen noch<br />

an der Muskelfaser statt. So existieren bei Invertebraten inhibitorische Motoneurone (wie z.B. der common<br />

inhibitor).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 33<br />

Notwendige Präparation<br />

Ein EMG lässt sich extrazellulär ableiten mit Hilfe von Elektroden, die über<br />

dem Muskel auf der Haut aufgeklebt werden. Es liegt auf der Hand, dass Sie mit<br />

einer derartigen Methode lediglich das Summenpotenzial vieler motorischer<br />

Endplatten und den dazu führenden Motoneuronen aufnehmen. Trotzdem werden<br />

Sie charakteristische Zusammenhänge zwischen dem Signalverlauf und der vom<br />

jeweiligen Muskel entfalteten Kraft messen können.<br />

KONTRAKTION EINES MUSKELS DER HAND<br />

Eine Kontraktion des M. interosseus dorsalis I führt zu einer Abduktion des<br />

Zeigefingers. Dieser intrinsische, dorsale Handmuskel eignet sich besonders gut<br />

zur Aufzeichnung eines EMGs, da es keinen anderen Muskel (der<br />

korrespondierende ventrale Handmuskel fehlt beim Zeigefinger) gibt, der<br />

ebenfalls eine Abduktion dieses Fingers bewirken würde. Der Muskel kann bei<br />

einer Abduktion des Zeigefingers leicht ertastet werden. Eine Elektrode sollte<br />

direkt auf den Muskel geklebt werden, die Referenzelektrode wird seitlich dazu<br />

aufgeklebt. Die Qualität des EMGs kann drastisch verbessert werden, wenn der<br />

Hautwiderstand unter den Elektroden durch Abreiben mit Alkohol verringert wird.<br />

Eine Erdung (Masse-Armband) sollte nicht vergessen werden.<br />

Abbildung 2: Schema zur Anbringung der<br />

Elektroden auf der rechten Hand.<br />

Versuchsaufbau<br />

1 M. interosseus dorsalis I<br />

2 Os metacarpale I<br />

3 Os metacarpale II<br />

4 Dorsalaponeurose<br />

5 Phalanx proximalis<br />

Isometrische Kontraktionen können durch die Belastung des Zeigefingers mit<br />

unterschiedlichen Gewichten erreicht werden. Die Gewichte werden dabei an eine


Schnur gehängt; ihre Gewichtskraft wird über einen Faden und eine Rolle auf den<br />

Zeigefinger übertragen. Die aktuelle Position des Zeigefingers (Abduktion) wird<br />

über einen Steuerknüppel gemessen, der mit dem Finger bewegt wird. So kann<br />

auch das EMG bei isotonischen Bewegungen aufgezeichnet werden. Auf dem<br />

Oszilloskop werden sowohl das EMG als auch die Position des Fingers dargestellt.<br />

Zur Messung kleben Sie zwei Elektroden auf die Hand der Versuchsperson auf,<br />

wie in Abbildung dargestellt. Schließen Sie die Elektroden an Kanal 1 des<br />

vierpoligen Adapterkabels an, das andere Ende schließen Sie am A/D-Wandler an<br />

der Buchse ‚BioAmp’ an. Vergessen Sie nicht, das Masseband anzuschließen und<br />

um das Handgelenk der Versuchsperson zu binden.<br />

An den zweiten Eingangskanal des A/D-Wandlers schließen Sie den<br />

Steuerknüppel des Positionsmelders an. (Vergessen Sie nicht, den<br />

Positionsmelder an das 10V-Netzgerät anzuschließen). Danach richten Sie die<br />

entsprechenden Kanäle in PowerLab ein.<br />

1. Isometrische Kontraktion<br />

Belasten sie den Zeigefinger ihrer Versuchsperson mit unterschiedlichen<br />

Gewichten bis zur maximalen Belastbarkeit (je nach Versuchsperson bis etwa 3<br />

kg). Achten Sie darauf, dass die Position des Fingers konstant bleibt (das Signal<br />

vom Steuerknüppel darf sich nicht ändern). Messen und dokumentieren Sie das<br />

EMG für jede Belastung einmal über 10 s zur Übersicht sowie einmal über 200<br />

ms zur Identifikation einzelner Summenpotenziale.<br />

Auswertung<br />

Können tatsächlich die Summenaktionspotenziale einzelner motorischer Einheiten<br />

erkannt werden? Was bedeuten unterschiedliche Spannungsverläufe?<br />

Bei welcher Kraft werden die einzelnen Muskelfasern rekrutiert?<br />

Gibt es eine Kodierung der Muskelkraft in der Frequenz der Aktionspotenziale<br />

einer Muskelfaser?<br />

2. Dynamische Kontraktion<br />

Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Abduktion des<br />

Zeigefingers und des EMGs, wenn der Finger tatsächlich bewegt wird. Zeichnen<br />

Sie das EMG bei verschiedenen Frequenzen der Fingerbewegung auf. Bitten Sie<br />

die Versuchsperson, ihren Finger mit konstanter Frequenz hin und her zu<br />

bewegen. Stellen Sie die Zeitbasis des Oszilloskop so ein, dass mindestens eine<br />

volle Periode auf dem Schirm (bzw. Ausdruck) abgebildet wird. Warum nimmt<br />

das EMG mit steigender Frequenz der Fingerbewegung zu?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 35<br />

VERSUCHSTEIL III:<br />

PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AM FROSCHHERZEN<br />

PRÄPARATION DES HERZMUSKELPRÄPARATS<br />

Sie erhalten von dem Nerv- und dem Muskelversuch den Torso eines Frosches.<br />

Der Froschtorso wird mit der Bauchseite nach oben in die Präparierschale gelegt,<br />

an beiden Vorderextremitäten und seitlich am Thorax mit Stecknadeln<br />

festgesteckt. Durch Anheben des Sternums mit einer Pinzette wird das Herz im<br />

Thorakalraum bereits sichtbar. Ziel ist es das Herz in situ frei zu präparieren. In<br />

situ bedeutet, dass das Herz im Körper verbleibt und dort weiterschlägt.<br />

Schneiden Sie vorsichtig links und rechts des Sternums in Richtung des Kopfes.<br />

Trennen Sie Clavicula und Coracoid ab und entfernen Sie das Brustbein mit den<br />

anliegenden Gewebeteilen. Das Präparat gründlich mit Ringer-Lösung spülen.<br />

Eröffnen Sie den silbrig schimmernden Herzbeutel vorsichtig mit einer feinen<br />

Pinzette und einer kleinen Schere und reinigen Sie das Herz sorgfältig von allen<br />

Resten des Perikards. Zuletzt schneiden Sie das unter dem Herzen liegende<br />

Herzbändchen durch.<br />

Wichtig: Das Präparat immer reichlich mit Ringer-Lösung feucht halten und<br />

vorsichtig behandeln!


VERSUCHSAUFBAU UND APPARATUREN<br />

Machen Sie sich vor der Präparation des Frosches mit der Apparatur vertraut.<br />

Eine lange zeitliche Verzögerung zwischen dem Töten des Frosches und der<br />

Untersuchung des Herzens, kann die Funktion des Herzens stark einschränken.<br />

Achten Sie darauf, dass der Biegestabtransducer fest im Dreifuß eingespannt ist.<br />

Der Transducer wird über ein dreipoliges Kabel sowohl mit dem Netzteil als auch<br />

mit dem Differenzverstärker verbunden. Der Ausgang des Differenzverstärkers<br />

ist mit Eingang 1 des PowerLab 26T analog-digital Konverters von<br />

ADInstruments verbunden, welcher über den USB-Eingang mit dem Computer in<br />

Verbindung steht. Achten Sie darauf, dass alle Geräte eingeschaltet und mit<br />

Strom oder Batterie versorgt sind. Dieser Versuchsaufbau wird für Versuch 2<br />

verwendet. Für Versuch 3 müssen die beiden Elektroden mit dem Ausgang des<br />

Reizgerätes verbunden werden. Außerdem wird der Ausgang des Reizgerätes mit<br />

dem zweiten Eingang des analog-digital Konverters verbunden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 37<br />

POWERLAB UND SOFTWARE LABCHART<br />

Zum Aufzeichnen und Auswerten der Daten der Versuche 2-4 und des 8.<br />

Versuches verwenden Sie die Software LabChart, welche in Kombination mit den<br />

ADInstrument Signal-Konverter an jedem Arbeitplatz zur Verfügung steht. Die<br />

Voreinstellungen für diese Software werden vom Tischbetreuer für Sie vorgenommen.<br />

Machen Sie sich bitte vor Beginn der Versuche mit der Benutzeroberfläche<br />

und der prinzipiellen Bedienung dieser Software vertraut. Der<br />

Tischbetreuer wird Ihnen dabei helfen.<br />

Mit Hilfe von LabChart ist es möglich, die Messdaten über den gesamten Versuch<br />

hinweg aufzuzeichnen. Diese stehen dann zur späteren Analyse zur Verfügung.<br />

Weiterhin gibt es die Möglichkeit Datenbereiche eigens zu benennen. Damit wird<br />

die nachträgliche Zuordnung der Daten zu bestimmten Versuchsabschnitten<br />

vereinfacht. Am Ende der Versuchsteile wählen Sie zusammen mit dem Tischbetreuer<br />

repräsentative Bereiche aus den Daten aus, die Sie dann in pdf-<br />

Dokumente umwandeln. Diese Dokumente werden Sie mit nach Hause nehmen<br />

und für Ihr Protokoll verwenden.<br />

Für die Versuche mit dem Froschherz (Versuch 2-4) sieht die LabChart<br />

Oberfläche folgendermaßen aus:<br />

Im


Aufnahmekanal 1 werden die verstärkten Signale des Transducers als<br />

Herzmechanogramm aufgezeichnet.<br />

Aufnahmekanal 2 stellt die Impulse des externen Reizgebers dar. Zwei weitere<br />

Kanäle (Auswertekanäle) können so genutzt werden, dass sie, basierend auf den<br />

Daten der Aufnahmekanäle, automatisch die Herzschlagfrequenz (bpm - beats<br />

per minute) und die Reizfrequenz (Hz) berechnen.<br />

Für den Ruhe-EKG Versuch (Versuch 8) sieht die LabChart Oberfläche folgendermaßen<br />

aus:<br />

Für diesen Versuchsteil werden der Fingerpuls (Aufnahmekanal 1) und das EKG<br />

nach Einthoven (Aufnahmekanal 2) synchron aufgezeichnet.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 39<br />

Versuch 1:<br />

Beobachten der Herzbewegung<br />

VERSUCHE<br />

Identifizieren Sie zunächst wichtige Herzabschnitte, wie den Sinus<br />

venosus, die Atrien, den Ventrikel und den Truncus arteriosus. Beobachten<br />

Sie die Kontraktionsfolgen der einzelnen Herzabschnitte. Wo beginnt die<br />

Kontraktionswelle und wo endet sie wieder?<br />

Versuch 2:<br />

Registrierung eines Mechanogramms<br />

In den folgenden Versuchsteilen (2-4) dient das Mechanogramm der Froschherz-<br />

Kontraktion als Messparameter. Um ein Mechanogramm des Herzens registrieren<br />

zu können, muss das Herz mit der Versuchsapparatur verbunden werden. Heben<br />

Sie dazu die Ventrikelspitze leicht an und befestigen Sie die Herzklammer<br />

vorsichtig an der äußersten Spitze des Ventrikels. Ein dünner Faden verbindet die<br />

Herzklammer mit dem Biegestabtransducer. Justieren Sie die Versuchsapparatur<br />

so, dass der Herzklammerdraht senkrecht über dem Herzen nach oben <strong>zum</strong><br />

Biegestab verläuft. Das ist wichtig, um eine gute Übertragung der Herzkontraktion<br />

auf den Transducer und damit eine saubere Registrierung zu bekommen.<br />

Stellen Sie das Mechanogramm nun auf dem Computerbildschirm dar.<br />

Wählen Sie dazu sinnvolle Dimensionen für die Zeit- und Spannungsachse in den<br />

LabChart Einstellungen.<br />

Wichtig: Das Herz muss ständig mit reichlich Ringer-Lösung feucht gehalten<br />

werden!<br />

Speichern Sie ein Mechanogramm, auf dem mehrere Herzzyklen registriert<br />

werden. Ordnen Sie den beobachteten Kontraktionsverlauf des Herzens<br />

den Registrierungen des Mechanogramms zu. Ermitteln Sie aus dem<br />

registrierten Mechanogramm die Herzfrequenz.<br />

‣ Speichern Sie am Ende der Herzversuche die Messungen als pdf-<br />

Datei ab und fügen Sie diese später in Ihr Protokoll ein.


Versuch 3:<br />

Einfluss von Atropin, Noradrenalin und Acetylcholin auf die Herztätigkeit<br />

Bei Wirbeltieren wirken die Transmitter Noradrenalin des postganglionären<br />

Sympathikus-Nervensystems und Acetylcholin der parasympathischen Vagus-<br />

Nerven auf die autorhythmischen Zentren des Herzens und <strong>zum</strong> Teil auch auf das<br />

Arbeitsmyokard. Im folgenden Versuchsabschnitt soll die Wirkungsweise dieser<br />

Pharmaka untersucht werden.<br />

Versuchsdurchführung<br />

Der Versuchsaufbau entspricht dem des 2. Versuchs.<br />

Im Folgenden wird die Herzfrequenz unter Einfluss verschiedener Substanzen<br />

gemessen. Beobachten und dokumentieren Sie jeweils die Reaktion des Herzens.<br />

Nutzen Sie hier die Möglichkeit der LabChart Software und benennen Sie die<br />

entsprechenden Datenbereiche während der Aufnahme eindeutig, um diese<br />

später wieder zu finden.<br />

Wichtig: Das Präparat muss zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer<br />

gründlich mit Ringer-Lösung gereinigt und feucht gehalten werden.<br />

Registrieren Sie eine Zeit lang die normale Herztätigkeit. Bestimmen Sie<br />

die Herzfrequenz und die Amplitude der Kontraktion. Diese Werte sind Ihre<br />

Kontrollwerte.<br />

Geben Sie Ringer-Lösung, die direkt aus dem Kühlschrank kommt, auf das<br />

Präparat.<br />

Beträufeln Sie das Herz mit zimmerwarmer Ringer-Lösung.<br />

Stellen Sie die Ringer-Lösung an einen warmen Ort (Heizung, Sonne) und<br />

wiederholen Sie den oben genannten Arbeitsschritt.<br />

Geben Sie einige Tropfen der vorbereiteten Adrenalinlösung auf das Herz.<br />

Nach der Registrierung muss gut mit der Ringer-Lösung gespült werden.<br />

Sobald das Herz wieder seinen Normalrhythmus erreicht hat, tropfen Sie<br />

die Acetylcholinlösung auf das Herz auf und beobachten, was geschieht.<br />

Sollte es zu einem Herzstillstand kommen, sofort etwas von der Atropinlösung<br />

auf das Herz auftropfen, um die Herztätigkeit wieder anzuregen.<br />

Zuletzt tropfen Sie etwas von der Atropinlösung auf das Herz.<br />

Speichern Sie später typische Mechanogramme eines jeden Arbeitsschrittes für<br />

Ihr Protokoll und diskutieren Sie die Wirkungen von Temperatur und<br />

verschiedener Transmitter auf die Herz-tätigkeit.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 41<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

den anatomischen Grobaufbau von einem Skelettmuskel zu beschreiben,<br />

den anatomischen Feinbau von Muskelfasern zu beschreiben,<br />

die nacheinander ablaufenden physiologischen Vorgänge von der elektrischen<br />

Reizung am Nerv bis hin zur Kontraktion des Muskels zu<br />

erläutern,<br />

die molekularen Mechanismen der Kontraktion zu beschreiben,<br />

ein Nerv-Muskel-Präparat herzustellen,<br />

zu erklären, wie ein Tetanus entsteht,<br />

zu erläutern, wovon die Kontraktionskraft abhängig ist,<br />

die Versuchsapparatur selbständig aufzubauen,<br />

den Versuchsaufbau im Muskelversuch zu skizzieren,<br />

eine EMG-Ableitung vom M. interosseus dorsalis durchzuführen,<br />

den Begriff Rekrutierung zu erläutern,<br />

die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren und zu erläutern.<br />

ein funktionelles Herz skizzieren zu können<br />

zu beschreiben, wie die Erregungswelle über das Herz läuft<br />

nachzuvollziehen wie das Blut durch das Herz gepumpt wird und welche<br />

Mechanismen dabei wichtig sind<br />

die Entstehung des Schrittmacherpotenzials zu erläutern<br />

ein charakteristisches Aktionspotenzial zu skizzieren und zu erklären<br />

die Wirkung verschiedener Pharmaka auf die Herztätigkeit zu erklären


3. I N S E K T E N - E R G<br />

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />

Sinnessysteme ermöglichen es einem<br />

Organismus, Reize aus seiner Umwelt<br />

wahrzunehmen. Die Reize wirken in den<br />

Sinnesorganen auf spezifische Rezeptoren und<br />

erzeugen an den Zellmembranen der<br />

Rezeptorzellen Potenzialänderungen, die zur<br />

Erregung afferenter sensorischer Nervenfasern<br />

führen. Diese Potenzialänderungen lassen sich<br />

extrazellulär ableiten und ermöglichen die<br />

quantitative Beschreibung von Rezeptorleistungen.<br />

Am heutigen Kurstages werden bestimmte Eigenschaften von<br />

Photorezeptoren (z.B. Kennlinie, Farbempfindlichkeit, Latenzzeit, zeitliches<br />

Auflösungsvermögen) experimentell durch elektrophysiologische Ableitung<br />

(objektive Sinnesphysiologie) am Fliegenauge dargestellt. Einige Eigenschaften<br />

des Facettenauges werden mit den Leistungen des visuellen Systems des<br />

Menschen verglichen, die in psychophysischen Experimenten (subjektive<br />

Sinnesphysiologie) ermittelt werden.<br />

THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende theoretischen Vorkenntnisse aus der Vorlesung "Grundlagen der<br />

Tierphysiologie" und aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung<br />

der Versuche benötigt und deshalb vorausgesetzt:<br />

Allgemeine Sinnesphysiologie: Phasische und tonische Rezeptoren<br />

(Beispiele), Kennlinien, Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und<br />

Impulsfolgefrequenz, adäquater Reiz.<br />

Sehphysiologie: Bau und Funktion des Wirbeltierauges am Beispiel des<br />

menschlichen Auges: Aufbau, dioptrischer Apparat, Bildentstehung,<br />

Akkomodation, Fehlsichtigkeit, Aufbau der Netzhaut, Photorezeptoren<br />

(Besonderheiten des Ruhe- und Belichtungspotenzials), Sehpigmente und<br />

Transduktionsprozess, Farbempfindlichkeit, Adaptation, räumliches und zeitliches<br />

Auflösungsvermögen, magno- und parvozelluläres System.<br />

Bau und Funktion des Insektenauges: Bau eines Ommatidiums,<br />

Appositionsauge, optisches Superpositionsauge, neurales Superpositionsauge,<br />

Umwandlung der Photopigmente, Transduktionsprozess, räumliches<br />

Auflösungsvermögen, zeitliches Auflösungsvermögen (Flimmerverschmelzungs-frequenz),<br />

Spektralempfindlichkeit, Elektroretinogramm


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 43<br />

(ERG).<br />

Methodische Kenntnisse, die Sie im <strong>Praktikum</strong> erwerben sollen:<br />

Präparation der Fliege, Durchführen einer extrazellulären Summenableitung.<br />

Datenerfassung mit dem Programm Chart. Eine Einführung in die Bedienung des<br />

Programms und der im <strong>Praktikum</strong> verwendeten technischen Geräte wird durch<br />

den Kursbetreuer gegeben. Grundlagen eines psychophysischen Experiments.<br />

LITERATUR<br />

PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Fischer. -- Erläutert ausführlich die<br />

optischen Eigenschaften verschiedener Augentypen. Viele vergleichende<br />

Aspekte.<br />

DUDEL/MENZEL/SCHMIDT: Neurowissenschaft, Springer. -- Anspruchsvolles und<br />

gutes Kapitel über Photorezeption im Facetten- und Linsenauge.<br />

SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />

- Erläutert ausführlich die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />

Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen und<br />

physiologischen Verhältnisse beim Säugerauge. Leider ohne vergleichende<br />

tierphysiologische Aspekte.<br />

Weiterhin empfehlenswert:<br />

MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -- Erläutert die Prinzipien der<br />

Sehphysiologie wie z.B. den Mechanismus der Phototransduktion und die<br />

anatomischen Verhältnisse beim Säugerauge und bei den verschiedenen<br />

Facettenaugen-Typen der Insekten.<br />

ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. (Deutsche Übersetzung:<br />

Thieme) -- Erläutert die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />

Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen Verhältnisse<br />

beim Säugerauge. Bei den Facettenaugen liegt die Betonung nicht auf den<br />

Insekten.<br />

KIRSCHFELD K: (1971) Aufnahmen und Verarbeitung optischer Daten im<br />

Komplexauge der Insekten. Naturwissenschaften 58: 201-209. - neuronales<br />

Superpositionsauge.<br />

HANDWERKSZEUG<br />

• 1 kleine Pinzette<br />

• 1 Federstahlpinzette<br />

• Schreibzeug<br />

• Geodreieck


• Datenspeicher


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 45<br />

VERSUCHE<br />

Die Leistungsfähigkeit des optischen Systems eines Organismus wird durch<br />

sein räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe), sein zeitliches<br />

Auflösungsvermögen, seine spektrale Empfindlichkeit und seine absolute<br />

Lichtempfindlichkeit beschrieben. Diese Eigenschaften sollen am Fliegenauge<br />

geprüft und, soweit möglich, mit denen des menschlichen Auges verglichen<br />

werden.<br />

1. Räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe)<br />

Wie exakt und feinkörnig das Bild der Umwelt von einem Wirbeltier<br />

wahrgenommen wird, hängt entscheidend von der Dichte der Rezeptoren in der<br />

Retina ab. Das Auflösungsvermögen eines Komplexauges wird im wesentlichen<br />

von zwei Parametern bestimmt: dem physiologischen Öffnungswinkel, der die<br />

Richtungsempfindlichkeit des Rezeptors wiedergibt (er kann nur durch<br />

komplizierte intrazelluläre Ableittechnik aus einem Photorezeptor oder durch<br />

Verhaltensexperimente bestimmt werden), und dem Divergenzwinkel, der die<br />

optischen Achsen benachbarter Ommatidien einschließt (er kann aus der<br />

Anatomie des Komplexauges ermittelt werden). Im Kurs bestimmen Sie diesen<br />

Divergenzwinkel bei verschiedenen Insekten und berechnen daraus deren<br />

Auflösungsvermögen.<br />

1.1 Messung des Auflösungsvermögens bei Insekten und beim Mensch<br />

Im Kurs werden Ihnen die Horizontalschnitte durch das Facettenauge der<br />

Wachsmotte (hell- und dunkel adaptiert) und des Kaisermantels zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Um welche Augentypen handelt es sich?<br />

Identifizieren Sie die wichtigsten Teile des Insektenauges und der angrenzenden<br />

Gehirnteile.<br />

Zeichnen Sie den Verlauf der Ommatidien mit dem Lineal nach, und<br />

verlängern Sie die Linien zu einem Schnittpunkt<br />

Bestimmen Sie den Divergenzwinkel der beiden Augenpräparate durch<br />

Auswertung und Mittelwertbildung von 10 benachbarten Ommatidien.<br />

Bestimmen Sie das räumliche Auflösungsvermögen einer Versuchsperson<br />

in der Fovea centralis mit Hilfe des psychophysischen Messprogramms<br />

(AUFLOESE). Eine detaillierte Einführung in das Programm erhalten Sie im<br />

Kurs.<br />

Berechnen Sie das Auflösungsvermögen von Mensch, Wachsmotte und<br />

Kaisermantel. Wie groß muss der Abstand zwischen zwei Punkten in 1 m<br />

Entfernung sein, damit diese gerade noch getrennt wahrgenommen<br />

werden können? Das Auflösevermögen der Facettenaugen berechnen Sie<br />

nach folgender Formel:


E<br />

d<br />

tan α = Gegenkathete/Ankathete d/E<br />

tan α/2=d/2E d = 2E tan α/2<br />

2. Exkurs: Das Elektroretinogramm (ERG) der Fliege<br />

Belichtet man das Auge von Wirbeltieren oder Wirbellosen, so treten infolge<br />

der durch den Transduktionsprozess ausgelösten Membranprozesse<br />

Potenzialschwankungen im Auge auf. Die Summenpotenziale der gesamten elektrischen<br />

Aktivität des Auges kann man mit geeigneten Elektroden als<br />

Potenzialdifferenz zwischen Auge und Körpermilieu ableiten. Ein ERG erhalten<br />

Sie, wenn Sie die Potentialdifferenzen werden über der Zeit auftragen. Dabei<br />

handelt es sich um eine extrazelluläre Summenableitung (vgl. SAP im<br />

Nervversuch). Die Potenziale haben z.T. komplizierte Kurvenverläufe, die bis<br />

heute nicht endgültig geklärt werden können (vgl. Summenableitungen EKG,<br />

EEG), die aber eine einfache Methode darstellen, um quantifizierbare Aussagen<br />

über Erregungsvorgänge in den Photorezeptoren zu machen. Die ERG-Kurve der<br />

Insekten ist z.B. stark von den Ableitbedingungen abhängig (Alter des Präparats,<br />

Lage der Ableitelektrode, Elektrodenmaterial, Eingangswiderstand des Verstärkers<br />

etc.).<br />

Während man bei "langsamen" Insekten (Bsp. Heuschrecken, Schaben)<br />

tendenziell eher monophasische Potenzialverläufe (Abb. 1A) feststellen kann,<br />

sind bei schnellfliegenden Formen, zu denen die Schmeißfliege Calliphora zählt,<br />

diphasische Potenzialverläufe (Abb. 1B) charakteristisch.<br />

In dieser Form des diphasischen ERG's spiegelt sich sowohl die summierte<br />

Aktivität der Rezeptoren (Depolarisation) als auch die Summenaktivität<br />

nachgeschalteter neuronaler Elemente, hauptsächlich vom 1. optischen Ganglion


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 47<br />

(Lamina ganglionaris) wieder. Die Antwort der Laminaneurone ist ähnlich<br />

graduiert von der Reizintensität abhängig wie das Rezeptorpotenzial (keine<br />

Aktionspotenziale!). Die jeweiligen Anteile dieser beiden Strukturen an der Form<br />

des ERG lassen sich durch eine Betäubung der Erregungsübertragen in die<br />

Lamina darstellen.<br />

* Bei allen abgeleiteten Potenzialen handelt es sich um Summenpotenziale, die extrazellulär<br />

abgeleitet werden.<br />

VERSUCHSAUFBAU<br />

Bevor Sie die Fliege narkotisieren, machen Sie sich mit dem Versuchsaufbau<br />

vertraut. Als Lichtquelle (L) dienen LEDs verschiedener Farben, die in die<br />

Ableitkammer integriert sind. Die Farbe kann durch einen Drehschalter im<br />

Bedienfeld eingestellt werden. Die Lichtleistung wird ebenfalls durch einen<br />

Drehschalter gewählt. Die absolute Lichtleistung bei entsprechenden<br />

Schalterpositionen entnehmen Sie der Tabelle auf der Ableitkammer. Die<br />

Belichtungsdauer (Pulsbreite) kann ebenfalls im Bedienfeld eingestellt werden.<br />

Der Reiz kann entweder als Einzelreiz, als kontinuierliches Licht oder als Abfolge<br />

mit einer wählbaren Frequenz präsentiert werden. Zur Abdunkelung des Objekts<br />

und zur Abschirmung gegenüber elektrischen Störfeldern wird ein Kasten als<br />

Faraday-Käfig über das Präparat geklappt. Der Reiz wird über den Ausgang<br />

„Reiz“ ausgegeben. Verbinden sie diesen mit dem Kanal 2 des PowerLabs. Die<br />

differente (DE) und indifferente (IE) Elektrode sind mit den Eingängen eines in<br />

die Elektronik der Ableitkammer integrierten Differenzverstärkers verbunden, der<br />

die Signale 100x verstärkt (Beachten Sie dies bitte bei der Berechnung Ihrer<br />

ERG-Amplituden). Das Antwortsignal wird über den Ausgang „Antwort“<br />

ausgegeben. Verbinden sie diesen mit Kanal 1 des PowerLabs. Öffnen Sie im<br />

Programm Chart die Datei „ERG_RI-Kennlinien.adiset“ und machen Sie sich unter<br />

Anleitung des/der Tischbetreuer/in mit der Software vertraut. Stellen Sie nun<br />

eine Reizdauer von 500 ms ein und wählen Sie Weißlicht bei einer mittleren<br />

Lichtleistung. Wählen Sie im Bedienfeld die Einstellung Einzelreiz.


Präparation:<br />

Die Fliege wird kurz mit CO 2 narkotisiert. Sobald das Tier ruhig liegt, wird es<br />

mit Doppelklebeband auf einem Objektträger befestigt. Über den Thorax wird ein<br />

Streifen LEUKOSILK®BSN Medical GmbH geklebt. Die Fliege darf sich nach der<br />

Fixierung nicht bewegen (Bewegungsartefakte in der Ableitung!). Das<br />

Fliegenauge soll so gut wie möglich <strong>zum</strong> einfallenden Licht und zur differenten<br />

Elektrode exponiert sein. Die indifferente Elektrode wird nun in den Thorax oder<br />

das Abdomen gestochen. Die Ableitelektrode (Silberdraht) wird einjustiert und<br />

behutsam durch Drehen des Mikrometerrades auf die Corneaoberfläche<br />

aufgelegt. Ein kleiner Tropfen Elektrodenpaste verbessert den elektrischen<br />

Kontakt zwischen Elektrode und Auge. Anschließend wird der Faraday-Käfig über<br />

die Apparatur geklappt.<br />

Das ERG:<br />

Belichten Sie das Auge mit einem<br />

Einzelreiz und optimieren sie gegebenenfalls<br />

die Ableitung. Registrieren<br />

Sie in Chart die ERG-Ableitungen und<br />

speichern sie eine beispielhafte Registrierung<br />

für Ihr Protokoll (als pdf).<br />

Beschreiben Sie den Potenzialverlauf,<br />

und bezeichnen Sie die verschiedenen<br />

Potenzialkomponenten (Ein-Effekt...).<br />

Bitte bei allen Messungen Intensität,<br />

Belichtungszeit und Achsenskalierung<br />

angeben!<br />

3. Reaktions-Intensitäts-Kennlinie (RI)<br />

ERG-Ableitung mit Chart: oben: ERG<br />

unten: Reiz<br />

Lichtsinneszellen sind im Prinzip Zählgeräte für Lichtquanten und<br />

Signalumwandler, d.h. sie verwandeln einen Lichtreiz bestimmter Intensität in<br />

ein elektrisches Signal (Rezeptorpotenzial) bestimmter Amplitude. Photorezeptoren<br />

zeigen keine proportional-lineare Beziehung zwischen Reizstärke und<br />

Rezeptorpotenzialamplitude. Vielmehr nimmt der Verstärkungsfaktor mit zunehmender<br />

Reizintensität ab. Dies hat den Vorteil, dass Rezeptoren mit einer<br />

solchen Reiz-Erregungs-Beziehung in einem großen Intensitätsbereich arbeiten<br />

können. Trägt man die Amplitude des Rezeptorpotenzials gegen den Logarithmus<br />

der Reizintensität auf, so erhält man eine Reaktions-Intensitäts-Kennline, deren<br />

gewöhnlich sigmoidaler Verlauf den Dynamikbereich des Rezeptors von der<br />

Schwelle bis zur Sättigung wiedergibt. Diese Kennlinie soll im Versuch gemessen<br />

werden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 49<br />

Methode:<br />

Das dunkel adaptierte Fliegenauge (ca. 2 min.) wird mit Lichtreizen (500 ms)<br />

verschiedener Intensität gereizt. Das Reizlicht wird, mit der geringsten Intensität<br />

beginnend, stufenweise bis zur maximalen Lichtleistung erhöht. Die absolute<br />

Lichtleistung entnehmen Sie der Tabelle. Messen Sie für jede Lichtintensität 3<br />

Zwischenpotenzialamplituden. Tragen Sie alle Werte in das Datenblatt, das Sie<br />

im Kurs erhalten ein und berechnen Sie den Mittelwert. Zwischen zwei<br />

aufeinander folgenden Reizen sollte mindestens die Zeit von 1 Minute liegen, bei<br />

starken Reizen 2 Minuten, um Adaptationseffekte gering zu halten Speichern sie<br />

für jede Lichtintensität ein exemplarisches ERG für Ihr Protokoll.<br />

Tragen Sie die Amplituden des Zwischenpotenzials in einer halblogarithmischen<br />

Darstellung gegen die Intensität des Lichtes auf.<br />

Ordinate:<br />

Abszisse:<br />

ERG-Amplitude in mV (linear)<br />

log. der Reiz-Intensität (Lichtleistung)<br />

Diskutieren Sie den Kurvenverlauf und die allgemeine biologische Bedeutung<br />

von logarithmischen Kennlinien.<br />

4. Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren<br />

Die Absorptionseigenschaften des dioptrischen Apparates und des Photopigments<br />

(bzw. mehrerer Sehfarbstoffe) in den Rezeptoren bestimmen die<br />

spektrale Empfindlichkeit des Auges. Der Mensch hat im normal hell adaptierten<br />

Zustand eine Spektralempfindlichkeit von ca. 400 nm bis 750 nm mit einem<br />

Maximum bei 550 nm. Bei Arthropoden ist der sichtbare Teil des Spektrums weit<br />

in den kurzwelligen Bereich verschoben (z.B. Biene: 300 nm bis 650 nm). Sie<br />

können also UV wahrnehmen und sind im Rotbereich blind. Im folgenden Versuch<br />

soll die Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren ermittelt werden. Fliegen<br />

besitzen zwei Rezeptorsysteme, die Grün-Rezeptoren (Maximum bei 515 nm,<br />

Sinneszellen 1-6 eines Ommatidiums) und die Blaurezeptoren (Maximum bei 470<br />

nm, Sinneszellen 7 und 8). Die Grünrezeptoren sind etwas empfindlicher als die<br />

Blaurezeptoren.<br />

Methode:<br />

Die Potenzialamplitude (Zwischenpotenzial) des ERG's wird bei verschiedenen<br />

Wellenlängen und verschiedenen Intensitäten bestimmt. Messen Sie für jede<br />

Farbe die Zwischenpotenzialamplitude des ERG's am Oszilloskop bei 3 verschiedenen<br />

Lichtintensitäten. Messen Sie jeden Wert dreimal und berechnen Sie<br />

den Mittelwert. Wählen Sie die Kombination von Farbe und Lichtleistung so, dass<br />

für alle Farben etwa der gleiche Bereich der ERG-Amplitude erreicht wird.<br />

Notieren Sie die Werte in einer Tabelle.


Auswertung:<br />

Tragen Sie für jede Wellenlänge die mittleren Zwischenpotenzialamplituden<br />

(mV) als Funktion der Lichtintensität in ein Diagramm ein (halblogarithmische<br />

Darstellung). Für jede Wellenlänge erhält man also eine Kennlinie.<br />

Aus diesen Diagrammen ermitteln Sie dann für die einzelnen Farben die<br />

Lichtintensitäten, die zur selben Zwischenpotenzialamplitude (z.B. 1 mV, 2 mV, 3<br />

mV) führen. Tragen Sie diese Werte in ein weiteres Diagramm (log Reizintensität<br />

gegen Wellenlänge) ein. Aus den so erhaltenen Isopotenzialkurven ergibt sich die<br />

Farbempfindlichkeit des Tieres.<br />

Vergleichen Sie die Kurve mit der Farbempfindlichkeit des Menschen.<br />

5. Verschmelzungsfrequenz bei verschiedenen Lichtintensitäten<br />

Film und Fernsehen basieren letztendlich auf dem Phänomen, dass der<br />

Mensch oberhalb einer bestimmten Bildfrequenz die Folge stationärer Bilder nicht<br />

mehr getrennt wahrnimmt. Die Einzelbilder verschmelzen miteinander und<br />

vermitteln bei geringfügigen Konfigurationsänderungen von Bild zu Bild den<br />

Eindruck eines Bewegungsablaufes. Diese Fusionsfrequenz, die für einen<br />

zeitlichen Hell- Dunkelwechsel den Eindruck einer kontinuierlichen Beleuchtung<br />

erzeugt wird als Flimmerfusionsfrequenz (kritische Flimmerfrequenz CFF)<br />

bezeichnet. Ihr Wert ist von der Wellenlänge, der Intensität und von der Tierart<br />

abhängig. Bei Wirbeltieren unterscheidet sich die Flimmerfusionsfrequenz<br />

außerdem zwischen Fovea und Peripherie.<br />

5.1 Verschmelzungsfrequenz der Fliege<br />

Öffnen sie in Chart die Datei „ERG_Flimmerfusionsfrequenz.adiset“. Wählen<br />

Sie an der Apparatur eine mittlere Lichtleistung bei Weißlicht und stellen Sie die<br />

Reizeinstellung auf das Symbol für Reizfolge. Registrieren sie nun den fortlaufenden<br />

den Reiz sowie das ERG. Erhöhen Sie mit dem Potentiometerknopf die<br />

Reizfrequenz solange, bis sie keine Korrelation mehr zwischen ERG und Reiz<br />

erkennen können. Wie verändern sich Amplitude und Potenzialverlauf bei<br />

steigender Frequenz? Bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz ist bei 2 oder<br />

3 Lichtintensitäten. Welche Tendenz ergibt sich?<br />

5.2 Verschmelzungsfrequenz des Menschen<br />

Für diesen Versuch benötigen Sie Apparatur mit einer LED. Verbinden Sie den<br />

Reizausgang der Apparatur mit Kanal 2 des PowerLabs und öffnen Sie die Datei<br />

„Flimmerfusion Mensch.adiset“. Projizieren Sie den Lichtkegel der LED auf ein<br />

weißes Papier und fixieren sie diesen, dass der Lichtkegel auf die Fovea zentralis<br />

fällt, oder schauen Sie direkt in den Lichtstrahl. Wählen Sie zunächst eine<br />

niedrige Intensität und bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz für Ihren<br />

optischen Sinn. Wiederholen Sie den Versuch bei verschiedenen Lichtintensitäten


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 51<br />

und vergleichen Sie die Werte mit den bei der Fliege gefundenen. Wiederholen<br />

Sie das Experiment im peripheren Gesichtsfeld. Wie unterscheidet sich die<br />

Flimmerfusionsfrequenz zwischen Peripherie und Fovea? Wodurch ist dieser<br />

Unterschied begründet?<br />

6. Blockade der synaptischen Verbindungen zwischen Lamina und<br />

Rezeptor<br />

Um das eigentliche Rezeptorpotenzial sichtbar zu machen, wird der Fliege ein<br />

Tropfen 2%-ige Procainlösung mit Hilfe einer Injektionskanüle in die hintere<br />

Kopfkapselwand appliziert. Von dort diffundiert die Lösung zu den optischen<br />

Ganglien.<br />

Registrieren sie die Veränderungen des ERG's. Speichern Sie die Daten für Ihr<br />

Protokoll. Erklären Sie die Vorgänge (vgl. Absatz 2. Exkurs: Das Elektroretinogramm<br />

der Fliege).<br />

7. Latenzzeit des Rezeptorsummenpotenzials beim procainbehandelten<br />

Präparat (Wahlaufgabe)<br />

Die Gesamtzeit für alle Sehfarbstoffreaktionen und den nachfolgenden<br />

Erregungsvorgängen an der Membran bis <strong>zum</strong> Auftreten des Rezeptorpotenzials<br />

nennt man Latenzzeit. Bestimmen Sie bei Weißlicht bei verschiedenen<br />

Intensitäten die Latenzzeit des Rezeptorpotenzials. Spreizen Sie dazu die x-<br />

Achse entsprechend. Wie unterscheiden sich die Ergebnisse bei verschiedenen<br />

Intensitäten? Warum?<br />

Untersuchen Sie die Latenzzeit für violett (420 nm) und rot (660 nm).<br />

Wählen Sie die Lichtintensität so, dass Sie vergleichbare ERG-Amplituden<br />

erhalten.


ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />

zu beschreiben, welche Eigenschaften das Rezeptorpotenzial kennzeichnet,<br />

wie es sich vom Aktionspotenzial unterscheidet, wie sich eine intrazelluläre<br />

Ableitung von einer extrazellulären Ableitung unterscheidet,<br />

die Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und Impulsfolgefrequenz<br />

wiederzugeben,<br />

die im Kurs verwendeten Messmethoden zu beschreiben,<br />

den Entstehungsmechanismus des diphasischen Fliegen-ERG's zu erläutern<br />

und anzugeben, welche Komponenten daran beteiligt sind,<br />

eine Möglichkeit anzugeben, die Komponenten des ERG's zu trennen, um<br />

das Rezeptorsummenpotenzial darzustellen,<br />

zu erläutern, was man unter der Kennlinie eines Rezeptors versteht und<br />

einige verschiedene Kennlinienverläufe anzugeben,<br />

die Unterschiede in der Spektralempfindlichkeit zwischen Insekten und<br />

Menschen aufzuzeigen und ihre Ursachen zu nennen,<br />

die im Kurs gemessenen Kurvenverläufe zu skizzieren,<br />

zu beschreiben, wovon das räumliche Auflösungsvermögen des Menschen<br />

und der Fliege abhängt und die ungefähren Werte angeben zu können,<br />

das ungefähre zeitliche Auflösungsvermögen von menschlichem Auge und<br />

Fliegenauge zu nennen und zu erläutern, wie es sich bei geringerer oder<br />

größerer Beleuchtungsstärke verhält,<br />

die Unterschiede im zeitlichen Auflösungsvermögen beim Menschen<br />

zwischen Fovea und Peripherie erläutern zu können,<br />

den prinzipielle Aufbau vom menschlichem Auge und vom Insektenauge<br />

darzustellen und die Funktion der einzelnen Komponenten zu erläutern,


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 53<br />

Psychophysik<br />

4. P S Y C H O P H Y S I K, A U G E N B E W E G U N G E N<br />

und R E F L E X E<br />

Die Psychophysik ist die Lehre von der<br />

Quantifizierbarkeit von Wahrnehmungsleistungen und<br />

etwa erst 150 Jahre alt. Als ein Begründer der modernen<br />

Psychophysik gilt G.T. Fechner der als Physiker die<br />

exakten Messmethoden der Physik für die Wahrnehmungsforschung<br />

nutzbar machte. Bis dahin widmete<br />

man sich der Wahrnehmung v. a. philosophisch bzw.<br />

durch die Introspektion. Die Grundidee der Psychophysik<br />

ist die, einen Probanden nach seiner Empfindung zu<br />

physikalisch exakt definierten Reizen zu befragen. Da<br />

keine direkten Messungen vorgenommen werden können<br />

und immer Proband oder Versuchstier über ihre<br />

Empfindung Auskunft geben müssen, wird diese Messmethodik<br />

als subjektive Sinnesphysiologie bezeichnet.<br />

Dem gegenüber steht die objektive Sinnesphysiologie, bei der Erregungen von<br />

Zellen oder Rezeptoren gemessen werden (z.b. Insekten ERG). Am heutigen<br />

Kurstag werden Sie Schwellenmessungen für das menschliche Hören erheben.<br />

Reflexe<br />

Bestimmte Reize führen zu einer direkten<br />

motorischen Reaktion. Dieser Zusammenhang<br />

zwischen Reiz und Reaktion wird als Reflex beschrieben.<br />

Unwillkürliche, mit kurzer Latenz ablaufende<br />

Reflexe spielen besonders für die Regulation<br />

der Körperhaltung und die Orientierung im Raum eine<br />

große Rolle. Beispielhaft werden im <strong>Praktikum</strong> der<br />

Patellarsehnenreflex und Vestibularisreflexe untersucht.


THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />

Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />

aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung der Versuche benötigt<br />

und daher vorausgesetzt:<br />

Grundlagen der Psychophysik: Sinnesmodalität, Reizqualität, Reizintensität,<br />

adäquater Reiz, absolute Schwelle, Unterschiedsschwelle, Weber-Fechner-<br />

Gesetz, Stevens'sche Potenzfunktion, Forced-Choice Paradigma.<br />

Physikalische Grundlagen: Schallwellen, Schalldruck, Dezibel (dB) als Maßeinheit,<br />

dB SPL, Frequenz, Oktave, spektrale Zusammensetzung von<br />

Schallereignissen (Ton, Klang, Geräusch).<br />

Grundlagen der Hörphysiologie: Aufbau des Ohres beim Menschen,<br />

Frequenzrepräsentation in der Cochlea, Schalldruckpegel, Lautstärke,<br />

Lautheit, Phon, dB(A), Verlauf der menschlichen Hörschwelle, Hauptsprachbereich,<br />

Richtungshören - Bedeutung von Laufzeit- und Schalldruckunterschieden<br />

an den beiden Ohren, horizontale und vertikale Schallokalisation.<br />

Motorische Rückenmarksreflexe: Elemente des Kniesehnenreflexes, Aufbau<br />

des Rückenmarks, afferente und efferente Bahnen, Muskelspindeln und ihre<br />

efferente Kontrolle, monosynaptische und polysynaptische Reflexe, Eigenreflex,<br />

Fremdreflex, Regelung durch negative Rückkopplung.<br />

Augenbewegungen: extraokuläre Muskeln, Hirnnerven, Gleichgewichtssinn, Innenohr,<br />

Retina, visueller Kortex, extrastriärer Kortex, Sakkaden, elementare<br />

Bewegungsdetektoren, Bewegungssehen, bedingter und unbedingter Reflex<br />

LITERATUR<br />

SCHMIDT/THEWS -- Physiologie des Menschen, Springer. Behandelt in hervorragender<br />

Weise alle für diesen Versuch nötigen theoretischen Grundlagen<br />

SILBERNAGL/DESPOPOULOS: Taschenatlas der Physiologie<br />

HANDWERKSZEUG<br />

Protokollheft<br />

Schreibzeug<br />

weite Beinkleidung für Kniesehnenreflex


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 55


VERSUCHSTEIL I : PSYCHOPHYSIK<br />

Experiment Ia: Bestimmung der absoluten Hörschwelle des Menschen<br />

Der Versuchsperson wird bei verschiedenen Frequenzen ein Dauerton mit<br />

variablem Schalldruck (dB) vorgespielt. Bei jeder gemessenen Frequenz wird der<br />

Schalldruckpegel notiert, bei dem ein Ton gerade gehört werden kann. Dadurch<br />

wird die Hörkurve des Probanden ermittelt.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Mit dem Hörschwellenmessgerät wird ein Sinuston variablen Schalldruckpegels<br />

und variabler Frequenz erzeugt und auf einem Kopfhörer ausgegeben, den<br />

die Versuchsperson trägt.<br />

Bestimmen Sie bei jeder Frequenz den Schwellenwert durch eine adaptive<br />

„staircase-Prozedur“. Dazu verändern Sie bei konstanter Frequenz den Schalldruckpegel<br />

zunächst in groben Schritten so lange, bis Sie den Schwellenbereich<br />

für die jeweilige Frequenz gefunden haben. Dazu erniedrigen Sie den SPL, wenn<br />

der Ton nicht gehört wird, und erhöhen den SPL, wenn der Ton gehört wird.<br />

Engen Sie diesen Bereich weiter ein, indem Sie mit feinerer SPL-Änderung die<br />

Schwelle besser bestimmen. Ermitteln Sie nun den genauen Wert, indem Sie in 1<br />

oder 0.5 dB-Schritten leiser bzw. wieder lauter stellen, und notieren Sie den<br />

Wert, bei dem die Versuchsperson den Ton gerade noch wahrnimmt. Gehen Sie<br />

dabei folgendermaßen vor: Antwortet Ihre Versuchsperson zweimal hintereinander<br />

korrekt, so verringern Sie den Schalldruckpegel. Antwortet Ihre<br />

Versuchsperson einmal falsch, erhöhen Sie ihn wieder. Notieren Sie den<br />

niedrigsten SPL für diese Frequenz, bei welcher die Versuchsperson gerade noch<br />

2 mal korrekt geantwortet hat.<br />

Achten Sie auch darauf, dass die Versuchsperson schnell und ohne zu<br />

überlegen antwortet. Stellen Sie im Interesse der Versuchsperson vor jedem<br />

Frequenzwechsel den Schalldruckpegel auf einen niedrigen dB-Wert ein.<br />

Stellen Sie nun die Frequenz auf ca. 20 kHz und höchsten Schalldruck (etwa<br />

80 dB) ein. Erniedrigen Sie nun langsam die Reizfrequenz. Welche höchste<br />

Frequenz kann unter den gegebenen Versuchsbedingungen gerade noch gehört<br />

werden?


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 57<br />

Technische Anleitung zur Messung der Hörschwelle<br />

Achtung: nach Versuchsende<br />

unbedingt den Kopfhörer<br />

ausstecken!!<br />

Menüschalter A (gelb)<br />

Menüschalter B (blau)<br />

Das Gerät wird eingeschaltet, indem der Kopfhörer seitlich eingestöpselt wird.<br />

Durch Drücken des Menüschalters A kann zwischen folgenden Menüs<br />

gewechselt werden.<br />

Menü 1<br />

Pulsetime<br />

Mute Ch<br />

Bestimmt die Dauer des Testtons. Die Einstellung „None“<br />

bewirkt einen Dauerton. Zur Bestimmung der Hörschwelle<br />

stellen Sie einen Sinuston mit einer Tonlänge von 500ms ein<br />

(außer bei oberer Hörschwelle, s. <strong>Skript</strong>).<br />

Auf „Right“ stellen: Nur ein Ohr messen<br />

Menü 2 Light Für das Display kann ein Licht eingeschaltet werden<br />

Headphone bleibt auf 84 SPL/V<br />

Menü 3<br />

Frequenz<br />

Lautstärke<br />

Die Lautfrequenz wird verändert<br />

Der Schalldruckpegel wird verändert<br />

In jedem Menü können Werte verändert werden. Dazu betätigt man die<br />

Drehscheibe. Die Position des Pfeils wird mit dem Menüschalter B verändert.<br />

Auf Wunsch kann die Auswertung der Experimente mit Excel erfolgen. Hierzu<br />

steht ein Rechner zur Verfügung. Tabellen, in die Sie Ihre Messdaten eintragen<br />

sind vorbereitet. Die Abbildungen bzw. Tabellen können auf einem USB-Stick<br />

mitgenommen werden.<br />

Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson das Display des Hörschwellenmessgeräts<br />

nicht sieht. Die Versuchsperson kann z.B. durch Handzeichen angeben,<br />

ob der Ton gehört wurde.


Ermitteln Sie die Hörschwellen (in dB) für folgende Frequenzen:<br />

Frequenz Schalldruckpegel<br />

1 kHz<br />

500 Hz<br />

200 Hz<br />

100 Hz<br />

50 Hz<br />

20 Hz<br />

Stellen Sie zu Beginn der nächsten Messung den Schalldruck wieder auf etwa 0dB!!!<br />

Frequenz Schalldruckpegel<br />

2 kHz<br />

5 kHz<br />

10 kHz<br />

15 kHz<br />

Bestimmung der höchsten, wahrnehmbaren Frequenz<br />

Stellen Sie einen Dauerton (Pulsetime „none“) auf den Schalldruck von 80 dB<br />

ein, die Frequenz auf über 20 kHz. Welches ist die höchste, wahrnehmbare<br />

Frequenz für die Versuchsperson? Ermitteln sie diesen Wert durch Veränderung<br />

der Frequenz.<br />

Kopfhörer ausstecken!<br />

Auswertung:<br />

Tragen Sie die auf diese Weise gemessene Schwellenkurve graphisch über<br />

einer logarithmischen Frequenzskala auf. Ergänzen Sie diese Abbildung durch<br />

den Verlauf der durchschnittlichen menschlichen Hörschwellenkurve (z.B. aus<br />

Lehrbuch). Tragen Sie auch Ihre obere Hörgrenze (höchste wahrgenommene<br />

Frequenz) in das Audiogramm ein.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 59<br />

Experiment Ib: Akustische Richtungslokalisation<br />

- Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />

Um die horizontale Richtung einer Schallquelle zu bestimmen, benutzt der<br />

Mensch (bei Frequenzen über ca. 1 kHz) sowohl die Intensitäts- als auch die<br />

Laufzeitunterschiede, welche der Schall beim Auftreffen auf die beiden Ohren<br />

hat. Im folgenden Versuch soll geklärt werden, wie gering diese Unterschiede<br />

sein können, damit sie immer noch als Abweichung von der Vorausrichtung empfunden<br />

werden, und wie die relative Gewichtung der beiden Parameter<br />

Schalldruckunterschied und Laufzeitdifferenz für die Richtungsempfindung ist.<br />

Für diese Messungen steht Ihnen eine Messapparatur zur Verfügung, mit der<br />

für einen binauralen Reiz der Zeitversatz (in µs) zwischen rechtem und linkem<br />

Ohr sowie (für 2. Versuchsteil) die Schalldruckpegeldifferenz (dB) eingestellt<br />

werden kann. Der Reiz für das rechte Ohr wird jeweils konstant gehalten, der<br />

Reiz für das linke Ohr variiert. Die Zeitverzögerung des Reizes auf dem rechten<br />

Ohr beträgt konstant 1000 µs und der relative Schalldruckpegel 0 dB. Die Zeitverzögerung<br />

des linken Reizes kann eingestellt werden; der Schalldruckpegel auf<br />

dem linken Ohr kann in Schritten von 1.5 dB relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr variiert<br />

werden.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Über einen Kopfhörer wird ein Klickreiz auf beiden Ohren gegeben. Der Klick ist<br />

auf beiden Ohren gleich laut, die Schalldruckpegeldifferenz wird dazu konstant<br />

auf 0 dB eingestellt. Variiert wird der relative Zeitversatz des Klickens zwischen<br />

den beiden Ohren, er wird auf dem linken Ohr in Schritten von 20 µs zwischen -<br />

100 µs und +100 µs relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr eingestellt (links eingestellte,<br />

absolute Zeitverzögerung 900 µs – 1100 µs). Die Versuchsperson muss benennen,<br />

ob sie den Klicklaut "rechts" oder "links" gehört hat, die Angabe "Mitte" ist<br />

nicht zugelassen ("forced choice"). Versuchen Sie, die Messung schnell<br />

durchzuführen; die Versuchsperson sollte nicht lange überlegen. Es werden in<br />

zufälliger Reihenfolge Klickreize mit den genannten Zeitdifferenzen vorgespielt,<br />

bis für jede angegebene Zeitdifferenz 10 Messwerte ("rechts" oder "links")<br />

vorliegen.<br />

Technische Anleitung zur binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />

(Abb. s. nächste Seite).<br />

Netzstecker bitte einstöpseln.<br />

Mit diesem Gerät können Sie kontrolliert Klicklaute für das rechte bzw. linke Ohr<br />

erzeugen. Durch Einstellung der Zeitverzögerung verändern Sie immer nur den Reiz für<br />

das rechte Ohr, der Reiz für das linke Ohr bleibt jeweils konstant. Dieser wird mit einer<br />

Zeitverzögerung von 1000µSekunden präsentiert.<br />

Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson die Einstellungen am Reizgerät nicht<br />

sehen kann. Die Reize sollten in zufälliger Reihenfolge präsentiert werden.<br />

Achtung: Den Kopfhörer richtig aufsetzen, 900 µs sollte rechts empfunden werden. SPL<br />

auf 0 dB stellen.<br />

Der Kippschalter oben links muss auf „leise“ eingestellt sein. In den Zahlfeldern in denen<br />

der Schalldruckpegel angezeigt wird, können nur ganze Zahlen dargestellt werden.<br />

Betätigt man den „+-Schalter“, so erhöht sich der Schalldruck jeweils um 1.5dB. Die<br />

Nachkommazahl wird durch die kleine rote Lampe angegeben.


LED: leuchtet beim<br />

Klicken<br />

Pulsgeber: Mit<br />

diesem Knopf wird<br />

Klicklaut ausgelöst<br />

Rädchen, mit denen<br />

Zeitverzögerung eingestellt<br />

word (1000 µs =<br />

Mitte)<br />

Erhöht bzw. erniedrigt den<br />

Schalldruck um jeweils 1.5 dB<br />

dB<br />

Zeitverzögerung<br />

linker<br />

Klicklaut<br />

Antwort der Versuchsperson N<br />

Zeit in µs 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Rotes Lämpchen (zeigt<br />

Nachkommastelle 0.5dB )<br />

Summe<br />

Antwort<br />

„rechts“<br />

Summe<br />

Antwort<br />

„links“<br />

900<br />

920<br />

940<br />

960<br />

980<br />

1000<br />

1020<br />

1040<br />

1060<br />

1080<br />

1100


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 61<br />

Auswertung:<br />

Tragen Sie für jede Zeitdifferenz die relative Häufigkeit der beiden Richtungen<br />

in eine Abbildung ein. Der Wert, bei dem sich die beiden Kurven schneiden (beide<br />

Richtungen werden mit 50% Häufigkeit genannt), wird als subjektive Mitte<br />

bezeichnet. Wodurch können Abweichungen der subjektiven Mitte von der<br />

tatsächlichen Mitte verursacht werden?<br />

Als Detektionskriterium bzw. Schwelle in Versuchen dieser Art ist es üblich,<br />

die Mitte zwischen „keine Richtung“ (also Mitte, bzw. 50% Wahl rechts = Wahl<br />

links) und 100% richtige Erkennung der Richtung zu verwenden. Das ist bei<br />

diesem speziellen Versuchstyp (forced choice mit 2 Alternativen) der Wert, bei<br />

dem die Häufigkeitskurve den 75%-Wert erreicht. Stellen Sie anhand Ihrer<br />

Messergebnisse fest, bei welcher Zeitdifferenz diese Bedingung für die beiden<br />

Richtungen erfüllt ist. Die binaurale Zeitdifferenzschwelle entspricht dem Abstand<br />

des 75%-Wertes zur subjektiven Mitte.<br />

Bilden Sie zur Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle den<br />

Mittelwert aus dem Betrag der Abweichungen für beide Richtungen (Es gibt dazu<br />

ein Excel-<strong>Skript</strong>: berechnet die Kurven in beide Richtungen symmetrisch).<br />

Welchem Winkel zur Vorausrichtung entspricht dieser Verzögerungswert? (Der<br />

durchschnittliche Ohrabstand beim Menschen beträgt 20 cm, die<br />

Schallgeschwindigkeit in Luft 330 m/s.)<br />

Vergleichen Sie die so berechneten Werte mit Angaben in der Literatur, und<br />

diskutieren Sie evtl. auftretende Unterschiede.<br />

Abbildung oben: Beispielkurven zur Auswertung der Zeitdifferenzschwelle. Aufgetragen sind die<br />

Häufigkeiten mit denen die VP sich für rechts (nach rechts steigende Kurve) bzw. links entschieden<br />

hat (von links fallende Kurve). Als subjektive Mitte wird der Schnittpunkt beider Kurven bezeichnet<br />

(hier: Wahl für jede der beiden Richtungen = 50%). Die Zeitdifferenzschwelle ist der Prozent-Wert,<br />

welcher sich genau in der Mitte zwischen diesem Schnittpunkt (50%) und der 100% korrekten<br />

Wahl befindet, also die Zeitdifferenz zwischen der subjektiven Mitte und dem Schnittpunkt einer<br />

der beiden Kurven mit dem 75%-Schwellenkriterium.


Experiment Ic: Die relative Bedeutung von Schalldruck- und<br />

Laufzeitunterschieden für das Richtungshören beim Menschen<br />

("trading"-Messung)<br />

Da sowohl Schalldruckunterschiede als auch Laufzeitunterschiede zur<br />

Ermittlung der horizontalen Richtung einer Schallquelle benutzt werden, lässt<br />

sich die relative Bedeutung der beiden Faktoren im Versuch dadurch bestimmen,<br />

dass man sie gegenläufig verändert und damit einen künstlichen "Mitte"-Eindruck<br />

erzeugt (eine unabhängige Veränderung von Laufzeit und SPL für beide Ohren ist<br />

mit natürlichen Schallquellen nicht möglich)<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Wählen Sie 5 geeignete Verzögerungswerte aus und verändern Sie bei jeweils<br />

festgehaltener Verzögerung den Schalldruckpegelunterschied so lange, bis die<br />

Reizrichtung als "Mitte" empfunden wird. Führen Sie diese Messung 5 mal durch.<br />

Stellen Sie die Verzögerungswerte ein, und verändern Sie den Schalldruckpegel<br />

so lange, bis die Reizrichtung als „Mitte“ empfunden wird. Führen Sie jede<br />

Messung 5mal durch. Die Versuchsperson soll die Einstellungen am Reizgerät<br />

nicht einsehen können.<br />

Zeitverzögerung<br />

Schalldruckpegel bei der Empfindung „Mitte“<br />

1. Mess. 2. Mess. 3. Mess. 4. Mess. 5. Mess. Mittelwert<br />

1 850<br />

2 900<br />

3 1000<br />

4 1100<br />

5 1150<br />

Auswertung:<br />

- Tragen Sie die gefundenen Wertepaare, die sich im Eindruck kompensieren, in<br />

ein X-Y-Diagramm ein. X-Achse: Laufzeitunterschied, Y-Achse: SPL der<br />

notwendig war, um Laufzeitunterschied zu kompensieren.<br />

- Legen Sie eine Ausgleichsgerade durch die Messwerte und berechnen Sie den<br />

Kompensationsfaktor bzw. die „trading-ratio“ (μs/dB).


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 63<br />

VERSUCHSTEIL II: REFLEXE<br />

Dehnungsreflexe und Vestibularreflexe sind ganz wesentlich an der Kontrolle<br />

unserer Körperhaltung unter wechselnden Einflüssen beteiligt. Im Folgenden wird<br />

zuerst eine vergleichende Messung des Kniesehnenreflexes durchgeführt, danach<br />

Eigenschaften der Vestibularreflexe demonstriert.<br />

Experiment IIa: Messung der Bruttoreflexzeit des Patellarsehnenreflexes<br />

Dehnungsreflexe ermöglichen bereits auf spinalem Niveau und ohne die<br />

Notwendigkeit von Willkürbewegungen die Kompensation von Störungen einer<br />

stabilen Position. Dehnungsreflexe lassen sich in der klinischen Praxis leicht und<br />

reproduzierbar auslösen und sind damit eine wichtige neurologische<br />

Untersuchungsmethode. Mit einem Reflexhammer wird durch einen leichten<br />

Schlag auf die entsprechende Sehne der Muskel gedehnt und damit eine<br />

Reflexkontraktion ausgelöst. Z.B. beim Kniesehnenreflex (Patellarsehnenreflex)<br />

führt ein Schlag auf die Sehne unterhalb der Kniescheibe zu einer Kontraktion<br />

des Streckers im Oberschenkel und damit <strong>zum</strong> Heben des unbelasteten<br />

Unterschenkels. An dieser Reaktion lassen sich die Eigenschaften eines<br />

monosynaptischen, spinalen Reflexes gut beschreiben. Als Maß für die Stabilität<br />

eines solchen Reflexes lässt sich die Varianz der Reflexzeit verwenden.<br />

Modulierende Einflüsse durch andere motorische Aktivitäten können ebenfalls<br />

anhand der Reflexzeit nachgewiesen werden.<br />

Die Bruttoreflexzeit ist der Zeitraum zwischen dem Einfluss eines Reizes und<br />

dem Beginn der hierdurch ausgelösten motorischen Reaktion. Sie umfasst also<br />

die Zeiten, die für die sensorische Verarbeitung, Erregungsleitung, Verschaltung<br />

im ZNS und die Muskelkontraktion nötig sind. Am Beispiel des<br />

Patellarsehnenreflexes (PSR) soll diese Reflexzeit unter verschiedenen<br />

Randbedingungen untersucht werden.<br />

Die Messung der Bruttoreflexzeit des PSR erfolgt durch eine elektronische<br />

Stoppuhr. Die Uhr wird durch den Schlag mit dem Reflexhammer auf die Sehne<br />

gestartet (getriggert) und durch die reflektorische Bewegung des Unterschenkels<br />

wieder gestoppt.<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Die Versuchsperson sitzt entspannt auf einem hohen Stuhl oder Tisch; der<br />

Unterschenkel muss frei hängen. Schließen Sie nun den elektrischen Zeitnehmer<br />

an. Hierzu muss die Versuchsperson an der Hand geerdet werden (elektrische<br />

Verbindung mit der schwarzen Buchse des Zeitnehmers). Hinter ihrer<br />

Ferse/Achillessehne wird ein Stativ mit einem Elektrokontakt so aufgestellt, dass<br />

der Kontakt zwischen Ferse und Stativ in Ruhestellung geschlossen ist<br />

(Verbindung mit der blauen Buchse des Zeitnehmers). Der Reflexhammer wird<br />

mit der gelben Buchse des Zeitnehmers verbunden. Das Knie muss für den<br />

elektrischen Kontakt mit dem Hammer frei sein.


Drücken Sie vor jeder Messung den "Reset"-Knopf. Der Zeitnehmer wird<br />

genullt und die "Ready"-Lampe leuchtet, wenn ein guter Kontakt an Erdung und<br />

Ferse besteht. Mit einem leichten Schlag auf die Patellarsehne lösen Sie den<br />

Reflex aus. Durch den Reflexhammer wird zu diesem Zeitpunkt der Zeitnehmer<br />

gestartet; die Zeit zwischen Hammer“schlag“ und Bewegung des Beines wird<br />

gemessen. Diese Zeit nennt man die Bruttoreflexzeit.<br />

Führen Sie die folgenden Messung jeweils 16 mal durch.<br />

1. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit in Ruhe. Die Versuchsperson sollte<br />

hierzu entspannt sitzen.<br />

2. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit bei Belastung. Die Versuchsperson<br />

spannt einen Expander. Während der Spannung wird der Reflex ausgelöst.<br />

3. Messen Sie die Reaktionszeit für eine bewusst ausgelöste Bewegung des<br />

Unterschenkels. Dazu wird das Knie seitlich nur leicht mit dem<br />

Reflexhammer berührt und die Versuchsperson streckt das Bein, sobald sie<br />

diese Berührung spürt (Augen zu!).<br />

Technische Durchführung:<br />

1. Auf die Ferse und die Spitze des Hammers Elektrodenpaste auftragen. Dies muss<br />

im Verlauf des Experiments evtl. wiederholt werden.<br />

2. Die Versuchsperson nimmt das schwarze Kabel in die Hand. Ist der Kontakt gut,<br />

leuchtet nach Drücken des Reset-Knopfes die „Ready“- Lampe auf. Falls das nicht<br />

der Fall ist muss der Kontakt verbessert werden: ggf. mehr Elektrodenpaste<br />

verwenden, ggf. Schleifpapier verwenden. Nochmals Reset drücken.<br />

3. Die folgenden drei Versuchen 16 mal durchführen und die Reaktionszeiten<br />

aufschreiben. Vor jeder Messung muss Ready leuchten. Versuchsbeschreibung s.o.<br />

Versuch 1: Bruttoreflexzeit des Kniesehnenreflexes in Ruhe<br />

Versuch 2: Bruttoreflexzeit bei Belastung<br />

Versuch 3: Reaktionszeit bewusste Bewegung<br />

4. a. Elektrodenpaste bitte wegputzen<br />

b. Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an das Ladegerät hängen


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 65<br />

Messung Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3<br />

Rang Rang<br />

Rang<br />

Rang<br />

Zeiten<br />

Zeiten<br />

Zeiten<br />

Vgl. Ve. 2 Vgl. Ve. 3<br />

Vgl. Ve. 1<br />

Vgl. Ve. 1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Mittelwert Rangsum. Rangsum. Rangsum. Rangsum.<br />

Standardabweichung<br />

Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an Ladegerät hängen!


Auswertung:<br />

Berechnen Sie für jede der drei Messungen jeweils den Mittelwert und die<br />

Standardabweichung. Die Standardabweichung ist (i.A.) ein stabiles Maß für die<br />

Schwankungen eines Messwertes. Eine kleine Standardabweichung besagt also,<br />

dass ein Messwert sehr reproduzierbar ist.<br />

Überprüfen Sie mit einem geeigneten statistischen Testverfahren (Wilcoxon-Test,<br />

s.u.), ob sich die gemessenen Reaktionszeiten (1) beim Reflex in Ruhe und unter<br />

Belastung bzw. (2) beim Reflex in Ruhe und bei willkürlicher Bewegung<br />

signifikant voneinander unterscheiden.<br />

Der Wilcoxon-Test (anderer Name: Man-Whitney-U-Test) ist ein<br />

statistischer Test, der unabhängig von der Verteilung der Daten verwendet<br />

werden kann (im Gegensatz <strong>zum</strong> t-Test, bei welchem oft Normalverteilung<br />

vorausgesetzt ist). Wenn z.B. die Belastung in unserem Experiment keinen<br />

systematischen Einfluss auf die Reflexzeit hat, dann erwartet man, dass die<br />

beiden Mittelwerte ähnlich sind; exakt gleich werden sie nie sein, das wäre ein<br />

großer Zufall. Wenn aber die Belastung einen systematischen Einfluss hat, dann<br />

sollten die beiden gemessenen mittleren Reflexzeiten signifikant verschieden<br />

sein, nach statistischer Testung also mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit < 5%<br />

bzw. < 0.05.<br />

Beim Wilcoxon-Test werden die beiden zu vergleichenden Datensätze (à<br />

16 Daten) „in einen Topf geworfen“, dann bekommen sie gemeinsame Ränge (im<br />

Beispiel von Rang 1 bis Rang 32). D.h., die niedrigste Reaktionszeit der beiden<br />

Datensätze bekommt den Rang 1, die nächstniedrigste den Rang 2, usw., die<br />

längste Reaktionszeit den Rang 32.<br />

Wenn zwei Reaktionszeiten gleich sind: z.B. 193 ms hat den Rang 4, dann<br />

kommen die Zeiten 196 ms und 196 ms. In diesem Fall sollen auf die beiden<br />

Werte die Ränge 5 und 6 verteilt werden, dies macht man, indem man die zu<br />

vergebenden Ränge mittelt, und den mittleren Rang (5.5 in diesem Beispiel)<br />

jedem der beiden Reaktionszeiten zuweist.<br />

Wenn 3 oder mehr Reaktionszeiten gleich sind: Man verfährt analog, d.h.<br />

man mittelt die 3 oder mehr Ränge, und weist jedem der Messwerte den<br />

gemittelten Rang zu.<br />

Wenn man die beiden Rangsummen vergleicht, dann sollten diese fast<br />

gleich sein, wenn sich die Mittelwerte nicht systematisch unterscheiden. Im<br />

Beispiel hat man 32 Werte in einen Topf geworfen, Ränge von 1 bis 32 vergeben,<br />

deren Summe ergibt 528. (Probe: die Summe der beiden Rangsummen im<br />

Vergleich sollte 528 sein). Bei exakter Gleichheit erwartet man also eine<br />

Rangsumme von 264 für jede der beiden Gruppen (da in jede Gruppe gleich viele<br />

Werte eingehen). Exakte Gleichheit findet man in der Realität fast nie vor, d.h.<br />

es gibt immer kleine Rangsummenunterschiede. Bis zu einer Grenze von 212-<br />

316 nimmt man an, dass diese Unterschiede nicht signifikant sind<br />

(Nullhypothese). Wenn aber eine der Rangsummen außerhalb dieses kritischen<br />

Bereichs liegt, dann nimmt man einen signifikanten Unterschied an<br />

(Alternativhypothese). Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist in diesem Fall 0.05 (oder<br />

5%). Bemerkung: die Grenze 212-316 gilt nur für den Fall von genau je 16<br />

Datenpunkten in jeder Gruppe, sie wurde also für diesen <strong>Praktikum</strong>sversuch aus<br />

der Tabelle entnommen.<br />

Interpretieren Sie das Ergebnis!


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 67<br />

VERSUCHSTEIL III<br />

Augenbewegungen<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde eine erste, mittlerweile klassisch<br />

gewordene Einteilung der Augenbewegungen eines Menschen in 5<br />

verschiedene Klassen vorgenommen (Dodge 1903):<br />

1) Sakkaden: schnelle, ruckartige Augenbewegungen, die den Blick<br />

von einem <strong>zum</strong> anderen Fixationsziel bringen.<br />

2) Glatte Augenfolgebewegungen: Augenbewegungen, die in ihrer<br />

Geschwindigkeit exakt an die Geschwindigkeit eines bewegten Objekts<br />

angepasst sind. Diese Augenbewegungen führen dazu, dass das retinale<br />

Bild eines bewegten Objekts stationär in der Fovea zentralis ruht.<br />

3) Vestibulo-okulärer Reflex (VOR): Die Bewegung des Kopfes<br />

führt zu einer Stimulation des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, was<br />

wiederum zu einer stabilisierenden Augenbewegung führt. Das heißt, die<br />

Bewegung der Augachsen gleicht exakt die Bewegung des Kopfes aus, der<br />

Blick im Raum bleibt somit stationär.<br />

4) Optokinetischer Reflex (OKR): Bewegen sich große Anteile des<br />

Gesichtsfeldes kohärent, d.h. mit identischer Geschwindigkeit und gleicher<br />

Richtung, unter natürlichen Umständen geschieht dies nur bei<br />

Eigenbewegung, so werden ebenfalls kompensatorische<br />

Augenbewegungen ausgelöst, die das Bild der bewegten Umwelt auf der<br />

Retina stabilisieren.<br />

5) Vergenzbewegungen: Werden Blickziele in unterschiedlicher Tiefe<br />

im Raum fixiert, so müssen Augenbewegungen ausgeführt werden, die<br />

den Winkel zwischen den Sehachsen des linken und des rechten Auges<br />

ändern.<br />

Diese Einteilung der Augenbewegung war rein phänomenologisch<br />

bedingt, wesentlich sinnvoller erscheint es heute, einen funktionalen<br />

Aspekt zu berücksichtigen und deshalb die Augenbewegungen in<br />

blickstabilisierende und blickführende Bewegungen einzuteilen. Zu<br />

den stabilisierenden Augenbewegungen kann der OKR und VOR gezählt<br />

werden, die blickführenden Bewegungen setzen sich aus Sakkaden,<br />

Glatten Folgebewegungen und Vergenzbewegungen zusammen.<br />

Versuchsaufbau<br />

Es steht ein Infrarot-Messystem (IRIS) zur Aufzeichnung der<br />

horziontalen und vertikalen Position des Auges einer Versuchsperson zur<br />

Verfügung. Das Prinzip der Infrarot-Okulographie ist in der Abbildung 5<br />

gezeigt. Es wird infrarotes Licht auf das Auge einer Versuchsperson<br />

gestrahlt und aus der Intensität der Reflexion an zwei verschiedenen<br />

Punkten kann die Position des Blickes bestimmt werden. Aus Gründen der<br />

Einfachheit wird lediglich die horizontale Position des linken Auges<br />

gemessen.


Oszillator<br />

Spannungsquelle<br />

IR-Sender<br />

Bandpass-Filter<br />

IR-Empfänger<br />

Tiefpass-Filter<br />

Augenposition<br />

Abb. 5: Grundprinzip der Infrarot-Okulographie<br />

Um reflektorsiche Augenbewegungen auszuschließen, die aus einer<br />

möglichen Kopfbewegung resultieren würden, wird der Kopf der<br />

Versuchsperson durch eine Kinnauflage sowie durch ein Stirnbrett<br />

immobilisiert. Ein Bildschirm befindet sich in 57 cm (warum gerade 57?)<br />

Entfernung vor der Versuchsperson, über den die visuelle Stimulation<br />

erfolgt. Der Ausgang des IRIS Systems ist einmal mit einem Oszilloskop<br />

verbunden und gleichzeitig mit dem Analog-Digital-Konverter eines<br />

Computers verbunden.<br />

1. Linearität der IR-Okulographie<br />

Auf dem Bildschirm wird an definierten Positionen ein weißer Punkt<br />

präsentiert (Programm CAL). Der rote Punkt repräsentiert die Position des<br />

Blickes. Durch eine geeignete Einstellung des Verstärkungsfaktors sowie<br />

der Nullposition muss die Apparatur zunächst geeicht werden.


TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 69<br />

Abb. 6: Bedienungselemente des IRSI Systems. 6: Einstellung<br />

der Verstärkung, 7: Einstellung der Nullage, 8: Wählschalter für<br />

horizontale oder vertikale Blickposition, 9: grobe<br />

Positionsanzeige<br />

Nach erfolgter Kalibrierung wird das horizontale und vertikale<br />

Ausgangssignal für je 5 verschiedene Zielpositionen im Bereich zwischen 0<br />

und 10° links, rechts, oben und unten in Grad Sehwinkel protokolliert.<br />

Gibt es ein Übersprechen zwischen vertikaler und horizontaler Position?<br />

Wie gut ist die Linearität der Messung? Tragen Sie dazu die Messwerte in<br />

ein x-y-Diagramm und berechnen Sie eine lineare Regression.<br />

2. Glatte Augenfolgebewegungen<br />

Das räumliche Auflösevermögen ist sehr unterschiedlich für die<br />

verschiedenen Bereiche des Gesichtsfeldes. Nur in der Fovea ist die<br />

Auflösung in der Größenordnung von etwa 60 Linien pro Grad. Bewegt<br />

sich ein Objekt, so sollten unsere Augen in der Lage sein, dieser<br />

Bewegung zu folgen. Das Programm FOLGE bietet eine Reihe von<br />

periodischen Zielbewegungen, die als Blickziel einer Versuchsperson<br />

dienen können. Dokumentieren Sie die Augenbewegungen in dieser<br />

Situation. Wie sieht die Initiierung der Folgebewegung aus? Bitten Sie die<br />

Versuchsperson, eine langsame Augenbewegung ohne einen bewegten<br />

Stimulus auszuführen. Wie sehen die Augenbewegungen in dieser<br />

Situation aus.<br />

Können diese Augenbewegungen auch dann ausgeführt werden, wenn<br />

sich das Ziel vor einem strukturierten Hintergrund bewegt? Die<br />

Augenbewegung selbst führt zu einer Bewegung des retinalen Bildes des<br />

Hintergrund entgegengesetzt zur Blickfolgebewegung.<br />

Bestimmen Sie den Frequenzgang der Augenfolgebewegungen. Messen<br />

Sie dazu die Augenbewegungen bei verschiedenen Frequenzen und<br />

bestimmen Sie zur Quantifizierung der Güte der Folgebewegung das<br />

Fehlerintegral (dh. die Summe der Abweichung der Augengeschwindigkeit<br />

von der Zielgeschwindigkeit).<br />

Frage für das Protokoll: Nehmen Sie an, dass die Augenbewegungen<br />

tatsächlich exakt der Zielbewegung entsprechen. Dies hat zur Folge, dass<br />

sich das Bild des Zieles auf der Retina nicht mehr bewegt. Wird in dieser<br />

Situation die subjektive Wahrnehmung von der retinalen Bildverschiebung<br />

bestimmt?<br />

3. Sakkaden<br />

Sakkaden sind sehr schnelle ruckartige Augenbewegungen zwischen<br />

zwei Fixationsphasen. Sie werden auch als „visueller Greifreflex“<br />

bezeichnet. Dieser Begriff deutet die reflex-ähnliche Eigenschaft dieser<br />

Augenbewegungen an. Messen Sie mit einem geeigneten Messprogramm<br />

diese Augenbewegungen und analysieren Sie ihre Latenz. Ist die Latenz<br />

einer Sakkade abhängig von der Position des Ziels? Vergleichen Sie die<br />

sakkadische Latenz mit der Latenz des Kniesehnenreflexes.


4. Augenbewegungen beim Lesen<br />

Beim Lesen führen wir ein sehr gut zu beschreibendes<br />

Augenbewegungsmuster aus. Wie sieht dieses Muster aus, wie lässt es<br />

sich erklären? Gibt es Abhängigkeiten des Augenbewegungsmusters von<br />

Eigenschaften des Textes?<br />

ERFOLGSKONTROLLE<br />

Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein,<br />

- den Unterschied zwischen Lautstärke und Schalldruck zu erklären,<br />

- zu erklären, was ein Schallereignis physikalisch ist,<br />

- den Unterschied zwischen Sinnesmodalität, Reizqualität und<br />

Reizintensität zu erklären,<br />

- den Verlauf der menschlichen Hörschwelle zu skizzieren,<br />

- die Maßeinheiten "dB SPL" und "Phon" zu definieren,<br />

- das Verfahren zur Messung der Hörschwelle anzugeben,<br />

- den Frequenzbereich des menschlichen Hörens anzugeben,<br />

- den Hauptsprachbereich anzugeben,<br />

- anzugeben, welche Kurvenform sich beim intermodalen<br />

Intensitätsvergleich in einer psychophysischen Messung ergibt,<br />

- anzugeben, welche Parameter der Mensch zur horizontalen<br />

Richtungslokalisation verwendet,<br />

- anzugeben, wie groß die Zeitdifferenzschwelle beim Menschen ist,<br />

- ein Messverfahren anzugeben, mit dem die relative Bedeutung von<br />

Laufzeit- und Schalldruckunterschieden für das Richtungshören<br />

bestimmt werden kann,<br />

- die Elemente eines monosyptischen Reflexkreises am Beispiel des<br />

Patellarsehnenreflexes zu nennen,<br />

- den Unterschied zwischen einem monosynaptischen und einem<br />

polysynaptischen Reflexkreis zu beschreiben,<br />

- die Wirkung zusätzlicher zentraler Einflüsse auf die Ausprägung eines<br />

monosynaptischen Reflexes zu nennen,<br />

- die extraokulären Muskeln und die sie versorgenden Hirnnerven<br />

aufzählen zu können,<br />

- und Fixationen, Sakkaden und Glatte Augenfolgebewegungen<br />

unterscheiden zu können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!