Kurier 7/8 2013 - BDH Bundesverband Rehabilitation
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Finanzspritze für deutsche Kliniken<br />
••• Ziel muss eine optimale<br />
klinische Versorgung sein<br />
Viele deutsche Kliniken stecken tief in den roten Zahlen. Betriebskostensteigerungen, hohe<br />
Tarifabschlüsse und die Energiewende sind nur drei Aspekte, die den Trägern zu schaffen<br />
machen. Die Krankenkassen gaben im letzten Jahr 62,5 Milliarden Euro allein für Klinikbehandlungen<br />
aus.<br />
Aktuelles<br />
Der demografische Wandel wirft einen<br />
immer weiteren Schatten auf<br />
das deutsche Gesundheitswesen.<br />
In der Kälte dieses Schattens<br />
dominiert der Sparzwang den Klinikalltag.<br />
Die Bundesregierung reagierte<br />
mit einem Appell an die Landespolitik,<br />
ihr Engagement zu erhöhen.<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Daniel Bahr (FDP) rief die Länder<br />
auf „… ihren Verpflichtungen bei<br />
der Investitionsfinanzierung nachzukommen.“<br />
Schließlich seien die<br />
Bundesländer ressortbedingt für<br />
Gebäude und Gerät zuständig.<br />
Gleichzeitig stellte die Bundesregierung<br />
den Kliniken 1,1 Milliarden<br />
Euro zusätzliche Finanzhilfen für<br />
<strong>2013</strong> und 2014 aus Mitteln der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
zur Verfügung. Ziel sei es, die Klinikinfektionen<br />
einzudämmen und die<br />
Personalausstattung zu verbessern.<br />
Die zusätzlichen Mittel sollen<br />
helfen, Hygienepersonal einzustellen<br />
und Stellen für Pflegefachkräfte<br />
und Fachärzte zu finanzieren.<br />
• Kleines Maßnahmenpaket<br />
soll Entlastung bringen<br />
Ein Problem wurde erkannt: Mit finanziellen<br />
Zuschlägen wird künftig<br />
die doppelte Degression eingedämmt.<br />
Diese führt bislang zu sinkenden<br />
Preisen für Klinikleistungen,<br />
wenn Krankenhäuser zusätzliche<br />
Patienten versorgen. Ein weiteres<br />
Problem der alten Regelung<br />
liegt darin, dass Krankenhäuser<br />
desselben Bundeslandes für die<br />
höhere Patientenzahl dieser Krankenhäuser<br />
gleichermaßen durch<br />
sinkende Entgelte „bestraft werden“.<br />
An dieser Stelle blieb die Politik<br />
Antworten schuldig. Gesundheitsminister<br />
Bahr unterstrich den<br />
Regierungswillen, der wachsenden<br />
Zahl von Operationen begegnen zu<br />
wollen, verwies in diesem Zusammenhang<br />
allerdings auf einen mittelfristigen<br />
Fahrplan. Die zusätzlichen<br />
Mittel wirken dennoch wie der<br />
berühmte Tropfen auf dem heißen<br />
Stein.<br />
Kliniken auf dem Land mit Problemen<br />
Die finanzielle Situation deutscher Kliniken stellt sich in diesen Tagen vor<br />
allem im ländlichen Bereich als kompliziert dar. So musste im vergangenen<br />
Jahr im Referenzland Nordrhein-Westfalen jede zweite Klinik ein negatives<br />
Ergebnis realisieren. Die Ausgangslage erschüttere die wohnortnahe Klinikversorgung<br />
der Patienten in ihren Grundfesten, so Experten. Der Krankenhausrahmenplan<br />
für NRW werde diese Problemlage eher noch verschärfen,<br />
da er eine Reduktion der Zahl der Krankenhausbetten um 10.000<br />
vorsieht. Gesundheitsökonomen sprechen von einem deutschlandweiten<br />
Umstrukturierungsbedarf, der etwa 7,5 Milliarden Euro in Anspruch nehme.<br />
Nach wie vor bestehe zudem die Gefahr, dass jede fünfte Klinik ihre Intensivstationen<br />
schließen müsste, um dem Kostendruck nach Maßgabe des<br />
Rahmenplanes zu begegnen.<br />
<strong>BDH</strong>-<strong>Kurier</strong> 7/8 <strong>2013</strong><br />
• „Finanz-Feuerwehr“<br />
wird nicht ausreichen<br />
Die Klinikhilfen waren als Sofortmaßnahme<br />
notwendig, müssen<br />
dennoch auf lange Sicht durch Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
und einer<br />
neuen „Finanzierungsinfrastruktur“<br />
untermauert werden. Die<br />
Krankenhäuser stehen erheblichen<br />
Kostensteigerungen gegenüber.<br />
Trotz der Tarifausgleichsrate tragen<br />
die Kliniken 25 Prozent der jüngsten<br />
Tarifsteigerung und leiden besonders<br />
unter der Teuerung der<br />
Energiepreise. Gerade der Anachronismus,<br />
dass steigende Patientenzahlen<br />
zu sinkenden Vergütungen<br />
je Patient bei Krankenhäusern<br />
des gesamten Bundeslandes führen,<br />
gehört auf den Prüfstand. Er<br />
macht die Kliniken zu Opfern des<br />
demografischen Wandels und verhindert<br />
einen bedarfsgerechten<br />
Umbau des Gesundheitswesens.<br />
Dass auf lange Sicht eine deutliche<br />
Erhöhung der Mittel für das Gesundheitswesen<br />
nötig sein werden,<br />
dürfte sich inzwischen auch in Berlin<br />
herumgesprochen haben.<br />
Intensive medizinische<br />
und therapeutische<br />
Betreuung erfordern<br />
stärkeres Engagement<br />
und eine Aufstockung<br />
der Budgets.<br />
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