16.01.2014 Aufrufe

KOMpass – Ausgabe 5 / 2. Quartal 2012

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

den Wind gereimt<br />

Nazim Hikmet <strong>–</strong> Das Leben eines türkischen Dichters, Lyrikers und<br />

Schriftstellers im Exil<br />

Die Türkei, ein Land mit vielen Offenbarungen in jegliche<br />

Hinsicht. Auf diesem Boden gedeihen die schönsten Exemplare<br />

des Lebens, der Kunst, jedoch können diese ihre weitere<br />

Entfaltung nur sehr schwer oder gar nur aus dem Ausland<br />

frei ausleben. Die Rede ist hier von den ins Exilleben hinaus<br />

gedrängten Dichtern, Lyrikern und Schriftstellern. Seit der<br />

Gründung der Republik Türkei bekämpft das Land die Stimme<br />

der inneren Kritik, welche sich auch in der Dichtung und<br />

Lyrik auslebt, mit Mitteln und Methoden, die einer freien<br />

Demokratie fern sind. Jedoch solange die leiseste Hoffnung<br />

besteht, solange die Hand noch schreibt und das Gehirn noch<br />

denkt, werden weiterhin die Gedanken auf zahllose Papiere,<br />

mit der Tinte, die den Kreislauf des Dichters und Lyrikers<br />

vom Gehirn zum Papier darstellt, fließen.<br />

Hierzu möchten wir an Nazim Hikmet gedenken, welcher sein<br />

Leben im Exil verbrachte und von dort aus eifrig und mit viel<br />

Hoffnung schrieb.<br />

Nazim Hikmet ist der bekannteste türkische Lyriker innerhalb<br />

und außerhalb des Landes. Der am 20.1.1902 in Saloniki<br />

geborene Sohn eines Paschas war zunächst Anhänger des türkischen<br />

Nationalismus, wandte sich aber rasch davon ab, als er<br />

die blutigen Auswirkungen erkannte und wurde zur Symbolfigur<br />

der demokratischen Bewegungen.<br />

1921-24 studiert Hikmet in Moskau, wo er von Wladimir Majakowskij<br />

entscheidend beeinflusst wird.<br />

Durch den Einsatz von reimlosen Zeilen im Blankvers bricht<br />

Hikmet mit den Traditionen der türkischen Lyrik. 1938 wird<br />

Hikmet zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Bis 1965 sind seine<br />

Werke in der Türkei verboten und werden ausschließlich<br />

im Ausland gedruckt und unter der Hand verbreitet. In der<br />

Haft arbeitet Hikmet<br />

an seinem Hauptwerk<br />

„Ansichten der Menschen<br />

in meinem Heimatland“.<br />

Erst 1950<br />

wird der Dichter nach<br />

internationalen Protesten<br />

freigelassen, kurz<br />

danach zum Militär<br />

einberufen und erhält<br />

gleichzeitig mit der<br />

Einberufung Morddrohungen. Hikmet flieht mit einem Ruderboot<br />

übers Schwarze Meer und wird von einem rumänischen<br />

Frachter aufgenommen. 1963 Nazim Hikmet stirbt im Alter<br />

von 61 Jahren am 3. Juni 1963 im Moskauer Exil.<br />

Leben<br />

Leben wie ein Baum<br />

einzeln und frei<br />

und brüderlich<br />

wie ein Wald<br />

das ist<br />

unsere Sehnsucht<br />

Heute ist Sonntag<br />

Heute haben sie mich das erste Mal<br />

in die Sonne hinausgelassen.<br />

Ich bin das erste mal in meinem Leben<br />

so sehr verwundert darüber<br />

das der Himmel so sehr weit weg von mir ist<br />

so sehr blau ist<br />

so sehr großflächig ist<br />

ohne mich zu rühren stand ich da.<br />

Danach setze ich mich mit Ehrfurcht auf die Erde,<br />

meinen Rücken lehnte ich an die Wand.<br />

In diesem Moment dachte ich weder an<br />

das Fallen der Wellen,<br />

noch an Streit,<br />

noch Freiheit, noch an meine Frau.<br />

Die Erde, die Sonne und ich...<br />

Ich bin überglücklich...

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!