Skript zum Praktikum
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E I N F Ü H R U N G I N D I E M E T H O D E N<br />
D E R T I E R H Y S I O L O G I E<br />
Die Tierphysiologie ist eine Teildisziplin der Zoologie. Sie befasst sich mit den<br />
Funktionen tierischer Gewebe, Organe und Organsysteme, und damit, wie diese<br />
Funktionen und deren Zusammenspiel gesteuert und reguliert werden. Da die<br />
Mechanismen, die zu einer spezifischen Organfunktion führen, auf den physikalischen,<br />
biochemischen und informationsverarbeitenden Eigenschaften der<br />
beteiligten Zellen und Geweben beruhen, sind die Arbeitsweisen der Tierphysiologie<br />
entsprechend vielfältig. Tierphysiologen wenden daher sowohl Methoden<br />
aus der Molekularbiologie an, etwa wenn die Strukturen von Ionenkanälen<br />
oder Antigenen erforscht werden sollen, häufig kommen aber auch<br />
Messverfahren <strong>zum</strong> Einsatz, die ganz andere physikalische Messgrößen erfassen,<br />
wenn beispielsweise die räumliche Auflösung eines Sehorgans, der zeitliche<br />
Verlauf eines Aktionspotenzials, oder die aerodynamischen Eigenschaften eines<br />
Vogelflügels experimentell ermittelt werden.<br />
In diesem Kurs werden Sie in sechs verschiedenen Kurseinheiten mit Fragestellungen<br />
und Messmethoden der Tierphysiologie vertraut gemacht. Dabei<br />
werden Sie Experimente durchführen, die Einblicke in die Funktionsweise<br />
tierischer Organismen und ihrer Organe demonstrieren. Die Experimente werden<br />
teilweise an Tierpräparaten vorgenommen, die Sie selbst herstellen, wie im Herzund<br />
dem Muskelversuch oder beim Elektroretinogramm der Fliege, andererseits<br />
werden Sie auch an Ihrem eigenen Körper arbeiten, wie z.B. beim Belastungs-<br />
EKG im Herzkurs, beim Kursteil Blut und in der Psychophysik.<br />
THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />
MESSVERFAHREN UND SENSOREN<br />
Da die Arbeitsweise der tierphysiologischen Forschung so vielfältig ist, ist es<br />
notwendig, dass Sie sich bei jedem Versuch klar machen, welche Messgröße Sie<br />
erfassen und dass Sie das Verfahren kennen, mit dem diese Größe erhoben wird.<br />
Man unterscheidet dabei zwischen direkten und indirekten Messverfahren.<br />
Während bei einem direkten Messverfahren das Messergebnis direkt am Messgerät<br />
abgelesen werden kann - beispielsweise bei der Längenmessung mit einem<br />
Lineal - wird bei einer indirekten Messung ein Messwandler (Sensor) eingesetzt,<br />
der eine primäre Messgröße, die nur schwierig zu erfassen ist, in eine gut<br />
messbare (sekundäre) Ausgangsgröße umsetzt. Sehr häufig eingesetzt werden<br />
Sensoren, die abhängig von der zu messenden Größe ihre elektrischen Eigenschaften<br />
(Widerstand, Ausgangsspannung, Kapazität, usw. ...) ändern, da<br />
elektrische Signale gut handhabbar sind, insbesondere, wenn noch weitere Signal<br />
verarbeitende Stufen, wie Verstärker oder Filter nachgeschaltet werden müssen.<br />
Jeder Sensor wird durch seine Kennlinie charakterisiert, mit deren Hilfe man die<br />
Umrechnung der Ausgangsgröße zurück in die primäre Messgröße vornehmen<br />
kann. Diese Kennlinie findet man in der Regel im Datenblatt des Herstellers des
Ausgangsspannung bei 10V [mV]<br />
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 3<br />
Sensors. Hat man dieses Datenblatt nicht zur Hand, oder ändern sich die<br />
Übertragungseigenschaften des Sensors aufgrund seiner Bauweise oder der<br />
speziellen Art der Messanordnung häufiger, so muss man die Messeinrichtung vor<br />
der eigentlichen Messung kalibrieren, d.h. die jeweilige Kennlinie selbst ermitteln<br />
(vgl. Abbildung 1).<br />
Beispiele für indirekte Messverfahren sind die Bestimmung der Stoffkonzentration<br />
in einer Lösung über deren optische Dichte oder die Messung von Muskelkräften<br />
mit einem Biegestabtransducer.<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
F =<br />
U<br />
198.1 − 2.4<br />
y = 198.08 x + 2.3653<br />
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2<br />
Kraft [N]<br />
Abbildung 1: Links: Eine Sensor-Kennlinie aus dem Datenblatt eines Herstellers. Das gewählte<br />
Beispiel zeigt die Kennlinie eines Magnetfeldsensors. Die primäre Messgröße ist hier die<br />
magnetische Feldstärke H y , die Ausgangsgröße des Sensors ist die elektrische Spannung V 0 . Man<br />
kann leicht erkennen, (i) dass der Sensor die Richtung der Messgröße als Vorzeichen des<br />
Messwertes ausgibt, (ii) dass die Kurve im gezeigten Messbereich annähernd linear ist und (iii)<br />
dass der Messfehler (max/min) mit zunehmender Feldstärke größer wird. Rechts: Kennlinie eines<br />
Biegestabtransducers, wie er im Kurspraktikum eingesetzt wird. Der Zusammenhang zwischen der<br />
gemessenen Kraft und der Ausgangsspannung des Sensors ist auch hier annähernd linear, dadurch<br />
kann der primäre Messwert (=Kraft F) aus der Sensorantwort (=elektrische Spannung U) mit einer<br />
sehr einfachen Formel, einer Geradengleichung, berechnet werden.
KASTEN 1: FUNKTIONSWEISE EINES BIEGESTABTRANSDUCERS ZUR MESSUNG VON KRÄFTEN<br />
Ein Beispiel für ein indirektes Messverfahren, das Sie in diesem Kurs kennen lernen<br />
werden, ist die Messung von Kräften mit Hilfe eines Biegestabtransducers. Der hier im<br />
Kurs verwendete Typ ist aufgebaut aus einem Metallstab, auf den vier einzelne<br />
Dehnungsmessstreifen (DMS) befestigt sind. Bei den DMS handelt es sich um Bauteile,<br />
deren elektrischer Widerstand zunimmt, wenn sie gedehnt werden. Die vier DMS in<br />
unserem Biegestabtransducer sind zu einer so genannten Wheatstone-Messbrücke<br />
verschaltet, wie sie in der<br />
nebenstehenden Abbildung<br />
R 3<br />
R 4<br />
+<br />
U<br />
-<br />
R 2<br />
R 1<br />
dargestellt ist. An zwei<br />
„gegenüber liegenden“<br />
Knotenpunkten der Brücke<br />
wird eine konstante<br />
Spannungsquelle (U) angelegt,<br />
an die anderen zwei ein<br />
Spannungs-Messgerät.<br />
R 1 und R 4 bzw. R 2 und R 3<br />
bilden jeweils einen<br />
Spannungsteiler, wobei die<br />
beiden Widerstände eines<br />
Zweiges jeweils auf gegenüber<br />
liegenden Seiten des<br />
Biegestabes angebracht werden: R 4 und R 2 auf der einen, R 1 und R 3 auf der anderen<br />
Seite. Da im Ruhezustand (=Metallstab gerade) alle DMS gleich lang sind, sind auch alle<br />
Widerstände gleich groß, das Spannungsmessgerät zeigt deshalb eine Spannungsdifferenz<br />
von 0 V an.<br />
Belastet man den Stab nun mechanisch, wird er in eine Richtung verbogen. In beiden<br />
Spannungsteilern wird daher jeweils ein DMS gedehnt, der andere gestaucht, die<br />
Widerstandswerte in den Spannungsteilern ändern sich entsprechend ihrer Lage auf<br />
dem Stab, so dass sich die Potenziale an beiden Anschlüssen des Messgerätes nun<br />
gegensinnig verändern. Die Spannungsdifferenz ist dabei proportional zur<br />
aufgewendeten Kraft, ihr Vorzeichen gibt die Richtung der Kraftwirkung an.<br />
Die Wheatstone - Messbrücke ist in Sensorschaltungen weit verbreitet, weil sie einfach<br />
aufzubauen ist und sehr präzise arbeitet. Durch Verwendung unterschiedlicher<br />
Materialien können ganz unterschiedliche Messgrößen in Spannungen umgewandelt<br />
werden.<br />
Eine anschauliche, interaktive Animation <strong>zum</strong> Prinzip der Messbrücke finden Sie im<br />
Internet unter: http://www.bipede.de/Downloads/DMS_Voll.swf<br />
(Anmerkung: In dieser Animation müssen Sie auf den schwarzen Punkt klicken und ihn<br />
bewegen, um den virtuellen Biegestab zu verformen)
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 5<br />
MESSGERÄTE<br />
Die meisten Sensoren wandeln eine primäre Messgröße in eine Spannung um. Da<br />
sich im Verlauf eines Experiments in der Regel der Betrag der Messgröße und<br />
damit die Ausgangsspannung des Sensors ändert, ist es zweckmäßig, die<br />
Messung mit einem Gerät vorzunehmen, das nicht nur das momentane<br />
Messsignal, sondern das auch dessen zeitlichen Verlauf sichtbar macht. Bis vor<br />
wenigen Jahren verwendete man dafür ein Oszilloskop, dessen Funktionsweise<br />
Sie in jedem Physikbuch nachlesen können. Stand der Technik sind heutzutage<br />
volldigitale Datenerfassungssysteme, die alle Funktionen eines Oszilloskops<br />
bieten und sich ganz ähnlich bedienen lassen, die zusätzlich aber auch alle<br />
ankommenden Signale digital speichern, so dass die Messwerte auch nach der<br />
Messung zur Verfügung stehen. Im Kurs verwenden wir als Datenerfassungsund<br />
-analysesystem PowerLab und die Software Chart. Eine Einführung zur<br />
Bedienung der Software erhalten Sie im Kurs.<br />
Abbildung 2: Prinzip der digitalen Datenerfassung mit Powerlab<br />
ERFASSUNG ANALOGER SIGNALE MIT DIGITALER TECHNIK<br />
Die Messdaten, die bei biologischen Messungen anfallen, sind in der Regel<br />
kontinuierliche („analoge“) Signale. Während diese im herkömmlichen<br />
Oszilloskop lediglich verstärkt werden mussten und dann direkt auf die<br />
Ablenkplatten der Vertikalablenkung geschaltet wurden, ist es bei der Erfassung<br />
analoger Signale mit digitalen Geräten notwendig, den Signalverlauf mit Hilfe<br />
eines Analog-Digital Wandlers (Analog-Digital Converter oder kurz: ADC) in eine<br />
Folge von diskreten Daten umzuformen. Die wichtigsten Parameter, über die ein<br />
ADC verfügt, sind die Abtastrate und die Abtasttiefe. Da sie ganz wesentlich die<br />
Qualität der Messdaten bestimmen, wird hier auf die Bedeutung beider Größen<br />
näher eingegangen.
DIE ABTASTRATE<br />
Die Abtastrate oder Abtastfrequenz (auch sampling rate oder Samplerate<br />
genannt) wird in Hz angegeben und bestimmt die zeitliche Auflösung, mit der die<br />
Messdaten erfasst werden. Eine Abtastrate von 44 kHz bedeutet <strong>zum</strong> Beispiel,<br />
dass jede Sekunde des gemessenen Signals in 44.000 einzelne Datenpunkte<br />
umgewandelt wird.<br />
Je höher die Abtastrate ist, desto besser ist die Qualität der Aufzeichnung in der<br />
zeitlichen Domäne, d.h. höhere Frequenzen können noch ausreichend in einer<br />
späteren Analyse ausgewertet werden. Da die Anzahl der je Zeiteinheit<br />
aufgenommenen Datenpunkte mit der Abtastrate ansteigt, führt eine zu hohe<br />
Abtastrate allerdings auch zu einem höheren Speicherverbrauch, weswegen die<br />
Abtastrate an die zu erwartende Geschwindigkeit angepasst werden sollte, mit<br />
denen sich das zu messende Signal ändert.<br />
Eine Regel für die richtige Wahl der Abtastrate ergibt sich aus dem Nyquist-<br />
Shannon-Theorem. Demnach ist es möglich, den Wellenverlauf eines analogen<br />
Signals vollständig zu rekonstruieren, wenn die Samplerate dem doppelten der<br />
höchsten Frequenz entspricht, die im analogen Signal vorkommt. Will man also<br />
noch Änderungen in einem Signal aufspüren können, die sich innerhalb einer<br />
Millisekunde abspielen, ist eine Samplerate von mindestens 2 kHz erforderlich,<br />
denn 1 ms entspricht der Periodendauer eines Signals mit einer Frequenz von 1<br />
kHz.<br />
DIE ABTASTTIEFE<br />
Die Abtasttiefe oder Bit-Tiefe des Signals bestimmt, wie viele Bits der Rechner<br />
intern verwendet, um den analogen Wert eines einzelnen Samples darzustellen.<br />
Je größer die Abtasttiefe ist, desto geringer ist der minimale<br />
Amplitudenunterschied, der bei der A/D Konversion erkannt wird: Bei einer<br />
Abtasttiefe von 8 Bit wird der analoge Messwert als Zahl zwischen 0 und 255<br />
dargestellt, bei 16 Bit kann er bereits 65536 unterschiedliche Werte annehmen.<br />
Auch für die Abtasttiefe gilt: Je höher sie ist, desto mehr Speicher wird<br />
verbraucht. Allerdings ist die Abtasttiefe in vielen Fällen durch die verwendete<br />
Hardware festgelegt.<br />
Der von Ihnen im Rahmen dieses Kurses verwendete ADC heißt PowerLab 26T<br />
und verfügt neben 4 unabhängigen Eingangskanälen noch über Ausgänge, über<br />
die Signale zur Stimulation (z.B. für den Nerv- oder den Muskelkurs) erzeugt<br />
werden können. Seine Abtasttiefe beträgt 24 Bit, die maximale Samplerate<br />
beträgt 400 kHz, wenn nur ein Kanal verwendet wird. Beim Mehrkanal-Betrieb<br />
müssen sich die Kanäle diese Abtastrate (bzw. die Rechenleistung des ADCs)<br />
„teilen“ – entsprechend sinkt sie beim Einsatz von vier Messkanälen auf 100 kHz<br />
je Kanal ab.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 7<br />
PHYSIKALISCHE GRÖßEN UND IHRE EINHEITEN<br />
Im <strong>Praktikum</strong> - und ganz allgemein in empirischen Experimenten werden<br />
Messergebnisse immer in der zur Messgröße passenden Einheit angegeben<br />
werden. Auch wenn Sie wegen der Anwendung eines indirekten Messverfahrens<br />
letztlich eine ganz andere Größe bestimmen, Sie also z.B. Spannungsänderungen<br />
anstelle von Kräften messen, müssen Sie die Daten für das Protokoll immer in<br />
die Messgröße umrechnen und die richtige Einheit angeben. Oft werden die<br />
gemessenen Signale noch verstärkt, was Sie bei der Angabe der Messgröße<br />
berücksichtigen müssen. Durch die Verwendung der oben genannten volldigitalen<br />
Messanordnungen wird Ihnen diese Arbeit extrem erleichtert: Sie können bei der<br />
Kalibrierung angeben, wie die am ADC ankommenden elektrischen Signale in die<br />
jeweils richtige Messgröße und deren Einheit umgerechnet werden sollen, den<br />
Rest erledigt die Software für Sie und Sie erhalten die Messergebnisse<br />
automatisch in den von Ihnen vorgegebenen Einheiten und mit den<br />
entsprechenden Umrechnungsfaktoren. Damit dabei allerdings keine Fehler<br />
auftreten, müssen Sie sich umso mehr darüber klar sein, welche Messgröße sie<br />
eigentlich erfassen wollen und wie die Messwerte des Sensors in die jeweilige<br />
Messgröße umgerechnet werden. Zu Ihrer Erinnerung enthält eine<br />
(unvollständige) Auflistung von häufig in der Tierphysiologie vorkommender<br />
Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />
Tabelle 1: Gebräuchliche Messgrößen in der Tierphysiologie<br />
Messgröße<br />
Formelzeich<br />
Mechanische Größen und Einheiten en<br />
Einheit und Abkürzung<br />
Länge l,s,r Meter m<br />
Masse m Kilogramm kg<br />
Zeit t Sekunde s<br />
Frequenz f Hertz Hz<br />
Kraft F Newton N<br />
Druck P Pascal Pa<br />
Größen und Einheiten aus der Optik<br />
Lichtstärke I Candela cd<br />
Wellenlänge λ (lambda) Meter m<br />
Elektrische Größen und Einheiten<br />
Elektrische Ladung Q Coulomb C<br />
elektr. Stromstärke I Ampere A<br />
elektr. Spannung U Volt V<br />
elektr. Widerstand R Ohm Ω<br />
Größen und Einheiten aus der Wärmelehre<br />
Temperatur T Kelvin K<br />
Celsius-Temperatur t Grad Celsius °C<br />
Energie und Leistung<br />
Leistung P Watt W<br />
Energie E Joule J<br />
Größen und Einheiten aus der Chemie<br />
Stoffmenge n Mol mol
... EIN PAAR WORTE ZUR HILFSEINHEIT BEL BZW. DEZIBEL<br />
Häufig werden Messwerte in Bel (B) oder Dezibel (dB) angegeben. Das Dezibel<br />
taucht in Tabelle 1 nicht auf, weil es lediglich eine Hilfseinheit ist, die das<br />
Verhältnis zweier Signalpegel beschreibt. Es wird immer dann verwendet, wenn<br />
Messwerte in Relation zu einem Referenzwert gemessen werden – das ist<br />
beispielsweise bei Verstärkungs- oder Dämpfungsfaktoren zweckmäßig. Die<br />
Hörschwelle, die Sie im Kursteil Psychophysik bestimmen werden, ist ein Beispiel<br />
aus dem Kurs, in dem sie in dB messen werden. Ein Bel kennzeichnet den<br />
dekadischen Logarithmus des Verhältnisses zweier gleichartiger Leistungs- bzw.<br />
Energiegrößen P 1 und P 2 , das Dezibel ist einfach der zehnte Teil eines Bels:<br />
Da das dB eine logarithmische Größe ist, sollte man sich wieder ein wenig mit<br />
den Rechenregeln vertraut machen, die beim dekadischen Logarithmus <strong>zum</strong><br />
Glück recht einfach sind:<br />
10 dB entsprechen einem Verhältnis des Signals P2 zur Referenz P1 von 10:1.<br />
Und weil<br />
gilt, entspricht ein Signalpegel von -10 dB einem Zehntel des Referenzsignals.<br />
Die Leistung eines Signals mit einem Pegel von 3dB ist deswegen ungefähr<br />
doppelt so groß, wie die Referenz:<br />
Zu beachten ist noch, dass Leistungs- bzw. Energiegrößen proportional zu den<br />
Quadraten der einwirkenden Effektivwerte der betreffenden Feldgrößen sind (in<br />
der Akustik wäre dies der Schalldruck; in der Elektrizität die Stromstärke oder<br />
auch die Spannung).<br />
Das trifft auf die von uns gemessenen Messgrößen (Spannungspegel oder<br />
Schalldruck) zu; daher erweitern wir die Gleichung und formen um:<br />
... aber dazu mehr im Psychophysik-Teil des <strong>Praktikum</strong>s ...
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 9<br />
DARSTELLUNG VON MESSERGEBNISSEN IN EINEM PROTOKOLL<br />
Messwerte werden in einem Protokoll übersichtlich in Diagrammen oder Tabellen<br />
dargestellt und zusätzlich im Textteil des Ergebnisteils verbal beschrieben.<br />
Bei der Verwendung von Diagrammen sind folgende Dinge zu beachten:<br />
Ein Diagramm kann nur dann vollständig sein, wenn an den Achsen die<br />
richtigen Messgrößen angegeben sind (das gilt insbesondere auch in<br />
Klausuren !). Hierbei können die Namen der Messgrößen, ihre gängigen<br />
Formelzeichen (vgl. eine (unvollständige) Auflistung von häufig in der<br />
Tierphysiologie vorkommender Messgrößen und ihrer Einheiten.<br />
Tabelle 1) oder beides verwendet werden.<br />
Bei Diagrammen, die gemessene Daten enthalten, sind die Achsen<br />
zusätzlich mit Intervallmarken und Zahlenwerten zu beschriften. Die<br />
Einheiten der Messgrößen müssen dann (in runden oder eckigen<br />
Klammern) hinter die Bezeichnung der Messdaten gesetzt werden (vgl.<br />
Abbildung 1). Diagramme, die dagegen lediglich schematisch einen<br />
Zusammenhang zwischen zwei Größen veranschaulichen sollen, die aber<br />
nicht auf gemessenen Daten beruhen, müssen keine Einheiten und<br />
Zahlenwerte an den Achsen enthalten - außer, dieser Zahlenwert ist für<br />
die vollständige Darstellung des Zusammenhangs der dargestellten Größen<br />
notwendig (dies gilt z.B. oft für den Nullpunkt eines Diagramms).<br />
Im Allgemeinen werden die Messgrößen so auf die Achsen des Diagramms<br />
übertragen, dass „y von x abhängt“ und nicht umgekehrt - bei Diagrammen,<br />
die eine zeitliche Abfolge von Messwerten enthalten, wird daher<br />
normalerweise die Zeit entlang der x-Achse dargestellt.<br />
Vorsicht bei der Erstellung von Diagrammen in Excel oder ähnlichen<br />
Programmen! Häufig ist die Funktion „Kurve glätten“ in der Grundeinstellung<br />
des Grafik-Editors aktiviert, was zu „runderen“ Kurvenverläufen<br />
führt, die zwar „harmonischer“ aussehen, die aber nicht die<br />
tatsächlich gemessenen Werte darstellen. Die Verwendung derartiger<br />
Funktionen sollte vermieden werden, oder, wenn überhaupt, nur unter<br />
Angabe eines vernünftigen Grundes geschehen (meistens gibt es dafür<br />
keinen ...)<br />
Diagramme und Tabellen müssen Legenden enthalten, ähnlich denen, die Sie<br />
unter den Abbildungen in diesem Kapitel finden. Eine Abbildungslegende soll den<br />
Inhalt der Abbildung kurz beschreiben, ohne auf die Details einzugehen, diese<br />
sollen im Text des Ergebnisteils beschrieben werden. Die in einer Abbildung<br />
verwendeten Symbole und ihre Bedeutung müssen dagegen in der<br />
Abbildungslegende angegeben sein.<br />
... Und noch ein Hinweis: Die meisten Textverarbeitungsprogramme bieten<br />
Funktionen an, mit denen Abbildungen unmittelbar nach dem Einfügen in das<br />
Dokument beschriftet werden können. Bei der Erstellung der Abbildungs-
eschriftung vergeben diese Programme der Abbildung oder Tabelle auch gleich<br />
eine laufende Nummer, auf die Sie aus dem Text quer verweisen können. Wenn<br />
Sie danach noch weitere Abbildungen auf dieselbe Weise einfügen, so<br />
aktualisieren diese Programme automatisch die Nummerierung der Abbildungen<br />
und auch die Nummern in den entsprechenden Querverweisen im Text. Auf jede<br />
Abbildung oder Tabelle muss sich übrigens mindestens ein Querverweis aus dem<br />
Text beziehen.<br />
Machen Sie sich bei der Erstellung Ihrer Protokolle am Besten gleich mit den<br />
Möglichkeiten vertraut, die Ihr bevorzugtes Textverarbeitungsprogramm bietet,<br />
sie werden diese Funktionen später, z.B. bei der Abfassung Ihrer Bachelor- oder<br />
Masterarbeit zu schätzen wissen ...
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 11<br />
1. N E R V E N P H Y S I O L O G I E<br />
EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />
Nervensysteme sind aus einzelnen Nervenzellen<br />
aufgebaut. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Körperzellen sind Nervenzellen erregbar, d. h.<br />
sie antworten bei Depolarisation des Membranpotentials nach Überschreiten der<br />
Feuerschwelle mit Aktionspotentialen, die im Axon (Nervenfaser) fortgeleitet<br />
werden. Solche Depolarisationen werden in der biologischen Situation bei<br />
Nervenzellen durch postsynaptische Potentiale im Bereich der Synapsen, bzw. bei<br />
Sinnesrezeptoren durch die durch physikalische oder chemische Reize erzeugten<br />
Rezeptorpotenziale ausgelöst. Im physiologischen Experiment können sie durch<br />
elektrische Reize ausgelöst werden.<br />
Einige Eigenschaften der Erregungsvorgänge bei Nervenzellen sollen in diesem<br />
Versuchsabschnitt experimentell untersucht werden. Leider können Sie nicht -<br />
was didaktisch besonders günstig wäre - am einzelnen Axon mit intrazellulärer<br />
Ableittechnik arbeiten. Aus methodischen Gründen müssen wir einen Nerv mit<br />
vielen Axonen (N. ischiadicus des Krallenfrosches) verwenden und extrazelluläre<br />
Summenaktionspotenziale ableiten. Das Summenaktionspotenzial ist die<br />
Resultierende aus allen extrazellulär messbaren Aktionspotenzialen der einzelnen<br />
Axone in einem Nerv.<br />
THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />
Folgende Kenntnisse aus dem Modul Tierphysiologie I und aus der Wirbeltieranatomie<br />
sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses unerlässlich:<br />
Neuroanatomie: Aufbau eines motorischen, eines sensorischen und eines<br />
gemischten Nervs (afferente, efferente Fasern), Neuron, Soma, Dendrit,<br />
Axon, Kollaterale, Synapse, myelinisierte und unmyelinisierte Axone,<br />
Ranvier'scher Schnürring.<br />
Ruhepotential: Intrazelluläre Potentialmessung, Ionenverteilung an der<br />
Axonmembran, Na+- und K+-Gleichgewichtspotential, Leitfähigkeit<br />
(Permeabilität) für Na+ und K+, Ionenpumpen, elektrisches Ersatzschaltbild<br />
für die Entstehung des Ruhepotentials, Nernst- und Goldmann-Gleichung,<br />
Veränderung des Ruhepotentials bei Änderung der Na+- und K+-<br />
Konzentration.<br />
Passive elektrische Eigenschaften der Nervenzelle: Ruhemembranwiderstand,<br />
Membrankapazität, intrazellulärer Längswiderstand, Elektrotonische<br />
(passive) Ausbreitung, Membranzeitkonstante, Membranlängskonstante,<br />
lokale Antwort.
Na + /K + -Aktionspotential (AP): Zeitverlauf des APs, Erregungsschwelle,<br />
Alles-oder-Nichts Regel, Permeabilität für Na+ und K+ während des APs,<br />
schnelles Na+-System mit Inaktivierung, Hodgkin-Huxley Zyklus, relative<br />
und absolute Refraktärzeit, Veränderung des APs bei Änderung der Na+und<br />
K+-Konzentration, Unterschied zwischen intrazellulär und extrazellulär<br />
abgeleiteten APs.<br />
Fortleitung des APs: Unterschied zwischen passiver und aktiver Erregungsfortleitung,<br />
Erregungsleitung an myelinisierten und unmyelinisierten<br />
Axonen, Abhängigkeit der Leitungsgeschwindigkeit vom Axondurchmesser.<br />
Summenaktionspotential (SAP): Unterschied zwischen dem AP einer Einzelfaser<br />
und dem SAP eines Nervs, Form und Ableitung eines diphasischen<br />
SAP, Beziehung zwischen Amplitude des SAP und Reizintensität.<br />
Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />
Verkabelung einer elektrophysiologischen Messapparatur, extrazelluläre Ableitung<br />
eines Summenpotentials, Auswertung und Aufbereitung<br />
elektrophysiologischer Daten.<br />
LITERATUR<br />
KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Neurowissenschaften, Spektrum<br />
Hervorragend verständliche Zusammenfassung der gesamten<br />
Neurowissenschaften mit Betonung der Verhältnisse beim Säuger.<br />
SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />
- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />
Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />
Aspekte.<br />
MOYES/SCHULTE: Principles of Animal Physiology, Pearson -Gibt guten Überblick.<br />
Aufgrund der Kürze manchmal etwas schwer verständlich.<br />
ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />
und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />
MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />
und vergleichende Physiologie<br />
Weiterhin empfehlenswert (für Spezialisten):<br />
ZIGMOND/BLOOM/LANDIS/ROBERTS/SQUIRE: Fundamental Neuroscience.<br />
Modernes Standardwerk für angehende Neurobiologen mit Schwerpunkt<br />
Physiologie und zelluläre Mechanismen.<br />
KANDEL/SCHWARZ/JESSEL: Principles of Neural Sciences, 4th Edition. (2000)<br />
Ebenfalls ein Standardwerk mit Schwerpunkt Säuger/Mensch. Achtung -<br />
ältere Auflagen sind wirklich veraltet!
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 13<br />
PRÄPARIERBESTECK<br />
1 spitze Pinzette<br />
1 feine spitze Schere<br />
1 größere Schere<br />
1 feine Schere<br />
VERSUCHE<br />
1. Passive Eigenschaften der Nervenzellmembran<br />
Modell der passiven Eigenschaften der Nervenmembran<br />
Dieser Versuchsteil dient dem Kennenlernen der Ableitmethode und der Messung<br />
von passiven Membraneigenschaften einer Nervenzelle.<br />
Die Messungen werden an einem Modell der Nervenzellmembran (Kette von RC-<br />
Gliedern) durchgeführt. Jedes Glied dieser Kette repräsentiert einen kleinen<br />
Membranabschnitt mit Membranwiderstand und Membrankapazität. Die einzelnen<br />
Glieder sind durch den Innenwiderstand der "Intrazellulärflüssigkeit" verbunden.<br />
Der Außenwiderstand der Extrazellulärflüssigkeit wird als sehr klein angenommen.<br />
An diesem Modell sollen Sie die Membranzeitkonstante<br />
und die Membranlängskonstante<br />
messen.<br />
2. Versuchsdurchführung<br />
Öffnen Sie in Chart den File „Membranmodell.adiset“. Verbinden Sie den<br />
Stimulusausgang des Powerlabs mit dem Eingang des Membranmodells.<br />
Verbinden Sie außerdem den Stimulusausgang mit dem Kanal 1 des Powerlabs.<br />
Verbinden Sie die Ableitelektroden mit Kanal 2 des Powerlabs. Stellen Sie in<br />
Chart im Stimulator Panel eine Reizamplitude von 5 V und eine Reizdauer von<br />
200 ms ein.
Abb. 1: Versuchsaufbau Membranmodell<br />
2.1 Registrieren Sie den Spannungsverlauf, der sich an den verschiedenen<br />
Messpunkten des Modells ergibt und notieren Sie die Amplitudenwerte in einer<br />
Tabelle. Beschreiben Sie die charakteristischen Unterschiede.<br />
2.2 Ermitteln Sie aus der Maximalamplitude an den verschiedenen Messpunkten<br />
die Längskonstante des Modells, indem sie in einem Diagramm die<br />
Maximalamplituden über die Entfernung vom Reizort auftragen (Modell ausmessen!).<br />
Wie könnte die Längskonstante verändert werden?<br />
2.3 Welche Reizstärke müssten Sie mindestens am Reizgerät einstellen um an<br />
den einzelnen Messpunkten jeweils ein Aktionspotential auszulösen, wenn man<br />
einen Schwellenwert von 0,4 V annimmt?<br />
2.4 Bestimmen Sie die Zeitkonstante des Spannungsverlaufs am ersten<br />
Messpunkt nach dem Reizort und speichern Sie den Verlauf für Ihr Protokoll als<br />
pdf. Vergleichen Sie diesen Wert mit den Membranzeitkonstanten, die bei<br />
Nervenzellmembranen auftreten. Wie sieht der Spannungsverlauf der Antwort<br />
am letzten Messpunkt aus? Speichern Sie diesen Spannungsverlauf <strong>zum</strong><br />
Vergleich ebenfalls (passen Sie die Skalierung der Y-Achse so an, dass beide<br />
Signale ungefähr gleich groß dargestellt werden).<br />
2.5 Diskutieren Sie die Auswirkungen der Zeitkonstante auf die Geschwindigkeit<br />
der Erregungsleitung und auf die Erregungsleitung von sehr kurzen Signalen<br />
(z.B. 2 ms Reizdauer).
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 15<br />
ABLEITUNG EINES SUMMENAKTIONSPOTENTIALS (SAP)<br />
Präparation des Nervus ischiadicus<br />
- wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />
Ein Frosch wird mit einer Guillotine dekapitiert und sein Rückenmark durch<br />
Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört. Anschließend wird das<br />
Präparat enthäutet und mit Ringerlösung abgespült. Nach diesem Arbeitsgang<br />
sollten auch alle Instrumente und die Hände sorgfältig gereinigt werden, um das<br />
giftige Hautsekret zu entfernen.<br />
Die Bauchhöhle des Frosches wird geöffnet und die Eingeweide entnommen.<br />
Die beiden nun freiliegenden Ischiadicus-Nerven werden mit einem Bindfaden<br />
abgebunden. Dazu wird vorsichtig eine kleine Pinzette unter einen Ischiadicus<br />
kurz hinter seinem Austritt aus dem Wirbelkanal durchgeschoben und ein mit<br />
Ringerlösung angefeuchteter Zwirnfaden unter dem Nerv durchgezogen und fest<br />
um den Nerv geknotet. Das kürzere Ende des Fadens wird dicht am Knoten<br />
abgeschnitten, das andere Ende dient später als Haltegriff. Die Nerven werden<br />
nun proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere durchtrennt und bis <strong>zum</strong><br />
Eintritt in den Oberschenkel freipräpariert. Nun wird das Becken durch einen<br />
Schnitt in der Medianebene halbiert. Jede Gruppe führt nun an einem der beiden<br />
Froschbeine die Präparation fort.<br />
- weitere Präparation wird von den Praktikanten durchgeführt<br />
Ein isolierter Nerv ist ein lebendes und sehr empfindliches Gewebe; er sollte<br />
daher schonend behandelt werden. Dehnen Sie oder fassen Sie den Nerv niemals<br />
mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />
Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen auseinandergedrückt<br />
bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerv über die ganze<br />
Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei. Beim Anheben<br />
des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich abgehende<br />
Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Durchtrennen Sie<br />
Kollaterale direkt am Nerv, indem Sie vom Nerv weg schneiden. Beim<br />
Abschneiden sollte die Schere vom Nerv weg weisen. Entfernen Sie mit einer<br />
Pinzette alle restlichen Bindegewebskontakte.<br />
Wenn Sie am Kniegelenk angelangt sind, durchtrennen Sie den Nerv und legen<br />
Sie ihn in eine Petrischale mit Ringerlösung. Den Rest des Froschbeines legen Sie<br />
bitte in eine Präparierschale, decken es mit ringer-feuchtem Filtrierpapier ab und<br />
stellen es in den Kühlschrank. Eventuell kann es von den Studenten des "Muskel-<br />
Versuches" noch als Ersatzpräparat verwendet werden.<br />
Versuchsaufbau Ableitapparatur<br />
Verkabeln Sie den Versuchsaufbau. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />
Verschaltung finden Sie in der folgenden Abb.1 "Versuchsaufbau Nerv".<br />
Verbinden Sie dabei die Reizelektroden mit der Ableitkammer so, dass die<br />
Kathode (schwarze Buchse) benachbart zu den Ableitelektroden liegt (warum?).
3. Messung des Reizartefakts<br />
Abb. 2: Versuchsaufbau Nerv<br />
Öffnen Sie in Chart den File „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie im Stimulator<br />
Panel eine Reizamplitude von ca.3 V und eine Reizdauer von 200µs. Legen Sie<br />
einen mit Ringerlösung befeuchteten Faden über die Elektroden der Ableitkammer<br />
und reizen Sie mit Einzelreizen. Speichern Sie das abgeleitete Signal für<br />
Ihr Protokoll. Wie lässt sich dieses erklären?<br />
4. Ableitung eines fortgeleiteten diphasischen Summenaktionspotentials<br />
bei unterschiedlichen Reizstärken<br />
Ein Summenaktionspotential (SAP) entsteht bei synchroner Erregung mehrerer<br />
oder sämtlicher Axone eines Nervs. Die Ableitung erfolgt extrazellulär. Gemessen<br />
wird die Summe aller extrazellulär abgeleiteten Aktionspotenziale der einzelnen<br />
Axone im Nerv. Der N. ischiaticus setzt sich aus unterschiedlichen Fasertypen<br />
zusammen. Da diese unterschiedliche Leitungsgeschwindigkeiten besitzen, hängt<br />
die Form des SAPs von Abstand zwischen Reiz- und Ableitelektroden, als auch<br />
vom Abstand zwischen den Ableitelektroden ab. Die Amplitude des SAPs hängt<br />
von der Anzahl und Dicke der erregten Axone ab. Je höher die Reizamplitude,<br />
desto mehr Axone werden erregt und desto höher ist die gemessene Amplitude
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 17<br />
des SAPs. Bei der Reizamplitude unterscheidet man zwischen der Schwellenreizstärke<br />
(kleinste Reizamplitude, die eben noch ein messbares SAP auslöst)<br />
und der Maximalreizstärke (Reizamplitude, ab der eine weitere Vergrößerung<br />
keine Zunahme der SAP-Amplitude bewirkt).<br />
Versuchsdurchführung und Auswertung:<br />
Bevor der Nerv jeweils für eine Messreihe in die Ableitkammer quer über die<br />
Reiz- und Messelektroden gelegt wird, müssen Sie sich über die gesamte<br />
Aufgabe klar geworden sein und alle Einstellungen richtig vorgenommmen<br />
haben. Erst dann wird der Nerv platziert, eine Messreihe zügig durchgemessen,<br />
und dann der Nerv in die Ringerlösung zurückgelegt. Zwischen zwei Messreihen –<br />
jedoch nie innerhalb einer Messreihe – kann der Nerv auch mit Ringerlösung<br />
beträufelt werden. Das Beträufeln mit Ringerlösung, das Bewegen des Nervs auf<br />
den Elektroden, sowie das Antrocknen des Nervs bei langen Messzeiten<br />
verändern die Ableitbedingungen und somit die Messergebnisse innerhalb einer<br />
Messreihe!<br />
4.1 Darstellung eines SAPs:<br />
Wählen Sie im Stimulator Panel eine Reizamplitude von ca.3 V. Platzieren Sie<br />
nun das Präparat und stellen Sie ein typisches SAP dar, das Sie für Ihr Protokoll<br />
abspeichern. Verändern Sie nun den Abstand zwischen den Reiz- und den<br />
Ableitelektroden sowie zwischen den Ableitelektroden. Wie verändern sich die<br />
Form und die Amplitude des SAPs? Erklären Sie Ihre Beobachtungen.<br />
4.2 Abhängigkeit der SAP Amplitude von der Reizstärke:<br />
Stecken Sie nun die Ableitelektroden reizortnah in die Ableitkammer, stellen Sie<br />
die Reizamplitude auf 10 mV und erhöhen schrittweise langsam die<br />
Reizamplitude. Messen Sie die Amplitude des SAPs in Abhängigkeit von der<br />
Reizamplitude und tragen Sie die Werte in eine Tabelle ein. Achtung: der<br />
Differenzverstärker verstärkt die Signale um den Faktor 100. Erstellen Sie ein<br />
Diagramm über die Zunahme der SAP-Amplitude in Abhängigkeit von der<br />
Reizamplitude. Bestimmen sie die Minimal- und Maximalreizstärke.<br />
5. Bestimmung der Geschwindigkeit der Erregungsleitung<br />
In diesem Experiment sollen Sie feststellen, wie groß die Geschwindigkeit ist, mit<br />
der Aktionspotentiale im Froschnerv weitergeleitet werden.<br />
Das Prinzip der Geschwindigkeitsmessung besteht darin, dass das vom Reiz<br />
ausgelöste SAP einmal nahe am Reizort und einmal in einem weiteren Abstand<br />
vom Reizort registriert wird. Aus dem Abstand zwischen den beiden<br />
Ableitelektrodenpaaren (s) und dem ermittelten Zeitunterschied (∆t) zwischen<br />
den abgeleiteten SAPs kann die Leitungsgeschwindigkeit (v) errechnet werden<br />
(v=Δs/Δt). Die Reizung sollte mit der Maximalreizstärke erfolgen.
Durchführung und Auswertung:<br />
5.1 Leiten Sie mit einer Serie von Einzelreizen erst das SAP an reiznahen<br />
Ableitelektroden ab. Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizfernere Position<br />
um und wiederholen Sie die Messung. Die Elektrodenpaare sollten bei diesem<br />
Versuch möglichst weit auseinander stehen, um die Länge des Nervs maximal zu<br />
nutzen.<br />
5.2 Bestimmen Sie die Zeitdifferenz zwischen den beiden SAP-Gipfeln und den<br />
Abstand zwischen den beiden Ableitelektrodenpaaren. Errechnen Sie daraus die<br />
Leitungsgeschwindigkeit in m/s.<br />
5.3 Vergleichen Sie Ihre Werte mit den Literaturwerten für die verschiedenen<br />
Fasertypen des Froschnervs.<br />
6. Bestimmung der Refraktärzeit beim Froschnerv<br />
Die Refraktärzeit eines Nervs ist die Zeitspanne, in der er während und nach<br />
einer Erregung überhaupt nicht (absolute Refraktärzeit) oder aber nur mit<br />
höheren Reizamplituden (relative Refraktärzeit) erneut erregt werden kann bzw.<br />
in der bei gleicher Reizamplitude die Amplitude des zweiten SAPs kleiner ist. Zum<br />
Nachweis dieses Phänomens werden zwei Reize benötigt, deren zeitlicher<br />
Abstand variiert werden kann. Mit dem zweiten Reiz wird das refraktäre<br />
Verhalten des Nervs nach dem ersten Reiz bestimmt.<br />
Durchführung und Auswertung:<br />
6.1 Stecken Sie die Ableitelektroden in eine reizferne Position. Öffnen Sie in<br />
Chart die Datei „Refraktärzeit.adiset“. Wählen Sie eine Reizstärke nahe der<br />
Maximalreizstärke. Beginnen Sie bei einem Reizabstand von 5 ms und reduzieren<br />
Sie diesen kontinuierlich. Registrieren Sie beide SAP-Antworten auf den<br />
Doppelreiz und messen Sie die Amplituden des zweiten SAPs. Tragen Sie die<br />
Werte in Abhängigkeit vom Doppelreizabstand in eine Tabelle ein.<br />
6.2 Speichern sie Sie einige repräsentative Messungen für Ihr Protokoll.<br />
6.3 Zeichnen Sie ein Diagramm der Amplitude des zweiten SAPs in Abhängigkeit<br />
vom Doppelreizabstand. Bestimmen Sie aus dieser Messreihe die absolute und<br />
relative Refraktärzeit.<br />
6.4 Überlegen Sie, welche maximale Reizfrequenz der vorliegende Froschnerv<br />
ohne Ausfall von Aktionspotentialen beantworten kann. Bedenken Sie, wie sich<br />
bei einem SAP der Ausfall von Aktionspotentialen einzelner Axone äußert.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 19<br />
7. Unterbrechung der Erregungsleitung<br />
Ein diphasisches SAP kommt durch Wandern der Erregungswelle entlang der<br />
Axone über zwei Ableitelektroden hinweg zustande. Zuerst wird die erste<br />
Elektrode und dann die zweite Elektrode negativ gegenüber der jeweils anderen.<br />
Wird die Erregungsleitung zwischen den beiden Ableitelektroden unterbrochen,<br />
sollte das diphasische SAP in ein monophasisches SAP umgewandelt werden.<br />
Durchführung und Auswertung:<br />
7.1 Öffnen Sie wieder die Datei „Reizamplitude. adiset“. Reizen Sie wieder mit<br />
einer Amplitude von 3 V und leiten Sie zuerst ein diphasisches SAP ab.<br />
Quetschen Sie dann den Nerv zwischen den beiden Ableitelektroden ab, ohne<br />
dessen Lage zu verändern. Leiten Sie erneut ein SAP ab. Speichern Sie beide<br />
Ableitungen für Ihr Protokoll<br />
7.2 Welche Unterschiede bestehen zwischen einem diphasischen und einem<br />
monophasischen SAP?<br />
Wie lässt sich die Form des diphasischen SAP aus den monophasischen SAPs<br />
erklären?<br />
Bestimmen Sie die Dauer des monophasichen und des diphasischen SAPs.<br />
Wodurch wird die Dauer dieser Potentiale beeinflusst?<br />
Überprüfen Sie, ob das SAP mehrere Gipfel (Schultern) aufweist, und versuchen<br />
Sie solche Gipfel zu erklären.<br />
8. Leitungsanästhesie am peripheren Nerv<br />
Sprechen Sie sich untereinander so ab, dass eine Teilgruppe mit ihrem Präparat<br />
Versuch 8, die andere Versuch 9 durchführt. Vergleichen Sie danach Ihre<br />
Ergebnisse.<br />
Die meisten von Ihnen haben schon einmal die angenehme Wirkung einer<br />
örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) verspürt. Die dabei verwendeten<br />
Lokalanästhetika sind Medikamente, die eine reversible Blockade der<br />
Nervenleitung bewirken. Sie wirken nicht schlagartig, sondern es wird eine<br />
gewisse Zeit benötigt, bis ihre Wirkung eintritt. Dies liegt daran, dass die<br />
verschiedenen Fasern eines gemischten Nervenstammes nicht alle zur selben<br />
Zeit vom Lokalanästhetikum erfasst werden. Seit den dreißiger Jahren wird als<br />
Lokalanästhetikum das von Ihnen hier im <strong>Praktikum</strong> benutzte Xylocain<br />
(Wirkstoff: Lidocain) verwendet, ein Abkömmling des Kokains.
Durchführung und Auswertung:<br />
8.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“. Wählen Sie als Reizamplitude<br />
wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />
Kontrollmessung.<br />
8.2 Besprühen Sie den Nerv in der Ableitkamammer im Bereich zwischen Reiz -<br />
und Ableitelektroden mit Xylocain und beginnen sie dann sofort mit den<br />
Messungen. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher Reizamplitude<br />
im Abstand von 30 s und messen Sie die SAP-Amplitude aus. Setzen Sie die<br />
Messung fort, bis kein SAP mehr ausgelöst werden kann. Falls sich nach 2 min.<br />
noch kein Amplitudenabfall des SAPs zeigt, sprühen Sie erneut Xylocain auf und<br />
wiederholen die Messung. Speichern Sie die Messungen für Ihr Protokoll.<br />
8.3 Erstellen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />
während der Xylocaineinwirkung. Worauf beruht die Wirkung von Xylocain? Wie<br />
lange dauert es bis Xylocain den Nerv vollständig betäubt hat?<br />
9. Betäubung eines Nervs mit Äther<br />
Durchführung und Auswertung:<br />
9.1 Öffnen Sie die Datei „Reizamplitude.adiset“ . Wählen Sie als Reizamplitude<br />
wieder eine Wert um die Maximalreizamplitude und machen Sie eine<br />
Kontrollmessung.<br />
9.2 Legen Sie ein Stück Filterpapier zwischen Kammer und Abdeckplatte, das mit<br />
etwas Äther getränkt wurde (feucht, aber nicht tropfend). Beginnen Sie sofort<br />
mit der Messung. Reizen Sie das Präparat mit Einzelreizen von gleicher<br />
Reizamplitude im Abstand von 10 s.. Setzen Sie die Messung fort, bis kein SAP<br />
mehr ausgelöst werden kann. Entfernen Sie anschließend das Filterpapier und<br />
legen Sie es unter den Abzug.<br />
Warten Sie nun einige Minuten. Meistens kann man, im Gegensatz zur Lidocain-<br />
Betäubung, eine Erholung des Nervs beobachten (Warum?). Messen Sie die SAP-<br />
Amplituden aus und speichern Sie die Registrierungen für Ihr Protokoll.<br />
9.2 Zeichnen Sie ein Diagramm der SAP-Amplitude als Funktion der Zeit vor und<br />
während der Äthereinwirkung. Wie lange dauert es, bis Äther den Nerv vollständig<br />
betäubt hat?<br />
9.3 Worauf beruht die Wirkung von Äther?
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 21<br />
ERFOLGSKONTROLLE<br />
Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />
den Aufbau eines peripheren Nervs am Beispiel des Nervus ischiadicus zu<br />
beschreiben,<br />
die nacheinander ablaufenden Vorgänge von der synaptischen Reizung<br />
eines Motoneurons, passiver Fortleitung im Dendriten, Auslösen eines<br />
Aktionspotentials, aktiver Fortleitung im (myelinisierten) Axon, bis hin zur<br />
synaptischen Übertragung an der motorischen Endplatte zu erläutern,<br />
Den Unterschiede zwischen aktiver und passiver Erregungsleitung<br />
erläutern können<br />
die Bedeutung der Längs- und Zeitkonstante bei der elektrotonischen<br />
Erregungsausbreitung zu erklären,<br />
den Zusammenhang zwischen Axondurchmesser und Leitungsgeschwindigkeit<br />
zu beschreiben,<br />
zu erläutern, warum die Form und die Amplitude von den Ableitbedingungen<br />
abhängt<br />
den Unterschied zwischen einem AP und einem SAP zu erklären,<br />
den Entstehungsmechanismus des diphasischen SAPs zu erklären,<br />
die Größenordnung der Amplitude eines vom Froschnerv abgeleiteten SAPs<br />
anzugeben,<br />
die ungefähre Dauer eines mono- und diphasischen SAPs anzugeben,<br />
eine Methode zur Umwandlung eines diphasischen in ein monophasisches<br />
SAP erklären zu können,<br />
anzugeben, wie man die Nervenleitungsgeschwindigkeit bestimmt,<br />
die Leitungsgeschwindigkeit der schnellen Fasern bei Frosch und Mensch<br />
anzugeben,<br />
zu erklären, weshalb das SAP in der relativen Refraktärphase kleiner wird,<br />
die Dauer der absoluten und relativen Refraktärphase am Froschnerv zu<br />
nennen,<br />
die Ursache der relativen und absoluten Refraktärzeit zu nennen,<br />
den Versuchsaufbau zu skizzieren,<br />
die Versuchsapparatur selbständig zu verschalten,<br />
die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren.
2. M U S K E L P H Y S I O L O G I E<br />
EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />
In diesem Versuch sollen grundlegende Eigenschaften von zwei<br />
Vertebratenmuskeln, dem quergestreiften Skelettmuskel von Frosch und Mensch<br />
und dem Herzmuskel des Frosches, besprochen und experimentell erarbeitet<br />
werden. Im Mittelpunkt der theoretischen Vorbereitung auf den Versuch steht die<br />
vergleichende Betrachtung der physiologischen Eigenschaften bei der<br />
Erregungsentstehung und Erregungsfortleitung der beiden Muskelarten. Im<br />
praktischen Teil dieses Versuchs sollen bei der Skelettmuskulatur die<br />
elektromechanischen Eigenschaften anhand des Kontraktionsverhaltens von<br />
Krallenfrosch-Präparaten sowie durch die Registrierung des Elektromyogramms<br />
(EMG) eines menschlichen Handmuskels untersucht werden. Am Vertebraten-<br />
Herz sollen Versuche zur Pharmakologie der Regulation des Herzschlages<br />
exemplarisch durch die Applikation verschiedener Pharmaka auf ein<br />
Krallenfrosch-Präparat untersucht werden<br />
THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />
Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />
aus der Wirbeltieranatomie sind für eine erfolgreiche Durchführung des Kurses<br />
unerlässlich:<br />
Anatomie: Hierarchischer Aufbau von der organischen zur subzellulären Ebene.<br />
Quergestreifte Muskelfasern mit motorischer Endplatte, Sarkolemm,<br />
Myofibrillen, transversale Tubuli (T-System), longitudinale Tubuli<br />
(sarkoplasmatisches Retikulum), Sarkomer, Z-Scheibe, A- und I-Bande, H-<br />
Zone, Actin, Myosin, Tropomyosin, Troponin.<br />
Neuromuskuläre Endplatte: Bau, Endplattenpotenzial, Transmitterwirkung,<br />
Abbau des Acetylcholins, synaptische Latenz, neuromuskuläre Blockade,<br />
Entstehung und Weiterleitung des Aktionspotenzials.<br />
Molekulare Mechanismen der Kontraktion: elektromechanische Kopplung,<br />
Muskelaktionspotenzial, Verkürzung der Sarkomere, Querbrücken, Rolle der<br />
Ca ++ -Ionen, ATP, Calciumpumpe, Erregungsleitung, neurogener Tonus,<br />
myogener Tonus, oxidativer und glykolytischer Energiegeumsatz, muskuläre<br />
Ermüdung.<br />
Wirkung elektrischer Reize: Elektrotonus, anodische und kathodische<br />
Reizung, Depolarisation, Hyperpolarisation.<br />
Elektromyogramm (EMG): Entstehung, Motoneuron, motorische Einheit,<br />
Muskelfasertypen, Rekrutierung, Adduktion, Abduktion, Flexion, Extension.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 23<br />
Mechanik: Regulation der Muskelkraft, Summation und Rekrutierung, unvollständiger<br />
und vollständiger Tetanus, isometrische, isotonische,<br />
auxotonische Kontraktion.<br />
Anatomie: Kreislaufsystem bei Amphibien (Frosch) und bei Säugern (Mensch),<br />
Bau von Amphibien- und Säugerherz, sympathische und parasympathische<br />
Innervation des Säugerherzens, Morphologie der Herzmuskelzellen<br />
Erregungsentstehung und –weiterleitung: Autorhythmische Zentren,<br />
Mechanismus und Strukturen der Erregungsentstehung und –weiterleitung:<br />
Sinusknoten, Atrioventrikularknoten. Erregungsleitende Strukturen, Unterschied<br />
zwischen myogenem und neurogenem Herzen, Form der Aktionspotenziale der<br />
Schrittmacherzellen und des Arbeitsmyokards, Refraktärzeit, Sympathikus- und<br />
Parasympathikuseinwirkung, Pharmakologie der Herz-Innervation, elektromechanische<br />
Kopplung, Nicht-Tetanisierbarkeit des Herzens, EKG lesen und<br />
interpretieren.<br />
Mechanik der Herzkontraktion: Systole, Diastole, Herzklappentätigkeit,<br />
Druck-Volumen-Diagramm, Abhängigkeit des Herzminutenvolumens von Sympathikus-<br />
und Vaguseinwirkung, Extrasystole, kompensatorische Pause.
Methodische Kenntnisse, die im <strong>Praktikum</strong> erworben werden sollen:<br />
Herstellen eines Nerv-Muskelpräparates des M. gastrocnemius des Krallenfrosches.<br />
Bedienen eines elektrischen Reizgerätes. Registrieren der Skelettmuskelkontraktionen<br />
(Mechanogramme) mit Biegestabtransducern. Eichung der<br />
Messapparatur. Umrechnung der Messwerte des Transducers in Kontraktionskräfte<br />
anhand der Kennlinie des Transducers. Registrieren des EMGs eines Handmuskels.<br />
Darstellen der Signale mittels Oszilloskop (Speichern, Triggern,<br />
Bestimmen von Signalamplitude, Signaldauer und Signalfrequenz) sowie die<br />
Dokumentation der Signale über den angeschlossenen Grafik-Drucker.<br />
LITERATUR<br />
SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />
- Hervorragendes Lehrbuch für die gesamte allgemeine Physiologie und die<br />
Physiologie des Menschen. Leider ohne vergleichende tierphysiologische<br />
Aspekte.<br />
ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />
und vergleichende Physiologie. (Deutsche Übersetzung: Thieme)<br />
MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer --Gutes Lehrbuch für allgemeine<br />
und vergleichende Physiologie<br />
PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Elsevier, Spektrum, Akad. Verl.<br />
Umfassendes Lehrbuch für allgemeine und vergleichende Physiologie<br />
PRÄPARIERBESTECK<br />
2 feine Pinzetten (wichtig)<br />
1 feine spitze Schere (wichtig)<br />
1 größere Schere
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 25<br />
Abbildung1: Schema des Versuchsaufbaus für die Experimente am Froschmuskel<br />
VERSUCHSTEIL I:<br />
PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AN DER SKELETTMUSKULATUR<br />
Versuchsaufbau:<br />
Machen Sie sich zunächst mit der Versuchsapparatur vertraut und verkabeln<br />
Sie diese richtig, damit sofort nach Fertigstellung der Präparation mit den<br />
Messungen begonnen werden kann. Eine nahezu detailgetreue Wiedergabe der<br />
Verschaltung finden Sie in Abbildung 1.<br />
Wenn Sie sich versichert haben, dass alle Geräte richtig angeschlossen und<br />
eingeschaltet sind, starten Sie auf Ihrem Computer das Programm „Chart“. Die<br />
Grundeinstellungen für das Muskelexperiment können Sie jetzt aus einer<br />
vorbereiteten Konfigurationsdatei laden<br />
(Hauptmenü: File/Open).<br />
Die Konfigurationsdatei für Ihren Kurs befindet sich dann im Ordner:<br />
Ihr_Username\WahrnehmungPsychophysik\
Kalibrierung der Messanordnung:<br />
Zunächst müssen Sie Ihre Messapparatur eichen: Wie bereits in Kapitel 1<br />
beschrieben wurde, müssen Sie dafür sorgen, dass die gemessenen<br />
Spannungswerte des Biegestabtransducers [mV] in die entsprechenden Kräfte<br />
[N] umgerechnet werden, die auf ihn einwirken. Gehen Sie dabei<br />
folgendermaßen vor:<br />
Kalibrierung Channel 1:<br />
Suchen Sie sich aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Gewichten zwei<br />
verschiedene im Bereich zwischen 20 und 200 g aus und hängen Sie diese<br />
nacheinander an den Transducer. Starten Sie die Messung in Kanal 1. Wenn das<br />
Gewicht an den Biegestabtransducer hängt, können Sie den Spannungswert des<br />
Transducers (in mV) links neben dem Anzeigefeld ablesen. Gewicht und<br />
Spannung werden notiert. Beachten Sie dabei, dass Sie die Masse der Gewichte<br />
[g] noch in die entsprechende Gewichtskraft [N] umrechnen müssen! Jetzt haben<br />
Sie zwei Wertepaare, die die Eichgerade ihres Transducers genau festlegen.<br />
Um diese Werte in das Chart-Programm einzugeben, klicken Sie nun auf die<br />
Schaltfläche Channel1.<br />
Wählen Sie dann im Drop-Down-Menü den Punkt<br />
Units Conversion<br />
aus und tragen Sie die gerade gemessenen Wertepaare dort ein:<br />
Die Einheit mV setzt das Programm selber in das jeweils erste Editfenster<br />
ein. Anschließend wählen Sie noch die Einheit aus, die an der y-Achse stehen<br />
soll (N) und die Anzahl der anzuzeigenden Nachkommastellen.<br />
Weitere Einstellungen, die Sie überprüfen sollten:<br />
→ Input Amplifier auswählen, als Range 50mV und als Low Pass Frequenz<br />
100 Hz einstellen.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 27<br />
→ Arithmetic auswählen, als unit „N“ eintragen<br />
Damit ist die Eichung für Channel1 abgeschlossen.<br />
Hinweis: Diese Art von Eichung, die mit nur zwei Messpunkten<br />
auskommt, ist nur dann zulässig, wenn Sie davon ausgehen können, dass<br />
der Messwertaufnehmer eine lineare Kennlinie hat, was auf den<br />
Biegestabtransducer zutrifft, aber keineswegs immer der Fall ist ...<br />
Kalibrierung Channel 2:<br />
Am Channel 2, über den der Muskel stimuliert werden soll, sollten Sie<br />
ebenfalls kurz das Input Amplifier Fenster auswählen und dort eventuell<br />
eingeschaltete Low Pass bzw. High Pass Einstellungen löschen, also auf off<br />
stellen. Da Sie mit elektrischen Impulsen reizen werden, können Sie die anderen<br />
Einstellungen für diesen Kanal in der Grundeinstellung belassen.<br />
PRÄPARATION DES NERV-SKELETTMUSKEL-PRÄPARATES<br />
wird vom Kursbetreuer durchgeführt<br />
Ein Krallenfrosch (Xenopus spec.) wird mit einer Guillotine dekapitiert und<br />
das Rückenmark durch Einführen einer Sonde in den Rückenmarkskanal zerstört.<br />
Anschließend wird der Frosch enthäutet und der Körper mit Ringerlösung<br />
abgespült. Nach diesem Arbeitsgang sollten auch alle Instrumente und die Hände<br />
sorgfältig gereinigt werden, um das giftige Hautsekret zu entfernen.<br />
Weitere Präparation des Nerv-Muskel-Präparates<br />
Öffnen Sie die Bauchhöhle und entfernen Sie die Eingeweide. Suchen Sie<br />
zunächst den Ischiadicus-Nerv, und knoten Sie an den beiden Nervenstümpfe<br />
möglichst nah am Rückenmark einen Bindfaden an. Schieben Sie dazu vorsichtig<br />
eine kleine, stumpfe oder gebogene Pinzette unter den Ischiadicus kurz hinter<br />
seinem Austritt aus dem Wirbelkanal. Ziehen Sie einen mit Froschringer<br />
angefeuchteten Zwirnsfaden mit der Pinzette unter dem Nerven durch. Knoten<br />
Sie den Faden fest um den Nerv, und schneiden Sie vorsichtig das kürzere Ende<br />
des Fadens dicht am Knoten ab. Der Faden dient später als Haltegriff. Dehnen<br />
Sie oder fassen Sie den Nerven niemals mit den Fingern oder einer Pinzette an.<br />
Durchtrennen Sie den Nerven proximal vom Knoten mit einer kleinen Schere.<br />
Heben Sie den Ischiadicus mit Hilfe des Fadens an, ohne ihn zu dehnen.<br />
Entfernen Sie mit einer kleinen Schere alle restlichen Bindegewebs-Kontakte,<br />
und durchtrennen Sie Kollaterale direkt am Nerven, indem Sie vom Nerven weg<br />
schneiden. Legen Sie den Nerven auf den zugehörigen Oberschenkel zurück.<br />
Verfahren Sie nun in gleicher Weise auf der anderen Seite.<br />
Nun können Sie Ober- und Unterkörper des Frosches nach Anweisung des<br />
Kursleiters trennen: Den Oberkörper erhält die Gruppe, die den Herz-Versuch
durchführt, Sie fahren mit der Präparation der Beine fort, indem Sie das Becken<br />
durch einen Schnitt in der Medianebene ebenfalls in Absprache mit dem<br />
Kursbetreuer halbieren. Jede Gruppe fährt nun mit der Präparation eines Beines<br />
fort.<br />
Die dorsale Oberschenkelmuskulatur wird nun mit den Daumen<br />
auseinandergedrückt, bis der Nerv sichtbar wird. Präparieren Sie den Nerven<br />
über die ganze Länge des Oberschenkels von Blutgefäßen und Bindegewebe frei.<br />
Beim Anheben des Nervs mit dem Haltefaden (nicht dehnen!) können seitlich<br />
abgehende Nervenäste mit einer kleinen Schere durchtrennt werden. Beim<br />
Abschneiden sollte die Schere wieder vom Nerven wegweisen. Wenn Sie am<br />
Kniegelenk angelangt sind, wenden Sie sich zunächst dem M. gastrocnemius zu:<br />
Einen Faden unter der Achillessehne durchziehen und diese sehr fest anbinden.<br />
Die Sehne distal des Sesambeines durchschneiden. Den M. gastrocnemius mit<br />
dem Faden sehr vorsichtig anheben und bis <strong>zum</strong> Ansatz am Femurstumpf vom<br />
Unterschenkel ablösen. Dann den Unterschenkel um etwa die Hälfte kürzen und<br />
die Tibia mit den restlichen Muskeln abschneiden. Weiterhin präparieren Sie alle<br />
Oberschenkelmuskeln bis <strong>zum</strong> Kniegelenk ab und schneiden den Femur in<br />
Beckennähe mit einer scharfen Schere durch, so dass ein ca. 1-2 cm langer<br />
Femurstumpf übrigbleibt.<br />
Das Nerv-Muskel-Präparat muss während des ganzen Versuchs mit<br />
Ringerlösung feucht gehalten werden!!<br />
1. Kontraktionsverhalten des M. gastrocnemius des Frosches<br />
Das Nerv-Muskel-Präparat wird mit dem Femurstumpf in die Knochenklemme<br />
eingespannt und mit dem an der Achillessehne befestigten Fadenstück an einem<br />
Biegestabtransducer befestigt. Der Nervenstumpf wird vorsichtig über die<br />
Reizelektroden gelegt (Kathode muskelnah). Das Präparat, vor allem der Nerv,<br />
muss fortwährend mit Ringer feucht gehalten werden. Wenn gerade keine<br />
Messungen durchgeführt werden, kann der Nerv an den Muskel angelegt werden,<br />
um ihn vor dem Austrocknen zu schützen.<br />
Richten Sie das Präparat mit dem Feintrieb des Stativs so ein, dass der Faden<br />
gerade eben gespannt ist. Lesen Sie am Kanal 1 einen eventuell vorhandenen<br />
Offset (ca 0.2 bis 0.5N) ab und kompensieren Sie diesen Offset unter<br />
Zuhilfenahme der Funktionen, die Ihnen im Menüpunkt Arithmetic zur<br />
Verfügung stehen<br />
Hinweis: Da das Muskelpräparat sich im Laufe des Kurses verändern kann,<br />
ist es möglich, dass sie diese Offsetkompensation öfters während des Kurses<br />
wiederholen müssen.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 29<br />
Versuch 1.1: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizamplitude.<br />
Rufen Sie die<br />
Stimulatorfunktion von<br />
PowerLab auf<br />
(Setup/Stimulate ...).<br />
Das Fenster ist mehr oder<br />
weniger selbst erklärend.<br />
Stellen Sie zunächst<br />
Einzelreizungen mit 0.2s<br />
Reizdauer und einer<br />
Amplitude von 10mV ein.<br />
Achten Sie darauf, dass die<br />
Stimulatorfunktion auf „On“<br />
steht<br />
Hinweis: Während der Messung können Sie sich im sog. Stimulatorpanel<br />
eine Kurzform der Stimulatoreinstellungen anzeigen lassen.<br />
Menü: Setup/Stimulator Panel.<br />
Die Stimulatorfunktion kann nur bei laufender Messung („Start“) genutzt<br />
werden.<br />
Durchführung und Auswertung:<br />
Bestimmen Sie, ausgehend von 10mV die Reizamplitude, bei der Einzelreize<br />
den Muskel gerade zur Kontraktion bringen (=Minimalreizamplitude). Erhöhen<br />
Sie dann stufenweise die Reizamplitude, bis durch weitere Erhöhung der<br />
Reizamplitude keine weitere Steigerung der Kontraktionskraft mehr erzielt wird<br />
(=Maximalreizamplitude).<br />
Wählen Sie diese beiden ermittelten Grenzwerte und zusätzlich 3 Werte in<br />
geeigneten Intervallen zwischen ihnen als Voreinstellungen für die<br />
Reizamplitude, für die sie dann die Kontraktionskraft des Muskels bestimmen:<br />
Registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen mit dem Oszilloskop für jede der<br />
5 eingestellten Reizamplituden. Erstellen Sie ein Diagramm aus den Messwerten,<br />
das die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der Reizamplitude darstellt.<br />
Erklären Sie das Ergebnis unter dem Gesichtspunkt der „Alles-oder-Nichts“<br />
Regel.
Hinweis: Nachträgliches Durchsuchen der Messergebnisse:<br />
Alle Messwerte, die Sie zwischen „Start“ und „Stop“ aufgenommen haben,<br />
können Sie sich nach der Messung noch mal ansehen: Mit dem kleinen<br />
Schieber am unteren Bildrand gehen Sie in der Zeit vor- und zurück.<br />
Den Maßstab der Zeitachse können Sie mit den anderen Schaltflächen rechts<br />
unten verändern.<br />
Versuch 1.2: Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Reizfrequenz.<br />
Reizen Sie den Muskel mit der Maximalreizamplitude, die Sie soeben<br />
bestimmt haben. Wählen sie jetzt im Stimulator-Fenster Mehrfachreizungen aus<br />
und zeichnen Sie die Kontraktionen des Muskels nacheinander bei Reizungen von<br />
jeweils 5 Sekunden Länge mit 1,2,5,10,20 und 50Hz Reizfrequenz auf. Überlegen<br />
Sie sich vorher, welche Einstellungen am Oszilloskop und Stimulator eingestellt<br />
werden müssen, damit die Reize auch aufgenommen werden – häufige<br />
Wiederholungen dieses Experiments sind zwar möglich, der Muskel wird<br />
allerdings allmählich ermüden, da im Präparat kein ATP nachgebildet werden<br />
kann.<br />
Ermitteln Sie die Reizfrequenzen, bei denen <strong>zum</strong> ersten mal ein<br />
unvollständiger bzw. ein vollständiger Tetanus eintritt. Verwenden Sie im<br />
Protokoll die Oszillogramme der Kontraktionskraft und der zugehörigen<br />
Reizmuster, um die einsetzende Tetanisierung bei steigender Reizfrequenz zu<br />
verdeutlichen. Erklären Sie kurz den Mechansimus, der der Tetanisierung zu<br />
Grunde liegt.<br />
1.3 Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Ausgangslänge<br />
Messen Sie die Ausgangslänge des Muskels mit einem Lineal. Reizen Sie den<br />
Muskel mit der Maximalreizamplitude und registrieren Sie jeweils 5 Einzelzuckungen<br />
mit dem Oszilloskop. Führen Sie diesen Versuch bei verschiedenen<br />
Ausgangslängen durch. Die Länge des Muskels können Sie durch Drehen an der<br />
Feinjustierung am Biegestab verändern. Was passiert dabei im Muskel? Erstellen<br />
Sie ein Diagramm, in dem die Kontraktionskraft in Abhängigkeit von der<br />
Ausgangslänge dargestellt ist. Mit welcher Ausgangslänge würde der Muskel wohl<br />
am effizientesten im Skelettsystem des Frosches arbeiten?<br />
Machen Sie sich klar (und diskutieren Sie in Ihrem Protokoll), welche<br />
physiologischen Vorgänge zwischen der elektrischen Reizung am Nervenstumpf<br />
und der Kontraktion des Muskels ablaufen.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 31<br />
Überlegen Sie, welche Art von Kontraktion (isometrisch, isotonisch oder<br />
auxotonisch) in diesem (und den anderen) Experimenten vorliegt. Die<br />
Auslenkung des Biegestabs, die bei Belastung zu einer kleinen Verkürzung führt,<br />
kann für diese Überlegung vernachlässigt werden.<br />
Hinweis: Sollte der Zustand des Nerv-Muskelpräparates so schlecht sein, dass<br />
die Reizung am Nervenstumpf unmöglich wird, so können Sie das vorgeschriebene<br />
Programm auch mit direkter Muskelreizung durchführen. In diesem<br />
Fall wird eine Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite Elektrode leitet<br />
über die Knochenklemme zu. Die Reizdauer sollten Sie dann auf 5 ms<br />
verlängern.<br />
2. Messen der Latenzzeit für die Kontraktion bei elektrischer Reizung am<br />
Nervenstumpf bzw. direkt am Muskel<br />
Hierzu wird zuerst über den Nervenstumpf und dann direkt über den Muskel<br />
gereizt. In zweiten Fall wird die Elektrode in den Muskel eingestochen, die zweite<br />
Elektrode hat Kontakt über die Knochenklemme. Die Reizdauer bei Reizung über<br />
den Nerv beträgt wieder 0,2 ms, bei Reizung direkt am Muskel 5 ms.<br />
Durchführung und Auswertung:<br />
Reizen Sie mit 'Einzelreizen' (Reizabstand von 5 s einstellen) von ca. 300 mV am<br />
Nervenstumpf, und bestimmen Sie am Oszilloskop die Latenz zwischen<br />
Reizbeginn und Beginn der vom Transducer angezeigten Kontraktion. Überlegen<br />
Sie bitte zuvor, in welchem Zeitbereich Sie die Latenzen erwarten, und stellen<br />
Sie die Zeitachse am Oszilloskop entsprechend in einen sinnvollen Bereich.<br />
Wiederholen Sie diesen Versuch mit elektrischer Reizung direkt am Muskel<br />
(Amplitude hier ca. 3 V: warum?). Auch hier bestimmen Sie die Latenz zwischen<br />
Reizbeginn und Kontraktion.<br />
Vergleichen Sie die Latenzen, und diskutieren Sie die Ergebnisse in Ihrem<br />
Protokoll.
VERSUCHSTEIL II:<br />
ELEKTROMYOGRAMM (EMG) EINES MENSCHLICHEN SKELETTMUSKELS<br />
Die Fragestellung dieses Versuchsteils bezieht sich auf die Mechanismen, die<br />
eine feine Regulation der Muskelkraft ermöglichen. Bei den Wirbeltieren wird jede<br />
Faser eines Muskels von genau einem Motoneuron kontaktiert 1 . Allerdings<br />
können einzelne Motoneurone mehrere Muskelfasern innervieren. Ein<br />
Motoneuron und alle davon innervierten Muskelfasern werden als „motorische<br />
Einheit“ bezeichnet. Jeder Muskel besteht aus 100 bis 1000 solcher motorischen<br />
Einheiten. Ein Aktionspotenzial eines Motoneurons führt zu einer Zuckung aller<br />
kontaktierten Muskelfasern. Die motorische Einheit kann daher als die<br />
elementare Größe der Muskelkraft betrachtet werden.<br />
Grob lassen sich zwei unterschiedliche Typen von Muskelfasern unterscheiden:<br />
1. Typ I / ST-Fasern (= slow twitch): langsame, nicht ermüdende Fasern,<br />
2. Typ II / FT-Fasern (= fast twitch): schnelle, rasch ermüdende Fasern.<br />
Die Typ II Fasern verfügen im Vergleich zu Typ I über nur wenig Myoglobin – der<br />
im Muskel dominierenden Isoform des Hämoglobins. Sie sind gekennzeichnet<br />
durch eine vorwiegend anaerobe Energiegewinnung (Glycolyse). Muskeln, in<br />
denen der Fasertyp II vorherrscht, sind daher auch deutlich heller (= ’weiße’<br />
Muskeln) als die rot gefärbte Typ-I Muskulatur. Unter den Typ II-Fasern wird<br />
noch einmal unterschieden zwischen Typ IIA und IIB Fasern. Die IIB-Fasern sind<br />
extrem schnell in der Kraftentfaltung, ermüden allerdings ebenso schnell. Sie<br />
gewinnen ihr ATP ausschließlich aus Glykogen, während die Typ IIA Fasern<br />
<strong>zum</strong>indest teilweise ATP oxidativ gewinnen und daher eine Mischform darstellen.<br />
Neben der maximalen Kraftentwicklung und der Ermüdungs-Schwelle nehmen<br />
innerhalb dieser drei Typen von Muskelfasern auch der Faserdurchmesser, die<br />
ATPase-Tätigkeit und der Glykogen-Gehalt in den Fasern zu (I < IIA < IIB), der<br />
Myoglobingehalt und die Kapillardichte (oxidative Energie-Gewinnung) nehmen<br />
dagegen ab. Die Zusammensetzung aus den einzelnen Typen variiert stark von<br />
Muskel zu Muskel. So besteht der bereits im Stand oder im Gehen voll aktivierte<br />
Schollenmuskel (M. soleus) zu 90% aus langsamen Fasern, während der erst bei<br />
schnellkräftigen Bewegungen wie dem Springen voll aktivierte Zwillingswadenmuskel<br />
(M. gastrocnemius) zu 45% aus schnellen, ermüdenden und zu<br />
25% aus schnellen, nicht-ermüdenden Fasern besteht.<br />
Die Verteilung des Anteils der verschiedenen Fasertypen in der<br />
Skelettmuskulatur ist in hohem Maß genetisch vorbestimmt, Sportler können<br />
allerdings durch Training speziell den Anteil an Typ II – Fasern positiv beeinflussen.<br />
Während Ausdauerathleten einen hohen Anteil an ST-Fasern benötigen,<br />
besitzen Kraftsportathleten dagegen mehr FT-Fasern.<br />
1<br />
Bei Wirbellosen ist dieses Prinzip nicht gültig! Die neuronale Verrechnung, die bei Wirbeltieren im<br />
Rückenmark stattfindet und auf der Ebene des Motoneurons abgeschlossen ist, findet bei den Wirbellosen noch<br />
an der Muskelfaser statt. So existieren bei Invertebraten inhibitorische Motoneurone (wie z.B. der common<br />
inhibitor).
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 33<br />
Notwendige Präparation<br />
Ein EMG lässt sich extrazellulär ableiten mit Hilfe von Elektroden, die über<br />
dem Muskel auf der Haut aufgeklebt werden. Es liegt auf der Hand, dass Sie mit<br />
einer derartigen Methode lediglich das Summenpotenzial vieler motorischer<br />
Endplatten und den dazu führenden Motoneuronen aufnehmen. Trotzdem werden<br />
Sie charakteristische Zusammenhänge zwischen dem Signalverlauf und der vom<br />
jeweiligen Muskel entfalteten Kraft messen können.<br />
KONTRAKTION EINES MUSKELS DER HAND<br />
Eine Kontraktion des M. interosseus dorsalis I führt zu einer Abduktion des<br />
Zeigefingers. Dieser intrinsische, dorsale Handmuskel eignet sich besonders gut<br />
zur Aufzeichnung eines EMGs, da es keinen anderen Muskel (der<br />
korrespondierende ventrale Handmuskel fehlt beim Zeigefinger) gibt, der<br />
ebenfalls eine Abduktion dieses Fingers bewirken würde. Der Muskel kann bei<br />
einer Abduktion des Zeigefingers leicht ertastet werden. Eine Elektrode sollte<br />
direkt auf den Muskel geklebt werden, die Referenzelektrode wird seitlich dazu<br />
aufgeklebt. Die Qualität des EMGs kann drastisch verbessert werden, wenn der<br />
Hautwiderstand unter den Elektroden durch Abreiben mit Alkohol verringert wird.<br />
Eine Erdung (Masse-Armband) sollte nicht vergessen werden.<br />
Abbildung 2: Schema zur Anbringung der<br />
Elektroden auf der rechten Hand.<br />
Versuchsaufbau<br />
1 M. interosseus dorsalis I<br />
2 Os metacarpale I<br />
3 Os metacarpale II<br />
4 Dorsalaponeurose<br />
5 Phalanx proximalis<br />
Isometrische Kontraktionen können durch die Belastung des Zeigefingers mit<br />
unterschiedlichen Gewichten erreicht werden. Die Gewichte werden dabei an eine
Schnur gehängt; ihre Gewichtskraft wird über einen Faden und eine Rolle auf den<br />
Zeigefinger übertragen. Die aktuelle Position des Zeigefingers (Abduktion) wird<br />
über einen Steuerknüppel gemessen, der mit dem Finger bewegt wird. So kann<br />
auch das EMG bei isotonischen Bewegungen aufgezeichnet werden. Auf dem<br />
Oszilloskop werden sowohl das EMG als auch die Position des Fingers dargestellt.<br />
Zur Messung kleben Sie zwei Elektroden auf die Hand der Versuchsperson auf,<br />
wie in Abbildung dargestellt. Schließen Sie die Elektroden an Kanal 1 des<br />
vierpoligen Adapterkabels an, das andere Ende schließen Sie am A/D-Wandler an<br />
der Buchse ‚BioAmp’ an. Vergessen Sie nicht, das Masseband anzuschließen und<br />
um das Handgelenk der Versuchsperson zu binden.<br />
An den zweiten Eingangskanal des A/D-Wandlers schließen Sie den<br />
Steuerknüppel des Positionsmelders an. (Vergessen Sie nicht, den<br />
Positionsmelder an das 10V-Netzgerät anzuschließen). Danach richten Sie die<br />
entsprechenden Kanäle in PowerLab ein.<br />
1. Isometrische Kontraktion<br />
Belasten sie den Zeigefinger ihrer Versuchsperson mit unterschiedlichen<br />
Gewichten bis zur maximalen Belastbarkeit (je nach Versuchsperson bis etwa 3<br />
kg). Achten Sie darauf, dass die Position des Fingers konstant bleibt (das Signal<br />
vom Steuerknüppel darf sich nicht ändern). Messen und dokumentieren Sie das<br />
EMG für jede Belastung einmal über 10 s zur Übersicht sowie einmal über 200<br />
ms zur Identifikation einzelner Summenpotenziale.<br />
Auswertung<br />
Können tatsächlich die Summenaktionspotenziale einzelner motorischer Einheiten<br />
erkannt werden? Was bedeuten unterschiedliche Spannungsverläufe?<br />
Bei welcher Kraft werden die einzelnen Muskelfasern rekrutiert?<br />
Gibt es eine Kodierung der Muskelkraft in der Frequenz der Aktionspotenziale<br />
einer Muskelfaser?<br />
2. Dynamische Kontraktion<br />
Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Abduktion des<br />
Zeigefingers und des EMGs, wenn der Finger tatsächlich bewegt wird. Zeichnen<br />
Sie das EMG bei verschiedenen Frequenzen der Fingerbewegung auf. Bitten Sie<br />
die Versuchsperson, ihren Finger mit konstanter Frequenz hin und her zu<br />
bewegen. Stellen Sie die Zeitbasis des Oszilloskop so ein, dass mindestens eine<br />
volle Periode auf dem Schirm (bzw. Ausdruck) abgebildet wird. Warum nimmt<br />
das EMG mit steigender Frequenz der Fingerbewegung zu?
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 35<br />
VERSUCHSTEIL III:<br />
PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AM FROSCHHERZEN<br />
PRÄPARATION DES HERZMUSKELPRÄPARATS<br />
Sie erhalten von dem Nerv- und dem Muskelversuch den Torso eines Frosches.<br />
Der Froschtorso wird mit der Bauchseite nach oben in die Präparierschale gelegt,<br />
an beiden Vorderextremitäten und seitlich am Thorax mit Stecknadeln<br />
festgesteckt. Durch Anheben des Sternums mit einer Pinzette wird das Herz im<br />
Thorakalraum bereits sichtbar. Ziel ist es das Herz in situ frei zu präparieren. In<br />
situ bedeutet, dass das Herz im Körper verbleibt und dort weiterschlägt.<br />
Schneiden Sie vorsichtig links und rechts des Sternums in Richtung des Kopfes.<br />
Trennen Sie Clavicula und Coracoid ab und entfernen Sie das Brustbein mit den<br />
anliegenden Gewebeteilen. Das Präparat gründlich mit Ringer-Lösung spülen.<br />
Eröffnen Sie den silbrig schimmernden Herzbeutel vorsichtig mit einer feinen<br />
Pinzette und einer kleinen Schere und reinigen Sie das Herz sorgfältig von allen<br />
Resten des Perikards. Zuletzt schneiden Sie das unter dem Herzen liegende<br />
Herzbändchen durch.<br />
Wichtig: Das Präparat immer reichlich mit Ringer-Lösung feucht halten und<br />
vorsichtig behandeln!
VERSUCHSAUFBAU UND APPARATUREN<br />
Machen Sie sich vor der Präparation des Frosches mit der Apparatur vertraut.<br />
Eine lange zeitliche Verzögerung zwischen dem Töten des Frosches und der<br />
Untersuchung des Herzens, kann die Funktion des Herzens stark einschränken.<br />
Achten Sie darauf, dass der Biegestabtransducer fest im Dreifuß eingespannt ist.<br />
Der Transducer wird über ein dreipoliges Kabel sowohl mit dem Netzteil als auch<br />
mit dem Differenzverstärker verbunden. Der Ausgang des Differenzverstärkers<br />
ist mit Eingang 1 des PowerLab 26T analog-digital Konverters von<br />
ADInstruments verbunden, welcher über den USB-Eingang mit dem Computer in<br />
Verbindung steht. Achten Sie darauf, dass alle Geräte eingeschaltet und mit<br />
Strom oder Batterie versorgt sind. Dieser Versuchsaufbau wird für Versuch 2<br />
verwendet. Für Versuch 3 müssen die beiden Elektroden mit dem Ausgang des<br />
Reizgerätes verbunden werden. Außerdem wird der Ausgang des Reizgerätes mit<br />
dem zweiten Eingang des analog-digital Konverters verbunden.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 37<br />
POWERLAB UND SOFTWARE LABCHART<br />
Zum Aufzeichnen und Auswerten der Daten der Versuche 2-4 und des 8.<br />
Versuches verwenden Sie die Software LabChart, welche in Kombination mit den<br />
ADInstrument Signal-Konverter an jedem Arbeitplatz zur Verfügung steht. Die<br />
Voreinstellungen für diese Software werden vom Tischbetreuer für Sie vorgenommen.<br />
Machen Sie sich bitte vor Beginn der Versuche mit der Benutzeroberfläche<br />
und der prinzipiellen Bedienung dieser Software vertraut. Der<br />
Tischbetreuer wird Ihnen dabei helfen.<br />
Mit Hilfe von LabChart ist es möglich, die Messdaten über den gesamten Versuch<br />
hinweg aufzuzeichnen. Diese stehen dann zur späteren Analyse zur Verfügung.<br />
Weiterhin gibt es die Möglichkeit Datenbereiche eigens zu benennen. Damit wird<br />
die nachträgliche Zuordnung der Daten zu bestimmten Versuchsabschnitten<br />
vereinfacht. Am Ende der Versuchsteile wählen Sie zusammen mit dem Tischbetreuer<br />
repräsentative Bereiche aus den Daten aus, die Sie dann in pdf-<br />
Dokumente umwandeln. Diese Dokumente werden Sie mit nach Hause nehmen<br />
und für Ihr Protokoll verwenden.<br />
Für die Versuche mit dem Froschherz (Versuch 2-4) sieht die LabChart<br />
Oberfläche folgendermaßen aus:<br />
Im
Aufnahmekanal 1 werden die verstärkten Signale des Transducers als<br />
Herzmechanogramm aufgezeichnet.<br />
Aufnahmekanal 2 stellt die Impulse des externen Reizgebers dar. Zwei weitere<br />
Kanäle (Auswertekanäle) können so genutzt werden, dass sie, basierend auf den<br />
Daten der Aufnahmekanäle, automatisch die Herzschlagfrequenz (bpm - beats<br />
per minute) und die Reizfrequenz (Hz) berechnen.<br />
Für den Ruhe-EKG Versuch (Versuch 8) sieht die LabChart Oberfläche folgendermaßen<br />
aus:<br />
Für diesen Versuchsteil werden der Fingerpuls (Aufnahmekanal 1) und das EKG<br />
nach Einthoven (Aufnahmekanal 2) synchron aufgezeichnet.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 39<br />
Versuch 1:<br />
Beobachten der Herzbewegung<br />
VERSUCHE<br />
Identifizieren Sie zunächst wichtige Herzabschnitte, wie den Sinus<br />
venosus, die Atrien, den Ventrikel und den Truncus arteriosus. Beobachten<br />
Sie die Kontraktionsfolgen der einzelnen Herzabschnitte. Wo beginnt die<br />
Kontraktionswelle und wo endet sie wieder?<br />
Versuch 2:<br />
Registrierung eines Mechanogramms<br />
In den folgenden Versuchsteilen (2-4) dient das Mechanogramm der Froschherz-<br />
Kontraktion als Messparameter. Um ein Mechanogramm des Herzens registrieren<br />
zu können, muss das Herz mit der Versuchsapparatur verbunden werden. Heben<br />
Sie dazu die Ventrikelspitze leicht an und befestigen Sie die Herzklammer<br />
vorsichtig an der äußersten Spitze des Ventrikels. Ein dünner Faden verbindet die<br />
Herzklammer mit dem Biegestabtransducer. Justieren Sie die Versuchsapparatur<br />
so, dass der Herzklammerdraht senkrecht über dem Herzen nach oben <strong>zum</strong><br />
Biegestab verläuft. Das ist wichtig, um eine gute Übertragung der Herzkontraktion<br />
auf den Transducer und damit eine saubere Registrierung zu bekommen.<br />
Stellen Sie das Mechanogramm nun auf dem Computerbildschirm dar.<br />
Wählen Sie dazu sinnvolle Dimensionen für die Zeit- und Spannungsachse in den<br />
LabChart Einstellungen.<br />
Wichtig: Das Herz muss ständig mit reichlich Ringer-Lösung feucht gehalten<br />
werden!<br />
Speichern Sie ein Mechanogramm, auf dem mehrere Herzzyklen registriert<br />
werden. Ordnen Sie den beobachteten Kontraktionsverlauf des Herzens<br />
den Registrierungen des Mechanogramms zu. Ermitteln Sie aus dem<br />
registrierten Mechanogramm die Herzfrequenz.<br />
‣ Speichern Sie am Ende der Herzversuche die Messungen als pdf-<br />
Datei ab und fügen Sie diese später in Ihr Protokoll ein.
Versuch 3:<br />
Einfluss von Atropin, Noradrenalin und Acetylcholin auf die Herztätigkeit<br />
Bei Wirbeltieren wirken die Transmitter Noradrenalin des postganglionären<br />
Sympathikus-Nervensystems und Acetylcholin der parasympathischen Vagus-<br />
Nerven auf die autorhythmischen Zentren des Herzens und <strong>zum</strong> Teil auch auf das<br />
Arbeitsmyokard. Im folgenden Versuchsabschnitt soll die Wirkungsweise dieser<br />
Pharmaka untersucht werden.<br />
Versuchsdurchführung<br />
Der Versuchsaufbau entspricht dem des 2. Versuchs.<br />
Im Folgenden wird die Herzfrequenz unter Einfluss verschiedener Substanzen<br />
gemessen. Beobachten und dokumentieren Sie jeweils die Reaktion des Herzens.<br />
Nutzen Sie hier die Möglichkeit der LabChart Software und benennen Sie die<br />
entsprechenden Datenbereiche während der Aufnahme eindeutig, um diese<br />
später wieder zu finden.<br />
Wichtig: Das Präparat muss zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer<br />
gründlich mit Ringer-Lösung gereinigt und feucht gehalten werden.<br />
Registrieren Sie eine Zeit lang die normale Herztätigkeit. Bestimmen Sie<br />
die Herzfrequenz und die Amplitude der Kontraktion. Diese Werte sind Ihre<br />
Kontrollwerte.<br />
Geben Sie Ringer-Lösung, die direkt aus dem Kühlschrank kommt, auf das<br />
Präparat.<br />
Beträufeln Sie das Herz mit zimmerwarmer Ringer-Lösung.<br />
Stellen Sie die Ringer-Lösung an einen warmen Ort (Heizung, Sonne) und<br />
wiederholen Sie den oben genannten Arbeitsschritt.<br />
Geben Sie einige Tropfen der vorbereiteten Adrenalinlösung auf das Herz.<br />
Nach der Registrierung muss gut mit der Ringer-Lösung gespült werden.<br />
Sobald das Herz wieder seinen Normalrhythmus erreicht hat, tropfen Sie<br />
die Acetylcholinlösung auf das Herz auf und beobachten, was geschieht.<br />
Sollte es zu einem Herzstillstand kommen, sofort etwas von der Atropinlösung<br />
auf das Herz auftropfen, um die Herztätigkeit wieder anzuregen.<br />
Zuletzt tropfen Sie etwas von der Atropinlösung auf das Herz.<br />
Speichern Sie später typische Mechanogramme eines jeden Arbeitsschrittes für<br />
Ihr Protokoll und diskutieren Sie die Wirkungen von Temperatur und<br />
verschiedener Transmitter auf die Herz-tätigkeit.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 41<br />
ERFOLGSKONTROLLE<br />
Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />
den anatomischen Grobaufbau von einem Skelettmuskel zu beschreiben,<br />
den anatomischen Feinbau von Muskelfasern zu beschreiben,<br />
die nacheinander ablaufenden physiologischen Vorgänge von der elektrischen<br />
Reizung am Nerv bis hin zur Kontraktion des Muskels zu<br />
erläutern,<br />
die molekularen Mechanismen der Kontraktion zu beschreiben,<br />
ein Nerv-Muskel-Präparat herzustellen,<br />
zu erklären, wie ein Tetanus entsteht,<br />
zu erläutern, wovon die Kontraktionskraft abhängig ist,<br />
die Versuchsapparatur selbständig aufzubauen,<br />
den Versuchsaufbau im Muskelversuch zu skizzieren,<br />
eine EMG-Ableitung vom M. interosseus dorsalis durchzuführen,<br />
den Begriff Rekrutierung zu erläutern,<br />
die in Ihrem Protokoll aufgeführten Kurven zu skizzieren und zu erläutern.<br />
ein funktionelles Herz skizzieren zu können<br />
zu beschreiben, wie die Erregungswelle über das Herz läuft<br />
nachzuvollziehen wie das Blut durch das Herz gepumpt wird und welche<br />
Mechanismen dabei wichtig sind<br />
die Entstehung des Schrittmacherpotenzials zu erläutern<br />
ein charakteristisches Aktionspotenzial zu skizzieren und zu erklären<br />
die Wirkung verschiedener Pharmaka auf die Herztätigkeit zu erklären
3. I N S E K T E N - E R G<br />
EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN<br />
Sinnessysteme ermöglichen es einem<br />
Organismus, Reize aus seiner Umwelt<br />
wahrzunehmen. Die Reize wirken in den<br />
Sinnesorganen auf spezifische Rezeptoren und<br />
erzeugen an den Zellmembranen der<br />
Rezeptorzellen Potenzialänderungen, die zur<br />
Erregung afferenter sensorischer Nervenfasern<br />
führen. Diese Potenzialänderungen lassen sich<br />
extrazellulär ableiten und ermöglichen die<br />
quantitative Beschreibung von Rezeptorleistungen.<br />
Am heutigen Kurstages werden bestimmte Eigenschaften von<br />
Photorezeptoren (z.B. Kennlinie, Farbempfindlichkeit, Latenzzeit, zeitliches<br />
Auflösungsvermögen) experimentell durch elektrophysiologische Ableitung<br />
(objektive Sinnesphysiologie) am Fliegenauge dargestellt. Einige Eigenschaften<br />
des Facettenauges werden mit den Leistungen des visuellen Systems des<br />
Menschen verglichen, die in psychophysischen Experimenten (subjektive<br />
Sinnesphysiologie) ermittelt werden.<br />
THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />
Folgende theoretischen Vorkenntnisse aus der Vorlesung "Grundlagen der<br />
Tierphysiologie" und aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung<br />
der Versuche benötigt und deshalb vorausgesetzt:<br />
Allgemeine Sinnesphysiologie: Phasische und tonische Rezeptoren<br />
(Beispiele), Kennlinien, Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und<br />
Impulsfolgefrequenz, adäquater Reiz.<br />
Sehphysiologie: Bau und Funktion des Wirbeltierauges am Beispiel des<br />
menschlichen Auges: Aufbau, dioptrischer Apparat, Bildentstehung,<br />
Akkomodation, Fehlsichtigkeit, Aufbau der Netzhaut, Photorezeptoren<br />
(Besonderheiten des Ruhe- und Belichtungspotenzials), Sehpigmente und<br />
Transduktionsprozess, Farbempfindlichkeit, Adaptation, räumliches und zeitliches<br />
Auflösungsvermögen, magno- und parvozelluläres System.<br />
Bau und Funktion des Insektenauges: Bau eines Ommatidiums,<br />
Appositionsauge, optisches Superpositionsauge, neurales Superpositionsauge,<br />
Umwandlung der Photopigmente, Transduktionsprozess, räumliches<br />
Auflösungsvermögen, zeitliches Auflösungsvermögen (Flimmerverschmelzungs-frequenz),<br />
Spektralempfindlichkeit, Elektroretinogramm
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 43<br />
(ERG).<br />
Methodische Kenntnisse, die Sie im <strong>Praktikum</strong> erwerben sollen:<br />
Präparation der Fliege, Durchführen einer extrazellulären Summenableitung.<br />
Datenerfassung mit dem Programm Chart. Eine Einführung in die Bedienung des<br />
Programms und der im <strong>Praktikum</strong> verwendeten technischen Geräte wird durch<br />
den Kursbetreuer gegeben. Grundlagen eines psychophysischen Experiments.<br />
LITERATUR<br />
PENZLIN: Lehrbuch der Tierphysiologie, Fischer. -- Erläutert ausführlich die<br />
optischen Eigenschaften verschiedener Augentypen. Viele vergleichende<br />
Aspekte.<br />
DUDEL/MENZEL/SCHMIDT: Neurowissenschaft, Springer. -- Anspruchsvolles und<br />
gutes Kapitel über Photorezeption im Facetten- und Linsenauge.<br />
SCHMIDT/THEWS/LANG: Einführung in die Physiologie des Menschen, Springer. -<br />
- Erläutert ausführlich die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />
Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen und<br />
physiologischen Verhältnisse beim Säugerauge. Leider ohne vergleichende<br />
tierphysiologische Aspekte.<br />
Weiterhin empfehlenswert:<br />
MÜLLER: Tier- und Humanphysiologie, Springer -- Erläutert die Prinzipien der<br />
Sehphysiologie wie z.B. den Mechanismus der Phototransduktion und die<br />
anatomischen Verhältnisse beim Säugerauge und bei den verschiedenen<br />
Facettenaugen-Typen der Insekten.<br />
ECKERT/RANDALL: Animal Physiology, Freeman. (Deutsche Übersetzung:<br />
Thieme) -- Erläutert die Prinzipien der Sehphysiologie wie z.B. den<br />
Mechanismus der Phototransduktion und die anatomischen Verhältnisse<br />
beim Säugerauge. Bei den Facettenaugen liegt die Betonung nicht auf den<br />
Insekten.<br />
KIRSCHFELD K: (1971) Aufnahmen und Verarbeitung optischer Daten im<br />
Komplexauge der Insekten. Naturwissenschaften 58: 201-209. - neuronales<br />
Superpositionsauge.<br />
HANDWERKSZEUG<br />
• 1 kleine Pinzette<br />
• 1 Federstahlpinzette<br />
• Schreibzeug<br />
• Geodreieck
• Datenspeicher
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 45<br />
VERSUCHE<br />
Die Leistungsfähigkeit des optischen Systems eines Organismus wird durch<br />
sein räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe), sein zeitliches<br />
Auflösungsvermögen, seine spektrale Empfindlichkeit und seine absolute<br />
Lichtempfindlichkeit beschrieben. Diese Eigenschaften sollen am Fliegenauge<br />
geprüft und, soweit möglich, mit denen des menschlichen Auges verglichen<br />
werden.<br />
1. Räumliches Auflösungsvermögen (Sehschärfe)<br />
Wie exakt und feinkörnig das Bild der Umwelt von einem Wirbeltier<br />
wahrgenommen wird, hängt entscheidend von der Dichte der Rezeptoren in der<br />
Retina ab. Das Auflösungsvermögen eines Komplexauges wird im wesentlichen<br />
von zwei Parametern bestimmt: dem physiologischen Öffnungswinkel, der die<br />
Richtungsempfindlichkeit des Rezeptors wiedergibt (er kann nur durch<br />
komplizierte intrazelluläre Ableittechnik aus einem Photorezeptor oder durch<br />
Verhaltensexperimente bestimmt werden), und dem Divergenzwinkel, der die<br />
optischen Achsen benachbarter Ommatidien einschließt (er kann aus der<br />
Anatomie des Komplexauges ermittelt werden). Im Kurs bestimmen Sie diesen<br />
Divergenzwinkel bei verschiedenen Insekten und berechnen daraus deren<br />
Auflösungsvermögen.<br />
1.1 Messung des Auflösungsvermögens bei Insekten und beim Mensch<br />
Im Kurs werden Ihnen die Horizontalschnitte durch das Facettenauge der<br />
Wachsmotte (hell- und dunkel adaptiert) und des Kaisermantels zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Um welche Augentypen handelt es sich?<br />
Identifizieren Sie die wichtigsten Teile des Insektenauges und der angrenzenden<br />
Gehirnteile.<br />
Zeichnen Sie den Verlauf der Ommatidien mit dem Lineal nach, und<br />
verlängern Sie die Linien zu einem Schnittpunkt<br />
Bestimmen Sie den Divergenzwinkel der beiden Augenpräparate durch<br />
Auswertung und Mittelwertbildung von 10 benachbarten Ommatidien.<br />
Bestimmen Sie das räumliche Auflösungsvermögen einer Versuchsperson<br />
in der Fovea centralis mit Hilfe des psychophysischen Messprogramms<br />
(AUFLOESE). Eine detaillierte Einführung in das Programm erhalten Sie im<br />
Kurs.<br />
Berechnen Sie das Auflösungsvermögen von Mensch, Wachsmotte und<br />
Kaisermantel. Wie groß muss der Abstand zwischen zwei Punkten in 1 m<br />
Entfernung sein, damit diese gerade noch getrennt wahrgenommen<br />
werden können? Das Auflösevermögen der Facettenaugen berechnen Sie<br />
nach folgender Formel:
E<br />
d<br />
tan α = Gegenkathete/Ankathete d/E<br />
tan α/2=d/2E d = 2E tan α/2<br />
2. Exkurs: Das Elektroretinogramm (ERG) der Fliege<br />
Belichtet man das Auge von Wirbeltieren oder Wirbellosen, so treten infolge<br />
der durch den Transduktionsprozess ausgelösten Membranprozesse<br />
Potenzialschwankungen im Auge auf. Die Summenpotenziale der gesamten elektrischen<br />
Aktivität des Auges kann man mit geeigneten Elektroden als<br />
Potenzialdifferenz zwischen Auge und Körpermilieu ableiten. Ein ERG erhalten<br />
Sie, wenn Sie die Potentialdifferenzen werden über der Zeit auftragen. Dabei<br />
handelt es sich um eine extrazelluläre Summenableitung (vgl. SAP im<br />
Nervversuch). Die Potenziale haben z.T. komplizierte Kurvenverläufe, die bis<br />
heute nicht endgültig geklärt werden können (vgl. Summenableitungen EKG,<br />
EEG), die aber eine einfache Methode darstellen, um quantifizierbare Aussagen<br />
über Erregungsvorgänge in den Photorezeptoren zu machen. Die ERG-Kurve der<br />
Insekten ist z.B. stark von den Ableitbedingungen abhängig (Alter des Präparats,<br />
Lage der Ableitelektrode, Elektrodenmaterial, Eingangswiderstand des Verstärkers<br />
etc.).<br />
Während man bei "langsamen" Insekten (Bsp. Heuschrecken, Schaben)<br />
tendenziell eher monophasische Potenzialverläufe (Abb. 1A) feststellen kann,<br />
sind bei schnellfliegenden Formen, zu denen die Schmeißfliege Calliphora zählt,<br />
diphasische Potenzialverläufe (Abb. 1B) charakteristisch.<br />
In dieser Form des diphasischen ERG's spiegelt sich sowohl die summierte<br />
Aktivität der Rezeptoren (Depolarisation) als auch die Summenaktivität<br />
nachgeschalteter neuronaler Elemente, hauptsächlich vom 1. optischen Ganglion
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 47<br />
(Lamina ganglionaris) wieder. Die Antwort der Laminaneurone ist ähnlich<br />
graduiert von der Reizintensität abhängig wie das Rezeptorpotenzial (keine<br />
Aktionspotenziale!). Die jeweiligen Anteile dieser beiden Strukturen an der Form<br />
des ERG lassen sich durch eine Betäubung der Erregungsübertragen in die<br />
Lamina darstellen.<br />
* Bei allen abgeleiteten Potenzialen handelt es sich um Summenpotenziale, die extrazellulär<br />
abgeleitet werden.<br />
VERSUCHSAUFBAU<br />
Bevor Sie die Fliege narkotisieren, machen Sie sich mit dem Versuchsaufbau<br />
vertraut. Als Lichtquelle (L) dienen LEDs verschiedener Farben, die in die<br />
Ableitkammer integriert sind. Die Farbe kann durch einen Drehschalter im<br />
Bedienfeld eingestellt werden. Die Lichtleistung wird ebenfalls durch einen<br />
Drehschalter gewählt. Die absolute Lichtleistung bei entsprechenden<br />
Schalterpositionen entnehmen Sie der Tabelle auf der Ableitkammer. Die<br />
Belichtungsdauer (Pulsbreite) kann ebenfalls im Bedienfeld eingestellt werden.<br />
Der Reiz kann entweder als Einzelreiz, als kontinuierliches Licht oder als Abfolge<br />
mit einer wählbaren Frequenz präsentiert werden. Zur Abdunkelung des Objekts<br />
und zur Abschirmung gegenüber elektrischen Störfeldern wird ein Kasten als<br />
Faraday-Käfig über das Präparat geklappt. Der Reiz wird über den Ausgang<br />
„Reiz“ ausgegeben. Verbinden sie diesen mit dem Kanal 2 des PowerLabs. Die<br />
differente (DE) und indifferente (IE) Elektrode sind mit den Eingängen eines in<br />
die Elektronik der Ableitkammer integrierten Differenzverstärkers verbunden, der<br />
die Signale 100x verstärkt (Beachten Sie dies bitte bei der Berechnung Ihrer<br />
ERG-Amplituden). Das Antwortsignal wird über den Ausgang „Antwort“<br />
ausgegeben. Verbinden sie diesen mit Kanal 1 des PowerLabs. Öffnen Sie im<br />
Programm Chart die Datei „ERG_RI-Kennlinien.adiset“ und machen Sie sich unter<br />
Anleitung des/der Tischbetreuer/in mit der Software vertraut. Stellen Sie nun<br />
eine Reizdauer von 500 ms ein und wählen Sie Weißlicht bei einer mittleren<br />
Lichtleistung. Wählen Sie im Bedienfeld die Einstellung Einzelreiz.
Präparation:<br />
Die Fliege wird kurz mit CO 2 narkotisiert. Sobald das Tier ruhig liegt, wird es<br />
mit Doppelklebeband auf einem Objektträger befestigt. Über den Thorax wird ein<br />
Streifen LEUKOSILK®BSN Medical GmbH geklebt. Die Fliege darf sich nach der<br />
Fixierung nicht bewegen (Bewegungsartefakte in der Ableitung!). Das<br />
Fliegenauge soll so gut wie möglich <strong>zum</strong> einfallenden Licht und zur differenten<br />
Elektrode exponiert sein. Die indifferente Elektrode wird nun in den Thorax oder<br />
das Abdomen gestochen. Die Ableitelektrode (Silberdraht) wird einjustiert und<br />
behutsam durch Drehen des Mikrometerrades auf die Corneaoberfläche<br />
aufgelegt. Ein kleiner Tropfen Elektrodenpaste verbessert den elektrischen<br />
Kontakt zwischen Elektrode und Auge. Anschließend wird der Faraday-Käfig über<br />
die Apparatur geklappt.<br />
Das ERG:<br />
Belichten Sie das Auge mit einem<br />
Einzelreiz und optimieren sie gegebenenfalls<br />
die Ableitung. Registrieren<br />
Sie in Chart die ERG-Ableitungen und<br />
speichern sie eine beispielhafte Registrierung<br />
für Ihr Protokoll (als pdf).<br />
Beschreiben Sie den Potenzialverlauf,<br />
und bezeichnen Sie die verschiedenen<br />
Potenzialkomponenten (Ein-Effekt...).<br />
Bitte bei allen Messungen Intensität,<br />
Belichtungszeit und Achsenskalierung<br />
angeben!<br />
3. Reaktions-Intensitäts-Kennlinie (RI)<br />
ERG-Ableitung mit Chart: oben: ERG<br />
unten: Reiz<br />
Lichtsinneszellen sind im Prinzip Zählgeräte für Lichtquanten und<br />
Signalumwandler, d.h. sie verwandeln einen Lichtreiz bestimmter Intensität in<br />
ein elektrisches Signal (Rezeptorpotenzial) bestimmter Amplitude. Photorezeptoren<br />
zeigen keine proportional-lineare Beziehung zwischen Reizstärke und<br />
Rezeptorpotenzialamplitude. Vielmehr nimmt der Verstärkungsfaktor mit zunehmender<br />
Reizintensität ab. Dies hat den Vorteil, dass Rezeptoren mit einer<br />
solchen Reiz-Erregungs-Beziehung in einem großen Intensitätsbereich arbeiten<br />
können. Trägt man die Amplitude des Rezeptorpotenzials gegen den Logarithmus<br />
der Reizintensität auf, so erhält man eine Reaktions-Intensitäts-Kennline, deren<br />
gewöhnlich sigmoidaler Verlauf den Dynamikbereich des Rezeptors von der<br />
Schwelle bis zur Sättigung wiedergibt. Diese Kennlinie soll im Versuch gemessen<br />
werden.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 49<br />
Methode:<br />
Das dunkel adaptierte Fliegenauge (ca. 2 min.) wird mit Lichtreizen (500 ms)<br />
verschiedener Intensität gereizt. Das Reizlicht wird, mit der geringsten Intensität<br />
beginnend, stufenweise bis zur maximalen Lichtleistung erhöht. Die absolute<br />
Lichtleistung entnehmen Sie der Tabelle. Messen Sie für jede Lichtintensität 3<br />
Zwischenpotenzialamplituden. Tragen Sie alle Werte in das Datenblatt, das Sie<br />
im Kurs erhalten ein und berechnen Sie den Mittelwert. Zwischen zwei<br />
aufeinander folgenden Reizen sollte mindestens die Zeit von 1 Minute liegen, bei<br />
starken Reizen 2 Minuten, um Adaptationseffekte gering zu halten Speichern sie<br />
für jede Lichtintensität ein exemplarisches ERG für Ihr Protokoll.<br />
Tragen Sie die Amplituden des Zwischenpotenzials in einer halblogarithmischen<br />
Darstellung gegen die Intensität des Lichtes auf.<br />
Ordinate:<br />
Abszisse:<br />
ERG-Amplitude in mV (linear)<br />
log. der Reiz-Intensität (Lichtleistung)<br />
Diskutieren Sie den Kurvenverlauf und die allgemeine biologische Bedeutung<br />
von logarithmischen Kennlinien.<br />
4. Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren<br />
Die Absorptionseigenschaften des dioptrischen Apparates und des Photopigments<br />
(bzw. mehrerer Sehfarbstoffe) in den Rezeptoren bestimmen die<br />
spektrale Empfindlichkeit des Auges. Der Mensch hat im normal hell adaptierten<br />
Zustand eine Spektralempfindlichkeit von ca. 400 nm bis 750 nm mit einem<br />
Maximum bei 550 nm. Bei Arthropoden ist der sichtbare Teil des Spektrums weit<br />
in den kurzwelligen Bereich verschoben (z.B. Biene: 300 nm bis 650 nm). Sie<br />
können also UV wahrnehmen und sind im Rotbereich blind. Im folgenden Versuch<br />
soll die Spektralempfindlichkeit der Fliegenrezeptoren ermittelt werden. Fliegen<br />
besitzen zwei Rezeptorsysteme, die Grün-Rezeptoren (Maximum bei 515 nm,<br />
Sinneszellen 1-6 eines Ommatidiums) und die Blaurezeptoren (Maximum bei 470<br />
nm, Sinneszellen 7 und 8). Die Grünrezeptoren sind etwas empfindlicher als die<br />
Blaurezeptoren.<br />
Methode:<br />
Die Potenzialamplitude (Zwischenpotenzial) des ERG's wird bei verschiedenen<br />
Wellenlängen und verschiedenen Intensitäten bestimmt. Messen Sie für jede<br />
Farbe die Zwischenpotenzialamplitude des ERG's am Oszilloskop bei 3 verschiedenen<br />
Lichtintensitäten. Messen Sie jeden Wert dreimal und berechnen Sie<br />
den Mittelwert. Wählen Sie die Kombination von Farbe und Lichtleistung so, dass<br />
für alle Farben etwa der gleiche Bereich der ERG-Amplitude erreicht wird.<br />
Notieren Sie die Werte in einer Tabelle.
Auswertung:<br />
Tragen Sie für jede Wellenlänge die mittleren Zwischenpotenzialamplituden<br />
(mV) als Funktion der Lichtintensität in ein Diagramm ein (halblogarithmische<br />
Darstellung). Für jede Wellenlänge erhält man also eine Kennlinie.<br />
Aus diesen Diagrammen ermitteln Sie dann für die einzelnen Farben die<br />
Lichtintensitäten, die zur selben Zwischenpotenzialamplitude (z.B. 1 mV, 2 mV, 3<br />
mV) führen. Tragen Sie diese Werte in ein weiteres Diagramm (log Reizintensität<br />
gegen Wellenlänge) ein. Aus den so erhaltenen Isopotenzialkurven ergibt sich die<br />
Farbempfindlichkeit des Tieres.<br />
Vergleichen Sie die Kurve mit der Farbempfindlichkeit des Menschen.<br />
5. Verschmelzungsfrequenz bei verschiedenen Lichtintensitäten<br />
Film und Fernsehen basieren letztendlich auf dem Phänomen, dass der<br />
Mensch oberhalb einer bestimmten Bildfrequenz die Folge stationärer Bilder nicht<br />
mehr getrennt wahrnimmt. Die Einzelbilder verschmelzen miteinander und<br />
vermitteln bei geringfügigen Konfigurationsänderungen von Bild zu Bild den<br />
Eindruck eines Bewegungsablaufes. Diese Fusionsfrequenz, die für einen<br />
zeitlichen Hell- Dunkelwechsel den Eindruck einer kontinuierlichen Beleuchtung<br />
erzeugt wird als Flimmerfusionsfrequenz (kritische Flimmerfrequenz CFF)<br />
bezeichnet. Ihr Wert ist von der Wellenlänge, der Intensität und von der Tierart<br />
abhängig. Bei Wirbeltieren unterscheidet sich die Flimmerfusionsfrequenz<br />
außerdem zwischen Fovea und Peripherie.<br />
5.1 Verschmelzungsfrequenz der Fliege<br />
Öffnen sie in Chart die Datei „ERG_Flimmerfusionsfrequenz.adiset“. Wählen<br />
Sie an der Apparatur eine mittlere Lichtleistung bei Weißlicht und stellen Sie die<br />
Reizeinstellung auf das Symbol für Reizfolge. Registrieren sie nun den fortlaufenden<br />
den Reiz sowie das ERG. Erhöhen Sie mit dem Potentiometerknopf die<br />
Reizfrequenz solange, bis sie keine Korrelation mehr zwischen ERG und Reiz<br />
erkennen können. Wie verändern sich Amplitude und Potenzialverlauf bei<br />
steigender Frequenz? Bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz ist bei 2 oder<br />
3 Lichtintensitäten. Welche Tendenz ergibt sich?<br />
5.2 Verschmelzungsfrequenz des Menschen<br />
Für diesen Versuch benötigen Sie Apparatur mit einer LED. Verbinden Sie den<br />
Reizausgang der Apparatur mit Kanal 2 des PowerLabs und öffnen Sie die Datei<br />
„Flimmerfusion Mensch.adiset“. Projizieren Sie den Lichtkegel der LED auf ein<br />
weißes Papier und fixieren sie diesen, dass der Lichtkegel auf die Fovea zentralis<br />
fällt, oder schauen Sie direkt in den Lichtstrahl. Wählen Sie zunächst eine<br />
niedrige Intensität und bestimmen Sie die Verschmelzungsfrequenz für Ihren<br />
optischen Sinn. Wiederholen Sie den Versuch bei verschiedenen Lichtintensitäten
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 51<br />
und vergleichen Sie die Werte mit den bei der Fliege gefundenen. Wiederholen<br />
Sie das Experiment im peripheren Gesichtsfeld. Wie unterscheidet sich die<br />
Flimmerfusionsfrequenz zwischen Peripherie und Fovea? Wodurch ist dieser<br />
Unterschied begründet?<br />
6. Blockade der synaptischen Verbindungen zwischen Lamina und<br />
Rezeptor<br />
Um das eigentliche Rezeptorpotenzial sichtbar zu machen, wird der Fliege ein<br />
Tropfen 2%-ige Procainlösung mit Hilfe einer Injektionskanüle in die hintere<br />
Kopfkapselwand appliziert. Von dort diffundiert die Lösung zu den optischen<br />
Ganglien.<br />
Registrieren sie die Veränderungen des ERG's. Speichern Sie die Daten für Ihr<br />
Protokoll. Erklären Sie die Vorgänge (vgl. Absatz 2. Exkurs: Das Elektroretinogramm<br />
der Fliege).<br />
7. Latenzzeit des Rezeptorsummenpotenzials beim procainbehandelten<br />
Präparat (Wahlaufgabe)<br />
Die Gesamtzeit für alle Sehfarbstoffreaktionen und den nachfolgenden<br />
Erregungsvorgängen an der Membran bis <strong>zum</strong> Auftreten des Rezeptorpotenzials<br />
nennt man Latenzzeit. Bestimmen Sie bei Weißlicht bei verschiedenen<br />
Intensitäten die Latenzzeit des Rezeptorpotenzials. Spreizen Sie dazu die x-<br />
Achse entsprechend. Wie unterscheiden sich die Ergebnisse bei verschiedenen<br />
Intensitäten? Warum?<br />
Untersuchen Sie die Latenzzeit für violett (420 nm) und rot (660 nm).<br />
Wählen Sie die Lichtintensität so, dass Sie vergleichbare ERG-Amplituden<br />
erhalten.
ERFOLGSKONTROLLE<br />
Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein:<br />
zu beschreiben, welche Eigenschaften das Rezeptorpotenzial kennzeichnet,<br />
wie es sich vom Aktionspotenzial unterscheidet, wie sich eine intrazelluläre<br />
Ableitung von einer extrazellulären Ableitung unterscheidet,<br />
die Beziehung zwischen Reiz, Rezeptorpotenzial und Impulsfolgefrequenz<br />
wiederzugeben,<br />
die im Kurs verwendeten Messmethoden zu beschreiben,<br />
den Entstehungsmechanismus des diphasischen Fliegen-ERG's zu erläutern<br />
und anzugeben, welche Komponenten daran beteiligt sind,<br />
eine Möglichkeit anzugeben, die Komponenten des ERG's zu trennen, um<br />
das Rezeptorsummenpotenzial darzustellen,<br />
zu erläutern, was man unter der Kennlinie eines Rezeptors versteht und<br />
einige verschiedene Kennlinienverläufe anzugeben,<br />
die Unterschiede in der Spektralempfindlichkeit zwischen Insekten und<br />
Menschen aufzuzeigen und ihre Ursachen zu nennen,<br />
die im Kurs gemessenen Kurvenverläufe zu skizzieren,<br />
zu beschreiben, wovon das räumliche Auflösungsvermögen des Menschen<br />
und der Fliege abhängt und die ungefähren Werte angeben zu können,<br />
das ungefähre zeitliche Auflösungsvermögen von menschlichem Auge und<br />
Fliegenauge zu nennen und zu erläutern, wie es sich bei geringerer oder<br />
größerer Beleuchtungsstärke verhält,<br />
die Unterschiede im zeitlichen Auflösungsvermögen beim Menschen<br />
zwischen Fovea und Peripherie erläutern zu können,<br />
den prinzipielle Aufbau vom menschlichem Auge und vom Insektenauge<br />
darzustellen und die Funktion der einzelnen Komponenten zu erläutern,
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 53<br />
Psychophysik<br />
4. P S Y C H O P H Y S I K, A U G E N B E W E G U N G E N<br />
und R E F L E X E<br />
Die Psychophysik ist die Lehre von der<br />
Quantifizierbarkeit von Wahrnehmungsleistungen und<br />
etwa erst 150 Jahre alt. Als ein Begründer der modernen<br />
Psychophysik gilt G.T. Fechner der als Physiker die<br />
exakten Messmethoden der Physik für die Wahrnehmungsforschung<br />
nutzbar machte. Bis dahin widmete<br />
man sich der Wahrnehmung v. a. philosophisch bzw.<br />
durch die Introspektion. Die Grundidee der Psychophysik<br />
ist die, einen Probanden nach seiner Empfindung zu<br />
physikalisch exakt definierten Reizen zu befragen. Da<br />
keine direkten Messungen vorgenommen werden können<br />
und immer Proband oder Versuchstier über ihre<br />
Empfindung Auskunft geben müssen, wird diese Messmethodik<br />
als subjektive Sinnesphysiologie bezeichnet.<br />
Dem gegenüber steht die objektive Sinnesphysiologie, bei der Erregungen von<br />
Zellen oder Rezeptoren gemessen werden (z.b. Insekten ERG). Am heutigen<br />
Kurstag werden Sie Schwellenmessungen für das menschliche Hören erheben.<br />
Reflexe<br />
Bestimmte Reize führen zu einer direkten<br />
motorischen Reaktion. Dieser Zusammenhang<br />
zwischen Reiz und Reaktion wird als Reflex beschrieben.<br />
Unwillkürliche, mit kurzer Latenz ablaufende<br />
Reflexe spielen besonders für die Regulation<br />
der Körperhaltung und die Orientierung im Raum eine<br />
große Rolle. Beispielhaft werden im <strong>Praktikum</strong> der<br />
Patellarsehnenreflex und Vestibularisreflexe untersucht.
THEORETISCHE VORAUSSETZUNGEN<br />
Folgende Kenntnisse aus der Vorlesung "Einführung in die Tierphysiologie" und<br />
aus den Lehrbüchern werden für die sinnvolle Durchführung der Versuche benötigt<br />
und daher vorausgesetzt:<br />
Grundlagen der Psychophysik: Sinnesmodalität, Reizqualität, Reizintensität,<br />
adäquater Reiz, absolute Schwelle, Unterschiedsschwelle, Weber-Fechner-<br />
Gesetz, Stevens'sche Potenzfunktion, Forced-Choice Paradigma.<br />
Physikalische Grundlagen: Schallwellen, Schalldruck, Dezibel (dB) als Maßeinheit,<br />
dB SPL, Frequenz, Oktave, spektrale Zusammensetzung von<br />
Schallereignissen (Ton, Klang, Geräusch).<br />
Grundlagen der Hörphysiologie: Aufbau des Ohres beim Menschen,<br />
Frequenzrepräsentation in der Cochlea, Schalldruckpegel, Lautstärke,<br />
Lautheit, Phon, dB(A), Verlauf der menschlichen Hörschwelle, Hauptsprachbereich,<br />
Richtungshören - Bedeutung von Laufzeit- und Schalldruckunterschieden<br />
an den beiden Ohren, horizontale und vertikale Schallokalisation.<br />
Motorische Rückenmarksreflexe: Elemente des Kniesehnenreflexes, Aufbau<br />
des Rückenmarks, afferente und efferente Bahnen, Muskelspindeln und ihre<br />
efferente Kontrolle, monosynaptische und polysynaptische Reflexe, Eigenreflex,<br />
Fremdreflex, Regelung durch negative Rückkopplung.<br />
Augenbewegungen: extraokuläre Muskeln, Hirnnerven, Gleichgewichtssinn, Innenohr,<br />
Retina, visueller Kortex, extrastriärer Kortex, Sakkaden, elementare<br />
Bewegungsdetektoren, Bewegungssehen, bedingter und unbedingter Reflex<br />
LITERATUR<br />
SCHMIDT/THEWS -- Physiologie des Menschen, Springer. Behandelt in hervorragender<br />
Weise alle für diesen Versuch nötigen theoretischen Grundlagen<br />
SILBERNAGL/DESPOPOULOS: Taschenatlas der Physiologie<br />
HANDWERKSZEUG<br />
Protokollheft<br />
Schreibzeug<br />
weite Beinkleidung für Kniesehnenreflex
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 55
VERSUCHSTEIL I : PSYCHOPHYSIK<br />
Experiment Ia: Bestimmung der absoluten Hörschwelle des Menschen<br />
Der Versuchsperson wird bei verschiedenen Frequenzen ein Dauerton mit<br />
variablem Schalldruck (dB) vorgespielt. Bei jeder gemessenen Frequenz wird der<br />
Schalldruckpegel notiert, bei dem ein Ton gerade gehört werden kann. Dadurch<br />
wird die Hörkurve des Probanden ermittelt.<br />
Versuchsdurchführung:<br />
Mit dem Hörschwellenmessgerät wird ein Sinuston variablen Schalldruckpegels<br />
und variabler Frequenz erzeugt und auf einem Kopfhörer ausgegeben, den<br />
die Versuchsperson trägt.<br />
Bestimmen Sie bei jeder Frequenz den Schwellenwert durch eine adaptive<br />
„staircase-Prozedur“. Dazu verändern Sie bei konstanter Frequenz den Schalldruckpegel<br />
zunächst in groben Schritten so lange, bis Sie den Schwellenbereich<br />
für die jeweilige Frequenz gefunden haben. Dazu erniedrigen Sie den SPL, wenn<br />
der Ton nicht gehört wird, und erhöhen den SPL, wenn der Ton gehört wird.<br />
Engen Sie diesen Bereich weiter ein, indem Sie mit feinerer SPL-Änderung die<br />
Schwelle besser bestimmen. Ermitteln Sie nun den genauen Wert, indem Sie in 1<br />
oder 0.5 dB-Schritten leiser bzw. wieder lauter stellen, und notieren Sie den<br />
Wert, bei dem die Versuchsperson den Ton gerade noch wahrnimmt. Gehen Sie<br />
dabei folgendermaßen vor: Antwortet Ihre Versuchsperson zweimal hintereinander<br />
korrekt, so verringern Sie den Schalldruckpegel. Antwortet Ihre<br />
Versuchsperson einmal falsch, erhöhen Sie ihn wieder. Notieren Sie den<br />
niedrigsten SPL für diese Frequenz, bei welcher die Versuchsperson gerade noch<br />
2 mal korrekt geantwortet hat.<br />
Achten Sie auch darauf, dass die Versuchsperson schnell und ohne zu<br />
überlegen antwortet. Stellen Sie im Interesse der Versuchsperson vor jedem<br />
Frequenzwechsel den Schalldruckpegel auf einen niedrigen dB-Wert ein.<br />
Stellen Sie nun die Frequenz auf ca. 20 kHz und höchsten Schalldruck (etwa<br />
80 dB) ein. Erniedrigen Sie nun langsam die Reizfrequenz. Welche höchste<br />
Frequenz kann unter den gegebenen Versuchsbedingungen gerade noch gehört<br />
werden?
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 57<br />
Technische Anleitung zur Messung der Hörschwelle<br />
Achtung: nach Versuchsende<br />
unbedingt den Kopfhörer<br />
ausstecken!!<br />
Menüschalter A (gelb)<br />
Menüschalter B (blau)<br />
Das Gerät wird eingeschaltet, indem der Kopfhörer seitlich eingestöpselt wird.<br />
Durch Drücken des Menüschalters A kann zwischen folgenden Menüs<br />
gewechselt werden.<br />
Menü 1<br />
Pulsetime<br />
Mute Ch<br />
Bestimmt die Dauer des Testtons. Die Einstellung „None“<br />
bewirkt einen Dauerton. Zur Bestimmung der Hörschwelle<br />
stellen Sie einen Sinuston mit einer Tonlänge von 500ms ein<br />
(außer bei oberer Hörschwelle, s. <strong>Skript</strong>).<br />
Auf „Right“ stellen: Nur ein Ohr messen<br />
Menü 2 Light Für das Display kann ein Licht eingeschaltet werden<br />
Headphone bleibt auf 84 SPL/V<br />
Menü 3<br />
Frequenz<br />
Lautstärke<br />
Die Lautfrequenz wird verändert<br />
Der Schalldruckpegel wird verändert<br />
In jedem Menü können Werte verändert werden. Dazu betätigt man die<br />
Drehscheibe. Die Position des Pfeils wird mit dem Menüschalter B verändert.<br />
Auf Wunsch kann die Auswertung der Experimente mit Excel erfolgen. Hierzu<br />
steht ein Rechner zur Verfügung. Tabellen, in die Sie Ihre Messdaten eintragen<br />
sind vorbereitet. Die Abbildungen bzw. Tabellen können auf einem USB-Stick<br />
mitgenommen werden.<br />
Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson das Display des Hörschwellenmessgeräts<br />
nicht sieht. Die Versuchsperson kann z.B. durch Handzeichen angeben,<br />
ob der Ton gehört wurde.
Ermitteln Sie die Hörschwellen (in dB) für folgende Frequenzen:<br />
Frequenz Schalldruckpegel<br />
1 kHz<br />
500 Hz<br />
200 Hz<br />
100 Hz<br />
50 Hz<br />
20 Hz<br />
Stellen Sie zu Beginn der nächsten Messung den Schalldruck wieder auf etwa 0dB!!!<br />
Frequenz Schalldruckpegel<br />
2 kHz<br />
5 kHz<br />
10 kHz<br />
15 kHz<br />
Bestimmung der höchsten, wahrnehmbaren Frequenz<br />
Stellen Sie einen Dauerton (Pulsetime „none“) auf den Schalldruck von 80 dB<br />
ein, die Frequenz auf über 20 kHz. Welches ist die höchste, wahrnehmbare<br />
Frequenz für die Versuchsperson? Ermitteln sie diesen Wert durch Veränderung<br />
der Frequenz.<br />
Kopfhörer ausstecken!<br />
Auswertung:<br />
Tragen Sie die auf diese Weise gemessene Schwellenkurve graphisch über<br />
einer logarithmischen Frequenzskala auf. Ergänzen Sie diese Abbildung durch<br />
den Verlauf der durchschnittlichen menschlichen Hörschwellenkurve (z.B. aus<br />
Lehrbuch). Tragen Sie auch Ihre obere Hörgrenze (höchste wahrgenommene<br />
Frequenz) in das Audiogramm ein.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 59<br />
Experiment Ib: Akustische Richtungslokalisation<br />
- Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />
Um die horizontale Richtung einer Schallquelle zu bestimmen, benutzt der<br />
Mensch (bei Frequenzen über ca. 1 kHz) sowohl die Intensitäts- als auch die<br />
Laufzeitunterschiede, welche der Schall beim Auftreffen auf die beiden Ohren<br />
hat. Im folgenden Versuch soll geklärt werden, wie gering diese Unterschiede<br />
sein können, damit sie immer noch als Abweichung von der Vorausrichtung empfunden<br />
werden, und wie die relative Gewichtung der beiden Parameter<br />
Schalldruckunterschied und Laufzeitdifferenz für die Richtungsempfindung ist.<br />
Für diese Messungen steht Ihnen eine Messapparatur zur Verfügung, mit der<br />
für einen binauralen Reiz der Zeitversatz (in µs) zwischen rechtem und linkem<br />
Ohr sowie (für 2. Versuchsteil) die Schalldruckpegeldifferenz (dB) eingestellt<br />
werden kann. Der Reiz für das rechte Ohr wird jeweils konstant gehalten, der<br />
Reiz für das linke Ohr variiert. Die Zeitverzögerung des Reizes auf dem rechten<br />
Ohr beträgt konstant 1000 µs und der relative Schalldruckpegel 0 dB. Die Zeitverzögerung<br />
des linken Reizes kann eingestellt werden; der Schalldruckpegel auf<br />
dem linken Ohr kann in Schritten von 1.5 dB relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr variiert<br />
werden.<br />
Versuchsdurchführung:<br />
Über einen Kopfhörer wird ein Klickreiz auf beiden Ohren gegeben. Der Klick ist<br />
auf beiden Ohren gleich laut, die Schalldruckpegeldifferenz wird dazu konstant<br />
auf 0 dB eingestellt. Variiert wird der relative Zeitversatz des Klickens zwischen<br />
den beiden Ohren, er wird auf dem linken Ohr in Schritten von 20 µs zwischen -<br />
100 µs und +100 µs relativ <strong>zum</strong> rechten Ohr eingestellt (links eingestellte,<br />
absolute Zeitverzögerung 900 µs – 1100 µs). Die Versuchsperson muss benennen,<br />
ob sie den Klicklaut "rechts" oder "links" gehört hat, die Angabe "Mitte" ist<br />
nicht zugelassen ("forced choice"). Versuchen Sie, die Messung schnell<br />
durchzuführen; die Versuchsperson sollte nicht lange überlegen. Es werden in<br />
zufälliger Reihenfolge Klickreize mit den genannten Zeitdifferenzen vorgespielt,<br />
bis für jede angegebene Zeitdifferenz 10 Messwerte ("rechts" oder "links")<br />
vorliegen.<br />
Technische Anleitung zur binauralen Zeitdifferenzschwelle<br />
(Abb. s. nächste Seite).<br />
Netzstecker bitte einstöpseln.<br />
Mit diesem Gerät können Sie kontrolliert Klicklaute für das rechte bzw. linke Ohr<br />
erzeugen. Durch Einstellung der Zeitverzögerung verändern Sie immer nur den Reiz für<br />
das rechte Ohr, der Reiz für das linke Ohr bleibt jeweils konstant. Dieser wird mit einer<br />
Zeitverzögerung von 1000µSekunden präsentiert.<br />
Achten Sie bitte darauf, dass die Versuchsperson die Einstellungen am Reizgerät nicht<br />
sehen kann. Die Reize sollten in zufälliger Reihenfolge präsentiert werden.<br />
Achtung: Den Kopfhörer richtig aufsetzen, 900 µs sollte rechts empfunden werden. SPL<br />
auf 0 dB stellen.<br />
Der Kippschalter oben links muss auf „leise“ eingestellt sein. In den Zahlfeldern in denen<br />
der Schalldruckpegel angezeigt wird, können nur ganze Zahlen dargestellt werden.<br />
Betätigt man den „+-Schalter“, so erhöht sich der Schalldruck jeweils um 1.5dB. Die<br />
Nachkommazahl wird durch die kleine rote Lampe angegeben.
LED: leuchtet beim<br />
Klicken<br />
Pulsgeber: Mit<br />
diesem Knopf wird<br />
Klicklaut ausgelöst<br />
Rädchen, mit denen<br />
Zeitverzögerung eingestellt<br />
word (1000 µs =<br />
Mitte)<br />
Erhöht bzw. erniedrigt den<br />
Schalldruck um jeweils 1.5 dB<br />
dB<br />
Zeitverzögerung<br />
linker<br />
Klicklaut<br />
Antwort der Versuchsperson N<br />
Zeit in µs 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Rotes Lämpchen (zeigt<br />
Nachkommastelle 0.5dB )<br />
Summe<br />
Antwort<br />
„rechts“<br />
Summe<br />
Antwort<br />
„links“<br />
900<br />
920<br />
940<br />
960<br />
980<br />
1000<br />
1020<br />
1040<br />
1060<br />
1080<br />
1100
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 61<br />
Auswertung:<br />
Tragen Sie für jede Zeitdifferenz die relative Häufigkeit der beiden Richtungen<br />
in eine Abbildung ein. Der Wert, bei dem sich die beiden Kurven schneiden (beide<br />
Richtungen werden mit 50% Häufigkeit genannt), wird als subjektive Mitte<br />
bezeichnet. Wodurch können Abweichungen der subjektiven Mitte von der<br />
tatsächlichen Mitte verursacht werden?<br />
Als Detektionskriterium bzw. Schwelle in Versuchen dieser Art ist es üblich,<br />
die Mitte zwischen „keine Richtung“ (also Mitte, bzw. 50% Wahl rechts = Wahl<br />
links) und 100% richtige Erkennung der Richtung zu verwenden. Das ist bei<br />
diesem speziellen Versuchstyp (forced choice mit 2 Alternativen) der Wert, bei<br />
dem die Häufigkeitskurve den 75%-Wert erreicht. Stellen Sie anhand Ihrer<br />
Messergebnisse fest, bei welcher Zeitdifferenz diese Bedingung für die beiden<br />
Richtungen erfüllt ist. Die binaurale Zeitdifferenzschwelle entspricht dem Abstand<br />
des 75%-Wertes zur subjektiven Mitte.<br />
Bilden Sie zur Bestimmung der binauralen Zeitdifferenzschwelle den<br />
Mittelwert aus dem Betrag der Abweichungen für beide Richtungen (Es gibt dazu<br />
ein Excel-<strong>Skript</strong>: berechnet die Kurven in beide Richtungen symmetrisch).<br />
Welchem Winkel zur Vorausrichtung entspricht dieser Verzögerungswert? (Der<br />
durchschnittliche Ohrabstand beim Menschen beträgt 20 cm, die<br />
Schallgeschwindigkeit in Luft 330 m/s.)<br />
Vergleichen Sie die so berechneten Werte mit Angaben in der Literatur, und<br />
diskutieren Sie evtl. auftretende Unterschiede.<br />
Abbildung oben: Beispielkurven zur Auswertung der Zeitdifferenzschwelle. Aufgetragen sind die<br />
Häufigkeiten mit denen die VP sich für rechts (nach rechts steigende Kurve) bzw. links entschieden<br />
hat (von links fallende Kurve). Als subjektive Mitte wird der Schnittpunkt beider Kurven bezeichnet<br />
(hier: Wahl für jede der beiden Richtungen = 50%). Die Zeitdifferenzschwelle ist der Prozent-Wert,<br />
welcher sich genau in der Mitte zwischen diesem Schnittpunkt (50%) und der 100% korrekten<br />
Wahl befindet, also die Zeitdifferenz zwischen der subjektiven Mitte und dem Schnittpunkt einer<br />
der beiden Kurven mit dem 75%-Schwellenkriterium.
Experiment Ic: Die relative Bedeutung von Schalldruck- und<br />
Laufzeitunterschieden für das Richtungshören beim Menschen<br />
("trading"-Messung)<br />
Da sowohl Schalldruckunterschiede als auch Laufzeitunterschiede zur<br />
Ermittlung der horizontalen Richtung einer Schallquelle benutzt werden, lässt<br />
sich die relative Bedeutung der beiden Faktoren im Versuch dadurch bestimmen,<br />
dass man sie gegenläufig verändert und damit einen künstlichen "Mitte"-Eindruck<br />
erzeugt (eine unabhängige Veränderung von Laufzeit und SPL für beide Ohren ist<br />
mit natürlichen Schallquellen nicht möglich)<br />
Versuchsdurchführung:<br />
Wählen Sie 5 geeignete Verzögerungswerte aus und verändern Sie bei jeweils<br />
festgehaltener Verzögerung den Schalldruckpegelunterschied so lange, bis die<br />
Reizrichtung als "Mitte" empfunden wird. Führen Sie diese Messung 5 mal durch.<br />
Stellen Sie die Verzögerungswerte ein, und verändern Sie den Schalldruckpegel<br />
so lange, bis die Reizrichtung als „Mitte“ empfunden wird. Führen Sie jede<br />
Messung 5mal durch. Die Versuchsperson soll die Einstellungen am Reizgerät<br />
nicht einsehen können.<br />
Zeitverzögerung<br />
Schalldruckpegel bei der Empfindung „Mitte“<br />
1. Mess. 2. Mess. 3. Mess. 4. Mess. 5. Mess. Mittelwert<br />
1 850<br />
2 900<br />
3 1000<br />
4 1100<br />
5 1150<br />
Auswertung:<br />
- Tragen Sie die gefundenen Wertepaare, die sich im Eindruck kompensieren, in<br />
ein X-Y-Diagramm ein. X-Achse: Laufzeitunterschied, Y-Achse: SPL der<br />
notwendig war, um Laufzeitunterschied zu kompensieren.<br />
- Legen Sie eine Ausgleichsgerade durch die Messwerte und berechnen Sie den<br />
Kompensationsfaktor bzw. die „trading-ratio“ (μs/dB).
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 63<br />
VERSUCHSTEIL II: REFLEXE<br />
Dehnungsreflexe und Vestibularreflexe sind ganz wesentlich an der Kontrolle<br />
unserer Körperhaltung unter wechselnden Einflüssen beteiligt. Im Folgenden wird<br />
zuerst eine vergleichende Messung des Kniesehnenreflexes durchgeführt, danach<br />
Eigenschaften der Vestibularreflexe demonstriert.<br />
Experiment IIa: Messung der Bruttoreflexzeit des Patellarsehnenreflexes<br />
Dehnungsreflexe ermöglichen bereits auf spinalem Niveau und ohne die<br />
Notwendigkeit von Willkürbewegungen die Kompensation von Störungen einer<br />
stabilen Position. Dehnungsreflexe lassen sich in der klinischen Praxis leicht und<br />
reproduzierbar auslösen und sind damit eine wichtige neurologische<br />
Untersuchungsmethode. Mit einem Reflexhammer wird durch einen leichten<br />
Schlag auf die entsprechende Sehne der Muskel gedehnt und damit eine<br />
Reflexkontraktion ausgelöst. Z.B. beim Kniesehnenreflex (Patellarsehnenreflex)<br />
führt ein Schlag auf die Sehne unterhalb der Kniescheibe zu einer Kontraktion<br />
des Streckers im Oberschenkel und damit <strong>zum</strong> Heben des unbelasteten<br />
Unterschenkels. An dieser Reaktion lassen sich die Eigenschaften eines<br />
monosynaptischen, spinalen Reflexes gut beschreiben. Als Maß für die Stabilität<br />
eines solchen Reflexes lässt sich die Varianz der Reflexzeit verwenden.<br />
Modulierende Einflüsse durch andere motorische Aktivitäten können ebenfalls<br />
anhand der Reflexzeit nachgewiesen werden.<br />
Die Bruttoreflexzeit ist der Zeitraum zwischen dem Einfluss eines Reizes und<br />
dem Beginn der hierdurch ausgelösten motorischen Reaktion. Sie umfasst also<br />
die Zeiten, die für die sensorische Verarbeitung, Erregungsleitung, Verschaltung<br />
im ZNS und die Muskelkontraktion nötig sind. Am Beispiel des<br />
Patellarsehnenreflexes (PSR) soll diese Reflexzeit unter verschiedenen<br />
Randbedingungen untersucht werden.<br />
Die Messung der Bruttoreflexzeit des PSR erfolgt durch eine elektronische<br />
Stoppuhr. Die Uhr wird durch den Schlag mit dem Reflexhammer auf die Sehne<br />
gestartet (getriggert) und durch die reflektorische Bewegung des Unterschenkels<br />
wieder gestoppt.<br />
Versuchsdurchführung:<br />
Die Versuchsperson sitzt entspannt auf einem hohen Stuhl oder Tisch; der<br />
Unterschenkel muss frei hängen. Schließen Sie nun den elektrischen Zeitnehmer<br />
an. Hierzu muss die Versuchsperson an der Hand geerdet werden (elektrische<br />
Verbindung mit der schwarzen Buchse des Zeitnehmers). Hinter ihrer<br />
Ferse/Achillessehne wird ein Stativ mit einem Elektrokontakt so aufgestellt, dass<br />
der Kontakt zwischen Ferse und Stativ in Ruhestellung geschlossen ist<br />
(Verbindung mit der blauen Buchse des Zeitnehmers). Der Reflexhammer wird<br />
mit der gelben Buchse des Zeitnehmers verbunden. Das Knie muss für den<br />
elektrischen Kontakt mit dem Hammer frei sein.
Drücken Sie vor jeder Messung den "Reset"-Knopf. Der Zeitnehmer wird<br />
genullt und die "Ready"-Lampe leuchtet, wenn ein guter Kontakt an Erdung und<br />
Ferse besteht. Mit einem leichten Schlag auf die Patellarsehne lösen Sie den<br />
Reflex aus. Durch den Reflexhammer wird zu diesem Zeitpunkt der Zeitnehmer<br />
gestartet; die Zeit zwischen Hammer“schlag“ und Bewegung des Beines wird<br />
gemessen. Diese Zeit nennt man die Bruttoreflexzeit.<br />
Führen Sie die folgenden Messung jeweils 16 mal durch.<br />
1. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit in Ruhe. Die Versuchsperson sollte<br />
hierzu entspannt sitzen.<br />
2. Bestimmen Sie die Bruttoreflexzeit bei Belastung. Die Versuchsperson<br />
spannt einen Expander. Während der Spannung wird der Reflex ausgelöst.<br />
3. Messen Sie die Reaktionszeit für eine bewusst ausgelöste Bewegung des<br />
Unterschenkels. Dazu wird das Knie seitlich nur leicht mit dem<br />
Reflexhammer berührt und die Versuchsperson streckt das Bein, sobald sie<br />
diese Berührung spürt (Augen zu!).<br />
Technische Durchführung:<br />
1. Auf die Ferse und die Spitze des Hammers Elektrodenpaste auftragen. Dies muss<br />
im Verlauf des Experiments evtl. wiederholt werden.<br />
2. Die Versuchsperson nimmt das schwarze Kabel in die Hand. Ist der Kontakt gut,<br />
leuchtet nach Drücken des Reset-Knopfes die „Ready“- Lampe auf. Falls das nicht<br />
der Fall ist muss der Kontakt verbessert werden: ggf. mehr Elektrodenpaste<br />
verwenden, ggf. Schleifpapier verwenden. Nochmals Reset drücken.<br />
3. Die folgenden drei Versuchen 16 mal durchführen und die Reaktionszeiten<br />
aufschreiben. Vor jeder Messung muss Ready leuchten. Versuchsbeschreibung s.o.<br />
Versuch 1: Bruttoreflexzeit des Kniesehnenreflexes in Ruhe<br />
Versuch 2: Bruttoreflexzeit bei Belastung<br />
Versuch 3: Reaktionszeit bewusste Bewegung<br />
4. a. Elektrodenpaste bitte wegputzen<br />
b. Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an das Ladegerät hängen
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 65<br />
Messung Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3<br />
Rang Rang<br />
Rang<br />
Rang<br />
Zeiten<br />
Zeiten<br />
Zeiten<br />
Vgl. Ve. 2 Vgl. Ve. 3<br />
Vgl. Ve. 1<br />
Vgl. Ve. 1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Mittelwert Rangsum. Rangsum. Rangsum. Rangsum.<br />
Standardabweichung<br />
Kniesehnenreflexkästchen ausschalten und an Ladegerät hängen!
Auswertung:<br />
Berechnen Sie für jede der drei Messungen jeweils den Mittelwert und die<br />
Standardabweichung. Die Standardabweichung ist (i.A.) ein stabiles Maß für die<br />
Schwankungen eines Messwertes. Eine kleine Standardabweichung besagt also,<br />
dass ein Messwert sehr reproduzierbar ist.<br />
Überprüfen Sie mit einem geeigneten statistischen Testverfahren (Wilcoxon-Test,<br />
s.u.), ob sich die gemessenen Reaktionszeiten (1) beim Reflex in Ruhe und unter<br />
Belastung bzw. (2) beim Reflex in Ruhe und bei willkürlicher Bewegung<br />
signifikant voneinander unterscheiden.<br />
Der Wilcoxon-Test (anderer Name: Man-Whitney-U-Test) ist ein<br />
statistischer Test, der unabhängig von der Verteilung der Daten verwendet<br />
werden kann (im Gegensatz <strong>zum</strong> t-Test, bei welchem oft Normalverteilung<br />
vorausgesetzt ist). Wenn z.B. die Belastung in unserem Experiment keinen<br />
systematischen Einfluss auf die Reflexzeit hat, dann erwartet man, dass die<br />
beiden Mittelwerte ähnlich sind; exakt gleich werden sie nie sein, das wäre ein<br />
großer Zufall. Wenn aber die Belastung einen systematischen Einfluss hat, dann<br />
sollten die beiden gemessenen mittleren Reflexzeiten signifikant verschieden<br />
sein, nach statistischer Testung also mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit < 5%<br />
bzw. < 0.05.<br />
Beim Wilcoxon-Test werden die beiden zu vergleichenden Datensätze (à<br />
16 Daten) „in einen Topf geworfen“, dann bekommen sie gemeinsame Ränge (im<br />
Beispiel von Rang 1 bis Rang 32). D.h., die niedrigste Reaktionszeit der beiden<br />
Datensätze bekommt den Rang 1, die nächstniedrigste den Rang 2, usw., die<br />
längste Reaktionszeit den Rang 32.<br />
Wenn zwei Reaktionszeiten gleich sind: z.B. 193 ms hat den Rang 4, dann<br />
kommen die Zeiten 196 ms und 196 ms. In diesem Fall sollen auf die beiden<br />
Werte die Ränge 5 und 6 verteilt werden, dies macht man, indem man die zu<br />
vergebenden Ränge mittelt, und den mittleren Rang (5.5 in diesem Beispiel)<br />
jedem der beiden Reaktionszeiten zuweist.<br />
Wenn 3 oder mehr Reaktionszeiten gleich sind: Man verfährt analog, d.h.<br />
man mittelt die 3 oder mehr Ränge, und weist jedem der Messwerte den<br />
gemittelten Rang zu.<br />
Wenn man die beiden Rangsummen vergleicht, dann sollten diese fast<br />
gleich sein, wenn sich die Mittelwerte nicht systematisch unterscheiden. Im<br />
Beispiel hat man 32 Werte in einen Topf geworfen, Ränge von 1 bis 32 vergeben,<br />
deren Summe ergibt 528. (Probe: die Summe der beiden Rangsummen im<br />
Vergleich sollte 528 sein). Bei exakter Gleichheit erwartet man also eine<br />
Rangsumme von 264 für jede der beiden Gruppen (da in jede Gruppe gleich viele<br />
Werte eingehen). Exakte Gleichheit findet man in der Realität fast nie vor, d.h.<br />
es gibt immer kleine Rangsummenunterschiede. Bis zu einer Grenze von 212-<br />
316 nimmt man an, dass diese Unterschiede nicht signifikant sind<br />
(Nullhypothese). Wenn aber eine der Rangsummen außerhalb dieses kritischen<br />
Bereichs liegt, dann nimmt man einen signifikanten Unterschied an<br />
(Alternativhypothese). Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist in diesem Fall 0.05 (oder<br />
5%). Bemerkung: die Grenze 212-316 gilt nur für den Fall von genau je 16<br />
Datenpunkten in jeder Gruppe, sie wurde also für diesen <strong>Praktikum</strong>sversuch aus<br />
der Tabelle entnommen.<br />
Interpretieren Sie das Ergebnis!
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 67<br />
VERSUCHSTEIL III<br />
Augenbewegungen<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde eine erste, mittlerweile klassisch<br />
gewordene Einteilung der Augenbewegungen eines Menschen in 5<br />
verschiedene Klassen vorgenommen (Dodge 1903):<br />
1) Sakkaden: schnelle, ruckartige Augenbewegungen, die den Blick<br />
von einem <strong>zum</strong> anderen Fixationsziel bringen.<br />
2) Glatte Augenfolgebewegungen: Augenbewegungen, die in ihrer<br />
Geschwindigkeit exakt an die Geschwindigkeit eines bewegten Objekts<br />
angepasst sind. Diese Augenbewegungen führen dazu, dass das retinale<br />
Bild eines bewegten Objekts stationär in der Fovea zentralis ruht.<br />
3) Vestibulo-okulärer Reflex (VOR): Die Bewegung des Kopfes<br />
führt zu einer Stimulation des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, was<br />
wiederum zu einer stabilisierenden Augenbewegung führt. Das heißt, die<br />
Bewegung der Augachsen gleicht exakt die Bewegung des Kopfes aus, der<br />
Blick im Raum bleibt somit stationär.<br />
4) Optokinetischer Reflex (OKR): Bewegen sich große Anteile des<br />
Gesichtsfeldes kohärent, d.h. mit identischer Geschwindigkeit und gleicher<br />
Richtung, unter natürlichen Umständen geschieht dies nur bei<br />
Eigenbewegung, so werden ebenfalls kompensatorische<br />
Augenbewegungen ausgelöst, die das Bild der bewegten Umwelt auf der<br />
Retina stabilisieren.<br />
5) Vergenzbewegungen: Werden Blickziele in unterschiedlicher Tiefe<br />
im Raum fixiert, so müssen Augenbewegungen ausgeführt werden, die<br />
den Winkel zwischen den Sehachsen des linken und des rechten Auges<br />
ändern.<br />
Diese Einteilung der Augenbewegung war rein phänomenologisch<br />
bedingt, wesentlich sinnvoller erscheint es heute, einen funktionalen<br />
Aspekt zu berücksichtigen und deshalb die Augenbewegungen in<br />
blickstabilisierende und blickführende Bewegungen einzuteilen. Zu<br />
den stabilisierenden Augenbewegungen kann der OKR und VOR gezählt<br />
werden, die blickführenden Bewegungen setzen sich aus Sakkaden,<br />
Glatten Folgebewegungen und Vergenzbewegungen zusammen.<br />
Versuchsaufbau<br />
Es steht ein Infrarot-Messystem (IRIS) zur Aufzeichnung der<br />
horziontalen und vertikalen Position des Auges einer Versuchsperson zur<br />
Verfügung. Das Prinzip der Infrarot-Okulographie ist in der Abbildung 5<br />
gezeigt. Es wird infrarotes Licht auf das Auge einer Versuchsperson<br />
gestrahlt und aus der Intensität der Reflexion an zwei verschiedenen<br />
Punkten kann die Position des Blickes bestimmt werden. Aus Gründen der<br />
Einfachheit wird lediglich die horizontale Position des linken Auges<br />
gemessen.
Oszillator<br />
Spannungsquelle<br />
IR-Sender<br />
Bandpass-Filter<br />
IR-Empfänger<br />
Tiefpass-Filter<br />
Augenposition<br />
Abb. 5: Grundprinzip der Infrarot-Okulographie<br />
Um reflektorsiche Augenbewegungen auszuschließen, die aus einer<br />
möglichen Kopfbewegung resultieren würden, wird der Kopf der<br />
Versuchsperson durch eine Kinnauflage sowie durch ein Stirnbrett<br />
immobilisiert. Ein Bildschirm befindet sich in 57 cm (warum gerade 57?)<br />
Entfernung vor der Versuchsperson, über den die visuelle Stimulation<br />
erfolgt. Der Ausgang des IRIS Systems ist einmal mit einem Oszilloskop<br />
verbunden und gleichzeitig mit dem Analog-Digital-Konverter eines<br />
Computers verbunden.<br />
1. Linearität der IR-Okulographie<br />
Auf dem Bildschirm wird an definierten Positionen ein weißer Punkt<br />
präsentiert (Programm CAL). Der rote Punkt repräsentiert die Position des<br />
Blickes. Durch eine geeignete Einstellung des Verstärkungsfaktors sowie<br />
der Nullposition muss die Apparatur zunächst geeicht werden.
TIERPHYSIOLOGISCHER KURS BIOINFORMATIK SS 2013 69<br />
Abb. 6: Bedienungselemente des IRSI Systems. 6: Einstellung<br />
der Verstärkung, 7: Einstellung der Nullage, 8: Wählschalter für<br />
horizontale oder vertikale Blickposition, 9: grobe<br />
Positionsanzeige<br />
Nach erfolgter Kalibrierung wird das horizontale und vertikale<br />
Ausgangssignal für je 5 verschiedene Zielpositionen im Bereich zwischen 0<br />
und 10° links, rechts, oben und unten in Grad Sehwinkel protokolliert.<br />
Gibt es ein Übersprechen zwischen vertikaler und horizontaler Position?<br />
Wie gut ist die Linearität der Messung? Tragen Sie dazu die Messwerte in<br />
ein x-y-Diagramm und berechnen Sie eine lineare Regression.<br />
2. Glatte Augenfolgebewegungen<br />
Das räumliche Auflösevermögen ist sehr unterschiedlich für die<br />
verschiedenen Bereiche des Gesichtsfeldes. Nur in der Fovea ist die<br />
Auflösung in der Größenordnung von etwa 60 Linien pro Grad. Bewegt<br />
sich ein Objekt, so sollten unsere Augen in der Lage sein, dieser<br />
Bewegung zu folgen. Das Programm FOLGE bietet eine Reihe von<br />
periodischen Zielbewegungen, die als Blickziel einer Versuchsperson<br />
dienen können. Dokumentieren Sie die Augenbewegungen in dieser<br />
Situation. Wie sieht die Initiierung der Folgebewegung aus? Bitten Sie die<br />
Versuchsperson, eine langsame Augenbewegung ohne einen bewegten<br />
Stimulus auszuführen. Wie sehen die Augenbewegungen in dieser<br />
Situation aus.<br />
Können diese Augenbewegungen auch dann ausgeführt werden, wenn<br />
sich das Ziel vor einem strukturierten Hintergrund bewegt? Die<br />
Augenbewegung selbst führt zu einer Bewegung des retinalen Bildes des<br />
Hintergrund entgegengesetzt zur Blickfolgebewegung.<br />
Bestimmen Sie den Frequenzgang der Augenfolgebewegungen. Messen<br />
Sie dazu die Augenbewegungen bei verschiedenen Frequenzen und<br />
bestimmen Sie zur Quantifizierung der Güte der Folgebewegung das<br />
Fehlerintegral (dh. die Summe der Abweichung der Augengeschwindigkeit<br />
von der Zielgeschwindigkeit).<br />
Frage für das Protokoll: Nehmen Sie an, dass die Augenbewegungen<br />
tatsächlich exakt der Zielbewegung entsprechen. Dies hat zur Folge, dass<br />
sich das Bild des Zieles auf der Retina nicht mehr bewegt. Wird in dieser<br />
Situation die subjektive Wahrnehmung von der retinalen Bildverschiebung<br />
bestimmt?<br />
3. Sakkaden<br />
Sakkaden sind sehr schnelle ruckartige Augenbewegungen zwischen<br />
zwei Fixationsphasen. Sie werden auch als „visueller Greifreflex“<br />
bezeichnet. Dieser Begriff deutet die reflex-ähnliche Eigenschaft dieser<br />
Augenbewegungen an. Messen Sie mit einem geeigneten Messprogramm<br />
diese Augenbewegungen und analysieren Sie ihre Latenz. Ist die Latenz<br />
einer Sakkade abhängig von der Position des Ziels? Vergleichen Sie die<br />
sakkadische Latenz mit der Latenz des Kniesehnenreflexes.
4. Augenbewegungen beim Lesen<br />
Beim Lesen führen wir ein sehr gut zu beschreibendes<br />
Augenbewegungsmuster aus. Wie sieht dieses Muster aus, wie lässt es<br />
sich erklären? Gibt es Abhängigkeiten des Augenbewegungsmusters von<br />
Eigenschaften des Textes?<br />
ERFOLGSKONTROLLE<br />
Nach diesem <strong>Praktikum</strong>steil sollten Sie in der Lage sein,<br />
- den Unterschied zwischen Lautstärke und Schalldruck zu erklären,<br />
- zu erklären, was ein Schallereignis physikalisch ist,<br />
- den Unterschied zwischen Sinnesmodalität, Reizqualität und<br />
Reizintensität zu erklären,<br />
- den Verlauf der menschlichen Hörschwelle zu skizzieren,<br />
- die Maßeinheiten "dB SPL" und "Phon" zu definieren,<br />
- das Verfahren zur Messung der Hörschwelle anzugeben,<br />
- den Frequenzbereich des menschlichen Hörens anzugeben,<br />
- den Hauptsprachbereich anzugeben,<br />
- anzugeben, welche Kurvenform sich beim intermodalen<br />
Intensitätsvergleich in einer psychophysischen Messung ergibt,<br />
- anzugeben, welche Parameter der Mensch zur horizontalen<br />
Richtungslokalisation verwendet,<br />
- anzugeben, wie groß die Zeitdifferenzschwelle beim Menschen ist,<br />
- ein Messverfahren anzugeben, mit dem die relative Bedeutung von<br />
Laufzeit- und Schalldruckunterschieden für das Richtungshören<br />
bestimmt werden kann,<br />
- die Elemente eines monosyptischen Reflexkreises am Beispiel des<br />
Patellarsehnenreflexes zu nennen,<br />
- den Unterschied zwischen einem monosynaptischen und einem<br />
polysynaptischen Reflexkreis zu beschreiben,<br />
- die Wirkung zusätzlicher zentraler Einflüsse auf die Ausprägung eines<br />
monosynaptischen Reflexes zu nennen,<br />
- die extraokulären Muskeln und die sie versorgenden Hirnnerven<br />
aufzählen zu können,<br />
- und Fixationen, Sakkaden und Glatte Augenfolgebewegungen<br />
unterscheiden zu können.