Numerische Simulation der laminar-turbulenten Transition an einem ...
Numerische Simulation der laminar-turbulenten Transition an einem ...
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Mitteilung<br />
Projektgruppe / Fachkreis: <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>, Laminarhaltung<br />
<strong>Numerische</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong> <strong>laminar</strong>-<strong>turbulenten</strong> <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong> <strong>an</strong> <strong>einem</strong> Delfin<br />
unter Verwendung des γ-Re θ -<strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>smodells<br />
Donald Riedeberger, Ulrich Rist<br />
Institut für Aerodynamik und Gasdynamik (IAG) – Universität Stuttgart,<br />
Pfaffenwaldring 21, 70550 Stuttgart, nachname@iag.uni-stuttgart.de<br />
Motivation<br />
Seit <strong>der</strong> Formulierung von Grays Paradoxon [1] über die außergewöhnlichen Leistungen in<br />
<strong>der</strong> Schwimmgeschwindigkeit des Delfins bildet dieses marine Lebewesen die<br />
Inspirationsquelle vielerlei Möglichkeiten zur Strömungsbeeinflussung. Auch wenn diese<br />
nach neuesten Erkenntnissen beim Delfin nicht zwingend vorh<strong>an</strong>den sein müssen um<br />
dessen Schwimmfähigkeiten zu begründen [2], so sind tr<strong>an</strong>sitionsverzögernde Mech<strong>an</strong>ismen<br />
wie nachgiebige W<strong>an</strong>dstrukturen (compli<strong>an</strong>t walls) Objekt <strong>der</strong> aktuellen Forschung in <strong>der</strong><br />
Aerodynamik. Um das Potential solcher tr<strong>an</strong>sitionsbeeinflussenden Mech<strong>an</strong>ismen am Delfin<br />
abzuschätzen, sowie Verbindungen zur Lage <strong>der</strong> Hautstrukturen am Delfin zu finden, ist<br />
zunächst das Strömungsbild um eine steife Körpergeometrie des gemeinen Delfins<br />
(delphinus delfis) nötig. Diese stationäre <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>slage soll zunächst ermittelt werden,<br />
bevor eine mögliche Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>dsreduzierung abgeschätzt werden k<strong>an</strong>n.<br />
<strong>Numerische</strong> Modellierung<br />
Neben dem Ansatz <strong>der</strong> Reynolds-gemittelten Navier-Stokes Gleichungen (RANS) zur<br />
Lösung <strong>der</strong> stationären, <strong>turbulenten</strong> Strömung verbunden mit <strong>einem</strong> Wirbelviskositätsmodell<br />
(Menter SST-k-ω) wurde in dieser Arbeit ein Zweigleichungs-<strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>smodell eingesetzt.<br />
Dieses, von Menter und L<strong>an</strong>gtry [3] entwickelte Modell ermittelt den <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>sbeginn<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer mit <strong>der</strong> Impulsverlustdicke gebildeten Reynoldszahl. Diese Reynoldszahl wird<br />
aus empirischen Korrelationen (Abu-Gh<strong>an</strong>nam und Shaw) im Freistrom bestimmt und über<br />
eine Tr<strong>an</strong>sportgleichung in die Grenzschicht diffundiert um ein rein lokales Modell zu<br />
erhalten, das nicht auf Referenzierung von Werten außerhalb <strong>der</strong> Grenzschicht <strong>an</strong>gewiesen<br />
ist. Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> als kritisch ermittelten <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>s-Reyoldszahl wird d<strong>an</strong>n lokal eine<br />
Intermittenzvariable γ schrittweise hinzugeschaltet, die den Produktionsterm des<br />
Turbulenzmodelles aktiviert. Über zusätzliche, Modell-interne Korrelationen wird die Position<br />
des Turbulenz<strong>an</strong>stiegs sowie die <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>slänge eingebunden, wodurch eine vollständige<br />
<strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>smodellierung möglich ist.<br />
In <strong>der</strong> hier durchgeführten Untersuchung wurde die vorgen<strong>an</strong>nte Modellierung bereits im<br />
Strömungslöser STAR-CCM+ 5.04. vorgefunden und nach Evaluierungen <strong>an</strong> ebener Platte<br />
und axialsymmetrischer Luftschiffgeometrie <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. Die bestehende CAD-Geometrie<br />
des Delfinmodells wurde in unstrukturierter Weise (polyhedrale Zellvolumina) vernetzt.<br />
Hierbei wurde die Auflösung in Strömungsrichtung mit mindestens 100 Zellen entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
charakteristischen Körperlänge gewählt. Die w<strong>an</strong>dnächsten Zellen erreichten dimensionslose<br />
w<strong>an</strong>dnormale Abstände O(y + )=1 und kleiner – nötig um verlässliche <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>sdaten aus<br />
dem verwendeten Modell zu gewinnen.<br />
Ergebnisse<br />
Für inkompressible Wasserströmung um ein steifes Delfin-Modell wurden Renoldszahlen im<br />
Bereich von Re L=0,54·10 ⁶ bis ReL=5,4·10 ⁶ her<strong>an</strong>gezogen, was Schwimmgeschwindigkeiten<br />
von 0,25 bis 2,5 m/s entspricht. Letztgen<strong>an</strong>nte entspricht dabei nahezu <strong>der</strong> von dieser<br />
Gattung bek<strong>an</strong>nten, durchschnittlichen Schwimmgeschwindigkeit auf l<strong>an</strong>ger Strecke [4]. In<br />
<strong>der</strong> Visualisierung <strong>der</strong> <strong>turbulenten</strong> kinetischen Energie entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Delfinoberfläche in<br />
Abbildung 1 zeigt sich die Reynoldszahl-bedingte Verschiebung <strong>der</strong> <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>slage<br />
stromaufwärts für steigende Anströmgeschwindigkeiten. Der Bereich des Wechsels von<br />
negativem zu steigendem Druckgradient ist dabei in <strong>der</strong> obersten Darstellung visualisiert und<br />
liegt in <strong>der</strong> Verbindungslinie von pectoraler und dorsaler Flosse.<br />
STAB
Erkennbar sind zusätzlich die<br />
früh <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong> auslösenden<br />
Oberflächenmerkmale wie die<br />
Augenpartie und <strong>der</strong> untere,<br />
vor<strong>der</strong>e Rumpfbereich <strong>der</strong><br />
stark von Wirbelstrukturen <strong>der</strong><br />
Schnauze beeinflusst wird.<br />
Ähnlich <strong>der</strong> steigenden<br />
Reynoldszahl verschieben<br />
auch höhere Turbulenzgrade<br />
die <strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>slinie am Körper<br />
stromauf (hier nicht dargestellt).<br />
Da auch die Flossen<br />
hinreichend aufgelöst wurden,<br />
konnte ein Ablösungs-induziertes<br />
<strong>Tr<strong>an</strong>sition</strong>sverhalten auf<br />
allen drei Flossenarten im<br />
hiesigen Reynoldszahlbereich<br />
nachgewiesen werden.<br />
Zusammenfassung, Ausblick<br />
Bei einer Geschwindigkeit von<br />
2,5 m/s sind weite Teile des<br />
Körpers turbulent umströmt,<br />
weshalb von <strong>einem</strong> großen<br />
Potential für Laminarhaltungstechniken<br />
<strong>der</strong> Delfinhaut<br />
ausgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n.<br />
Abb. 1: Turbulente kinetische Energie k für Anströmgeschwindigkeiten<br />
von u=0.25 (oben), 1.0 (mitte) und 2.5 m/s<br />
(unten), Tu=1% Turbulenzgrad; oberste Darstellung mit<br />
Kennzeichnung des c p Minimums (gepunktet c p = -0,15,<br />
durchgezogen c p = -0,25)<br />
Im weiteren Verlauf sollen Bereiche im Rechengitter definiert werden, die die<br />
Turbulenzgeneration künstlich unterdrücken und so eine genaue Qu<strong>an</strong>tifizierung <strong>der</strong><br />
möglichen Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>dsreduzierung durch Laminarisierungstechniken ermöglichen.<br />
Außerdem sind die Strömungszustände weiterer, schnell schwimmen<strong>der</strong> mariner<br />
Delfinverw<strong>an</strong>dter Forschungsschwerpunkt von Dr V. Pavlov welcher auch die Anordnung <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong>malen Strukturen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g weiter auf ihre Wechelwirkung mit <strong>der</strong><br />
Strömung untersucht. Idealerweise wären weitere Erkenntnisse über die Turbulenzgrade <strong>der</strong><br />
marinen Umgebung sowie experimentelle Schwimmdaten wünschenswerte Beiträge um ein<br />
genaueres Bild des beschriebenen Problems erhalten zu können.<br />
D<strong>an</strong>ksagungen<br />
Für die zum Erfolg <strong>der</strong> Arbeit notwendige Unterstützung bed<strong>an</strong>ken sich die Autoren bei<br />
Vadim V. Pavlov <strong>der</strong> freundlicherweise die CAD-Geometrie des Delfinmodells DIXIE zur<br />
Verfügung stellte, auf <strong>der</strong> die <strong>Simulation</strong>en beruhten. Überdies wurde im Rahmen des<br />
Projekts LAMTUR Rechenzeit auf dem Höchstleistungs-Rechenzentrum-Stuttgart (HLRS) in<br />
Anspruch genommen, für die sich <strong>an</strong> dieser Stelle bed<strong>an</strong>kt wird.<br />
Literatur<br />
[1] J. Gray. Studies in <strong>an</strong>imal locomotion: Vi. the propulsive powers of the dolphin. Journal of<br />
Experimental Biology, 13:192–199, 1936.<br />
[2] F. E. Fish. The myth <strong>an</strong>d reality of gray’s paradox: implication of dolphin drag reduction<br />
for technology. Bioinspiration & Biomimetics, 1(2):R17– R25, 2006.<br />
[3] R. B. L<strong>an</strong>gtry <strong>an</strong>d F. R. Menter. Correlation-based tr<strong>an</strong>sition modeling for unstructured<br />
parallelized computational fluid dynamics codes. AIAA JOURNAL, 47(12):2894–2906,<br />
December 2009.<br />
[4] Rohr , J. J., Fish , F. E., AND Gilpatrick J R ., J. W. Maximum swim speeds of<br />
captive <strong>an</strong>d free-r<strong>an</strong>ging delphinids: critical <strong>an</strong>alysis of extraordinary perform<strong>an</strong>ce. Marine<br />
Mammal Science 18, 1 (2002), 1–19.<br />
[5] Pavlov, V. V. Dolphin skin as a natural <strong>an</strong>isotropic compli<strong>an</strong>t wall. Institute of Physics<br />
Publishing: Bioinspiration & Biomimetics 1 (2006), 31–40.<br />
STAB