November 2013 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
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Ein Stichwort – Kirchenasyl<br />
Kirchenasyl ist die zeitlich<br />
befristete Aufnahme<br />
von Flüchtlingen, die<br />
unmittelbar von der Abschiebung<br />
bedroht sind<br />
und denen bei Abschiebung<br />
Folter und Tod<br />
drohen oder für die mit einer Abschiebung<br />
nicht hinnehmbare soziale, inhumane<br />
Härten verbunden wären.<br />
<strong>Kirchengemeinde</strong>n entscheiden sich, eine<br />
Einzelperson oder Familie unter ihren<br />
Schutz zu stellen, wenn sie meinen, dass<br />
eine Abschiebung unmenschlich auch im<br />
Sinne des deutschen Asylrechts ist. Flüchtlinge<br />
können im Rahmen des Verfahrens<br />
nicht immer alle wichtigen Gründe für<br />
ihre Flucht einbringen. Das kann z.B. daran<br />
liegen, dass sie traumatisiert sind und<br />
darum bei Anhörungen durch Verwaltungsbeamte,<br />
zu denen sie kein Vertrauen<br />
fassen konnten, ihre persönliche Geschichte<br />
nicht erzählt haben.<br />
Eine <strong>Kirchengemeinde</strong> überlegt sich im<br />
Einzelfall, ob sie sich für einen Flüchtling<br />
oder eine Flüchtlingsfamilie einsetzen<br />
will, nachdem sie die betroffenen Personen<br />
und ihre Geschichten kennen gelernt<br />
hat. Der Gemeindekirchenrat entscheidet<br />
sich, Kirchenasyl zu gewähren, wenn die<br />
Mitglieder es nicht mit ihrem christlichen<br />
Gewissen vereinbaren können, dass die<br />
betroffenen Menschen abgeschoben werden.<br />
Es gelten die Rechtsnormen<br />
der Verfassung.<br />
Gleichzeitig gibt es die<br />
Erfahrung, dass auch<br />
staatliches Handeln im<br />
Einzelfall fundamentale<br />
Rechtsnormen übersehen<br />
oder gar missachten kann. In über<br />
75% der Kirchenasyl-Fälle wurde eine<br />
rechtliche Lösung gefunden, die Flüchtlinge<br />
vor menschenrechtswidrigen Härten<br />
und Gefahr für Leib und Leben bewahrte.<br />
Die <strong>Kirchengemeinde</strong> wird zum Schutzraum,<br />
in dem Zeit gewonnen wird, alle<br />
rechtlichen, sozialen und humanitären<br />
Gesichtspunkte zu bedenken. In dieser<br />
Zeit gibt es für die Gemeinde zwei Aufgaben:<br />
1. Im Kontakt mit Anwälten, Therapeuten<br />
und Behörden das Verfahren<br />
zu betreiben. Dabei wird die<br />
Gemeinde vom Verein Asyl in der<br />
Kirche und dem Migrationsbeauftragten<br />
der Landeskirche und anderen<br />
beraten.<br />
2. Den Menschen Gastgeber zu sein,<br />
ihnen Wohnraum und Lebensmittel<br />
zu geben und ihnen im Alltag zur<br />
Seite zu stehen. Dabei kann die Gemeinde<br />
praktische und finanzielle<br />
Unterstützung in anderen Gemeinden<br />
des Kirchenkreises suchen.<br />
Der erste Schritt nach der Aufnahme ist,<br />
der Ausländerbehörde mitzuteilen, dass<br />
eine Person oder Familie im Kirchenasyl<br />
aufgenommen wird. Kirchenasyl bedeutet<br />
also nicht, Menschen zu verstecken.<br />
-10- <strong>November</strong> <strong>2013</strong>