Kurier 7/8 2013 - BDH Bundesverband Rehabilitation
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Landesdelegiertentag Nordrhein-Westfalen<br />
••• Kampf gegen das Vergessen<br />
Forumsveranstaltung klärte viele Fragen zur Demenz<br />
Sie sind zwar in der Regel nicht allein, fühlen sich aber während ihrer emotionalen Achterbahnfahrt zumeist<br />
einsam. Demenzkranke Menschen zählen zu den Patienten mit hohem Pflegeaufwand und individuellem<br />
Betreuungsbedarf. Doch die verschiedenen Krankheitsbilder sind uns nach wie vor fremd. Die<br />
bekannten Fälle von Rudi Assauer und Gunter Sachs rüttelten eine bislang passive Öffentlichkeit wach.<br />
<strong>BDH</strong>-Aktuell<br />
Theo Bahr (vorne) begrüßte den Mindenener Bürgermeister<br />
Michael Buhre (2.v.r.) und Landrat Dr. Ralf<br />
Niermann (links daneben) zum öffentlichen Forum.<br />
Eine gute Tradition fand am Samstagvormittag<br />
ihre Fortsetzung. Das öffentliche<br />
<strong>BDH</strong>-Forum bot Delegierten und<br />
Gästen einen umfassenden Zugang<br />
zum Themenkomplex dementieller Erkrankungen,<br />
unter denen die Alzheimer-<br />
Krankheit hauptursächlich zu den dargestellten<br />
Symptomen führt. Im Ständersaal<br />
des traditionsreichen Mindener<br />
Preußen-Museums begrüßte NRW-Landesverbandsvorsitzender<br />
Theo Bahr ein<br />
interessiertes Publikum und betonte die<br />
Dringlichkeit der Sensibilisierung einer<br />
breiten Öffentlichkeit für die Demenz als<br />
Volkskrankheit. Ziel müsse es sein, politischen<br />
Druck ausüben zu können und<br />
Rahmenbedingungen für Betroffene zu<br />
optimieren. Angesichts volkswirtschaftlicher<br />
Kosten dementieller Erkrankungen,<br />
die gegenwärtig eine Höhe von 40 Milliarden<br />
Euro im Jahr spielend überschreiten,<br />
wächst der Handlungsdruck auf alle<br />
Beteiligten, wobei Behandlungskosten<br />
im Einzelfalle schnell einen Betrag von<br />
50.000 Euro erreichen können.<br />
• Netzwerke fördern -<br />
Barrieren einreißen<br />
Mit dem Mindener Bürgermeister Michael<br />
Buhre und Landrat Dr. Ralf Niermann<br />
bekannten sich auch Politik und Verwaltung<br />
zur wachsenden Bedeutung sozia-<br />
<strong>BDH</strong>-<strong>Kurier</strong> 7/8 <strong>2013</strong><br />
ler Netzwerke und Selbsthilfegruppen.<br />
Getreu dem Motto: Gemeinsam lässt<br />
sich mehr bewegen, ließen beide in ihren<br />
Grußworten keinen Zweifel daran,<br />
dass Bewegung in die Organisation lokaler<br />
Betreuungsangebote kommen<br />
müsse, wobei den Kommunen die Aufgabe<br />
zukomme, bürokratische Hürden<br />
einzureißen und als Scharnier zwischen<br />
Bund - und Länderaktivitäten an praxisnahen<br />
Hilfestellungen zu arbeiten. Der<br />
Bedarf ist auch in der Region spürbar,<br />
leben doch bereits heute mehr als<br />
10.000 Demenzkranke im Landkreis<br />
Minden-Lübbecke. Einen grundsätzlichen<br />
Appell richtete <strong>BDH</strong>-Bundesvorsitzende<br />
Ilse Müller an die Politik, sich angesichts<br />
der Probleme Betroffener aufgeschlossen<br />
zu zeigen und an der Realisation<br />
eines bundesweiten Netzwerks<br />
aus Pflegestützpunkten und umfassenden<br />
Beratungsangeboten zu feilen. Das<br />
abschließende, bewegende Gedicht,<br />
handelnd von der emotionalen Achterbahnfahrt<br />
Demenzkranker, war nicht<br />
falsch zu verstehen: Schluss mit politischer<br />
Prosa – es ist Zeit, etwas für die<br />
Menschen zu tun und zu handeln!<br />
Allianz für Menschen mit Demenz<br />
Tränenreicher Abschied nach über 40 Jahren in Diensten<br />
des <strong>BDH</strong>: Irma Rudert (2.v.r.) wurde mit stehenden<br />
Ovationen verabschiedet.<br />
• Medizin und Betreuung gehen<br />
Hand in Hand<br />
Das öffentliche Forum bot Fachreferenten<br />
aus den Reihen des <strong>BDH</strong> die Gelegenheit,<br />
aus der Praxis zu berichten und<br />
Tipps für den Alltag auf den Weg zu<br />
bringen. Dr. med. Raimund Weber, Ärztlicher<br />
Direktor der <strong>BDH</strong>-Klinik Vallendar<br />
und Jörg Biebrach, Pflegedienstleiter<br />
der Klinik, vertieften den Themenbereich<br />
anschaulich und beschritten in ihren<br />
Vorträgen Wege, die Besonderheiten<br />
und therapeutischen Potenziale de-<br />
Politik verheddert sich häufig in den Fängen der Symbolpolitik. Das demografische Problem<br />
der Demenz, die auf dem Wege zur Volkskrankheit ist, fordert von der Politik konkretes Handeln,<br />
keine Lippenbekenntnisse. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr nutzte den Demografie-Gipfel<br />
im vergangenen Jahr, eine „Allianz für Menschen mit Demenz“ vorzustellen.<br />
Die Mitglieder der Allianz, neben zuständigen Bundesministerien sind es Ländervertretungen,<br />
Verbände und Fachorganisationen, haben sich vorgenommen, bis zum Ende des Jahres<br />
<strong>2013</strong> konkrete Instrumente und Strategien zu beschließen, um Betroffenen und Angehörigen<br />
effektivere Hilfestellungen zu bieten. Zum Jahresbeginn kam die Politik dann in Bewegung.<br />
Das sog. „Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG)“ gewährt Menschen mit Betreuungsbedarf<br />
ohne Pflegestufe Pflegegeld und Sachleistungen. Der große Wurf der Neudefinition<br />
der Pflegebedürftigkeit blieb jedoch aus. Nach wie vor ist die Pflegebedürftigkeit an<br />
die Notwendigkeit körperlicher Pflege gebunden. Dennoch bleibt unter dem Strich eine kleine<br />
Unterstützung für Demenzkranke ohne Pflegestufe.<br />
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