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Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert

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ste<strong>in</strong>legung den Reichsverweser, den Präsidenten der Paulskirche <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ganze<br />

Reihe von Abgeordneten, Friedrich Wilhelm IV. <strong>und</strong> den Erzbischof Geissel<br />

vere<strong>in</strong>te. Freilich blieb dieser "Dombaupatriotismus"64 vage <strong>und</strong> politisch nicht<br />

klar artikuliert; während die Monarchen nicht über e<strong>in</strong> staatenbündisches<br />

Konzept der E<strong>in</strong>heit h<strong>in</strong>ausg<strong>in</strong>gen, suchten die Liberalen ihre eigenen Ziele<br />

dem neuen Symbol der nationalen E<strong>in</strong>heit zu unterlegen; Radikale schließlich<br />

ebenso wie Konfessionell-Konservative lehnten Dom <strong>und</strong> Dombau als' <strong>Nationaldenkmal</strong>,<br />

als Integrationssymbol der Nation überhaupt ab. Nach 1850 <strong>im</strong><br />

Zeichen der Reaktion, der E<strong>in</strong>igungskriege <strong>und</strong> des Kulturk';;pfes haben Dom<br />

<strong>und</strong> Dombau ke<strong>in</strong>e wirkliche nationale Funktion mehr gewonnen 6S .<br />

IV.<br />

Als weiteren Typus behandele ich das Denkmal der Bildungs- <strong>und</strong> Kulturnation,<br />

man könnte vom historisch kulturellen <strong>Nationaldenkmal</strong> sprechen. Die<br />

Nation soll sich ihres Wesens <strong>und</strong> ih~;;~Identität bewußt werden vor den<br />

durch Geist oder Tat großen Deutschen. Diese Großen der Nation repräsentieren<br />

<strong>und</strong> symbolisieren die Nation. Die Versammlung dieser Männer ist das wahre,<br />

nämlich ideale Denkmal der Nation, <strong>in</strong> dem sie sich mit ihrer Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> ihrer Dauer identifiziert.<br />

Wirklich geworden ist diese Idee zunächst <strong>in</strong> der Walhalla, dem e<strong>in</strong>zigen<br />

tatsächlich gebauten gesamtdeutschen <strong>Nationaldenkmal</strong> der ersten Jahrh<strong>und</strong>erthälfte<br />

66 . Die Idee ist, wie die Idee des Kreuzbergdenkmals <strong>und</strong> des Sch<strong>in</strong>kelschen<br />

Doms, des Völkerschlachtdenkmals <strong>und</strong> des Hermanns-Denkmals, e<strong>in</strong>e<br />

Antwort auf die Herausforderung des Nationalbewußtse<strong>in</strong>s durch die Ereignisse<br />

der napoleonischen Zeit. Unter dem E<strong>in</strong>druck des "fremden Siegesgepränges"<br />

<strong>und</strong> der "Besch<strong>im</strong>pfungen ... des geme<strong>in</strong>samen Vaterlandes"67 hat der<br />

bayerische Kronp<strong>in</strong>z Ludwig 1807 die Idee gefaßt, e<strong>in</strong>en "Ehrentempel für die<br />

großen Männer der Nation"68, e<strong>in</strong>e "Ruhmeshalle für deutsche Geisteshelden",<br />

e<strong>in</strong>en "Ehrentempel des Vaterlandes für die rühmlich ausgezeichn"';;ten Teutschen"<br />

zu errichten 69 • Nach langen Beratungen <strong>und</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzungen ist<br />

1821 die endgültige Entscheidung für e<strong>in</strong> Projekt Leo von Klenzes gefallen, am<br />

18. 10. 1830 wurde der Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> gelegt, am 18. 10. 1842 der Bau e<strong>in</strong>geweiht,<br />

beide Male große Feste mit zahlreicher Beteiligung der offiziösen Gesellschaft<br />

wie des umwohnenden Volkes.<br />

Das Denkmal ist e<strong>in</strong>e Idee <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Stiftung des Königs, er hat den Bau aus<br />

se<strong>in</strong>em PrivatverE1ögenfiIl~

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