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Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert

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(1901-1906), das weit über se<strong>in</strong>en regionalen Ausstrahlungsbereich h<strong>in</strong>aus<br />

schon bald die "Stellung e<strong>in</strong>es <strong>Nationaldenkmal</strong>s errungen hat"1a6. Das Denkmal<br />

stellt Bist;!:~5~~~J~ ..?l::l1d dar <strong>und</strong> knüpft damit an die deutsche mittelalterliche<br />

Tradition der Rolands-Säulen an. Freilich, es ist <strong>im</strong> Unterschied von<br />

den Vorbildern nicht eigentlich Stadtdenkmal, es liegt isoliert halblandschaftlich<br />

auf e<strong>in</strong>er Anhöhe über dem Hafen, am Aus- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>gang <strong>Deutschland</strong>s<br />

zur Welt, weith<strong>in</strong> sichtbar. Se<strong>in</strong> Raum ist nicht e<strong>in</strong> Platz, sondern wie bei den<br />

Bergdenkmälern<br />

der H<strong>im</strong>mel. Und es hat, abgehoben vom Stadtkern,<br />

e<strong>in</strong>en autonomen Maßstab, es konkurriert, obwohl mit <strong>in</strong>sgesamt 23 m<br />

nicht extrem hoch, durch se<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Ferne wirkende Silhouette mit den<br />

Kirchtürmen der Stadt. Die menschliche Figur ist <strong>in</strong>s Riesenhafte, auf 15 m,<br />

gesteigert <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er monumentalen architektonischen Form stilisiert: Bismarck<br />

ist mit gepanzerter Rüstung umkleidet, die Hände liegen vor der Brust<br />

auf dem Griff des zur Ruhe gestellten Schwertes, von der Schulter fällt e<strong>in</strong><br />

Mantel <strong>in</strong> schweren Falten herab <strong>und</strong> endet <strong>in</strong> zwei am Sockel sitzenden Adlern;<br />

die Figur ruht so <strong>in</strong> ihrer Größe <strong>und</strong> Mächtigkeit ganz <strong>in</strong> sich. Alle<br />

menschlich <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> zeitlich historischen Züge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e übermenschlich<br />

zeitlose Objektivität, ja <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e archaische Starrheit aufgehoben.<br />

Die durchgehaltene vertikale Symmetrie <strong>und</strong> die als Material verwandten Granitquader<br />

verstärken die blockartige, geschlossene Wirkung. Die Statue ist zum<br />

Turm geworden.<br />

Diese Form galt vielen Zeitgenossen als ausgesprochen deutsch. "Schlichtheit<br />

<strong>und</strong> Geschlossenheit", "Wucht <strong>und</strong> Größe" zeichneten das Werk aus, "es ist<br />

das die entschlossene Abkehr von der e<strong>in</strong>gerissenen Veräußerlichung der Kunst,<br />

ihrer Abhängigkeit von der Nachahmung des Fremdländischen <strong>in</strong> Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Gegenwart, das nach Schlichtheit, Innerlichkeit <strong>und</strong> Kraft,<br />

kurz nach e<strong>in</strong>er, manchmal zwar noch etwas ungeschlachten, aber doch ausgesprochen<br />

deutschen Eigenart <strong>in</strong> Wurf <strong>und</strong> Werk"131. Endlich schien e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Denkmal der nationale Gehalt auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er spezifisch nationalen Form<br />

ausgedrückt zu se<strong>in</strong>.<br />

Der politische S<strong>in</strong>n der Denkmalsform war es, die Person Bismarcks <strong>in</strong>s Heldenhafte<br />

<strong>und</strong> Ideale zu steigern, ja ihn zum mythischen Symbol zu erheben<br />

13S • Bisl!tarck war nicht nur, sondern er ist gegenwärtig <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer -<br />

der Hüter

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