mitteilungen 3/13 - Gemeinde Eglisau
mitteilungen 3/13 - Gemeinde Eglisau
mitteilungen 3/13 - Gemeinde Eglisau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
men mit den Familien ihrer Töchter selber.<br />
Seit dem Hirnschlag, den ihr Ehemann im vergangenen<br />
August erlitten hatte, ist dessen<br />
Sprachfähigkeit eingeschränkt. Er kann nur<br />
wenige Worte sprechen, nicht schreiben und<br />
hört nicht gut. Gill Hoffmann fährt ihren<br />
Mann regelmässig in die Logopädie und hofft,<br />
dass er stetig Fortschritt machen wird. Die<br />
beiden unternehmen kurze Spaziergänge von<br />
zehn Minuten. Mehr geht im Moment noch<br />
nicht. Otto Hoffmann ist müde und schläft<br />
viel. Noch im Februar 2012 waren sie zusammen<br />
mit Tochter Marika und Enkel Jonas in<br />
Florida. Diese Reise hat nun eine ganz besondere<br />
Bedeutung für Gill Hoffmann. Zuerst<br />
wollte sie gar nicht mitgehen, weil sie es zu<br />
weit fand. Heute ist sie froh, dass sie gegangen<br />
sind. «Es war wohl unsere letzte weitere<br />
Reise».<br />
«Der ist eigentlich ganz nett»<br />
Gillian Hoffmann ist zusammen mit ihrem<br />
älteren Bruder in Macclesfield in Nordengland<br />
aufgewachsen. Ihr Vater war Leiter eines Textilbetriebes,<br />
ihre Mutter Familienfrau. Gill<br />
wurde im Internat geschult. Mit 19 kam sie<br />
erstmals in die Schweiz, um in Neuenburg<br />
Französisch zu lernen. Nach 10 Monaten flog<br />
sie zurück und beendete in Manchester ihre<br />
Ausbildung an der Handelsschule. Sie wollte<br />
wieder in die Schweiz und suchte eine Stelle.<br />
Eine Firma in Uster bot ihr die Gelegenheit,<br />
als Englisch Korrespondentin zu arbeiten.<br />
Zuhause vermissten die Eltern ihre Tochter<br />
und Gill kehrte zurück – bis ein Angebot der<br />
gleichen Firma sie wieder nach Uster zog. Nun<br />
blieb sie in der Schweiz und lernte durch eine<br />
Bürokollegin 1958 ihren Ehemann kennen. Zu<br />
Viert ging man in die Ferien – mit dem VW<br />
Käfer nach Italien oder zum Skifahren in die<br />
Berge. Als Otto ihre Ski wachste, dachte sie:<br />
«Der ist eigentlich ganz nett». Innerhalb<br />
eines halben Jahres wussten die beiden, dass<br />
sie ihr Leben gemeinsam verbringen wollten.<br />
Sie sparten für die Aussteuer und fanden eine<br />
Wohnung in Zürich. Ihre Eltern akzeptierten<br />
den jungen Mann sofort. Sie hatten keine Vorurteile<br />
gegenüber Ausländern. Gills Eltern<br />
wollten einzig wissen, ob Otto fähig sei, eine<br />
Familie zu ernähren. Er antwortete ihnen:<br />
«Solange ich zwei Hände habe, kann ich für<br />
eine Familie sorgen». Im Mai 1960 heirateten<br />
die beiden. 1962 wurde Tochter Jacky geboren,<br />
1964 Tochter Marika. Gill und Otto Hoffmann<br />
haben drei Enkel. Im kommenden Mai<br />
feiern sie ihren 53. Hochzeitstag.<br />
Unter Todesangst Flucht in den Westen<br />
Otto Hoffmann wurde 1930 in Bielitz im ehemaligen<br />
Schlesien geboren. Sein Vater arbeitete<br />
in der Textilbranche. Im Zweiten Weltkrieg<br />
wurden der Vater und der ältere Bruder<br />
in die Armee eingezogen. Otto war mit zehn<br />
Jahren noch zu jung und blieb bei seiner körperbehinderten<br />
Mutter zurück. Er arbeitete als<br />
Jugendlicher auf einem Bauernhof, litt Hunger<br />
und wurde beim Stehlen von Trocken -<br />
erbsen ertappt und bestraft. Er machte eine<br />
Lehre als Feinmechaniker und schloss hervorragend<br />
ab. Nun wollte er studieren. Doch für<br />
den «Sohn eines deutschen Verräters» war<br />
kein Studienplatz frei. Im Frühjahr 1945 wurde<br />
der Landkreis Bielitz von der Roten Armee<br />
besetzt. Otto Hoffmann und seine Mutter<br />
flüchteten in die Tschechoslowakei und später<br />
nach Quedlinburg in der ehemaligen DDR.<br />
1952 kamen Ottos Vater und Bruder aus der<br />
amerikanischen Gefangenschaft frei.<br />
1952 kam Otto Hoffmann in Untersuchungshaft.<br />
Er hörte gelegentlich den westdeutschen<br />
Radiosender Berlin. Die Familie wurde bespitzelt.<br />
Otto wurde der Prozess gemacht. Er wurde<br />
jedoch nicht verurteilt, sondern man<br />
41