Programmheft [PDF] - Heilbronner Sinfonie Orchester
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ZUR RASCHEN ORIENTIERUNG<br />
Verehrte Konzertbesucher,<br />
drei musikalische Meisterwerke sollen Sie heute „in Sphären wechselnder Gefühle“<br />
versetzen. Von ritueller Totenklage bis zu überschwänglicher Lebensfreude, von<br />
rasanten Holzbläserkapriolen bis zu bedrohlichen Kontrabassklängen, von gregorianischen<br />
Choralzitaten bis zu jüdischer „Freilach“-Ausgelassenheit spannt sich der<br />
Ausdrucksgehalt der drei Kompositionen; religiöse, politische und folkloristische<br />
Musik des 18., 19. und 20. Jahrhunderts umfasst unser heutiges Konzertprogramm –<br />
wir wünschen Ihnen aufregende Hörerlebnisse!<br />
Wolfgang Amadeus Mozart (* 1756 Salzburg, † 1791 Wien): Schon bald nachdem<br />
Mozart 1782 nach Wien gekommen war, nahm er Kontakt zu den Freimaurern auf<br />
und trat 1784 einer Loge bei. In diesem Zusammenhang entstanden auch einige Kompositionen.<br />
Am bedeutendsten ist wohl die Maurerische Trauermusik, die Mozart<br />
1785 für eine Trauerfeier schrieb. Das dreiteilige Adagio zitiert im Mittelabschnitt eine<br />
gregorianische Choralmelodie und endet mit einem tröstlichen C-Dur-Akkord, der freimaurerischen<br />
Tonart des Lichts.<br />
Dmitri Schostakowitsch (* 1906 St. Petersburg, † 1975 Moskau): Der bedeutendste<br />
russische Sinfoniker des 20. Jahrhunderts teilte seine nach dem 2. Weltkrieg entstandenen<br />
Werke in zwei Kategorien ein: Einfache, zugängliche Musik, die sich in Übereinstimmung<br />
mit den Richtlinien des Kreml befand, und komplexe, persönliche Kompositionen, die an<br />
seinen eigenen künstlerischen Standards gemessen werden sollten. Das 1. Violinkonzert<br />
fällt zweifellos in die zweite Kategorie; Schostakowitsch hielt es sieben Jahre unter Verschluss<br />
und wagte die Uraufführung mit David Oistrach als Solisten erst nach Stalins Tod.<br />
Zwei langsame Sätze (der erste, ein stimmungsvolles Notturno, und der dritte, eine ernste<br />
Passacaglia) wechseln sich ab mit zwei schnellen Sätzen (Scherzo und Finale). Zwischen<br />
den Zeilen erfährt man viel über Schostakowitschs Seelenzustand und bekommt eine Ahnung<br />
davon, was es bedeutet, Künstler in einem totalitären Staat zu sein.<br />
Ludwig van Beethoven (* 1770 Bonn, † 1827 Wien): Seine neun <strong>Sinfonie</strong>n sind seit 200<br />
Jahren ein zentraler Bestandteil der abendländischen Kultur, mit seiner 7. <strong>Sinfonie</strong> gelang<br />
ihm einer seiner größten Triumphe zu Lebzeiten. Von Richard Wagner als „Apotheose des<br />
Tanzes“ bezeichnet ist sie weit mehr als das: Ein tönender Kosmos, in dem folkloristische<br />
Ausgelassenheit ebenso ihren Platz hat wie das Echo der Befreiungskriege. Als populärster<br />
Satz hat sich seit der Uraufführung das an zweiter Stelle stehende Allegretto behauptet,<br />
ein trauermarschähnliches Mysterium zwischen zwei rätselhaften Quartsextakkorden.<br />
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