September | Oktober 2013 - Deutsche Post - Philatelie
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Leserbriefe<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Ihre Meinung ist und bleibt uns<br />
wichtig. Bitte haben Sie jedoch dafür<br />
Verständnis, dass wir mangels Zeit<br />
nicht alle Zuschriften beantworten<br />
und aus Platzgründen leider nur<br />
einen Teil – manchmal gekürzt –<br />
abdrucken können. Antworten auf<br />
Ihre Fragen, Anregungen oder Kritik<br />
finden Sie auf dieser Seite.<br />
Unsere Anschrift:<br />
Redaktion postfrisch<br />
Leserbriefe<br />
<strong>Post</strong>fach 901204<br />
33312 Gütersloh<br />
Einzug der Demokratie<br />
Thema: Namensgebung<br />
»Warum und ab wann steht auf<br />
Bayerns alten Briefmarken Freistaat?«<br />
Jannik Wend, Warnemünde<br />
Generell gilt: <strong>Post</strong>wertzeichen sind<br />
immer offizielle hoheitliche Emissionen<br />
des ausgebenden Staates und<br />
die Bezeichnung des Landes findet<br />
sich in der Regel auf den Briefmarken.<br />
So auch im Falle Bayerns, das<br />
als erster Staat in Deutschland<br />
eigene Briefmarken ausgab: von 1849<br />
bis 1920, als die bayerischen Briefmarken<br />
durch Ausgaben des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Reichs abgelöst wurden.<br />
Die bayerischen Briefmarken trugen<br />
in der Zeit des Königreichs<br />
lediglich den<br />
Staatsnamen Bayern.<br />
Nach der Absetzung<br />
König Ludwigs III. wurde<br />
Bayern zum Freistaat<br />
ausgerufen, also einem<br />
Bayern<br />
MiNr. 117<br />
Bayern<br />
MiNr. 152<br />
Staat, der von keinem<br />
Monarchen regiert wird,<br />
kurz: einer Republik.<br />
Für kurze Zeit hatten<br />
in Bayern sozialistische<br />
Kräfte die Oberhand<br />
und es kam zur Gründung<br />
einer Räterepublik.<br />
Dies dokumentieren<br />
Briefmarkenausgaben<br />
von 1919, die mit dem<br />
nachträglichen Aufdruck »Volksstaat«<br />
versehen wurden. Wenige Wochen<br />
darauf wurde die Räterepublik<br />
blutig niedergeschlagen und konservative<br />
Kräfte setzten sich durch. Ab<br />
diesem Zeitpunkt stand auf den<br />
Briefmarken »Freistaat Bayern« und<br />
schließlich wieder nur »Bayern«.<br />
Wann war das erste Mal?<br />
Thema: Jahrbücher<br />
»Ich bin im Internet-Shop der <strong>Post</strong><br />
auf das Angebot von Jahrbüchern<br />
gestoßen. Seit wann erscheinen in<br />
Deutschland Jahrbücher?«<br />
Adriane Alshuth, per E-Mail<br />
Jahrbücher sind Sammlungen aller<br />
Sonderpostwertzeichen eines<br />
Jahres. Das erste Jahrbuch zu Briefmarken<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
erschien 1973. Auch die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Post</strong> der DDR gab Jahrbücher<br />
heraus – das erste 1984, das letzte<br />
1990. In den Jahrbüchern der Bundesrepublik<br />
sind die Briefmarken in<br />
postfrischer Erhaltung in Klemmta-<br />
Ganz schön irritierend<br />
Thema: <strong>Post</strong>alische Irrläufer?<br />
»Vor einigen Tagen sah ich eine historische<br />
<strong>Post</strong>karte mit dem postalischen<br />
Vermerk Irrläufer. Was genau<br />
ist ein Irrläufer?«<br />
Constanze Alfe, Dinslaken<br />
schen geschützt. Erläuterungen und<br />
technische Angaben geben Aufschluss<br />
über Ausgabeanlass und Motiv jeder<br />
einzelnen Ausgabe. Die Bücher im<br />
Format A5 und im gleichbleibenden<br />
Design lassen sich zu einer attraktiven<br />
Sammlung zusammenstellen.<br />
Bei einem Irrläufer handelt es sich<br />
im postalischen Fall um eine Sendung,<br />
die einem falschen Empfänger<br />
zugestellt wurde oder an einen falschen<br />
Bestimmungsort gelangte, was<br />
sich zumeist anhand von Stempeln<br />
oder auch handschriftlichen Vermerken<br />
nachvollziehen lässt.<br />
Ein philatelistisch interessantes<br />
Beispiel ist die unten abgebildete<br />
<strong>Post</strong>karte, die am 31. Dezember 1895<br />
aus Neunkirchen versandt wurde.<br />
Sie zeigt zudem, wie aufwendig die<br />
<strong>Post</strong> schon vor mehr als 100 Jahren<br />
alles daransetzte, eine <strong>Post</strong>sendung<br />
auch bei unklarer Adressierung<br />
zuzustellen. Gerichtet war die Karte<br />
an einen Karl Wörner in Fauerbach<br />
bei Friedberg in Hessen. Der Neunkirchener<br />
Abgangsstempel ist auf<br />
den 31. Dezember 1895 datiert und<br />
der Rundstempel darunter bezeugt<br />
den Eingang am 1. Januar 1896<br />
in Nidda. Am 2. Januar erhielt die<br />
Karte in Nidda einen Abgangsstempel<br />
und gelangte nach Butzbach<br />
(Eingang 3. Januar). Aus Butzbach<br />
ging die Reise am 4. Januar weiter<br />
zurück nach Neunkirchen, wo sie am<br />
6. Januar eintraf, wie der Stempelabdruck<br />
im linken Teil der Karte<br />
dokumentiert. Zu den Schwierigkeiten<br />
kam es, weil es in der Umgebung<br />
Friedbergs zwei Fauerbachs gibt –<br />
eines in der Nähe von Nidda und das<br />
zweite näher bei Butzbach. Den<br />
Beamten in beiden Ämtern war ein<br />
Karl Wörner nicht bekannt, was sie<br />
handschriftlich vermerkten: »Adressat<br />
... unbekannt«. Sie übersahen,<br />
dass ein drittes Fauerbach gemeint<br />
war, ein damals schon eingemeindeter<br />
Stadtteil Friedbergs. Und so<br />
gelangte der Neujahrsgruß nach<br />
einer wahren Odyssee wieder zurück<br />
zum Absender.<br />
Ein Irrläufer aus<br />
der Zeit Ende des<br />
19. Jahrhunderts,<br />
der nach einer<br />
Odyssee durch<br />
Hessen wieder zum<br />
Absender zurückkehrte<br />
– philatelistisch<br />
gesehen ein<br />
Glücksfall.