Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde von KARLA <strong>51</strong>, im vergangenen Jahr ist viel über die Wohnungsnot in <strong>München</strong> berichtet worden. Zeitungen, Fernsehen, Radio haben die hohen Mietpreise in <strong>München</strong>, die so genannte Gentrifizierung und den Abbau von Sozialwohnungen angeprangert. Auch wir müssen feststellen, dass die Wohnungssituation in <strong>München</strong> katastrophal ist: In den letzten Jahren sind die Mietpreise um über 25% gestiegen, gleichzeitig ist der Bestand an Sozialwohnungen in den vergangenen 10 Jahren um 90% geschrumpft. <strong>München</strong> hat mittlerweile die höchste Mietobergrenze für Sozialwohnungen im gesamten Bundesgebiet. Die Auswirkungen bekommen unsere Frauen deutlich zu spüren: Unsere Anschlusseinrichtungen haben so lange Wartelisten wie noch nie, somit müssen unsere Frauen sehr viel länger als früher auf einen Platz in einer längerfristigen Wohnform warten, von KARLA <strong>51</strong> ziehen nur noch sehr wenige Frauen in eine eigene Wohnung. Wohnungslose Frauen mit Kindern haben es besonders schwer: Ihre Zahl nimmt rasant zu – 2012 hatten wir insgesamt 46 Kinder im Haus und die Weitervermittlung dauert sehr lange. Viele der Mütter mit Kindern müssen über Monate in den kleinen Karla-Zimmern zu zweit oder zu dritt leben. Sie hoffen auf eine eigene Wohnung oder zumindest auf einen Platz in einer Mutter-Kind- Einrichtung – ein sehr ungutes Provisorium, zumal wir weder personelle noch räumliche Ressourcen für diesen Ansturm an Kindern haben. Und so arbeiten wir – wie sicherlich viele andere Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe auch – am Rande unserer Kapazitäten, häufig auch darüber hinaus. Bewegt haben uns im vergangenen Jahr auch die Schicksale der Roma- und Sintifrauen aus dem europäischen Ausland, die in Deutschland keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, von den meisten Stellen abgewiesen werden und dennoch hier bleiben möchten, weil es ihnen im Heimatland noch schlechter geht. Wir helfen ihnen mit kostenloser Kleidung, Essen, sie können bei uns duschen und ihre Wäsche waschen. Mehr können wir nicht tun. Im vergangenen Jahr ging es auch darum, ob wir uns die „Mutter-Kind-Gruppe“, die ausschließlich aus Spenden finanziert wird, weiterhin leisten können, oder ob wir nach fast 10 Jahren Arbeit für wohnungslose Mütter und Kinder in Pensionen schließen müssen. Zu unserem Glück – und dem der Familien – konnten wir dann doch viele Unterstützer/innen gewinnen, die es uns ermöglicht haben, diese wichtige Arbeit weiterhin fort zu führen. Wir sind allen Helfern sehr dankbar. Wir sehen tagtäglich die Armut, die Verzweiflung und das Elend von Frauen mit und ohne Kinder, die zu uns kommen und um Hilfe bitten. Nicht immer können wir so helfen, wie wir uns das wünschen, immer wieder sind uns die Hände gebunden. Wir sehen aber auch die Freude und Hoffnung der Frauen, wenn es uns möglich ist, sie ein kleines Stück zu begleiten, ihre Ressourcen zu aktivieren und eine Perspektive zu schaffen. Was uns dabei hilft, sind die Tatkraft und das überwältigende Engagement von Münchner Bürger/innen, ehrenamtlichen Helferinnen, Sozialclubs, Unternehmen, Stiftungen und Kirchengemeinden, ohne die wir unsere Arbeit so nicht mehr leisten könnten. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und einen guten Einblick in die Arbeit des Frauenobdachs KARLA <strong>51</strong>. Ihre Isabel Schmidhuber Einrichtungsleiterin 4 5